MfS und SED im Bezirk Karl-Marx-Stadt zur Wendezeit

Alle Themen die eine Bezug zur Wende und Grenzöffnung haben. Persönliche Erlebnisse, Gedanken aus dieser Zeit, Dokumente und ähnliches.

Re: MfS und SED im Bezirk Karl-Marx-Stadt zur Wendezeit

Beitragvon augenzeuge » 24. November 2019, 13:50

Nostalgiker hat geschrieben:In solch einem Fahrzeug sitzend


Na siehste. Wars schlimm? Ich stelle fest, eindeutig privilegiert. [grin]

AZ
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Re: MfS und SED im Bezirk Karl-Marx-Stadt zur Wendezeit

Beitragvon Nostalgiker » 24. November 2019, 14:07

Ironie kommt auch nur bei dir vor [zunge]
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

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Re: MfS und SED im Bezirk Karl-Marx-Stadt zur Wendezeit

Beitragvon zonenhasser » 24. November 2019, 14:09

Nostalgiker hat geschrieben:In solch einem Fahrzeug sitzend habe ich auch selten die Nummernschilder außen gesehen wenn ich mich zu diversen Ministerratskantinen chauffieren ließ.
Bild
Das war der Sammeltransport wo Du auf dem Beifahrersitz sitzt.
Die “Rote Fahne” schrieb noch “wir werden siegen”, da hatte ich mein Geld schon in der Schweiz.
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Re: MfS und SED im Bezirk Karl-Marx-Stadt zur Wendezeit

Beitragvon zoll » 24. November 2019, 14:28

Nostalgiker hat geschrieben:Merkur, du wirst doch nicht etwa das photographische Gedächtnis des wertvollen Zeitzeugens Volker Zottmann anzweifeln? Seine "Erinnerungen" sind, laut Eigenwerbung, auch nach 40, 50, 60, gar 65 Jahren unverändert wie am ersten Tag.

Mir sind auch keine Sonderkennzeichen an den Fahrzeugen bekannt.
Zumindest in Berlin wußte man das in den Volvos welche über die sogenannte Protokollstrecke bretterten nun nicht gerade Bäckermeister Schulze seine Gattin spazieren fuhr.
Ehrlich gesagt habe ich mich auch nicht für die Nummernschilder der Autos interessiert oder gar nach "geheimen" Sonderkennzeichnungen der Fahrzeuge gespäht.

Wenn man keine Ahnung hat, so sollte man nichts dazu schreiben.
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Re: MfS und SED im Bezirk Karl-Marx-Stadt zur Wendezeit

Beitragvon pentium » 24. November 2019, 14:38

steffen52 hat geschrieben:welche Nummer genau der MfS- Gehlert hatte ist mir nicht so mehr in der Erinnerung, das es eine Extranummer
gewesen ist das ist Fakt. Eins hat das MfS nicht gemacht, sie fuhren keine Westautos im Gegensatz von den oberen SED-Genossen der Bezirke( Peugeot, Citroen). Nun alles klar? [hallo] Volker hat mit seiner Aussage völlig recht!
Gruß steffen52


Fakt? Steffen man könnte glauben, du hast in dem kleinen Schilderhäuschen gestanden, an der Einfahrt zur BV? Das mit den Sonderkennzeichen bei den Fahrzeugen vom MfS gehört ins Reich der Märchen, Mythen und Legenden. Kannste glauben. Und was die Westautos betrifft...ich würde da nicht die Hand ins Feuer.
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
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Re: MfS und SED im Bezirk Karl-Marx-Stadt zur Wendezeit

Beitragvon karnak » 24. November 2019, 14:58

Mein Abeilungsleiter hatte einen Fiat Mirafiori , und natürlich hatte das MfS keine Sonderkennzeichen, dass wäre ja mindestens so blöde wie die Gemüse Gefangenentransporter. [flash]
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Re: MfS und SED im Bezirk Karl-Marx-Stadt zur Wendezeit

Beitragvon Nostalgiker » 24. November 2019, 15:55

zoll hat geschrieben:Wenn man keine Ahnung hat, so sollte man nichts dazu schreiben.
zoll

Wann fängst du an deine eigene Aussage zu beherzigen?
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

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Re: MfS und SED im Bezirk Karl-Marx-Stadt zur Wendezeit

Beitragvon steffen52 » 24. November 2019, 16:24

pentium hat geschrieben:
steffen52 hat geschrieben:welche Nummer genau der MfS- Gehlert hatte ist mir nicht so mehr in der Erinnerung, das es eine Extranummer
gewesen ist das ist Fakt. Eins hat das MfS nicht gemacht, sie fuhren keine Westautos im Gegensatz von den oberen SED-Genossen der Bezirke( Peugeot, Citroen). Nun alles klar? [hallo] Volker hat mit seiner Aussage völlig recht!
Gruß steffen52


Fakt? Steffen man könnte glauben, du hast in dem kleinen Schilderhäuschen gestanden, an der Einfahrt zur BV? Das mit den Sonderkennzeichen bei den Fahrzeugen vom MfS gehört ins Reich der Märchen, Mythen und Legenden. Kannste glauben. Und was die Westautos betrifft...ich würde da nicht die Hand ins Feuer.

Da bist Du aber auf dem Holzweg, Steffen(Pentium). Das mit den Sonderkennzeichen ist nur beim Chef des MfS gewesen und das mit dem Westauto meinte ich auch nur ihn er ließ sich mit eine Lada 1500 fahren, der Rest ist ja eine ganz andere Sache! Das ansonsten der MfS keine Sonderkennzeichen hatte ist wohl so klar wie die Kloßbrühe, ich dachte ihr begreift es auch so ohne genaue Erklärung!!!Okay, hatte mich wohl zu unklar ausgedrückt. [denken]
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Re: MfS und SED im Bezirk Karl-Marx-Stadt zur Wendezeit

Beitragvon pentium » 24. November 2019, 16:28

steffen52 hat geschrieben:
pentium hat geschrieben:
steffen52 hat geschrieben:welche Nummer genau der MfS- Gehlert hatte ist mir nicht so mehr in der Erinnerung, das es eine Extranummer
gewesen ist das ist Fakt. Eins hat das MfS nicht gemacht, sie fuhren keine Westautos im Gegensatz von den oberen SED-Genossen der Bezirke( Peugeot, Citroen). Nun alles klar? [hallo] Volker hat mit seiner Aussage völlig recht!
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Fakt? Steffen man könnte glauben, du hast in dem kleinen Schilderhäuschen gestanden, an der Einfahrt zur BV? Das mit den Sonderkennzeichen bei den Fahrzeugen vom MfS gehört ins Reich der Märchen, Mythen und Legenden. Kannste glauben. Und was die Westautos betrifft...ich würde da nicht die Hand ins Feuer.

Da bist Du aber auf dem Holzweg, Steffen(Pentium). Das mit den Sonderkennzeichen ist nur beim Chef des MfS gewesen und das mit dem Westauto meinte ich auch nur ihn er ließ sich mit eine Lada 1500 fahren, der Rest ist ja eine ganz andere Sache! Das ansonsten der MfS keine Sonderkennzeichen hatte ist wohl so klar wie die Kloßbrühe, ich dachte ihr begreift es auch so ohne genaue Erklärung!!!Okay, hatte mich wohl zu unklar ausgedrückt. [denken]
Gruß steffen52


Ich vergaß du wohnst ja in Schönau. Gab es da nicht eine Betonsperre in Wendezeiten, am Haus des Generals? Vielleicht findet ja auch der AZ etwas dazu, in seiner Studie...
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Re: MfS und SED im Bezirk Karl-Marx-Stadt zur Wendezeit

Beitragvon augenzeuge » 24. November 2019, 16:38

karnak hat geschrieben:so blöde wie die Gemüse Gefangenentransporter. [flash]


Irgendwann, als das Wort Obst zu aufmerksam gemacht hat, haben sie vermutlich kapiert, dass es blöde war und haben es entfernt. Ansonsten sind mir das zu viele unabhängige Zeitzeugen....

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Re: MfS und SED im Bezirk Karl-Marx-Stadt zur Wendezeit

Beitragvon pentium » 24. November 2019, 16:43

augenzeuge hat geschrieben:
karnak hat geschrieben:so blöde wie die Gemüse Gefangenentransporter. [flash]


Irgendwann, als das Wort Obst zu aufmerksam gemacht hat, haben sie vermutlich kapiert, dass es blöde war und haben es entfernt. Ansonsten sind mir das zu viele unabhängige Zeitzeugen....

AZ


Dann erkläre mal was diese Tarnung sollte, egal was du an diesen B1000 ranpinselst, es bleibt ein Gefangenentransporter...ach ja und dann stehst du mit deinem Obst B1000 auf dem Hof des Gerichtes und musst den anderen B1000-Fahrern erzählen warum an deinem Transporter für Gefangene Obst und Gemüse steht...
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Re: MfS und SED im Bezirk Karl-Marx-Stadt zur Wendezeit

Beitragvon augenzeuge » 24. November 2019, 16:54

pentium hat geschrieben:Dann erkläre mal was diese Tarnung sollte, egal was du an diesen B1000 ranpinselst, es bleibt ein Gefangenentransporter...


Nein, der normale Bürger bekam nicht mit, wer da drinnen ist. Wie denn? Wie der Einsitzende nicht mitbekam, wohin man fuhr, weil man extra riesige Umwege fuhr.
Das MfS waren stets sehr auf ihr Image bemüht, es gibt keinen Grund daran zu zweifeln. Also muss die Frage lauten, warum sollte es nicht stimmen, wen schadet man damit?
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Re: MfS und SED im Bezirk Karl-Marx-Stadt zur Wendezeit

Beitragvon pentium » 24. November 2019, 17:03

augenzeuge hat geschrieben:
pentium hat geschrieben:Dann erkläre mal was diese Tarnung sollte, egal was du an diesen B1000 ranpinselst, es bleibt ein Gefangenentransporter...


Nein, der normale Bürger bekam nicht mit, wer da drinnen ist. Wie denn? Wie der Einsitzende nicht mitbekam, wohin man fuhr, weil man extra riesige Umwege fuhr.
Das MfS waren stets sehr auf ihr Image bemüht, es gibt keinen Grund daran zu zweifeln. Also muss die Frage lauten, warum sollte es nicht stimmen, wen schadet man damit?
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Umwege? In Chemnitz liegt oder damals in Karl Marx Stadt, lagen die U-Haft und das Gericht neben an, was willst du da für Umwege fahren? Schaden...Die Aussage über diese Tarnung macht die ganze Sache eben geheimnisvoller, gruseliger...wie die Sache mit den Umwegen, wobei, wenn der Insasse nicht sieht was draußen los ist, woher weiß er das mit dem Umweg?
Außerdem ist ja das Thema: MfS und SED im Bezirk Karl-Marx-Stadt zur Wendezeit.
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Re: MfS und SED im Bezirk Karl-Marx-Stadt zur Wendezeit

Beitragvon augenzeuge » 24. November 2019, 17:09

pentium hat geschrieben: wenn der Insasse nicht sieht was draußen los ist, woher weiß er das mit dem Umweg?


Durch die Zeitdauer.
Der direkte Weg vom Flughafen zum Untersuchungsgefängnis Hohenschönhausen beträgt circa 40 Minuten. Die Fahrt jedoch dauerte ungefähr vier Stunden. Die Gefangenen sollten keine Ahnung haben, wo man sie hinbringt, deshalb war es bei allen Häftlingstransporten üblich, lange Umwege zu fahren. Musste z. B. ein Häftling aus seiner Zelle im Gefängnis in die Krankenstation verlegt werden, die sich direkt auf dem Gefängnisgelände befand, wurde er auch wieder in einen Transporter geladen und erst einmal längere Zeit „spazieren gefahren“ bevor er in der, nur wenige Schritte entfernten Krankenstation. wieder aussteigen durfte. Mario erfuhr so erst 1997 aus seiner Stasiakte, in welcher Haftanstalt er zehn Jahre zuvor gesessen hatte.

https://dietertitz.de/reportage/328-mar ... hoenhausen

Etwas zu Gefangenentransport:
http://www.andreas-rottleb.de/Gegen-das ... in-der-DDR

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Re: MfS und SED im Bezirk Karl-Marx-Stadt zur Wendezeit

Beitragvon augenzeuge » 24. November 2019, 17:15

. In „konspirativen Gefangenentransportwagen“ (GTW), die von außen nicht als solche zu erkennen waren, wurden die Häftlinge in die Untersuchungshaftanstalt gebracht.

Johannes Beleites: Abteilung XIV: Haftvollzug, hrsg. v. BStU (=MfS-Handbuch: Anatomie der Staatssicherheit. Geschichte, Struktur und Methoden, Teil III/9), Berlin 2004, S. 7ff

Seite 2
https://publishup.uni-potsdam.de/opus4- ... master.pdf

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Re: MfS und SED im Bezirk Karl-Marx-Stadt zur Wendezeit

Beitragvon pentium » 24. November 2019, 17:15

augenzeuge hat geschrieben:
pentium hat geschrieben: wenn der Insasse nicht sieht was draußen los ist, woher weiß er das mit dem Umweg?


Durch die Zeitdauer.
Der direkte Weg vom Flughafen zum Untersuchungsgefängnis Hohenschönhausen beträgt circa 40 Minuten. Die Fahrt jedoch dauerte ungefähr vier Stunden. Die Gefangenen sollten keine Ahnung haben, wo man sie hinbringt, deshalb war es bei allen Häftlingstransporten üblich, lange Umwege zu fahren. Musste z. B. ein Häftling aus seiner Zelle im Gefängnis in die Krankenstation verlegt werden, die sich direkt auf dem Gefängnisgelände befand, wurde er auch wieder in einen Transporter geladen und erst einmal längere Zeit „spazieren gefahren“ bevor er in der, nur wenige Schritte entfernten Krankenstation. wieder aussteigen durfte. Mario erfuhr so erst 1997 aus seiner Stasiakte, in welcher Haftanstalt er zehn Jahre zuvor gesessen hatte.

https://dietertitz.de/reportage/328-mar ... hoenhausen

Etwas zu Gefangenentransport:
http://www.andreas-rottleb.de/Gegen-das ... in-der-DDR

AZ


Schöne Geschichten.
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Re: MfS und SED im Bezirk Karl-Marx-Stadt zur Wendezeit

Beitragvon Volker Zottmann » 24. November 2019, 17:22

Es ist durchaus empfehlenswert sich solche Gedenkstätten anzusehen. Da erfährt man so unglaubliche Dinge, die gegen jeden Verstand sprechen.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: MfS und SED im Bezirk Karl-Marx-Stadt zur Wendezeit

Beitragvon pentium » 24. November 2019, 17:22

augenzeuge hat geschrieben:
. In „konspirativen Gefangenentransportwagen“ (GTW), die von außen nicht als solche zu erkennen waren, wurden die Häftlinge in die Untersuchungshaftanstalt gebracht.

Johannes Beleites: Abteilung XIV: Haftvollzug, hrsg. v. BStU (=MfS-Handbuch: Anatomie der Staatssicherheit. Geschichte, Struktur und Methoden, Teil III/9), Berlin 2004, S. 7ff

Seite 2
https://publishup.uni-potsdam.de/opus4- ... master.pdf

AZ


Ich habe keine Lust 100 Seiten zu lesen. Konspirativer Gefangenentransporter? Toll, kann ja sein. Das war aber bestimmt kein Gefangenentransporter an den man ein Obst und Gemüse-Schild rangemahlt hatte. Mehr so ein B1000 wie er öfter am Haus eines guten Bekannten von mir stand...?
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Re: MfS und SED im Bezirk Karl-Marx-Stadt zur Wendezeit

Beitragvon augenzeuge » 24. November 2019, 17:23

Ich weiß nicht, warum du alle Fakten und Schilderungen von Zeitzeugen ablehnst, es aber nicht besser weißt.

Zur UHA Pankow:
Wenn Anwohner oder andere außenstehende Personen (wie Mitarbeiter externer Firmen zum Beispiel von der Müllabfuhr odervom Energieversorger) die Möglichkeit hatten nach der Bedeutung des Objektes zu fragen, antworteten die MfS-Posten am Eingangsbereich lapidar, dass es sich hierbei um ein „Wachregiment“ handle. Trotz der konspirativen Abschottung der Haftanstalt entzog sich den benachbarten Anwohnern die tatsächliche Bewandtnis des Gebäudekomplexes in der Arkona- bzw. Borkumstraße nicht gänzlich.


Mach dich mal schlau und lies einfach die angegebenen Zeilen der Bücher.
Johannes Beleites: Abteilung XIV: Haftvollzug, hrsg. v. BStU (=MfS-Handbuch: Anatomie der Staatssicherheit. Geschichte, Struktur und Methoden, Teil III/9), Berlin 2004, S. 7ff

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Re: MfS und SED im Bezirk Karl-Marx-Stadt zur Wendezeit

Beitragvon andr.k » 24. November 2019, 18:24

augenzeuge hat geschrieben:Auszüge aus einer mir vorliegende Studie der Außenstelle Chemnitz des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen
AZ

Ist die Studie von Holger Horsch?
Man lebt ruhiger, wenn man nicht alles sagt, was man weiß, nicht alles glaubt, was man hört und über den Rest einfach nur lächelt.
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Re: MfS und SED im Bezirk Karl-Marx-Stadt zur Wendezeit

Beitragvon Nostalgiker » 24. November 2019, 18:40

augenzeuge hat geschrieben:
karnak hat geschrieben:so blöde wie die Gemüse Gefangenentransporter. [flash]


Irgendwann, als das Wort Obst zu aufmerksam gemacht hat, haben sie vermutlich kapiert, dass es blöde war und haben es entfernt. Ansonsten sind mir das zu viele unabhängige Zeitzeugen....

AZ


Und die "unabhängigen" Zeitzeugen haben auch die unterschiedlichsten Vorlieben was ihre Favoriten bei Nahrungsmitteln betrifft oder wie erklärst du die unterschiedlichsten Beschriftungen quer durch das Angebot des sozialistischen Einzelhandels? Von Brot über Fisch hin zu Obst und Gemüse ......
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Re: MfS und SED im Bezirk Karl-Marx-Stadt zur Wendezeit

Beitragvon Volker Zottmann » 24. November 2019, 18:44

Man muss nur mal reingehen ins DDR Museum Tutow
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
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Re: MfS und SED im Bezirk Karl-Marx-Stadt zur Wendezeit

Beitragvon pentium » 24. November 2019, 18:49

Tutow. Was hat Tutow mit dem Bezirk Karl-Marx-Stadt und der Wendezeit zu tun? Mal davon abgesehen, das DDR Museum in Gelenau ist für mich näher als Tutow...
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Re: MfS und SED im Bezirk Karl-Marx-Stadt zur Wendezeit

Beitragvon Volker Zottmann » 24. November 2019, 18:52

pentium hat geschrieben:Tutow. Was hat Tutow mit dem Bezirk Karl-Marx-Stadt und der Wendezeit zu tun? Mal davon abgesehen, das DDR Museum in Gelenau ist für mich näher als Tutow...

Das war als Dienstleistung für Thoth gedacht, dann hat er es nicht ganz soweit. Wollte doch mal Obst-und Gemüse sehen.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: MfS und SED im Bezirk Karl-Marx-Stadt zur Wendezeit

Beitragvon augenzeuge » 24. November 2019, 19:06

Nostalgiker hat geschrieben:oder wie erklärst du die unterschiedlichsten Beschriftungen quer durch das Angebot des sozialistischen Einzelhandels? Von Brot über Fisch hin zu Obst und Gemüse ......


Das haben andere schon erklärt. Ja, Fisch war auch dabei. Tarnung eben.

Ansonsten geht es hier um ein anderes Thema.

Thema:
Am 6. November richtete sich der Zorn – die Berichte der Staatssicherheit sprechen von Hass – gegen die SED, ihre Funktionäre und den Sicherheitsapparat und hier vornehmlich das Ministerium für Staatssicherheit. Die vorherrschende Stimmung bekam auch Politbüromitglied und 1. Sekretär der SED-Bezirksleitung, Siegfried Lorenz, zu spüren, der an diesem Tag versuchte, zu den 100.000 in Karl-Marx-Stadt Versammelten zu sprechen. "Aufhören", "abtreten", "Lügen" und "zu spät" skandierte die empörte Menge. Er kam kaum zu Wort und wurde ausgepfiffen.

Die in 40 Jahren angestaute Wut gegen den sie ständig und allgegenwärtig überwachenden Geheimdienst zeigte sich in häufig recht drastischen Äußerungen. In der ersten Oktoberhälfte
erhöhte sich die Zahl der anonymen Bombendrohungen gegen SED- und MfS-Einrichtungen erheblich. Ende des Monats waren selbst für MfS-Mitarbeiter Losungen wie "Stasi in die
Volkswirtschaft" und "Stasi raus" fast zur Gewohnheit geworden, sie waren auf jeder Demonstration zu hören. Wenn es wie vor der Kreisdienststelle Schwarzenberg hieß: "Reißt sie nieder",
"Brennt sie ab!", oder in Plauen: "Stasi-Schläger in den Knast", zerrte das schon eher an
deren Nerven.

In Freiberg wurde gefordert, das Gebäude der KD für die Erweiterung der Kinderklinik zu nutzen. 122 In Oberwiesenthal, Johanngeorgenstadt und Crottendorf bestanden die Einwohner darauf, daß die MfS-Ferien- und Kurheime der Allgemeinheit zugänglich sein sollten. In diesen ersten Novembertagen erschreckten die Mitarbeiter der Staatssicherheit vor allem Forderungen nach einem Personalabbau um 80 Prozent oder der völligen Auflösung des MfS, wie sie häufig von Diskussionsrednern auf öffentlichen, meist von der SED organisierten
"Dialogveranstaltungen" erhoben wurden.

Es wurde überlegt, ob große öffentliche Diskussionen nicht lieber vermieden werden sollten, da die im offenen Schlagabtausch ungeübten Funktionäre keine Antworten parat hatten und in den Auseinandersetzungen meist den kürzeren zogen. Auch einzelne Mitarbeiter des MfS bekamen den Volkszorn zu spüren. Am 27. Oktober mußte ein Mitarbeiter der KD Klingenthal feststellen, daß sein PKW "Trabant" mit brauner Farbe übergossen worden war. Ein Klempnermeister weigerte sich, Reparaturarbeiten für einen Angehörigen der KD Plauen zu übernehmen. Selbst gegen Ehepartner und Kinder von MfS-Mitarbeitern äußerte sich zuweilen der Unmut der Bürger. Es blieb in der Regel aber bei verbalen Angriffen.

Der Zerfallsprozeß innerhalb der Partei war nicht mehr aufzuhalten. In der Woche vom 6. bis zum 11. November verließen im Bezirk über 6.000 Mitglieder die SED, in der Stadt Annaberg allein am 9. November 418 Genossen.

Es ist anzunehmen, daß den Funktionären an der Parteispitze klar geworden war, daß sich trotz der verfassungsmäßig verankerten führenden Rolle der SED die Frage der Macht neu stellen würde. So wird im nachhinein das Verhalten des Politbüros verständlich, am 9. November die Grenze zu öffnen. In der angespannten Situation gab es nach Lorenz nur zwei Alternativen:
Ausnahmezustand oder Grenzöffnung. Mit dieser Bankrotterklärung für ihre bisherige Politik gelang es der SED, für den inneren Druck ein Ventil zu schaffen. Sie wollte, nach eigener Einschätzung, den "Linkskräften" die Möglichkeit geben, sich zu formieren. An diesem ersten Wochenende stellten 81.948 Bürger des Bezirkes einen Antrag auf eine Besuchsreise in die
Bundesrepublik. Bis zum 16. November wurden 976.565 Visa erteilt.

Fortsetzung folgt
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Re: MfS und SED im Bezirk Karl-Marx-Stadt zur Wendezeit

Beitragvon augenzeuge » 24. November 2019, 19:06

andr.k hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:Auszüge aus einer mir vorliegende Studie der Außenstelle Chemnitz des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen
AZ

Ist die Studie von Holger Horsch?


Ja, was meinst du? [wink]

AZ
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Re: MfS und SED im Bezirk Karl-Marx-Stadt zur Wendezeit

Beitragvon augenzeuge » 24. November 2019, 19:15

Thema:

Der Nachfolger von Lorenz im Amt des 1. Sekretärs der SED-Bezirksleitung, Kertscher, zeigte sich in einem Gespräch mit Vertretern des Neuen Forums am 23. November "sehr flexibel", wie es in einem IM-Bericht heißt. Durch sein geschicktes Taktieren verleitete er die Vertreter des Neuen Forums zu solchen Positionen, daß es von anderen Bürgerbewegungen als Stasi-unterwandert eingeschätzt wurde. Die Außenstellen der Abteilung M in den Postämtern Karl-Marx-Stadt, Zwickau und Plauen wurden aufgelöst.

Die Staatssicherheit setzte sich zum Ziel, "die brisanten Räume und die brisanten Objekte nun so wieder herzustellen, daß sie also von der Deutschen Post, wenn dort eine Kommission kommt und will dort sehen, was Sache ist, auch vorgeführt werden kann". Das ist offensichtlich gelungen, denn von der Abteilung Postkontrolle sind nur wenige Unterlagen erhalten geblieben. In der Zeit vom 6. bis 9. November wurden fast alle Diensteinheiten durch Leitungsmitglieder aufgesucht, um sich einen Überblick über Zustand und Funktionsfähigkeit des Apparates zu verschaffen, sich über Sorgen und Nöte der Mitarbeiter vor Ort zu informieren und eine optimistische Grundstimmung zu verbreiten. Die Mitarbeiter waren durch die öffentliche Kritik an ihrer bisherigen Arbeit sehr verunsichert. Um die vier Kreisdienststellen Brand-Erbisdorf, Schwarzenberg, Zschopau und Klingenthal sollten sich, wurde gefordert, leitende Offiziere der Bezirksverwaltung kümmern, da dort die Angst so groß war, daß die "echte tschekistische Motivation" in den Hintergrund trat.

"Was wir getan haben, haben wir getan als Soldaten, auf Befehl der Arbeiter- und Bauernmacht und nicht zuletzt auf Beschluß unserer Partei." Am Ende der Beratung wiederholte er dieses Argument mit ähnlichen Worten. Noch bei mehreren anderen Gelegenheiten betonte der Bezirkschef, daß das MfS immer auf der Grundlage von Gesetzen gehandelt hätte und rückte den Staatssicherheitsdienst sogar in die Rolle eines der Rehabilitierung bedürftigen Opfers. Damit versuchte Gehlert, die Schuld – ähnlich wie das am Ende der faschistischen Diktatur 1945 geschah – ausschließlich auf die Führung abzuwälzen.

Ein gewisses Schuldeingeständnis war es, als er zu den Ereignissen vom 7. Oktober bemerkte: "Kurioserweise konnte man der Staatssicherheit keinerlei Übergriffe nachweisen.
Gehlert auf der Dienstversammlung am 16. November dennoch Zukunftsperspektiven weisen: "Kein Staat der Welt kann ohne Schutz- und Sicherheitsorgan existieren." Bei anderer Gelegenheit sagte er: "Ob wir dann noch Ministerium für Staatssicherheit heißen, wenn ihr mich fragt, ich bin dagegen, [...] dann müssen sie rufen, Verfassungsschutz in die Produktion." Vielleicht wusste er zu diesem Zeitpunkt schon von einer geplanten Namensänderung......

Der Tonbandmitschnitt einer Dienstversammlung am 23. November dokumentiert, daß unter einem Teil der Mitarbeiter eine hysterische Stimmung ausgebrochen war. 202 Angst mußte auf-
kommen, wenn die MfS-Angehörigen bedachten, wie sie sich in der Vergangenheit gegenüber ihren Mitbürgern verhalten hatten. Die für die SED-Leitungen beklagte "Arroganz der Macht"
traf mindestens in gleichem Maß auf den Staatssicherheitsdienst zu.

Manche Mitarbeiter der für Observierung zuständigen Abteilung VIII hatten vor dem 7. Oktober pro Woche an 40 Wohnungs- bzw. Arbeitsplatzdurchsuchungen teilgenommen, nun hatten sie deshalb die schlimmsten Befürchtungen. Einer sagte: "Ich bin bekannt wie ein bunter Hund, mir bleibt nichts anderes übrig, als mich aufzuhängen, wenn es heißt, ich muß in die Volkswirtschaft."


Fortsetzung folgt.......
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Re: MfS und SED im Bezirk Karl-Marx-Stadt zur Wendezeit

Beitragvon augenzeuge » 24. November 2019, 19:19

Thema:

Die Idee der Tschekisten, in von ihnen selbst geschaffenen Betrieben zu arbeiten, löste dort "euphorischen Beifall" aus. Bis ins Detail waren die Gründung eines Hauses der Dienstleistungen und einer Kfz-Werkstatt in bisher von der Staatssicherheit genutzten Gebäuden geplant. Tatsachen schaffen und [den Betrieb] dann hochfahren". Wurde in den Diskussionen auf der
Dienstversammlung am 23. November auffallend häufig von der Übernahme der Direktorenposten gesprochen, so waren die Genossen am 4. Dezember schon bereit, fast jede Arbeit anzunehmen. Ende November waren von den fast 4.000 Angehörigen der BVfS etwa ein Viertel an neuen Arbeitsplätzen tätig.

In der Diskussion unter den Mitarbeitern nahmen Fragen der finanziellen Abfindung beim Ausscheiden aus dem Amt und einer vorzeitigen Berentung breiten Raum ein. Der Leiter der
Abteilung Finanzen erläuterte auf der Dienstversammlung am 23. November an Beispielen, mit welcher finanziellen Großzügigkeit der Übergang ins zivile Leben begleitet werden sollte.

Neben nach Dienstjahren gestaffelten "Übergangsgebührnissen" war vorgesehen, den Nettoverdienst, der wesentlich über dem Durchschnittsverdienst der DDR-Bevölkerung lag, 218 noch
drei Jahre zu garantieren. Das Anspruchsdenken ging noch weiter. Eine ganze Reihe von Mitarbeitern fragte nach, ob sie ebenfalls jene 15 DM erhalten würden, die jedem DDR-Bürger bei
Antritt einer Reise nach der Bundesrepublik zustanden, obwohl MfS-Angehörigen solche Reisen gar nicht erlaubt waren.
[flash]

Bemerkenswert ist auch das Credo des Leiters des Medizinischen Dienstes im Zusammenhang mit Entlassungsuntersuchungen und Invalidisierungen. "Das sind wir [den Mitarbeitern]
schuldig, weil wir in erster Linie Kommunisten sind, auch wir Mediziner, und in zweiter Linie Tschekisten und dann in dritter Linie erst Mediziner." 220 So verwundert es nicht, daß es – nach
55 Invalidisierungen im ganzen Jahr 1989 – im Januar 1990 zu 89 Invalidisierungen kam und in 43 Fällen Körperschäden von mehr als 50 Prozent anerkannt wurden. 221 Im Frühjahr 1990
veranlaßte der Arbeitsausschuß für die Auflösung des MfS/AfNS eine Überprüfung der Entscheide, und ein Teil der Gutachten wurde wieder aufgehoben.

Anfang Dezember verstärkte sich der Druck auf SED und Staatssicherheit. Zur Montagsdemonstration am 4. Dezember in Karl-Marx-Stadt waren wieder über 50.000 Menschen auf der Straße, in den Kreisstädten sah es ähnlich aus. Ein Warnstreik in Klingenthal und die Forderung des Neuen Forums in Karl-Marx-Stadt nach einem Generalstreik, der endlich Veränderungen erzwingen sollte, spitzten die Lage zu.

Die zentrale und die regionale staatliche Verwaltung wurden handlungsunfähig; in Marienberg versiegelten Bürger die Diensträume des Rates des Kreises. Das Neue Forum wolle sich in den Besitz der als "V-Männer-Kartei" bezeichneten IM-Unterlagen bringen und sie der Öffentlichkeit preisgeben. Eine direkte Reaktion der Geheimdienstler ist nicht erkennbar, aber es häuften sich Anfang Dezember Anzeigen von Bürgern bei Polizei und Staatsanwaltschaften über vermutete Aktenvernichtungen.

Die leitenden Mitarbeiter des Geheimdienstes erkannten, daß Ventile für den angestauten Druck geöffnet werden mußten. So konnten fünf Vertreter der Bürgerinitiative des Karl-Marx-Städter Stadtteils Adelsberg am 29. November die dortige Dienststelle des Bezirksamtes besichtigen, selbstverständlich nur ausgewählte, unverfängliche Räume. Am Nachmittag des 4. Dezember begannen Mitglieder der Bürgerinitiativen die Dienststellen der Staatssicherheit zu überwachen, ausfahrende PKW der Mitarbeiter zu kontrollieren und die Öffnung der Kofferräume zu fordern.

Nachdem ein ehemaliger MfS-Mitarbeiter die Nachricht verbreitet hatte, daß im Kreisamt Oelsnitz Akten verbrannt würden, hatte das Neue Forum für die Abendstunden des 4. Dezember zu einer Demonstration aufgerufen. Die Staatssicherheit fürchtete aufgrund ungesicherter Informationen, daß bei dieser Gelegenheit die Dienststelle gestürmt werden würde. In einem Fernschreiben fragte deshalb Gehlert bei Schwanitz an, was mit den in den Kreisämtern lagernden Waffen geschehen sollte. Der Gedanke an diese Waffen versetzte auch einige leitende Mitarbeiter in Panik.

Fortsetzung folgt........
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Re: MfS und SED im Bezirk Karl-Marx-Stadt zur Wendezeit

Beitragvon augenzeuge » 24. November 2019, 19:20

Thema:

Sehr emotional war gerade über die Sicherheit der in den Dienststellen lagernden Waffen debattiert worden, da platzte 16.00 Uhr die Meldung vom
"gewaltsamen Eindringen einer großen Menschenmenge" in das Bezirksamt Erfurt in die Runde und schien die Befürchtungen zu bestätigen. Gehlert und die versammelten Genossen fühlten sich in ihrer Absicht, die Opposition in das System zu integrieren, bestätigt, wobei ihre Vorstellungen weit von der Wirklichkeit und erst recht vom Willen der Bürgerbewegung entfernt lagen. Mit kaum noch beherrschter Stimme appellierte der Bezirkschef zum Abschluß seiner letzten Dienstversammlung, alle Vorbehalte gegeneinander zurückzustellen und für den Erhalt der Macht der SED zusammenzustehen.

Daß manche der Anwesenden die Situation realistischer einschätzten, kann an der letzten Notiz eines Mitarbeiters über diese Beratung abgelesen werden: "Das Ende, Gott sei Dank." Gehlert bezeichnete die Besetzung der Dienststellen als Psychoterror, der in persönlichen Terror umschlagen würde. Er wollte "Dokumente" nur offenlegen, wenn ein Beschluß der Volkskammer vorläge. Auf eine Vorhaltung des Bezirksstaatsanwaltes, der berichtete, er habe persönlich 18 Tonnen Unterlagen vor der Vernichtung bewahrt, behauptete Gehlert, dabei habe es sich nur um "Makulatur", Zeitschriften und ähnliches gehandelt.

Mit der Versiegelung von Diensträumen – die Mehrzahl der Kreisämter wurde nach dem Beschluß über deren Auflösung am 10. Dezember gesichert und mit der Ablösung von Generalleutnant Gehlert als Leiter des Bezirksamtes durch seinen ersten Stellvertreter Oberst Schaufuß am 7. Dezember begann das Ende des Staatssicherheitsdienstes im Bezirk Karl-Marx-Stadt.

Alle Hoffnungen und Planungen für einen Verfassungsschutz zerschlugen sich im Januar 1990. Die Leistung der im Herbst 1989 gewaltlos demonstrierenden Bürger soll mit einem letzten Gehlert-Ausspruch gewürdigt werden. Vor dem "Rat der Mitarbeiter" charakterisierte er am 7. Dezember 1989 die Zerschlagung des einst so mächtigen und gefürchteten Repressionsapparates
mit den Worten: "In keinem Staat der Welt hat es das jemals gegeben, daß oppositionellen Gruppierungen Tore und Türen zu Panzerschränken und Archiven geöffnet werden.

Ende der Studie von Holger Horsch

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Re: MfS und SED im Bezirk Karl-Marx-Stadt zur Wendezeit

Beitragvon pentium » 24. November 2019, 19:23

Was für Kreisämter?
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

Freundeskreis Schloss Hubertusburg e. V.
http://www.freundeskreis-hubertusburg.de
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