Als Rostock die Stasi-Bastille stürmte

Alle Themen die eine Bezug zur Wende und Grenzöffnung haben. Persönliche Erlebnisse, Gedanken aus dieser Zeit, Dokumente und ähnliches.

Als Rostock die Stasi-Bastille stürmte

Beitragvon Interessierter » 28. Februar 2017, 13:10

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„Nie wieder MfS egal unter welchen Namen!“, forderten im Dezember 1989 die Demonstranten in Rostock. Am 4. stürmten sie die Stasi-Zentrale
Quelle: Roland Hartig

Am 4. Dezember 1989 besetzten Bürgerrechtler in verschiedenen Städten der DDR die Filialen des SED-Geheimdienstes. Als wohl einziger West-Journalist war ein „Welt“-Redakteur unmittelbar dabei.


Der Rauch. Es war der Rauch, der die Situation in Bewegung brachte. Schon seit Tagen, teilweise seit Wochen rauchte es überall in der DDR aus Schornsteinen auf den meist weitläufigen Arealen des Ministeriums für Staatssicherheit, in der Zentrale in Ost-Berlin ebenso wie in den meisten der 16 Bezirksverwaltungen. Akten wurden vernichtet, denn die Geheimpolizisten wollten möglichst viele Beweise für ihre Vergehen beseitigen, bevor ihnen die Kontrolle über Ostdeutschland vollends entglitt.

Doch das Gegenteil trat ein: Die deutlich sichtbaren Vernichtungsbemühungen brachten Bürgerrechtler erst richtig in Wallung. Anfang Dezember 1989 war das Maß voll: In Erfurt, Leipzig und einigen anderen Städten wurden die Filialen des Repressionsapparats nachmittags friedlich umlagert, dann abends besetzt und meist von Militärstaatsanwälten versiegelt.

Offenbar war nur ein einziger westdeutscher Journalist bei einer dieser ersten Besetzung anwesend: Der „Welt“-Redakteur Dankwart Guratzsch hielt sich gerade in der Hansestadt Rostock auf. Er ging mit zur August-Bebel-Straße 15, wo die Staatssicherheit in einem alten Gerichtsgebäude und mehreren Neubauten residierte. Am folgenden Morgen gab er seine Reportage telefonisch an die Redaktion in Bonn durch, am 6. Dezember 1989 erschien der Text in der „Welt“. Zum 25. Jahrestag dokumentieren wir diesen Artikel in neuer Rechtschreibung, ansonsten aber unverändert.

Wir lassen keinen mehr dort raus, bis nicht die Akten sichergestellt sind

„Ich fahre jetzt zur Stasi!“ Rabenschwarze Finsternis auf Rostocks Altem Markt. Der Trabi-Fahrer mit der Schirmmütze hat extra noch einmal die Fahrertür aufgemacht, um den wildfremden Passanten über sein Vorhaben zu informieren. Der glaubt seinen Ohren nicht zu trauen. „Wie bitte?“ Der Mann steigt aus, zieht ein Schreiben aus seiner Tasche: „Offener Brief an das Amt für Nationale Sicherheit, August-Bebel-Straße, Rostock. „Wenn eine Regierung das Vertrauen ihres Volkes gewinnen will, muss sie aufhören, das Volk zu kontrollieren. Dem Nachfolger von Herrn Mielke wurden in Berlin nur zwei leere Panzerschränke übergeben. Damit auch hier in Rostock die Panzerschränke leer werden, bitten wir Sie, uns zum Nikolaustag 1989 unsere ,Stasi-Akten‘ zu übersenden.“ Unterschrieben von Reinhard Haase und Reinhard Wegener.

Vorausgegangen war ein Aufruf: „Zur Verhinderung von Absetzbewegungen und Verschleierungsversuchen in Berlin“. Er war nach der Flucht von Staatssekretär Schalck-Golodkowski von Oppositionsgruppen verfasst und von Regierungssprecher Meier und Volkskammerpräsident Maleuda ausdrücklich begrüßt worden. Aber dass er nun auch auf Einrichtungen des gefürchteten Staatssicherheitsdienstes angewendet werden sollte, das war von den „Neuen Bewegungen“ in Rostock selbstständig und impulsiv am Nachmittag beschlossen worden.

„Wir fahren jetzt dahin und bilden mit anderen eine Menschenkette“, sagt der Mann. „Wir lassen keinen mehr dort raus, bis nicht die Akten sichergestellt sind.“ „Wie findet man denn aber dieses Haus?“, will der Passant wissen. Reinhard Haase sagt: „Das kennt doch in Rostock jedes Kind.“

In der August-Bebel-Straße liegt der Eingang des Stasi-Gebäudes in gleißendes Scheinwerferlicht getaucht. An die 100 junge, aber auch grauhaarige Menschen, darunter auffällig viele Frauen, blockieren die Türen. Sie halten Kerzen in den Händen. Plakate lehnen an Hauswänden und Hecken: „Neues Forum. Mahnwache gegen die Vernichtung von Beweismitteln“ und „Schließt euch an“, lauten die Losungen. Autos fahren hupend vorbei. Aus einem Wagen der Stadtreinigung steigt ein Mann, er stellt das orangerote Blinklicht an. Hinter den abgedunkelten Fenstern rührt sich nichts. „Braucht ihr Verstärkung?“, fragt eine Dame. Sie hat soeben im Konzert von der Aktion gehört. Ein Herr mischt sich ein: „Auch im Theater ist ein Aufruf verlesen worden. Da werden noch viele kommen, wir sind die Ersten“, vermutet er.

Weiter geht es hier:
https://www.welt.de/geschichte/article1 ... ermte.html

Eine wunderbare Erinnerung an das extrem mutige Verhalten der Rostocker Bürger.... [bravo]
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Re: Als Rostock die Stasi-Bastille stürmte

Beitragvon Werner Thal » 28. Februar 2017, 16:00

Und ob jedem Kind dieser Gebäudekomplex von Außen bekannt war, er lag ja fast im Zentrum
von Rostock. Ironischerweise sprach ich hin und wieder mit nahen Kollegen von der diesem
Komplex umgebenden "Bannmeile", die es tunlichst zu meiden galt!

Aber ab Oktober 1989 änderte sich die Situation schlagartig - die Abneigung wich dem
aufrechten Gang - immer donnerstags - an dem Gebäude vorbei!

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Re: Als Rostock die Stasi-Bastille stürmte

Beitragvon karnak » 28. Februar 2017, 16:18

Werner Thal hat geschrieben:Und ob jedem Kind dieser Gebäudekomplex von Außen bekannt war, er lag ja fast im Zentrum
von Rostock. Ironischerweise sprach ich hin und wieder mit nahen Kollegen von der diesem
Komplex umgebenden "Bannmeile", die es tunlichst zu meiden galt!

.

Das Bekanntsein kann nicht so bedeutend sein wenn draußen die Firma dransteht, mit Sprechzeiten übtigens [flash]
Was die "Bannmeile" angeht, Du erzählst einfach nur Quatsch, was nicht so schlimm wäre, würdest Du das nicht vorsätzlich tun.
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Re: Als Rostock die Stasi-Bastille stürmte

Beitragvon Werner Thal » 28. Februar 2017, 16:23

Zu deiner Entlastung seis geschrieben: In DEN Rostocker Verhältnissen kennst und kanntest
du dich - schlichtweg - gar nicht aus! "Quatsch" entstammt deiner Denkweise!

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Re: Als Rostock die Stasi-Bastille stürmte

Beitragvon karnak » 28. Februar 2017, 16:28

Ich glaube aber nicht, dass in der zentralisierten DDR und Stasi die Dinge von Ort zu Ort so massiv anders gewesen sein sollen, die ausgehängten Schilder schon mal gar nicht.
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Re: Als Rostock die Stasi-Bastille stürmte

Beitragvon Dr. 213 » 28. Februar 2017, 20:02

Werner Thal hat geschrieben:Und ob jedem Kind dieser Gebäudekomplex von Außen bekannt war, er lag ja fast im Zentrum
von Rostock. Ironischerweise sprach ich hin und wieder mit nahen Kollegen von der diesem
Komplex umgebenden "Bannmeile", die es tunlichst zu meiden galt!

Aber ab Oktober 1989 änderte sich die Situation schlagartig - die Abneigung wich dem
aufrechten Gang - immer donnerstags - an dem Gebäude vorbei!

W.T.


"jedem Kind......."
In meinem Fall trifft das sogar zu 100 Prozent zu.
Ich war damals Kind und man glaubt es kaum, genau bei dem Kundeneingang der BV der Stasi,
auf der anderen Strassenseite war mein erster Kindergarten in einer grauen Holzbaracke.
Was genau Stasi bedeutete war mir als vielleicht 4- jähriger Bub natürlich noch nicht so bekannt.

Eines muss ich aber noch anmerken.
So wie ich es erinnere, sprach man immer über die "Hermannstrasse" wenn man Stasi meinte.
Der Eingang August- Bebel Strasse, also dort wo die Demo und die vielen Kerzen waren, war sonst immer wie verwaist.
Ich kann mich nicht erinnern, daß dort Betrieb war. Nur der Wachposten stand zuverlässig immer gleich links um die
Ecke Wache. Und es gab Videokameras in unübersehbar großen Gehäusen.
Also so groß war das Bedürfnis nicht, dort ungefragt mal aufzuschlagen. Dahin verirrten sich nichmal Besoffene.

Gruß
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Re: Als Rostock die Stasi-Bastille stürmte

Beitragvon andr.k » 28. Februar 2017, 22:56

Dr. 213 hat geschrieben:Und es gab Videokameras in unübersehbar großen Gehäusen.
Also so groß war das Bedürfnis nicht, dort ungefragt mal aufzuschlagen. Dahin verirrten sich nichmal Besoffene.


Du hast doch wohl nicht geluschert, oder? [flash] Die Kameras kenne ich auch.
Man lebt ruhiger, wenn man nicht alles sagt, was man weiß, nicht alles glaubt, was man hört und über den Rest einfach nur lächelt.
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Re: Als Rostock die Stasi-Bastille stürmte

Beitragvon Interessierter » 30. November 2017, 11:58

Stasi - Akteneinsicht in Rostock - "Ein falscher Schritt, und Sie wären abgestürzt"

Bild

An einem Sonntag im Juli 1990 begegnen wir beim Familienspaziergang in Rostock unserem Bekannten Joachim Gauck, seit wenigen Monaten Volkskammerabgeordneter von Bündnis 90/Die Grünen. Er erzählt von seiner Tätigkeit als Vorsitzender im Sonderausschuss zur Auflösung der Stasi. Sie wollen, so erläutert er, den Aktenbestand sichern und zugänglich machen. Es gebe aber Bestrebungen der Bundesrepublik, die Akten verschwinden zu lassen. Gauck rät uns, schon mal einen formlosen Antrag zu stellen, um Druck zu machen. Er gibt uns seine Adresse, wir spazieren weiter.

Kurz darauf beantrage ich tatsächlich Akteneinsicht. Um Druck zu machen, nicht weil ich glaube, wirklich etwas zu finden. So kurz nach der Wende gibt es Dringenderes als Hinterlassenschaften des Spitzelministeriums: Für meine Familie steht die Welt Kopf. Wir müssen in einer total veränderten Welt eine neue Existenz aufbauen. Erst 1999 erinnere ich den Außenstellenleiter der Gauck-Behörde an meinen Antrag. Die Antwort: Ja, es gibt tatsächlich eine Akte.

Termin bei der Rostocker Außenstelle des "Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik": Eine Mitarbeiterin leitet mich über den Flur des ehemaligen Stasigebäudes in ein karges Lesezimmer zur Rechtsbelehrung. Sie legt eine recht schmale Akte auf den Tisch und sagt mit ernstem Gesicht, mein Leben in der DDR sei ein Balanceakt auf einem Hochseil gewesen: "Ein falscher Schritt, und Sie wären abgestürzt!" Sogar Anbahnungsgespräche seien schon geplant gewesen, um mich als IM, als inoffiziellen Mitarbeiter, zu gewinnen. Aber dazu kam es nicht mehr.

Weiter mit dem Bericht und 27 Fotos geht es hier:
http://www.spiegel.de/einestages/stasi- ... 76369.html
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Re: Als Rostock die Stasi-Bastille stürmte

Beitragvon Werner Thal » 9. Oktober 2019, 16:36

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Re: Als Rostock die Stasi-Bastille stürmte

Beitragvon Werner Thal » 9. Oktober 2019, 17:28

Leider ist soeben die Zeit abgelaufen, um den darüber liegenden Beitrag fortzuführen. [peinlich]

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Re: Als Rostock die Stasi-Bastille stürmte

Beitragvon Beethoven » 10. Oktober 2019, 09:01

Werner Thal hat geschrieben:Und ob jedem Kind dieser Gebäudekomplex von Außen bekannt war, er lag ja fast im Zentrum
von Rostock. Ironischerweise sprach ich hin und wieder mit nahen Kollegen von der diesem
Komplex umgebenden "Bannmeile", die es tunlichst zu meiden galt!

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Nun Herr Thal,

ich bin Rostocker und mir war bekannt, wo die Bezirksverwaltung des MfS war (August - Bebel - Str.), ungefähr 1 km westlich der Stadtmitte, schätze ich mal.

Eine Bannmeile gab es da nicht. Es war (ist) eine breite Straße, die damals schon eine Durchgangsstraße war. Es gab also keinerlei Restriktionen, Einschränkungen oder was auch immer.
Ein schönes Haus war es nicht. Sah mit seinen vielen Türen (der linke Teil des Gebäudekomplexes) eher wir ein Kino von außen aus.

Wenn Du Dir allerdings selber eine Bannmeile auferlegt hast, so ist das Deine Sache gewesen. Jedenfalls gab es keine staatlichen Zwänge oder Verbote, diese Straße betreffend.
Wir sind damals oft beim Fleischer in der in der Richard-Wagner-Straße (Querstraße zur A.-Bebel-Str.) einkaufen gewesen. Den gibt es wohl heute nicht mehr. War schon lange nicht mehr in dieser Ecke.

Freundlichst
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Re: Als Rostock die Stasi-Bastille stürmte

Beitragvon Volker Zottmann » 10. Oktober 2019, 11:48

Amüsant für mich, dass der Beethoven dem Werner Thal Rostock erklären will.
Beethoven, als Du noch gewindelt rumgekrabbelt bist, kannte Werner schon die Stadt. [laugh]

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Als Rostock die Stasi-Bastille stürmte

Beitragvon Werner Thal » 10. Oktober 2019, 12:29

Beethoven hat geschrieben:
Werner Thal hat geschrieben:Und ob jedem Kind dieser Gebäudekomplex von Außen bekannt war, er lag ja fast im Zentrum
von Rostock. Ironischerweise sprach ich hin und wieder mit nahen Kollegen von der diesem
Komplex umgebenden "Bannmeile", die es tunlichst zu meiden galt!

W.T.



Nun Herr Thal,

ich bin Rostocker und mir war bekannt, wo die Bezirksverwaltung des MfS war (August - Bebel - Str.), ungefähr 1 km westlich der Stadtmitte, schätze ich mal.

Eine Bannmeile gab es da nicht. Es war (ist) eine breite Straße, die damals schon eine Durchgangsstraße war. Es gab also keinerlei Restriktionen, Einschränkungen oder was auch immer.
Ein schönes Haus war es nicht. Sah mit seinen vielen Türen (der linke Teil des Gebäudekomplexes) eher wir ein Kino von außen aus.

Wenn Du Dir allerdings selber eine Bannmeile auferlegt hast, so ist das Deine Sache gewesen. Jedenfalls gab es keine staatlichen Zwänge oder Verbote, diese Straße betreffend.
Wir sind damals oft beim Fleischer in der in der Richard-Wagner-Straße (Querstraße zur A.-Bebel-Str.) einkaufen gewesen. Den gibt es wohl heute nicht mehr. War schon lange nicht mehr in dieser Ecke.

Freundlichst


Herr .... (@Beethoven),

Wie ich damals schrieb "ironischerweise", denn für "Nicht Insider" , wie auch mich, war diese Gegend eine absolute "No go area". Und zwar seit dem Ende der 1969 Jahre.
Nichts lag mir bis zum September 1989 ferner, als mich dort sehen zu lassen, und auch noch in zwielichtigen Verdacht zu geraten. Es gab damals noch nicht den Begriff
IM - sehr wohl aber den Begriff Spitzel.

Übrigens: ich war jahrelang auch auf der Neptun-Werft. Nicht als Werft-Angehöriger, sondern im Auftrag meiner damaligen Zulieferer-Firma, die sich nicht in
Rostock befand. Auf der Werft hatten wir - wie viele andere Firmen auch - ein sog. Montagebüro, ohne eigene Werkstatt.

Mit freundlichem Gruß
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Re: Als Rostock die Stasi-Bastille stürmte

Beitragvon Beethoven » 16. Oktober 2019, 13:23

Na Herr Thal, wenn Du Dich selber dazu entschlossen hast, die A.B.Str. nicht zu begehen oder zu befahren, so ist das natürlich Deine Sache. Die "Bannmeile" hast Du Dir dann selber auferlegt,

Ich weiß natürlich nicht, wie Du zu der Annahme kommst, dass Dir ein Leid hätte geschehen können, wenn Du an dem Gebäude vorbei gelaufen wärst. Dass Dich der Posten, wahrscheinlich ein Soldat im Wehrdienst, erkannt hätte und wegen des vorbei Laufens, angehalten, kontrolliert oder sonst was hätte, ist wohl eher eine kühne Vermutung von Dir oder warst Du ein steckbrieflich Gesuchter, so dass jeder Staatsdiener Dich hätte (er)kennen müssen?

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Re: Als Rostock die Stasi-Bastille stürmte

Beitragvon Volker Zottmann » 16. Oktober 2019, 13:32

Beethoven, kannst Du denn nicht lesen?
Werner schreibt doch eindeutig, was ihn abhielt da lang zu laufen.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Als Rostock die Stasi-Bastille stürmte

Beitragvon karnak » 16. Oktober 2019, 13:42

[flash] Aber man möge bitte nicht die Mär verbreiten irgendein auch nur einigermaßen normal gestrickter Mensch wäre auf die Idee gekommen nicht auf dem Bürgersteig vor einer BV vorbei zu laufen um damit nicht in den Verdacht zu kommen ein Spitzel /IM zu sein, was ist das denn wieder für ein Mist?
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Re: Als Rostock die Stasi-Bastille stürmte

Beitragvon Kumpel » 16. Oktober 2019, 13:56

Hier manifestiert sich jetzt wirklich absolutes Unverständnis.
Ich kenne das von einem ehemaligen Kollegen ganz ähnlich.
Das war in den 80ern und der Kollege war kurz vor der Rente und wollt partout nicht auf eine Baustelle im Innenhof der BV Leipzig arbeiten.
Das war voll die Psychonummer.
Also irgenwie hat das schon gewirkt.
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Re: Als Rostock die Stasi-Bastille stürmte

Beitragvon karnak » 16. Oktober 2019, 14:01

[grin] Na sicher doch. Auf einer Baustelle innerhalb einer BV arbeiteten nur Handwerker von einem VEB der sich Spezialbau nannte. Und in diesem Betrieb arbeiteten nur Leute bei denen keine Psychose ausgebrochen wäre wenn sie auf so einer Baustelle zum Einsatz gekommen wären. [flash]
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Re: Als Rostock die Stasi-Bastille stürmte

Beitragvon Kumpel » 16. Oktober 2019, 14:06

BVLeipzig.JPG
Mensch Karnak echt mal.
Ich habe mit dem Kollegen auch ein paar Jahre zusammen gearbeitet , der wollte einfach nicht da arbeiten weil er Schiss hatte.
Nenne es Stasiphobie oder sonst wie , war aber so.
Euch ist echt einiges entgangen was in dem Land vor sich gegangen ist.
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Kumpel
 

Re: Als Rostock die Stasi-Bastille stürmte

Beitragvon karnak » 16. Oktober 2019, 14:23

Wie schon erwähnt, auf so einem Gelände wurde niemanden zugemutet zu arbeiten der mit der DDR oder der Stasi ein Problem hatte und die Stasi hat sich nicht zugemutet, dass solche Leute auf ihrem Gelände rumwerkelten. Deswegen gab es den VEB Spezialbau mit entsprechenden Personalbestand der dort oder in anderen sicherheitsrelevanten Bereichen solche Bauleistungen realisierte und zwar über alle Gewerke die es so gibt.
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Re: Als Rostock die Stasi-Bastille stürmte

Beitragvon Kumpel » 16. Oktober 2019, 14:29

Wenn du das sagst , dann wird es das gegeben haben.
Die haben da einen Brunnen gebohrt und der Kollege musste dort auch nicht arbeiten.
Die Gebäude haben die sicherlich auch nicht betreten.
Es ging aber um etwas anderes.
Und übrigens hat auch ein ganz normaler Bergbaubetrieb wie der in dem ich zu Gange war untertägige militärische Anlagen errichtet bzw. erweitert.
Objekt 88 nannte sich so eins. Wurde zur massenhaften Munitionslagerung verwendet und war seiner Zeit das größte Europas.
Kumpel
 

Re: Als Rostock die Stasi-Bastille stürmte

Beitragvon karnak » 16. Oktober 2019, 14:44

So ist das, es ging darum, dass jemand nicht an einem Objekt vorbeigelaufen ist, das hochoffiziell mittels Spritzguss Schild, einschließlich ausgewiesenen Sprechzeiten [flash] als das ausgewiesen war was es war und an dem man ganz normal auf dem Bürgersteig vorbeilaufen konnte ,um nicht in in einen" schlechten Ruf" zu rutschen.
Was mich persönlich angeht, wenn ich die BV Potsdam betreten oder verlassen habe, ich habe immer darauf geachtet, dass unter den vielen Passanten die daran vorbeiliefen nicht einer ist den ich kenne. In meinem Fall allerdings weil ich mir bei späteren Treffen unnötige Fragen ersparen wollte, ich bin schließlich sonst als "Verkleideter" durch die kleine DDR Welt gewandelt [flash] , die Legende wollte ich nicht unnötig strapazieren.
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Re: Als Rostock die Stasi-Bastille stürmte

Beitragvon Kumpel » 16. Oktober 2019, 14:58

Du kannst das nicht nachvollziehen denke ich.
Es geht nicht um einen schlechten Ruf oder eine konkret erklärbare Angst da rein gezerrt zu werden und zu verschwinden.
Es war dieses diffuse mulmige Gefühl.
Ich stand mal rein zufällig bei einer Radeltour durch Leipzig vor diesen alten Knastgebäude das aussah wie eine Burg.
Ich wusste zu dieser Zeit weder was das ist noch war. Ich stand davor und das Gebäude , keine Ahnung , jedenfalls hatte ich nur negative Gefühle.
Nach der Wende wusste jeder , daß das die Zentrale Hinrichtungsstätte war.
Sorry für den Vergleich , war nur um das erklären zu können.
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Re: Als Rostock die Stasi-Bastille stürmte

Beitragvon karnak » 16. Oktober 2019, 15:05

Kann schon sein dass ich für solche Gefühlsregungen einfach nicht gemacht bin, vielleicht bin ich deswegen so gut mit dem Kapitalismus klargekommen. [flash]
Aber es ging mir auch nicht so um die Gefühls - eher um die Faktenlage. [grin]
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Re: Als Rostock die Stasi-Bastille stürmte

Beitragvon Beethoven » 16. Oktober 2019, 15:23

Volker Zottmann hat geschrieben:Beethoven, kannst Du denn nicht lesen?
Werner schreibt doch eindeutig, was ihn abhielt da lang zu laufen.

Gruß Volker


Doch, lesen habe ich in der 1. Klasse, der POS "Wilhelm Pieck" in Rostock (das war die am Schwani - für den Wissenden) bereits erlernt.
Kannste glauben. [grins]

Herr Thal schreibt: "Ironischerweise sprach ich hin und wieder mit nahen Kollegen von der diesem
Komplex umgebenden "Bannmeile", die es tunlichst zu meiden galt!"


Daraus erlese ich nicht, dass es seine ganz "persönliche" Bannmeile ist.
Vielleicht liest Du freundlicher Weise nochmals nach. Und wenn Du es dann begriffen hast und immer noch meinst, ich kann nicht lesen, dann kannst Du Dich auch gerne aufplustern und den besser Lesenden raushängen lassen. [hallo]

Ja, was ihn abhielt ist ja nun geklärt. Es ist aber nicht verallgemeinerungswürdig.

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Re: Als Rostock die Stasi-Bastille stürmte

Beitragvon Volker Zottmann » 16. Oktober 2019, 15:49

Nun Beethoven, vielleicht liegt es auch daran, dass ich Werner in Hamburg persönlich kennenlernte und somit auch gleich wusste, wie das wohl gemeint ist. Einfühlung ist wohl nicht Deine Stärke?
Und wenn Dir und Karnak das auch nie einleuchten mag, solche Ressorts gab es mehrere, die von der Bevölkerung instinktiv gemieden wurden.
In QLB, Neuer Weg, damals mal die Ethel-und-Julius-Rosenberg-Straße, befand sich die Kreisdienststelle der Stasi. Auch dort war solch Gussschild, wie es Karnak beschrieb. Sonst aber alles versteckt hinter einer hohen Steinmauer gelegen, mit einem einzigen verplatteten Eisentor, in dessem einen Gefach ein Guckfenster angebracht war. Nachdem Besucher klingelten, hat erstmal der Diensthabende seine Birne aus dem Guckloch gesteckt. War irgendwie komisch, ja flößte dem Betrachter aber unter Umständen einen Schauer ein, was wohl Geheimnisvolles dahinter sein möge. Die meisten Quedlinburger gingen jedenfalls in beiden Richtungen laufend lieber auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Sicher auch, um alles besser im Blick zu haben.
Heute gehört das Haus einem, auch mich schon arbeitsrechtlich vertretenden Rechtsanwalt. Nach der Wende war kurz das Arbeitsamt drinnen. Ich war damals wieder im Haus, konnte mich genauer umschauen als beim ersten Besuch 1968, weil ich einen meiner Gesellen im Arbeitsamt abmeldete. Dabei zeigte ich ihm auch lauthals das Fenster, woraus man um 1968 meinen Lehrmeister hängte. Der und Umstehende waren sehr erschrocken, als ich berichtete, bis es sich aufklärte. Strick um den Bauch und raus aus dem Fenster, dann hat er was verputzt. Gerüst war nämlich Mangelware.
Man sieht daran aber, dass es auch stimmt, wenn ein Zeitzeuge sagt, er hat eine Person aus dem Fenster hängen sehen. Du, lieber Beethoven solltest also auch mal vor der Empörung in die Schuhe des Gegenspielers schüpfen und versuchen zu verstehen, was der wohl ausdrücken wollte.

Gruß Volker
Zuletzt geändert von Volker Zottmann am 16. Oktober 2019, 16:13, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Als Rostock die Stasi-Bastille stürmte

Beitragvon Nostalgiker » 16. Oktober 2019, 15:56

Ich weiß zwar nicht vor welcher alten Burg die aussah wie ein Knastgebäude du standest aber die zentrale Hinrichtungsstelle der DDR befand sich mit separaten Eingang in einem eigenständigem Gebäude im Hof des Zellentrakts vom ehemaligen Amtsgericht Leipzig. Der Eingang Arndt-Strasse, führte zur Hinrichtungsstätte, die Justizvollzugseinrichtung war über die Alfred-Kästner-Str. zu erreichen
Das Gebäude diente ausschließlich als Gerichtsgebäude, war als nie Gefängnis. Der Zellentrakt war separat auf dem Hof des Gebäudekomplexes.
Inzwischen beherbergt das Gebäude wieder das Amtsgericht Leipzig.
Das "alte" Amtsgericht, Königlich Sächsische Bezirksgericht, befand sich bis zu seinem Umzug in die Elisenstr./ab 952 Bernard-Göring-Str.,im Peterssteinweg 8 und wurde später von der Karl-Marx-Universität genutzt. Auch dort gab es einen Zellentrakt, so wie das bei Gerichten üblich ist.

In Leipzig sehen einige Gebäude wie alte Burgen aus, vielleicht hast du auch vor dem Neuen Rathaus gerastet.

Übrigens habe ich in Leipzig in der Nähe des ehemaligen Amtsgerichtes gewohnt und mein Schulweg führte mich, wenn ich mich für diese Variante entschied, direkt am Gebäude vorbei.
Negative Gefühle, Fehlanzeige.
Außerdem wußte man das dort ein "Gefängnis" war, das war kein Geheimnis. Hinrichtungsstelle natürlich nicht.
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
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Re: Als Rostock die Stasi-Bastille stürmte

Beitragvon karnak » 16. Oktober 2019, 16:13

Volker Zottmann hat geschrieben: Sonst aber alles versteckt hinter einer hohen Steinmauer gelegen, mit einem einzigen verplatteten Eisentor, in dessem einen Gefach ein Guckfenster angebracht war. Nachdem Besucher klingelten, hat erstmal der Diensthabende seine Birne aus dem Guckloch gesteckt. War irgendwie komisch, ja flößte dem Betrachter aber unter Umständen einen Schauer ein, was wohl Geheimnisvolles dahinter sein möge.

Und wie hätte die Unternehmung sich sonst öffentlich machen sollen?
Sprich doch mal beim Verfassungsschutz vor, vielleicht gehst Du da ja rein wie bei Karstadt. Wüsstest Du überhaupt aus dem Stand wo Dein Landesamt sitzt? Vom BND noch nicht mal zu reden, fährste mal nach Berlin und schaust Dir das an, bzw. Klopft mal an die Eingangstür. [flash]
Mir völlig schleierhaft wie Du Dir vorstellst wie das denn an solchen Türen sein sollte.
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Re: Als Rostock die Stasi-Bastille stürmte

Beitragvon Volker Zottmann » 16. Oktober 2019, 16:20

Wäre zumindest mit normalen Toren nie so auffällig gewesen. Die haben doch erst das Geheimnisvolle suggeriert. Fast identisch im Aussehen, war auch das Tor in Berlin Nähe Adlergstell, wo wohl ein Stasiversorgungslager (Klaueinheit) dahinter war.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Als Rostock die Stasi-Bastille stürmte

Beitragvon karnak » 16. Oktober 2019, 16:31

Das man in der DDR nur selten schöne Tore bauen konnte will ich nicht bestreiten. [flash]
Ansonsten " Ministerrat der Deutschen Demokratischen Republik
Ministerium für Staatssicherheit "
stand da mit großen Lettern am Einfang, was war daran geheimnisvoll?
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