Die ehemalige DDR bekam 460 Tonnen D-Mark

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Die ehemalige DDR bekam 460 Tonnen D-Mark

Beitragvon Interessierter » 19. Februar 2017, 10:38

Am 1. Juli vor 25 Jahren wurde die D-Mark in der DDR eingeführt. 27,5 Milliarden Mark mussten in kürzester Zeit gedruckt und in die marode Republik transportiert werden. Eine Herkulesaufgabe.

Ein Brötchen für fünf Pfennig, 25 Mark Miete für 40 Quadratmeter, 1000 Mark für einen Sony-Walkman – die Preise in der DDR spiegelten nicht die Kosten wider, sondern waren politisch festgesetzt. Daher gab es auch kein Wechselspiel von Angebot und Nachfrage: Auf den Trabant mussten die Bürger zehn Jahre warten, egal, wie viel Geld sie boten. Die Mark der DDR hatte nur einen theoretischen Wert.

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Das wussten die Menschen in der DDR, und daher skandierten sie schon bald nach der Wende im Herbst 1989 „Kommt die DM, bleiben wir, kommt sie nicht, geh’n wir zu ihr“. Tatsächlich gingen nach der Öffnung der Mauer jeden Monat Tausende in den Westen des Landes.

Um diesen Trend zu unterbinden, kündigte Bundeskanzler Helmut Kohl schon am 6. Februar 1990 an, der DDR eine Währungsunion anzubieten. Am 18. Mai wurde der Vertrag unterschrieben, am 1. Juli die D-Mark in der DDR eingeführt – wohlgemerkt drei Monate vor der Wiedervereinigung der beiden Teilstaaten am 3. Oktober.

Die Umstellung war eine logistische Herkulesaufgabe. Banknoten im Wert von 27,5 Milliarden D-Mark mussten in kürzester Zeit gedruckt und in die DDR transportiert werden. Dies geschah in Form von 22.000 Packbeuteln, die jeweils 20 Pakete mit jeweils 1000 Banknoten enthielten. Insgesamt wurden so 440 Millionen Banknoten mit einem Gewicht von 460 Tonnen transportiert. Das Erstaunlichste daran dürfte sein, dass nichts davon gestohlen wurde.
Umstellung erfolgte zum Kurs von 2 zu 1


Die DDR-Banknoten konnten jedoch nicht direkt umgetauscht werden. Sie mussten zunächst auf Konten eingezahlt werden. Dann wurde der Bestand umgestellt auf DM. Dies musste bis 6. Juli geschehen, danach war kein Umtausch mehr möglich. Kinder bis 14 durften 2000 Mark, Erwachsene 4000 Mark und Personen ab 60 jeweils 6000 Mark zum Kurs von 1 zu 1 umtauschen. Alle Beträge, die darüber hinausgingen, wurden zum Kurs von 2 zu 1 getauscht. Löhne, Gehälter, Renten und Mieten wurden ebenfalls eins zu eins umgestellt.

So wurde sichergestellt, dass der Lebensstandard in Ostdeutschland nicht allzu weit unter dem westlichen lag. Gleichzeitig wurden dadurch Produkte, die DDR-Unternehmen herstellten, jedoch drastisch teurer – für viele osteuropäische Export-Kunden schlicht zu teuer. Diese Märkte brachen praktisch über Nacht weg.

Die Wirtschaftsleistung fiel im dritten Quartal 1990 um mehr als ein Viertel, und es dauerte Jahre, bis sich die neuen Bundesländer von diesem Anpassungsschock erholten.

https://www.welt.de/finanzen/article143 ... -Mark.html
Interessierter
 

Re: Die ehemalige DDR bekam 460 Tonnen D-Mark

Beitragvon Interessierter » 21. Februar 2017, 11:05

„Wir mussten auf die Stapel von Geld klettern“

Ein Bundesbank-Zeitzeuge erzählt, wie 1990 die D-Mark in die DDR kam. Der Tresorraum reichte kaum aus und weil Geldtransporter knapp wurden, fuhren Gefängniswagen der Volkspolizei die Scheine umher.

Das interessante Interview und wie aus einem Hannoveraner ein Leipziger wurde, kann man hier lesen:
https://www.welt.de/wirtschaft/article1 ... ttern.html
Interessierter
 


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