Die Wende 89- MfS-Offizier Romanowski blickt ohne Zorn zurück
Verfasst: 18. Januar 2017, 13:11
Peter Romanowski vor der früheren Zentrale des MfS in Halle, in der heute das Finanzamt sitzt.
Foto: Andreas Stedtler
Peter Romanowski erlebte das Ende der DDR als Offizier in MfS-Uniform - und als Abschied von einer viel zu lange gehegten Illusion, wie er heute sagt.
Manches kommt ihm wie gestern vor. Und manches, sagt Peter Romanowski, „ist inzwischen ganz weit weg“. So lange der heute 72-Jährige zu DDR-Zeiten beim Ministerium für Staatssicherheit diente, so lange trägt er mittlerweile keine Uniform mehr. Die Erinnerungen aber sind natürlich noch da, gerade die an die letzten bewegten Monate des Oberstleutnants und
Abteilungsleiter des MfS in Sommer und Herbst 1989.
„Es war damals spürbar, dass keine politische Führung mehr da ist“, beschreibt Romanowski. Eine Situation, auf die auch Schild und Schwert der Partei nicht vorbereitet sind. Selbst unter den Offizieren wird Kritik laut, Formulierungen wie „das senile Politbüro“ fallen - und bleiben ohne Konsequenzen. Bei Treffen mit Inoffiziellen Mitarbeitern legt Romanowski in diesen Wochen manchmal den Kugelschreiber weg. „Die Leute haben sich nur noch bei mir ausgekotzt.“
Zerfallserscheinungen, die sich nicht mehr ignorieren lassen, schon gar nicht von einem wie Peter Romanowski, der immer fest an die grundsätzliche Richtigkeit des Weges der DDR geglaubt hat. „Bei mir war ja der Bruch mit dem unnötigen Wahlbetrug im Mai gekommen“, erinnert er sich. Zu offensichtlich waren die Zahlen gefälscht, zu plump versuchte die Parteispitze, sich im 40. Jahr der DDR noch einmal feiern zu lassen. „Nach meinem Überblick lag das unverfälschte Ergebnis bei 93 oder 95 Prozent“, sagt der studierte Chemielehrer und Jurist, „und das hätte doch auch gereicht“.
Weltferner Allmachtsdrang in der DDR
Aber nein, in einer Mischung aus vorauseilendem Gehorsam von unten und weltfernem Allmachtsdrang von oben organisiert sich das System ein letztes Geburtstagsgeschenk. „Da wurde auf Teufel komm raus manipuliert und das so dilettantisch, dass die Opposition keine Mühe hatte, das nachzuweisen.“ Die Empörung konnte der Stasi-Offizier Romanowski nachvollziehen, gleichzeitig habe er sich damals aber noch damit getröstet, „dass das keine geschlossene Opposition war“. Die meisten hätten Änderungen in der DDR gewollt, wenige nur deren Abschaffung. „Man hätte reden können.“
Romanowski will sich nicht als Wendehals von der Bühne stehlen, auch wenn er erkennt, dass es für die Staatssicherheit keine Erneuerung und kein Weiterso geben wird. Stattdessen sitzt er mit in den Opfergesprächen, die Pfarrer Ulrich Schlademann anbietet. „Ich habe da von Schicksalen erfahren, da habe ich mich geschämt.“
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http://www.mz-web.de/mitteldeutschland/ ... orn-520406
Von dieser Scham, sollten sich heutige Schönredner und Verklärer mal eine " Scheibe abschneiden "!!
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