Kleingärten in der DDR

Re: Kleingärten in der DDR

Beitragvon pentium » 18. Oktober 2012, 19:15

Umweltfrevel!
Edelknabe, eine Frage. Wieso ist dieser sicher idyllische Ort im reizvollen Muldental nicht an eine völlig überdimensionierte Großkläranlage zwangsangeschlossen.

Mit freundlichen Grüßen
Der rätselnde Pentium
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
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Re: Kleingärten in der DDR

Beitragvon Edelknabe » 18. Oktober 2012, 19:30

Man arbeitet daran Pentium soll heißen...Licht ist am Ende der Gosse zu sehen. Ich bin kein Verwaltungsmensch aber es ist alles in Planung...damit es in absehbarer Zeit nicht mehr stinkt.

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Re: Kleingärten in der DDR

Beitragvon pentium » 18. Oktober 2012, 19:30

Gut das Beruhigt mich.
Wann geht die Geschichte mit deinem KLeingarten weiter?

MfG
Pentium
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Re: Kleingärten in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 18. Oktober 2012, 20:41

Na ob Edelknabe zum Schreiben noch Lust verspürt, wenn er für all die Kanäle und Anschlüsse erst mal zur Kasse gebeten wurde ...?
Hier hat man uns gnadenlos abkassiert.

Gruß Volker
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Re: Kleingärten in der DDR

Beitragvon pentium » 18. Oktober 2012, 21:01

Volker. Nicht so viel verraten.
Aber du bist sicher nicht der Einzige welcher bei solchen Baumaßnahmen abkassiert wurde und noch wird. Das Blöde ist ja du kannst bei den Freunden vom Abwasserzweckverband meistens nicht mitreden. Die nächste Gebührenerhöhung kommt bestimmt.
Unser Poet aus dem Muldental wird dann sicher hier im Forum darüber berichten. Oder er weiß was auf ihn da zukommt.

Gute Nacht in den Harz

Pentium
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Re: Kleingärten in der DDR

Beitragvon Icke46 » 18. Oktober 2012, 21:07

Wäre übrigens vielleicht auch einen eigenen Thread wert - die Geschichte, mit den überdimensionierten Kläranlagen und den damit verbundenen Kosten für die Anschliesser.

Ich habe da ja teilweise Sachen gehört... - aber vielleicht sollten Betroffene da mal ein eigenes Thema eröffnen.

Gruss

icke
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Re: Kleingärten in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 18. Oktober 2012, 22:14

Icke, ich melde Vollzug!
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Re: Kleingärten in der DDR

Beitragvon Icke46 » 18. Oktober 2012, 22:20

Baupionier Zottmann - Auftrag erfüllt, Sie können wegtreten [laugh] .

Aber nee - ernsthaft: Dein Text ist was, über das man diskutieren kann - dafür gibt es ja die Foren.
Danke dafür [rose] .

Gruss

icke
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Re: Kleingärten in der DDR

Beitragvon pentium » 19. April 2014, 18:35

Um mal wieder etwas über die Kleingärten zu schreiben.
Hier etwas zur Leipziger Kleingärtnergeschichte!

Traditionsreiche Leipziger Kleingärtnergeschichte

Leipzig und das Kleingartenwesen

Leipzig behauptet von sich, die heimliche Hauptstadt der Kleingärtner zu sein. Sicher sagen das einige Städte von sich. Fest steht, dass Leipzig mit seinen ca. 350 Kleingartenvereinen mit etwa 43.000 Parzellen die größte Dichte an kleinen Gärten prozentual gesehen hat. Es kommt in etwa auf jeden 12. Einwohner ein Kleingarten.

In der Zeit der DDR sehr beliebt, dienten sie doch als Versorgungsstelle und Ersatz für weite Reisen, und jetzt wieder im Kommen, reicht die Geschichte der Kleingärten in Leipzig sehr viel weiter zurück.

Bereits 1832 entstand aus einer Sandgrube, damals noch vor den Toren der Stadt, Gartenland, von erwerbslosen Arbeitern erschlossen. Heute zählt die Anlage „Johannistal“ zu den ältesten Kleingartenanlagen Deutschlands.

Hierzulande gilt der Begriff Schrebergarten als Synonym für Kleingarten. Und tatsächlich haben die Schrebergärten in Leipzig ihren Ursprung. 1864 gründet der Schuldirektor Dr. Ernst Innocent Hauschild (1808 – 1866) einen Verein mit dem Ziel, Kindern die Möglichkeit zu Bewegung an frischer Luft zu bieten und durch gezielte pädagogische Beschäftigung, durch Sport und Spiel, die Gesunderhaltung zu fördern. Seinen Namen verdankt der Verein dem Leipziger Arzt Dr. Daniel Gottlob Moritz (1808 – 1861) Schreber, der bereits 1860 die Errichtung von Spielplätzen im Freien propagierte. Ihm zu Ehren nannte man den Erziehungsverein „Schreberverein“.

Am Rand des ersten sogenannten Schreberplatzes im Johannapark entstanden 1868 kleine Beete für Kinder, aus denen schnell sogenannte Familienbeete und noch später Gärten mit Zäunen und Lauben wurden. Diesen gepachteten Platz muss der Schreberverein, heute KGV „Dr. Schreber“, an die Stadt Leipzig zurückgeben, doch fanden sie 1876 an der heutigen Aachener Straße ein neues Zuhause.

Rasch entstanden weitere Schrebervereine, deutschlandweit, deren soziales Engagement, wie Milchkolonie und Spielbeschäftigung, immer charakteristisches Merkmal blieben.

Bereits 1891 schlossen sich mehrere Schrebervereine zum „Verband Leipziger Schrebervereine“ zusammen. 1907 folgte der „Verband von Garten- und Schrebervereinen, Sitz Leipzig“, der sich als Landesverband für Sachsen, Anhalt und Thüringen verstand.

Auch Kleingartenanlagen, die in sogenannten Naturheilvereinen ihren Ursprung haben, finden sich seit 1886/87 in Leipzig, so z.B. KGV Prießnitz-Morgenröte. Anliegen ist die Gesunderhaltung durch Licht, Luft und Wasser. Es entstanden Licht-, Luft- und Sonnenbäder, auf deren Gelände auch Kleingärten eingerichtet wurden.

Ende des 19. Jahrhunderts entdeckten auch Industrielle, Eisenbahngesellschafter und Zechenbesitzer den Wert von Kleingärten für ihre Arbeiter. Die Loyalität der Arbeiter und Angestellten zu ihren Arbeitgebern stand dabei im Vordergrund. In Leipzig richtete z.B. die Maschinenfabrik Karl Krause 1891 sogenannte Arbeiter- oder Familiengärten ein. Diese Anlage ist heute neben anderen Vereinen zum KGV „Kultur“ zusammengeschlossen.

Der „Verband von Garten- und Schrebervereinen, Sitz Leipzig“ beschloss 1921, dass in den Kreishauptmannschaften Bautzen, Chemnitz, Dresden, Leipzig und Zwickau, selbstständig arbeitende Kreisverbände zu gründen seien.

So vereinten sich der „Verband Leipziger Schrebervereine“, der „Verband von Garten- und Schrebervereinen“ zum neuen „Kreisverband der Garten- und Schrebervereine Leipzig“.

1955 wurde der Kreisverband geteilt in den Kreisverband Leipzig-Land, dem heutigen „Kreisverband Leipzig der Kleingärtner Westsachsen“ e.V. und dem Kreisverband Leipzig-Stadt, heute „Stadtverband Leipzig der Kleingärtner“ e.V.

Leipzig ist jedoch im Hinblick auf das Kleingartenwesen nicht nur zahlen- und altersmäßig betrachtet etwas Besonderes. Hier befindet sich auch seit 1996 das einzigartige Deutsche Kleingärtnermuseum. Es hat seinen Sitz im Vereinshaus des weltweit ältesten Schrebervereins an der Aachener Straße in Leipzig.

mfg
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Re: Kleingärten in der DDR

Beitragvon Edelknabe » 19. April 2014, 19:11

Lese ich heute in Wochenabständen in der LVZ....".Im Verein Soundso brannten wieder drei Lauben...Ursache wohl Brandstiftung nach Einbruch von Unbekannt" muss ich ganz ehrlich sagen, dann fehlte mir mittlerweile als junger Mensch echt der Anreiz, eine Parzelle zu bewirtschaften.Einfach ausgedrückt somit Liebe und Kraft in etwas zu stecken, vor dem ne bestimmte Klientel von Spitzbuben nicht mehr die geringste Achtung besitzen.

Das Schlimme mittlerweile, du könntest auch Türen und Fenster in deiner Abwesenheit offen lassen nur weil du der falschen Meinung wärst, das dadurch bei einem Einbruch der Sachschaden relativ gering bliebe. Aber selbst dies würde das menschliche durch die heutige Gesellschaft geprägte Gesindel nicht abhalten, dir die Hütte irgend eines Nachts anzuzünden.

Also Kleingarten ...heute nicht mehr mit dem Rainer. War ne sehr schöne Zeit, damals von 1980 bis Jahre nach der Wende in Leipzig, und es war gut Pentium das du mal den Fred geweckt hattest.

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Re: Kleingärten in der DDR

Beitragvon Interessierter » 9. März 2018, 11:11

An pentiums Bericht über das Leipziger Kleingartenwesen anschließend auch dieses:

Die Laubenpieper im Freizeitglück: Gartensiedlungen in der DDR

“Dreißig Meter im Quadrat, Blumenkohl und Kopfsalat, wer so einen Garten hat, fühlt sich wohl in der Stadt”, so sangen es die Jacob Sisters, ein Schlager-Quartett aus der Nähe von Leipzig. Datschen hatten einen hohen Stellenwert in der Freizeitkultur der DDR.

Im Sommer 1989 kamen laut den Historiker_innen Ulrike Häußler und Marcus Merkel auf 13 Millionen erwachsene Ostdeutsche 2.6 Millionen Wochenendgrundstücke und 855.000 Kleingärten. Fast jeder zweite Haushalt hatte irgendwo im Grünen seine Parzelle zum Abschalten und verschwand am Wochenende ins Grüne.
Durch die Versorgungsschwierigkeiten – vor allem der Lebensmittelknappheit der 1960er und 1970er Jahre – gewannen die Wochenendgrundstücke immer mehr an Beliebtheit. In den Parzellen wurde Obst und Gemüse zum Eigenverbrauch oder zum Weiterverkauf angebaut. Die Eigengewächse trugen schon recht bald zur Versorgung der Bürger_innen bei. Die Grundstücke selbst wurden vom Staat vergeben. Nicht zuletzt um der Unzufriedenheit im Land mit einem kleinen Gefühl von Freiheit zu begegnen.

Ein zweites Zuhause

Bild
Sommerfest in der Wochenendanlage in Berlin-Müggelheim (1977) (c) Bundesarchiv Bild-183-S0908-001 / Fotograf: Sturm

Kurz vor dem Wochenende herrschte oft Ausnahmezustand in den städtischen Kaufhallen. Vieles wurde doppelt gekauft: Für die Datsche und für das Zuhause. Rostbrätel, Buletten, Schaschlik, dazu Bier, Brause oder Korn. Für viele Ostdeutsche war die Datsche ein zweites Zuhause im Grünen. Da meist beide Elternteile arbeiteten und die Kinder außerhäuslich betreut wurden, holte man das Familienleben am Wochenende nach. Alle paar Wochen fanden Feste in den Laubenkolonien statt. Sei es Fasching, Frühlingsfest, Bockbierfest, Preisskat, Schlachtefest oder Jugendweihe.

Bild
Erntezeit im Schrebergarten (1948) (c) Bundesarchiv Bild-183-1990-0417-501 / Fotograf: Blunck

Ein Stasi-Bunker in der Gartensiedlung: Die Alfred-Frank-Gartensiedlung


Eine nahezu perfekte Tarnung für einen Stasi-Bunker lieferte die Alfred-Frank-Gartensiedlung an den Lübschützer Teichen. Fast alle Bezirksverwaltungen des Ministeriums für Staatssicherheit verfügten über unterirdische Ausweichführungsstellen, die im Kriegsfall oder bei bürgerkriegsähnlichen Ereignissen die Weiterarbeit der Stasi gewährleisten sollten. In der kleinen Gemeinde Machern, etwa 30 km östlich von Leipzig, befindet sich eine dieser Bunkeranlagen, die auch heute noch sehr gut erhalten ist und besichtigt werden kann. Das zu DDR-Zeiten als Anlage der Wasserwirtschaft getarnte Objekt liegt mitten in dem Waldgartenverein Lübschützer Teiche e.V., der bis in die 1990er Jahre den Namen des kommunistischen Widerstandskämpfers Alfred Frank trug. Wie viele der Bewohner_innen vor 1989 von der Existenz des Bunkers wussten, lässt sich nicht mehr ermitteln. Enttarnt wurde er im Spätherbst 1989, als sich Stasi-Mitarbeiter_innen in der Leipziger Ausweichführungsstelle auf die Bekämpfung der Bürgerbewegung vorbereiteten.

http://alltag-ost.de/place/die-laubenpi ... n-der-ddr/

Eine tolle Sache, an die ehemalige DDR - Bürger sich wohl noch gerne erinnern.
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Re: Kleingärten in der DDR

Beitragvon Interessierter » 4. März 2019, 15:08

Spargel hinterm Wohnblock

Das eigene Stück Paradies - das gab es nicht nur in Gartenkolonien mit Namen wie "Feierabend", "Glück auf" oder "Eigener Fleiß". Auch mitten in Wohngebieten lockerten schon früh Gartenflächen das Bild auf und durchbrachen das Betongrau. Auch bei uns zu Hause, in Brandenburg an der Havel, war das so.

Hier, im Arbeiterviertel aus den 30er-Jahren, hatten sich die Bewohner im Laufe der Jahrzehnte ihr eigenes Kleinod geschaffen. Nur wenige Schritte waren es von der Wohnung in den Garten, niemand musste mit Sack und Pack ins Auto, um "in den Garten zu fahren". Schnell mal ein paar Äpfel für den Kuchen pflücken - hier ging das. Für sechs bis zehn Mark Miete pro Jahr, je nach Gartengröße, hatte man sein eigenes kleines Reich direkt vor der Haustür.

Oase in Sichtweite rauchender Schornsteine


Die Lage unserer kleinen Gärten im Südwesten der Stadt war besonders zu DDR-Zeiten Segen und Fluch zugleich. In Sicht-, Riech- und Hörweite lagen mehrere große Betriebe: ein Metallkombinat, ein Getriebewerk, ein Werk für technische Gase und eins der größten Stahlwerke der DDR. Rauchende Schornsteine schickten Ruß und Staub hinüber zu den Bäumen und Sträuchern, die Erde in den Beeten war grauer als anderswo. Doch gerade deshalb war die kleine Oase den Anwohnern so wichtig: Das eigene Stück Natur vor der schmutzigen Industriekulisse schaffte ein willkommenes Gegenstück zum Alltag, lenkte ab, beruhigte Auge und Ohr.

Und außer Südfrüchten zogen die Hobbygärtner hier so ziemlich alles heran, was der Garten hergab. Vor und hinter unserem graubraunen Wohnblock wuchsen neben Rosen, Tulpen und Flieder auch Äpfel, Erdbeeren, Kirschen, Rhabarber, Himbeeren, Pfirsiche, Aprikosen und Johannisbeeren, sogar zwei riesige Nussbäume und Spargelreihen. Der Obst- und Gemüsevorrat war dadurch trotz des dauernden Mangels in den Lebensmittelläden fast immer gedeckt.

Doch vor das sonntägliche Kompott aus eingeweckten Kirschen oder die Torte mit frischen Erdbeeren stellte der Herrgott die Arbeit. Äpfel wollten gepflückt, Beete gepflegt und Nüsse kiloweise aufgesammelt werden. Dazu das viele Unkraut, das sich zwischen die Sträucher und Blumen schummelte. Nein, das war in der Tat kein Zuckerschlecken - zumal fast jeder auch noch einen Beruf hatte. Gartenarbeit musste deshalb nach Feierabend oder am Wochenende verrichtet werden. Eine nicht immer beliebte Arbeit, auch bei mir. Ich war damals ein Teenager und fand die Arbeit im Garten eher mühsam als angenehm.

Wenn ich im Herbst im nasskalten Wetter raus musste, um stundenlang Nüsse aufzusammeln, war ich stinksauer. Hellbraune Nüsse zwischen hellbraunen Blättern finden - ich kam mir vor wie Aschenputtel. Unkraut zupfen war noch viel schlimmer. Dass jeder anpacken muss, konnte ich damals noch nicht verstehen.

Viel schöner war es da natürlich, wenn man zum Beispiel im Sommer aus dem Ferienlager kam, Mutti und Vati schon kiloweise Erdbeeren und Pfirsiche geerntet und eingeweckt hatten. Das fehlt mir inzwischen sehr. Wir hatten immer Obst im Haus - eigentlich mehr als heute, wo es alles gibt. Und man wusste, woher es kam. Alles war frisch verarbeitet und nicht mit Konservierungsstoffen behandelt.

Spielen unter dem Rasensprenger

Eine weitere schöne Erinnerung: die Grillabende. Mein Vater hat auf Knien unsere Terrasse betoniert. Und er hat noch das Datum mit der Hand in den feuchten Beton gemalt. Hier saßen wir dann im Sommer fast jedes Wochenende, luden Nachbarn oder Verwandte ein, packten Bratwurst und Brotscheiben auf den Grill. Und dazwischen sprangen die Kleinen unterm Rasensprenger durch oder brachten die Hollywoodschaukel fast zum Umkippen. An diese Sommer erinnere ich mich wie viele Hobbygärtner heute noch besonders gern.

Autos statt Spargelreihen


Das alles und sogar die anstrengende Gartenarbeit vermisse ich heute schmerzlich. Die Terrasse ist inzwischen verwittert, die eingemalte Zahl kaum noch zu erkennen. Der Garten drum herum ist fast verschwunden, musste zur Hälfte einem Parkplatz weichen. Sowohl unser vordere als auch der hintere Teil, wo früher alles grünte und blühte, wurden neu vermietet - meine Eltern wohnen nun woanders, sind zu alt für anstrengende Gartenarbeit.

Jetzt stehen hier fast nur noch Zierpflanzen und ein paar Apfelbäume. Wo früher Spargel wuchs, parken jetzt Autos. Die Nussbäume wurden gefällt, die Sträucher entsorgt, ein Steingarten erspart dem neuen Mieter der Fläche jetzt viel Mühe. Es macht sich einfach niemand mehr die Arbeit, viel Obst anzubauen. Und Nüsse sind für wenig Geld im Supermarkt zu haben - ganz ohne Einsatz als Aschenputtel.

https://www.mdr.de/damals/archiv/artikel89850.html
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