Kleingärten in der DDR

Kleingärten in der DDR

Beitragvon Interessierter » 24. September 2012, 13:04

Wenn ich heute die gärtnerischen Aktivitäten in den Kleingärten sehe, dann muss ich unwillkürlich an den Anbau von Tabak, Knoblauch , Beerenobst und so weiter denken, was ich als Kind in den 50ziger Jahren so erlebte.
Die Rasenflächen, die heutzutage in den Gärten mehr als die Hälfte der Fläche einnehmen, waren äußerst selten zusehen.

Es wurden immer ein paar Kartoffeln und Tomaten angebaut, die wir auch selber verbraucht haben. Daneben gab es eine größere Fläche für Erdbeeren. Dann folgten Gurken und das Beerenobst. Großvaters Tabakspflanzen durften natürlich auch nicht fehlen. Herrlich auch die Vielfalt der Johannisbeeren in schwarz, rot und so einer undefinierbaren klaren Farbe. Ergänzt wurden die Beeren noch durch Stachel-, Him- und Brombeeren. Apfel, Birnen und zwei Pflaumenbäume und zwei Kirschbäume ( süß und sauer ) vervollständigten das Sortiment unseres Gartens.

Fast hätte ich vergessen, daß natürlich auch Kaninchen im Garten gezüchtet wurden.

Wenn es richtig heiß war im Sommer, dann ging ich zur Pumpe und ich erinnere mich noch heute, wie köstlich dieses Wasser aus der Schwengelpumpe schmeckte.

Wie war das eigentlich in der DDR ? Konnte man damals einfach das anbauen was man wollte, oder gabs da in den 50er Jahren auch schon irgendwelche Vorschriften?
Wie war es in den 80er Jahren ? War da auch der gärtnerische Wandel hin zu Rasenflächen und Ziersträuchern vollzogen und auch die Vereinsmeierei mit all seinen Vorschriften schon eingeführt?

Vielleicht kann ja jemand einmal berichten wie es damals in den 50ziger und dann später in den 80zigern in den Kleingärten der DDR zuging ?

Ps. Das für bestimmte Menschen der Garten nur ein Alibi zum Saufen war, das gab es sicherlich in Ost und West. [grin]

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Re: Kleingärten in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 24. September 2012, 13:53

Interessierters Auflistung ist absolut identisch mit allem, was meine Großeltern in ihrem 3 Morgen großen Garten anbauten. Es wuchs aber vieles Obst un Gemüse in weitaus größeren Proportionen über dem Gartenboden. Immerhin versorgten sie sich und 5 Familien ihrer Kinder. Haselnüsse und viele Walnussbäume standen da auch noch zu unserer Freude im Garten.
Aufgrund der Gartengröße war immer noch ein gewaltiger Überschuss vorhanden. Der wurde bis 1968 an die VEAB abgeliefert.
Bis das Obst und Gemüse aber dann im Geschäft für die Gartenlosen stand vergingen immer mehrere Tage. 1968 wurde die VEAB aufgelöst.
Ab 1969 durfte dann direkt an die Geschäfte verkauft werden. Das war einträglicher, als es seinen Freunden oder Bekannten zu veräußern.
Denn der Produzent bekam einen subventionierten Aufkaufpreis. Nach dem Verkauf kosteten dann die Äpfel oft nur noch halb soviel, wie mein Opa dafür bekam.
Fragen zu Gartensparten kann ich nicht beantworten, denn der Garten war in Einzellage.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Kleingärten in der DDR

Beitragvon Zicke » 24. September 2012, 16:41

Meine Eltern haben auch bis in die Ende 50er noch Karnickel im Garten gehalten, ob ab den 60ern dann eine Mitgliedschaft im Züchterverein als Bedingung gemacht wurde kann ich nicht sagen, aber ab da haben meine Eltern nur noch Gemüse und Obst gezogen. Beim Gemüse wurde alles angebaut was heimig war, Sellerie, Kohlrabi, Grünkohl, Rosenkohl usw.
Ab den 80ern haben dann meine Frau und ich den Garten übernommen und habe auch noch Gemüse angebaut ,aber nicht mehr alles. Gurken, Tomaten, Bohnen ,Möhren ,Zwiebeln und Radis.
Die Obstbäume habe ich reduziert auf 2Kirschen ,2Apfelbäume und 3 Birnbäume. von ehemals 25!!!! Bäumen in einen 320qm Garten.
Nach der Wende musste die Gartenlaube einem Strassenneubau weichen und wir haben dann aufgegeben.
Heute haben wir wieder ein 150qm Gärtchen ,aber Gemüse baue ich nach wie vor an.
Auf Interessierter seine Frage nach Wiese und anderes Ziergehölz, brach nach 1990 ein warer Boom bei vielen aus und auch Pools von allen Größen. Die Wasserbecken verschwanden dann aber auch schnell wieder mit Einführung der Wasseruhr.
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Re: Kleingärten in der DDR

Beitragvon Wosch » 24. September 2012, 18:15

Ja auch wir hatten in den frühen 50ern einen Garten und ich als knapp 10jähriger hatte im Frühjahr und Sommer die "ehrenvolle" Aufgabe das Obst und Gemüse mit dem nötigen Wasser zu versorgen. Der Handpumpe mußte man zu Beginn immer erst einmal einen Eimer Wasser von oben hineingießen damit sie funktionierte. An Rasen kann ich mich mit besten Willen nicht erinnern, jedes Fleckchen war mit Eßbarem angebaut, selbst die Blumen (es gab nur Sonnenblumen bei uns und die hatten eben leckere Kerne). In der hinteren Ecke des Garten war der Komposthaufen an dem waren die Kürbisse zu Hause(man glaubt garnicht was man aus denen alles machen kann). Zusätzlich zu meiner Aufgabe als Bewässerer war ich auch zuständig für das Einsammeln von "Pferdeäpfeln", dabei mußte man sich aber beeilen denn diese blieben nie lange auf der Straße liegen und wir sind als Kindern den Pferdegespannen in der Regel hinterher gelaufen, denn irgendwann mußten sie ja mal. Der Garten in der Zeit damals war für unsere Familie (6 Personen) echt ein zum Überleben wichtiges Fleckchen Erde und unserem Vater hatten wir zu verdanken daß durch seine mühevolle Rackerei in diesem, neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit als Musiker, unser Tisch auch mit lebensnötigen Vitaminen gedeckt war, denn in den Geschäften gab es damals so gut wie nichts. Karnickel wurden nicht im Garten gehalten, der war zu weit weg und die wurden dort geklaut. Statt dessen hielt man Hühner, Kaninchen und Gänse in kleinen Verschlägen auf den Höfen hinter´m Haus. Alles was geerntet wurde wurde auch verbraucht, es wurde eingekocht, versaftet und Backobst hergestellt und weil das Alles noch nicht reichte ging es in die Pilze, in die Blaubeeren, Brombeeren, Himbeeren und im Spätherbst waren die Holunderbeeren dran. Und damals hörte man von der Mutter keine Klagen, auch wenn das Einkochen seinerzeit unter teilweisen schwierigen Bedingungen stattfand. Alles geschah auf dem Küchenherd und zwar mit Holz und Braunkohle (aber das mußte man auch erst mal heranschaffen, in einer Zeit als es noch Stromsperren gab und jeder in der Nachbarschaft "Jagd" auf "Brennbares" machte. Als Kinder haben wir von den Wagen der fahrenden Kohlenhändlern Diverses vom Wagen geschmissen und dann aufgesammelt oder am Güterbahnhof (Wenn Kohle angekommen war) versucht etwas zu ergattern. Wer diese Zeit damals bewußt miterlebt hat, schmeißt auch heute kein Stückchen Brot weg. Eines möchte ich zum Schluß aber noch sagen: Die Erbeeren und die Tomaten aus der eigenen Ernte schmeckten im Gegensatz zu den Produkten von Heute. Selbst die grün abgenommenen Tomaten schmeckten köstlich, wenn sie auf der Fensterbank nachgereift waren.
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Re: Kleingärten in der DDR

Beitragvon Zicke » 24. September 2012, 18:36

ja Wolfgang
auf so einem Teil, wurde eingeweckt und saft gekocht und natürlich auch das Kaninchen gebraten
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Re: Kleingärten in der DDR

Beitragvon Nov65 » 24. September 2012, 18:49

Hallo "Gartenfans",

meine Kindheit dauerte von 1945 bis 61. Mit 2 Geschwistern und Vater und Mutter, lebten wir auf dem Lande. Was gab es da wohl in irgend einem Laden zu kaufen? So gut wie nichts. Da wäre man verhungert ohne Selbstversorgung. Ich spreche von den Jahren bis weit in die Fünfziger.Im Garten und auf einem kleinen Feld wurde alles angebaut: Kartoffeln, Gemüse, Obst, Beeren, Blumen und natürlich Viehfutter. Wir hielten Geflügel, Kaninchen, dann ein paar Schweine, in den Endfünfzigern auch 1 Kuh. Meine Eltern arbeiteten erst beim Bauern, der sich dann gen Westen absetzte, danach in der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft(LPG).Es wurde hart gearbeitet. Den Tag über bei sehr schlecht bezahlter Arbeit(Monatsverdienst des Vaters 150 Ostmark), in den freien Stunden auf dem gepachteten Garten bzw. Acker. So schlug man sich eben durch. Das Futter und Stroh für das eigene Vieh wurde häufig vom Bauern oder der LPG geklaut. So machten das alle . So kenne ich es bis weit in die Sechziger.
Übrigens habe ich dieses Selbstversorgung besonders in der Ukraine auf vielen Dienstreisen kennengelernt. Die ganze Familie ackert dort auf kleinem Felde, um sich über Wasser zu halten.Eben wie in der Ex-DDR in der beschriebenen Zeit.
Heute weiß ich gar nicht, wie die Mütter damals die Töpfe voll gekriegt haben. In den Läden jedenfalls gab es nur das Notwendigste.Oft fehlte dort den Verkäuferinnen sogar das Packpapier.
Aus dieser Kindheit habe ich manuelle Arbeit schätzen und achten gelernt. Auch den Umgang mit Nahrungsmitteln.
Deshalb lehne ich die Verschwendung in unserer Gesellschaft glatt ab.

Einen Gärtnergruß von @Nov65
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Re: Kleingärten in der DDR

Beitragvon Wosch » 24. September 2012, 18:56

Zicke hat geschrieben:ja Wolfgang
auf so einem Teil, wurde eingeweckt und saft gekocht und natürlich auch das Kaninchen gebraten
Bild




Ja @Zicke und in den Gemeinschaftswaschküchen, in den Kupferkesseln, wurden die Zuckerrüben zu sirup verkocht und wir kriegten die Melasse, unter den Dachrinnen higen die Tabakblätter zum trocknen, Fleisch holte man sich von der Freibank, nach der Ernte ging man "stoppeln" und den Zucker zum Einkochen gab es fast nie. Aber wir haben es überlebt, ich denke so Manchem hätte diese Zeit ganz gut getan.
Schönen Gruß aus Kassel. [hallo]
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Re: Kleingärten in der DDR

Beitragvon Interessierter » 24. September 2012, 20:41

So einen Herd hatten wir auch, wo man je nach Topfgrösse Ringe abnahm. Auf diesem Herd machte meine Großmutter ihre " sagenhaften " Kartoffelpuffer. Wenn es die gab, wurden auch gleich die Nachbarskinder mitgespeist.
In der Nähe gab es später eine Kartoffeldämpferei für Schweinezüchter, wo wir Kinder uns immer heiße Kartoffeln mitnehmen durften. Die angesprochene Melasse, klaute mein Großvater nachts aus abgestellten Eisenbahnwaggons, damit wir Brotaufstrich hatten. Er selber fuhr oft nur mit trockenem Brot und Salz darauf zur Arbeit.
Ja Wolfgang, auch bei uns hingen die Tabakblätter unter der Decke und Kartoffelstoppeln taten wir genau wie Fliederbeeren pflücken. Im Winter eine schöne heiße Fliederbeersuppe mit Griesklößen, das war schon etwas feines.

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Re: Kleingärten in der DDR

Beitragvon Edelknabe » 28. September 2012, 07:00

Ich versuche es einmal in Teilen/Stichpunkten mit einer Schilderung der 80er Jahre. Heute also Teil I

Irgendwann Ende der 70er Jahre war da eine Zeitungsannonce" Vereinsmitglieder in Leipzig für einen Neuaufschluss einer Gartenanlage gesucht, Interessenten sollten sich schriftlich bewerben." Wir also beworben und innerhalb eines halben Jahres kam die Antwort, wir sollten vor Ort zu einer Vollversammlung kommen. Ich glaube die Grundstücke selber und deren Größe wurden durch Los ermittelt, es wurde eine bestimmte Anzahl von Aufbaustunden festgelegt und man konnte nebenher schon am eigenen Pachtland werkeln.

Alte Türen (aus unserem Gründerzeithaus oder wars ein anderes...?) ergaben das Rechteck(verkleidet mit Dachpappe) für eine Baubaracke, das war der Grundstein und die Idee von meinem Schwiegervater. Geschissen wenn vor Ort nötig wurde in ein Erdloch in der Hütte, es war ja nicht wie heute so modern und kostentensiv mit Dixi und so.

Die Fühler nach Baumaterial wurden ausgestreckt. Wo ist was zu bekommen, zu haben? Einen Mischer teilten wir mit nem nahen Gartenfreund der dessen Eigentum war, die Leute wurden auch Freunde von uns, ne Familie mit Kind so wie wir. Die Aufbaustunden hatten Vorrang, E-Kabel, PE-Wasserleitungen mussten verlegt werden.

Rainer-Maria der Kindergarten ruft...muss los.
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Re: Kleingärten in der DDR

Beitragvon Edelknabe » 29. September 2012, 13:15

Geht weiter mit Teil 2.

Zu bestimmten Punkten im Gelände wurden in Aufbaustunden Verteiler gelegt(Bauanschlüsse) mit Wasserhähne, Lichtstrom und Kraftverteiler. Den Elektrokram machte wohl ne Firma. Verlängerungskabel über gut 50 Meter waren also notwendig so für Kraftanschlüsse nur die gabs nicht im Laden, also bekam der Kollege Elektriker im VEB den "privaten Auftrag." Er brauchte auch was aus unserer Werkstatt, man war sich sofort einig.

Sand ...woher Sand/Betonkies für den Fundamentkranz und die Bodenplatte nehmen? Wieder war der VEB gefragt...diesmal offiziell über Rechnung was auch den Fuhrlohn für den Kipper betraf.Jetzt Zement, da hatte Leipzig eine "Zementtankstelle" in der Schomburgstraße(steht heute der Baumarkt Praktiker drauf), dort waren bestimmte Tage zum Verkauf. Was du brauchtest...PKW mit Anhänger mindestens HP750, den hatte ich mir gerade zugelegt über drei Ecken Beziehungen und Säcke, denn Säcke waren Mangelware. Die lieferte mein Vater kostenlos aus seinem VEB.

Mittlerweile war Winter, Frost, im Frühjahr das im letzten Herbst ausgehobene Streifenfundament nochmal so breit geworden...guter Rat war..waren Schaltafeln. Auf jeder Baustelle oder dem Betriebshof lagen Schaltafeln, also Hänger mit und rein die Dinger.Die hatten sogar nen Stempel vom VEB Baureparaturen oder so...wie ein Brandzeichen bei die Pferde, egal, interessierte kein Schwein,nicht mal den Gartennachbarn und die Staatsicherheit oder Kripo war weit, einfach zu weit weg.

Also eingeschalt, Zement geholt aus dem Silo...der war billig,das war echte Buckelei aber man war jung, was waren 50 Kilo pro Sack x Hänger voll, das war nix, den Mischer angeschmissen und los gings und in gut zwei Wochentagen (Urlaub war kurzfristig immer drin, nicht wie heute, dieses Trauerspiel) stand Fundament samt Platte.
Anschlüsse so wie heute für Elektro und Wasser wurden mit Leerrohr schonmal sehr vage in Richtung der Verteiler(siehe oben)vorgesorgt, man wusste ja noch nicht woher das nun exakt kam, von welcher anderen Ecke in der Riesengartenanlage vielleicht? Ach so, Strom kostete nix und Wasser auch nicht, soweit ich mich erinnere?

Rainer-Maria war fast wie wenn so ein Neubaugebiet auf der grünen Wiese entstand, nur eben im kleineren Rahmen. Ende vom 2.Teil
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Re: Kleingärten in der DDR

Beitragvon Edelknabe » 3. Oktober 2012, 17:08

Teil 3.
Aufbaustunden, ein Kapitel für sich. Der Mensch hat wohl die vortreffliche Gabe, sich zu drücken. Und zwar, wenn es darum geht in der Gemeinschaft was zu vollbringen zu wollen. Ich glaube fast, da sind alle Gesellschaftsysteme gleich.Immer waren es dieselben die zu den vorher festgelegten Zeiten an bestimmten Punkten in der Gartenanlage erschienen, erscheinen sollten um was für die Gemeinschaft der Gartenfreunde zu vollbringen.

Logische Folge, es gab Ärger, Unmutsäußerungen und das zu Recht was mit Beschwichtigungen der Verantwortlichen Gartenfreunde abgetan wurde und zwar dahingehend, die säumigen Verweigerer mit Nachdruck zum nächsten Wochenende zu verpflichten. War alles kalter Kaffee und Geduld ist dehnbar wie ein Kaugummi. Man hatte den dummen Verdacht, die Verweigerer bezahlen (leisten ihre Std.)mit Naturalien...Baumaterialien.War wohl auch in Wirklichkeit so, die Zeit verging, es vergingen auch die wenigen Pflichtbewussten.

Die DDR war ein Beziehungsland und gewusst wo und wie komme ich da heran war mehr wert wie das Geld.Denn Mark der DDR hatte Jeder selber, manche wirklich nicht zu knapp aber Fliesen unterschiedlicher Formate, Fenster,Fensterbänke, Türen, Schalholz, Balken, besandete Dachpappe,Dämmstoffe, Glasbausteine, Narsdorfer Klinker(die Gelben),Dachrinne in Zinkblech mit Abflussrohr und Bögen, schöne farbig eingefärbte Terrazzo-Platten für Verandaflächen, Ziegel im 1,5 Format oder die neuesten Gasbeton/ Blähbetonsteine(heute der Ytonstein, ich glaube gar, die waren eine DDR-Erfindung) und vieles mehr, das hatte nicht Jeder geschweige denn, das gabs von heute auf morgen in irgendeiner Baustoffversorgung.

Rainer-Maria eigentlich erstmal ne Schilderung wie man ne moderne DDR "Schreberlaube" von gut 35qm Grundfläche baute was so hoffe ich doch nicht zu sehr langweilt.Ich bezeichnete die Dinger irgendwann in einem heutigen Text einmal als "Eigenheim des kleinen Mannes", manche sagten damals auch Datsche dazu, denn der Begriff kam so glaube ich aus der UdSSR.
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Re: Kleingärten in der DDR

Beitragvon pentium » 3. Oktober 2012, 17:17

Hallo Edelknabe

Da hast du eine Luxuslaube gebaut, bei den Baumaterialien.
„Dachrinne in Zinkblech mit Abflussrohr und Bögen, schöne farbig eingefärbte Terrazzo-Platten für Verandaflächen, Ziegel im 1,5 Format oder die neuesten Gasbeton/ Blähbetonsteine.“
Gab es da nicht eine Einheitslaube? Oder kam das später?
Wobei eine richtige Datsche mehr als 35qm Grundfläche hatte oder noch hat. Ich kenne solche Datschen sogar mit Tiefgarage. Wobei die standen nicht in Kleingartenanlegen. Bin gespannt auf den nächsten Teil.

MfG
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Re: Kleingärten in der DDR

Beitragvon Edelknabe » 3. Oktober 2012, 17:49

Nein pentium, unsere Datsche hatte schon einiges der aufgeführten Materialien aber die Rinne war leider nur aus feuerverzinkten Blech, die Terassenplatten aus rot eingefärbtem Betonsteinen im Sechseckformat. Die Aufzählung sollte nur zeigen, was so alles" Mangelware" in der DDR war oder besser schwer zu bekommen war.Vorgefertigte Lauben gab es auch, wohl aus diesen Wabenplatten, auch die entstanden in unserer Anlage.Die sahen garnicht mal so unmodern aus.

Rainer-Maria Datschen größer als 35qm...wo, etwa in der UdSSR? Und mein Nachbar hatte einen Keller...steh und begehbar, aber leider keine Tiefgarage. Was du meinst sind wohl mehr flache Häuser auf privatem Grund und Boden...die es natürlich auch in dieser DDR gab.
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Re: Kleingärten in der DDR

Beitragvon pentium » 4. Oktober 2012, 16:30

Um das mit dem Bauen mal fortzuführen. Es hatte schon was von Jägern und Sammlern.
Ich habe mal dabei geholfen einen Bungalow aufzubauen, kein Prachtbau, aber später mein Stammquartier,
in der sächsischen Schweiz. Es war schon ein Schauspiel, wenn dann an der BHG in Pirna drei Männer standen, die sich nicht zu kennen schienen, dann aber ihren Zement und Kalk o.ä., etwas abseits zu einem Hänger brachten. Sich plötzlich wieder kannten und davon fuhren.

MfG
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Re: Kleingärten in der DDR

Beitragvon Edelknabe » 4. Oktober 2012, 16:47

Geht weiter mit Teil 4

Mein Schwiegervater meinte zu mir als das Fundament fertig war:“ Also Rainer Klinker wären gut, für den Sockel“, doch woher nehmen? Ich schrieb öfters von meinem Langzeitgedächtnis aber hier fehlt mir echt der Film wie der Sockel am Ende mit gelben Narsdorfer Klinkern entstand. Das könnte eine Beziehung über den Pfusch, die Feierabendtätigkeit gewesen sein denn die führte uns über Altenburg bis Karl-Marx Stadt sowie Zwickau und weiter.

Kein Weg war zu weit wenn das Geld am Wochenende stimmte und frage ich heute so junge Kerle mal was nebenbei ohne Rechnung zu erledigen…...dann wird da abgewunken und "das ist mir zu weit und ne und ach Meister könntense nicht selber an ihrem Grundstück"….aber über das Trauerspiel schrieb ich schon öfters.Die Jungs scheinen einfach kein Geld mehr zu brauchen, nötig zu haben, deren Kohle kommt wohl dann von Mama und Papa...kostenlos ohne jegliche Anstrengung? Und die 1,5 Format Ziegel zum unteren Wandaufbau, die könnten wohl von meinem damaligen Betrieb mit ganz normaler Rechnung dazugekommen sein?

Denn es war ja ein Baubetrieb, bissel staatsnah zwar aber immerhin gab es da Einiges was es sonst nicht auf die Schnelle in der Baustoffversorgung so gab. Mein Nachbar hatte einen Draht zum Gasbeton(der aus dem kleinen Ort Lausig nahe Eilenburg) und so brauchten wir nur noch LKW mit Hänger der uns die Fuhre für zwei Häuser herankarrte. Ein Wahnsinnsakt, das ging schon los mit dem holen der Steine aus dem Werk selber mit wahnsinnig langen Tageswartezeiten in einer Schlange von Fahrzeugen und nicht gerade 1A Qualität was uns da…na., für uns dort übrigblieb laut den Anweisungen deren Personal, was wo und wie viel in welcher Ecke zu laden war.

Bruch konnten wir noch jede Menge(ich glaube heute mich zu erinnern) kostenlos dazu einladen, wir luden es dazu, denn mein Schwiegervater meinte vorher…“bring alles mit was sie dir geben, ich vermaure oder besser klebe das.“ Glücklich gegen 22.00 Uhr war der tonnenschwere Kram auf unseren Nachbarparzellen mit der Hand entladen (man war jung, was waren denn so und soviel Tonnen, das war nix?), der Fahrer bekam einen Fuffi und dampfte zufrieden ab, die Rechnung, die wir logischerweise teilten kam wohl später.

Deswegen wohl auch heute das mit den vielen Bandscheibenvorfällen und sonstigen Leiden der älteren Generation die hundertprozentig Dank der enormen Huckerei in der damaligen Zeit ihre Ursachen haben.

Es konnte also losgehen mit der Maurerei und ich junger Kerl lernte ordentlich von meinem Schwiegervater denn der hatte früher neben seinem Dienst beim MdI öfters in einer Feierabendbrigade gewerkelt. Ich glaube so zwei Wochen mit immer einmal einem Tag Pause, dann stand der Rohbau mit Fenster und Tür-Stürze(die schalten und gossen wir gleich selber).

Rainer-Maria du hast Recht pentium, der "Jäger und Sammler" war in der DDR noch nicht ausgestorben, im Gegenteil, der Sozialismus gebar ihn nochmal, hart gegenüber sich selber, pfiffig, schnell, immer die Nase im Wind für die Familie, die Brut und dann kam sinnbildlich die Herde Mammuts und seine große Grube war schon gegraben, sein Speer geschärft.
Ich muss schon selber lachen über die wunderbare Formulierung ....die mir da gelungen ist.

Eh zu war brauchen wir denn diesen langweiligen Überkonsum von Baumaterial heute, mensch das macht doch gar keinen Spass mehr, das fordert nicht, der Speer steht stumpf in der Ecke und rostet vor sich hin...öde, da geht doch vollkommen die Potenz verloren(hörst du Volker "du Hinterharzer Lästermaurer," die schöne Potenz.
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Re: Kleingärten in der DDR

Beitragvon pentium » 4. Oktober 2012, 16:55

Wobei noch ein dritter Aspekt zum jagen und sammeln hinzu kommen muss,
der Tauschhandel.

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Re: Kleingärten in der DDR

Beitragvon Edelknabe » 4. Oktober 2012, 17:17

Genau pentium, der Tauschhandel." Ich habe da was, was hast du für mich oder besser meine Trabibestellung gegen deinen alten Lada?" Und so tauschte der Normalo und völlig ohne Geld entstanden enorme Glücksgefühle...man hatte es in der Garage oder im Keller und da wartete es auf den nächsten Tausch das "Objekt der Begierde", es wartete sehr geduldig verursachte auch keine Kosten, es war wie ein Pfand auf mehr nur was Mehr das war Zukunft, Spekulation, das war der Kitzel wenn denn die Situation dann Form annahm.

Rainer-Maria langweilig dagegen bei uns Brüder und Schwestern West. Was sollte denn da kitzeln, mensch da gabs doch alles so wie die gut 300 Sorten Bier heute im Supermarkt. 300 Sorten, so ein Wahnsinn zumal Bier ...auch nur wie normales gebrautes Bier schmeckt.
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Re: Kleingärten in der DDR

Beitragvon pentium » 7. Oktober 2012, 18:16

Mal ein paar Zahlen zum Thema.

Am Ende war die DDR ein Kleingärtnerparadies. Von 13,5 Millionen erwachsenen DDR-Bürgern waren 1989 mehr als 1,2 Millionen organisierte Kleingärtner – nicht eingerechnet ihre Angehörigen und Freunde, auch nicht die „Datschenbesitzer“, also die Nutzer von Erholungsgrundstücken, deren Anzahl noch wesentlich höher lag. 855.000 Parzellen mit rund 37.000 Hektar Land befanden sich in Kleingärtnerhand. Das entsprach einer Fläche von mehr als 50.000 Fußballfeldern.
Quelle:
Deutsche Kulturgeschichte nach 1945 / Zeitgeschichte
Isolde Dietrich

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Re: Kleingärten in der DDR

Beitragvon Edelknabe » 14. Oktober 2012, 17:55

Weiter mit Teil 5

Die Rohbauten wuchsen in der Nachbarschaft langsam aber sicher in die Höhe und einer unserer Nachbarn schleppte von seinem LKW Schaaltafeln ins Innere der Laube um wohl seine schon verlegten Kanthölzer zu verzimmern, zu decken während die Nachbarn leicht ungläubig die ganze Aktion aus den Augenwinkeln beobachteten. Meine Frau meinte: “Tu doch was, frag ihn ob er für uns auch“ aber ich war irgendwie zu stolz, wollte selber der Held sein zumal der Kerl immer so arrogant von seinem LKW heruntergrinste, ich tat es nicht.

Mein Schwiegervater meinte: „Der Sparrenabstand beträgt ca. 60-70cm, also brauchst du rund 10 Kanthölzer 10x10cm mit einer Länge von gut 8 Metern nur Kantholz von der Länge und überhaupt war auf der Baustoffversorgung Bestellartikel mit sehr langer Wartezeit. Guter Rat war teuer doch der Lagerplatz von unserem VEB voll von dem Zeugs für die Kasernen der GSSD, die Mittagszeit günstig und so fuhr der Klaus Immerhandaufundbereit mit seinem Barkas kurze Balken auf dem Weg zur Baustelle, den Objekten direkt zu uns die somit nur noch geschuht werden brauchten, dann lagen sie auf dem Rohbau.

Schalung, unser Gasbetonfreund kannte da einen in Lindenau in so einer Holzbude, wir sollten mal vormittags vorbei kommen und bissel Geld mitbringen. Der Typ deutete auf einen gut gestapelten Haufen, maß oder zählte irgendeine Höhe ab und meinte…“bis dahin könnt ihr abstapeln und …äh wenn ihr nachher in die Kasse geht sagt ihr 40 qm und nicht mehr….ich bekomm schon mal jetzt“ …mein Freund wusste bereits den Preis, wir löhnten und fuhren mindestens drei Mal mit dem Hänger vorbei weil der fast das Auto bei jeder Bodenwelle aushob. Was war denn Geld in der DDR, man war doch kein armer Mann als Handwerker , he so ein Trauerspiel wie heute, also ich weiß nicht so recht gabs damals nicht.

Es waren wohl dann ca. 80 qm, wir hielten uns an den Text vom Abmesser, im Kontor gabs ne ordentliche Quittung, was wollten wir Glücklichen denn mehr. Dachpappe war wohl nicht so der Engpass, auch der Dachanstrich nicht und einen Bitumenofen zum kochen von dem Zeugs war ebenfalls nur Ausleihartikel in der Nachbarschaft denn der Andere brauchte mal den Mischer, es war eine Liebe unter den Leutchen, so was an Solidarität und des Abends nach getaner Arbeit wurden die Bierchen entkront….anschließend ins Auto gestiegen.

Rainer-Maria jeder Baufortschritt schenkte Glückshormone, ich bin so ein Typ, mir gings richtig gut was sich auch in der Familie auslebte, meine Frau war jedenfalls glücklich. Ich weiß ja nicht, wie es Jägern geht? Ob deren Frauen auch....
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Re: Kleingärten in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 14. Oktober 2012, 18:29

pentium hat geschrieben:Mal ein paar Zahlen zum Thema.

Am Ende war die DDR ein Kleingärtnerparadies. Von 13,5 Millionen erwachsenen DDR-Bürgern waren 1989 mehr als 1,2 Millionen organisierte Kleingärtner – nicht eingerechnet ihre Angehörigen und Freunde, auch nicht die „Datschenbesitzer“, also die Nutzer von Erholungsgrundstücken, deren Anzahl noch wesentlich höher lag. 855.000 Parzellen mit rund 37.000 Hektar Land befanden sich in Kleingärtnerhand. Das entsprach einer Fläche von mehr als 50.000 Fußballfeldern.
Quelle:
Deutsche Kulturgeschichte nach 1945 / Zeitgeschichte
Isolde Dietrich

MfG
Pentium


[wink] Nun pass nur auf, dass Du hier keinen Ärger bekommst, denn Ihr 1,2 Millionen habt das System gestützt! [wink]

Späss´chen, Volker
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Re: Kleingärten in der DDR

Beitragvon Edelknabe » 15. Oktober 2012, 07:05

Deswegen Volker schrieb ich ja schon öfters sinngemäß(damals übers Dritte Reich) ohne die abertausend kleinen Rädchen im Getriebe des Nationalssozialismus hätte es einfach nicht funktioniert, hätte er der NS nie den Schaden anrichten können, den er in gut 12 Jahren über die Welt gebracht hatte.

Dies kannst du übrigens mit den Rädchen auf jedes System übertragen...DDR, BRD...BRD heute. Und Volker, du kennst dich ja aus, warst ja auch eines...so eine Systemstütze. Ich bin schonmal fein raus Volker, habe damals nie für die Gemeinschaft angebaut sondern selber die Kartoffeln mit der Familie gegessen.

Rainer-Maria aber mach dir nichts draus Volker, denn das ist doch alles längst schönste Geschichte, lange vorbei, alles verjährt, komm, wir lachen mal gemeinsam über unseren Neun. Ich glaube der schrieb mal im AF sinngemäß, er hätte mich aber maßgenommen der kleine Vernehmer mit seinem MfS, wenn er damals gewusst....ha ha ha gewusst hätte vom verbauten Volkseigentum und so.

Hatte er aber nicht, der Rainer und Andere waren wohl schneller als Neun und mal unter uns, ich habe da heute noch kein schlechtes Gewissen denn das hieß doch nicht umsonst "Des Volkes Eigentum".Wurde alles von uns geschaffen, vom Volk. Du Volker, riefen die Männer und Frauen am Ende nicht"Wir sind das Volk?" Viele haben das schon eher gewusst und somit umgesetzt...sprichwörtlich umgesetzt, Gartenfreunde zum Beispiel.
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Re: Kleingärten in der DDR

Beitragvon Edelknabe » 17. Oktober 2012, 05:55

Der Teil 6, also den könnte man umschreiben mit „Der sozialistische Neukleingärtner als Architekt“.

Die Hütte brauchte eine ordentliche Unterteilung, denn Wohnraum, Küche, Schlafraum und Toilette mit integrierter Waschecke samt Waschbecken sollten schon hineinpassen. Man gönnte sich ja sonst nichts als Proletarierfamilie…na gut, nicht viel.

Und ich erinnere mich, so was war nirgendwo vorgegeben in der Kleingartenordnung, also wenn sich da Einer ne Dusche hereinbaute interessierte das kein Schwein…Gartenschwein denn Wasser kostete nichts im Sozialismus ganz im Gegensatz zu dem Trauerspiel und der Abzocke heute.

Das war größtenteils Sache meiner Frau mit der Unterteilung und ich gebe ehrlich zu, bei uns Beiden geht, ging das schon immer Ratzfatz mit den Entscheidungen, dem Einrichten wie und was für eine Tapete noch und habe fertig wie Trappatoni, ich habe wohl doch die Richtige geheiratet.

Mir fiel dazu ein Rundbogen ein, so konnten wir die Toilette sanft in den Wohnraum verlängern und das Bett baute ich selber in den Vorbau, eine Spielwiese sage ich euch, so 2x2 Meter könnten schon hinkommen. Immerhin waren wir drei Hanseln und es wurde ja im Garten genächtigt, das war normal, übers Wochenende oder manche Mitbürger verbrachten auch den kompletten Urlaub im Garten…wieder normal im Sozialismus denn Mallorca war …zu weit weg(war ein Scherz, das war des Westdeutschen Insel…das nur für den Schüler)

Wohin mit dem Wasser, Abwasser? Eine Grube aus Beton musste her, schön groß so zwei Kubikmeter und die bauten, schalten und gossen die meisten gleich selber …integrierten sie in den Weg rund ums Haus. Wir auch. Kennt einer von euch Wasserglas? Nein, nein, nicht was die junge Augenärztin dann ganz entsetzt dachte als ich Sonntag Vormittag in der Augenklinik Leipzig saß und mich ganz erstaunt ansah als ich meinte “Ich habe Wasserglas ins Auge bekommen.“

Ich wusste gar nicht, das ne Notaufnahme von der Augenklinik so voll sein konnte, also ne, was die Leute alles veranstalten mit ihren Augen, das geht auf keine Drahtglasscheibe.

Natürlich war es kein zersplittertes Glas sondern ein flüssiger Zusatzstoff, eine Art Lauge mit dem man frischen Beton entweder streicht oder mischt damit er hydrobrobiert oder wie das heißt und ich hatte mir wie Häschen in der Grube das Zeugs mit dem dicken Pinsel aber voll ins Auge gespritzt.

Denn Toilette und Spüle und Waschbecken brachten schon paar Literchen am Wochenende und wenn man Gäste hatte die dreifache Menge. Dazu schleppte mein anderer Nachbar eine Kreiselpumpe aus seinem VEB an und wenn die Grube voll war zack den Saugschlauch rein, Gummistiefel an und dann ging es ab auf die Kartoffeln oder was sonst noch so wuchs. Interessierte wieder keinen, denn, es machten Alle so, das war das Schöne im Sozialismus. Konnte somit keiner den Anderen anzinken.

Und das angebaute Gemüse wuchs so sage ich euch, so gut haben zum Beispiel Kartoffeln nie wieder geschmeckt aber natürlich gab es da dieses chemische Zeugs was man vorher auf die Scheiße(entschuldigt) kippte wo dann die Brühe schwarz wie Phenole oder Kohlenschlämme aus der Brikettfabrik Espenhain aussah.

Rainer-Maria ich glaube, ich schreibe doch lieber ein Buch mit "Der Sozialismus und sein Neubaukleingartengärtner" und bitte nicht das Ganze zu verwechseln mit dem alten Schrebergärtner denn wir waren schon was bessers auf der Stufe der Evolution, der Moderne, der entwickelten sozialistischen Gesellschaft.

Einen schönen Tag allen ins Forum...und macht mal eure Schrebergärten langsam winterfest
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Re: Kleingärten in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 17. Oktober 2012, 08:29

@Rainer-Maria,
Wasser hat auch im Sozialismus immer Geld gekostet! Ich kann Dir meine lückenlosen Rechnungen zeigen.

Du hast wohl zu oft "eigenberieseltes" Gemüse gegessen! Wir alle haben das jetzt auszubaden. So könnten sich aber Deine täglichen unter Humor verbuchten Beleidigungen erklären, hier 2 Beispiele Deines Humors:

Gestern: Interessierter alter antikommunistischer Meckerheini, es passt wieder nicht in dein klares Weltbild was
Heute: Wie hatte unser Dille geschrieben der wohl etwas naive weltreisende Gutmensch

Gruß Volker
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Re: Kleingärten in der DDR

Beitragvon pentium » 17. Oktober 2012, 16:09

Hallo Edelknabe

Habe mal bei meiner Verwandtschaft in der Landeshauptstadt nachgefragt, wegen Wasser und Abwasser in Kleingärten. Ich habe oder hatte nie einen Garten. (Klein) Das sind echte Kleingartenfreunde. Dort gibt es einen Tiefbrunnen, noch aus DDR-Zeiten für Brauchwasser. Für Stadtwasser hatte der Verein in der DDR 0,20 Mark für einen Kubikmeter Stadtwasser zu zahlen. Für Abwasser gab es die nach DDR - Standard errichtete Kleinkläranlagen (3-Kammer Anlagen) pro Person einen Faulraum von 200 Liter. Die Größe des Faulraums setzt sich aus dem Fassungsvermögen von Kammer 1 plus Kammer 2 zusammen. Hat zum Beispiel der Faulraum ein Fassungsvermögen von 1000 Liter und wird in der Nutzungszeit von Mai bis Mitte Oktober eine Abwassermenge von 500 Liter zugeführt, so wird der Faulraum nur zu 50% ausgenutzt. Die 500 Liter Abwasser unterliegen dann einem Fäulnisprozess, durch den im Verlauf eines Jahres (bis zum Beginn der nächsten Nutzungsperiode) das eingelagerte Abwasser biologisch gereinigt wird, um danach gereinigt über den Sickerschacht ins Erdreich zu gelangen. Da brauchte man nichts abzupumpen.

MfG
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Re: Kleingärten in der DDR

Beitragvon Edelknabe » 17. Oktober 2012, 16:24

Vielen Dank Volker für deine "Belehrungen" alter Harzer...ne ne junger Randharzer damals in der DDR. Meine Forumsfreundin Kerstin meinte gestern schon zu mir , ich solle dir nicht zuviel Freiraum einräumen sonst gewinnst du irgendwie Oberwasser kommst mir dann immer mit allerlei Bolzen deiner sehr eigenen negativen Ansichten über die alten Zeiten im Sozialismus. Ich sage dir das Mädel mag dich ehrlich....wenn du wohl besser auf Toilette sitzt und das neue, das heutige ND oder die junge Welt liest.

Aber mal ohne Mist und des Rainers Humor, das mit dem Wasser im Sozialismus interessiert mich jetzt zumal ich ehrlich zugebe das ich da nicht mehr so auf dem Laufenden bin.

Ich werde mal einen Extrafred aufmachen das wir das gut....erklären können..... für den Schüler.

Rainer-Maria bis nachher Volker
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Re: Kleingärten in der DDR

Beitragvon Edelknabe » 17. Oktober 2012, 16:34

Kleiner Nachtrag, diesmal für Pentium. Das was deine Verwandtschaft da herüberbrachte war wohl die Variante aus dem Genexkatalog.? Kleiner Scherz Pentium, das war die wohl moderne Variante laut Gesetzbuch (das Wunschdenken vom Staat DDR) aber nicht diese, die in den Kleingärten neuerer Bauart (sagen wir 1970-89) realisiert wurde. Schon die Realisierung scheiterte an dem vorgefertigten modernen Dreikammerzeugs von irgendeinem Bauhof oder ner Betonmischanlage.

Rainer-Maria und natürlich gab es auch Leutchen die sowas in ihrer Datsche hatten, vielleicht priviligierte Berliner aber bestimmt nicht in Leipzig in unserem Verein.
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Re: Kleingärten in der DDR

Beitragvon pentium » 17. Oktober 2012, 16:45

Hallo Gartenfreund

So mindestens war, glaube ich, der Trabi aus dem Genexkatalog. Ob man da auch Betonteile bestellen konnte? Ich glaube es waren mehr die Beziehungen. Jedenfalls haben die das Ding heute noch, die Kläranlage, nicht den Trabi. Muss noch mal fragen ob die Kläranlage heute noch genutzt werden kann oder darf. Mach Leipzig nicht so klein! Wie war das mit der Messe zu DDR-Zeiten?

MfG
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Re: Kleingärten in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 18. Oktober 2012, 18:51

Meinen Beitrag habe ich versehentlich unter Wasser.... eingestellt und nun hierher geholt:


Ich habe mir gerade noch mal die GENEX-Kataloge 1988, 1989 und sogar einen von 1990 angesehen.
Es gab schon sehr viel Produkte zu kaufen, Klärgruben habe ich aber nicht entdeckt. Allerdings waren auch komplette Häuser, wie das Fertigteilhaus "Typ Stralsund" im Angebot.
In Popperode bei Wippra wurden Glasfiebertanks, auch zu Kleinkläranlagen umgemodelt, für den Bevölkerungsbedarf hergestellt.
Man war in den Kleingärten also nicht nur auf Betonteile angewiesen, sofern man mit Beziehungen einen Tank ergatterte.
Die Abwasserentsorgung begann aber auch in der DDR im ländlichen Raum in den 80er Jahren an Fahrt aufzunehmen.
In Harzgerode, wo ich 1973 hinzog, musste ich mir eine Klärgrube auch erst selbst bauen.
Infolge von mangelnden Kanälen wurde das Überlauf-Wasser der 3. Kammer direkt, wie in vielen Straßenzügen, oberirdisch in die Gosse geleitet. Kloake wie im Mittelalter!
Wer also sagt, im Winter hätte es nur nach Braunkohle gestunken, der schwindelt.

Gruß Volker
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Re: Kleingärten in der DDR

Beitragvon pentium » 18. Oktober 2012, 19:03

Hallo Volker

Warum hätte auch unter Wasser gepasst. Jedenfalls kenne ich das Prinzip mit dem Ablauf der Kläranlage auch, hier war es allerdings die Zschopau. Das hat im Prinzip der ganze Ort so gemacht. Erst in die Klärgrube dann in den Fluss.

MfG
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Re: Kleingärten in der DDR

Beitragvon Edelknabe » 18. Oktober 2012, 19:11

Oberirdisch Volker gibts auch heute noch...in dem Muldentalort wo ich wohne. Verläuft sich dann in den Straßengräben an der Landstraße, das Wasser, was über 3 Kammergruben....überläuft.Stinkt bei Wetterwechsel wie Böhlen, Espenhain, Buna, Bitterfeld, Leuna und Schkopau zu tiefsten DDR-Zeiten, verfeinert mit dem Geruch nach Sch...e.

Rainer-Maria und langsam plätschert wohl der Fortschritt
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