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Vor 50 Jahren verhaftete die Stasi Hunderte Jugendliche

BeitragVerfasst: 8. Oktober 2019, 09:08
von Interessierter
Er wollte die Stones sehen und landete im DDR-Knast!

An diesem Tag, vor genau 50 Jahren, sollte in Ost- Berlin eigentlich der 20. Jahrestag der DDR gefeiert werden. Die Stasi befürchtete einen Aufruhr gegen das SED-Regime.

Parteitreue Jugendliche sollten an diesem Tag bei einer Militärparade den SED-Machthabern zujubeln, aber keine langhaarigen Rockfans den Stones auf dem Springer-Hochhaus im Westen. Noch in der laufenden Sendung klärte der Rias-Moderator seinen Witz auf, doch es war zu spät. Das Gerücht vom angeblichen Konzert verbreitete sich in der ganzen DDR und versetzte die Stasi in Panik. „Die Sendestärke soll 100 Phon betragen, Reichweite 15 Kilometer“, heißt es in einem Stasi-Vermerk über die angebliche Veranstaltung mit einer „Beat-Kapelle“ auf dem Springer-Hochhaus.

Jugendliche in der ganzen DDR verteilten Flugblätter, riefen dazu auf, das Konzert an der Mauer zu besuchen. Die Stasi reagierte mit der Aktion „Stafette“. Sogenannte „negative Jugendliche“ sollten daran gehindert werden, aus ihren Heimatorten in der DDR nach Ost-Berlin zu reisen.

Auch der damals 17-jährige Lehrling Jürgen Rosemann aus dem Ost-Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg wollte die Stones sehen.

An diesem Tag wurden 430 Jugendliche verhaftet

„Wir trafen uns am Wochenende in einem privaten Partykeller. Da erzählte jemand: Die Stones spielen am 7. Oktober auf dem Dach des Springer-Hochhauses.“ So richtig glauben konnte Jürgen Rosemann das nicht. „Aber wir dachten uns, es wird bestimmt etwas dort los sein.“

Mit seinen Freunden zog Rosemann damals Richtung Innenstadt. Einige Hundert Meter vor dem Ziel ging es nicht mehr weiter. „Von überall kamen Rockfans. Ordner in blauen FDJ-Blusen hielten uns auf. Es waren verkleidete Stasi-Leute, wie sich später herausstellte.“

Nach zwei Wochen Untersuchungshaft verurteilt ein DDR-Gericht Rosemann wegen „Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung durch Zusammenrottung und wegen Beeinträchtigung gesellschaftlicher Tätigkeit“ zu sechs Wochen Jugendhaft.

Andere Stones-Fans bekommen noch drastischere Strafen von mehr als zwei Jahren. „Von dem Zeitpunkt an lehnte ich diesen Staat DDR zutiefst ab“, so Jürgen Rosemann. „Ich wollte doch nur die Stones sehen.“

Als Rosemann seine Kamera aus der Tasche zog und filmen wollte, packten ihn die Ordner. „Das hielten die wohl für eine Provokation. Als ich mich losreißen und abhauen wollte, wurde ich verhaftet“, erzählt der heutige Rentner.

Stundenlang musste er mit gespreizten Beinen und erhobenen Armen an einer Wand stehen. Insgesamt wurden an diesem Tag 430 Jugendliche verhaftet, weil sie zu einem Konzert wollten, das nie stattfinden sollte.


Fotos dazu findet man hier:
https://www.bild.de/news/inland/news-in ... .bild.html

Re: Vor 50 Jahren verhaftete die Stasi Hunderte Jugendliche

BeitragVerfasst: 8. Oktober 2019, 09:25
von Nostalgiker
Nun könnte man, in Anlehnung an einen anderen Thread, meinen das war ein dummer Jungenstreich vom Moderator oder war es doch mehr eine bewußte und gezielte Provokation von ihm in der Gewissheit das viele Jugendliche im Empfangsbereich vom RIAS in der DDR auf diese "Ankündigung" abfahren wie Schmitts Katze und alles versuchen werden in die Nähe des Springerhochhauses und damit in die Nähe der Grenze zu kommen.

Wir hatten es damals nicht gehört oder wenn doch wollten wir uns nicht nach Berlin aufmachen.

1969-Meldung über Rolling-Stones-Konzert erregt die SED

BeitragVerfasst: 26. August 2021, 15:58
von Werner Thal
GESCHICHTE - Meldung über Rolling-Stones-Konzert erregt die SED

1969 kündigte ein Radio-Moderator einen Rolling-Stones-Auftritt auf dem Hochhaus des
Axel-Springer-Verlags in Berlin an. Ein Scherz, den viele DDR-Bürger ernst nahmen - mit
fatalen Folgen für sie. (...)

Im September 1969 hatte sich Kai Blömer, ein bekannter Moderator des West-Berliner Senders
Rias, einen Scherz am Mikrofon erlaubt. Am 7. Oktober, pünktlich zum 20. Jahrestag
der DDR, würden die Rolling Stones auf dem Dach des Hochhauses des Verlages Axel Springer
ein Konzert geben, erzählte er ins Mikrofon.

Umgehendes Dementi

Die Vorstellung allein schien Blömer so absurd, dass er nicht auf die Idee gekommen war,
irgendjemand könne seinen Einfall ernst nehmen. Doch noch während derselben Sendung
musste der Moderator auf dringenden Wunsch des zuständigen Redakteurs erklären, dass er
nur einen Witz hatte machen wollen.


https://www.welt.de/geschichte/article1 ... e-SED.html

W. T.