„Schmusekatze“ mit marxistischer Weltanschauung gesucht

„Schmusekatze“ mit marxistischer Weltanschauung gesucht

Beitragvon Interessierter » 14. April 2018, 10:37

Nicht nur die Liebe zur Sowjetunion war verordnet, auch in Beziehungen, Ehe und Familienplanung mischte sich der Staat ein: Wie die DDR versuchte, das Liebesleben ihrer Bürger zu beeinflussen.

Mit einer unscheinbaren Zeitungsannonce sucht ein 28-jähriger Ost-Berliner ein „nettes, schlankes Schmusekätzchen“. Der „einsame Kater“ weiß genau, was für eine Frau er will: „Bedingung m-l WA“, heißt es in der Anzeige, die in einer neuen Ausstellung im Berliner DDR-Museum präsentiert wird.

Kurator Sören Marotz löst das Kürzel auf: „Der wollte eine Partnerin mit marxistisch-leninistischer Weltanschauung.“ Es könnte auch ein versteckter Hinweis gewesen sein, dass ein Stasi-Mann nach einer Gleichgesinnten Ausschau hält, so Marotz.

„Liebe, Sex und Sozialismus“ heißt die Schau, die vom 28. März an den Zusammenhang zwischen privaten Beziehungen und dem Anspruch der DDR-Führung auf eine umfassende Liebe zu Frieden, Heimat und anderen Völkern darlegt.

Nur scheinbar haben Liebe und Politik wenig miteinander zu tun, wie der wissenschaftliche Leiter des Museums, Stefan Wolle, meint. Die SED-Führung habe nicht nur die Parteimitglieder auf Liebe zum Staat und ewige Treue einschwören wollen. Die Ideologie des Arbeiter-und-Bauern-Staates sah vor, das Liebesleben möglichst vieler Bürger zu beeinflussen, in Beziehungen, den gemeinsamen Alltag und die Familienplanung einzugreifen.


„Ich liebe doch alle“

Auch der Verweis auf den einstigen Stasi-Chef Erich Mielke fehlt nicht. Der hatte nach dem Mauerfall im November 1989 in der DDR-Volkskammer gestottert: „Ich liebe doch alle ... alle Menschen ... ich liebe doch ... ich setze mich doch dafür ein ...“ Der groteske Auftritt habe die persönliche Hilflosigkeit des DDR-Funktionärs und sein Denken offenbart.

Kurator Marotz sagt, die Geschichte der DDR sei noch nicht zu Ende erzählt. „Das verästelt sich immer mehr.“ Es bleibe wichtig zu zeigen, wie Diktatur und Alltag verzahnt gewesen seien. Für ein nächstes Projekt werden Ostdeutsche gesucht, die im Jahr 1989 geboren wurden.

https://www.welt.de/vermischtes/article ... leben.html

[grins]
Interessierter
 

Re: „Schmusekatze“ mit marxistischer Weltanschauung gesucht

Beitragvon augenzeuge » 14. April 2018, 10:46

Der „einsame Kater“ weiß genau, was für eine Frau er will: „Bedingung m-l WA“, heißt es in der Anzeige


Diese Anzeigen gab es häufiger, kann mich daran erinnern. [flash]
Warum das Priorität 1 hatte, konnte ich nie verstehen.

Karnak, wie war das damals, hättest du das so geschrieben? [blush]

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Re: „Schmusekatze“ mit marxistischer Weltanschauung gesucht

Beitragvon zoll » 14. April 2018, 11:08

augenzeuge hat geschrieben:
Der „einsame Kater“ weiß genau, was für eine Frau er will: „Bedingung m-l WA“, heißt es in der Anzeige


Diese Anzeigen gab es häufiger, kann mich daran erinnern. [flash]
Warum das Priorität 1 hatte, konnte ich nie verstehen.

Karnak, wie war das damals, hättest du das so geschrieben? [blush]

AZ

Klar, er hätte auch noch geschrieben "IM Verpflichtung ist Bedingung"
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Re: „Schmusekatze“ mit marxistischer Weltanschauung gesucht

Beitragvon Volker Zottmann » 14. April 2018, 14:08

Also, so oft wie man solche Annoncen zu lesen bekam, soviel Lebenspartner suchende Stasileute kann die DDR nie gehabt haben.
Ich denke an "SIE sucht IHN" oder genau umgekeht... Seitenweise in jeder neuen Wochenpost. Der damalige Abkürzungsfimmel übertraf ja alles heute Gedruckte. Und in gefühlt (nicht gezählt) jedem zweiten Insereat stand dieser MLW-Quatsch.
Ich wunderte mich immer, warum man, wenn man schon ohne Zeitung keinen Partner/in für den geregelten Geschlechtsverkehr findet, dann die marxistisch-leninistische Weltanschauung so wichtig war? Konnten die es besser als die christlichen Mädchen?
Das waren schon bemerkenswerte Kapriolen, die die Zeitungen da druckten.

Ich meine diese Art der Annoncengestaltung war ein "Selbstläufer". Es gab ja auch gleichwertige Anzeigen, wo auf seinen Christlichen Glauben hingewiesen werden konnte. Das wurde ja auch anstandslos gedruck. Der Grund dürfte gewesen sein, dass die Suchenden ausdrücken wollten, keine Christen zu sein. Und so hat sich neben "konfessionslos" und "Atheist" oder gar "Haide", besonders diese sogenannte M-L Weltanschauung ausgebildet.

Gruß Volker
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Re: „Schmusekatze“ mit marxistischer Weltanschauung gesucht

Beitragvon karnak » 14. April 2018, 14:20

augenzeuge hat geschrieben:
Karnak, wie war das damals, hättest du das so geschrieben?

AZ

[flash] Habe ich auch oft gelesen und mich gewundert wie man das in eine Heiratsanzeige schreiben kann. Ob man die Frau dann wirklich heiraten will muß man ja nicht zwingend beim ersten Treffen entscheiden. Und ich habe auch nie so eine Annonce aufgegeben, ich würde auch heute nicht diesen Quatsch bei Parship mitmachen, ich habe immer die altertümliche Methode des Frauenaufreißens bevorzugt. Ich hatte mal eine bei der musste ich nach der ersten Nummer feststellen die ganze Familie hatte schon 2 Ausreiseanträge gestellt [flash] , habe ich mich halt wieder vom Acker gemacht. Und die ich dann geheiratet habe hatte auch nicht gerade eine M/L WA, stammte aus einem christlichen Elternhaus, hatte Westverwandte und ich hatte deswegen genug Theater mit der Firma, in den Tiefen des Forums habe ich die ganze Geschichte aufgeschrieben. Aber es passte ansonsten ganz gut und so habe ich die Sache eben durchgezogen, auch wenn es der Firma vielleicht nicht so ganz gepasst hat, sie ist eingeknickt.
Ich kann schon nachvollziehen wer sowas in solche Annoncen geschrieben hat, es sind die denen es unendlich wichtig ist was Andere , besonders der Arbeitgeber, so von einem denkt, die Karriere geht vor allem anderen, alles wird dem untergeordnet, die gab es damals und die gibt es heute. Mir war sowas nie so wichtig, bis ins lächerliche verbogen hätte ich mich nie und jede Spinnerei hätte und mache ich nicht mit. Das macht es natürlich schwieriger Minister für Staatssicherheit oder irgendwo Geschäftsführer zu werden [flash] aber auf der Schiene bin ich ein glücklicher Stasimann und Brotkutscher geworden, mir hat das immer gereicht, ich bin gut über die Runden gekommen und musste nicht theatralisch irgendwelche Weltanschauungen raushängen lassen, mehr ist es nämlich meistens eh nicht, sehr oft haben die mehr Leichen im Keller als die, die es entspannter sehen, habe das oft genug erlebt, es ist in Wahrheit nicht viel dahinter bei solchen Marken.
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Re: „Schmusekatze“ mit marxistischer Weltanschauung gesucht

Beitragvon Olaf Sch. » 15. April 2018, 18:17

wenn man sich die Geschäftsmodelle der heutigen Partnervermittlungsagenturen anschaut, da gibt es auch jede Menge Fake Accounts... vielleicht wollten die Staatsherren der Bevölkerung eine höhere Dichte des sozialistisch geprägten Menschen in der DDR vorgaukeln?
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Re: „Schmusekatze“ mit marxistischer Weltanschauung gesucht

Beitragvon augenzeuge » 15. April 2018, 18:24

Möglich ist alles. [flash]

Rainer Maria, du findest das toll, oder?
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Re: „Schmusekatze“ mit marxistischer Weltanschauung gesucht

Beitragvon augenzeuge » 15. April 2018, 18:28

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Re: „Schmusekatze“ mit marxistischer Weltanschauung gesucht

Beitragvon Olaf Sch. » 15. April 2018, 18:48

na ja dessen Hobby war anscheinend auch der Beischlaf [rose]
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