Jugend in der DDR - Abkürzung nach oben
Verfasst: 18. Februar 2018, 15:11
"Gugge ma, das underschreibste hier": Als Künstlerkind hatte der Schauspieler und Musiker Jan Josef Liefers bei seiner Berufswahl im Arbeiter- und Bauernstaat schlechte Karten. Bis ihm eines Tages ein zwielichtiger Fremder einen Deal anbot.
Über die Armee zum Abitur
Da saß ein fremder Mann und schwitzte Perlen durch großporige Haut. Er war zivil gekleidet und machte einen auf Kumpel. "Na, Juchendfreund? Was willsd'n ma wehrn? Weeste das schonn?" Ich sagte, ich wüsste es noch nicht. "Nu unn wassis mid schtudiern? Willsde nimmawas ordntlisches lern? Wasn midd Spord oder Deschnigg?" Ich sagte, dass ich nichts studieren könne, weil ich kein Abitur bekäme, weil ich eine vier in Betragen hätte. Er sagte "Nu das is dorr gans ehfach, hier gugge ma, das underschreibste hier unden, kommste zu uns, machsde drei Jahre, oder dlei schön Bubb, un dann Abiduhr un dann schduddiersde! Globste du wärsd der erschde Idiod, den mir zum Aggadehmigger machn?"
Was er vorschlug war, dass ich eine Verpflichtungserklärung unterschreibe, in der ich den Ehrendienst bei der NVA freiwillig von eineinhalb Jahren auf drei Jahre verlängerte. Dann wäre ich nicht bloß Soldat oder Gefreiter geworden, sondern Unteroffizier. Oder warum nicht gleich Bubb, das war die Abkürzung für Berufs-Unteroffiziersbewerber - BUB. Und schließlich gab es auch noch BOB, die Berufs-Offiziersbewerber. Was der Mann nicht wissen konnte, war, dass sogar eine Geschlechtsumwandlung wahrscheinlicher gewesen wäre, als meine freiwillige Verpflichtung zu drei Jahren Armeedienst. Ich hatte von älteren Jungs gehört, man könne zum Schein unterschreiben, denn man sei ja noch minderjährig und die Unterschrift daher nicht rechtsgültig. Später brauchte man nur zu sagen, man habe es sich anders überlegt. Allerdings könnte es dann auch richtig ungemütlich werden, wenn die einen in die Zange nähmen. So leicht ließen die einen nicht wieder aus den Klauen.
So eine Scheinunterschrift stand für mich nicht zur Debatte. Ich hatte Lust auf eine ganz andere Antwort, und die gab ich auch. Zwar hatte ich einen ziemlichen Kloß im Hals, fühlte mich aber geradezu heldenhaft, als ich sagte: "Nein danke, ich bin nicht interessiert". Das hat sich gelohnt. Das Gesicht vom Perlenschwitzer war die Sache wert. Dem rutschte kurz mal alles nach unten. Dann meinte er nur noch: "Du gönndest hier grade en mäschdischn Fähler gemachd hamm, das issder schonn dlar, Juchenfreund", und ließ mich abtreten.
Den längeren, vollständigen Beitrag findet man hier:
http://www.spiegel.de/einestages/jugend ... 49967.html
Über die Armee zum Abitur
Da saß ein fremder Mann und schwitzte Perlen durch großporige Haut. Er war zivil gekleidet und machte einen auf Kumpel. "Na, Juchendfreund? Was willsd'n ma wehrn? Weeste das schonn?" Ich sagte, ich wüsste es noch nicht. "Nu unn wassis mid schtudiern? Willsde nimmawas ordntlisches lern? Wasn midd Spord oder Deschnigg?" Ich sagte, dass ich nichts studieren könne, weil ich kein Abitur bekäme, weil ich eine vier in Betragen hätte. Er sagte "Nu das is dorr gans ehfach, hier gugge ma, das underschreibste hier unden, kommste zu uns, machsde drei Jahre, oder dlei schön Bubb, un dann Abiduhr un dann schduddiersde! Globste du wärsd der erschde Idiod, den mir zum Aggadehmigger machn?"
Was er vorschlug war, dass ich eine Verpflichtungserklärung unterschreibe, in der ich den Ehrendienst bei der NVA freiwillig von eineinhalb Jahren auf drei Jahre verlängerte. Dann wäre ich nicht bloß Soldat oder Gefreiter geworden, sondern Unteroffizier. Oder warum nicht gleich Bubb, das war die Abkürzung für Berufs-Unteroffiziersbewerber - BUB. Und schließlich gab es auch noch BOB, die Berufs-Offiziersbewerber. Was der Mann nicht wissen konnte, war, dass sogar eine Geschlechtsumwandlung wahrscheinlicher gewesen wäre, als meine freiwillige Verpflichtung zu drei Jahren Armeedienst. Ich hatte von älteren Jungs gehört, man könne zum Schein unterschreiben, denn man sei ja noch minderjährig und die Unterschrift daher nicht rechtsgültig. Später brauchte man nur zu sagen, man habe es sich anders überlegt. Allerdings könnte es dann auch richtig ungemütlich werden, wenn die einen in die Zange nähmen. So leicht ließen die einen nicht wieder aus den Klauen.
So eine Scheinunterschrift stand für mich nicht zur Debatte. Ich hatte Lust auf eine ganz andere Antwort, und die gab ich auch. Zwar hatte ich einen ziemlichen Kloß im Hals, fühlte mich aber geradezu heldenhaft, als ich sagte: "Nein danke, ich bin nicht interessiert". Das hat sich gelohnt. Das Gesicht vom Perlenschwitzer war die Sache wert. Dem rutschte kurz mal alles nach unten. Dann meinte er nur noch: "Du gönndest hier grade en mäschdischn Fähler gemachd hamm, das issder schonn dlar, Juchenfreund", und ließ mich abtreten.
Den längeren, vollständigen Beitrag findet man hier:
http://www.spiegel.de/einestages/jugend ... 49967.html