Im Computerklub spielte die Stasi mit

Im Computerklub spielte die Stasi mit

Beitragvon augenzeuge » 23. November 2018, 17:18

In der DDR entstand vor der Wende eine Gamerszene: Jugendliche trafen sich in Computerclubs, um C64-Spiele zu tauschen und zu zocken. Und der Staat? Spielte heimlich mit. [grins]

Zwar gab es in den Achtzigerjahren in der ganzen Deutschen Demokratischen Republik solche Clubs (die meist mit "k" geschrieben wurden), allein rund 20 in Ostberlin. Doch zu den Treffen im HdjT kamen auch Menschen von weit her angereist. Denn obwohl es das zentrale Clubhaus des sozialistischen Jugendverbandes FDJ war, standen auf den Tischen keine in der DDR produzierten Computer. Sondern welche aus dem Westen.


Am 6. Januar 1988 waren im Haus der jungen Talente ein C128 und zwei C64 des US-Herstellers Commodore nebst Diskettenlaufwerk aufgebaut. Vom An-und Verkauf vom Chef des Clubs für 25.000 Mark besorgt.
...eigentlich hätten die Rechner gar nicht ihren Weg in die DDR finden dürfen. Denn Mikroelektronik stand auf der 1988 noch geltenden Embargoliste des Coordinating Committee on Multilateral Export Controls (Cocom): Die westlichen Staaten hatten sich dazu verpflichtet, keine Technologiegüter in die sozialistischen Länder des Ostblocks zu liefern. Die C64 gelangten jedoch am Embargo vorbei in die DDR, und deren Zoll ließ das geschehen. Westliche Hardware durfte gern eingeführt werden. Im Fall von Software und insbesondere von Computerspielen war das anders. Deren Inhalte beschäftigten die Staatsorgane der DDR sehr.

Das Dokument gehört zu einem rund 600-seitigen Konvolut von Stasiunterlagen zum Thema Computerspiele und Jugendszene der Gamer in der DDR – kurz vor deren Ende. Sie erlauben weitreichende Einblicke darin, wie staatliche Stellen Computerspiele und Computerbegeisterte betrachteten


Der Stasimann warnte seine Kollegen und Kolleginnen in anderen Dienststellen: "Da sich innerhalb der Interessengemeinschaften oder Computerclubs auch Mitglieder befinden, die nachweislich eine verfestigte negative Haltung zur sozialistischen Staats- und Gesellschaftsordnung haben, besteht die potenzielle Gefahr der negativen Ausrichtung der Interessengemeinschaften oder Computerclubs.
[shocked]

Der IM berichtet artig:
Bild
https://www.zeit.de/digital/games/2018- ... e-computer
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 84413
Bilder: 6
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Zurück zu Freizeit, Hobbys u.s.w.

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 2 Gäste

cron