Unser ganz normaler Arbeitsalltag vor 1989, in Ost und West

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Beitragvon Edelknabe » 25. Mai 2015, 11:01

Hallo zusammen, inspiriert durch einen anderen Fred dachte ich eröffne einfach mal Einen über die alten längst vergangenen Schaffenszeiten. Wie das also damals so war? Für jugendliche Leser(mitteljunge auch) wird das bestimmt interessant werden, wie das damals vor der Wende so ablief. Und auch längst geschriebene Beiträge aus anderen ähnlichen Fred könnten hier verwendet werden...herüber geholt werden. Denn wir müssen ja nicht Alles Dreifach texten.

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Re: Unser ganz normaler Arbeitsalltag vor 1989, in Ost und West

Beitragvon pentium » 25. Mai 2015, 11:07

Edelknabe hat geschrieben:Hallo zusammen, inspiriert durch einen anderen Fred dachte ich eröffne einfach mal Einen über die alten längst vergangenen Schaffenszeiten. Wie das also damals so war? Für jugendliche Leser(mitteljunge auch) wird das bestimmt interessant werden, wie das damals vor der Wende so ablief. Und auch längst geschriebene Beiträge aus anderen ähnlichen Fred könnten hier verwendet werden...herüber geholt werden. Denn wir müssen ja nicht Alles Dreifach texten.

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Wird dass jetzt wie im Fernsehen, Rainer-Maria, oder wie soll man dass verstehen, ...Beiträge aus anderen ähnlichen Fred könnten hier verwendet werden..
Die Wiederholung der Wiederholung?

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Re: Unser ganz normaler Arbeitsalltag vor 1989, in Ost und West

Beitragvon steffen52-1 » 25. Mai 2015, 11:10

Edelknabe hat geschrieben:Hallo zusammen, inspiriert durch einen anderen Fred dachte ich eröffne einfach mal Einen über die alten längst vergangenen Schaffenszeiten. Wie das also damals so war? Für jugendliche Leser(mitteljunge auch) wird das bestimmt interessant werden, wie das damals vor der Wende so ablief. Und auch längst geschriebene Beiträge aus anderen ähnlichen Fred könnten hier verwendet werden...herüber geholt werden. Denn wir müssen ja nicht Alles Dreifach texten.

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Was willst Du den lesen,Edelknabe? Das man von der Arbeit weg lief um sich im Konsum oder HO nach Bückware anstellte oder das man für das eigene Grundstück gewisse Dinge in den VEB-Betrieb herstellte?
Oder was echt für die Volkswirtschaft produziert wurde? [ich auch]
Grüsse steffen52-1
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Re: Unser ganz normaler Arbeitsalltag vor 1989, in Ost und West

Beitragvon pentium » 25. Mai 2015, 11:21

steffen52-1 hat geschrieben:
Edelknabe hat geschrieben:Hallo zusammen, inspiriert durch einen anderen Fred dachte ich eröffne einfach mal Einen über die alten längst vergangenen Schaffenszeiten. Wie das also damals so war? Für jugendliche Leser(mitteljunge auch) wird das bestimmt interessant werden, wie das damals vor der Wende so ablief. Und auch längst geschriebene Beiträge aus anderen ähnlichen Fred könnten hier verwendet werden...herüber geholt werden. Denn wir müssen ja nicht Alles Dreifach texten.

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Was willst Du den lesen,Edelknabe? Das man von der Arbeit weg lief um sich im Konsum oder HO nach Bückware anstellte oder das man für das eigene Grundstück gewisse Dinge in den VEB-Betrieb herstellte?
Oder was echt für die Volkswirtschaft produziert wurde? [ich auch]
Grüsse steffen52-1


Man könnte ja so einen Arbeitstag beschreiben, wobei, dass reißt aber auch keinen vom Hocker!

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Re: Unser ganz normaler Arbeitsalltag vor 1989, in Ost und West

Beitragvon Edelknabe » 25. Mai 2015, 11:45

Müsst ihr Beiden denn gleich wieder auf den heute noch sehr sensiblen Rainer Menschenkind einschlagen denn das schrieb ich vorhin doch in einen anderen Fred an den Akku, siehe:

"Rainer-Maria der hier irgendwo mal (sinngemäß) schrieb: "Ich hatte über die Jahrzehnte mindestens drei Dutzend Arbeitskollegen. Also vom Arschloch über Brutalos bis hin zum sanftesten richtig allerfeinsten Kerl war da aber auch Alles vertreten". Uns Interessierter steckt da sinngemäß irgendwo dazwischen..HAAAAAAAAa"
Textauszug ende

Und genau das wäre interessant, so zum Beispiel der Arbeitskollege...n über die Jahre/Jahrzehnte halt auch? Wie habt Ihr ihn, Sie erlebt, in all seinen menschlichen Vielfältigkeiten? Oder wart ihr selber mehr faul wir Schaffend, oder mehr schlitzäugig siehe..."lass das doch die Anderen machen" oder so wie der Volker so ne Art Genosse der doch dachte, durch den Status Genosse kommt bissel mehr Vorteil in die Lohntüte rein?

Und selbst steffen wenn da Einer im VEB oder im Privatbetrieb westdeutsch halt nur einsackte was soll es, es ist alles Geschichte, schönste Geschichte.Dafür wird heute keiner mehr verurteilt.

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Re: Unser ganz normaler Arbeitsalltag vor 1989, in Ost und West

Beitragvon pentium » 25. Mai 2015, 11:54

Edelknabe hat geschrieben:Müsst ihr Beiden denn gleich wieder auf den heute noch sehr sensiblen Rainer Menschenkind einschlagen denn das schrieb ich vorhin doch in einen anderen Fred an den Akku, siehe:

"Rainer-Maria der hier irgendwo mal (sinngemäß) schrieb: "Ich hatte über die Jahrzehnte mindestens drei Dutzend Arbeitskollegen. Also vom Arschloch über Brutalos bis hin zum sanftesten richtig allerfeinsten Kerl war da aber auch Alles vertreten". Uns Interessierter steckt da sinngemäß irgendwo dazwischen..HAAAAAAAAa"
Textauszug ende

Und genau das wäre interessant, so zum Beispiel der Arbeitskollege...n über die Jahre/Jahrzehnte halt auch? Wie habt Ihr ihn, Sie erlebt, in all seinen menschlichen Vielfältigkeiten? Oder wart ihr selber mehr faul wir Schaffend, oder mehr schlitzäugig siehe..."lass das doch die Anderen machen" oder so wie der Volker so ne Art Genosse der doch dachte, durch den Status Genosse kommt bissel mehr Vorteil in die Lohntüte rein?

Und selbst steffen wenn da Einer im VEB oder im Privatbetrieb westdeutsch halt nur einsackte was soll es, es ist alles Geschichte, schönste Geschichte.Dafür wird heute keiner mehr verurteilt.

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Und du meinst dass reißt irgendeinen vom Hocker, Rainer-Maria? Meine Arbeitskollegen und wie ich sie erlebt habe...
Übrigens habe ich gerade erfahren, in Schneeberg ist das Fahrrad des Oberbürgermeisters umgefallen, vielleicht ein interessanteres Thema, als die ehemaligen Arbeitskollegen...?!

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Re: Unser ganz normaler Arbeitsalltag vor 1989, in Ost und West

Beitragvon Edelknabe » 25. Mai 2015, 12:05

HAAAAa ich lache gleich mit Pentium. Und ne, es war ja nur eine Idee, gerade weil mich der Mensch im Einzelnen und eben Allgemeinem(in seinem Umfeld) interessiert. Wie war das eigentlich bei Dir? Mal ganz allgemein...brauchst auch nicht zu verraten, wo du gearbeitet hast? Hattest du nen ruhigen Job und hast du jemals gedacht, diese "ruhige Kugel" gar durch ne Wiedervereinigung zu verlieren?

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Re: Unser ganz normaler Arbeitsalltag vor 1989, in Ost und West

Beitragvon steffen52-1 » 25. Mai 2015, 12:14

Edelknabe hat geschrieben:Müsst ihr Beiden denn gleich wieder auf den heute noch sehr sensiblen Rainer Menschenkind einschlagen denn das schrieb ich vorhin doch in einen anderen Fred an den Akku, siehe:

"Rainer-Maria der hier irgendwo mal (sinngemäß) schrieb: "Ich hatte über die Jahrzehnte mindestens drei Dutzend Arbeitskollegen. Also vom Arschloch über Brutalos bis hin zum sanftesten richtig allerfeinsten Kerl war da aber auch Alles vertreten". Uns Interessierter steckt da sinngemäß irgendwo dazwischen..HAAAAAAAAa"
Textauszug ende

Und genau das wäre interessant, so zum Beispiel der Arbeitskollege...n über die Jahre/Jahrzehnte halt auch? Wie habt Ihr ihn, Sie erlebt, in all seinen menschlichen Vielfältigkeiten? Oder wart ihr selber mehr faul wir Schaffend, oder mehr schlitzäugig siehe..."lass das doch die Anderen machen" oder so wie der Volker so ne Art Genosse der doch dachte, durch den Status Genosse kommt bissel mehr Vorteil in die Lohntüte rein?

Und selbst steffen wenn da Einer im VEB oder im Privatbetrieb westdeutsch halt nur einsackte was soll es, es ist alles Geschichte, schönste Geschichte.Dafür wird heute keiner mehr verurteilt.

Rainer-Maria

Was meinst Du mit Westdeutsch? Kann dir manchmal nicht so folgen, was und wie Du das meinst! [mad]
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Re: Unser ganz normaler Arbeitsalltag vor 1989, in Ost und West

Beitragvon Edelknabe » 25. Mai 2015, 12:22

Ach Leute, ehe der Pentium ausschläft hier mal ne schöne Geschichte aus des Rainers Arbeitsalltag und zwar aus Ende der 80er Jahre.Damals war mir der Privatbetrieb irgend wie näher als der VEB ...einfach ans schaffende Herz gewachsen:

"Ich nenne sie" Kumpanei ist Lumperei "von Rainer-Maria Rohloff

Rudi kam zu uns, da war ich schon eine Weile in diesem Privatbetrieb beschäftigt, über den ich hier schon einmal oder mehrmals geschrieben habe. Er war ein „ Ungelernter“, das hieß einer, der sich aus irgendwelchen Gründen in den Bereich der Privatwirtschaft zurück gezogen hatte. Derer Gründe gab es in den 70 / 80er Jahren in der DDR viele, eventuell aktuelle Ausreiseanträge, Zugehörigkeit zu den Zeugen Jehova, ehemalige Konfirmanden, Politikverweigerer ohne oder mit Hang zu Oppositionsgedanken, Einzelkämpfer so wie mich, Leute vom anderen Ufer und Krankheiten wie leichte und schwere Alkoholsucht, wohl bemerkt, damals war das noch keine anerkannte Krankheit, eher ein Laster und noch X andere Gründe mehr. Es war eine Nische im Arbeiter und Bauernstaat, in der sich gut leben ließ, gehe ich einmal von mir aus.

Rudi gehörte zu den leichten Laster- Fällen und was er früher einmal gearbeitet hatte weiß ich heute nicht mehr, nur Eines weis ich noch, sein ehemaliger Chef war ein „ Kleiner alter Krauter“. So nannte man die, die schon immer private Betriebe in Erbfolge betrieben, so ab 18. Jahrhundert bis mitten in die DDR hinein. Die, die nach 1945 blieben, ich nenne Sie die Bodenständigen. Man ließ sie Werkeln oder Schaffen, die Republik war auf sie angewiesen. Ob gut oder schlecht lag wohl an jedem selbst, an seinem diplomatischen Draht zu den „ Obersten Zehntausend“ und den Kombinaten. Die Großen mit bis zu 100 Beschäftigten verstaatlichte man ab Anfang der 70er Jahre oder besser ausgedrückt auf den Stuhl des Direktor kam ein geschulter Leiter mit Bonbon am Revers, für die Schüler als Erklärung, das war das Parteiabzeichen der SED. Der Alteigentümer konnte bleiben aber ohne Funktion weiter mitschaffen.. So im Nachhinein betrachtet war es ein Fehler, diese ganze Verstaatlichungsaktion, meine ich. Aber Fehler sind menschlich.

Unsere Auftragslage im Kleinstbetrieb war gut, mehr wie gut und so wurde für die Helfertätigkeiten jede Hand gebraucht. Am Anfang merkte ich nichts, ach so, ich vergaß noch zu schreiben, mir oblag die Funktion des Brigadier. So hieß das eigentlich im Volkseigenen Betrieb, beim Privatmann eher Vorarbeiter, der Westen sagt Polier dazu. Ist auch egal, es ist der, der sich mit dem Kunden, seinem Chef und mit seinen eigenen Kollegen herumärgert, es gehört jedenfalls eine gewisse Diplomatie dazu und ich dachte, die hätte ich. Wie gesagt, ich dachte….

Es passierte schon mal, das Rudi früh zu spät auf die Baustellen kam. Seine Ausreden waren immer sehr akkurat, und mein Chef Harald, der kam sowieso etwas später. Bei seiner jungen Frau war das menschlich, sie war eine studierte Ingenieurin, er übrigens auch und zwar für Automatisierung, und hatte den VEB satt, wollte mal etwas Anderes machen, aber was, das wusste sie auch nicht so richtig. Sie probierte noch und Harald brachte die Kohle, das Geld nach Hause. Wir waren immerhin stellenweise so bis zu acht Mann. Wenn man es so will, waren sie Beide „Ungelernte“, stürzten sich da auf ein völlig neues Feld aber sie hatten ja mich und meine Kollegen, wir waren die Fachleute, in der DDR sagte man Facharbeiter dazu.
Was wollten sie mehr, Harald hatte zwei linke Hände aber war ein guter Kaufmann, Bruni führte die Bücher, sie führte sie gut. Mein Lohn stimmte, und der, der Anderen auch..

Mein Chef, damals noch mein Freund sagte einmal zu mir: „ Eigentlich sind wir schön blöd, das wir so mühevoll produktiv Schaffen, Handel bringt doch viel mehr ein“. Am Wochenende, wenn ich zum Pfuschen fuhr, holte er vom Großhandel drei Fässer rote Limonade, stellte sich bei Veranstaltungen vor das Zentralstation in Leipzig und verkaufte das Brausewasser mit sehr gutem Gewinn, er hatte wohl damals schon leichte Aldi-Gene im Blut. Keine Behörde wollte eine Standgebühr von ihm haben ,und wenn, waren es nur Pfennige.

„Schlechte Zahlungsmoral“, diese zwei Worte gehörten in meinem Land zu den Fremdwörtern, aber das hatte ich meinem Handwerkerfreund dem Transitfahrer schon einmal geschrieben. Natürlich, Peter, in deinem Westdeutschland auch, zumindest vor1989 , erst danach fing der Ärger mit den säumigen Zahlern an. Jedenfalls war ich froh, das Rudi kam, wenn auch verspätet kam, manchmal schon mit leichter Alkoholfahne aber egal, auf Arbeit trank er selten, eher viel Kaffee..

Jetzt werden manche sagen, ja, ja der Alkohol und die DDR. Dazu ein kleines Gegenbeispiel. Nach der Wende, nach 1990 war ich im Zuge meines Berufes mehrere Jahre in Brauereien der alten Bundesländer unterwegs, dort standen die Bierkästen im Frühstücks und Mittagsraum gestapelt zum Zugreifen herum und……Lange Rede, kurzer Sinn. Gesoffen wurde hüben und drüben während der Arbeit und das nicht zu knapp. Das war doch das mit dem „ an die eigene Nase fassen“, Peter, mein Freund, aber ich schweife ab.

Es kam der Tag, da kam Rudi früh nicht, nicht später, nicht Mittag, überhaupt nicht. Mein Chef Harald gab mir die Adresse, es lag auf meinem Weg und so fuhr ich nach der Arbeit vorbei. Wieder eine Episode aus meinem vorherigen VEB- Betrieb. Langschläfer, die früh nicht aus dem Bett kamen wurden in der DDR geholt, auf Arbeit geholt! Müller, Meier, Schulze bekamen den Auftrag und sofern Derjenige nicht sehr weit weg wohnte standen sie bei ihm auf der Matte und er musste mit! So einfach war das, dieser Paragraph für die „ Arbeitsscheuen“ war für die Harten Fälle. Man nannte das auch „ Hilfe zur Selbsthilfe“. Und meistens half es. Ich nenne es eine gute erzieherische Maßnahme so leicht an der individuellen Freiheit vorbei. Was bringt mir die individuelle Freiheit, wenn ich durch mein eigenes Versagen arbeitslos werde, rausgeworfen werde, also wurde sie mal kurz ignoriert, die persönliche Freiheit, dieser Kaugummi mit Fruchtgeschmack. Natürlich wurde man in der DDR nicht vor das Werkstor gesetzt wie im Westen, es wurden Aussprachen geführt mit der Gewerkschaftsleitung, dem Meister, der Parteileitung……Bis die Sache fruchtete oder kleine Erfolgesblüten zeigte oder eine Alternative gefunden wurde. Bei Totalverweigerung gab es ja noch den Paragraphen, das Arbeitshaus und einige Sachen mehr.

Zu Rudi zurück, in dem Neubaugebiet im Leipziger Westen öffnete eine nicht mehr ganz so junge Frau , Rudi war damals so Mitte 40, sie war wohl etwas älter.
Rudi, nein, der war schon drei Wochen nicht mehr hier, von einer anderen Frau war die Rede. Meine Frage nach der Adresse, sie nannte mir die Kneipe, wo er zu finden war.
Da klingelte es noch nicht bei mir, das Rudi ein Freund der Frauen war. Sie liebten ihn, er liebte sie, konnte reden wie ein Buch, war ein Charmeur und er hatte die gewisse Lebenserfahrung und keine feste Adresse.

Post von der Behörde so wie bei Monika in der schönen Westgeschichte, die kam wohl nie bei ihm an, die Wahlen und noch vieles Andere mehr konnte ihm gestohlen bleiben. Rudi war ein freier Mann, verpflichtet nur sich selbst, einem kleinen Unterhaltsanspruch, den die Chefin für ihn regelte und der da oben konnte ihn auch. Er blieb immer so lange als Logiergast bei seinen Frauen, bis der mit dem Hausbuch auftauchte zwecks eintragen. Da war Rudi weg. Meistens fuhr ich seine Umzüge, sein Habe, acht Beutel und ein alter Koffer passten in den Trabbikofferraum. Einige Wohnungen sah ich, darauf konnte der entwickelte sozialistische Staat wahrlich nicht besonders stolz sein. Aber schlampige Menschen mit dem Hang zur Unordnung hatten Ost und West und haben sie auch heute noch. Jedes Mal litt ich mehr wie er, wenn ich die verweinten Augen von Erika, Petra, Helga, Doris und Angelika sah. Ich war der Seelentröster an der Wohnungstür, da war Rudi schon mit dem packen des Kofferraum beschäftigt

Seine Gastspiele auf Arbeit wurden selten und seltener aber Harald brauchte jeden Mann und biß in den sauren Apfel, Arbeitskräfte in der Privatwirtschaft wurden mit Gold aufgewogen, auch die, die wenig anwesend waren und so behielt er ihn.
Nur Rudi hatte permanenten Geldbedarf durch die Frauen, die wenigen Gastspiele und das viele Bier, die Zigaretten und den Schnaps, mein Chef kannte das Wort „ Vorschuss“ nicht und so kam er zu mir. Der mit dem großen Herzen gab ihm und ich hatte Glück, dauerte es auch öfters Monate so stand Rudi irgendwann Abends auf der Matte und brachte das geborgte Geld zurück.
Von wem er sich neu borgte, das war mir völlig egal.
Ich vergaß, er war Kettenraucher und konnte von fünf Mark der DDR und weniger am Tag incl. Glimmstengel und Essen leben aber damals haben die Brötchen noch fünf Pfennige gekostet und das Bier so um die vierzig Pfennige.

Immer war Rudi auf der Suche, von einer Schönen zur nächsten Gaststättenschönheit, lag dem Staat nicht auf der Tasche so wie die Sozialhilfefälle des goldenen Westen sondern eher mir und seinen einsamen Mädels, kam zurecht oder auch nicht und einmal, als ich ihn in einer seiner vielen Gaststätten besuchte, sagte er schon nicht mehr ganz nüchtern zu mir: Merke Dir eines, mein Junge, den ich war so um die fünfzehn Jahre jünger wie er „ Kumpanei ist Lumperrei“ Erst dachte ich, Erich. Honecker und seine Milliarden- Kreditfreunde im Westen waren gemeint,. weit gefehlt, er meinte seinen alten Krauter vom Anfang damit. und es war wohl auf mich und meinen Chef gemünzt weil wir am Anfang sehr dicke Freunde waren. Mein Freund Rudi behielt Recht, die Freundschaft mit Harald hielt nur bis 1990, dann trennten wir uns. .Ich zog von Leipzig weg und wie gesagt, Rudi sah ich nie wieder, den alten Casanova und Lebenskünstler. Meinen ehemaligen Chef übrigens in den ganzen Jahren nur einmal, da waren wir wieder für den Zeitraum eines Kaffee dicke Freunde.

Namen wurden mit Rücksicht auf die handelnden Personen geändert.
.
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Re: Unser ganz normaler Arbeitsalltag vor 1989, in Ost und West

Beitragvon pentium » 25. Mai 2015, 12:36

Edelknabe hat geschrieben:HAAAAa ich lache gleich mit Pentium. Und ne, es war ja nur eine Idee, gerade weil mich der Mensch im Einzelnen und eben Allgemeinem(in seinem Umfeld) interessiert. Wie war das eigentlich bei Dir? Mal ganz allgemein...brauchst auch nicht zu verraten, wo du gearbeitet hast? Hattest du nen ruhigen Job und hast du jemals gedacht, diese "ruhige Kugel" gar durch ne Wiedervereinigung zu verlieren?

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Ich hatte weder einen "Job" noch gab es "ruhige Kugeln" Rainer-Maria. Nein, wir hatten einen Plan B im Hinterkopf und dass schon in den Wendewirren, als dann absehbar, dass bei IFA's das Personal abgebaut wird, wurde dieser Plan B umgesetzt und ich habe mich zusammen mit einem Kollegen selbständig gemacht...

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Re: Unser ganz normaler Arbeitsalltag vor 1989, in Ost und West

Beitragvon Volker Zottmann » 25. Mai 2015, 12:57

Wieso war der Rudi INGENIEURIN? Seltsam... [denken]

Ich an Deiner Stelle würde mal alle Geschichten gesammelt veröffentlichen.
Vielleicht unter dem Titel "Mein Vaterland die DDR, mit meinem Blick aus dem Tagebaurestloch..."
Junge, Junge war das schön damals. Wir alle waren aber auch zu blöd, um das nicht zu erkennen.

Ebenso freut es mich, dass ich es wieder mal als falsch gelesenes Beispiel bis in Deinen Beitrag schaffte. Die Begleitumstände, wie Jungmeister in die SED oder die Kampfgruppe genötigt wurden, hast Du immer noch nicht erfasst. Im VEB, wo ich ab 1977 arbeitete, da hätte ich als Jungmeister niemals von einer Forderung gehört, in die SED zu müssen. Das war so ein besagter Privatbetrieb mit 250 Beschäftigten um 1972. Und für den Privtier zählte Leistung und kein SED-Mitgliedformular. Im WBK aber, wo ich seit 1966 arbeitete, wurde mit jeder Neubesetzung getrachtet, die Zahlen der SED und Kampfgruppe zu schönen.
Dies scheint in Deinen damaligen Leipziger Osten aber nie vorgedrungen zu sein. Nein, die DDR war ein einziges Freudenhaus.... In Deinen Geschichten durchaus auch so doppeldeutig zu lesen, wie ich es eben meinte.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Unser ganz normaler Arbeitsalltag vor 1989, in Ost und West

Beitragvon Edelknabe » 25. Mai 2015, 13:10

Wusst ichs doch Volker, wenn ich dich brauche bist du da, stehst Gewehr bei Fuß wie damals..HAAAa. Und Tagebaurestloch war gut, die gab es wirklich jede Menge.Aber nun weiter im Fred denn in der Überschrift steht Ost und West.

Rainer-Maria also wir Ossis was Volker, wir texten so ehrlich und frei. Das kommt wohl daher, weil wir so geradlinig(sinngemäß) aufgewachsen sind.
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Re: Unser ganz normaler Arbeitsalltag vor 1989, in Ost und West

Beitragvon Volker Zottmann » 25. Mai 2015, 13:18

Edelknabe hat geschrieben:Wusst ichs doch Volker, wenn ich dich brauche bist du da, stehst Gewehr bei Fuß wie damals..HAAAa. Und Tagebaurestloch war gut, die gab es wirklich jede Menge.Aber nun weiter im Fred denn in der Überschrift steht Ost und West.

Rainer-Maria also wir Ossis was Volker, wir texten so ehrlich und frei. Das kommt wohl daher, weil wir so geradlinig(sinngemäß) aufgewachsen sind.



Wenn Dem so ist, dann wuchsen wir in verschiedenen Ländern auf. Oder aber die Wahrnehmung bei einem von uns ist stark getrübt.

Gruß Volker
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Re: Unser ganz normaler Arbeitsalltag vor 1989, in Ost und West

Beitragvon Edelknabe » 25. Mai 2015, 17:13

Erinnert sich noch Einer dieser Lohnzahlungsweise Abschlag und Spitze? Und das in der Lohntüte, bar auf die Hand.Wie war da gleich die Tage(Monatsmitte...ende) der Auszahlung? Als also der Fahrer mit Meister(Geldboten) auf die Baustelle kam, die Aktentasche aufmachte, wir den Empfang quittierten und dann die aufgerissenen Lohntüten auf dem Tisch im Bauwagen lagen.Die anschließend in den Ofen oder eben in den Papierkorb wanderten. Oder eben im VEB-Betrieb drin.

Und das Schönste, Jeder wusste was Jeder verdiente.Das war Freiheit was, Informationsfreiheit. Gab es das auch im Westen, diese Art der Zahlungsweise? Ich habe einmal gelesen, die Bergleute West bekamen in den 60er Jahren ihre Löhnung aller zehn Tage ausgezahlt.War das auch in der DDR so? Aber genug der Fragen erstmal.

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Re: Unser ganz normaler Arbeitsalltag vor 1989, in Ost und West

Beitragvon ratata » 25. Mai 2015, 20:43

Edelknabe hat geschrieben:Und das Schönste, Jeder wusste was Jeder verdiente.Das war Freiheit was, Informationsfreiheit. Gab es das auch im Westen, diese Art der Zahlungsweise? Ich habe einmal gelesen, die Bergleute West bekamen in den 60er Jahren ihre Löhnung aller zehn Tage ausgezahlt.War das auch in der DDR so? Aber genug der Fragen erstmal.
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Genau ,Edelknabe . 2 x Abschlag ,1 x Restzahlung . Am 10 ., 20. , 30. eines jeden Monats . Die höhe der Abschlagszahlung konnte der Kollege selber bestimmen .
Der ganz normale Arbeitsalltag für mich ,begann mit dem Aufschließen der Werkstatt . Obwohl beim Pförtner ein Schlüssel für die Werkstatt im Schlüsselkasten hing , warteten die Kollegen vor der Tür ,bis ich sie aufschloss . Lange dauerte es ,bis ich einen Kollegen überzeugen konnte ,doch mal den Schlüssel vom Pförtner zu holen.
All morgendlich begrüßte ich jeden Kollegen , wehe ich vergas mal einen von den Älteren , dann bekam ich gleich ein paar Antworten .
Nach dem Begrüßung begann dann , die übliche Zeremonie , einige Kollegen aus ihren Ecken zur Arbeitsaufnahme zu ermutigen . Jeden Tag dann die Probleme , Ersatzteile zu bestellen . Wer kennt es ,das Warten auf eine Telefonverbindung nach Außerhalb . Stundenlang ....
Beginn war bei uns Normalschichtler und Verwaltung 6.40 h und Ende 15 40.h . MfG ratata
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Re: Unser ganz normaler Arbeitsalltag vor 1989, in Ost und West

Beitragvon augenzeuge » 25. Mai 2015, 21:21

Edelknabe hat geschrieben:Und das Schönste, Jeder wusste was Jeder verdiente.Das war Freiheit ...


Ja, tolle Freiheit. Aber keiner wusste, was der andere aus der 2. Tüte, dem Betrieb, mit nach Hause nahm. Und dabei hatten man nicht mal ein schlechtes Gewissen. Man sah sich sogar berechtigt, seinen Anteil am Volkseigentum zu verwerten.

Meine Firma hatte eine Galvanik. Ich kann nicht mehr sagen, wer sich dort alles seine Motorradteile verchromen lies..... [flash]

Das Beste daran, die Kollegen, die das dann mal ins Bad hingen, verdienten sich ein 2. Gehalt. Und keinen hat interessiert. Man war das "Freiheit"....
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Re: Unser ganz normaler Arbeitsalltag vor 1989, in Ost und West

Beitragvon Jago » 25. Mai 2015, 21:34

:
Und das Schönste, Jeder wusste was Jeder verdiente.Das war Freiheit .

Augenzeuge , daß hat nicht Ratata geschrieben sondern der Edelknabe


gruß Jago
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Re: Unser ganz normaler Arbeitsalltag vor 1989, in Ost und West

Beitragvon augenzeuge » 25. Mai 2015, 21:41

Jago hat geschrieben::
Und das Schönste, Jeder wusste was Jeder verdiente.Das war Freiheit .

Augenzeuge , daß hat nicht Ratata geschrieben sondern der Edelknabe


gruß Jago


Okay, dann muss das ratata so kennzeichnen. Ich versteh echt nicht, was an der Zitierfunktion schwer ist. Wir haben es mehrmals erklärt. Bitte nutzt die doch.....
Ich korrigiere das.
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Re: Unser ganz normaler Arbeitsalltag vor 1989, in Ost und West

Beitragvon Volker Zottmann » 25. Mai 2015, 21:46

Ach ihr beiden Letzten, Ratata und AZ, beschreibt da meinen Arbeitsalltag.
Von 1977 bis 1985 war ich auf den Tag genau 8 Jahre in einem VEB. die ersten 6 Jahre Investabteilung. Da hatte ich neben 10 bis 12 Betriebshandwerkern noch teilweise 20 , 30 Fremdbauarbeiter zu betreuen. In Hochzeiten waren 50 Leute teilweise unter meiner Regie/Mitregie, denn es gab noch den Investbauleiter.
Als 1983 alle Investitionen erstarben, wurde ich samt Schreibtisch in die Schlosserei "umgesiedelt". Ohne jede Arbeit.
Gut, morgens hatte ich wie Ratata meine 10 Betriebshanseln zu begrüßen... sonst NIX!

Im Betrieb gab es eine Verzinkerei, eine von mir mit neu aufgebaute. Neutralisiert wurde niemals. Die Salzsäure wurde so wie sie war in die Kanalisation gespült. Gut, hin und wieder wurde Kalk zugesetzt. Erfolg aber gab es nicht. An Nebengebäuden zersetzten sich erst Fundamente, dann gab es Risse wie nach einem Erdbeben.
Die Verzinkerei hatte auch gut mit "Privataufträgen" zu tun. In der Schlosserei wurde ebenfalls sehr viel schwarz für die Haushalte der Kollegen gewerkelt.
Mein neuer Skoda 120-L hatte bereits verchromte Stoßstangen. Die baute ich ab, gab sie einem Fahrer mit nach Volkstedt, und abends waren die beiden Stoßstangen schwarz Pulverummantelt, so wie die Schulmöbel. So etwas kostete 30 bis 50 Mark. So hatten alle ein gutes Zubrot.

Gipskarton gab es damals fast nirgendwo. Außer in Rottleberode beim Hersteller. Da kostete die Platte über 16 Mark. Ein kleines Trinkgeld an einen Staplerfahrer, und dann fuhr dieser aus Versehen die Ecken eines ganzen Stapels ab. Nur waren es Bruchplatten für 3,45 Mark das Stück. Die kauften wir palettenweise...

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Unser ganz normaler Arbeitsalltag vor 1989, in Ost und West

Beitragvon Edelknabe » 26. Mai 2015, 08:02

Siehe Jörg mit:

"Ja, tolle Freiheit. Aber keiner wusste, was der andere aus der 2. Tüte, dem Betrieb, mit nach Hause nahm. Und dabei hatten man nicht mal ein schlechtes Gewissen. Man sah sich sogar berechtigt, seinen Anteil am Volkseigentum zu verwerten."
Textauszug ende

Ich nehme einmal an Jörg, dieses Geld was Arbeiter West im Gegensatz zu Werktätigen Ost mehr in der Lohntüte hatte war eben der "sozialistische Fond",(sinngemäß jetzt) den der Westen somit nicht gebildet hatte, da Arbeiter West ja seine Urlaubsreise voll bezahlte...."mehr Geld am Monatsende, also somit auch mehr Kaufkraft"

Das bekam Werktätiger Ost in so ne Art sozialistischem Fond. Nimm alleine nur die Mieten. West bezahlte voll, Ost nur gut 20% wenn überhaupt, der Rest kam durch die Fonds des Staates.

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Re: Unser ganz normaler Arbeitsalltag vor 1989, in Ost und West

Beitragvon Nostalgiker » 26. Mai 2015, 08:20

Die sogenannte zweite Lohntüte bestand aber nicht aus dem was der Einzelne im Betrieb klaute oder was er für geleistete "Gefälligkeiten" von den anderen bekam.

Wenn ich die bisherigen Beiträge Revue passieren lasse entsteht der Eindruck das vorrangig die Beschäftigten in der Produktion mit klauen, mit privaten Arbeiten oder rumgammeln beschäftigt waren.
Kein Wunder das in solch einer Situation Strafgefangene ran mußten um die Betriebspläne halbweg zu erfüllen.
Letztendlich kann man Behaupten das die hier offen zur Schau gestellte laxe Arbeitsmoral mit eine Ursache für wirtschaftlich motivierte Zwangsarbeit von politischen Häftlingen war.

Statt sich mit den begangenen Taten zu brüsten solltet ihr euch was schämen.


Thoth
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
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Re: Unser ganz normaler Arbeitsalltag vor 1989, in Ost und West

Beitragvon pentium » 26. Mai 2015, 08:24

Edelknabe hat geschrieben:Siehe Jörg mit:

"Ja, tolle Freiheit. Aber keiner wusste, was der andere aus der 2. Tüte, dem Betrieb, mit nach Hause nahm. Und dabei hatten man nicht mal ein schlechtes Gewissen. Man sah sich sogar berechtigt, seinen Anteil am Volkseigentum zu verwerten."
Textauszug ende

Ich nehme einmal an Jörg, dieses Geld was Arbeiter West im Gegensatz zu Werktätigen Ost mehr in der Lohntüte hatte war eben der "sozialistische Fond",(sinngemäß jetzt) den der Westen somit nicht gebildet hatte, da Arbeiter West ja seine Urlaubsreise voll bezahlte...."mehr Geld am Monatsende, also somit auch mehr Kaufkraft"

Das bekam Werktätiger Ost in so ne Art sozialistischem Fond. Nimm alleine nur die Mieten. West bezahlte voll, Ost nur gut 20% wenn überhaupt, der Rest kam durch die Fonds des Staates.

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Ja, Rainer-Maria und durch deinen "sozialistische Fond" ist die DDR dann auch den Bach runter gegangen!

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*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
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Re: Unser ganz normaler Arbeitsalltag vor 1989, in Ost und West

Beitragvon HPA » 26. Mai 2015, 08:31

Unzulässiger Zirkelschluss, Thoth!

Aber,leider stimmt das Geschriebene von Thoth.

Mein Mentor sagte mal ,der DDR hätten ein paar Arbeitslose ganz gut getan.

Was ich während meiner Kfz-Schlosserlehre erlebt habe, spottete manchmal jeglicher Beschreibung. Vor allem während der Spätschicht.
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Re: Unser ganz normaler Arbeitsalltag vor 1989, in Ost und West

Beitragvon bürger der ddr » 26. Mai 2015, 11:14

Gerade die "zweite Lohntüte" und die ausufernden Subventionen waren ein Todesurteil für die DDR. Mit diesen Mitteln wurde den Menschen der Leistungswille genommen. Ein Beispiel:
ich hatte 1979 ein Eigenheim übernommen, mein Bruder eine 4 Raum Neubauwohnung, er bezahlte ca. 75 Mark Warmmiete. Über die Subvention muß ich da gar nicht nachdenken. Ich kaufte mir ein Farb TV für 5000 Mark, wieviel wurde da für dessen Miete abgegriffen? Dazu Grundsteuer, Baumaterial und auch Handwerkerleistungen und Schmiergeld für den Erhalt des Grundstückes.
Manchmal dachte ich mir, Mensch warum legst du dich krumm, damit andere abfassen und noch für jedes Kind "Prämien" kassieren......

Solche Ungerechtigkeiten haben mich mit dem System unzufrieden werden lassen. Oder das Marx verbogen wurde, das Beispiel von konkreter (Gebrauchswert schaffender) Arbeit und abstrakter (Wert bildender) Arbeit. Gegen 1985 wurden mit der Einführung "neuer" Produkte der Preis angehoben, mit der Begründung der Gebrauchswert ist gestiegen, nur die abstrakte Arbeit (Menge der Arbeit) war die gleiche auch der Materialeinsatz blieb unverändert, da war diese Preissteigerung wohl nicht "nah bei Marx" und diente zum "Wohle der Subventionspolitik" und minderte den Leistungsanreiz. Solche Beispiele gibt es noch genüge....

Ich möchte hier keinen falschen Eindruck erwecken, trotz solcher Fehler war für mich die sog. Wende ein "vom Regen in die Traufe".
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Re: Unser ganz normaler Arbeitsalltag vor 1989, in Ost und West

Beitragvon Olaf Sch. » 26. Mai 2015, 11:40

@Bürger

leider war es so, das die Fernseher gerade so kostendeckend verkauft wurden. Auch die für 7000 Mark.
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Re: Unser ganz normaler Arbeitsalltag vor 1989, in Ost und West

Beitragvon augenzeuge » 26. Mai 2015, 16:20

Thoth hat geschrieben:Statt sich mit den begangenen Taten zu brüsten solltet ihr euch was schämen.
Thoth


Wer sollte sich wofür schämen? Dafür, dass man etwas nutzte, was es draussen nicht gab und man dafür ehrlich bezahlte?

Schämen kann man sich für einiges...als DDR Bürger. Dafür, dass man Wasser, Energie verschwendet hat. Dafür, dass man eine Heizung einbaute, die man nicht regulieren konnte.
Dafür, dass man am 1.5. mitgelaufen ist, die Fahne schwenkte, obwohl man die auf der Tribüne zur Hölle wünschte. Dafür, dass man nicht eingegriffen hat, als Leute wegen ihrer politischen Meinung drangsaliert wurden. Dafür, dass man sich lange nicht gewehrt hat...den aufrechten Gang verlernte usw...ich denke, da findet fast jeder einen Grund.

Gut das es irgendwann eine Jugend gab, die das alles nicht mehr mitgemacht hat. Aber sie war ja auch gut erzogen worden. [grin]

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Re: Unser ganz normaler Arbeitsalltag vor 1989, in Ost und West

Beitragvon bürger der ddr » 26. Mai 2015, 16:27

Da stimme ich @augenzeuge sogar zu. Hätten wir wirklich eher reagiert und so manche Fehlentwicklung verhindert, dann hätte das Modell DDR eine Chance gehabt. Genau da lag meine Hoffnung 1989, diese Fehler zu korrigieren und eine wirklich soziale Gesellschaft entstehen zu lassen. Leider war der "Zug schon durch", die D-Mark-Geilheit und die verbitterung über die Fehlentwicklung waren zu groß.
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Re: Unser ganz normaler Arbeitsalltag vor 1989, in Ost und West

Beitragvon steffen52-1 » 26. Mai 2015, 16:51

Thoth hat geschrieben:Die sogenannte zweite Lohntüte bestand aber nicht aus dem was der Einzelne im Betrieb klaute oder was er für geleistete "Gefälligkeiten" von den anderen bekam.

Wenn ich die bisherigen Beiträge Revue passieren lasse entsteht der Eindruck das vorrangig die Beschäftigten in der Produktion mit klauen, mit privaten Arbeiten oder rumgammeln beschäftigt waren.
Kein Wunder das in solch einer Situation Strafgefangene ran mußten um die Betriebspläne halbweg zu erfüllen.
Letztendlich kann man Behaupten das die hier offen zur Schau gestellte laxe Arbeitsmoral mit eine Ursache für wirtschaftlich motivierte Zwangsarbeit von politischen Häftlingen war.

Statt sich mit den begangenen Taten zu brüsten solltet ihr euch was schämen.


Thoth

Thoth, wer sich schämen müsste, das wäre eigentlich die Damalige (DDR)gewesen und nicht der einfache Bürger!Wer hat den die Bürger dazu getrieben zu solchen Mittel zu greifen und dies und jenes in den VEB-Betrieben zu beschaffen? Geldmangel war es nicht! Nein die Mangelwirtschaft dieses damaligen Staates(DDR) zwang ja fast jeden dazu! Dazu gibt es viele Beispiele und tue nicht so als wenn Du es nicht selbst wüsstest,
warum und weshalb!!! Kann natürlich sein das Du damals in einer gewissen Position warst, wo auf Anweisung, Dinge geliefert wurden! Wenn ja, dann kann ich Deine Meinung verstehen! [super]
Grüsse steffen52-1
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Re: Unser ganz normaler Arbeitsalltag vor 1989, in Ost und West

Beitragvon Spartacus » 26. Mai 2015, 17:33

Mein Arbeitstag mal so ganz grob. [flash]

- 6 Uhr 30 Wecken
- Bude klar Schiff machen
- Kaffee und Croissants abfassen
- 7 Uhr 45 Morgenappell
- 8 Uhr raus zum Frühsport, jeden morgen 8 Kilometer, auch Sonnabends
- nach Frühsport duschen, zweites Frühstück abfassen, konnten schon mal kleine Steaks mit Rührei sein
- 9 Uhr 30 ab zum Karate, bisschen warm kicken
- 10 Uhr 30 Unterricht, Identifizierung von gegnerischen Panzern
- 11 Uhr 15 ab zu unseren Panzern, Wartung
- 12 Uhr 00 Antreten zum Mittagessen, mit Gesang geht es zum den heiligen Hallen, 5 Gänge sind die Regel
- danach Siesta bis 13 Uhr 45
- 14 Uhr 00 antreten zum Nachmittagsdienst
- 18 Uhr 00 Feierabend, antreten zum Abendmahl, danach Freizeit.

LG

Sparta


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Nicht Deutschland schafft sich ab, sondern Deutschland schaltet sich ab.
Habeck und Baerbock in die Produktion. Die Grünen sind eine fortschrittsfeindliche Sekte.



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Re: Unser ganz normaler Arbeitsalltag vor 1989, in Ost und West

Beitragvon HPA » 26. Mai 2015, 17:39

Liest sich entspannt.

Aber warum seid ihr soviel gelaufen wenn ihr Autos habt?
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