Die ungeschminkte DDR gefilmt

Die ungeschminkte DDR gefilmt

Beitragvon Interessierter » 24. Februar 2015, 15:34

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Schlafender Volkspolizist. Foto: Peter Badel

Rund 300 Dokfilme über den ungeschönten DDR-Alltag im Bundesarchiv wiederentdeckt

Dresden. Medienforscher und Dokumentarfilmer haben einen einzigartigen historischen Schatz im Bundesarchiv entdeckt: Rund 300 Dok-Filme, die in den 1970er und 80er Jahren von einem ostdeutschen Spezialteam gedreht wurden und ein kaum geschöntes Bild des DDR-Alltags zeigen. Die Dresdner Medienproduktionsfirma „Eichbergfilm“ hat erste restaurierte Ausschnitte aus diesem Fundus nun in der Dokumentation „Der heimliche Blick – Wie die DDR sich selbst beobachtete“ verarbeitet. Gestern Abend konnten über 150 Neugierige dieses Kleinod in einer restlos überfüllten Voraufführung in der sächsischen Landeszentrale für politische Bildung zu sehen:

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Wettlauf mit der Zeit mit dem Uralt-Rechen

Ein überzeugter Christ sitzt in einer ostdeutschen Heimwerkstatt am Töpferrad, formt einen Krug. Er spricht unaufgeregt in die Kamera der DDR-Filmleute: „Ich habe den Kriegsdienst verweigert. Und ich erwarte von meinen Söhnen, dass sie das Gleiche tun.“ Sagt’s und töpfert weiter. Heute wär das kein großes Ding. Damals, in den 1980ern, war solch eine Äußerung im SED-Staat ein enormes Wagnis. Szenenwechsel: Bauarbeiter zerren mit einem alten Rechen mühsam den Schotter für ein neues Straßenbahn-Gleisbett in Ostberlin. Hightech-Maschinen, mit der sich die DDR in TV-Propaganda-Shows wie „Wettlauf mit der Zeit“ so gerne brüstet? Fehlanzeige. Szenenwechsel: Die Kameraleute halten auf einen Jugendlichen, der sich im Stil des „The Cure“-Sängers Robert Smith wild frisiert hat und sichtlich gedemütigt dreinschaut. Aus dem Hintergrund hören wir Volkspolizisten auf ihn einreden: „Morgen ist der Kampftag der Arbeiterklasse. Da wollen wir so einen wie Dich nicht auf der Straße sehen… Wenn Du mein Sohn wärst…

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Ein Volkspolizist setzt einen unangepassten Jugendlichen mit “Cure”-Frisur unter Druck. Foto: Peter Badel

Weiter mit dem Beitrag und Fotos geht es hier:
http://computer-oiger.de/2015/02/24/die ... more-56584

-> Der Dokfilm „Der heimliche Blick“, der auf dem bisher restaurierten DDR-Material basiert, hat seine offizielle TV-Premiere am 17. März 2015, 22.45 Uhr, im Fernsehsender RBB.
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Re: Die ungeschminkte DDR gefilmt

Beitragvon Puck » 24. Februar 2015, 15:41

Der schlafende Volkspolizist ist wohl nach dem stundenlangen Anstehen nach Bananen müde geworden.

Puck
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Re: Die ungeschminkte DDR gefilmt

Beitragvon karnak » 24. Februar 2015, 16:09

Puck hat geschrieben:Der schlafende Volkspolizist ist wohl nach dem stundenlangen Anstehen nach Bananen müde geworden.

Puck

[flash]
Und das zweite Bild zeigt das unter Druck setzen eines Jugendlichen? Wer denkt sich bloß solche Bildunterschriften aus?
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Re: Die ungeschminkte DDR gefilmt

Beitragvon pentium » 24. Februar 2015, 16:30

Das schreiben die DNN dazu:
Das wahre Leben - Das vergessene Doku-Tagebuch der DDR erstmals erschlossen

Um alles ein wenig einzuordnen, hilft dabei vielleicht ein kleiner Exkurs in die Geschichte der DDR. Das berüchtigte 11. Plenum des Zentralkomitees der SED sorgte 1965 für verheerende Einschnitte (es jährt sich in diesem Dezember also zum 50. Mal; ein Jahrestag, der wohl auch noch eigenwillige mediale Berücksichtigung erfahren wird). In der Folge des Plenums wurden Bücher, Stücke, Filme, Musik verboten. Schriftsteller und Filmemacher wurden von der Partei gebrandmarkt, weil sie in ihrer Arbeit Widersprüche thematisierten, die es in der DDR eigentlich gar nicht geben sollte - wie zum Beispiel Werner Bräunig, der für seinen vorab gedruckten Romanauszug "Rummelplatz" heftig angefeindet wurde (der Roman wurde schließlich 2007 bei Aufbau erstmals verlegt und gefeiert wie nur wenige Bücher der deutschen Nachwendeliteratur; Bräunig war schon 1976 gestorben). Die einzige, die sich 1965 beim Plenum in einer Wortmeldung gegen die Parteiführung stellte, war Christa Wolf. Erst knapp sechs Jahre später, mit der Ablösung Walter Ulbrichts durch Erich Honecker, setzte wieder so etwas wie eine Liberalisierung mit Blick auf die Kunst ein, selbst wenn dieses Wort in einem DDR-Kontext meist seltsam deplatziert wirkt. Exakt in diese Zeit leise aufkeimender Hoffnung fällt auch die Gründung jener ominösen SFD, die aus einer Idee des damaligen Direktors des Staatlichen Filmarchivs der DDR Wolfgang Klaue hervorgegangen war.
...
Doch wenig später ist das gesamte Projekt SFD sowieso am Ende: Geld- und Materialmangel, Streit, vor allem aber das offene Desinteresse von Seiten des Kulturministeriums waren die Gründe.
...
Es sind Bilder weit abseits dessen, was Nachrichtensendungen in der DDR zeigen, über Elend, Einsamkeit, Wohnungsnot. Während die allabendliche halbstündige "Aktuelle Kamera" immer mehr in eine Jubelpose über erfüllte Pläne und den unaufhaltsamen Aufbau des Sozialismus verfällt, nehmen die SFD-Teams mit ihren Kameras etwas ganz Anderes auf: die wahre, die wirkliche DDR mit den Nöten und Befindlichkeiten derer, die sich in ihr einzurichten versuchen.

http://www.dnn-online.de/dresden/web/re ... 1897402524

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Re: Die ungeschminkte DDR gefilmt

Beitragvon Interessierter » 24. Februar 2015, 17:00

Und das zweite Bild zeigt das unter Druck setzen eines Jugendlichen? Wer denkt sich bloß solche Bildunterschriften aus?


Ich vermute mal, dass ist einer gewesen, der gerne Korinthen verteilt..... [wink]
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Re: Die ungeschminkte DDR gefilmt

Beitragvon karnak » 24. Februar 2015, 17:17

Interessierter hat geschrieben:
Und das zweite Bild zeigt das unter Druck setzen eines Jugendlichen? Wer denkt sich bloß solche Bildunterschriften aus?


Ich vermute mal, dass ist einer gewesen, der gerne Korinthen verteilt..... [wink]

[flash] wäre ein Möglichkeit.
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Re: Die ungeschminkte DDR gefilmt

Beitragvon Janko » 24. Februar 2015, 20:32

.......erste restaurierte Ausschnitte, ja gut, warten mir mal auf die zweiten, dritten oder evtl. auf die fertige Restauration....
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Re: Die ungeschminkte DDR gefilmt

Beitragvon Werner Thal » 26. Februar 2015, 10:29

Vielleicht schon ´mal im Forum vorgestellt? -

Hans Joachim Helwig-Wilson "Der ´staatsfeindliche´ Blick".
Die Fotos sprechen für sich.

http://www.ddr-bilder.de/

W.T.
Wer einen Rechtschreibfehler findet, darf ihn behalten.
Russian Military out of Ukraine
русские идут домой
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