Alltag des Bürgers/ 50er und 60er Jahre in der BRD

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Beitragvon Edelknabe » 7. Dezember 2011, 18:45

Ein Satz von Karl im Hagedornfred(Mitgliederteil) brachte mich darauf. Er schrieb."...der Bürger hatte andere Probleme die bewältigt werden mussten".
Was hatte er denn für Probleme, der Wirtschaftswunderbürger West und gab es da noch etwas neben gefüllten Schaufenstern, Weltreisen und tagtäglicher Arbeit, was seinem ganz normalen Leben Probleme bereitete?

Wir haben eigentlich noch nie so richtig hier im Forum den ganz normalen Alltag West beleuchtetund gut, hier grenzt es sich ein auf die 50er und 60er Jahre aber legen wir einmal los, können es auch gerne dann auf andere Zeiträume erweitern.
Unsere Brüder und Schwestern sind also gefragt.

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Re: Alltag des Bürgers/ 50er und 60er Jahre in der BRD

Beitragvon CaptnDelta » 9. Dezember 2011, 07:58

Ok, angebissen, ist zwar nicht mein Leben, jedoch von Personen die ich sehr gut kenne, und denen ich vertraue.

Erste Geschichte:
Helmut L. kam 1946 aus der brit. Gefangenschaft nach Dresden zurueck, verliebte sich in eine junge Witwe im Erzgebirge und zog zu ihr in's Haus. Er war gelernter Konditor, diese brauchte man in der Nachkriegszeit jedoch weniger, somit verdingte er sich im Bergbau, zuerst in Schwarzenberg (Weisser Hirsch), spaeter in Ehrenfriedersdorf (Sauberg). Nachdem die Arbeitsbedingungen immer katastrophaler und die grosse Klappe der SED-Bonzen immer unertraeglicher wurde, suchte er sich 1953 Arbeit in Hechingen (da wohnte seine Schwester) - seine Frau Rosel und seine beiden kleinen Toechter blieben im Erzgebirge zurueck.

Dort kam er bei einem Baecker unter. Somit war er zwar wieder in seinem Beruf, jedoch war der Chef einer der stereotypischen Klein-Ausbeuter, der ihm kaum Zeit zum luftholen lies und seine Situation ausnutzte wo er konnte. Trotzdem war's ihm moeglich, ein bescheidenes Leben aufzubauen: zuerst wohnte er in der Baeckerei im Dach, dann fand er eine eigene, moeblierte Wohnung. Bezahlung war unter aller S**, zu wenig zum leben, zu viel zum sterben.

Ende 1957 wurde seiner Frau im Erzgebirge vom Bruder des Nachbarn (welcher bei der Stasi in Berlin arbeitete) geruechteweise zugetragen, das allen Frauen, deren Mann im Westen lebt, zum Jahresbeginn der Ausweiss/Pass eingezogen wird. Damit stand fuer sie fest das sie sich mit den beiden Toechtern (9 und 6 Jahre) auf den Weg in die andere Seite machen muss. Die innerdeutsche Grenze war schon dicht, also gings nur ueber Berlin-Friedrichstrasse. Am Tag vorm Weihnachtsabend 1957 schneite sie und die beiden Toechter in die Weihnachtsparty eines Grossindustriellen in Westberlin am Kaiserkorso 10. Dieser besorgte ihr ein Flugticket in die Westzone, mit Zug gings weiter nach Hechingen.

Da die finanzielle Lage nicht unbedingt rosig war, musste sich Rosel eine Arbeit suchen. Nach ein paar Monaten Aushilfe in der Baeckerei, in welcher Schikane an der Tagesordnung war, suchte sie nach einer besseren Moeglichkeit, und stiess auf ein Inserat der Firma Bosch in Reutlingen. Obwohl 'nur' gelernte Naeherin offerierte man ihr eine Stelle in der Relais-Abteilung, welche einmal die Halbleiterabteilung von Bosch werden sollte. Kurz darauf bewurb sich auch Helmut bei Bosch, wurde als Vorarbeiter eingestellt, und die Familie zog in's damals brandneue Reutlingen-Orschelhagen. Wohnung mit Gaestezimmer, Einbaukueche, Zentralheizung, Lift und voll ausgestattetem Badezimmer - und das 1960. Obwohls eigentlich hinten und vorne nicht gereicht hat, lieferte Helmut im August die beiden Kinder bei der Schwester ab, borgte sich das Auto des Schwagers und fuhr mit seiner Frau das erste mal in Urlaub: fuer eine Woche nach Italien in die Toskana. Trotz geplatzter Reifen, schlechter Hotels und anderen Widrigkeiten war dies das Erlebniss ihres bisherigen Lebens.

Drei Jahre spaeter gab's dann das erste Auto - einen Kaefer - welcher nach drei weiteren Jahren in einen Simca getauscht wurde. Bosch war ein guter Arbeitgeber, die Auftragsbuecher waren voll, 10% Gehaltserhoehung pro Jahr nichts seltenes. Helmut war einer der ersten Vorarbeiter in der Halbleiterabteilung, man startete auf 1 1/2" Wafern. Rosel musste nicht mehr arbeiten, und konnte sich den Kindern widmen. Allerdings reichte es noch nicht fuer einen Urlaub pro Jahr (naja, Schwarzwald oder Nordsee ging immer), ausserdem musste ja was fuer die "Mitgift" der Maedels angespart werden...

Inzwischen waren auch die Beziehungen zu den Machthabern in der DDR dahingehend normalisiert, das die beiden nicht laenger als Republikfluechtlinge galten, und somit per Zug in's Erzgebirge auf Besuch fahren konnten. Die erste Reise zurueck war der Polterabend des Neffen 1966. Der direkte Vergleich zum Leben und der Entwicklung der letzten 10 Jahre muss schockierend gewesen sein, ab diesem Zeitpunkt gabs fuer die "Zurueckgebliebenen" pro Monat ein Paket.

Inzwischen waren die beiden Toechter fluegge geworden, die Kleinere studierte in der Schweiz, lernte da einen Kommilitonen kennen, welcher kurz darauf fuer Ciba-Geigi in Suedafrika anfing. Somit gabs ein weiteres Highlight fuer Helmut und Rosel: man besuchte die "Kinder" fuer einen Monat in Suedafrika.

Da zwar sich zwar die Reisemoeglichkeiten in die DDR "normalisierten", jedoch noch keinesfalls normal waren, organisierte Helmut ein jaehrliches Familientreffen in Ungarn fuer die ganze Sippe aus Ost und West. Fuer viele Jahre mietete er jedes Jahr fuer 2 Wochen einen groesseren Bungalow am Plattensee von privat mit Platz fuer die ganze Sippschaft. Dies bis es der gesamten Ostsippe aufgrund unseres Ausreiseantrags verwehrt wurde, weiterhin nach Ungarn zu fahren.

Und da sind wir schon fast in den 80ern...

-Th
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..Totalitarianism does not mean that such regimes in fact exercise total control over their people, it means rather that such control is in their aspiration.
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Re: Alltag des Bürgers/ 50er und 60er Jahre in der BRD

Beitragvon dein1945 » 9. Dezember 2011, 10:49

Hallo Rainer,

Arbeit war kein Problem bei uns, die DDR-Bürger die jeden Tag zu uns kamen fehlten ja ab dem 13., Gastarbeiter kamen erst später, mit den Löhnen ging es auch nach oben, Grund wie vor. Reisen war kein Problem in den sechziger Jahren, nur Wohnungen fehlten, aber das war bei euch wohl auch so. Es wurde zwar viel gebaut aber immer zu wenig, ansonsten lebte es sich auch Westberlin gut. Transitstrecke musste man nicht benutzen, fliegen bis Hannover kostete nicht viel. Ein Auto gab es an jeder Ecke und so fing auch ich mit einem Käfer an, kaum das ich 18 war. Allerdings gebraucht, der erste "Neue" kam erst 1967, Ford 17m, die Badewanne, 7.777 DM in zweifarb Lackierung.

Gruß aus Berlin
Man(n) muß wissen wenn Schluß ist !
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Re: Alltag des Bürgers/ 50er und 60er Jahre in der BRD

Beitragvon Interessierter » 9. Dezember 2011, 13:02

Die 50ziger waren durch die Schulzeit geprägt und es dauerte ca 30 Minuten bis ich meine Schule gehend erreichte, ohne Rücksicht auf das Wetter.
Unterwegs kaufte man sich von dem " Groschen " (10Pfennigstück), zwei Dauerlutscher a 2Pfennige und ein Stück Kuchen für 5 Pfennige.
Trotzdem es die Nachkriegsjahre waren verlebte ich eine unbeschwerte Jugend ohne irgendwelche Zwänge in eine Jugendorganisationen eintreten zu müssen und ein Fach Wehrkunde gab es auch nicht.
Die 60ziger waren dann bestimmt durch meine Lehrzeit und folgend die ersten Erfahrungen im Berufsleben. Schon bei der Berufswahl konnte man sich vor Angeboten an Lehrstellen nicht retten. Die Lehrlinge waren damals sehr begehrt, weil es nicht genug gab.
Durch einen neuen Arbeitgeber war dann nach der Lehre auch ein Ortswechsel damit verbunden und folgerichtig machte ich dann den Führerschein und kaufte mir auch mein erstes gebrauchtes Auto gleich nach erhalt des " grauen Lappens ". Mein erstes Auto war ein schönes VW-Cabriolet mit dem ich dann auch bei meiner ersten Fahrt nach Berlin gleich die Bekanntschaft der DDR Organe machte, in dem ich in eine Halle fahren mußte, wo man unter den Wagen gehen konnte. Sie waren dann so nett und haben sich die im Handschuhfach befindlichen Briefe und Fotos meiner Freundin angeschaut und konnten einfach nicht begreifen, daß ich allein nur " just for fun " das Wochenende nach Berlin fuhr. So viel Lockerheit konnte das sozialistische Gehirn der Genossen wohl nicht begreifen und schon gar nicht verkraften.
Weil ich auch gerne öfter mal in Urlaub flog, habe ich dann bei einer Spedition als Beifahrer mir gelegentlich etwas dazu verdient. Wie es der Zufall wollte fuhr diese Spedition im Linienverkehr auch nach Berlin/West damals. Was sage ich Dir ausgerechnet an einem 13. August komme ich als Beifahrer mit dem Sattelzug an der Grenze an und unter einem nichtigen Vorwand mussten wir ( Fahrer und ich ) 7 Lademeter Stoffballen a ca 28 kg erst abpacken auf die Rampe und dann wieder neu laden.
Ja so waren sie, die lieben Genossen. Sie trauten nicht einmal sich selber. Wenn sie in den Spiegel schauten haben sie immer laut gefragt: Bin ich das?

Ja Rainer und in Urlaub ging es nach Mallorca und nach Gran Canaria und später dann einige Wochen über Weihnachten in die Karibik. Über Probleme kann ich gottseidank nichts berichten. Mit Glück und Tüchtigkeit habe ich ein Arbeitsamt nie von innen kennengelernt.
Ach ja Rainer, ich habe vor ungefähr 3 Jahrzehnten begonnen täglich ca 10 Std. zu arbeiten, ohne mir die Stunden aufzuschreiben. Auch das war für mich kein Problem weil glücklicherweise mein Beruf auch gleichzeitig Berufung war und dann auch noch entsprechend der Leistung honoriert wurde.
Allerdings konnte ich während der Arbeitszeit nicht einkaufen gehen oder pausieren weil Materialien fehlten. Firmeneigentum wurde von mir auch nicht in Volkseigentum umgewandelt [grins] .
Rainer, ich hoffe Du bist nun ein wenig besser informiert über Deinen "älteren Freund und ehemaligen Klassenfeind" aus dem Westen der Republik.
Ich habe gerade überlegt ob Du Dir zu Weihnachten von mir lieber ein Buch über Stalin oder die Nato wünschen würdest?

[ich auch] [hallo]
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Re: Alltag des Bürgers/ 50er und 60er Jahre in der BRD

Beitragvon Edelknabe » 10. Dezember 2011, 18:43

Vielen Dank in die Runde und stark Delta, das du begonnen hattest,es sind übrigens gute realistische Schilderungen auch von dein und Interessierter und ich ergänze etwas mit einem alten Text aus einem anderen Fred

Beitragvon Edelknabe » 10. Oktober 2011, 07:14 in "Geschichten eines Gastes"aus dem Offtopicfred.

Hallo zusammen, ich dachte, kram doch mal in deinen Büchern für den Gastfred und siehe da, ein wunderschöner Textauszug über die Nachkriegszeit in Westdeutschland, sozusagen ein „Sittengemälde“, was wirklich für sich spricht, gefunden im Buch von Inge Viett,“ Nie war ich furchtloser“

In der Schule sprach der Lehrer am 17.Juni vom „ Abschütteln des bolschewistischen Jochs“ und geriet in Selbstvergessenheit über die „endliche Zerschlagung des Jüdisch-Kommunistischen Gebildes“ östlich der Elbe. Er geriet dabei in eine Art Ekstase, die uns Kinder ganz furchtbar irritierte. Er steigerte sich in antisemitische Beschimpfungen und Klagen über den verlorenen Krieg hinein. Das Blut wich aus seinem Gesicht und er schrie über unsere Köpfe hinweg, als wollte er eine unsichtbare Masse von Menschen bewegen. Wir hielten den Atem an, saßen verstört und gedrückt in den Bänken. Plötzlich hielt er inne, wurde sich seiner wieder bewusst und rannte kreidebleich hinaus. An der Tür schrie er: „Pause“, und wir stürzten erleichtert in den Hof.
Der Gang und Geist des dörflichen Lebens war nicht weiter beeindruckt von der aggressiven Politik der politischen und militärischen Hasardeure der Adenauer-Ära. Unspektakulär, fast behutsam sickerte das „ Wirtschaftswunder“ der fünfziger Jahre in die Bauernhöfe ein. Die alten Ungetüme der Landstraße, die Bulldozer, verschwanden und wurden ersetzt durch wendigere Traktoren, intelligentere Mäh- und Dreschmaschinen erleichterten die Erntearbeiten. Volkswagen und Motorräder mehrten sich. Unaufhaltsam endete die Pferdezeit. Ein Fuhrwerk nach dem Anderen verschwand von der Straße, vergreiste und vermoderte in den Remisen. Die rumpeligen eisenbereiften Deichselgespanne hatten ausgedient, jetzt gab es den gummibereiften Hänger für den Traktor. Bald hielten sich die Bauern nur noch ein, zwei Pferde, weil sie sich einen Bauernhof ohne Pferd nicht vorstellen konnten.
In der Wohnstube des Bürgermeisters flimmerte der erste Fernseher. Die Dorfjugend sang amerikanische Schlager, schwärmte für Elvis und begann Rock “n“ Roll zu tanzen, die Mädchen trugen dreiviertellange Hosen a la USA. Die Alten sagten immer noch „Heil Hitler“. Es regte auch niemanden auf, als im Nachbardorf wieder militärische Manöver stattfanden. Außer uns Kinder natürlich. Die Soldaten und ihre Kriegsgerüste waren für uns Objekt abenteuerlicher Bewunderung und unwiderstehlicher Anziehungskraft. Wenn möglich, schlichen wir zu ihren Tarnlagern und beglotzten sie.
Nein, unsere Begeisterung war nicht von selbst gekommen. Anekdoten über den “Eisernen Kanzler“ Bismarck- zu seinem Denkmal pilgerten wir alljährlich einmal- und über den Alten Fritz mit seinen wunderbar tüchtigen, treuen und mutigen Soldaten füllten die Geschichtsstunden und unsere Kinderköpfe. Kein Wort, nicht die geringste Aufklärung über die faschistischen Herrenjahre, nichts über den Greuel- und Plünderungsfeldzug der deutschen Armee durch Europa und Russland. All dies war offiziell tabu. Ich kriegte es irgendwie mit als etwas Dunkles, Schicksalhaftes. Ein durch die Schuld der Juden und Kommunisten über Deutschland gekommenes Unglück, das man diesen eines Tages heimzahlen werde.
Textauszug Ende.

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Re: Alltag des Bürgers/ 50er und 60er Jahre in der BRD

Beitragvon Transitfahrer » 10. Dezember 2011, 21:34

Edelknabe hat geschrieben:Vielen Dank in die Runde und stark Delta, das du begonnen hattest,es sind übrigens gute realistische Schilderungen auch von dein und Interessierter und ich ergänze etwas mit einem alten Text aus einem anderen Fred

Beitragvon Edelknabe » 10. Oktober 2011, 07:14 in "Geschichten eines Gastes"aus dem Offtopicfred.

Hallo zusammen, ich dachte, kram doch mal in deinen Büchern für den Gastfred und siehe da, ein wunderschöner Textauszug über die Nachkriegszeit in Westdeutschland, sozusagen ein „Sittengemälde“, was wirklich für sich spricht, gefunden im Buch von Inge Viett,“ Nie war ich furchtloser“

In der Schule sprach der Lehrer am 17.Juni vom „ Abschütteln des bolschewistischen Jochs“ und geriet in Selbstvergessenheit über die „endliche Zerschlagung des Jüdisch-Kommunistischen Gebildes“ östlich der Elbe. Er geriet dabei in eine Art Ekstase, die uns Kinder ganz furchtbar irritierte. Er steigerte sich in antisemitische Beschimpfungen und Klagen über den verlorenen Krieg hinein. Das Blut wich aus seinem Gesicht und er schrie über unsere Köpfe hinweg, als wollte er eine unsichtbare Masse von Menschen bewegen. Wir hielten den Atem an, saßen verstört und gedrückt in den Bänken. Plötzlich hielt er inne, wurde sich seiner wieder bewusst und rannte kreidebleich hinaus. An der Tür schrie er: „Pause“, und wir stürzten erleichtert in den Hof.
Der Gang und Geist des dörflichen Lebens war nicht weiter beeindruckt von der aggressiven Politik der politischen und militärischen Hasardeure der Adenauer-Ära. Unspektakulär, fast behutsam sickerte das „ Wirtschaftswunder“ der fünfziger Jahre in die Bauernhöfe ein. Die alten Ungetüme der Landstraße, die Bulldozer, verschwanden und wurden ersetzt durch wendigere Traktoren, intelligentere Mäh- und Dreschmaschinen erleichterten die Erntearbeiten. Volkswagen und Motorräder mehrten sich. Unaufhaltsam endete die Pferdezeit. Ein Fuhrwerk nach dem Anderen verschwand von der Straße, vergreiste und vermoderte in den Remisen. Die rumpeligen eisenbereiften Deichselgespanne hatten ausgedient, jetzt gab es den gummibereiften Hänger für den Traktor. Bald hielten sich die Bauern nur noch ein, zwei Pferde, weil sie sich einen Bauernhof ohne Pferd nicht vorstellen konnten.
In der Wohnstube des Bürgermeisters flimmerte der erste Fernseher. Die Dorfjugend sang amerikanische Schlager, schwärmte für Elvis und begann Rock “n“ Roll zu tanzen, die Mädchen trugen dreiviertellange Hosen a la USA. Die Alten sagten immer noch „Heil Hitler“. Es regte auch niemanden auf, als im Nachbardorf wieder militärische Manöver stattfanden. Außer uns Kinder natürlich. Die Soldaten und ihre Kriegsgerüste waren für uns Objekt abenteuerlicher Bewunderung und unwiderstehlicher Anziehungskraft. Wenn möglich, schlichen wir zu ihren Tarnlagern und beglotzten sie.
Nein, unsere Begeisterung war nicht von selbst gekommen. Anekdoten über den “Eisernen Kanzler“ Bismarck- zu seinem Denkmal pilgerten wir alljährlich einmal- und über den Alten Fritz mit seinen wunderbar tüchtigen, treuen und mutigen Soldaten füllten die Geschichtsstunden und unsere Kinderköpfe. Kein Wort, nicht die geringste Aufklärung über die faschistischen Herrenjahre, nichts über den Greuel- und Plünderungsfeldzug der deutschen Armee durch Europa und Russland. All dies war offiziell tabu. Ich kriegte es irgendwie mit als etwas Dunkles, Schicksalhaftes. Ein durch die Schuld der Juden und Kommunisten über Deutschland gekommenes Unglück, das man diesen eines Tages heimzahlen werde.
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Du zitierst zum Leben in der BRD einen Textauszug aus einem Buch einer Terorristin die einen Menschen zum Krüppel geschossen hat? Kein Wunder daß Du überhaupt keine Ahnung vom Leben in der BRD hast und jemals haben wirst.
Alle Westdeutsche (bis auf die RAF-Angehörigen) sind Nazis und die DDR war der Menschenfreundlichste Staat auf Erden. So in etwa ist doch Dein Weltbild. Ach ja, die Amis sind böse und die Sowjets wollten den Frieden für alle Völker.
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Re: Alltag des Bürgers/ 50er und 60er Jahre in der BRD

Beitragvon augenzeuge » 10. Dezember 2011, 22:09

Edelknabe hat geschrieben:Die Alten sagten immer noch „Heil Hitler“. Es regte auch niemanden auf, als im Nachbardorf wieder militärische Manöver stattfanden.
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Die BRD mag anfangs in der Verfolgung der Nazis große Fehler gemacht haben, aber das sich die Bürger mit Heil Hitler grüßten gehört ins Reich der Scharlatanerie. Und was die militärischen Manöver betrifft- durfte man sich denn darüber woanders öffentlich aufregen?
AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
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Re: Alltag des Bürgers/ 50er und 60er Jahre in der BRD

Beitragvon Edelknabe » 10. Dezember 2011, 23:20

Bist du mit dem falschen Fuss aufgestanden Transitfahrer? Was ist an der Frau so anders als am normalen BRD-Bürger außer das sie einmal in die RAF verliebt war oder besser den falschen Göttern hinterherrannte?

Jeder Mensch macht in jungen Jahren mal Fehler,wie alle machten mal Fehler und das ihr, der Inge Viett dabei der Polizist über den Weg lief...ich bitte dich, da war sie wohl nicht die Einzige, die einmal in so eine verdrehte Situation gekommen ist.

Bringe ich Inge Viett sehen auf einmal alle rot, das ging mir in einem anderen Fred schonmal so, also das scheint ja ein ganz schönes Trauma im Westen zu sein und wohl immer noch in manchen Köpfen zu schweben?

Morgen geht es weiter, mit Erlebnissen vom Ehepaar Lerch aus Wiesbaden, also der Herr Lerch hatte 1957 nur eine jüdische Frau....aber siehe morgen

Und bitte Peter, ich lebe heute, ich sehe gestern und heute, ich bin weder Kommunist noch Nazi noch Sonstwas...aber das schrieb ich schon öfters.Also mich bitte nicht da irgenwo ins Fach schieben oder gar einstufen.Danke.

Und Jörg, das steht da geschrieben mit dem "Heil Hitlergruß", von der Frau Viett geschrieben und ihr Buch wurde doch verlegt oder war da Einer, der sich an dieser Ausführung gestossen hätte? Scharlatanerie...ich weiß nicht, das hast du gesagt.

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Re: Alltag des Bürgers/ 50er und 60er Jahre in der BRD

Beitragvon Ganzunten » 11. Dezember 2011, 01:14

Sag mal RMR bist du eigentlich das Zweitprofil von Feliks?
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Re: Alltag des Bürgers/ 50er und 60er Jahre in der BRD

Beitragvon Interessierter » 11. Dezember 2011, 10:07

Zitat Edelknabe:
Was ist an der Frau so anders als am normalen BRD-Bürger außer das sie einmal in die RAF verliebt war oder besser den falschen Göttern hinterherrannte?


Inge Viett hat im August 1981 in Paris aus vier Metern Entfernung auf den Polizisten Francis Violleau geschossen. Der Beamte erlitt eine Querschnittslähmung und starb 2000 im Alter von 54 Jahren an den Folgen der Verletzung.

Das ist anders beim normalen Bürger der BRD, gleich ob er aus den alten oder neuen Bundesländern kommt.
Der Unterschied zwischen Dir und den normalen Bürgern der alten und neuen Bundesländern ist der, daß sie mit solchen Sätzen keine Opfer von Gewalt verhöhnen.
Dabei ist es völlig unerheblich ob Deine Aussagen aus Dummheit oder der Absicht zu provozieren geschehen.
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Re: Alltag des Bürgers/ 50er und 60er Jahre in der BRD

Beitragvon dein1945 » 11. Dezember 2011, 11:16

Interessierter hat geschrieben:Zitat Edelknabe:
Was ist an der Frau so anders als am normalen BRD-Bürger außer das sie einmal in die RAF verliebt war oder besser den falschen Göttern hinterherrannte?


Inge Viett hat im August 1981 in Paris aus vier Metern Entfernung auf den Polizisten Francis Violleau geschossen. Der Beamte erlitt eine Querschnittslähmung und starb 2000 im Alter von 54 Jahren an den Folgen der Verletzung.

Das ist anders beim normalen Bürger der BRD, gleich ob er aus den alten oder neuen Bundesländern kommt.
Der Unterschied zwischen Dir und den normalen Bürgern der alten und neuen Bundesländern ist der, daß sie mit solchen Sätzen keine Opfer von Gewalt verhöhnen.
Dabei ist es völlig unerheblich ob Deine Aussagen aus Dummheit oder der Absicht zu provozieren geschehen.


Einfach nur DANKE, ich frage mich warum Rainer überhaupt dieses Thema eröffnet, er kennt sich doch in der BRD bestens aus, vor allem mit Verbrechern, [super]

Trotzdem noch einen schönen dritten Advent, auch an meinen Freund aus Leipzig
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Re: Alltag des Bürgers/ 50er und 60er Jahre in der BRD

Beitragvon Transitfahrer » 11. Dezember 2011, 12:14

Edelknabe hat geschrieben:Bist du mit dem falschen Fuss aufgestanden Transitfahrer? Was ist an der Frau so anders als am normalen BRD-Bürger außer das sie einmal in die RAF verliebt war oder besser den falschen Göttern hinterherrannte?

Jeder Mensch macht in jungen Jahren mal Fehler,wie alle machten mal Fehler und das ihr, der Inge Viett dabei der Polizist über den Weg lief...ich bitte dich, da war sie wohl nicht die Einzige, die einmal in so eine verdrehte Situation gekommen ist.



Rainer-Maria


Gilt das auch für die vielen Bürger des "Dritten Reichs"? Und für die Wehrmachtssoldaten? Und für die SS-Angehörigen? Sie sind den falschen Göttern hinterhergelaufen? Du machst es Dir sehr einfach, Maria!
Auch der Republikflüchtling, der einen Grenzsoldaten verletzte oder tötete, ist igendwie in eine verdrehte Situation gekommen. Entschuldige, aber Du führst äußerst schwachsinnige Argumente an um eine Terroristin und Ihre Taten zu verteidigen.

Trotzdem einen schönen dritten Advent, besonders an R.M.
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Re: Alltag des Bürgers/ 50er und 60er Jahre in der BRD

Beitragvon Edelknabe » 11. Dezember 2011, 12:49

Lest bitte einfach einmal das vorgenannte Buch von Inge Viett, um ihre damalige Reaktion im Zusammenhang mit dem französischen Polizisten nachvollziehen zu können.Einfach mal lesen, sie ist ja nun kein Monster, sie ist ein Mensch mit allen guten und auch schlechten Seiten so wie wir selber.

Muss ich gleich mal die dumme Frage im Forum stellen:"Hält sich hier Einer gar für was ganz Besonderes ohne Fehler und sonstige menschlichen Schwächen und Macken? Dann bitte vortreten, Hand ganz hoch und laut Hier schreien und möglichst auch gleich begründen, warum Er davon so überzeugt meint?"

Rainer-Maria der das so wunderschön findet, er musste sich ehrlich eingestehen, irgendwie den empfindlichen Punkt aber auch voll getroffen zu haben. Kaum wurde einmal der Alltag West ins Spiel gebracht kommt es ihm doch so vor, als gehts jetzt genau seitenverkehrt im Forum zu, sprich der ehemalige Bürger West verfällt in die volle Verteidigungsstellung..."Nein, so war das nicht bei uns und das war anders und du möchtest hier nur madig machen und so weiter und so fort."

Tut mir ja furchtbar leid Leute aber ich muss immer noch schmunzeln und es ist wirklich nicht schadenfroh gemeint.
Ich komme mir nur gerade vor wie unser Jörg, der Augenzeuge und muss das doch hier nicht näher erläutern...oder?
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Re: Alltag des Bürgers/ 50er und 60er Jahre in der BRD

Beitragvon Zicke » 11. Dezember 2011, 14:32

Edelknabe hat geschrieben:Hält sich hier Einer gar für was ganz Besonderes ohne Fehler und sonstige menschlichen Schwächen und Macken? Dann bitte vortreten, Hand ganz hoch und laut Hier schreien und möglichst auch gleich begründen, warum Er davon so überzeugt meint?"


Hier stellst du eine völlig aus dem Zusammenhang gerissene Frage, denn ich glaube nicht, das nur einer hier aus dem Forum ,egal ob alt oder neu Bundi, mit einer Waffe durch die Gegend rennt und dann so mal ganz nebenbei auf einen Polizisten schießt.

Was die Viett betrifft , so hat doch bis jetzt JEDER Verbrecher versucht seine Taten mit irgentwelchen Traumatas aus der Kindheit herunter zu spielen.

Abgesehen davon verstehe ich deinen Schwenk zum Terrorismus nicht bei deiner Frage zum: "Alltag des Bürgers/ 50er und 60er Jahre in der BRD"
Menschen, die keinen Arsch in der Hose haben, müssen nicht zwangsläufig schlank sein.

Meine Rechtschreibfehler könnt Ihr Samstags ab 17 Uhr bei Rewe gegen eine lecker Senfgurke tauschen.
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Re: Alltag des Bürgers/ 50er und 60er Jahre in der BRD

Beitragvon Interessierter » 11. Dezember 2011, 14:42

Zitat Edelknabe:
sie ist ein Mensch mit allen guten und auch schlechten Seiten so wie wir selber.


Inge Viett ist kein Mensch wie andere User oder ich, davon ausgehend, daß hier niemand ein Menschenleben auf dem Gewissen hat. Nehme das bitte einfach zur Kenntnis.
Übrigens den empfindlichen Punkt hast Du wegen der Verhöhnung der Opfer von Gewalt und jetzt mit dem Vergleich von Viett und den Usern getroffen, nicht wegen des Threads.
RMR anderer politischer Meinung sein ist das eine und normale in einer Demokratie, aber Opfer von Gewalt zu verhöhnen und User mit einer Person zu vergleichen, die ein Menschenleben ausgelöscht hat ist das andere und eine nicht hinzunehmende Beleidigung.
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Re: Alltag des Bürgers/ 50er und 60er Jahre in der BRD

Beitragvon Dille » 11. Dezember 2011, 14:49

Hallo @RMR,

wie oft müssen wir Dir noch zu verklickern versuchen, daß wir hier GELEBT haben und den Alltag in der Bundesrepublik ERLEBT haben -- und Erklärungsversuche aus der Stamokap- Ecke völlig überflüssig sind ! Und auch Erklärungsversuche einer -- milde ausgedrückt -- "Außenseiterin" der gesellschaftlichen Realität in der damaligen Bundesrepublik !

Ich für meinen Teil würde mich zumindest nicht damit brüsten, wäre ich im ungarischen Maisfeld über einen Grenzer "gestolpert" und hätte ihn "ausgeschaltet", abgesehen davon, daß ich auch nicht den VORSATZ dazu hatte und daher auch kein dafür taugliches Mittel "mitführte" ! DAS sind die Unterschiede, und nein, ich habe das Buch der I. Viett nicht gelesen, weiß aber immerhin, in welcher ideologischen Ecke sie sich heute tummelt, das reicht mir für eine Einschätzung, und damit meine ich "jw" und "Tiefrot- stalinistisch Fuchs".

Und bittschön, wenn hier doch mancheine(r) allergisch reagiert, wenn manchandere(r) ihm/ ihr seine/ ihre kuschlige DDR zu "erklären" versucht, dann akzeptiere doch bitte endlich mal, daß "wir" diese "alte" Bundesrepublik "besser" kennen als die "Erklärer", die seinerzeit ihre "Kenntnisse" über die "BRD" aus dem "Schwarzen Kanal" bezogen und schon alle Male besser, als eine I. Viett durch ihre ideologischen Scheuklappen !

Gruß und ebenfalls noch einen schönen Adventssonntag in die Runde, Dille
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Re: Alltag des Bürgers/ 50er und 60er Jahre in der BRD

Beitragvon Edelknabe » 11. Dezember 2011, 16:15

Der(dein) Satz Zicke war gut:" Was die Viett betrifft...." Ist die Frau ein Stück Dreck oder wie verstehe ich das? Was hat übrigens ihre Kindheit und die Schilderungen darüber mit dem Terrorismus zu tun?

Interessierter, komm mir hier nicht immer mit der Verhöhnungsmasche von Opfern der RAF, das langweilt. Ich zitierte hier lediglich aus der Kindheitserinnerung der Inge Viett in den fünfziger Jahren der BRD, ich brachte hier keinen toten Polizisten ins Spiel, das war Peter, unser Transitfahrer.So wie ich noch weitere Schilderungen von ehemaligen BRD-Bürgern einbringen werde, nur eben nicht heute und ich fand nun mal den Text der Frau Viett zuerst im Forum, wo es um sozialkritische Schilderungen der damaligen Zeit geht

Trenn also bitte einmal nicht gerade schöne Kindheit und spätere Jahre, trenn einfach das Eine vom Anderen.Das hälst du doch mir immer vor, das"im Zusammenhang sehen und eine Sache beurteilen". Jetzt kommst du selber mit der Vermischung von Kindheit und späterer Zeit.

Fast könnte man das mit Freya Klier vergleichen und na klar, ihr stand kein Polizist im Weg, das steht außer Frage nur ihre Liebe war die DDR auch nicht, so wie wohl Frau Viett den Staat BRD nicht besonders liebt oder liebte.Und komischerweise eine Frau Klier steht außer aller Zweifel, ist wohl tabu für Kritik?

Willst du mich hier abschießen aus dem Forum mit der "Beleidigungsnummer"Interessierter, das fällt mir gerade so auf? Und nimms nicht persönlich, ich bin so friedfertig.

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Re: Alltag des Bürgers/ 50er und 60er Jahre in der BRD

Beitragvon Zicke » 11. Dezember 2011, 16:57

Edelknabe hat geschrieben:Was hat übrigens ihre Kindheit und die Schilderungen darüber mit dem Terrorismus zu tun?
Edelknabe hat geschrieben:
Sag mal Rainer, liest du eigentlich was du schreibst?

Beitragvon Edelknabe » 10. Oktober 2011, 07:14 in "Geschichten eines Gastes"aus dem Offtopicfred.

Hallo zusammen, ich dachte, kram doch mal in deinen Büchern für den Gastfred und siehe da, ein wunderschöner Textauszug über die Nachkriegszeit in Westdeutschland, sozusagen ein „Sittengemälde“, was wirklich für sich spricht, gefunden im Buch von Inge Viett,“ Nie war ich furchtloser“

In der Schule sprach der Lehrer am 17.Juni vom „ Abschütteln des bolschewistischen Jochs“ und geriet in Selbstvergessenheit über die „endliche Zerschlagung des Jüdisch-Kommunistischen Gebildes“ östlich der Elbe. Er geriet dabei in eine Art Ekstase, die uns Kinder ganz furchtbar irritierte. Er steigerte sich in antisemitische Beschimpfungen und Klagen über den verlorenen Krieg hinein. Das Blut wich aus seinem Gesicht und er schrie über unsere Köpfe hinweg, als wollte er eine unsichtbare Masse von Menschen bewegen. Wir hielten den Atem an, saßen verstört und gedrückt in den Bänken. Plötzlich hielt er inne, wurde sich seiner wieder bewusst und rannte kreidebleich hinaus. An der Tür schrie er: „Pause“, und wir stürzten erleichtert in den Hof.
Der Gang und Geist des dörflichen Lebens war nicht weiter beeindruckt von der aggressiven Politik der politischen und militärischen Hasardeure der Adenauer-Ära. Unspektakulär, fast behutsam sickerte das „ Wirtschaftswunder“ der fünfziger Jahre in die Bauernhöfe ein. Die alten Ungetüme der Landstraße, die Bulldozer, verschwanden und wurden ersetzt durch wendigere Traktoren, intelligentere Mäh- und Dreschmaschinen erleichterten die Erntearbeiten. Volkswagen und Motorräder mehrten sich. Unaufhaltsam endete die Pferdezeit. Ein Fuhrwerk nach dem Anderen verschwand von der Straße, vergreiste und vermoderte in den Remisen. Die rumpeligen eisenbereiften Deichselgespanne hatten ausgedient, jetzt gab es den gummibereiften Hänger für den Traktor. Bald hielten sich die Bauern nur noch ein, zwei Pferde, weil sie sich einen Bauernhof ohne Pferd nicht vorstellen konnten.
In der Wohnstube des Bürgermeisters flimmerte der erste Fernseher. Die Dorfjugend sang amerikanische Schlager, schwärmte für Elvis und begann Rock “n“ Roll zu tanzen, die Mädchen trugen dreiviertellange Hosen a la USA. Die Alten sagten immer noch „Heil Hitler“. Es regte auch niemanden auf, als im Nachbardorf wieder militärische Manöver stattfanden. Außer uns Kinder natürlich. Die Soldaten und ihre Kriegsgerüste waren für uns Objekt abenteuerlicher Bewunderung und unwiderstehlicher Anziehungskraft. Wenn möglich, schlichen wir zu ihren Tarnlagern und beglotzten sie.
Nein, unsere Begeisterung war nicht von selbst gekommen. Anekdoten über den “Eisernen Kanzler“ Bismarck- zu seinem Denkmal pilgerten wir alljährlich einmal- und über den Alten Fritz mit seinen wunderbar tüchtigen, treuen und mutigen Soldaten füllten die Geschichtsstunden und unsere Kinderköpfe. Kein Wort, nicht die geringste Aufklärung über die faschistischen Herrenjahre, nichts über den Greuel- und Plünderungsfeldzug der deutschen Armee durch Europa und Russland. All dies war offiziell tabu. Ich kriegte es irgendwie mit als etwas Dunkles, Schicksalhaftes. Ein durch die Schuld der Juden und Kommunisten über Deutschland gekommenes Unglück, das man diesen eines Tages heimzahlen werde.
Textauszug Ende.

Rainer-Maria
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Meine Rechtschreibfehler könnt Ihr Samstags ab 17 Uhr bei Rewe gegen eine lecker Senfgurke tauschen.
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Re: Alltag des Bürgers/ 50er und 60er Jahre in der BRD

Beitragvon Edelknabe » 11. Dezember 2011, 17:06

Hilf mir mal auf die Sprünge Jörg, was du mit...meinst? Bin ich irgendwie schon dement? Das ist doch die Schilderung ihrer Kindheit als Sittengemälde(mein Zusatz) zur alten BRD.

Rainer-Maria und was ist daran irgendwie falsch und tut mir ja leid, wenn ich deinem Intellekt momentan nicht folgen kann?
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Re: Alltag des Bürgers/ 50er und 60er Jahre in der BRD

Beitragvon Sirius » 11. Dezember 2011, 17:19

augenzeuge hat geschrieben:
Edelknabe hat geschrieben:Die Alten sagten immer noch „Heil Hitler“. Es regte auch niemanden auf, als im Nachbardorf wieder militärische Manöver stattfanden.
Rainer-Maria


Die BRD mag anfangs in der Verfolgung der Nazis große Fehler gemacht haben, aber das sich die Bürger mit Heil Hitler grüßten gehört ins Reich der Scharlatanerie. Und was die militärischen Manöver betrifft- durfte man sich denn darüber woanders öffentlich aufregen?
AZ


Die Behauptung, dass sich die älteren Bürger so begrüßten, ist falsch. Ebenso dürfte die Geschichte mit dem Lehrer gelogen sein - solche Dinge zu sagen, hätte sich kein Lehrer getraut. Schon fragwürdig, wie manche versuchen ihre mehr als problematische Biographie zu rechtfertigen.
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Re: Alltag des Bürgers/ 50er und 60er Jahre in der BRD

Beitragvon Edelknabe » 11. Dezember 2011, 18:05

Neues Heim für Übersiedler

Zur Aufnahme des unvermindernt anhaltenden Zustroms von Übersiedlern und Rückkehrern in die DDR wurde in Karl-Marx-Stadt, wie bereits in sechs anderen Bezirken der DDR, ein neues Heim eingerichtet. In diesem neuen Bezirksheim finden 85 Rückkehrer und Übersiedler Aufnahme. Neben modernen Schlaf-und Aufendhaltsräumen stehen ein Fernsehraum, eine Bibliothek und ein Kinderspielzimmer zur Verfügung.

Das Ehepaar Lerch aus Wiesbaden flüchtete vor dem in Westdeutschland grassierenden Antisemitismus in die DDR.Der 43 jährige Stefan Lerch hatte sich 1957 eine Jüdin zur Frau genommen.Seitdem war das Ehepaar ständigen Schikanen ausgesetzt. Es wurde mit "Judensau" und anderen nazistischen Ausdrücken beschimpft, die betriebseigene Wohnung gekündigt, die Ehefrau tätlich angegriffen und verletzt.Eine Klage wurde von der Staatsanwaltschaft abgelehnt,das "kein öffentliches Interesse" daran bestehe.

Quelle: DDR Revue Heft 2/1962

Rainer-Maria und wer sagt das Sirius, mit der Begrüßung, das die einfach falsch wäre, war, gelogen sein dürfte...doch nicht etwa Du? Entschuldige Sirius,wer bist du ohne dir zu nahe treten zu wollen und ich schätze deine Texte ob ihrer Intelligenz und Ruhe, etwa Meister Allwissend oder gar Historiker, warst du dabei, damals 1953 in den Gastwirtschaften und auch was die Lehrer betrifft?
Tut mir ja auch leid ob der momentan dummen Missstimmung in diesem Fred hier. Ich denke, der Alltag war eben nicht nur Friede, Freude und Eierkuchen....und natürlich der Banenenstauden für den großen weißen Affen Freiheit.
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Re: Alltag des Bürgers/ 50er und 60er Jahre in der BRD

Beitragvon augenzeuge » 11. Dezember 2011, 18:12

Edelknabe hat geschrieben: Das Ehepaar Lerch aus Wiesbaden flüchtete vor dem in Westdeutschland grassierenden Antisemitismus in die DDR.Der 43 jährige Stefan Lerch hatte sich 1957 eine Jüdin zur Frau genommen.Seitdem war das Ehepaar ständigen Schikanen ausgesetzt. Es wurde mit "Judensau" und anderen nazistischen Ausdrücken beschimpft, die betriebseigene Wohnung gekündigt, die Ehefrau tätlich angegriffen und verletzt.Eine Klage wurde von der Staatsanwaltschaft abgelehnt,das "kein öffentliches Interesse" daran bestehe.
Quelle: DDR Revue Heft 2/1962


Hessens Landesrabbiner Dr. Lichtigfeld wandte sich mit einer Rundfrage an seine Kollegen. Das Ergebnis: Eine Ingeburg Lerch oder Ingeburg Endres ist sämtlichen Rabbinern jüdischer Gemeinden Westdeutschlands weder als Rasse- noch als Glaubensgenossin bekannt.

Wer etwas mehr über die Lügen der DDR-Revue erfahren möchte:
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-45139991.html
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Re: Alltag des Bürgers/ 50er und 60er Jahre in der BRD

Beitragvon Sirius » 11. Dezember 2011, 18:25

Edelknabe hat geschrieben:Rainer-Maria und wer sagt das Sirius, mit der Begrüßung, das die einfach falsch wäre, war, gelogen sein dürfte...doch nicht etwa Du? Entschuldige Sirius,wer bist du ohne dir zu nahe treten zu wollen und ich schätze deine Texte ob ihrer Intelligenz und Ruhe, etwa Meister Allwissend oder gar Historiker, warst du dabei, damals 1953 in den Gastwirtschaften und auch was die Lehrer betrifft?
Tut mir ja auch leid ob der momentan dummen Missstimmung in diesem Fred hier. Ich denke, der Alltag war eben nicht nur Friede, Freude und Eierkuchen....und natürlich der Banenenstauden für den großen weißen Affen Freiheit.


Ich habe extra noch einmal mehrere enge Verwandte und Bekannte gefragt - auch politisch links stehende (68-er-Generation) - die zur Generation von Inge Viett gehören und damals im ländlichen Raum lebten und auch dort die Schule besuchten. Deren Aussagen halte ich für sehr glaubwürdig. Kein einziger hat damals so etwas jemals erlebt, weder solche Begrüßungen noch solche Erlebnisse an der Schule. Gerade die 68er würden das nicht verschweigen. Nach deren Aussagen wurde über die Nazi-Zeit geschwiegen, niemand wollte mit dieser Zeit in Verbindung gebracht werden. Und auch aus den Medien sind mir keine solchen Erzählungen in Erinnerung. Der Lehrer wäre seine Beschäftigung schnell los geworden.

So etwas als alltägliche Erscheinung hinzustellen, ist schlicht die Unwahrheit.
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Re: Alltag des Bürgers/ 50er und 60er Jahre in der BRD

Beitragvon Edelknabe » 11. Dezember 2011, 19:46

Das gefällt mir an dir Jörg, sofort wurde die Leiche im Keller der Lerchs gesucht und Bingo...gefunden. Ich musste so schmunzeln über den "Unzuchtsbetrieb" in dem fast alle Männer von WeltIVorstadtpolitkleinwelt als Kunden verkehrten und so wurde sie sinngemäß die "Rosemarie Nitribitt", was sollte sie auch sonst anders sein im keuschen Westdeutschland der fünfziger Jahre mit seiner wohl etwas verlogenen Scheinmoral?

Ein Punkt für dich mein Freund, der Rainer-Maria zollt dem ideologischen Sieger Respekt.

Und Sirius, ich akzeptiere auch deine Ausführungen auf die "Hand aufs Herz" Erzählungen der Freunde und Alt-68er, es muss ein damals blütenreines Land gewesen sein, dieses Nachkriegswestdeutschland.

Rainer-Maria der Ende der 70er Jahre einmal in eine Kneipe in Neuhaus an der Elbe kam, in Uniform, mit Frau im erotischsten Sommerkleid was man sich vorstellen kann, ich dachte an diesem Nachmittag, ich bin im falschen Westernfilm gelandet denn die Blicke der Mecklenburger Stammtischfritzen hatten meine Frau schon auf dem Tresen vergewaltigt und mir die Grenzeruniform vom Leib gerissen.

Nicht vorzustellen, ich wäre mit meiner Schönen in einer Gastwirtschaft gelandet, die Inge Viett über ihre Kindheit aus dem reinen keuschen Westdeutschland 1953 beschrieben hatte.
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Re: Alltag des Bürgers/ 50er und 60er Jahre in der BRD

Beitragvon Transitfahrer » 11. Dezember 2011, 20:12

Ich glaube Du kannst einfach nicht die Wahrheit akzeptieren ohne gleich wieder sarkastisch zu werden, oder Rainer?
Ich lese in Deiner Antwort von "blütenreines und keuschen Westdeutschlands". Wenn Du an keinen Antworten interressiert bist, dann starte doch einen solchen Thread erst gar nicht. Im übrigen möchte ich Dich an Deine Überschrift erinnern. Das was Du bisher dazu beigetragen hast, hat nichts mit dem Alltag in der Alt-BRD zu tun. Aber woher sollst Du das auch wissen. Deine Quellen sind entweder Terroristenbücher oder DDR-Propaganda. Diese stellen sicherlich nicht die Ehrfahrungen und Lebensumstände von über 60 mio. BRD-Bürgern dar, noch einen Querschnitt dieser.

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Re: Alltag des Bürgers/ 50er und 60er Jahre in der BRD

Beitragvon nightfire64 » 11. Dezember 2011, 20:34

Transitfahrer hat geschrieben: Diese stellen sicherlich nicht die Ehrfahrungen und Lebensumstände von über 60 mio. BRD-Bürgern dar, noch einen Querschnitt dieser.


Diesen Satz kenne ich doch aus einer anderen Richtung!! [grin]

Ich könnte mich wegschmeißen!! Bild

Wie gleich doch die Beiträge, im umgekehrten Fall alle sind!! [wink]

Nicht wahr…, du hast doch keine Ahnung…, alles falsch…, woher willst du denn das wissen…, usw.!! [laugh]

Kerstin Bild
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Re: Alltag des Bürgers/ 50er und 60er Jahre in der BRD

Beitragvon augenzeuge » 11. Dezember 2011, 22:14

Wer erwartet eigentlich, dass man in DDR-Büchern die volle Wahrheit über das reale Leben in der BRD findet? Wenn man das beschrieben hätte, wie es wirklich war, wäre die Unzufriedenheit doch nur noch größer geworden und die Zahl der Fluchtwilligen nur gestiegen. Aber genau das war nun verständlicherweise nicht das Ziel der DDR-Regierung.
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Re: Alltag des Bürgers/ 50er und 60er Jahre in der BRD

Beitragvon ex-maja64 » 11. Dezember 2011, 22:29

augenzeuge hat geschrieben:Wer erwartet eigentlich, dass man in DDR-Büchern die volle Wahrheit über das reale Leben in der BRD findet?


Gute Frage [super] , bei der sich aber auch wieder bei mir der Umkehreffekt ergibt. Was hier des öfteren schon über Links und Videos eingestellt wurde,
wer von uns kann bezeugen, dass diese, der Masse der Bevölkerung in der DDR entsprach?


Mario
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Re: Alltag des Bürgers/ 50er und 60er Jahre in der BRD

Beitragvon vs1400 » 11. Dezember 2011, 22:45

ex-maja64 hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:Wer erwartet eigentlich, dass man in DDR-Büchern die volle Wahrheit über das reale Leben in der BRD findet?


Gute Frage [super] , bei der sich aber auch wieder bei mir der Umkehreffekt ergibt. Was hier des öfteren schon über Links und Videos eingestellt wurde,
wer von uns kann bezeugen, dass diese, der Masse der Bevölkerung in der DDR entsprach?


Mario


hi Mario,

bring mal ein beispiel, sonst hat man ja keine grundlage zur offenen diskussion.

gruß vs
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Re: Alltag des Bürgers/ 50er und 60er Jahre in der BRD

Beitragvon Dille » 12. Dezember 2011, 00:36

ex-maja64 hat geschrieben:Gute Frage , bei der sich aber auch wieder bei mir der Umkehreffekt ergibt. Was hier des öfteren schon über Links und Videos eingestellt wurde,
wer von uns kann bezeugen, dass diese, der Masse der Bevölkerung in der DDR entsprach?
Mario


Auf diese Frage würde ich mal antworten -- "die Geschichte" ! Und weiterhin würde ich darauf antworten -- der Kreis meiner Verwandtschaft und Freundschaften in der damaligen DDR. Irgendwo hatte ich früher mal meine Schätzungen der Prozentzahlen für "Überzeugte", "Mitläufer" und "Gegner" eingestellt, ich will mich jetzt nicht zum Genuß mancheinen darin verheddern (und bin aber zu faul das rauszusuchen), ich habe aber Kontakt zu einem großen Teil meiner damaligen Kommilitonen -- also, ich würde mir doch zutrauen zu behaupten, daß die Zustimmung zu "Links und Videos" über die damalige DDR weitaus größer ist als die meines jetzigen Umfeldes zur Zustandsbeschreibung der damaligen Bundesrepublik durch eine Inge Viett.
Ich versteh' auch nicht ganz, wie man die subjektiven Erinnerungen einer Inge Viett in einen Vergleich zu "Links und Videos" stellen kann, die mannigfacher Erfahrung entsprechen und von ernstzunehmenden Historikern oder Journalisten verantwortet werden.

Ich will auch noch eines anfügen : wer sich hier in der alten Bundesrepublik "unabhängig" informieren wollte, konnte dies problemlos tun, ich konnte das "ND" kaufen, ich konnte die Argumentation der DKP, KPD (ML) etc. "reinziehen", konnte da selbstverständlich auch Mitglied werden (ich schrieb schon mal, ein sehr angesehenes Mitglied unseres Betriebsrats war höher angesiedeltes DKP- Mitglied), kein DDR- Sender wurde gestört, Schulklassen wurden finanziell "ermutigt" das geteilte Berlin zu besuchen mit der Pflicht, auch nach Ost- Berlin zu gehen.

Dagegen hab' ich nur noch den Kopf geschüttelt als ich in meiner Stasi- Akte (nach meiner Flucht) lesen konnte, ich hätte "westdeutsche Zeitungen" in meinem Schreibtisch in Ost- Berlin gehabt -- es war die "UZ" (also die Zeitung der DKP, die an manchem Kiosk in Ost- Berlin gekauft werden konnte), die ich manchmal kaufte, weil man doch "zwischen-den-Zeilen" manchmal noch manches herauslesen konnte, als es die sonstige Einheits- Presse vorgab. Das wurde mir deutlich negativ ausgelegt, "westdeutsche Zeitungen" -- und dies erinnert mich an so manche "Argumentation" einiger DDR- Nostalgiker hier -- es ist ja die Wahrheit und nichts als die reine Wahrheit, es waren ja "westdeutsche Zeitungen" -- aber man kann auch aus einem DKP- Zeitung - Leser noch ein negatives "westdeutsche Zeitung- Leser"- Element machen ! Also -- "dialektisch und vom Klassenstandpunkt aus gesehen" !!

Ich hab' ja anderswo geschrieben, daß ich nach Weimar noch in Dresden war, zum Biermann Konzert. Im Zusammenhang damit ist mir noch eine 3- Stunden Aufzeichnung des Biermann- Konzerts vom 1.12.1989 "zugelaufen" und die hab' ich mir angesehen -- ein wirkliches Dokument der Zeitgeschichte, die Kamera schwenkt auch erfreulich oft ins Publikum und zeigt die Reaktion der -- überwiegend -- jungen Menschen (die Biermann ja aus eigenem Erleben gar nicht "kennen" konnten), da kann man "Volkes Stimme" sehr schön beobachten in Bezug auf den "real existierenden Sozialismus". Und nein, die waren sicherlich nicht zum Klatschen dahin kutschiert worden (von den "West- Medien")-- die Zeiten gesteuerten Publikums (z.B. bei Udo Lindenberg im Palast der Republik) waren gottseidank vorbei. Und ja, deutliche Stimmung auf diesem Konzert war für eine "bessere DDR" ohne die "verdorbenen Greise", ohne Zensur, ohne Bevormundung, ohne ein MfS, das ein Mikrofon in der Scheuerleiste von R. Havemann anbringt, der des Terrorismus oder nazistischer Umntriebe sicherlich unverdächtig war.

Etwas abgeschweift bin ich, aber eine Inge Viett nun als "Zeitzeugin" zu präsentieren -- nee, das widerspricht all meiner Erfahrung hier in den "alten Bundesländern" seit 1971, und auch allen Kontakten in meiner privaten Umgebung und meiner Arbeits- Umwelt, ach nee, fällt mir gerade noch ein, ich war auch mal auf Dienstreise in Chile (nach Allende), war abends in meiner Hotelbar noch 'ne Milch trinken, kam in's diskutieren mit Chilenen, und da war ich dann auf einmal "Kommunist", da wäre ich vielleicht sogar mit dem Dings- Bums- Gruß "gut" angekommen ! Aber in Deutschland ??

Morgendlichen Gruß, Dille
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