Alltag der DDR - Der Blick zurück

Alltag der DDR - Der Blick zurück

Beitragvon Interessierter » 25. Mai 2021, 10:38

Der Fotoband "Voll der Osten" von Harald Hauswald und Stefan Wolle zeigt das Leben in Ost-Berlin.

Zum Beispiel ein Foto, das sich mein Kollege Stephan, der Symbolisches liebt, über den Schreibtisch gehängt hat: Am 1. Mai 1987 toben Wind und Regen über den Alex, Hauswald fotografiert nicht die Tribünen-Genossen, denen die Hüte vom Kopf fliegen (wäre auch ein schönes Bild geworden!), sondern die Fahnenträger, die sich vehement gegen Regen und Sturm stemmen, kaum ihre Fahnenstangen halten können und schließlich die Banner auf die Ladefläche eines Lkw werfen. 1987 stand die DDR im Regen und der Wind der Veränderung wehte schon durchs Land. Wird uns das erst 30 Jahre später bewusst, oder dachte Hauswald schon im Moment, als er auf den Auslöser drückte, an solch aktuellen Symbolgehalt? Ahnte er, dass die Zeit, als das Volk an den Herren hoch droben auf den Tribünen winkend vorbeimarschierte, zu Ende ging – und das in einem hochgerüsteten Land hinter der Mauer, an der dennoch kein Schuss fiel?

Hauswald hatte sie alle im Objektiv: Die „sozialistische Menschengemeinschaft“, die Alten, die Krabblixe in der Krippe, die Aussteiger, die Punks, die Mutigen: Das Kaleidoskop eines deutschen Landes und seiner Leute, die von ihren Brüdern und Schwestern nicht immer verstanden wurden. Deshalb wandert die Ausstellung durch Städte und Dörfer, und mit dem Begleitbuch kann man sich die versunkene Republik in die Tasche stecken. Und mit ihr die Volkspolizisten (Bild oben) als Gegensatz zum normalen Union-Fan – die einen sind samt Gummiknüppel und feldgrauer Uniform weg, die anderen wollen ewig eisern leben, möglichst bunt und nicht in Schwarz-Weiß. Oder Grau. „Die Farbe der DDR ist grau“, schreibt Stefan Wolle. Dieses Grau hat bei den meisten nicht die Herzen und Hirne erreicht. Bettina Wegner, 1976: „Grade, klare Menschen wär’n ein schönes Ziel. Leute ohne Rückgrat hab’n wir schon zu viel“.

Bild
Da drüben liegt der Westen. Am Brandenburger Tor, 1982.
Foto: Jaron Verlag/ Harald Hauswald

Weitere Fotos im Link:
https://www.tagesspiegel.de/berlin/allt ... 73106.html
Interessierter
 

Re: Alltag der DDR - Der Blick zurück

Beitragvon Interessierter » 5. Juni 2021, 17:01

Das Warten geht weiter

Wie festgefroren scheint Zeit in der DDR der Achtzigerjahre. Fotograf Gerhard Gäbler hatte damit sein Thema gefunden. Er porträtierte eine Gesellschaft im Stillstand.


Die 20 kommentierten Fotos dazu gibt es hier:
https://www.spiegel.de/fotostrecke/ddr- ... 24761.html
Interessierter
 


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