Vom Ich zum Wir und wieder zurück

Vom Ich zum Wir und wieder zurück

Beitragvon Interessierter » 2. April 2021, 09:34

Wer fünfundzwanzig Jahre nach dem Mauerfall fünfzig wird, hat zwei Leben und eine doppelte Heimat. Die Autorin Ines Geipel schenkt den DDR-Kindern der Sechzigerjahre jetzt ein eigenes Buch.

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Wer nichts werden wollte, wurde Punk, ging in den Untergrund oder zu den Konzerten, die in den Achtzigern überall in der DDR stattfanden und das Land ebenfalls untergruben.
Quelle: picture alliance / ZB/uh_sn


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Viele waren Ernst-Thälmann-Pioniere, aber nicht alle waren damit glücklich, ...
Quelle: picture alliance / akg images/akg-images


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Nein, dies ist kein Lego: Im Kindergarten wurde mit den PeBe-Steinen des DDR-Designers Paul Bernhardt gespielt. Der weitsichtige Formgestalter hatte bereits in den Siebzigerjahren darauf geachtet, dass sich PeBe problemlos mit Lego kombinieren ließ, um eine mögliche deutsche Einheit nicht zu erschweren.
Quelle: picture alliance / akg images/akg-images

Weitere Fotos hier:
https://www.welt.de/kultur/literarische ... rueck.html
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Re: Vom Ich zum Wir und wieder zurück

Beitragvon Nostalgiker » 2. April 2021, 10:27

Diese Passage aus einer Bildunterschrift: Erlaubt waren aber auch Wohnzimmer ohne Schrankwand und Sitzgarnitur. ist die pure Niedertracht und Gehässigkeit.
Sich aber einen Wunderbeutel umhängen das es mit der sogenannten Einheit nicht klappt wenn solche verbalen Erniedrigungen .
Die anderen Bildunterschriften bewegen sich auf ähnlichem Niveau.

Und nein, ich finde das nicht witzig oder lustig wie mit solchen Zynismen das Leben in der DDR als wertlos und falsch gebrandmarkt wird.
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

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Re: Vom Ich zum Wir und wieder zurück

Beitragvon pentium » 2. April 2021, 10:40

PEBE-Bausteine anfangs teilweise mit LEGO kombinierbar

Die Initialen des Erfinders Paul Bernhardt gaben dem Systembausteinen ihren prägnanten Namen. Produziert wurde das praktische Spielzeug ab 1955 von der Firma Paul Bernhardt (ab 1972 VEB Plastica/ ab 1984 VEB Chemische Fabrik) Bad Kösen, im damaligen Kreis Naumburg (Bezirk Halle) In den 1980er-Jahren kam zusätzlich noch ein Produktionsstandort in Köthen dazu. Es gab eine große Ähnlichkeit zum bereits 1932 erfundenen LEGO-Systemspielzeug, teilweise waren die Bauelemente miteinander kombinierbar.

Durch einen Rechtsstreit mit dem Weltmarktführer LEGO, kam es in den 1980er-Jahren zu einer Änderung der Noppen und Unterseite, sodass diese nicht mehr mit dem LEGO-System kompatibel waren. Großer Beliebtheit erfreuten sich die verschiedenen Auto-Serien im Maßstab 1:50 und 1:75, wobei letztere deutlich kleiner ausfielen und nicht mit den restlichen Bausteinen kompatibel waren. Neben den technischen Serien, wurden zahlreiche Grundbaukästen und technische Baukästen innerhalb des Systems etabliert. Das PEBE-Bausteinsystem wurde nach der Wende von verschiedenen Firmen und einer Unterbrechung (1996 bis 2000) bis ins Jahr 2005 produziert.
https://www.ddr-museum.de/de/blog/2018/formo-pebe
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Re: Vom Ich zum Wir und wieder zurück

Beitragvon Edelknabe » 2. April 2021, 11:08

Aus der Fotounterschrift im Anfangstext:

"Wer nichts werden wollte, wurde Punk, ging in den Untergrund oder zu den Konzerten, die in den Achtzigern überall in der DDR stattfanden und das Land ebenfalls untergruben."Textauszug ende

Wo war jetzt gleich nochmal dieser"Untergrund?" Im Sozialismus, in der DDR? Noch bißchen besser formuliert. Kam jetzt Jugendlicher ohne weiteres(Konsequenzen) raus ähnlich damals Drüben(BRD) eben aus Lehre, Arbeitsplatz etc? Ich denke mal nicht.Und das Konzerte(auch von Gruppen aus dem Westen) das Land untergruben....also ich weiß nicht so recht?

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Re: Vom Ich zum Wir und wieder zurück

Beitragvon karnak » 2. April 2021, 11:28

Wenn jemand nicht glücklich zur Mitgliedschaft bei den Pionieren war,waren das am Ehesten die Eltern, und das aus ideologischen Gründen, was gerne legitim gewesen sein soll. Die Kinder hatten über diesen Weg Freizeitgestaltung, Gemeinschaft, Spaß und gerne auch etwas ideologische Beeinflussung, die hat sie aber nicht wirklich umgebracht und wenn man sie nicht tief verinnerlicht hat ging das auch und es blieb der Spaß, die Gemeinschaft und die Freizeitgestaltung übrig, dass alles hatte man allerdings in der jungen Gemeinde auch. So war das wirkliche Leben zu diesen Dingen in der DDR in Wahrheit strukturiert, der Rest dazu ist das übliche Theater.
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Re: Vom Ich zum Wir und wieder zurück

Beitragvon Kumpel » 2. April 2021, 11:41

Nostalgiker hat geschrieben:
Und nein, ich finde das nicht witzig oder lustig wie mit solchen Zynismen das Leben in der DDR als wertlos und falsch gebrandmarkt wird.


Du hast eine offensichtliche Unwucht in deiner Wahrnehmung der DDR und ein völlig intolerantes Verhältnis zur Sichtweisen die von deiner eigenen abweichen.
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Re: Vom Ich zum Wir und wieder zurück

Beitragvon Nostalgiker » 2. April 2021, 12:13

Und wie ist deine "Unwucht"?
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Re: Vom Ich zum Wir und wieder zurück

Beitragvon augenzeuge » 2. April 2021, 13:45

Die alltägliche „Erziehungsdiktatur“ DDR


Wer sich so als „Sozialistische Persönlichkeit“ erwartungsgemäß verhielt, wurde belohnt: Alle höheren Bildungswege und Karriereschritte wurden als vom Staat gewährte „Auszeichnung“, nicht als selbstverständliches Recht bei guten Leistungen gehandhabt.
Auf die EOS („Erweiterte Oberschule“ bis zum Abitur) kam nur, wer nicht negativ aufgefallen war, auch wenn sie oder er beste schulische Leistungen vorweisen konnten. Die Verpflichtung, als „Soldat auf Zeit“ (3. Jahre) oder Berufsoffizier seinen „Ehrendienst bei der Nationalen Volksarmee“ zu leisten, zeitweilig auch die Verpflichtung als Lehrer/in (!), war dagegen ein Türöffner für das Abitur und den gewünschten Studienplatz, selbst bei mangelnden Leistungen. Studienplätze wurden zentral vergeben, eine Ablehnung nicht begründet.

Aber wer abwich, wer seinen eigenen Weg gehen wollte, bekam die Diktatur zu spüren: „Tramper“, „Punker“ wurden wegen „asozialem Verhalten“ vor Gericht gestellt, ebenso diejenigen , die sich ausprobieren wollten und deshalb keinen festen Arbeitsplatz hatten. Wer die DDR „unberechtigt“ verlassen wollte sowieso, wer seine eigene Meinung vertrat oder sich als Christ bekannte, bekam ins Zeugnis geschrieben dass er sich noch „einen klaren Klassenstandpunkt erarbeiten“ müsse und musste damit rechnen, keine Zulassung zum Abitur, zum Studium, zu begehrten Berufsausbildungen zu bekommen.
Und wer gar die einzige legale Möglichkeit, den Waffendienst in der NVA zu verweigern in Anspruch nahm und „Bausoldat“ (Soldat in der NVA, aber ohne Waffenausbildung, nur ganz wenigen bekannt und außer in der kirchlichen Öffentlichkeit nirgends bekannt gemachte) wurde, hatte – bis auf ganz wenige Ausnahmen – keine Chance mehr, einen Studienplatz zu bekommen.

Wer die oben aufgeführten Ergebenheitsbeweise nicht erbrachte, hatte damit von selbst die Begründung der „Ablehnung zur Zulassung“ gegeben: Er war der Auszeichnung nicht würdig.

Dennoch ist es der DDR-Führung nie gelungen, ihre Ideologie zur Weltanschauung aller zu machen. Der Großteil nahm die Anpassungsforderungen als „freiwillige Pflicht“ hin, ohne sie innerlich zu vertreten (im deutlichen Unterschied zur NS-Zeit, in der zumindest am Anfang der überwiegende Teil der Deutschen die Ziele der NSDAP bejahte). Und nicht vergessen werden darf, dass DDR-Bürger über ARD und ZDF oder die Radio­program­me allabendlich „in die Bundesrepublik auswanderten“.
Und gerade in ihren Exzessen zeigten sich immer wieder die Widersprüche auf, die zur Opposition provozierten: Als Kinder mit Plastetüten aus den Intershop-Läden, in denen man für (West-) D-Mark Produkte aus dem „Westen“ (die teilweise in der DDR hergestellt waren) kaufen konnte, in die Schule kamen, wurde ihnen das verboten, die Tüten konfisziert. Als Jugendliche sich das Symbol „Schwerter zu Pflugscharen“ (das eine als Geschenk der Sowjetunion vor dem UN-Sitz in New York und in Moskau aufgestellte Skulptur darstellte und auf einen Bibelspruch zurückging) auf ihre Jacken nähten, wurden sie in den Schulen, teilweise sogar mit Hilfe der Polizei gezwungen, es wieder abzumachen.

Es ist klar, dass eine vom Staat unabhängige Arbeit mit Kindern und Jugendlichen da keine Platz hatte, nicht haben durfte und deshalb immer wieder bekämpft werden musste. Die Gründung der „Freien Deutschen Jugend“ 1946 war noch ein gemeinsa­mes Projekt einer antifaschistischen, pluralistischen und humanistischen Jugendorgani­sation. Auch Evangelische und Katholische Kirche gehörten mit zu den Gründern. Aber die Ausrichtung als „Kampfreserve der Partei“ (der SED) wurde schnell deutlich: 1949 verließen die Christlichen Kirchen die FDJ. Die DDR-Regierung ließ von nun an nur den einen „einheitlichen Jugendverband“ zu. Das musste unweigerlich zum Konflikt führen, der die ganzen Jahre des Bestehens der DDR anhalten sollte: 1953 die Verfolgung der Jungen Gemeinde als „Tarnorganisation für Kriegshetze, Sabotage und Spionage im USA-Auftrag“, die Verfolgung der Rüstzeit(Freizeitfahrten)arbeit in den 60er Jahren, die ab den 70ern beginnenden Auseinandersetzungen um „Offene Arbeit“ und den Einsatz für „Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung“…
Dass sie nie ganz einfach verboten wurde, war wohl letztlich der unmittelbaren Nähe und den vielen persönlichen sowie kirchlichen Beziehungen zur Bundesrepublik geschuldet, die solchen Vorgängen in der DDR immer wieder zu negativer internatio­naler Öffentlichkeit verhalfen, und dies konnte die DDR-Führung auf ihrem Weg zur internationalen Anerkennung nicht gebrauchen.

Damit waren die kirchlichen die einzigen nicht integrierten Jugendzusammenschlüsse. Dass sie so zu Orten wurden, wo sich auch oppositionell Denkende versammelten, war fast zwangsläufig. Dass daraus aber zunehmend eine aktiv kritische Haltung erwuchs, die die DDR verändern wollte, war auch innerhalb der Kirchen keineswegs unumstritten. Staatliche Organe bekämpften vereint mit der immer mächtiger werdenden „Stasi“ die „Politische Untergrund-Tätigkeit“, immer wieder auch unbewusst oder sogar bewusst unterstützt von den kirchlichen Mitarbeitenden und Verantwortlichen, denen die Begren­zung auf das sakral-kirchliche wichtiger war oder die sich gar zu Helfershelfern der Stasi hatten machen oder erpressen lassen.


http://www.gesellschaft-zeitgeschichte. ... sdiktatur/

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Re: Vom Ich zum Wir und wieder zurück

Beitragvon Volker Zottmann » 2. April 2021, 14:17

Danke Jörg, das war beste Nachhilfe für den vergesslichen Nostalgiker.

Gruß Volker
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Re: Vom Ich zum Wir und wieder zurück

Beitragvon Olaf Sch. » 2. April 2021, 16:54

Ich sehe in den Bildunterschriften eher das Problem, das wir DDR Erfahrenen wissen was wahr und was Satire ist. Die langhaarigen Chemiker sind Mädchen, die Mopedfahrer sehen nicht gegängelt aus und die Fotos scheinen auch von offizieller Stelle beauftragt worden zu sein. Nostis Empörung ist genauso überzogen.
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Re: Vom Ich zum Wir und wieder zurück

Beitragvon Nostalgiker » 2. April 2021, 17:39

Und wie erklärst du deine Karriere Zottmann?
Pionier, Thälmannpionier, FdJer, GST-Mitglied, und als Krönung SED Mitglied bis zum Ende der DDR.
Du wurdest natürlich nicht ideologisch indoktriniert, du warst ja seit deiner Geburt aktiver Widerstandskämpfer gegen das System.

PS.: Studienplätze wurden übrigens nicht! zentral vergeben, sondern es wurde sich direkt an der jeweiligen Uni, Hochschule, IH, Fachschule beworben.
Eine der vielen Lügen und Unwahrheiten in dem Text den Augenzeuge eingestellt hat und den VZ mangels besseren Wissens bejubelt hat
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Re: Vom Ich zum Wir und wieder zurück

Beitragvon pentium » 2. April 2021, 17:44

AkkuGK1 hat geschrieben:Ich sehe in den Bildunterschriften eher das Problem, das wir DDR Erfahrenen wissen was wahr und was Satire ist. Die langhaarigen Chemiker sind Mädchen, die Mopedfahrer sehen nicht gegängelt aus und die Fotos scheinen auch von offizieller Stelle beauftragt worden zu sein. Nostis Empörung ist genauso überzogen.


Und über Ines Geipel wurde auch schon im Forum diskutiert.
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Re: Vom Ich zum Wir und wieder zurück

Beitragvon Ari@D187 » 2. April 2021, 18:45

Auch Gemütlichkeit kennt Grenzen: DDR-Interieur von 1972. Erlaubt waren aber auch Wohnzimmer ohne Schrankwand und Sitzgarnitur.

Sieht aus wie ein Durchschnittswohnzimmer in der BRD in den 70ern.

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Re: Vom Ich zum Wir und wieder zurück

Beitragvon Volker Zottmann » 2. April 2021, 22:50

Nostalgiker hat geschrieben:Und wie erklärst du deine Karriere Zottmann?
Pionier, Thälmannpionier, FdJer, GST-Mitglied, und als Krönung SED Mitglied bis zum Ende der DDR.
Du wurdest natürlich nicht ideologisch indoktriniert, du warst ja seit deiner Geburt aktiver Widerstandskämpfer gegen das System.



Was denn nun wieder für eine Karriere?
Hattest Du uns nicht gerade erst mitgeteilt, dass ich Schein-Selbständiger war? [laugh]
Wieso nun der Unsinn, wenn Du doch alles genauestens weißt?

Und mal ganz ehrlich:
Natürlich war ich genauso indoktriniert worden wie alle anderen Kinder und Jugendliche auch.
Nur haftete das an mir dank meines Vaters niemals fest.
Durch seine stete aufrichtige Beeinflussung habe ich bereits als vielleicht 10-Jähriger schon über mehr politische Aspekte( direkte Widersprüche) nachzudenken gelernt.
Im Sprechen meiner Mutter und ihrem Handeln mir gegenüber lagen die größten Widersprüche. Sie hat immer wie die SED nur angeordnet und NIEMALS eine Diskussion geduldet.

Das mein verehrter Herr Nostalgiker (könnte auch Gestriger schreiben), war der Unterschied von uns beiden.
Deshalb habe ich am Beispiel meines öffentlich eingestellten DDR-Lebens solche Widersprüche versucht zu beschreiben. Dort steht wörtlich, dass letztlich auch ich als Mitläufer ein Rädchen im Getriebe war.

Nur wenige Schreihälse wie Du wettern dagegen. In meiner Korrespondenz erfahre ich fast nur Zustimmung.
Ich scheine doch, bei aller Bescheidenheit, näher am DDR-Leben gewesen zu sein.

Gruß Volker
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Re: Vom Ich zum Wir und wieder zurück

Beitragvon Nostalgiker » 2. April 2021, 23:12

Du ergehst dich, was mich betrifft, wie üblich in gewagten Vermutungen und mit keiner triffst du auch nur annähernd die Wahrheit.

Als 10 jähriger hast du also über politische Aspekte nachgedacht und mit deinem Vater darüber diskutiert. Wer es glaubt.
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Re: Vom Ich zum Wir und wieder zurück

Beitragvon Edelknabe » 3. April 2021, 08:00

Der war richtig köstlich, und zwar der hier:

"Erlaubt waren aber auch Wohnzimmer ohne Schrankwand und Sitzgarnitur."Textauszug ende

Also nee das war doch scheißegal in dieser DDR, was ich mir da in die Bude gestellt habe. Schon dieses dusslige Wort "Erlaubt" haut dem Fass sinngemäß den Boden raus.Wenn das hier einer liest der zu blöd zum selber Denken ist, der muss doch wahrlich glauben da lag immer noch Einer von der Staatssicherheit mit in der Bettritze. Nur um zu schauen, ob du den Beischlaf exakt nach sozialistischer Norm im Schlafzimmer vollziehst.Und eben nicht auf der Sitzgarnitur im Wohnzimmer.

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Re: Vom Ich zum Wir und wieder zurück

Beitragvon augenzeuge » 3. April 2021, 08:07

Das Wort "Erlaubt" hatte in der DDR schon einen hohen Stellenwert. [grins] Nur, viele hatten sich daran gewöhnt.

Man merkte das erst, wenn man sein Leben ohne viele Erlaubnisse erlebte. Wobei Rainer recht hat, das Wohnzimmer wurde nicht vorgeschrieben, aber es wurde die Gestaltung der Wohnung schon eingeschätzt, durch den IM. Wenn man es wissen wollte.
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Re: Vom Ich zum Wir und wieder zurück

Beitragvon HPA » 3. April 2021, 08:44

karnak hat geschrieben:Wenn jemand nicht glücklich zur Mitgliedschaft bei den Pionieren war,waren das am Ehesten die Eltern, und das aus ideologischen Gründen, was gerne legitim gewesen sein soll. Die Kinder hatten über diesen Weg Freizeitgestaltung, Gemeinschaft, Spaß und gerne auch etwas ideologische Beeinflussung, die hat sie aber nicht wirklich umgebracht und wenn man sie nicht tief verinnerlicht hat ging das auch und es blieb der Spaß, die Gemeinschaft und die Freizeitgestaltung übrig, dass alles hatte man allerdings in der jungen Gemeinde auch. So war das wirkliche Leben zu diesen Dingen in der DDR in Wahrheit strukturiert, der Rest dazu ist das übliche Theater.


Das laesst sich 1:1 auf Jungvolk und HJ uebertragen.
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Re: Vom Ich zum Wir und wieder zurück

Beitragvon karnak » 3. April 2021, 09:16

Das lässt sich auf jede von Parteien oder anderen weltanschaulich getragenen Organisationen übertragen. Natürlich spielen dort deren Überzeugungen eine Rolle. Wäre es anders müsste es sich um eine rein kommerziell betriebene Freizeitorganisation im Stile eines Robinson Clubs handeln.
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Re: Vom Ich zum Wir und wieder zurück

Beitragvon Nostalgiker » 3. April 2021, 10:02

Wenn jemand nur auf Äußerlichkeiten fokussiert ist der ist in der Regel geistig nicht in der Lage gravierende inhaltliche Unterschiede zu erkennen und zu werten.
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
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Re: Vom Ich zum Wir und wieder zurück

Beitragvon Olaf Sch. » 3. April 2021, 10:33

ja das sag mal Colani, Michelangelo, Da Vinci...
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Re: Vom Ich zum Wir und wieder zurück

Beitragvon Olaf Sch. » 3. April 2021, 10:36

karnak hat geschrieben:Das lässt sich auf jede von Parteien oder anderen weltanschaulich getragenen Organisationen übertragen. Natürlich spielen dort deren Überzeugungen eine Rolle. Wäre es anders müsste es sich um eine rein kommerziell betriebene Freizeitorganisation im Stile eines Robinson Clubs handeln.


na, wenn man freiwillig zum Eintreten gezwungen wird, ist das nicht das Selbe.
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Re: Vom Ich zum Wir und wieder zurück

Beitragvon karnak » 3. April 2021, 11:24

Gut, dass will ich akzeptieren, wenn man auch Pionier werden konnte ohne überzeugter Kommunist werden zu müssen und trotzdem konnte man die Vorteile abgreifen. Schau Dir unsere Kanzlerin an, die hat es sogar in eine elitäre Studienrichtung geschafft, oder den Volker Zottmann, der hat es wenigstens zu einen Farbfernseher geschafft. [flash]
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Re: Vom Ich zum Wir und wieder zurück

Beitragvon Olaf Sch. » 3. April 2021, 11:32

karnak hat geschrieben:Gut, dass will ich akzeptieren, wenn man auch Pionier werden konnte ohne überzeugter Kommunist werden zu müssen und trotzdem konnte man die Vorteile abgreifen. Schau Dir unsere Kanzlerin an, die hat es sogar in eine elitäre Studienrichtung geschafft, oder den Volker Zottmann, der hat es wenigstens zu einen Farbfernseher geschafft. [flash]


nicht konnte, musste, oder man spürte den Zorn der Führung.
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Re: Vom Ich zum Wir und wieder zurück

Beitragvon karnak » 3. April 2021, 11:39

Um den Zorn zu entgehen reichte es schon ein bisschen Überzeugung zu heucheln. Schau Dir wieder die Angela an, als Agit/ Prop. reichte es wenn man bunte Wanzeitungen klebte und man war auf der sicheren Seite.
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Re: Vom Ich zum Wir und wieder zurück

Beitragvon Volker Zottmann » 3. April 2021, 12:10

karnak hat geschrieben:Um den Zorn zu entgehen reichte es schon ein bisschen Überzeugung zu heucheln. Schau Dir wieder die Angela an, als Agit/ Prop. reichte es wenn man bunte Wanzeitungen klebte und man war auf der sicheren Seite.


Hier kann jeder selbst entscheiden, ob ein D oder ein H fehlt. [laugh]

Gruß Volker
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Re: Vom Ich zum Wir und wieder zurück

Beitragvon Nostalgiker » 3. April 2021, 12:33

AkkuGK1 hat geschrieben:
karnak hat geschrieben:Gut, dass will ich akzeptieren, wenn man auch Pionier werden konnte ohne überzeugter Kommunist werden zu müssen und trotzdem konnte man die Vorteile abgreifen. Schau Dir unsere Kanzlerin an, die hat es sogar in eine elitäre Studienrichtung geschafft, oder den Volker Zottmann, der hat es wenigstens zu einen Farbfernseher geschafft. [flash]


nicht konnte, musste, oder man spürte den Zorn der Führung.


War dein "spüren" damals mehr so ein Bauchgefühl?
Oder haben dich etwa Politbüromitglieder persönlich besucht um dir jedes Mal; pro Besuch; ein paar Watschen zu verabreichen?
ich wiederhole mich ungern aber bei dir hätten sie leichte Schläge auf den Hinterkopf anwenden sollen .....
Die Frage ist, hätte es bei dir was genutzt?
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Re: Vom Ich zum Wir und wieder zurück

Beitragvon augenzeuge » 3. April 2021, 14:03

Nostalgiker hat geschrieben:aber bei dir hätten sie leichte Schläge auf den Hinterkopf anwenden sollen .....


Klar, Gewalt hilft immer. Fragt sich nur, wie lange.
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Re: Vom Ich zum Wir und wieder zurück

Beitragvon Kumpel » 3. April 2021, 14:04

Na ich sag mal so. Wenn man bereits den Zorn zu spüren bekam war der Drops in der Regel gelutscht und es half auch kein Verbiegen oder Heucheln mehr.
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Re: Vom Ich zum Wir und wieder zurück

Beitragvon Olaf Sch. » 3. April 2021, 14:05

Gewalt ist also deine bevorzugte Erziehungsmethode... war ja erwartbar.
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