Berliner hat geschrieben:...gab es tatsaechlich eine Abteilung des MfS, die sich alleine mit "normalen" Verbrechen befasst hat ? Wenn nicht, was war das Hauptinteresse des MfS daran, diese Verbrechen aufzuklaeren ?
...Dann bist Du also auch ein Fan von Polizeiruf 110 ?
Gruss ueber den Teich,
Berliner
Hallo Berliner!
Bei den Abteilungen des MfS kenne ich mich nicht genügend aus. Ich hatte mit ihm dann hauptsächlich während der Zeit als Dauerdienstler bei der K zu tun. Dieser "Kelch", sprich Dauerdienst ging in den Kommissariaten reih um und erwischte natürlich vor allem die jungen Genossen aus der Riege der Ermittler und von der Kriminaltechnik. In der Regel immer eine Woche im Monat von Montag bis Montag.
Es bedeutete, dass man außerhalb der normalen Dienstzeit von 16:00 Uhr Werktags bzw. Freitags bis 08:00 den nächsten Morgen oder auch Montag Morgen Bereitschaft hatte. Gemeinsam mit einem Kollegen von der Kriminaltechnik und immer dann gerufen wurde, wenn es galt, den "ersten Angriff", also die Erstvernehmung von Zeugen, Geschädigten, eventuell auch Tätern zu machen. Den Sachverhalt zu dokumentieren, was wann wo wie vielleicht warum geschehen ist mit welchen Folgen und das so aufzuarbeiten, dass der Vorgang entweder gleich abgeschlossen oder zur weiteren Ermittlung an die zuständigen Fachabteilungen abgegeben werden konnte. Wenn nichts los war, hat man seine sonstigen Sachen abgearbeitet.
Dabei hatten wir immer auch fallweise Rücksprache mit den jeweiligen Diensthabenden der Kreisdienststelle des MfS bei schweren Straftaten wie Serieneinbrüchen, vermissten Kindern oder Jugendlichen, möglichen Tötungsdelikten, Vergewaltigungen aber auch gemeldeten 213-ern, sprich Republikfluchten, die im schweren Fall (zusammen mit anderen Personen, mit Waffen, besonderer Technik) auch an das MfS abgegeben werden mussten und Wirtschaftsstraftaten. Ich kann nur sehr allgemein antworten, dass es dort Fachbereiche hierfür gab und dort Bereiche für Stimmungsbilder in der Gesellschafft, in Kirche und oppositionellen Kreisen zuständig waren, bei schweren Straftaten gesondert ermittelten. Ihr Vorteil waren die IM, wodurch sie Informationen aus den verschiedensten Bereichen bekamen, die sie viel schneller aktivieren konnten als wir Zeugenaussagen vor Ort mühsam zusammenholen konnten. Bei solchen Vorgängen wie Vermisstenanzeigen konnten sie also schneller mehr als wir an Hinweisen erhalten und verarbeiten. Manchmal gute Hinweise, oft freilich nur sehr allgemeine Tipps. Jedoch besser als nichts.
Hauptinteresse des MfS dabei war, keine Unruhe und vor allem keine ungünstige Stimmung in der Bevölkerung entstehen zu lassen.
Zwar waren unsere Leute vom K I geschulter aber oft erst nach zwei bis drei Werktagen zu erreichen.
Bei Vorgängen wie einem vermissten Kind als Beispiel konnte man über solche Meldungen an nützliche Informationen kommen. Und vor allem gedeckt, der Täter wurde also nicht durch unsere Befragungen zur Unzeit vorher gewarnt. Natürlich war dann ab und an auch Schrott dabei.
Polizeiruf 110? Ich gebe zu, ich habe als Kind und Jugendlicher zwar gerne Tatort oder den Polizeiruf gesehen. Jedoch nicht seit meiner praktischen Zeit. Das machte mir und der Familie einfach keinen Spaß, weil man eigentlich ständig an sich halten musste, um nicht loszumeckern. Man merkt einfach, wann etwas halbwegs real ist und wann es meistens reine Dramaturgie, sprich Spinne ist. Seit dem schau ich mir so etwas nicht mehr an, weder Polizeiruf, noch Tatort und schon gar keine dieser neuen Serien...