Das DDR-Hausbuch

Re: Das DDR-Hausbuch

Beitragvon Ganzunten » 1. November 2010, 21:28

Hallo Detlef,
es fällt mir schwer zu glauben das einer der Fluchtvorbereitungen trifft dieses der Polizei noch freiwillig sagt wenn er bei den Übungen dazu erwischt wurde.
Wenn dem so ist dann gehörte der wohl eher in eine Einrichtung für geistig gestörte.
LG Reiner
Ganzunten
 

Re: Das DDR-Hausbuch

Beitragvon S51 » 1. November 2010, 21:37

Bergmensch hat geschrieben:Hallo Detlef,
es fällt mir schwer zu glauben das einer der Fluchtvorbereitungen trifft dieses der Polizei noch freiwillig sagt wenn er bei den Übungen dazu erwischt wurde.
Wenn dem so ist dann gehörte der wohl eher in eine Einrichtung für geistig gestörte.
LG Reiner


Nein, eher nicht. Er war nicht der erste Fall in meiner Laufbahn bei der bewaffneten Organen, der den risikoärmeren Weg bevorzugte. Das hatte ich in Schierke als Grenzer vorher auch schon mal (die Herren an der Schranke bei der Kompanie). In den 80-er Jahren (das war 1988) war das eine vielfach erprobte Variante, ausgewiesen oder freigekauft zu werden.
Was sollte ihm so passieren? Da ein "schwerer Fall" bekam er zwar wohl "seine Jahre", hatte aber niemandem etwas getan und somit berechtigte Aussichten, entweder freigekauft oder kurz nach seiner Verurteilung ausgewiesen zu werden.
S51
 

Re: Das DDR-Hausbuch

Beitragvon Ganzunten » 1. November 2010, 21:41

Das hatte ich vergessen, das hattest du ja erzählt.
In diesem zusammenhang hatte ich es jetzt nicht gesehen. Sorry [hallo]
Ganzunten
 

Re: Das DDR-Hausbuch

Beitragvon Affi976 » 2. November 2010, 10:44

genau,
@S51 und @Berrgmensch,
das war definitiv der risikoärmere Weg. Ich kenne Fälle, die sind einfach im Interzonenzug sitzen geblieben oder haben sich versteckt, wurde festgenommen, eingesperrt und abverkauft. Ein Fall sogar, ca. 1976, der ist nach einer solchen Aktion, nach Cottbus gekommen und nach 1 1/2 Jahren freigekauft worden.
1989 ist er wieder nach Thüringen zurückgesiedelt und macht hier sein Ding.
Leider kann ich ihm nichts näheres entlocken, wie bei den meisten!
VG Affi
Benutzeravatar
Affi976
          
          
 
Beiträge: 1685
Bilder: 492
Registriert: 22. April 2010, 15:39
Wohnort: Weimar - Thüringen

Re: Das DDR-Hausbuch

Beitragvon drewitz » 2. November 2010, 16:01

Okay-ein Hausbuch gab es...Aufgewachsen in Potsdam,Neubau,Hochhaus mit 96 Mietparteien.Wir hatten oft Besuch über Nacht aus der ganzen schönen größten DDR aller Zeiten.Meine Eltern haben nie irgendwas ins dieses Buch geschrieben.Vielleicht wurde das aber auch Ende der 70er-Anfang 80er nicht mehr so für voll genommen?

Drewitz
drewitz
 

Re: Das DDR-Hausbuch

Beitragvon andr.k » 23. Dezember 2012, 19:36

1.jpg
2.jpg
3.jpg
4.jpg


Bin mal in alten Kisten fündig geworden...

AK [santa]
Man lebt ruhiger, wenn man nicht alles sagt, was man weiß, nicht alles glaubt, was man hört und über den Rest einfach nur lächelt.
andr.k
 
Beiträge: 4265
Bilder: 0
Registriert: 31. Oktober 2011, 21:56

Re: Das DDR-Hausbuch

Beitragvon vs1400 » 24. Dezember 2012, 01:24

hee, danke fürs fündig werden andr 88-1.
so nen ding hing bei uns im sicherungskasten, welcher sich auf dem ausenflur befand und wurde nie kontrolliert, zumindest nicht vom abv.

gruß vs [hallo]
vs1400
 

Re: Das DDR-Hausbuch

Beitragvon Volker Zottmann » 24. Dezember 2012, 11:49

Danke DDR!

Unser Hausbuch haben wir aufgehoben. So kann ich heute noch nachlesen, wer uns seit 1973 wann und wie lange besucht hat. Das galt für jeden westlichen Besuch, der war IMMER einzutragen. Bei DDR-Besuch nur (?) wohl ab 3 oder 4 Wochen Aufenthalt.
Das kam bei den kurzen Urlauben ja ohnehin so gut wie nicht vor. Ich kenne auch keinen, der sich als Ostdeutscher jemals wo eintrug.
Unser ABV war ein Emsiger, der kontrollierte jedes Jahr.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Das DDR-Hausbuch

Beitragvon karnak » 25. Dezember 2012, 09:28

Volker!
Ich will ja nun nicht hetzen.Aber wenn Du das Hausbuch aufgehoben hast,Du warst doch nicht etwa der Hausbuchverantwortliche? [wink]
Laie, Experte,Dilettant
(alle Fachrichtungen)
Benutzeravatar
karnak
 
Beiträge: 25009
Bilder: 0
Registriert: 5. Februar 2012, 13:18

Re: Das DDR-Hausbuch

Beitragvon Volker Zottmann » 25. Dezember 2012, 10:25

Frohes Fest lieber Karnak,

aber sicher war ich der Hausbuchverantwortliche, wer sonst?
Ich wohne seit meiner Heirat 1973 in Einfamilienhäusern. Und wir Besitzer mussten dieses komische Buch ebenso führen.

Gruß Volker. (ist ganz schön langweilig, ehe die Gans auf dem Tisch steht.... ;-) )
Volker Zottmann
 

Re: Das DDR-Hausbuch

Beitragvon Edelknabe » 25. Dezember 2012, 10:33

Siehste Volker, bei uns wurde überhaupt nicht eingetragen, im Leipziger Gründerzeithaus, zumindest kein Westbesuch. So unterschiedlich war das doch in der DDR und ja so karnak, ich hatte das Ding in der Wohnung, war somit Hausmeister(bekam man bezahlt den Posten, bzw. konnte es von der Miete absetzen also 50,- Mark minus 25,-Mark der DDR blieben 25,- für gut 75qm Wohnfläche...das war ein Wohn-Witz was?)

Rainer-Maria und komm mir jetzt nicht wieder Einer mit ...na ihr wisst schon, dem wenigen Überschuss-Geld um die damaligen Häuser (so Dachdeckung, Rinne)in Schuss zu halten. Das war nicht mein Problem, so wie mir das heute vollkommen schnurze ist, was mit meiner jährlichen Grundsteuer(gottseidank auch so ein Witz)in der Muldental-Gemeindekasse passiert?

Einen guten ersten Feiertag allen ins Forum.

"Waaaas... ne Gans Volker? Alter Prasser und mittlerweile der Völlerei verschriebener, erst drei dutzend Kreuzfahrten mit dem Fernglas, dann heute Gans, die müssen euch Genossen damals noch sehr gut ausgezahlt haben mit dem Rest vom SED-Parteivermögen, also bei uns gibts nur Hühnerklein." Eben bescheidener Proletarierhaushalt.
Benutzeravatar
Edelknabe
Grenztruppen
Grenztruppen
 
Beiträge: 16722
Bilder: 57
Registriert: 2. Mai 2010, 09:07

Re: Das DDR-Hausbuch

Beitragvon Volker Zottmann » 25. Dezember 2012, 10:49

@Edelknabe, feierst ja dann in jämmerliches Weihnachtsfest. Gib mal Deine Adresse bekannt, dann schicke ich Dir noch ne Tütensuppe. [laugh]

Frohes Fest, Volker
Volker Zottmann
 

Re: Das DDR-Hausbuch

Beitragvon Icke46 » 25. Dezember 2012, 10:57

Volker Zottmann hat geschrieben: (ist ganz schön langweilig, ehe die Gans auf dem Tisch steht.... ;-) )



Und der Quermann mit der Ebert vertreibt einem auch nicht mehr die Zeit [laugh] - lausige Weihnachtszeiten, sozusagen [wink] .

Frohes Fest allerseits!

Gruss

icke
Benutzeravatar
Icke46
 
Beiträge: 5863
Bilder: 426
Registriert: 25. April 2010, 18:16
Wohnort: Hannover-Peine

Re: Das DDR-Hausbuch

Beitragvon karnak » 25. Dezember 2012, 12:04

Volker Zottmann hat geschrieben:Frohes Fest lieber Karnak,

aber sicher war ich der Hausbuchverantwortliche, wer sonst?
Ich wohne seit meiner Heirat 1973 in Einfamilienhäusern. Und wir Besitzer mussten dieses komische Buch ebenso führen.

Gruß Volker. (ist ganz schön langweilig, ehe die Gans auf dem Tisch steht.... ;-) )

In Privathäusern musste man auch ein Hausbuch führen?Wahnsinn [grin] Dann mussteste Du ja Verantwortlicher sein,ich verzeihe Dir. [wink]
Laie, Experte,Dilettant
(alle Fachrichtungen)
Benutzeravatar
karnak
 
Beiträge: 25009
Bilder: 0
Registriert: 5. Februar 2012, 13:18

Re: Das DDR-Hausbuch

Beitragvon Edelknabe » 25. Dezember 2012, 12:47

Das waren sie Karnak, die priviligierten "Privthausbuchverantwortlichen" zu DDR -Zeiten. Immer schon bissel abgehoben.Wir dagegen in der werktätigen Mietwohnung bescheiden, klein, rein war unser Herz, wir meldeten freiwillig dem IM unser gesellschaftlich fehlerhaftes Verhalten.

Rainer-Maria" dafür wurden wir belohnt...mit MfS-Berufsausbildung oder gar Grenztruppenwehrdienst. Der Volker dagegen mit Neiden, dem Arsch der Welt."
Benutzeravatar
Edelknabe
Grenztruppen
Grenztruppen
 
Beiträge: 16722
Bilder: 57
Registriert: 2. Mai 2010, 09:07

Re: Das DDR-Hausbuch

Beitragvon Volker Zottmann » 25. Dezember 2012, 18:59

icke46 hat geschrieben:
Volker Zottmann hat geschrieben: (ist ganz schön langweilig, ehe die Gans auf dem Tisch steht.... ;-) )



Und der Quermann mit der Ebert vertreibt einem auch nicht mehr die Zeit [laugh] - lausige Weihnachtszeiten, sozusagen [wink] .

Frohes Fest allerseits!

Gruss

icke



Die beiden hatten sich ebenso lieb, wie hier einige im Forum. [laugh]
Volker Zottmann
 

Re: Das DDR-Hausbuch

Beitragvon Volker Zottmann » 25. Dezember 2012, 19:05

Edelknabe hat geschrieben:Das waren sie Karnak, die priviligierten "Privthausbuchverantwortlichen" zu DDR -Zeiten. Immer schon bissel abgehoben.Wir dagegen in der werktätigen Mietwohnung bescheiden, klein, rein war unser Herz, wir meldeten freiwillig dem IM unser gesellschaftlich fehlerhaftes Verhalten.

Rainer-Maria" dafür wurden wir belohnt...mit MfS-Berufsausbildung oder gar Grenztruppenwehrdienst. Der Volker dagegen mit Neiden, dem Arsch der Welt."



ja Rainer, die Leipziger waren schon immer besser gestellt! Du bringst jedoch die zeitliche Abfolge erheblich durcheinander)
Allerdings brauchte ich den Umweg über den IM nicht. Ich habe meine Einstellung dem ABV während der jährlichen Buchkontrolle direkt "gesteckt". (Dieser ABV ist übrigens einer, der heute auch noch von ALLEN gegrüßt wird, der [santa] war in Ordnung)

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Das DDR-Hausbuch

Beitragvon Volker Zottmann » 26. Dezember 2012, 11:21

Frohes Restfest!
Ja da staune ich Uwe, dass Du als ABV das nicht mal wusstest. Ich werde mein Hausbuch aber nicht noch mal scannen. In meinem Lebenslauf ist es aber abgebildet. Wer mich besucht, kann es gern persönlich in Augenschein nehmen.
Der Harz ist wohl doch ein "Sondergebiet" gewesen. Unsere Hausbücher wurden auch nicht zurückverlangt.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Das DDR-Hausbuch

Beitragvon Edelknabe » 26. Dezember 2012, 11:33

Ich glaube ohne jetzt Volker vorzugreifen, er meint eher ein privat verwaltetes kleines Mehrfamilienhaus in seinem Wohnort. Aber Volker wird es aufklären. Eine meiner Tanten wohnte in Leipzig auch in einem Gründerzeithaus, indem für uns Kinder ein sehr strenges Regiment geführt wurde, gerade weil der Besitzer die Wohnung darunter hatte.Hüpfen bis deren Lampen wackelten brachte regelmäßig meiner Tante viel Ärger ein.

Rainer-Maria
Benutzeravatar
Edelknabe
Grenztruppen
Grenztruppen
 
Beiträge: 16722
Bilder: 57
Registriert: 2. Mai 2010, 09:07

Re: Das DDR-Hausbuch

Beitragvon Zicke » 26. Dezember 2012, 11:36

ABV hat geschrieben:Also ich kannte das so, dass Hausbücher nur in Mehrfamilienhäuser geführt werden mussten. Das Hausbücher auch in Eigenheimen gab, ist mir völlig neu. Obwohl das ja völlig praktisch war, wenn Hausbuchverantwortlicher und der jeweilige Gastgeber gewissermaßen eine Person waren.

Hallo Uwe
wahrscheinlich deswegen
nachzulesen bei:
http://www.verfassungen.de/de/ddr/meldeordnung65.htm
Führung von Hausbüchern

§ 14. (1) Hausbücher sind zu führen
1. in Gemeinden über 5000 Einwohner in jedem Haus,
2. in jeder Gemeinschaftsunterkunft, unabhängig von der Größe der Gemeinde. In Gemeinschaftsunterkünften kann anstelle des Hausbuches eine Kartei geführt werden, welche die gleichen Angaben wie das Hausbuch zu enthalten hat.

(2) Zur Führung der Hausbücher sind die Eigentümer, Besitzer oder Verwalter eines Hauses bzw. die von ihnen Beauftragten verpflichtet. In Gemeinschaftsunterkünften obliegt diese Pflicht dem Leiter dieser Unterkunft.

(3) Die Chefs der Bezirksbehörden der Deutschen Volkspolizei können, wenn es zur Gewährleistung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit erforderlich ist, verfügen, daß in einzelnen Gemeinden unter 5000 Einwohner oder in Ortsteilen solcher Gemeinden Hausbücher zu führen sind.

(4) Die Leiter der Volkspolizei-Kreisämter können verfügen, daß
1. für einzelne Häuser in Gemeinden über 5000 Einwohner die Pflicht zur Führung von Hausbüchern entfällt;
2. für mehrere Häuser ein gemeinsames Hausbuch zu führen ist.
(5) Als Hausbuch sind nur die vom Ministerium des Innern herausgegebenen Vordrucke zu verwenden. Der Verlust des Hausbuches ist der Deutschen Volkspolizei zu melden.

(6) Das Hausbuch ist nur den Sicherheitsorganen und anderen dazu ermächtigten Personen auf Verlangen vorzulegen.
Menschen, die keinen Arsch in der Hose haben, müssen nicht zwangsläufig schlank sein.

Meine Rechtschreibfehler könnt Ihr Samstags ab 17 Uhr bei Rewe gegen eine lecker Senfgurke tauschen.
Benutzeravatar
Zicke
 
Beiträge: 6985
Bilder: 1
Registriert: 2. November 2010, 19:03

Re: Das DDR-Hausbuch

Beitragvon Sirius » 26. Dezember 2012, 11:39

Edelknabe hat geschrieben:Siehste Volker, bei uns wurde überhaupt nicht eingetragen, im Leipziger Gründerzeithaus, zumindest kein Westbesuch. So unterschiedlich war das doch in der DDR und ja so karnak, ich hatte das Ding in der Wohnung, war somit Hausmeister(bekam man bezahlt den Posten, bzw. konnte es von der Miete absetzen also 50,- Mark minus 25,-Mark der DDR blieben 25,- für gut 75qm Wohnfläche...das war ein Wohn-Witz was?)

Rainer-Maria und komm mir jetzt nicht wieder Einer mit ...na ihr wisst schon, dem wenigen Überschuss-Geld um die damaligen Häuser (so Dachdeckung, Rinne)in Schuss zu halten. Das war nicht mein Problem, so wie mir das heute vollkommen schnurze ist, was mit meiner jährlichen Grundsteuer(gottseidank auch so ein Witz)in der Muldental-Gemeindekasse passiert?


Zu dem rot markierten fällt mir ein Witz ein:

Das Schiff hat ein Leck. Die Leute schreien, weinen. Ein Passagier gebärdet sich besonders verzweifelt. Da tritt ein anderer auf ihn zu und fragt verwundert: "Was schreist du? Ist es dein Schiff?"
Benutzeravatar
Sirius
 
Beiträge: 3915
Registriert: 21. September 2011, 10:01

Re: Das DDR-Hausbuch

Beitragvon Volker Zottmann » 26. Dezember 2012, 11:50

Zicke, mein "Retter" in der Not.
Unser Ort hatte damals rund 7500 Einwohner. Und schon sind meine Ausführungen bestätigt.
Und Rainer-Maria was soll ich noch mal erklären? Ich schrieb im Vortext, wir wohnten in UNSEREM Einfamilienhaus. Ich habe mir gleich ´ne Frau mit Haus gesucht. Hat mir viel spätere Mühe erspart... [wink] Jeder Eigentümer hatte solch Buch zu führen.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Das DDR-Hausbuch

Beitragvon Edelknabe » 26. Dezember 2012, 11:57

Wirklich gut gekontert Sirius.Was macht man übrigens im Heute, fragt man da auch nach, ob mir das Morgen wegen der eigenen Fettlebe nicht selber schmerzhaft auf den Fuß fallen könnte....noch bevor doch die kommenden zehn Jahre herum sein werden?

Rainer-Maria geht schon in Ordnung Volker," wer nichts erheirat und errerbt, der bleibt wohl ein armes Schwein bis er stürbt."
Benutzeravatar
Edelknabe
Grenztruppen
Grenztruppen
 
Beiträge: 16722
Bilder: 57
Registriert: 2. Mai 2010, 09:07

Re: Das DDR-Hausbuch

Beitragvon SkinnyTrucky » 26. Dezember 2012, 12:02

Meine Eltern hatten in dem 400-Seelenkaff, in dem sie wohnten, auch ein Hausbuch, was anfangs noch eben mal pflichtgemäss geführt wurde, was aber dann garnicht mehr gemacht wurde....kontrollierte doch niemand mehr....es gab nur ein paar wenige sehr frühe Eintragungen darin....

groetjes

Mara
Wenn es heute noch Menschen gibt, die die DDR verklären wollen, kann das nur damit zusammenhängen, dass träumen schöner ist als denken.... (Burkhart Veigel) Bild
Benutzeravatar
SkinnyTrucky
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 9270
Bilder: 73
Registriert: 25. April 2010, 20:07
Wohnort: at the dutch mountains

Re: Das DDR-Hausbuch

Beitragvon Volker Zottmann » 26. Dezember 2012, 12:55

Na Uwe, es gab doch bestimmt wichtigeres zu verbrennen als eben die unwichtigen Hausbücher.
Dennoch ist es heute schön, darin noch mal all meine Westbesucher durch zu grasen.
Im Prinzip führen wir immer noch Buch. Meine Frau führt akribisch ´nen Kalender. Da steht fast alles drinnen.
Früher war beispielsweise 1 mal im Jahr 3 Wochen zelten angesagt. Und heute? Wer weiß denn noch genau, wo in der weiten Welt er alles schon wann war? So eine kleine private Meldestelle ist nicht von der Hand zu weisen. [wink]

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Das DDR-Hausbuch

Beitragvon pentium » 26. Dezember 2012, 14:27

Mir (der ich aber vom Thema wenig Ahnung habe) ist in den tiefen des Internets, die folgende Frage begegnet:
Kann es sein, dass es zu Wendezeiten eine Aufforderung an die für die Führung der Hausbücher Verantwortlichen gab, selbige zu vernichten?
Wenn ja - Wer hat die Aufforderung zur Vernichtung erlassen?

MfG
pentium
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

Freundeskreis Schloss Hubertusburg e. V.
http://www.freundeskreis-hubertusburg.de
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 45503
Bilder: 133
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Re: Das DDR-Hausbuch

Beitragvon Interessierter » 2. Januar 2017, 11:49

Hausgemeinschaften in der DDR - Wie sich unsere Hausgemeinschaft selber half
Ein Zeitzeuge berichtet

Unser Gebäude “Heinrich-Budde-Str. 16” wurde von dem VEB (Volkseigenem Betrieb) Gebäudewirtschaft in Treuhand verwaltet und die Hausgemeinschaft 1976 aus der Taufe gehoben (sprichwörtlich, weil mit Umtrunk verbunden). Sie bestand aus 13 Familien mit und ohne Nachwuchs, Rentnern, Angestellten, Arbeitern, Leuten mit und ohne Abzeichen, alle hatten wir ein Miteinandergefühl, weil die Erfolge durch die vielen “Mach-Mit”-Einsätze und Nachbarschaftshilfen zur Selbstverständlichkeit wurden.

Einen bis zur Gründung unserer Hausgemeinschaft mir nicht bekannten “Schönheitsfehler” hatte die Sache aber doch. Es musste eine HGL (Hausgemeinschaftsleitung) gewählt werden zu deren Aufgabe es gehörte, das Hausbuch in welchem jeder Hausbewohner eingetragen sein musste, für Besucher aus dem Ausland gab es eine Extra-Seite zu führen. Dieses Buch wurde einmal jährlich vom ABV (Abschnittsbevollmächtigten) der Volkspolizei kontrolliert und musste mit den Daten der Meldestelle übereinstimmen.

Ebenso musste sich jemand als Brandschutzverantwortlicher benennen lassen. Im Treppenhaus war dann auch eine Haustafel angebracht auf welcher verzeichnet war, wer für welche Funktion zuständig ist, in welcher Etage welcher Mieter wohnt und welche Telefonnummer im Bedarfsfall (Feuerwehr usw.) zu wählen ist.

Aber nun zu einem konkreten Beispiel: Der Zahn der Zeit hatte an unserem Treppenhaus tüchtig genagt, es musste renoviert werden! 1985 stellten wir also den entsprechenden Antrag bei der zuständigen Stelle. Es verging fast ein Jahr der ständigen Vorsprachen, Eingaben und den begründeten Ablehnungen (Materialschwierigkeiten, fehlende Kapazitäten usw.) Doch die hartnäckigen Vorsprachen unsererseits und schließlich unser ernst gemeinter Hinweis auf eine Eingabe bei dem Staatsratsvorsitzenden, brachte endlich Bewegung in die Angelegenheit. Da man dies aber nicht wollte und unbequeme Fragen von “Oben” mit erheblichen Mehraufwand für die Verwaltung verbunden war, schickte man uns Maler einer Berufsgenossenschaft zur Begutachtung des Treppenhauses vorbei. Fazit des Gutachtens: sieht wirklich schlecht aus und wir würden es ja machen, aber vorher muss der Treppenhauskopf repariert werden.

Wie die Geschichte weiter geht und endet, kann man hier lesen:
http://www.ddr-zeitzeugen.de/html/wie_s ... lf___.html

Dinge wie Hausbuch und Materialmangel, um ein Treppenhaus zu reparieren und dazu gar die politische Führung in der Mitte der 70ziger Jahre kontaktieren zu müssen, sind mir aus der BRD persönlich nicht bekannt... [denken]
Interessierter
 

Vorherige

Zurück zu Der normale Alltag i.d. DDR/BRD

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 5 Gäste

cron