Bruchschokolade

Bruchschokolade

Beitragvon Interessierter » 20. Februar 2017, 10:58

Kürzlich eröffnete in unserer Umgebung ein kleines Schokoladen- und Pralinengeschäft. Ich ( die Autorin ) ging hinein und hatte einen wundervollen Geruch in der Nase, den ich aus Kindertagen kannte.

Ich sah mich an der Hand meiner Mutter die Stufen zu einem Geschäft hinaufgehen, das im Hochparterre eines Hauses in der Altstadt war. Wir öffneten die Ladentür und eine helle Glocke ertönte. Wir traten in einen tiefen, ziemlich dunklen Raum ein. Der Fußboden aus Holzbohlen knarrte und es lag dieser unbeschreiblich intensive Geruch in der Luft. Auf der Theke waren die köstlichsten Pralinen, Schokoladen und andere Süßwaren auf verschiedenen Tellerchen und Schälchen ausgebreitet. Die Verkäuferin mit einer weißen Spitzenschürze und einem weißen Häubchen auf dem Kopf begrüßte uns freundlich. Wir kauften wie immer preiswerten Schokoladen- und Pfefferminzbruch. Die Verkäuferin wog dann unseren Einkauf ab. Dazu benutzte sie eine Balkenwaage mit Messingschalen, die an Ketten zu beiden Seiten des Balkens hingen. In die eine Schale kamen Messinggewichte und in die andere unsere Süßwaren. Dann wurde alles in einer Spitztüte verpackt, die ich auch vom Obsthändler kannte. Zum Schluss ging sie an die riesige Kasse, die auch auf der Theke stand, drückte auf den verschiedenen Knöpfen herum, drehte dann an einer Kurbel, bis die Geldschublade heraussprang, und legte das Geld, das meine Mutter meistens schon abgezählt hatte, hinein.

An der Hand meiner Mutter ging ich voller Vorfreude auf die zu erwartenden Genüsse nach Hause. Mein Berufswunsch stand damals fest: Ich werde Schokoladenverkäuferin.

Autorin: Margot Bintig

Erst dieser Beitrag erinnerte mich daran, dass es diese Bruchschokolade auch bei uns gab und gekauft wurde. Diese Spitztüten aus Papier, meistens ohne Aufdruck, gab es auch bei unserem Kaufmann in seinem " Tante Emma Laden ". Auch an die riesigen " Kurbelkassen " erinnerte ich mich sofort.

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Gab es diese Bruchschokolade eigentlich auch in der DDR?
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Re: Bruchschokolade

Beitragvon Volker Zottmann » 20. Februar 2017, 11:33

Ich habe solchen Bruch nie gesehen.
So wie heute, wo schon der Werksverkauf den Bruch und 2.Wahl aussondert, kann ich mir nicht zu DDR-Zeiten vorstellen.
Alles was nur so ähnlich wie Schokolade aussah, wurde doch zu Tafeln gepresst. Die Brüche wurden bestimmt wieder eingeschmolzen. Es bestand doch Dauermangel.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Bruchschokolade

Beitragvon Edelknabe » 17. April 2017, 18:12

Genau Volker, weil "Dauermangel" an Schokolade dahingehend, das unser kleiner privater Süsswarenladen im Leipziger Osten um die Ecke(Lilien/Kohlgartenstraße) immer irgend wie knackevoll war. Und das sogar mit "Weißer Schokolade"Was war nur los bei euch im Hinterharz da drüben? Für Karnak noch....das war die Zeit um 1960-72 herum.

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Re: Bruchschokolade

Beitragvon karnak » 18. April 2017, 09:11

Will ich dem Volker recht geben, ich kann mir auch nur schwer vorstellen, dass man überschüssige Bruchschokolade verkauft hat, warum auch. Sicher wurde die wieder eingeschmolzen und man hat es nochmal probiert [flash] , ist ja eigentlich auch nichts dagegen zu sagen.
Dass sich irgendein privater Händler die Mühe gemacht hat, ob nun die im Westen und die paar wenigen im Osten um den eigenen Verlust zu minimieren, dass kann schon sein, aber die HO oder der Konsum im Osten, bzw. REWE und EDEKA im Westen haben sich damit bestimmt nicht abgegeben.
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Re: Bruchschokolade

Beitragvon Interessierter » 18. April 2017, 09:40

Also meine Erinnerungen an die Bruchschokolade stammen aus den Jahren 1950/60. In den 70ziger Jahren, so meine ich, gab es das schon gar nicht mehr.
Zu der Zeit konnte man Dauerlutscher und Negerküsse oder andere Produkte, beim Kaufmann noch einzeln kaufen. Oder auch abends beim Inhaber, der über dem Laden wohnte, klingeln und Bier oder Zigaretten holen.

Später gab es dann eine gewisse Zeit bei Privatleuten in der Wohnung sogenannte Hausläden, wo man auch abends und an Feiertagen solche Sachen beziehen konnte.
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Re: Bruchschokolade

Beitragvon ratata » 18. April 2017, 13:59

Eigentlich müsstest du Interessierter ,die BRUCH - Schokolade , noch kennen . Jeder Buchstabe war in den Riegeln eingeprägt . Vorwiegend wurde sie zum Kochen und Backen genommen ?. ratata
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Re: Bruchschokolade

Beitragvon Interessierter » 18. April 2017, 17:37

Tut mir leid, ich kenne Bruchschokolade nur aus dem erwähnten Zeitraum, als sie im " Tanta Emma Laden " noch abgewogen wurde. Das heißt ja nicht, dass es sie heute nicht mehr gibt; aber evtl. nur noch fertig abgepackt.
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