Das " Schrankbad "

Das " Schrankbad "

Beitragvon Interessierter » 13. Januar 2017, 11:06

Freitags wird gebadet! In der DDR wurde das in vielen Familien so gehandhabt. Eine große Zinkwanne wurde in die Küche bugsiert. Ein Familienmitglied nach dem anderen schrubbte sich den Schmutz der Woche vom Fell.

Dann vertrieb der Fortschritt die Zink-Ungetüme. Das platzsparende Schrankbad hielt Einzug in viele Wohnungen. Von außen sah das Ganze aus wie ein geschlossener länglicher Schrank. 2,05 Meter hoch, Grundfläche 80 Zentimeter im Quadrat. Der Schrank barg eine abkippbare Badewanne. Die verschwand, hochgeklappt, wieder im Schrank. Unsichtbar von außen.

Gebaut wurde so etwas im Zuge der so genannten Konsumgüterproduktion im VEB Transformatoren- und Röntgenwerk "Hermann Matern" in Dresden.

"Die Idee war super", kommentiert Museumschef Fredo Unger den Luxusgegenstand Made in DDR. Er brachte das heute museale Stück aus einem Mühltroffer Haushalt mit. Baujahr 1974, EVP 1950 Mark.

http://www.vogtland.de/freizeit/kultur- ... 035441.php

Bild
In den ersten Nachkriegsjahrzehnten war es vielen Menschen aus Platzmangel nicht möglich, in ihrer Wohnung ein separates Badezimmer einzurichten. In diesem Falle bot das ausklappbare Schrankbad in der Küche eine bescheidene Möglichkeit zu einem gewissen Badekomfort zu gelangen.

Kennen User aus der Ex - DDR eigentlich dieses Schrankbad und gab es das auch in der damaligen Bundesrepublik?
Interessierter
 

Re: Das " Schrankbad "

Beitragvon Kumpel » 13. Januar 2017, 11:09

So ein Teil hatte meine Freundin in ihrer ersten Wohnung in Leipzig in der Küche, da konnte ich ihr beim planschen immer beim Kochen zugucken.
Allerdings ohne die dekadenten schwarzen Fliesen, sondern schlicht in Kunststoffoberfläche.
Kumpel
 

Re: Das " Schrankbad "

Beitragvon Volker Zottmann » 13. Januar 2017, 11:29

Es gab bei den Dingern aber oft genug Hudelei mit den undichten Abflüssen. So gesehen im Fachwerkbau bei Freunden.

Ich müsste mich nun wahrscheinlich nachträglich bei Hitler bedanken.... Durch seine Rüstung entstanden in der Quedlinburger Süderstadt die sogenannten Fliegerhäuser. Schmucke 4 -Familienhäuser. Allesamt mit Küche und Bad. Das Bad etwas geräumiger als in der DDR-Platte. Es war genügend Platz für eine große gusseiserne emaillierte Badewanne.

Gruß Volker
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Re: Das " Schrankbad "

Beitragvon Werner Thal » 13. Januar 2017, 12:11

In der Stadt, in der ich gleich nach dem II. Weltkrieg herangewachsen bin, gab es ein "Stadtbad",

also eine kommunale Einrichtung gegen erschwingliche Bezahlung - wahlweise Dusche

oder Wannenbad, selbstverständlich zeitbegrenzt, d. h. die Angestellte stellte draußen vor der Tür

die Nutzungszeit ein: Duschen - 15 min.; Vollbad - 30 min.

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Re: Das " Schrankbad "

Beitragvon Beethoven » 13. Januar 2017, 12:37

Ich kenne solch ein Bad zwar nicht aber ich hatte eine Freundin in Rostock (Thomas - Münzer - Platz. unterm Dach) die hatten auch kein Bad.
Ist aber eigentlich nur in Altbauten so gewesen. Die Wohnungen die während der DDR-Zeit gebaut wurden, haben Bäder gehabt. Ob die nun schön waren, steht auf einem anderen Blatt.

Gruß
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Re: Das " Schrankbad "

Beitragvon karnak » 13. Januar 2017, 13:51

In meiner ersten Wohnung hatte ich so was in der Art als Dusche. War so was wie ein Elektro Boiler mit einer darüber gebauten Duschzelle. [flash] Stand in der Küche und hat eigentlich ganz gut funktioniert.
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Re: Das " Schrankbad "

Beitragvon andr.k » 13. Januar 2017, 15:03

Werner Thal hat geschrieben:In der Stadt, in der ich gleich nach dem II. Weltkrieg herangewachsen bin, gab es ein "Stadtbad",

also eine kommunale Einrichtung gegen erschwingliche Bezahlung - wahlweise Dusche

oder Wannenbad, selbstverständlich zeitbegrenzt, d. h. die Angestellte stellte draußen vor der Tür

die Nutzungszeit ein: Duschen - 15 min.; Vollbad - 30 min.

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Moin @Werner Thal. War das "Stadtbad" in Schwerin am Pfaffenteich/Spieltordamm?
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Re: Das " Schrankbad "

Beitragvon SkinnyTrucky » 13. Januar 2017, 18:37

karnak hat geschrieben:In meiner ersten Wohnung hatte ich so was in der Art als Dusche. War so was wie ein Elektro Boiler mit einer darüber gebauten Duschzelle. [flash] Stand in der Küche und hat eigentlich ganz gut funktioniert.


Hatte ich auch in meiner ersten Wohnung....die Dusche über dem Kühlschrank, das Wasser floss in die Spühle ab....allerdings war das im Westen Anfang der 90er....allerdings war es nicht aus der Konsumgüterproduktion, sondern Eigenbau vom Vormieter....


groetjes

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Re: Das " Schrankbad "

Beitragvon Werner Thal » 13. Januar 2017, 19:01

Werner Thal hat geschrieben:
Moin @Werner Thal. War das "Stadtbad" in Schwerin am Pfaffenteich/Spieltordamm?


Exakt: Als Flüchtlingsfamilie von Ost nach West (1945) mussten meine Mutter mit mir und
meinen Großeltern in Schwerin zunächst im Flüchtlingslager bleiben, da im Mai kein
vorgesehenes Weiterkommen nach Lübeck möglich war. So bin ich dann dort als
Nicht-Mecklenburger dort herangewachsen.
Schwerin hat ja insgesamt 3 Alliierte Armeen erlebt: 4 Wochen US Army; 4 Wochen British Royal Forces,
ab Juli 1945 dann Rote Armee.

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Re: Das " Schrankbad "

Beitragvon Spartacus » 13. Januar 2017, 19:30

Wir hatten einen Badeofen. [hallo]

Und die werden heute übrigens noch wie zu DDR - Zeiten hergestellt, man mag es kaum glauben.

http://www.wittigsthal.de/de/sys/produkte/badeofen.html

LG

Sparta


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Habeck und Baerbock in die Produktion. Die Grünen sind eine fortschrittsfeindliche Sekte.



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Re: Das " Schrankbad "

Beitragvon Harsberg » 14. Januar 2017, 07:17

Ich habe innerstädtisch 1983/84 eine Wohnung aus-und umgebaut.
Natürlich Ofenheizung und damit auch Badeofen. War nicht das Schlechteste, man hatte damit auch immer ein warmes Bad.
War nur immer eine Plackerei die Kohlen ins dritte Geschoss vom Keller zu buckeln.
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Re: Das " Schrankbad "

Beitragvon zoll » 14. Januar 2017, 14:47

Nicht nur im Osten gab es Schrankbadewannen. Auch im Westen, in Altbauten, wurden sie benutzt. Ich kann mich noch an die Werbung in Zeitschriften erinnern
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