DDR - Gesinnung, Alltag und Beruf

Re: DDR - Gesinnung, Alltag und Beruf

Beitragvon Nostalgiker » 26. Dezember 2018, 11:47

@Edelknabe, glaubst du etwa noch an den Weihnachtsmann?

der Interessierter ist doch viel zu erhaben um irgendwem seine Fragen zu beantworten. Er selber ist zwar neugierig wie Bolle und überschreitet mit seiner nervig penetranten Art andere Leute auszufragen gewaltig. Aber selber eine an ihn gestellte Frage beantworten, Fehlanzeige.
Kann ja sein das er die Fragen als solche überhaupt nicht erkennt.
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
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Re: DDR - Gesinnung, Alltag und Beruf

Beitragvon Edelknabe » 26. Dezember 2018, 12:09

Der Rainer wartet mal noch Nostalgiker, denn vielleicht kommt uns I. doch noch mit paar Jugendsünden herüber.Welche, die man ihm dann aller drei Texte voll aufs Butterbrot schmieren kann.So gefühlskalt kann er ja nun nicht sein, sich nicht auch mal zu öffnen...für den Rainer.

Zumal, ich ehrliches Menschenkind lege hier ständig vor.Mit X Episoden aus dem gelebten Alltagsleben. Die Krönung dann, fast Jeder zieht drüber her, lacht einen aus aber selber auch mal bissel was zugeben....ja da hakt es dann?

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Re: DDR - Gesinnung, Alltag und Beruf

Beitragvon Nostalgiker » 26. Dezember 2018, 13:35

Volker Zottmann hat geschrieben:
Nostalgiker hat geschrieben:Es ist eine wahre Freude den alten, bigotten und heuchlerischen Mann zu lesen.

Nun übertreibe mal nicht! Dem Edelknaben wird "schon genug" zugesetzt! Er ist doch erst 66.

Gruß Volker


Wie kommst du zu der irrigen Annahme das ich damit den Edelknabe gemeint haben könnte?

Es ist der alte, starrsinnige Mann gemeint welcher durch blinde Fenster schaut und meint dadurch eine "Weltanschauung" zu erhalten und vor allem Expertenwissen über das "System DDR" [crazy]
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Re: DDR - Gesinnung, Alltag und Beruf

Beitragvon Volker Zottmann » 26. Dezember 2018, 15:55

Dass ich zu irrigen Annahmen komme @Nostalgiker, ist irrig!
Würdest Du mich richtig kennen, wüsstest Du, wer veräppelt wurde. Du hast es ja aber immer noch nicht begriffen, weil Du eben alles verbiestert liest.
Na klar erliest man sofort, dass Du den Interessierten vollnölst. Das ist viel zu deutlich erkennbar! Dies geht ja schon die ganzen Feiertage so. Ich wollte mit dem leicht "naiv" wirkenden Beitrag eigentlich zur Entspannung Deiner ganzen Gehässigkeiten beitragen. Scheint aber nicht zu gelingen.
Haben die denn in Deiner Herberge keinen Gemeinschaftsraum, damit Du mal mit echten Menschen Kontakt bekommst. Du vergrämst ja die letzten Tage total. Nicht das wir uns noch Sorgen machen müssen.

Volker
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Re: DDR - Gesinnung, Alltag und Beruf

Beitragvon Zicke » 26. Dezember 2018, 16:07

die Einlassung von V.Z. passt 100 % auf den Nöler von der Leine.
Menschen, die keinen Arsch in der Hose haben, müssen nicht zwangsläufig schlank sein.

Meine Rechtschreibfehler könnt Ihr Samstags ab 17 Uhr bei Rewe gegen eine lecker Senfgurke tauschen.
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Re: DDR - Gesinnung, Alltag und Beruf

Beitragvon Nostalgiker » 26. Dezember 2018, 16:08

Das wäre der absolute Supergau, das ausgerechnet du dir, Volker Zottmann, um mir sorgen machst.

Arbeite doch einfach mal an deinem sehr speziellen Humor so das ihn auch Andere verstehen.
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Re: DDR - Gesinnung, Alltag und Beruf

Beitragvon Volker Zottmann » 26. Dezember 2018, 16:37

Um DIR nicht, aber vielleicht um DICH.
[laugh]
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Re: DDR - Gesinnung, Alltag und Beruf

Beitragvon Dr. 213 » 26. Dezember 2018, 17:42

Edelknabe hat geschrieben:Der Rainer wartet mal noch Nostalgiker, denn vielleicht kommt uns I. doch noch mit paar Jugendsünden herüber.Welche, die man ihm dann aller drei Texte voll aufs Butterbrot schmieren kann.So gefühlskalt kann er ja nun nicht sein, sich nicht auch mal zu öffnen...für den Rainer.

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Siehste Rainer, bei deiner Person hat man ein recht klares Bild vor den Augen.
Weil Du uns so viel erzählst, und das natürlich gerne deftig und ohne irgendwelche Rücksicht auf die Befindlichkeiten der älteren Herrschaften hier.
Die Frotzeleien zum Thema Volkseigentum kannst Su doch locker wegstecken, mache ich auch so.

Beim Nostalgiker habe ich dagegen nur ein recht unscharfes Klischee im Kopf. Und sehr wahrscheinlich ist es sogar falsch.
Ein alter Rentner, der in seinem Berliner Altbau hockt und vor lauter roter Nelken und anderem Kommunistennippes den Spiegel ganz oben
auf dem Buffetschrank nicht mehr sieht. Ich habe immer noch den Traum, eines Tages fährt der Beethoven mit seiner fetten Maklerkarre vor,
der Kristian hinten auf der Rückbank, und dann holen die gemeinsam den Nosti von zu Hause ab und machen ihn reif für die Neuzeit.

Ach wie wäre das schön!
Man wird doch wohl nochmal träumen dürfen......

Herzlichst
Dr. 213
Das größte Landraubtier der Neuzeit ist DER Bär.
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Re: DDR - Gesinnung, Alltag und Beruf

Beitragvon Nostalgiker » 26. Dezember 2018, 18:04

Träum' einfach weiter Dottore .....
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
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Re: DDR - Gesinnung, Alltag und Beruf

Beitragvon Interessierter » 31. Dezember 2018, 10:47

Igs
Vom Druck in der DDR erzählt


Bild

Missglückte Republikflucht, Arbeitslager, Freikauf: Dagmar Meier-Barkhausen hatte viel zu erzählen. Bild:Heiko Mensing


Dagmar Meier-Barkhausen berichtet eindrucksvoll vom Leben in der DDR. Die IGS-Schüler sind fasziniert.


Sie zögert keine Sekunde: „Das war der tollste Tag in meinem Leben!“, antwortet Dagmar Meier-Barkhausen auf die Frage, was der Mauerfall am 9. November 1989 für sie bedeutet. Er war der Anfang vom Ende der DDR, die die Zehntklässler an der IGS Am Everkamp nicht mehr aus eigenem Erleben kennen. Doch an diesem Vormittag im Oktober 2018 bekommen sie einen ungeschminkten Einblick in das Leben in jenem Staat, „in dem wir zwar nicht schlecht gelebt haben, aber eingesperrt waren“, erzählt die Zeitzeugin. „Das Thema DDR lässt mich nie los“, sagt die Lehrerin und Autorin, die in Wardenburg zum allerletzten Mal über ihre geplante Flucht aus der DDR, die Verhaftung, die Gefängniszeit und den Freikauf durch die Bundesrepublik Deutschland berichtet: Künftig will sie in Kanada leben.

Eindringlich erzählt Dagmar Meier-Barkhausen, die in einer Pastorenfamilie aufgewachsen ist, den Schülern, welch ein Glück sie hatte, dass sie überhaupt Abitur machen durfte. Dass sie ihren Beruf nicht frei wählen konnte und nicht an der Dolmetscherschule zugelassen wurde, weil sie „Verwandte im kapitalistischen Ausland“ hatte.

„Wir haben unser Land geliebt und uns eingerichtet. Aber wenn man das Falsche sagte, landete man schnell im Knast“, berichtet Meier-Barkhausen. Sie habe geglaubt, dass sie als Lehrerin für Kunst und Musik nichts mit Politik zu tun haben würde. Weit gefehlt: Musik ohne den Bezug zur sozialistischen Gegenwart durfte es nicht geben, in der Kunst ging es auch um die „Brüder an der Friedensgrenze“. Dieser Enge, diesem Druck will sie gemeinsam mit ihrem Mann und den Kindern entfliehen. Per Schlauchboot soll es 1974 über die Ostsee in die Freiheit gehen. Der Plan fliegt auf, die Grenzsoldaten warten schon. Wegen „Vorbereitung zur Republikflucht“ werden Dagmar Meier-Barkhausen und ihr Mann verurteilt, sie kommt in ein Arbeitslager bei Dessau und muss Tonbänder wickeln.

Ein Jahr lang sitzt sie hinter Gittern, dann wird sie freigekauft. Als sie im Westen im Bus sitzt, macht der Fahrer das Radio an. Sie hört als erstes Lied einen DDR-Hit, nämlich „Du hast den Farbfilm vergessen“ von Nina Hagen. Ironie der Geschichte, aber auch ein Moment, den sie nie vergessen wird. Dagmar Meier-Barkhausen landet in der Wesermarsch, arbeitet später wieder als Lehrerin. Ihre DDR-Erlebnisse verarbeitet sie in Büchern und berichtet als Zeitzeugin in Vereinen, Schulen und Parteien.

Ihr Vortrag ist lakonisch und mit Ironie gespickt. Vielleicht lässt sich die Erinnerung so besser ertragen. Denn es gab Familienmitglieder bei der Stasi. Nach Honecker gefragt, antwortet sie knapp: „Ein Schwachkopf und ein Lügner.“ Was sie über die Zeit in der DDR denkt? „Ich hab es richtig gemacht. Die Lügerei wollte ich nicht mehr. Jetzt genieße ich die Freiheit zu reisen und die Redefreiheit, ohne in den Knast zu müssen.“ Die Zehntklässler der IGS sind fasziniert und wissbegierig zugleich. Die Konzentration ist fast mit Händen zu greifen, der Fragenstrom reißt nicht ab. Zum Schluss gibt es großen Beifall und von Dagmar Meier-Barkhausen ein Lob an die Schülerinnen und Schüler: „Das Interesse ist ja toll.“

https://www.nwzonline.de/oldenburg-krei ... 82311.html
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Re: DDR - Gesinnung, Alltag und Beruf

Beitragvon Edelknabe » 31. Dezember 2018, 13:29

Bei solchen Geschichten interessieren mich immer die Kinder, eben der Republikflüchtlinge? Wo waren diese in der Zeit ihrer Haft? Gibt es da Infos zu? Etwa bei ihrem "Stasifamilienteil"?

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Re: DDR - Gesinnung, Alltag und Beruf

Beitragvon Interessierter » 31. Dezember 2018, 13:37

Wenn du im Forum aufmerksam gelesen hättest, dann würdest du ganz sicher solche Frage nicht stellen. Ich hoffe nur, dass du dich nicht wieder als " Projektleiter " betätigen willst. [flash]
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Re: DDR - Gesinnung, Alltag und Beruf

Beitragvon Edelknabe » 31. Dezember 2018, 17:47

Deine Texte mit Link...e I.inspirieren manchmal zu Sachen, da denk ich immer im reifen Alter...."Siehste Rainer, bist doch noch nicht zu alt für was Neues, so den Projektleiter". Der Rainer wünscht dir Interessierter ein gesundes neues Jahr 2019. Und das mit meiner ordentlichen DDR-Gesinnung, viel gesammelter Erfahrung in derem alltäglichen Alltag und nem damaligen Beruf dazu, der war wie im Märchen,und zwar dem mit dem Esel, der goldene Dukaten scheißt.

Nur arbeiten musste "ich Esel" dafür schon, und das nicht zu knapp.Und nun verkneif dir mir gegenüber das bringen deiner ausgeleierten "Totschlagsargumente" weil, du hast noch nicht geliefert...aus der eigenen jungen menschlichen Fehlerkiste.Hoffe, du erledigst das im neuen Jahr noch.Und zwar umgehend.

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Re: DDR - Gesinnung, Alltag und Beruf

Beitragvon Interessierter » 31. Dezember 2018, 19:02

Zitat Edelknabe:
Und das mit meiner ordentlichen DDR-Gesinnung, viel gesammelter Erfahrung in derem alltäglichen Alltag und nem damaligen Beruf dazu, der war wie im Märchen,und zwar dem mit dem Esel, der goldene Dukaten scheißt.


Da möchte ich dir am letzten Tag des Jahres nun wirklich nicht widersprechen, denn wie ein Märchen klingen die Dinge schon, wenn du dein Wissen und Deine Meinung hier einstellst.

Da du deine Schüler, für die du ja gerne vorgibst zu schreiben, hier nicht findest, könntest du doch auch - wie andere Zeitzeugen im Gegensatz zu denen - in Schulen vor den Schülern berichten wie toll und frei das Leben in der DDR war und was du damals und heute empfunden hast, als du die Todesautomaten installiert hast..... [denken]

Vielleicht realisierst du das ja einmal im Neuen Jahr, für das ich dir auch alles erdenklich Gute wünsche.

[hallo]
Interessierter
 

Re: DDR - Gesinnung, Alltag und Beruf

Beitragvon Interessierter » 1. Januar 2019, 07:09

Stark und ohnmächtig zugleich
von Karin Bloth

"Er ist einer der Besten, die wir jemals hatten, er muss gefördert werden", sagten meine Lehrerkollegen. Ich kannte ihn zu wenig, den Schüler Hermann H. Ich war neu im Beruf und im Kollegium, erst wenige Monate dabei.

"Er ist hochbegabt und gehört ohne Zweifel auf die Oberschule", bestätigte Herr R., der Rektor unserer Schule. "Sein Vater lebt aber in der Bundesrepublik", wandte ein Kollege mahnend ein. Mit den Worten: "Wir betreiben doch keine Sippenrache", wischte der Schulleiter diesen Einwand vom Tisch.

Es trug sich 1957 in der DDR zu, in Gingst, einem Dorf auf der Insel Rügen. Das Kollegium der Schule hatte, wie alljährlich üblich, in einer Konferenz darüber zu entscheiden, welche Schülerinnen und Schüler der Abschlussklasse die Oberschule besuchen durften. Mit ausdrücklicher Befürwortung des Rektors erging also der Konferenzbeschluss, auch der Schüler Herrmann H. sei für den Besuch der Oberschule geeignet.

Doch die nächst höhere Instanz, der Rat des Kreises, nahm Anstoß an diesem Beschluss. Der Vorgang kam an unsere Schule zurück mit dem Auftrag an die Schulleitung, das Kollegium zu veranlassen, die Entscheidung zurückzunehmen.

Erneut wurde eine Konferenz einberufen. Sie fand nicht im Lehrerzimmer statt, sondern in einem Klassenraum. Wir Kolleginnen und Kollegen saßen auf den Schülerbänken, ich zufällig in der ersten Reihe. Unser Vorgesetzter hatte am Lehrerpult Platz genommen.

Wortreich versuchte er uns klarzumachen, dass es in einem sozialistischen Staat nicht angeht, einen jungen Menschen in seiner Bildung zu fördern, dessen Vater in einem kapitalistischen, also feindlichen System lebt. Bevor es zur offenen Abstimmung kam, brachte er noch einmal auf den Punkt, worüber wir in Wahrheit abzustimmen hätten. Seine Worte habe ich noch heute im Ohr. Er sagte: "Es geht also darum: Entscheiden wir uns für unseren Staat oder gegen ihn."

Obwohl mir die Angst wie ein unerwarteter Faustschlag in die Magengegend gefahren war, hob sich meine Hand wie von selbst für den Schüler und damit gegen den Staat. Dann drehte ich mich zögernd um und sah, dass sich die Mehrzahl der Lehrerhände erhoben hatte. Und in den Gesichtern stand der Ausdruck ohnmächtiger Empörung, die auch in mir kochte.

Nach einer Pause, in deren Stille sich eine bestehende Kluft zum Abgrund vertiefte, sagte der Rektor: "Dann ziehe ich die Entscheidung auf eigene Verantwortung zurück." Fast wortlos gingen wir nach dieser Konferenz auseinander. Eine selbsternannte "Demokratie" hatte sich abermals entlarvt.

Wenige Tage danach stand ich auf den Kreidefelsen von Stubbenkammer. Die Fähre von Saßnitz nach dem schwedischen Trälleborg zog ihre Bahn durch die Ostsee und hinterließ eine breite, mit der Entfernung schmaler werdende Spur. Sie fuhr in die Freiheit und entzündete eine Sehnsucht danach in mir, die sich nicht mehr stillen ließ.

Ich verließ kurze Zeit darauf den Unrechtsstaat DDR und flüchtete in die Bundesrepublik Deutschland.

https://www.mdr.de/damals/archiv/artikel7616.html
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