Ich habe auch seinerzeit in der Schule etwas vom "Bitterfelder Weg" gehört. Ziel war es doch, so ich mich erinnere, die Kunst und Kultur dem einfachen Volk, den Arbeitern und Bauern nahe zu bringen und diese auch zu selbständigem künstlerischen Schaffen zu bewegen. Dabei sollten, wenn ich das noch richtig weiß, Künstler diesen (ich sag mal) "Neukünstlern" mit Rat und Tat zur Seite stehen. Ist das in etwa so richtig?
Wenn wir davon ausgehen, dass die Arbeiterklasse lange Zeit kaum Zugang zu Kunst und Kultur hatte, war das eine gute Sache. Ich möchte nicht wissen, wer sogar heute noch, gar nicht oder nur sehr unregelmäßig, ins Theater, in die Oper oder zu künstlerischen Ausstellungen geht.
Ob es nun Sinn machte, dass jeder Arbeiter und Bauer oder wer auch immer, sich zum Autor oder Komponisten aufschwingt, ohne die notwendigen Kenntnisse zu besitzen, wie man z.B. einen Roman aufbaut, von Kompositionen wage ich gar nicht erst zu reden, sei mal dahin gestellt.
Aber der Gedanke des "Bitterfelder Weges" war und ist sicherlich sehr gut.
All das jedoch hat nichts mit Lektoren, Zensur oder sonst was zu tun, was dem "Bitterfelder Weg" hier so kühn unterstellt wird. Und Ihr Lieben, hört auf über die Zensur in der DDR zu faseln. Die gab es. Es war ja auch eine Diktatur des Proletariats. Da legt man sich keine Eier ins Rotkehlchennest, wo ein Kuckuck entschlüpft. (Der war gut, der letzte Satz, wa? So schön doppeldeutig.)
Das der sich "Interessierter" nennende sogar aus dem "Bitterfelder Weg" eine Verschwörung gegen die Menschlichkeit in der DDR erschnüffelt, und unser aller Freund aus Quedlinburg, in seiner Verwandtschaft auch die passenden Beispiele mit Namen belegt, ist ja nun nichts wirklich Neues mehr.
In diesem Sinne - Die Kunst besteht darin, dass sie in einem Kunstwerk nicht zu bemerken ist. Ovid