Eines der letzten Werke aus dem DDR-Giftschrank erstmals im TV

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Eines der letzten Werke aus dem DDR-Giftschrank erstmals im TV

Beitragvon augenzeuge » 25. Juni 2021, 18:44

Mit Filmen, die die DDR-Führung als zu regimekritisch betrachtete, wurde kurzer Prozess gemacht: Sie wurden aus dem Verkehr gezogen und landete im sogenannten Giftschrank. Eines der verbotenen Werke feiert nach über 55 Jahren TV-Premiere.

Nach dem Tod ihres Vaters muss sich "Fräulein Schmetterling" Helena Raupe (Melania Jakubisková) allein um ihre 6-jährige Schwester Asta (Christa Heiser) kümmern. Stadtbezirksmitarbeiter Himmelblau (Rolf Hoppe) besorgt ihr dafür Anstellungen, erst als Fischverkäuferin, dann in einem Exquisit-Modegeschäft. Als sie auch dort rausfliegt, wird sie Busschaffnerin. Dabei hat die 17-Jährige ganz andere Träume. Stewardess möchte sie werden, oder Mannequin.

Der Film nach einem Drehbuch von Christa und Gerhard Wolf gewährt durch teilweise mit versteckter Kamera gedrehte Dokumentarszenen realistische Einblicke das Berliner Alltagsleben der 1960er-Jahre, zu realistisch offensichtlich, denn die Produktion von "Fräulein Schmetterling" musste wegen "grober Verfälschung des Lebens in der DDR" abgebrochen werden, die Schnittfassung von Regisseur Kurt Barthel galt seither als verschollen.

Konkret lautete der Vorwurf: "Der Film entstelle die Wirklichkeit unserer Republik und bringe eine Philosophie zum Ausdruck, die mit unserer Philosophie nicht das geringste zu tun habe. Es sei eine geistige Haltung, eine Ideologie, die objektiv eine feindliche Wirkung habe."

Der seit Anfang Mai 2021 fertig digitalisierte Film feiert jetzt TV-Premiere: Freitagnacht (25./26. Juni) um 00.00 Uhr im MDR-Fernsehen. Bereits seit 24. Juni ist er sieben Tage in der ARD MEDIATHEK verfügbar.

AZ
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