Das fiese Ende der Jugendliebe von Claudine und Detlef aus Gotha

Das fiese Ende der Jugendliebe von Claudine und Detlef aus Gotha

Beitragvon Interessierter » 9. März 2016, 10:18

Da stehen sie: Detlef hat stolz den Arm um seine Claudine gelegt, sie lächelt in die Kamera. Zwei Jungverliebte - im Hintergrund ist die Gothaer Orangerie zu sehen. Wer das Bild betrachtet, tippt der Mode wegen auf die frühen 1970er Jahre und liegt richtig.

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Endlich wiedergefunden: Detlef, der jetzt Didier heißt und die französische Staatsbürgerschaft hat, mit seiner Claudine. Anfang der 1970er Jahre hatten sich der Abiturient aus der DDR und die Französin hier in Gotha verliebt - und wurden ausgetrickst: Peter Michaelis

Gotha/Mühlhausen/Apolda/Wattrelos. Im Sommer 1973 träumt er, der Abiturient, der noch keine 20 Jahre alt ist, davon, sie zu heiraten und eine Familie zu gründen. In der DDR. Er denkt gar nicht daran, weg zu gehen. Französisch hat er in der Arnoldischule in Gotha nicht gelernt.

Sie, Jahrgang 1950, ist Jura- und Deutsch-Studentin aus Frankreich - und allen Widerständen zum Trotz einfach nur glücklich in diesen Sommertagen. Sie weiß, dass diese Beziehung daheim in Wattrelos im Norden Frankreichs nicht gerne gesehen wird. Ihr Vater musste in der Nazizeit in Ilsenburg Zwangsarbeit beim Lok-Tender-Bau leisten. Einen Schwiegersohn aus der DDR, einen Deutschen also, den kann er sich vorerst nicht vorstellen.

Claudine und Detlef haben sich kennengelernt, weil es die institutionalisierte Freundschaft zwischen der DDR und Frankreich gibt. Und zu dieser Freundschaft gehört, dass junge Franzosen in die DDR reisen. So wie die Claudine, die nach Mühlhausen geschickt wird, und ihre Freundin, die im Sommer 1972 eine Gruppe in Apolda betreut.

Ein Freund von Detlef, der ebenfalls die Arnoldischule besucht und Diplomat werden will, meldet sich dort als Betreuer auf deutscher Seite - Detlef besucht ihn, die jungen Leute verabreden sich. Doch dann sitzen Mutter und Sohn der Familie Scheibe am verabredeten Nachmittag in der Petermann-Villa nahe dem Gothaer Bahnhof an der gedeckten Kaffeetafel - und keine Französin erscheint. Detlefs Vater lacht, als die beiden enttäuscht den Kuchen in sich hineinschaufeln.

Wochen später trudelt ein Brief ein - aus Frankreich. Von Claudine. Sie hatte den Gast aufgehalten - und entschuldigt sich nun für die Unhöflichkeit. Detlef schreibt zurück. Eine Brieffreundschaft entsteht.

Dann heißt es, dass Familien gesucht werden, die jungen Franzosen zeigen, wie hierzulande die Feierlichkeiten zum Jahresende begangen werden. Claudine reist an - und wird bei Scheibes in Gotha einquartiert. Es kommt, wie es kommen muss: Die jungen Leute verlieben sich. Der Briefwechsel zwischen Gotha und Wattrelos wird intensiver. Im Sommer 1973 gibt es ein Wiedersehen. Claudine hat erneut einen Betreuerposten in Mühlhausen. Detlef trifft sie häufig, manchmal sind sie auch in Gotha. Da entsteht das Foto.

Die Angst vor der Republikflucht

Die Ferienzeit neigt sich dem Ende zu. Er hat einen Brief für sie, in dem er von einer gemeinsamen Zukunft spricht. Er will ihr dieses Schreiben persönlich überreichen, trifft sie aber nicht an. Der Brief gelangt in die Hände eines französischen Oberbetreuers. Als Detlef am Abend erneut versucht, Claudine zu sprechen, weist der Mann ihn ab. Solche wie ihn, sagt er, kenne man. Die Absichten seien offenkundig. Und: Claudine wolle ihn nicht mehr sehen. Nie wieder. Detlef kann das nicht glauben. Er schreibt Claudine, die er vor der Abreise nicht mehr zu Gesicht bekommt, noch zwei Briefe nach Frankreich. Doch er erhält keine Antwort mehr.

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Das Happy End kann man hier lesen:
http://www.tlz.de/web/zgt/leben/detail/ ... -366929443
Interessierter
 

Re: Das fiese Ende der Jugendliebe von Claudine und Detlef aus Gotha

Beitragvon augenzeuge » 9. März 2016, 17:09

Tolle Story. [hallo]
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