Reisen in die RGW-Laender

Re: Reisen in die RGW-Laender

Beitragvon augenzeuge » 19. Oktober 2015, 15:34

Da isses....

Die "DDR"- Volkskammer hat "zur Gewährleistung des Valutamonopols" ein Devisengesetz verabschiedet, in dem u. a. die Aus- und Einfuhr von Ostmark verboten wird. Ferner werden für "DDR" -Bürger der Besitz ausländischer Währungen im Inland oder Ausland sowie die Ein- und Ausfuhr von Devisen und deren Beförderung im Transit durch die "DDR", sofern damit gegen die Vorschriften verstoßen wird, unter Freiheitsstrafe bis zu zehn Jahren gestellt.

http://www.abendblatt.de/archiv/1973/ar ... esetz.html

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Re: Reisen in die RGW-Laender

Beitragvon karnak » 19. Oktober 2015, 15:44

Ich kann nun nicht lesen was da steht,aber wenn der Besitz von Devisen für DDR Bürger verboten war und mit bis zu 10 Jahren bestraft wurde,man hätte dann doch jeden der in eine Bank kam um DM in Forumschecks zu tauschen sofort festnehmen müssen,der besaß doch Devisen.Für mich ist diese Aussage nicht logisch.
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Re: Reisen in die RGW-Laender

Beitragvon augenzeuge » 19. Oktober 2015, 15:51

Hier der Auszug. Karnak, vieles war in der DDR nicht logisch. Glaub mal nicht, dass man Blutkonserven gegen Devisen an den Westen gibt und gleichzeitig den DDR Bürger mit Devisen ins Ausland lässt, ohne die Sicherheit, diese wiederzusehen. Datei ist vom 20.12.1973

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Re: Reisen in die RGW-Laender

Beitragvon Kumpel » 19. Oktober 2015, 16:13

Ich weiß noch , bei ein paar Reisen nach Polen hatte ich DM geschmuggelt und jedes Mal mächtig Fracksausen an der Grenze gehabt.
Die habe ich dann in Polen im Pewex Laden in Jeans umgewandelt, die waren dort erheblich billiger als im Intershop.
Die Polen hatten dort sogar ihren Wodka aus dem Pewex geholt.
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Re: Reisen in die RGW-Laender

Beitragvon Volker Zottmann » 19. Oktober 2015, 16:19

Ich möchte noch mal Kristian antworten.
Natürlich haben die 4 oder 5 Leipziger Taxifahrer damit nicht überall geprahlt, gingen damit nicht hausieren, das sie genügend DM besaßen.
Wir von der Investabteilung und unser Objektleiter hatten aber nun mal über viele Wochenenden mit ihnen zu tun. Und da bleibt kein Thema aus.
So kam es mal auf die Messe, mal auf Westgeld zusprechen. Da auch ich mir fürs Zelten mehrere Friesennerze kaufen wollte und meine DM nicht reichten, griffen sie mir unter die Arme.... das ist in etwa alles. Daher kenne ich auch den inoffiziellen Tauschsatz.

Du wirst auch so Manches im Dienst erfahren haben, was trotzdem damals nicht an die große Glocke gehängt wurde.

Gruß Volker
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Re: Reisen in die RGW-Laender

Beitragvon Volker Zottmann » 19. Oktober 2015, 16:23

Mir war in Bezug auf das Devisengesetz nur erinnerlich, dass geschenkt bekommene Devisen in Forumschecks getauscht werden müssen. Also zwingend.
Mit dem Kontrollieren war das aber nie zu bewerkstelligen. Ebenso weiß ich nicht, wo das stand. War für meine paar Piepen ach nicht wichtig.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Reisen in die RGW-Laender

Beitragvon karnak » 19. Oktober 2015, 17:24

Volker Zottmann hat geschrieben:Mir war in Bezug auf das Devisengesetz nur erinnerlich, dass geschenkt bekommene Devisen in Forumschecks getauscht werden müssen. Also zwingend.

Das stimmt definitiv so nicht. Der DDR Bürger konnte nach der neuen Regelung theoretisch nur noch mit Forumschecks im Intershop einkaufen.Wollte er das musste er seine DM zu diesem Zweck tauschen,aber nur zu diesem Zweck.Eine verpflichtende Umtauschforderung von Seiten des Staates gab es nicht.
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Re: Reisen in die RGW-Laender

Beitragvon Edelknabe » 19. Oktober 2015, 18:02

Kumpel siehe dein:

"Edelknabe,

deine Beiträge sind oft schwer zu ertragen. Wie kann einer der in der DDR mit seiner regulären Arbeit wohl nicht so richtig ausgelastet war und geklaut hat wie ein Rabe und durch Schwarzarbeit nicht wußte wohin mit seinem Geld hier den Maßstab spielen für des Leben in der DDR."
Textauszug ende

Irgendwo schrieb ich das schon öfters. Weil ich mal so ehrlich war, über gelebtes Leben in der DDR recht offen zu texten(dem unkompliziertem Bedienen am Volkseigentum) wird das komischerweise von Usern in XTexten wie so ne Art Totschlagargument gegen den Rainer verwendet. Und das kann es einfach nicht sein weil, meine normale Arbeit auf dem Bau eben nicht nur zu 100% aus ich nenne es mal nur unlauteren Dingen bestand.

Es wäre nett Männer und Frauen so unsere Mara, einfach die eigene Nase zu fassen. Und,mal noch was,zum besseren Verständnis, der Rainer ging einfach nur wochentags jeden Werktag 8,75 Stunden richtig ordentlich arbeiten, im Schweiße seines Angesichts, so wie Millionen Andere Werktätige in dieser DDR auch.Und Kumpel "Nicht so richtig ausgelastet" entschuldige ist eigentlich ne richtig fette Beleidigung weil, ich kroch auch schon auf allen Vieren durch abgedeckte Rohrkanäle, schwitzte ohne Ende an Dampfleitungen, atmete dazu Unmengen Drecksstaub und Asbest ein, kann eigentlich heilfroh sein, das ich überhaupt noch lebe denn X meiner damaligen Kollegen sind schon lange tot.

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Re: Reisen in die RGW-Laender

Beitragvon Interessierter » 31. Mai 2016, 11:36

Teure Touristen - Die Probleme der DDR mit dem Tourismus

Preise und Kosten der Urlaubsreisen von DDR-Bürgern in die Ostblock-Staaten

Am 17. Januar 1988 beschwerte sich ein Lehrer aus Görlitz bei der Abteilung Volksbildung des SED-Zentralkomitees: "Mit der am 15. Januar 1988 veröffentlichten Mitteilung zum Valutaerwerb bei ČSSR- und Ungarn-Reisen kann ich mich absolut nicht einverstanden erklären. Die ČSSR galt bisher für Bürger unseres Landes als ‚finanziell zumutbares‘ Reiseland. Die Kosten für ČSSR-Urlaubsreisen entsprachen der Einkommenshöhe vieler DDR-Bürger. Da die Reisemöglichkeiten ohnehin begrenzt sind, wird mit dieser Festlegung eine weitere Reiseeinschränkung getroffen."1

Der Lehrer bezieht sich in seiner Eingabe auf die Kosten, die mit einer Reise ins Nachbarland ČSSR verbunden waren. Nun verweist aber André Steiner in seiner Analyse der DDR-Wirtschaft der achtziger Jahre darauf, dass DDR-Bürger eher zu viel Geld besaßen und es nicht ausgeben konnten, weil keine entsprechenden Konsumgüter zum Verkauf standen.2 Warum also war die ČSSR für DDR-Bürger finanziell nicht mehr zumutbar? Die Eingabe ist an das Zentralkomitee der SED adressiert und weist ihm damit Verantwortung für diesen Missstand zu. Der Lehrer beklagt sowohl die neue Regelung des Valutaerwerbes als auch die ohnehin begrenzten Reisemöglichkeiten. Er erscheint als Konsument, der doppelt ausgeliefert ist – den staatlichen Reglementierungen und dem unzureichenden Angebot an Reisen. Auf welche Regelung jedoch bezieht sich der Lehrer hier und inwieweit war das Angebot an Reisen mangelhaft?

Reisebudget

Die angesprochene Regelung von 1988 begrenzte den Umtausch von Mark der DDR in tschechoslowakische Kronen (Kčs) auf maximal 438 Mark (1 320 Kčs) pro Jahr. In der gleichen Anordnung wurde auch der Umtausch von ungarischen Forint auf 377 Mark (2 300 Forint) beschränkt.3 Für Forint bestand eine solche Begrenzung schon seit längerem: 1983 hatte die DDR-Regierung einen Höchstbetrag für den Umtausch von 4 800 Forint pro Reise auf maximal 2 650 Forint im Jahr reduziert. Außerdem durften Touristen nun nur noch 30 Mark (ca. 183 Forint) pro Tag umtauschen.4 Für die ČSSR war diese Beschränkung eine Neuerung, die bei gleich bleibendem Tagesumtauschsatz von 60 Kčs (20 Mark), den Jahresumtausch begrenzte. Längere Urlaube in der ČSSR zu verbringen, wurde DDR-Bürgern damit erschwert.

Weiter mit dem längeren Bericht hier:
http://www.horch-und-guck.info/hug/arch ... -64/06408/
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Re: Reisen in die RGW-Laender

Beitragvon Kumpel » 31. Mai 2016, 12:26

Ja ja , die DDR musste ganz schön löhnen an seine Klassenbrüder um den bescheidenen Auslauf für seine Bürger auf dem mickrigen Niveau zu gewährleisten.
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Re: Reisen in die RGW-Laender

Beitragvon augenzeuge » 31. Mai 2016, 17:07

Auch das war ein markanter Baustein auf dem Weg zum Ende der DDR.

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Re: Reisen in die RGW-Laender

Beitragvon steffen52-1 » 31. Mai 2016, 19:21

Vor allem, ist die Damalige nun auch nicht gerade interessiert daran gewesen, die DDR-Bürger für einen Apfel und Ei zum Beispiel nach Bulgarien reisen zulassen! Ist schon recht teuer gewesen.
Ist doch die Gefahr mehr als groß gewesen, mit Bürgern der BRD zusammen zu kommen,ein Bier gemeinsam trinken und am Strand zu liegen! Das sahen die Genossen des MfS
nun mal nicht gerne! Obwohl sie ihre Leute, immer mit in den DDR-Reisegruppen ein geschleust hatten! Selbst erlebt, bei meinen 3 Reisen an den Goldstrand! [hallo]
Grüsse steffen52-1
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Re: Reisen in die RGW-Laender

Beitragvon pentium » 31. Mai 2016, 19:57

Kumpel hat geschrieben:Ja ja , die DDR musste ganz schön löhnen an seine Klassenbrüder um den bescheidenen Auslauf für seine Bürger auf dem mickrigen Niveau zu gewährleisten.


Wie wäres es doch einmal mit praktischen Beispielen @Kumpel?

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Re: Reisen in die RGW-Laender

Beitragvon Interessierter » 17. Januar 2017, 09:06

Ungarn: Partnerland der Grünen Woche - Warum DDR-Bürger gern nach Ungarn fuhren

Die Hoffnung auf Jeans, Schallplatten und einen Besuch im Thermalbad: Reise ins gelobte Land der Achtziger.

Die Grüne Woche beginnt, Partnerland ist Ungarn, das gerade wieder Schlagzeilen macht. Dorthin pflegt Berlin ein besonderes Verhältnis. Eines, zu dem Fluchten gehören, Sehnsüchte, Schlenkis und Pál Dárdai. Wir waren der ungarischen Küche auf der Spur oder überlegen, warum DDR-Bürger gerne nach Ungarn gefahren sind.

Coca Cola, Formel 1, Queen – in den Augen vieler DDR-Bürger war Ungarn besonders in den 1980ern das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Hier gab es nicht nur Westwaren, die daheim höchstens gegen D-Mark im Intershop erhältlich waren, sondern sogar Autorennen und Popkonzerte, wie man sie von „drüben“ aus dem Fernsehen kannte. Dazu herrschte eine liberale Atmosphäre, die es sogar möglich machte, ohne Schwierigkeiten Verwandte aus der „BRD“ zu treffen oder gar Freundschaften mit „Bundis“ zu schließen, die hier billig Urlaub machten.

Deutsches Ostgeld wollte niemand haben

Kein Wunder, dass sich jedes Jahr im Sommer Massen von DDR-Bürgern in Richtung Süden aufmachten. Meist fuhren sie mit der Reichsbahn, in hoffnungslos überfüllten Zügen; Platzkarten gab es schon Monate vorher nicht mehr. Wer keine hatte, quetschte sich mit dem Rucksack, der „Kraxe“, in einen der Waggons, für die keine Reservierung nötig war. Oder es ging mit dem Trabi gen Donau und Plattensee, Zelt und Isomatte im Kofferraum – und vor allem Dosen mit Fleisch, Wurst und Eintopf. Niemand wollte sein Geld für Lebensmittel verschwenden. Das ungarische Geld war kostbar: Nur etwa 400 DDR-Mark durften pro Jahr umgerubelt werden. Ein Umtausch in Ungarn? Praktisch unmöglich, weil keiner das Ostgeld brauchen konnte.

Glücklich schätzen konnte sich jeder, der eine große Verwandtschaft hatte. Ungarntouristen nötigten Großeltern, Tanten und Onkel gern vor der Abreise zur Bank, damit diese ihr Jahreskontingent an Forint für die lieben Enkel, Nichten und Neffen abholten. Das Geld musste – meist gut verborgen an nicht näher zu beschreibenden Stellen – über die Grenze geschmuggelt werden. Die Kontrollen waren scharf und hinterließen so gar nicht den Eindruck, von einem ins andere sozialistische Bruderland zu reisen.

Am Rand der Stadt konnte man kostenlos zelten


Meist reichte es dann doch nur für einige wenige Mitbringsel wie ein bisschen Kosmetik, ein, zwei Schallplatten oder ein Paar Jeans. Unterkunft, Campingplatz, Fahrten mit Bus oder Bahn oder Besuche in den berühmten Thermalbädern mussten ja auch bezahlt werden. Besonders sparsame Budapestgäste nutzten gern einen Zeltplatz am Rand der Stadt, auf dem das Übernachten kostenlos war. Doch musste man morgens seine Zelte wieder abbrechen und seine Siebensachen tagsüber in einem Bahnhofsschließfach deponieren. Dafür gab’s einen Container mit Duschen und einen Weckservice: Punkt 7 Uhr heulte die Sirene der Rendörség – der Polizei.

http://www.tagesspiegel.de/berlin/ungar ... 53592.html

134 Fotos vom Berlin der 80ziger Jahre findet man im Link.
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Re: Reisen in die RGW-Laender

Beitragvon augenzeuge » 17. Januar 2017, 17:37

Der Artikel stimmt absolut. So erlebte ich bis 1983 auch Ungarn 3 mal.
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Re: Reisen in die RGW-Laender

Beitragvon Kumpel » 17. Januar 2017, 18:07

pentium hat geschrieben:
Kumpel hat geschrieben:Ja ja , die DDR musste ganz schön löhnen an seine Klassenbrüder um den bescheidenen Auslauf für seine Bürger auf dem mickrigen Niveau zu gewährleisten.


Wie wäres es doch einmal mit praktischen Beispielen @Kumpel?

pentium



O ha , habe ich jetzt erst gelesen.
Ich sah mal eine Doku über dieses Thema. Da wurde berichtet , dass beispielsweise die CSSR für die vielen Kronen welche die DDR Bürger erhielten , Konsumgüter von der DDR als Ausgleich haben wollten.
Das waren dann eben auch sehr viele Trabbis.
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Beitragvon Kumpel » 10. März 2017, 09:31

Beethoven hat geschrieben:Nach Polen oder zur damaligen CSSR hin, war die Grenze offen.



Na das ist doch so nun auch nicht wahr. Nach Polen kam man nach 1980 ja nun auch nicht mehr so einfach. Ob man sich nun mal ein paar meter in die CSSR verlaufen konnte ohne erschossen zu werden
änderte ja nun nicht viel an dem allgemeinen Eindruck des eingesperrt seins in weiten Teilen der Bevölkerung.
Auch wenn die NVA Offiziere und diverse Kantinenesser diesen Umstand nicht so wahr genommen haben wollen.
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Beitragvon Beethoven » 10. März 2017, 11:52

Kumpel hat geschrieben:Ich bitte dich ,

auf was sollte ich denn neidisch sein?
Fakt war doch , dass sich der Ring um die Bürger der DDR so langsam schloss. Früher fuhr man noch unbeschwert zum Jazzestival oder die Ostsee nach Polen, das war nach 1980 ja nun auch Essig.


Hm, man konnte auch nach 1980 noch unbeschwert nach Opole, zum Jazzfestival fahren. Das lag zwar nicht an der Ostsee aber was solls. An der Ostsee wird es auch welche gegeben haben.
Und ja, wenn man über eine Grenzübergangsstelle fuhr, was wohl die Regel war, konnte man durchaus auch mal in einer Schlange stehen. Aber es reichte der Personalausweis um die Grenze zu passieren.
Als ich 1988 nach Strausberg versetzt wurde, haben wir ohne Probleme, bestimmt vier-, fünfmal im Jahr, die Grenze bei Frankfurt an der Oder überschritten und haben lediglich den Ausweis kurz gehoben.
Da nun die Grenze zu Polen die Oder oder Neiße bildete, konnte man nicht so einfach mal beim Pilze sammeln auf polnisches Territorium gelangen. Das ist wohl wahr. Aber hüben wie drüben gab es, meines Wissens nach, kaum Grenzanlagen, die das verhindert hätten, wenn man denn mit einem Boot dies gewollt hätte.

Wie ich weiß, gab es solche Grenzübergangsstellen zu jener Zeit, also bis zur EU, an allen Grenzen in Europa.
Wo bitte ist da was zu bemängeln?
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Das Gesetz ändert sich, die Gesinnung nicht.
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Beitragvon HPA » 10. März 2017, 12:04

Dann musst Du einen Spezialpersonalausweis gehabt haben. [laugh]
Denn ab dem 30.10.1980 bestand für Reisen nach Polen wieder Visumspflicht.
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Beitragvon Kumpel » 10. März 2017, 13:14

Beethoven hat geschrieben:Hm, man konnte auch nach 1980 noch unbeschwert nach Opole, zum Jazzfestival fahren. Das lag zwar nicht an der Ostsee aber was solls. An der Ostsee wird es auch welche gegeben haben.
Und ja, wenn man über eine Grenzübergangsstelle fuhr, was wohl die Regel war, konnte man durchaus auch mal in einer Schlange stehen. Aber es reichte der Personalausweis um die Grenze zu passieren.
Als ich 1988 nach Strausberg versetzt wurde, haben wir ohne Probleme, bestimmt vier-, fünfmal im Jahr, die Grenze bei Frankfurt an der Oder überschritten und haben lediglich den Ausweis kurz gehoben.
Da nun die Grenze zu Polen die Oder oder Neiße bildete, konnte man nicht so einfach mal beim Pilze sammeln auf polnisches Territorium gelangen. Das ist wohl wahr. Aber hüben wie drüben gab es, meines Wissens nach, kaum Grenzanlagen, die das verhindert hätten, wenn man denn mit einem Boot dies gewollt hätte.

Wie ich weiß, gab es solche Grenzübergangsstellen zu jener Zeit, also bis zur EU, an allen Grenzen in Europa.
Wo bitte ist da was zu bemängeln?



Ach tatsächlich? Nach meiner Erinnerung ging das in den 80ern aber nicht mehr. Sondern man benötigte eine Einladung oder man fuhr mit einer Reisegruppe.
Ich war in dieser Zeit mehrmals privat in Polen und hatte auch Freunde aus Polen eingeladen. Der vorherige Besuch bei Pass und Meldewesen der VP war stets obligatorisch.
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Beitragvon Beethoven » 10. März 2017, 13:20

HPA hat geschrieben:Dann musst Du einen Spezialpersonalausweis gehabt haben. [laugh]
Denn ab dem 30.10.1980 bestand für Reisen nach Polen wieder Visumspflicht.


Das ist echt Unsinn. Da kannst Du in den grenznahen Orten fragen wen Du willst. Alle sind, jedenfalls in der Zeit, als ich auch nach Polen gefahren bin, mit dem normalen PA über die Grenze, selbst mit Kindern die noch keinen Personalausweis hatten. Da ich das selber, wie bereits geschrieben, mehrfach getan habe, vermute ich mal, ist das wieder so eine Äußerung von Dir um hier Stimmung zu machen, obwohl Du von der Praxis keine Ahnung hast.

Es kann durchaus sein, dass weiß ich nicht, dass die Grenze zu Polen in der Zeit der Unruhen in Polen, Anfang der 80-er Jahre nur mit Visum zu überqueren war.
Aber ich erinnere mich, es muss so 82 oder 83 gewesen, als wir mal nach Novy Targ rüber sind, brauchten wir nur den Ausweis und später dann sowieso. Also wenn 1980 dicht gemacht wurde, dann war die Grenze 82 oder 83 wieder offen.
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Beitragvon HPA » 10. März 2017, 13:43

Ach tatsächlich? Nach meiner Erinnerung ging das in den 80ern aber nicht mehr. Sondern man benötigte eine Einladung oder man fuhr mit einer Reisegruppe.
Ich war in dieser Zeit mehrmals privat in Polen und hatte auch Freunde aus Polen eingeladen. Der vorherige Besuch bei Pass und Meldewesen der VP war stets obligatorisch.


Genauso war es. Am 30.10.80 hob die DDR den pass und visafreien Verkehr auf . Begleitet von diversen Hetzkampagnen in der SED Presse gegen die Polen.

siehe auch hier:
Auch für Jazz-Freund Christoph Dieckmann endeten die Festivalbesuche. "Der Verlust der offenen Grenze war ein großer Kummer", erinnert er sich. "Auch wenn im Sommer 1983 das Kriegsrecht aufgehoben wurde und man dann wieder rüber konnte, war es unendlich mühsam. Man musste sich eine Einladung besorgen und irgendwie ging es dann. Aber die Leichtigkeit war dahin!"


http://www.rbb-online.de/kultur/beitrag ... osten.html



Naja, die Honecker Clique wäre ja 81 auch am Liebsten visafrei nach Polen gefahren. Da hat man ja schon mit den Panzerketten gescharrt. [flash]
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Beitragvon Volker Zottmann » 10. März 2017, 14:25

Beethoven hat geschrieben:
HPA hat geschrieben:Dann musst Du einen Spezialpersonalausweis gehabt haben. [laugh]
Denn ab dem 30.10.1980 bestand für Reisen nach Polen wieder Visumspflicht.


Das ist echt Unsinn. Da kannst Du in den grenznahen Orten fragen wen Du willst. .


Das ist nun mal gar kein Unsinn!
Ab Verhängung des Kriegsrechts, kamen für uns die Beschränkungen. Mehrere Jahre kam man mit dem Personalausweis allein nicht nach Polen. Meine Schwiegermutter, die als gebürtige Polin durch Heirat eine Deutsche wurde, durfte auch nicht mehr fahren. Dann wurde irgendwann etwas gelockert. Man benötigte aber wieder einen Pass und eine Einladung einer in Polen lebenden Person, möglichst Verwandschaft.
Wir selbst haben auch einige Jahre mit den Besuchen in Masuren pausieren müssen. Wann es wieder normal wurde, kann ich mit Bestimmtheit nicht sagen. 1982/83 war Polen jedenfalls für Normalssterbliche noch fast dicht.

Gruß Volker
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Beitragvon augenzeuge » 10. März 2017, 16:34

Beethoven hat geschrieben: Alle sind, jedenfalls in der Zeit, als ich auch nach Polen gefahren bin, mit dem normalen PA über die Grenze, selbst mit Kindern die noch keinen Personalausweis hatten.


Beethoven, jeder DDR Bürger wusste, dass die CSSR in den 80er Jahren das einzige Land war , wohin der DDR Bürger ohne Visa (Genehmigung ) reisen durfte.

Grenzschließung im Oktober 1980 : Die geschlossene Grenze (nach Polen) war für die einfachen Bürger unpassierbar geworden; man konnte sie nur noch mit einer speziellen Erlaubnis oder einem Visum überqueren. Die in den siebziger Jahren geknüpften Beziehungen wurden auf eine harte Probe gestellt. Die Einführung der Visumspflicht schuf auch eine erhebliche Barriere für die freie Gestaltung der Zusammenarbeit zwischen den geteilten Städten an Oder und Neiße. Obwohl das in den siebziger Jahren Erreichte nicht einfach annulliert und die einmal geweckte Neugier auf die "andere Seite" nicht mehr unterdrückt werden konnten, muss man feststellen, dass die achtziger Jahre zur Dekade der Stagnation im Bereich der grenzüberschreitenden Kontakte wurden. Doch zahlreiche in den siebziger Jahren geknüpfte Bekanntschaften und Freundschaften überlebten die schwierige Periode der geschlossenen Grenze (1980-1991) und konnten nach der zweiten Grenzöffnung im Jahr 1991 weitergeführt und fortentwickelt werden.

Nach der Grenzschließung und einer weiteren zehnjährigen Trennung zwischen den deutschen und polnischen Städten verloren die Einwohner allmählich die Hoffnung, dass sich abermals und bleibend etwas verändern könnte. Zur vollkommenen Überraschung beider Seiten kam es dennoch zum zweiten Mal zu diesem "Wunder". Nach dem Fall der Berliner Mauer und dem Ende der Teilung in Europa wurde im April 1991 die deutsch-polnische Grenze erneut für den visafreien Reiseverkehr geöffnet.


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Beitragvon HPA » 10. März 2017, 16:43

Danke an Volker und AZ für ihre Ausführungen.

beethoven hat geschrieben:Das ist echt Unsinn.


beethoven hat geschrieben:... um hier Stimmung zu machen, obwohl Du von der Praxis keine Ahnung hast.


Soviel zu diesem Thema.

Das letzte Opfer des DDR Grenzregimes ertrank übrigens wenige Tage vor dem 9. November 89 in der Neiße um illegal nach Polen zu kommen.
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Beitragvon karnak » 10. März 2017, 17:08

Volker Zottmann hat geschrieben:
Das ist nun mal gar kein Unsinn!
Ab Verhängung des Kriegsrechts, kamen für uns die Beschränkungen. Mehrere Jahre kam man mit dem Personalausweis allein nicht nach Polen. Meine Schwiegermutter, die als gebürtige Polin durch Heirat eine Deutsche wurde, durfte auch nicht mehr fahren. Dann wurde irgendwann etwas gelockert. Man benötigte aber wieder einen Pass und eine Einladung einer in Polen lebenden Person, möglichst Verwandschaft.
Wir selbst haben auch einige Jahre mit den Besuchen in Masuren pausieren müssen. Wann es wieder normal wurde, kann ich mit Bestimmtheit nicht sagen. 1982/83 war Polen jedenfalls für Normalssterbliche noch fast dicht.

Gruß Volker

Man benötigte natürlich keinen Reisepass um nach Polen zu fahren, zu keiner Zeit. Mit der Militärregierung in Polen musste man ein Formblatt beim Pass und Meldewesen ausfüllen für eine Reise nach Polen, von einer kurzen Zeit des Beginns der Unruhen in Polen mal abgesehen war das eine reine Formsache, zumindest für die übergroße Mehrheit der DDR-Bürger. Man bekam eine Art Faltblatt in den Personalausweis geklebt auf dem an der Grenze Aus und Wiedereinreise gestempelt wurde.
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Beitragvon augenzeuge » 10. März 2017, 17:31

karnak hat geschrieben: Mit der Militärregierung in Polen musste man ein Formblatt beim Pass und Meldewesen ausfüllen für eine Reise nach Polen


Wie nahm man denn Kontakt zur Militärregierung auf,wenn man mit ihr etwas ausfüllen sollte...? [grin]

Anmerkung: Der Reisepass war bei Dienstreisen erforderlich.

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Beitragvon karnak » 10. März 2017, 17:34

[grin] Mit der Installierung der Militärregierung musste man das tun und von Dienstreisen reden wir doch wohl nicht, ein VZ wird wohl auch nicht als Dienstreisender unterwegs gewesen sein.
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Re: Reisen in die RGW-Laender

Beitragvon augenzeuge » 10. März 2017, 17:48

Ständig muss man Beiträge verschieben..... [angst]

Aber dafür habe ich einen Spiegelleckerbissen: Wo DDR-Bürger im Ausland Urlaub machen dürfen [wink]

Kinder sind ohnehin ausgeschlossen.
Die müssen als Pfand in der DDR zurückbleiben, weil Reisen nach Jugoslawien (offene Grenzen nach Österreich und Italien), nach Kuba (Flug mit Zwischenlandung im kanadischen Gander) oder nach Vietnam (Zwischenlandung in Karatschi, Pakistan) zur Flucht verlocken könnten.


Prestigeträchtig ist auch eine Flugreise in die Mongolische Volksrepublik (14 Tage 3800 Mark) oder nach Nordkorea (drei Wochen 4200 Mark). Sicherheitsprüfungen entfallen: Diese Länder sind noch besser bewacht als die DDR.


Reisebüro "Jugendtourist" :Wer sich ordentlich geführt hat, im Betrieb oder in der Schule gute Leistungen zeigt, der Staatspolitik treu ergeben ist und vor allem keine Westkontakte hat, bekommt vielleicht sogar die Chance, eine Fahrt in sogenannte NSW-Staaten (DDR-Kürzel für nichtsozialistisches Wirtschaftsgebiet) machen zu dürfen. Zur Auswahl stehen unter anderem Österreich, Frankreich, Italien und sogar Indien und Mexiko.
Trotz allen Fernwehs, das den DDR-Jugendlichen ebensowenig fremd ist wie ihren westdeutschen Altersgenossen, würden indes viele junge Bürger eine solche Reise kein zweites Mal machen. "Da paßt einer auf den anderen auf", klagte eine junge Ost-Berliner Journalistin nach einer Tour durch Österreich. "Wer zum Beispiel die vollen Läden bestaunt und das vor Mitreisenden mit dem kargen DDR-Angebot vergleicht, muß mit einer Rüge des Reiseleiters vor dem Reisekollektiv rechnen. Das versaut einem den ganzen Urlaub."

[grin]
Weiter hier: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13508521.html
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Re: Reisen in die RGW-Laender

Beitragvon Kumpel » 11. März 2017, 13:45

karnak hat geschrieben:.................von einer kurzen Zeit des Beginns der Unruhen in Polen mal abgesehen war das eine reine Formsache, zumindest für die übergroße Mehrheit der DDR-Bürger.




Nein, das war nicht bloß eine Formsache. Man benötigte definitiv eine Einladung aus Polen , sonst ging da nichts.
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