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Re: Urlaub in der DDR

BeitragVerfasst: 23. November 2019, 12:02
von Volker Zottmann
Merkur hat geschrieben:
Interessierter hat geschrieben:
Was Volker auf diesem bestimmten Zeltplatz erlebt habt, ist sicher so gewesen. Du und die üblichen User bestreiten doch regelmäßig die Aussagen von Zeitzeugen oder mokieren sich über völlig unwichtige Details, obwohl ihr nicht dabei gewesen seid!


Du selbst hast hast neulich folgende Passage eingestellt:

„Der menschliche Geist ist ein unzuverlässiger Zeuge. Er vergisst, er verdrängt, er formt und färbt. Das gilt um so mehr für Zeiten geschichtlicher Umwälzungen. Was habe ich gedacht, als 1989 die Mauer fiel? Was gehofft? Vieles gerät in der Rückschau durcheinander.“

Das kann man dem Interessierten gewiss bestätigen.

So mal ganz sachlich Merkur:
Es ist ja nicht so bei meinen Zeltplatzerlebnissen, dass ich allein die wahrnahm. Nach 1996 fanden sich gleichgesinnte Camper, die des Campens wegen sich einen neuen Platz suchten und aufbauten. Ein gut Teil derer hat mit mir nicht nur einmal ein Morgenbier geschlürft oder abends am Lagerfeuer gesessen. Und was passiert da regelmäßig? Es werden alte Anekdoten und Begebenheiten wieder aufgefrischt.
Zumindest die politisch Rotgepolten, solche wie der damalige ABV Harry, haben dann schön ihre sonstige Propagandaschnute verschlossen gehalten, weil sie um den Wahrheitsgehalt wussten. Anecken wollten die in der Neuzeit auch nicht mehr. Mein dortiger Rostocker Nachbar hatte aber manchmal doch Momente, die ich heute noch beim Beethoven erkenne. Da kommt der alte Gehorsamsscheiß wieder ans Tageslicht. Da werden Füchtlinge wieder Feinde und Verbrecher.

Ich will damit sagen, dass eben bei manchen Erinnerungen sich weder was vermischt, noch dass Verfälschungen einsetzen.
Einfach weil zu viele Zeugen dabei waren, die es genauso erlebten.

Gruß Volker

Re: Urlaub in der DDR

BeitragVerfasst: 23. November 2019, 12:48
von zoll
NOSTALGIKER, es ist mir bewusst, dass ich in deinen Augen nur Sch.... schreibe. Deshalb gebe ich dir den Rat, ignoriere mich oder lies nicht was ich geschrieben habe. Dann brauchst du dir auch nicht die Mühe machen irgend etwas auf mein "Geschreibsel" zu erwidern. Und tschüss.
zoll

Re: Urlaub in der DDR

BeitragVerfasst: 23. November 2019, 13:31
von Nov65
zoll hat geschrieben:NOSTALGIKER, es ist mir bewusst, dass ich in deinen Augen nur Sch.... schreibe. Deshalb gebe ich dir den Rat, ignoriere mich oder lies nicht was ich geschrieben habe. Dann brauchst du dir auch nicht die Mühe machen irgend etwas auf mein "Geschreibsel" zu erwidern. Und tschüss.
zoll

Da schließe ich mich gern an. Wer die Reiseunfreiheit in der DDR so verbrämen will wie es @Nost. praktiziert, ist es nicht wert beachtet zu werden. Reisen fürs gemeine Volk gingen bekanntlich nur nach Osten. Darin allein bestand und besteht unsere Weltkugel allerdings nicht.
Andreas

Re: Urlaub in der DDR

BeitragVerfasst: 23. November 2019, 13:35
von Nostalgiker
Welch ein Glück für mich das ich auf die absurden Interpretationen des von mir geschriebenen nicht antworten brauch.
Ich überlasse zoll und Nov65 ihren billigen und schalen Triumph es mir so richtig gegeben zu haben.

Re: Urlaub in der DDR

BeitragVerfasst: 23. November 2019, 13:35
von Nov65
Hallo Wilfried. Oft kriege ich fast Krämpfe, um den Sinn von Aussagen des @Nost. zu entschlüsseln. Er benutzt einen Code, der vielen von uns fremd ist.(Sat..)
Andreas

Re: Urlaub in der DDR

BeitragVerfasst: 23. November 2019, 13:41
von Kumpel
Dieser Nostalgiker spielt gerne den Deutungsführer in Sachen DDR und kanzelt nach SED Manier jede abweichlerische Meinung dazu ab.
Manche Menschen kommen einfach nicht mit der Bedeutungslosigkeit klar in die sie nach 1989 gefallen sind.

Re: Urlaub in der DDR

BeitragVerfasst: 23. November 2019, 14:09
von Nostalgiker
Es gibt hier sehr viele Heuchler die nach SED Manier jede abweichlerische Meinung erbarmungslos abkanzeln.

Re: Urlaub in der DDR

BeitragVerfasst: 23. November 2019, 14:11
von Kumpel
Sei dir gewiss Nosti, dich übertrifft keiner.
Weder im Heucheln noch beim Abkanzeln.

Re: Urlaub in der DDR

BeitragVerfasst: 23. November 2019, 14:13
von Nostalgiker
Das siehst du zu einseitig.

Re: Urlaub in der DDR

BeitragVerfasst: 3. Februar 2020, 10:32
von Werner Thal
Ostdeutsche Urlaubs-Tristesse

"Über der DDR ein Deckel aus Beton"

Geschlossene Restaurants, marode Schlösser, kranke Wälder: Mit seinem Trabant 601 de Luxe reiste der Fotograf
Siegfried Wittenburg im September 1987 durch Ostdeutschland. Er lichtete einen sterbenden Staat ab.

"Guten Tag. Haben Sie im kommenden Jahr vom 1. zum 2. September noch ein freies Doppelzimmer?"
Es war das dritte Hotel in Cottbus, das ich anrief. Mehr Hotels gab es dort laut Telefonbuch nicht.
"Ein Zimmer wäre noch frei", sagte eine ferne männliche Stimme. Es kostet 25 Mark" (MDN) - ich buchte sofort.

Es war Oktober 1986 und ich begann, fast ein Jahr im Voraus, eine zweiwöchige Urlaubsreise durch die DDR zu
organisieren, die meine Frau und ich mit dem neuen Trabant 601 de Luxe unternehmen wollten.
Im sogenannten Ostblock gab es für uns noch einen weißen Fleck: die DDR.

Ich telefonierte die geplanten Stationen nach Hotels ab, die ich mir auf dem Postamt aus den Telefonbüchern
abgeschrieben hatte. Auch in Zittau hatte ich Glück und bestellte für drei Nächte ein Doppelzimmer mit
Waschbecken, fließend warmen Wasser sowie Toilette auf dem Flur. Eine Dusche gebe es nicht, hörte ich,
doch im Warmbad der Stadt könne man sich eine Badewanne mieten.

In Dresden war ich weniger erfolgreich: Alle Hotels und privaten Unterkünfte waren ausgebucht. Das Gleiche
galt für Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz), Weimar und Leipzig. Ich schrieb Bekannte und Verwandte an
und wir erhielten die Zusage, auf der Gästematratze zu schlafen. Bei Problemen, so planten wir, war die
DDR klein genug, um innerhalb eines Tages wieder zu Hause in Rostock zu sein.

Überall lauern Volkspolizisten

Erste Station unserer Reise im September 1987: die Hauptstadt der DDR. Der Trabant brachte auf der Autobahn
mit Rückenwind 115 Stundenkilometer zustande und wir überholten die westlichen Markenautos, die sich
streng an die Geschwindigkeitsbeschränkung von 100 km/h hielten. Die Insassen sahen etwas verstört zu uns
herüber - bis uns ein Sportwagen in die rechte Spur hupte und beim Vorbeifahren seinen Motor aufheulen ließ.

...und hier gehts mit der Story weiter:

https://www.spiegel.de/geschichte/reise ... 93555.html

W. T.

Re: Urlaub in der DDR

BeitragVerfasst: 3. Februar 2020, 10:47
von zonenhasser
Der Trabi brachte auf der Autobahn mit Rückenwind 115 Stundenkilometer zustande und wir überholten die westlichen Markenautos, die sich streng an die Geschwindigkeitsbegrenzung von 100 km/h hielten. Die Insassen sahen etwas verstört zu uns herüber - bis uns ein Sportwagen in die rechte Spur hupte und beim Vorbeifahren seinen Motor aufheulen ließ.

Auf gleicher Höhe hätte man den Porsche-Fahrer bei heruntergekurbelter Scheibe fragen können, ob er wüsste, wo bei dieser komischen Schaltung der 2. Gang liege.

Re: Urlaub in der DDR

BeitragVerfasst: 3. Februar 2020, 11:34
von Interessierter
Solche Zustände, besser gesagt Notstände, gab es sogar 1986 noch? [flash]

Re: Urlaub in der DDR

BeitragVerfasst: 3. Februar 2020, 13:16
von augenzeuge
Interessierter hat geschrieben:Solche Zustände, besser gesagt Notstände, gab es sogar 1986 noch? [flash]

Noch ist nicht richtig. Denn vorher klappte das besser.

AZ, der z. B. 1984 in Ostberlin, 1985 in Potsdam, und Leipzig schnell ein Zimmer fand. Immer mit Dusche.

AZ

Re: Urlaub in der DDR

BeitragVerfasst: 6. Februar 2020, 11:23
von Werner Thal
DER SPIEGEL - Geschichte

DDR-Urlaub auf Hiddensee

Zu Gast im Viehstall mit Gardinen

Die Verteilung von Ferienplätzen gehörte zu den geheimnisvollsten Vorgängen in der DDR. Hiddensee-
Urlauber landeten oft in seltsamen Ausweichquartieren - und bekamen skurrile Geschichten zu hören.

"In dreißig Minuten sind wir drüben", meinte der Käpt´n beiläufig und wies westwärts. "Drüben" bedeutete für
DDR-Bürger normalerweise die Welt jenseits der abgeriegelten Grenzen. Die Ostseeinsel Hiddensee, die sich
bei unserer Überfahrt 1982 schemenhaft im Nebeldunst am Horizont abzeichnete, war jedoch ohne
Ausreisevisum erreichbar. Jeder Besucher musste aber ein Quartier nachweisen. Und da begann das Problem.

Übernachtungsmöglichkeiten auf Hiddensee waren rar. Neunzig Prozent aller privaten Fremdenzimmer - Hotels
oder Pensionen gab es dort schon lange nicht mehr - mussten dem Feriendienst der Staatsgewerkschaft FDGB
zur vertraglichen Nutzung gemeldet werden. Um die restlichen Zehn-Betten-Prozent buhlten Tausende
Möchtegern-Ostseeurlauber aus dem DDR-Binnenland.

Die Hiddenseer hatten schnell den Marktwert ihrer vermietbaren Behausungen erkannt. Wer Waren bieten konnte,
geriet eher in den Kreis der Auserwählten. Gefragt waren vor allem Kacheln fürs eigene Bad, elektrische
Nachtspeicheröfen, Zement oder andere schwer zu beschaffende Baumaterialien.

Urlaub ohne Intershop

Die Verteilung von Ferienplätzen gehörte zu den geheimnisvollsten Vorgängen in der DDR. Wer sich um einen
Hiddensee-Platz bemühte, bekam ihn garantiert nicht. Viele, die es per Gewerkschaft-Ferienscheck zufällig auf
die autofreie Insel verschlug, waren enttäuscht. Sie wollten im Urlaub etwas erleben, doch in den Orten Kloster,
Bitte und Neuendorf gab es weder Bars noch Strandpromenade oder Geschäfte, auch keinen Intershop. Maulende
Feriengäste waren damals nicht selten. Kaum einer verspürte offenbar Lust, die Abende in den verräucherten
Fischerkneipen zu verbringen.

https://www.spiegel.de/geschichte/urlau ... 83589.html

W. T.

Re: Urlaub in der DDR

BeitragVerfasst: 6. Februar 2020, 12:40
von Kumpel
Wir hatten mal einen Ferienplatz auf Hiddensee im Privatquartier.
Da kam die Wirtin früh morgens ohne Ankündigung ins Zimmer , mit einem Wäschekorb unter dem Arm machte das Fenster auf und kletterte auf das Dach einer angebauten Garage.
Hängte dort ihre Wäsche auf und kletterte wieder in unser Zimmer und verließ mit der Bemerkung , ach ich dachte sie sind nicht da wieder das Zimmer.
Wir lagen die ganze Zeit verdutzt im Bett.

Re: Urlaub in der DDR

BeitragVerfasst: 6. Februar 2020, 15:31
von Nostalgiker
Ach du armes Würstchen, dieses "Erlebnis" erklärt so manches in deinem Leben aber nicht alles ,,,,

Re: Urlaub in der DDR

BeitragVerfasst: 6. Februar 2020, 15:34
von augenzeuge
Nostalgiker hat geschrieben:Ach du armes Würstchen, dieses "Erlebnis" erklärt so manches in deinem Leben aber nicht alles ,,,,


Was erklärt das denn? [denken]

AZ

Re: Urlaub in der DDR

BeitragVerfasst: 6. Februar 2020, 15:40
von karnak
Eine schöne Geschichte ist es in jedem Fall [flash] , hätte eigentlich ein Volker Zottmann erleben müssen, in seine Biographie passt es perfekt. [flash]

Re: Urlaub in der DDR

BeitragVerfasst: 6. Februar 2020, 15:58
von Volker Zottmann
karnak hat geschrieben:Eine schöne Geschichte ist es in jedem Fall [flash] , hätte eigentlich ein Volker Zottmann erleben müssen, in seine Biographie passt es perfekt. [flash]


Fehlen Dir Kohlehydrate oder weshalb spinnst Du so vor Dich hin?
Wie sollte denn damals ein Camper in Hiddensee in ein Privatzimmer kommen? [bloed]

Gute Besserung Kristian. Volker

Re: Urlaub in der DDR

BeitragVerfasst: 6. Februar 2020, 16:01
von karnak
[flash] Es ist nicht zu ändern, solch lustige Geschichten kenne ich nun mal vordergründig aus Deiner Feder.

Re: Urlaub in der DDR

BeitragVerfasst: 6. Februar 2020, 16:07
von Volker Zottmann
karnak hat geschrieben:[flash] Es ist nicht zu ändern, solch lustige Geschichten kenne ich nun mal vordergründig aus Deiner Feder.

Ist aber auch logisch, wer nur im Eternitkabuff rumsaß, hat weder die DDR kennengelernt, noch später viel zu erzählen. So gesehen haben es Kumpel und auch ich wohl besser geregelt damals...
(Und ich habe bei Weitem nicht jedes Ding und jede Episode aufgeschrieben.)

Gruß Volker

Re: Urlaub in der DDR

BeitragVerfasst: 6. Februar 2020, 16:18
von karnak
[grin] Was soll ich machen, ich habe halt immer viel gearbeitet, für lange im Bett liegen war meistens wenig Zeit. Und so habe ich wohl die Frau mit dem Wäschekorb verpasst. [flash]

Re: Urlaub in der DDR

BeitragVerfasst: 6. Februar 2020, 18:05
von zonenhasser
karnak hat geschrieben: Und so habe ich wohl die Frau mit dem Wäschekorb verpasst.
Tolle Story - wenn sie nackt gewesen wäre. [grin]

Re: Urlaub in der DDR

BeitragVerfasst: 6. Februar 2020, 18:51
von Edelknabe
Unser VEB "Staatsnah und Panzerhart" hatte recht gute Ferienplätze. Mit weitläufigem Gelände,guter Küche und Rasenflächen mit Badestrand.An einem fahre ich heute auf dem Weg an die Ostsee immer vorbei, so auf Höhe Alt-Töplitz nahe Potsdam. Wenn wir über die lange Brücke fahren sag ich dann immer zu Susanne: "Weißt du noch wie du da unten halbnackig auf dem Liegestuhl gesessen hast und ich die erotischen Fotos geschossen habe. Und dann hast du dem älteren Hausmeister bei der Rasenmahd geholfen, mit fast nix an."

Das waren Zeiten Männer, da waren wir noch jung und knackig...nackig auch. Heute ich mags garnich ....nee besser nicht.Alles verewigt, gespeichert, schöne Zeiten waren das.

Rainer-Maria

Re: Urlaub in der DDR

BeitragVerfasst: 6. Februar 2020, 19:01
von Werner Thal
Um zum (offiziellen) FKK-Strand zu gelangen - für uns in den 1970er und 1980er Jahren war
es eher ein "Klacks". Bei entsprechendem Wetter - ruck zuck auf die Fahrräder geschwungen,
ein paar Kilometer in die Pedalen getreten - und schon waren wir an der Ostsee in XYZ.
Dann, in den 1990 Jahren war es für uns schon entfernungsmäßig auswendiger ans Salzwasser
zu kommen. Die Zeiten und auch die Gegenden ändern sich manchmal....

W. T.

Re: Urlaub in der DDR

BeitragVerfasst: 6. Februar 2020, 19:52
von Volker Zottmann
Werner Thal hat geschrieben:Die Zeiten und auch die Gegenden ändern sich manchmal....

W. T.

...und die Menschen, Werner!
Die westliche Prüderie hat im Osten vollen Einzug gehalten. Um jeden Zentimeter Ostseestrand muss man kämpfen, wenn man nackig bleiben will.

Gruß Volker

Re: Urlaub in der DDR

BeitragVerfasst: 9. Februar 2020, 11:12
von Interessierter
Urlaub von der Diktatur?

Ordnung und Kontrolle auf den Zeltplätzen der DDR


Ordnung und Sicherheit auf dem Zeltplatz

Eine erste Regulierung auf den Zeltplätzen erreichte der Staat durch die Campinggenehmigung. In der Regel musste schon im Vorjahr bei der zentralen Vermittlungsstelle des Bezirks ein Antrag für solch eine Campingerlaubnis eingereicht werden.[6] Vor Ort wurde der „Campingfreund[7] polizeilich gemeldet, zudem erhielt er gegebenenfalls eine Kontrollmarke, die er mit der Campinggenehmigung bei Kontrollen vorzeigen musste.[8] Die Camper_innen hüteten die Campinggenehmigung wie einen Schatz, da es bei Verlust keinen Ersatz gab und sie mitunter täglich kontrolliert wurden. Neben der Campinggenehmigung wurde tagtäglich die Einhaltung der Campingordnung kontrolliert, welche die kleinbürgerlichen Werte von Ordnung, Ruhe und Sauberkeit sowie den Brandschutz regelten. Unterstützung erfuhr das Zeltplatzpersonal hier in erster Linie von einem ehrenamtlichen Campingbeirat, bestehend aus (Dauer-)Gästen und lokalen Vertretern des Handels und gesellschaftlicher Organisationen, die zudem helfen sollten, dass „sich eine interessante kulturelle und sportliche Atmosphäre entwickelt.“[9] Welche staatlichen Kontrollorgane sich darüber hinaus auf den Zeltplätzen tummelten, verdeutlicht ein Bericht der Volkspolizei Grimmen über den Zeltplatz in Stahlbrode, die den „wirksamen Einsatz des zuständigen ABV, […] des Streifeneinzeldienstes, […] der Feuerwehr und der Verkehrspolizei, der Freiwilligen Helfer der DVP und der gesellschaftlichen Kräfte sowie der eingesetzten Ordnungsgruppen“[10] lobte. Der optische Gegensatz zwischen den uniformierten Kontrolleuren auf der einen und den halbnackten Urlauber_innen auf der anderen Seite gehörte wohl zum Alltagsbild auf den Zeltplätzen der DDR.

Intercamping und das Ministerium für Staatssicherheit (MfS)

Die bis zu 32 Intercampingplätze mit gehobener Ausstattung, auf denen jährlich bis zu 100.000 ausländische Touristen, aber auch 300.000 DDR-Bürger_innen ihren Urlaub verbrachten, nahmen eine besondere Rolle im DDR-Campingwesen ein.[11] Zum einen waren sie als Devisenbringer relevant für die Volkswirtschaft, zum anderen gerieten die Intercampingplätze vor den Augen der internationalen Gäste zu einem Schaufenster der DDR. Hier konnte sich der Staat inszenieren und die heile Welt des Sozialismus präsentieren. Die Gewährleistung von Ordnung und Sicherheit war auf diesen Plätzen für den Staat folglich von besonders großem Interesse.

Die Intercampingplätze stellten für das MfS aufgrund der vielfältigen Kontaktmöglichkeiten westlicher Besucher_innen mit DDR-Bürger_innen ein Sicherheitsrisiko dar. So bestand eine Aufgabe der Abteilung VI „Grenzkontrollen, Reise- und Touristenverkehr“ in der „politisch-operativen Sicherung“ solcher touristischer Einrichtungen.[12] Erich Mielke stellte 1975 in einer Dienstanweisung fest, dass unter dem Deckmantel des Tourismus die „Organisierung der subversiven Tätigkeit gegen die DDR“[13] durch den Feind erfolge. Die Arbeit des MfS auf den Zeltplätzen bestand im Wesentlichen in der Aufklärung, Überwachung und Kontrolle von politisch bedeutsamen Personen(gruppen) – sowohl auf Seiten der Gäste als auch beim Zeltplatzpersonal. Neben der Verhinderung von politischen Verbrechen wie Spionage und Republikflucht/Fluchthilfe umfasste der Auftrag der Staatssicherheit ebenso die Verhinderung von Straftaten der allgemeinen Kriminalität wie Diebstahl oder Sachbeschädigung.[14] Aufgrund dieses sehr allgemeinen und umfassenden Auftrages konnten bei der „Objektsicherung“ durch die inoffiziellen Mitarbeiter_innen die unterschiedlichsten Dinge in den Blick des MfS geraten.

Ein Alltagsphänomen, das dem MfS gehörig auf die Nerven ging, waren jugendliche Gruppen, die den Campingplatz zur Kneipe umfunktionierten. Eine MfS-Sicherungskonzeption konstatiert hierzu: „Während der Saison ist auf dem Intercampingplatz Seehof eine hohe Konzentration von jugendlichen Gruppen zu verzeichnen. […] Durch diese Gruppierungen […] werden folgende Vorkommnisse verursacht: rowdyhaftes Verhalten, unberechtigter Aufenthalt […] während der Nachtzeit, geringfügige Diebstähle […], Durchführung von Lagerfeuern bei angewiesener Waldbrandstufe u. a. mehr.“[15] Ein besonders extremes Beispiel ereignete sich zu Pfingsten 1989, als sich 600 Jugendliche auf dem Zeltplatz Ecktannen (Waren/Müritz) einfanden. Daraufhin gaben sich die in der Adoleszenz Befindlichen ein Wochenende lang dem Alkoholkonsum hin. Ein offenkundig schockierter IM berichtete: „Was sich moralisch in den drei Tagen abgespielt hat, entsprach nicht mehr unseren sozialistischen Moralauffassungen. ( herrlich - die sozialistische Moralauffassung [laugh] ) Nach ersten Schätzungen beläuft sich der materielle Schaden auf 10.000 Mark, ohne den moralischen Schaden einschätzen zu können.“[16] Doch auch bei wesentlich harmloseren Vorfällen wurde das MfS aktiv, wenn das Ansehen der Intercampingplätze Schaden zu nehmen drohte.

Fazit

Die Campingordnung sowie die Kontrollen auf ihre Durchsetzung ließen keinen Zweifel daran aufkommen, dass der Staat keine Exklaven oder Nischen duldete, sondern stattdessen bestrebt war, seine Bürger auch im Urlaub zu kontrollieren. Die großen überfüllten Campingplätze an der Ostsee mit bis zu 7.000 Gästen mögen auf den ersten Blick ein chaotisches Bild abgegeben haben, doch war jede Person polizeilich gemeldet und der Staat wusste im Prinzip jederzeit, wer sich wo aufhält. So ist auch das rigorose Vorgehen gegen „Schwarzcamper“ zu verstehen, die weniger einen wirtschaftlichen Verlust als vielmehr eine Unterhöhlung der staatlichen Autorität darstellten.

Die täglichen Kontrollen bedeuteten ein beständiges Eindringen in die Privatsphäre und verhinderten so exklusive Freiräume. Dabei wurde die Campingordnung nicht nur durch die staatlichen Exekutivorgane durchgesetzt, sondernn auch mit der Institution des Campingrates sowie wachsamen Mitcampern ebenso durch Selbstkontrolle und -disziplinierung gewährleistet. Die einzelnen Kontrollelemente (wie die Kontrollen auf Einhalten des Brandschutzes) mögen für sich allein nachvollziehbar, sinnvoll und bei weitem nicht diktatorisch sein. Doch in der Gesamtheit bewirkten die vielen Einzelmaßnahmen, dass die Camper_innen während ihres Urlaubs täglich wegen der unterschiedlichsten Belange kontrolliert werden konnten und sich vor Menschen in Uniform verantworten mussten.

https://zeitgeschichte-online.de/kommen ... r-diktatur

Re: Urlaub in der DDR

BeitragVerfasst: 9. Februar 2020, 13:18
von Volker Zottmann
Wilfried,
wenn Du mit der Vorabgenehmigung erstmal auf dem Zeltplatz angemeldet warst, warst Du dort schriftlich registriert. Da brauchte keiner mehr die Genehmigung hüten. Wobei man natürlich schon seine Papiere beisammen hielt. Auf fast allen DDR-Plätzen gab es Zeltnummern. Die waren auf Plastikscheiben oder Wimpeln oder kleinen Quadraten farbig gedruckt. Diese Nummern waren sichtbar am Zelt anzubringen. Folglich hätten diese Zelte nicht mehr näher kontrolliert werden müssen. Das geschah als Repression aber dennoch, aber für uns bemerkbar, so penetrant aufdringlich, erst ab etwa 1983/85.
Zuvor waren wir in Mecklenburg auf unserem Zeltpatz uns selbst überlassen. Und das lief nach Anmeldung in einer entfernten Bürgermeisterei problemlos.
Das zeigt, dass die Gängelei erst einsetzte, als es dem Staat schon spürbar dreckiger ging.

Gruß Volker

Re: Urlaub in der DDR

BeitragVerfasst: 9. Februar 2020, 13:32
von Interessierter
Moin Volker, das vermag ich nicht zu beurteilen. Ich denke aber auch, dass es von Zeltplatz zu Zeltplatz unterschiedliche Handhabungen gegeben haben wird.

Re: Urlaub in der DDR

BeitragVerfasst: 9. Februar 2020, 13:41
von Volker Zottmann
In einer Kartei oder einem Meldebuch war zumindest jeder Camper fein säuberlich eingetragen.
Und egal, wo ich auch mal vorbei kam, diese Zeltnummern-Anhänger waren fast überall zu sehen. Auf unserem Zeltplatz konntest Du Dich dann hinstellen, ganz nach Belieben. Die letzten Jahre aber Wohnwagen und Zelte räumlich getrennt. Auf den meisten Plätzen aber wurde Dir Dein parzellierter Abschnitt genau zugewiesen.

Gruß Volker