Urlaub in der DDR

Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Berliner » 3. Mai 2011, 22:07

Hallo Dille, Dein Erfindungsreichtum ist beachtenswert ! [super]

Das erste Foto sieht toll aus...hast Du noch mehr (nur wenn Du Zeit hast) ? [wink]

Duane [hallo]
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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Dille » 3. Mai 2011, 23:48

Ach je Berliner,

für mehr Fotos aus dieser Zeit könnte ich mir ja von Dir nur ein "Budweiser" oder "Miller's" oder "Coors" erwünschen, ja wenn Du mal zu einem Treffen kämest und ich auch, und wir 2 Berliner dann mal........, dann hätte ich natürlich auch noch mehr Bilder aus dieser Zeit..... ---- Spaß beiseite, ich hab' natürlich aus dieser Zeit und dieser Ecke noch mehr Bilder.
Die Geschichte zu diesem Bild ist ein wenig ernster -- jener Freund im Bild (zu dem ich jetzt immer zu Himmelfahrt nach Finsterwalde fahre) und der Fotograf (mein damaliger SemSek und ich) hatten es nicht ganz so einfach bis zu diesem Punkt des Bildes :
der Freund von mir (im Bild) war mit Familie aus dem Iser- Gebirge in die DDR verschlagen, Vater hing an seiner wilden Heimat, und irgendwie kam ein Bildband "Flößen auf der Moldau" in seinen Besitz (also, Iser Gebirge und Moldau sind weit entfernt, aber trotzdem) -- und wir Studenten saßen in Dresden, schauten uns diesen Bildband an -- und da war dann dieses studentische "eehh", das müßten wir auch mal machen. Na ja, und da fingen dann die Planungen an, Tschechische Kronen auf dem Altmarkt besorgt in Dresden, Planung gemacht......, getrampt von Dresden nach Schmilka (Grenze zur CSSR), wir wurden getrennt beim Trampen, ich war der Letzte, der in Schmilka ankam. Ich wurde schon erwartet, -- die 2 Anderen saßen schon da. Ich wurde gleich befragt wohin und warum -- und erinnert euch, wir wollten flößen. Also in meinem Rucksack waren 25 m Wäscheleine und ein Hackebeil, die Genossen in Schmilka natürlich hochalarmiert, da die beiden vor mir schon zu Protokoll gegeben hatten, daß wir an den Lipno- Stausee, südlich von Cesky Krumlov --- und im südlichsten Teil nur 300 m von der österreichischen Grenze --- wollten. Wir saßen also in Schmilka -- jeweils 100 m voneinander getrennt zwischen den Verhören, insgesamt etwa 6 Stunden, und es ging wegen Hackebeil und Wäscheleine und Lipno Stausee -- ganz eindeutig in Richtung "Republikflucht- Verdacht".
Dann kam noch irgendein Öberer aus Bad Schandau dazu -- mein SemSek (jener Idealist aus meinen vorherigen Schilderungen) hat sich dann wohl als "Genosse" oder "IM" oder sonstwas zu erkennen gegeben -- und nach letzlich etwa 6 Stunden "durften" wir dann ins "Bruderland" CSSR ausreisen.
Dazu muß ich noch sagen, daß der DDR- Zoll bei den beiden Ersten (also mein Finsterwalder Freund und mein SemSek) die in Dresden zuvor schwarz getauschten Kronen gefunden hatte (was später noch für beide im Studium unangenehme Folgen hatte), wir lebten also in der CSSR 14 Tage lang von meinen -- nicht gefundenen schwarz getauschten Kronen -- und hatten dennoch Spaß auf dieser Tour, für's Bier hat's immer noch gereicht. Und wie mein Bild zeigt --- die Tschechen hatten auch immer eine "Antenne" für Holz- brauchende oder sonst nette DDR- Studenten -- und um gleich eine Frage zu beantworten, das Floß haben wir dann vor Prag (so ca. 40 km vor Prag kommen etliche Floß- hinderliche Stauseen) für 'nen Kasten Bier auf'm Campingplatz "ver- kauft", und sind auf die Straße zurück.

Ich würde mal sagen -- auch manche "west"deutsche Studenten könnten ähnliche Stories beitragen, insofern ist meine Erfahrung vielleicht "Studenten"- spezifisch -- nur in der DDR vielleicht etwas extra- vagant. Im übrigen treffe ich eben die beiden anderen Beteiligten regelmäßig auch nach 45 Jahren noch, unterschiedliche Lebenswege, unterschiedliche Erfahrungen und Denkweisen (war auch gerade Mitte April in Finsterwalde) -- aber der "Geist" von 1965 ist irgendwie bei allen noch wach !

Gruß in die Runde, Dille
Dille
 

Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Dille » 4. Mai 2011, 16:35

Hallo,

ich hab’ nochmal in meinen Bildern gekramt und noch ein paar Bilder gefunden, die uns „in action“ zeigen, so das Floß auf der Moldau mit unserer kühnen Konstruktion eines „Mastes“, an dem wir unsere Rucksäcke trocken halten konnten. Zu meinem Vergnügen habe ich auch noch mein Hackebeil entdeckt (rechts unten), das uns in Schmilka (zusammen mit 25 m Wäscheleine) in den Ruch der beabsichtigten „Republikflucht“ brachte.
Die Moldau sieht hier recht harmlos aus (wohl auch deshalb war hier Muße zum Foto- grafieren), aber es gab auch wildere Abschnitte, so sind wir mal mit einem Balken auf einen Fels aufgelaufen und und waren von der Strömung in Nullkommanix gedreht.
Die Strömung wird durch viele Wehre reguliert, all paar Kilometer eines, und wir mußten unsere Konstruktion da immer rüberhieven, die Moldau vor dem Wehr max. knietief, 2 schoben hinten, einer mußte hinter’s Wehr um dort das Floß zu dirigieren – beim ersten Wehr gab es den berühmten „aha“- Effekt, ein Schritt hinter’s Wehr und man war bis
über den Kopf unterWasser – hätte man sich als stud. ing. vielleicht sogar vorab denken können.....

Dann noch ein Bild im Abendfrieden an der Moldau, zum Zelt geformte Armeeplane, die „Zeltstäbe“ aus dem Ufergebüsch --- und die Flasche Bier zum Abend“essen“ (das Floß weiter unten auf ’ner Sandbank).

Dann füge ich 3 Bilder bei aus Cesky Krumlov (Böhmisch Krummau), jeweils im Vergleich von 1965 mit gleicher/ vergleichbarer Perspektive zu 2010. So schön wie ich schon 1965 Cesky Krumlov fand – im Nachhinein muß ich doch sagen, es war eigentlich ein Bild des Jammers. Man konnte die historische Bausubstanz nicht wirklich erhalten – zum Glück fehlten aber auch die Mittel, um die Altstadt einfach „platt zu machen“ und dort sozialistische Plattenbauten hinzupflastern, so verfiel Cesky Krumlov immer mehr, in seinem toten Eck nahe der österreichischen und (west)- deutschen Grenze gelegen.....

Mit der Wende kamen dann dort auch Touristen und Investoren – ich hab’s mit einem weinenden und einem lachenden Auge gesehen (und über die 22 Jahre verfolgt), es war schön anzusehen, wie die Bausubstanz restauriert und gepflegt wurde, man konnte andererseits aber auch verfolgen, wie immer mehr der kleinen, angestammten Geschäft- chen aufgeben und Boutiken mit Touristentand weichen mußten (die Mieten !), heute schieben sich die Touristengruppen (also „-massen“ sind es Gottlob doch noch nicht) durch die Gassen, Busladungen Japaner kommen zum Tagesausflug aus Prag. Und die Moldau hat man auch nicht mehr „für sich“ -- überall kann man Kajaks und Schlauch- boote ausleihen – und na klar, auch ich bin mit Freunden (und Frau) schon mal wieder 20 km die „historische“ Strecke nachgefahren im Schlauchboot.
Zum Glück ist Cesky Krumlov eben weniger bekannt als Prag, das spiegelt sich deutlich im Preisniveau, die Halbe Pilsner Urquell vom Faß kostet jetzt etwa 30,- Kronen (also 1,25 Euro) die Übernachtung in einer Pension im Stadtzentrum ca. 1.200,- Kronen (DZ/ F) für’s Zimmer -- auf all diesen Preisen hat wohl noch immer der Staat die „Hand drauf“, denn der Übernachtungspreis ist seit Jahren stabil, der Bierpreis aber ca. 20 % angehoben worden. Nachteilig für uns ist, daß die Tschechische Krone seit Jahren immer stärker wurde zum Euro, von um die 30,- Kronen pro Euro auf heute rund 24.

Ach ja – und die Russen haben Cesky Krumlov auch noch nicht entdeckt – wir waren auch mal ein paar Tage in Karlsbad – da ist es wirklich heftig, und die Preise total versaut, da kostet die Halbe Bier zwischen 50 und 60 Kronen (sorry, aber die halbe Bier ist nun mal Rund um die Welt ein gewisser Indikator für das Preisniveau !).

Ja, dann viel Spaß mit den anhängenden Bildern, Gruß Dille
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Dille
 

Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Berliner » 5. Mai 2011, 05:03

Hallo Dille, vielen Dank. [rose]

Dille hat geschrieben:für mehr Fotos aus dieser Zeit könnte ich mir ja von Dir nur ein "Budweiser" oder "Miller's" oder "Coors" erwünschen


oder das hier:

Bild

Auf jeden Fall hast Du etwas gut bei mir...super Geschichten. [super]

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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Berliner » 5. Mai 2011, 05:12

Hallo Dille...auch fuer die Vergleichsbilder vielen Dank ! [rose]

Selber bin ich ein Mal in Tschechien gewesen, an der Grenze zu Deutschland (Usti). Ein wunderbares Land, das ich gerne wieder besuchen wuerde ! [super]

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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Thomas 1948 » 5. Mai 2011, 11:16

Hallo Dille, sind sehr schöne Fotos, war ca 1972 mit Jugendtourist in Prag, Bratislawa und in der Tatra.
Thomas
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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon CaptnDelta » 5. Mai 2011, 11:44

Berliner hat geschrieben:Bild
Berliner
Nice, *Chico* Beer. [super]

Oder das hier?
Bild

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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Dille » 5. Mai 2011, 13:45

Ja Danke Berliner,

ich weiß, daß dieses Klischee von der miesen amerikanischen Einheitsplempe so nicht mehr stimmt, zwar dürfte Anheuser- Busch noch immer das meistgetrunkene sein, aber daneben haben sich etliche kleine "micro brews" etabliert (ich selbst habe in Kona/ Hawaii mal ein richtig gutes Bier einer solchen "micro brew" getrunken).
Erst unlängst war in der "Süddeutschen Zeitung" ein Artikel zum Thema, nämlich daß Deutschland sich viel zu lange in seinem "Reinheitsgebot" gesonnt hat, und auch deutsche Braumeister wegen der besseren Entfaltungsmöglichkeiten nach USA gehen, um dort zu experimentieren. Wobei "Experimentieren" nicht "Panschen" heißt, sondern eben anderer Hopfen, anders gehopft (z.B. keine Hopfen- Pellets) und andere Mischungsverhältnisse -- und dabei interessante Ergebnisse erzielen.
Auch wenn man hier in Deutschland abseits der Trampelpfade wandelt, kann man diesbezüglich interessante Erfahrungen machen, z.B. haben wir im Vorjahr eine Radtour im Altmühltal gemacht und dort das Bier kleiner fränkischer Brauereien getrunken -- köstlich !

Gut, also vorgemerkt hab' ich mir, daß wir mal ein wie auch immer geartetes Bier zusammen trinken, Gruß, Dille
Dille
 

Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Berliner » 6. Mai 2011, 04:35

CaptnDelta -- Gordon Biersch...werde mal gucken. [grins] Danke fuer den Tipp...

Dille -- dann spendiere ich Dir was anderes. Muss net unbedingt 'n Miller oder Bud sein, ge ? [wink]

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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon LO-driver » 6. Mai 2011, 06:44

Ich möchte hier in diesem Trade auch einige Reiseeindrücke aus den 70er Jahren zeigen. Zwei mal, 1977 und 78 sind wir in Familie,
mit dem Wartburg 311 bis ins 2.500km entfernte Bulgarien, an die Schwarzmeerküste zum zelten gefahren.
Von der Organisation, der Fahrt, der Natur und den herzlichen Menschen vor Ort, ein immer wieder schönes Erlebnis.
Dabei ist bei der ersten Reise auch sehr viel Elend und Katastrophe zu sehen gewesen. In Bukarest (Rumänien) und Umgebung ist
1977 kurz vorher ein schweres Erdbeben gewesen. Es gab so um die 1.500 Tode zu beklagen, aber auch sehr viel zerstörte Häuser und
Elend, was diesem Volk zusätzlich zum Armutsleben sicher sehr zu schaffen machte.
Dies war ein Erlebnis, was für immer in meinem Gedächtnis bleibt. Einige Bilder aus den Urlaubsfahrten zeigen die Überfahrt von Giurgin
nach Russe (Rumänien-Bulgarien) über die Donau, das Rilagebirge u.Kloster, Insel Nesebar in Bulgarien u.s.w.

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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon augenzeuge » 6. Mai 2011, 13:12

Starke Leistung, was der 311er da leisten musste..... [wink] Und alles ohne Klimaanlage..... [flash] Ich kenne das auch noch. Heute ist das für die meisten kaum noch vorstellbar.

Ihr seid direkt am Eisernen Tor gewesen, an der Grenze? Durfte man denn da hin?

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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Berliner » 6. Mai 2011, 18:48

Dille...nochmals gelesen und gesehen. Vielen Dank fuer die tollen Geschichten und Bilder ! [super]

Andreas, das waren Zeiten, nicht wahr ? [grins]

Nochmals Danke ! [hallo]
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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon LO-driver » 6. Mai 2011, 18:49

Die Fahrt ging auf der Strecke von Timisoara nach Craiova entlang der Donau auf der Landstrasse 6 u.57 immer am Fluß entlang.
Das Foto aus dem Auto raus zeigt die erste Staustufe der dortigen Wasserkraftwerke am Eisernen Tor.
Über diese Brückenführung, ging es auch in Richtung ex Jugoslawien. Natürlich sind die Gespräche im Auto darauf hinaus gelaufen,
dort abzubiegen um in Belgrad die Deutsche Botschaft anzusteuern. [denken]
Aber letztlich ist der Mut zu diesem Schritt nicht so groß gewesen. Die Natur und Hilfsbereiten Menschen an dieser Stelle haben bis heute
einen guten Eindruck hinterlassen.
Der Wartburg ist in diesem Bereich mit einem Kühlwasserschaden liegen geblieben, der von Einheimischen in einer uns Deutschen fremden
Art und Weise zur Zufriedenheit beseitigt wurde. [knuddel]

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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Berliner » 6. Mai 2011, 19:21

Hallo Andreas,

LO-driver hat geschrieben:Natürlich sind die Gespräche im Auto darauf hinaus gelaufen, dort abzubiegen um in Belgrad die Deutsche Botschaft anzusteuern.


Ihr habt Euch '78 tatsaechlich ueberlegt... [shocked]

LO-driver hat geschrieben:...in einer uns Deutschen fremden Art und Weise zur Zufriedenheit beseitigt wurde.


wie macht man das in Bulgarien ? [ich auch]

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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon augenzeuge » 6. Mai 2011, 19:22

Berliner hat geschrieben:Hallo Andreas,

LO-driver hat geschrieben:Natürlich sind die Gespräche im Auto darauf hinaus gelaufen, dort abzubiegen um in Belgrad die Deutsche Botschaft anzusteuern.


Ihr habt Euch '78 tatsaechlich ueberlegt... [shocked]



Abbiegen und ansteuern ging nur nicht...... [angst]
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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon LO-driver » 6. Mai 2011, 20:37

Es gab damals schon Reiseangebote nach Jugoslawien über DDR-Reisebüros. Diese sind aber für Normale Bürger nicht bezahlbar gewesen.
Einige Gerüchte über Fluchtmöglichkeiten sind im umlauf gewesen, so das im kleineren Kreis öfter darüber gesprochen wurde.
Eine gezielte Planung ist unter der Angst der zuständigen "Organe" ausgeblieben.
Die Reparatur des Autos ist wirklich abenteuerlich verlaufen. Ein Hauptwasserschlauch von der Wasserpumpe zum Kühler war geplatzt.
Die weiterfahrt ist unmöglich gewesen und eine Wartburg Werkstatt ist im Rumänien sicher auch nicht zu finden gewesen. In der Nähe
schien eine größere Baustelle gewesen zu sein, den auf der Strasse verkehrten sehr viele Dumper mit Erdreich. Ein Fahrer bemerkte unser
dampfendes Auto, hielt an, baute den geplatzten Schlauch aus und fuhr ohne nähere Angaben zu machen einfach davon. [angst]
Wir warteten einige Zeit in völliger Ungewissheit ob es noch eine Hilfe für uns giebt. Nach einer langen Stunde stand der riesige Dumper
wieder hinter uns, aus dem Fenster winkte der Fahrer mit einem Ersatzschlauch. Die Größe stimmte im Durchmesser aber in der Länge
nicht ganz. Mit viel Improvisation a la "Sozialistische Gemeinschaftsarbeit", ist dieses Problem gelöst worden.
Neues Wasser gab es aus der vorbei fließenden Donau. Ein freundschaftlicher Händedruck zum Helfer und die Weiterfahrt stand an.
Dieser Schlauch ist noch sehr viele Jahre im Auto verblieben, ein eigenartiges Urlaubsmitbringsel das immer an diese Begebenheit
erinnerte. Alles ohne einen Pfennig bezahlt, aus lauter Gastfreundschaft. Finde ich heute noch TOLL!!!!
Obwohl das Rumänische Volk sicher nicht zu den Reichen in Europa zählt.

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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Berliner » 7. Mai 2011, 03:41

Hallo Andreas, vielen Dank. [rose]

LO-driver hat geschrieben:Alles ohne einen Pfennig bezahlt, aus lauter Gastfreundschaft. Finde ich heute noch TOLL!!!!


lag das DMn an der sozialistischen Erziehung ?

Es gibt Laender, wo Du nicht nur ohne Schlauch dastehst, sondern ohne Wertsachen... [shocked]

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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon LO-driver » 7. Mai 2011, 19:42

Nicht unbedingt die Geselschaftsform, ein anderer Notfall wurde in Bulgarien ebenso freundlich behandelt. Ob es die Südliche Mentalität war?
Wir haben jedenfals keine schlechten Erfahrungen gemacht. Obwohl auch viele andere Geschichten im Umlauf waren. [shocked]
Im übrigen habe ich, in noch keinem Land der Erde, ob Polen, Zypern, Spanien, Australien und selbst in der USA eine schlechte
Erfahrung machen müssen. Nur das wieder einreisen in die DDR ist mit Absonderlichkeiten einer zum Glück vergangenen Art abgelaufen.

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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon SkinnyTrucky » 7. Mai 2011, 20:01

Dille hat geschrieben:Also -- 3 DDR- Elektrotechnik Studenten im 3. Semester betätigten sich artfremd in der christlichen
Seefahrt -- und hatten einen Mordsspaß ! Ja, und schlanker (links) war ich damals auch noch,
aber auch nach 45 Jahren würde mich dieses Floß (und auch meine 2 Kommilitonen) heute noch
locker tragen !


Hallo Dille.....du hast verdammte Ähnlichgkeit mit Robert Stadlober auf dem ersten Foto mit dem Floß....ja, das fiel mir direkt ein, als ich das Foto sah.....übrigens ist es ein sehr guter Schauspieler....also nimm es bitte als Kompliment..... [wink]

groetjes uit Anagni

Mara
Wenn es heute noch Menschen gibt, die die DDR verklären wollen, kann das nur damit zusammenhängen, dass träumen schöner ist als denken.... (Burkhart Veigel) Bild
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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Dille » 7. Mai 2011, 22:14

Also Mara --

der arme Kerl, sah mir ähnlich auf dem Bild --- und ist doch Schauspieler geworden, na ja. Kann man mal sehen, wie ungerecht es im Leben zugeht !! Oute ich mich jetzt, wenn ich jenen Schauspieler nicht kenne ??

Zum Thema "Rumänien" von Lo-driver : ich habe in meinem Reisebericht Rumänien ausgenommen von meinen "Favoriten" der Ostblock- Reiseländer -- ich habe es beim Trampen nämlich erlebt, daß man mir meinen Rucksack nur gegen ein kleines "Entgelt" wiedergeben wollte -- ist mir sonst nirgendwo passiert. Überhaupt empfand ich es als etwas "schmierig" dort -- und ich schwör's -- ich war immer offen und nicht vorgepolt -- in Siebenbürgen und im Banat war es ganz anders, da war man nur Gast.
Das sind meine Erfahrungen -- daraus will ich gar nichts ableiten, sicherlich kann man in jedem Land gute und schlechte Erfahrun- gen machen, oder wie man in Berlin sagt : "..es gibt überall so'ne und solche.." -- in Rumänien habe ich (außer in Siebenbürgen/ Banat) eben schlechtere gemacht --- so wie ich mit Tschechien/ Ungarn positiv vorgepolt bin, bin ich gegen Rumänien eher negativ vorgepolt --- aber das ist eben völlig subjektiv, ich brauchte beim Trampen eben auch weniger Keilriemen.....

Gruß in die Runde, Dille
Dille
 

Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Nostalgiker » 22. September 2011, 13:18

Ich habe mal in meine alten Arbeitsverträge geschaut.

Urlaub von 1974 bis 1978: 24 Arbeitstage (Mo. bis Samstag. ich mußte Samstags arbeiten)
Urlaub von 1978 bis 1984: 20 Arbeitstage (Mo. bis Frei.; 5 Tage Woche)
Urlaub von 1984 bis 1989: 25 Arbeitstage (Mo. bis Frei.; 5 Tage Woche)

Soweit mir in Erinnerung sollte einmal im Jahr ein zusammenhängender Urlaub (14 Wochen-Tage) genommen werden. Dazu konnte aber keiner verdonnert werden. Auch konnte ich meinen Jahresurlaub zusammenhängend am Stück nehmen wenn ich wollte.
Nicht "in Anspruch" genommener Urlaub konnte bis zum ersten Quartal des Folgejahres genommen werden.

"Urlaubscheine" gab es in Betrieben nicht.
Anfang des Jahres war die allgemeine Urlaubsplanung des Bereiches und man sagte von wann bis wann und gut war es.
Außer wenn die gesamte Abteilung im Juli Urlaub machen wollte ging es loß und wer einen bereits gebuchten Urlaubsplatz; FDGB, Reisebüro hatte konnte auch zu diesem Termin fahren.
Ich mußte nie meine Reiseziel irgendjemanden "verraten" und schon garnicht in der Firma angeben. Ich hatte nämlich Urlaub!

Für alle Länder im Ostblock(Europa) gab es Umtauschsätze pro Tag und maximal für 30 Tage pro Jahr. Ausgenommen waren davon Polen, hier war die Summe die ich Tauschen wollte frei (So Umgangssprachlich auf der Bank[nie wirklich gesagt!] ich hätt' dann gerne mal ein Pfund Zloty in großen Scheinen).
Für die UdSSR war der Umtausch meiner Meinung nach auch Unbeschränkt. Nur waren die Reisen dorthin immer mit Vollverpflegung (ohne wäre es sehr schwierig gewesen), zu kaufen gab es eh nix, also brauchte man wenig Rubel.
Für die anderen Länder, Kuba, Korea, Mongolei, Vietnam, Jugoslawien weiß ich nicht da ich damals nicht dort war.

Außer Vietnam kenne ich Leute die diese Länder mit dem Reisebüro bereisten.
Ein Onkel von mir war mit Frau in Kuba, Flug hin und mit der Arkona zurück. Die Reise gab es über den Betrieb und der Onkel war ein bekennender Gegner der DDR, was er auch offen ausgesprochen hat.
Korea waren welch mit Jugentourist und in der Mongolei waren Freunde, letztere meinten dann Zelten auf der Wiese im Friedrichshain wäre ihnen preiswerter gekommen. Denn sie sahen vorzugsweise Steppe aus ner Jurte heraus.

Selber bin ich nur mit Reisebüro in die UdSSR gefahren, nachdem "private" Reisen in das Land für mich nicht mehr möglich waren.
Fast alles was offiziell zugänglich war habe ich bereist. Also vom Nordpolarkreis; Murmansk über den europäischen Teil; Baltikum und Ukraine, europäischer Teil Russland, Kaukasus; Armenien + Georgien, Mittelasien; Samarkant, Buchara, Chiwa; bis Sibirien; westliche Taiga, Jakutien, Baikal, Region Ferner Osten.
Ich bin bei +35 Grad, ebenso bei -47 Grad in der Taiga gewesen, mit dem LKW über den Baikal gefahren.

Ansonsten bin ab 1967 regelmäßig in und durch die Ostblockländer getrampt.

"Einladungen" für die Visaerteilung um ins Zielland zu reisen wurden beschafft und dann wurde diese Reiseanlage beantragt.
Problem war die Ausreise aus der DDR ohne PKW über einen reinen Strassengrenzübergang. Ein einziges Mal wurde ich nach der Autonummer gefragt als ich diese Reiseanlage beantragt. In der Regel gab sich der zuständige Bearbeiter bei der Polizei mit der Auskunft; fahre bei Bekannten mit; zufrieden.

Ein witziges Erlebnis auf einer Tour durch Ungarn/Rumänien möchte ich berichten.

Ungefähr 50 km vor der Ungarisch/Rumänischen Grenze(Ártáns/Bors) standen wir am Nachmittag schon eine gefühlte Ewigkeit am Strassenrand und keins der selten vorbeikommenden Fahrzeug hielt um uns mitzunehmen. Bis plötzlich eine Feuerwehr, so richtig mit Leiter und allem was dazu gehört neben uns anhielt. Die Feuerwehrleute forderten uns aus einzusteigen und machten uns klar das sie in Richtung Grenze fahren und uns ein Stück mitnehmen. Also Rücksäcke und uns verstaut und ab ging es. Die Fahrt hörte überhaupt nicht auf, es war weder ein Haus noch ein Dorf zu sehen wo die Feuerwehr hätte hinkönnen. Nur plattes Land. Irgendwann hielt die Feuerwehr und der Fahrer zeigte auf eine windschiefe Hütte, da Grenze meinte er. Wir stiegen völlig verblüfft aus der Feuerwehr, nahmen unser Gepäck auf und die Feuerwehr wendete und fuhr zurück. Wir liefen die paar Meter bis zur Grenzstation, suchten verzweifelt ungarische und rumänische Grenzer um die entsprechenden Stempel zu erhalten. Nachdem uns auch das gelungen war konnten wir, inzwischen war es früher Abend, die Grenze passieren.
Dort erwartete uns eine ziemlich veblüffte Menge von gestrandeten weiteren 12 Trampern die immer noch nicht glauben konnten was sie soeben gesehen hatten. Da fahren Tramper mit der Feuerwehr an der Grenze vor. Wir waren die einzigen aus der DDR, ansonsten saßen dort Polen, Tschechen, Schweden, Westdeutsche und Franzosen fest.
Irgendwann wurden wir "gerettet". Aus dem nirgendwo tauchte eine Art kleiner Lieferwagen auf, wir alle rauf auf die Ladefläche und ab ging die Fahrt bis wir in völliger Dunkelheit in einem kleinen Dorf abgeladen wurden.
Nicht lange und wir hatten für alle eine Übernachtung in einem Heuschober organisiert, also sie wurde von den Dorfbewohnern organisiert. Am anderen Morgen wurden wir alle auch noch von unserem Gastgebern mit einem Frühstück versorgt. Anschließend verteilten wir uns an der Strasse und nach und nach wurden wir bis zum nächsten Ziel mitgenommen.

Insgesamt kann ich sagen das ich auf den Tramptouren keine negativen Erlebnisse hatte.
Rumänien war allerdings in der Beziehung ein "Ausnahmeland".
Da es dort so gut wie kein öffentliches Verkehrsnetz gab, außer Bahn, war trampen ein allgemeiner Volkssport und es dauerte auch einenTag beim ersten Besuch in diesem Land bis wir herausfanden, angehalten wird nicht an der Ausfallstrasse sondern mitten im Ort und die Mitnahme wird bezahlt! Für uns völlig unverständlich und es gelang uns immer dem Fahrer klar zu machen das Trampen nicht bezahlt wird. Da es nie eine Vorkasse gab konnte oder wollte er uns nicht an den Ausgangspunkt zurückbringen.

Im Gebiet Siebenbürgen haben wir immer eine große Gastfreundschaft erlebt und ansonsten waren die Rumänen sehr freundlich und aufgeschlossen. Allerdings machten wir um größere Städte einen Bogen und betraten sie nur wenn unbedingt nötig.

Da man auch als Student in den Semesterferien im Sommer nicht unbegrenzt Zeit hatte sind wir meist eine Tour getrampt und zurück mit der Bahn gefahren. Da ich einen Internationalen Studentausweis hatte, den gab es in Prag, es war kein Problem den dort zu bekommen. Das Problem bestand nur darin das dieser für Vergünstigungen nur gültig war wenn eine Wertmarke darin klebte welche für ein Jahr gültig war.
Entweder direkt in Prag zu holen oder an der eigenen Uni mit viel Geschick organisieren. Dann konnte ich mir nämlich bereits in der DDR ein Internationales Bahnticket für die Rückfahrt kaufen, mit dem Ausweis kostete der Bahnkilometer einen Pfennig. Preiswerter konnten man nicht reisen, ja wenn man in den Zug kam......
In Rumänien und Bulgarien kam man in Grenzüberschreitende Züge nur mit gültiger Platzkarte, die Fahrkarte war nicht ganz so wichtig. Also wurden als erstes Platzkarten für die Rückfahrt organisiert.
Einmal lernten wir in Bulgarien nette Mädels kennen und wir beschlossen spontan gemeinsam nach Budapest zurück zu fahren als es an der Zeit war. Natürlich hatten die Mädel keine Platzkarten. Bis Bukarest sind wir Problemlos gekommen, dort fuhr der Nachtexpress nach Budapest ab. Keine Chance ohne Platzkarten den Zug zu entern. Wir stiegen also mit unseren Karten ein, in einem unbeobachteten Moment gelang es uns den draussen stehenden Mädels unsere Platzkarten zukommen zu lassen, das Personal auf dem Bahnsteig hatte den gesamten Zug fest im Blick um genau dies zu unterbinden, und die Mädchen konnten den Zug ebenfalls besteigen.
Wir machten uns zu viert im Abteil gemütlich, Vierkant für Abteiltüren gehörte zur Grundausstattung, um bequem schlafend nach Budapest zu reisen.
Bis zum ersten planmäßigen Halt und da brach das Chaos über den Zug herein. Fenster sind zum einsteigen da! Innerhalb von Sekunden saßen ungefähr 10 Rumänen inclusive Gepäck im Abteil. Das wir auf dem Boden lagen zum schlafen, die Mädels auf den Bänken wurde zwar wahrgenommen aber da kann man drauf sitzen. Also verbrachten 14 Menschen in einem 8 Personenabteil die Nacht. Auf den Gang ausweichen war unmöglich denn diese Enge herrschte im gesamten Waggon und bestimmt im gesamten Zug.
Zum sitzen wechselten wir uns ab, wir hatten zwei Platzkarten und diese wurden erstaunlicherweise von den Rumänen akzeptiert. Der Zug raste dann mit gefühlten 30 Stundenkilometern durch die Nacht, schließlich war es ein Express. Zum Glück stiegen fast alle vor der Grenze aus, so dass wir den Rest der Fahrt in einem leeren Abteil genießen konnten.

Demnächst bei Interesse vielleicht mehr.

Gruß
Nostalgiker
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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon vs1400 » 22. September 2011, 15:08

hi Nostalgiker,

danke für den beitrag.

gruß vs
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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon augenzeuge » 22. September 2011, 16:19

Nostalgiker hat geschrieben:
Urlaub von 1984 bis 1989: 25 Arbeitstage (Mo. bis Frei.; 5 Tage Woche)
Ich mußte nie meine Reiseziel irgendjemanden "verraten" und schon garnicht in der Firma angeben. Ich hatte nämlich Urlaub!
Nostalgiker


Interessante Schilderung, sie zeigt mir die unterschiedlichen Gegebenheiten in der DD-Republik. Wie ich schon geschrieben hatte, als Azubi bekam ich 24 Tage Urlaub, als Facharbeiter 18 Tage. Und nach dem Ziel fragte man immer. (Seit 1979 betrug der Grundurlaub 18 Tage)
AZ
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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Nostalgiker » 22. September 2011, 17:56

Als Lehrling bekam ich ebenfalls 24 Tage Urlaub.


Ab 1979 gab es bis zum ende diese 18 Tage Grundurlaub und weil es "Grund" heißt hat seinen Grund denn es gab noch Zusatztage drauf.
Die Variierten je nach Branche und Arbeit. So konnte ein Schichtarbeiter(rollende Schicht), Jugendlich, weiblich, Schwerindustrie, unter Tage/bzw. Bergbau, gesundheitlich nicht ungefährliche Umgebung, mindestens drei Kinder locker auf über 30 Urlaubstage im Jahr kommen. (Scherz; denn diese Kombi traf meißt nie zu) In der Regel hatte in den Achtzigern fast Jeder volle vier Wochen für Urlaub und meistens noch ein paar Tage mehr.
Dazu bekamen Frauen, so sie einen eigenen Haushalt hatten, pro Monat noch einen Haushaltstag; sprich 12 Tage zusätzlich. Diese Haushaltstage waren an den Monat gebunden konnten aber an den "regulären" Urlaub gehangen werden. Eigener Haushalt bedeutete eigener Haushalt und nicht das die Frau verheiratet sein mußte. Wenn die Frau allein lebte, Kinder über 18 waren und über 40 Jahre war oder mit jemanden zusammen galt sie als "Alleinstehend" und hatte Anspruch auf diesen Haushaltstag. Den Status in Lebensgemeinschaft lebend gab es in der DDR nicht, jedenfalls nicht offiziell.

Im Zuge der Gleichberechtigung hatten ab 1987 oder 88; genau weiß ich nicht mehr; erhielten Männer über 40 Jahre ,wenn sie nicht verheiratet waren, ebenfalls einen Haushaltstag. Davor galt dies nur für alleinerziehende Männer.

"Leider" hat mir die Wende dies vermasselt, nämlich meinen Direx meinen ersten Antrag auf einen Haushaltstag auf den Tisch zu knallen.
So gemein kann das Leben sein.
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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon CaptnDelta » 3. Oktober 2011, 01:32

Nostalgiker hat geschrieben:"Urlaubscheine" gab es in Betrieben nicht.
Anfang des Jahres war die allgemeine Urlaubsplanung des Bereiches und man sagte von wann bis wann und gut war es.
Außer wenn die gesamte Abteilung im Juli Urlaub machen wollte ging es loß und wer einen bereits gebuchten Urlaubsplatz; FDGB, Reisebüro hatte konnte auch zu diesem Termin fahren.
Ich mußte nie meine Reiseziel irgendjemanden "verraten" und schon garnicht in der Firma angeben. Ich hatte nämlich Urlaub!

Hab' heute mal wieder mit meiner Mutter telefoniert, dabei sind wir auch auf Urlaub in der DDR gekommen. Meine Mutter brauchte in ihrer Poliklinik auch keinen Urlaubsschein, im Betrieb meines Vaters war's jedoch sehr wohl ueblich. "Geheimnisstraeger" (und das war ausser den Leuten in der Kantine praktisch jeder) mussten auch ihr Reiseziel mit exakter Adresse angeben.
Dies wurde bei uns auch einmal in der Slowakei ueberprueft, da tauchten ein paar Maennlein im dunklen (zivilen) Lada und den ueblichen "Accessoires" in unserer einsam gelegenen Huette auf und wollten unsere Ausweise. Dank der guten "Archivarbeit" des "zustaendigen Organs" weiss ich sogar heute noch das Datum dieses Besuches (19.07.1980).
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
..Totalitarianism does not mean that such regimes in fact exercise total control over their people, it means rather that such control is in their aspiration.
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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon augenzeuge » 3. Oktober 2011, 09:47

Hey, Thomas, ich habe mir erlaubt dein Bild auf ein Zehntel der Größe zu komprimieren und zu schärfen. Damit wurden aus über 4 MB nur 400 kb. [shocked]
Einverstanden?
Gruß, Jörg
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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon manudave » 3. Oktober 2011, 17:10

Gut gemacht, Jörg - nicht jeder hat´s ja so mit Computerfunktionen... - da kannst du schon mal helfen... [flash]
Wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein!
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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon karl143 » 3. Oktober 2011, 17:19

Wollte sowieso mal fragen, ist das gemalt oder fotografiert [flash]
Oder war der Scanner beschlagen ? Das Wort "schärfen" ist in dem Zusammenhang schon eine Übertreibung. [laugh]
karl143
 

Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Interessierter » 28. Dezember 2013, 09:37

Preise und Kosten der Urlaubsreisen von DDR-Bürgern in die Ostblock-Staaten

Am 17. Januar 1988 beschwerte sich ein Lehrer aus Görlitz bei der Abteilung Volksbildung des SED-Zentralkomitees: "Mit der am 15. Januar 1988 veröffentlichten Mitteilung zum Valutaerwerb bei ČSSR- und Ungarn-Reisen kann ich mich absolut nicht einverstanden erklären. Die ČSSR galt bisher für Bürger unseres Landes als ‚finanziell zumutbares‘ Reiseland. Die Kosten für ČSSR-Urlaubsreisen entsprachen der Einkommenshöhe vieler DDR-Bürger. Da die Reisemöglichkeiten ohnehin begrenzt sind, wird mit dieser Festlegung eine weitere Reiseeinschränkung getroffen."1

Die angesprochene Regelung von 1988 begrenzte den Umtausch von Mark der DDR in tschechoslowakische Kronen (Kčs) auf maximal 438 Mark (1 320 Kčs) pro Jahr. In der gleichen Anordnung wurde auch der Umtausch von ungarischen Forint auf 377 Mark (2 300 Forint) beschränkt.3 Für Forint bestand eine solche Begrenzung schon seit längerem: 1983 hatte die DDR-Regierung einen Höchstbetrag für den Umtausch von 4 800 Forint pro Reise auf maximal 2 650 Forint im Jahr reduziert. Außerdem durften Touristen nun nur noch 30 Mark (ca. 183 Forint) pro Tag umtauschen.4 Für die ČSSR war diese Beschränkung eine Neuerung, die bei gleich bleibendem Tagesumtauschsatz von 60 Kčs (20 Mark), den Jahresumtausch begrenzte. Längere Urlaube in der ČSSR zu verbringen, wurde DDR-Bürgern damit erschwert. Von ihrem Tages-Budget mussten Individualtouristen nicht nur wie die mit dem staatlichen Reisebüro Reisenden das eine oder andere Getränk und Souvenirs, gern auch Kleidung und Modeschmuck, kaufen. Darüber hinaus hatten sie von diesem Budget auch ihre Unterkunft, Verpflegung, eventuell Benzin und Freizeitaktivitäten zu bestreiten. Ohnehin waren die Lebenshaltungskosten in Ungarn und der ČSSR höher als in der DDR. Insbesondere im Vergleich mit Urlaubern aus Westdeutschland, denen aufgrund des günstigen Wechselkurses scheinbar unbegrenzt Geld zur Verfügung stand, empfanden viele DDR-Touristen ihr Budget als zu gering.

Mehr hier:
http://www.horch-und-guck.info/hug/arch ... -64/06408/

Hatten DDR - Bürger eigentlich Möglichkeiten diese Regelung zu umgehen und wenn ja welche?

" Der Interessierte "
Interessierter
 

Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Nostalgiker » 28. Dezember 2013, 10:11

Natürlich hatte der DDR-Bürger die Möglichkeit "diese Regelung zu umgehen" denn er war ein pfiffig Kerlchen .....
..... "und wenn ja welche?" Da gab es Diverse und die hingen vom "Erfindungsreichtum" des Einzelnen ab.
Pragmatisch gesehen fielen sie meist unter die Rubrik "Schmuggel von Devisen".
Also nichts Sensationelles.

Thoth
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
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