von Nostalgiker » 22. September 2011, 13:18
Ich habe mal in meine alten Arbeitsverträge geschaut.
Urlaub von 1974 bis 1978: 24 Arbeitstage (Mo. bis Samstag. ich mußte Samstags arbeiten)
Urlaub von 1978 bis 1984: 20 Arbeitstage (Mo. bis Frei.; 5 Tage Woche)
Urlaub von 1984 bis 1989: 25 Arbeitstage (Mo. bis Frei.; 5 Tage Woche)
Soweit mir in Erinnerung sollte einmal im Jahr ein zusammenhängender Urlaub (14 Wochen-Tage) genommen werden. Dazu konnte aber keiner verdonnert werden. Auch konnte ich meinen Jahresurlaub zusammenhängend am Stück nehmen wenn ich wollte.
Nicht "in Anspruch" genommener Urlaub konnte bis zum ersten Quartal des Folgejahres genommen werden.
"Urlaubscheine" gab es in Betrieben nicht.
Anfang des Jahres war die allgemeine Urlaubsplanung des Bereiches und man sagte von wann bis wann und gut war es.
Außer wenn die gesamte Abteilung im Juli Urlaub machen wollte ging es loß und wer einen bereits gebuchten Urlaubsplatz; FDGB, Reisebüro hatte konnte auch zu diesem Termin fahren.
Ich mußte nie meine Reiseziel irgendjemanden "verraten" und schon garnicht in der Firma angeben. Ich hatte nämlich Urlaub!
Für alle Länder im Ostblock(Europa) gab es Umtauschsätze pro Tag und maximal für 30 Tage pro Jahr. Ausgenommen waren davon Polen, hier war die Summe die ich Tauschen wollte frei (So Umgangssprachlich auf der Bank[nie wirklich gesagt!] ich hätt' dann gerne mal ein Pfund Zloty in großen Scheinen).
Für die UdSSR war der Umtausch meiner Meinung nach auch Unbeschränkt. Nur waren die Reisen dorthin immer mit Vollverpflegung (ohne wäre es sehr schwierig gewesen), zu kaufen gab es eh nix, also brauchte man wenig Rubel.
Für die anderen Länder, Kuba, Korea, Mongolei, Vietnam, Jugoslawien weiß ich nicht da ich damals nicht dort war.
Außer Vietnam kenne ich Leute die diese Länder mit dem Reisebüro bereisten.
Ein Onkel von mir war mit Frau in Kuba, Flug hin und mit der Arkona zurück. Die Reise gab es über den Betrieb und der Onkel war ein bekennender Gegner der DDR, was er auch offen ausgesprochen hat.
Korea waren welch mit Jugentourist und in der Mongolei waren Freunde, letztere meinten dann Zelten auf der Wiese im Friedrichshain wäre ihnen preiswerter gekommen. Denn sie sahen vorzugsweise Steppe aus ner Jurte heraus.
Selber bin ich nur mit Reisebüro in die UdSSR gefahren, nachdem "private" Reisen in das Land für mich nicht mehr möglich waren.
Fast alles was offiziell zugänglich war habe ich bereist. Also vom Nordpolarkreis; Murmansk über den europäischen Teil; Baltikum und Ukraine, europäischer Teil Russland, Kaukasus; Armenien + Georgien, Mittelasien; Samarkant, Buchara, Chiwa; bis Sibirien; westliche Taiga, Jakutien, Baikal, Region Ferner Osten.
Ich bin bei +35 Grad, ebenso bei -47 Grad in der Taiga gewesen, mit dem LKW über den Baikal gefahren.
Ansonsten bin ab 1967 regelmäßig in und durch die Ostblockländer getrampt.
"Einladungen" für die Visaerteilung um ins Zielland zu reisen wurden beschafft und dann wurde diese Reiseanlage beantragt.
Problem war die Ausreise aus der DDR ohne PKW über einen reinen Strassengrenzübergang. Ein einziges Mal wurde ich nach der Autonummer gefragt als ich diese Reiseanlage beantragt. In der Regel gab sich der zuständige Bearbeiter bei der Polizei mit der Auskunft; fahre bei Bekannten mit; zufrieden.
Ein witziges Erlebnis auf einer Tour durch Ungarn/Rumänien möchte ich berichten.
Ungefähr 50 km vor der Ungarisch/Rumänischen Grenze(Ártáns/Bors) standen wir am Nachmittag schon eine gefühlte Ewigkeit am Strassenrand und keins der selten vorbeikommenden Fahrzeug hielt um uns mitzunehmen. Bis plötzlich eine Feuerwehr, so richtig mit Leiter und allem was dazu gehört neben uns anhielt. Die Feuerwehrleute forderten uns aus einzusteigen und machten uns klar das sie in Richtung Grenze fahren und uns ein Stück mitnehmen. Also Rücksäcke und uns verstaut und ab ging es. Die Fahrt hörte überhaupt nicht auf, es war weder ein Haus noch ein Dorf zu sehen wo die Feuerwehr hätte hinkönnen. Nur plattes Land. Irgendwann hielt die Feuerwehr und der Fahrer zeigte auf eine windschiefe Hütte, da Grenze meinte er. Wir stiegen völlig verblüfft aus der Feuerwehr, nahmen unser Gepäck auf und die Feuerwehr wendete und fuhr zurück. Wir liefen die paar Meter bis zur Grenzstation, suchten verzweifelt ungarische und rumänische Grenzer um die entsprechenden Stempel zu erhalten. Nachdem uns auch das gelungen war konnten wir, inzwischen war es früher Abend, die Grenze passieren.
Dort erwartete uns eine ziemlich veblüffte Menge von gestrandeten weiteren 12 Trampern die immer noch nicht glauben konnten was sie soeben gesehen hatten. Da fahren Tramper mit der Feuerwehr an der Grenze vor. Wir waren die einzigen aus der DDR, ansonsten saßen dort Polen, Tschechen, Schweden, Westdeutsche und Franzosen fest.
Irgendwann wurden wir "gerettet". Aus dem nirgendwo tauchte eine Art kleiner Lieferwagen auf, wir alle rauf auf die Ladefläche und ab ging die Fahrt bis wir in völliger Dunkelheit in einem kleinen Dorf abgeladen wurden.
Nicht lange und wir hatten für alle eine Übernachtung in einem Heuschober organisiert, also sie wurde von den Dorfbewohnern organisiert. Am anderen Morgen wurden wir alle auch noch von unserem Gastgebern mit einem Frühstück versorgt. Anschließend verteilten wir uns an der Strasse und nach und nach wurden wir bis zum nächsten Ziel mitgenommen.
Insgesamt kann ich sagen das ich auf den Tramptouren keine negativen Erlebnisse hatte.
Rumänien war allerdings in der Beziehung ein "Ausnahmeland".
Da es dort so gut wie kein öffentliches Verkehrsnetz gab, außer Bahn, war trampen ein allgemeiner Volkssport und es dauerte auch einenTag beim ersten Besuch in diesem Land bis wir herausfanden, angehalten wird nicht an der Ausfallstrasse sondern mitten im Ort und die Mitnahme wird bezahlt! Für uns völlig unverständlich und es gelang uns immer dem Fahrer klar zu machen das Trampen nicht bezahlt wird. Da es nie eine Vorkasse gab konnte oder wollte er uns nicht an den Ausgangspunkt zurückbringen.
Im Gebiet Siebenbürgen haben wir immer eine große Gastfreundschaft erlebt und ansonsten waren die Rumänen sehr freundlich und aufgeschlossen. Allerdings machten wir um größere Städte einen Bogen und betraten sie nur wenn unbedingt nötig.
Da man auch als Student in den Semesterferien im Sommer nicht unbegrenzt Zeit hatte sind wir meist eine Tour getrampt und zurück mit der Bahn gefahren. Da ich einen Internationalen Studentausweis hatte, den gab es in Prag, es war kein Problem den dort zu bekommen. Das Problem bestand nur darin das dieser für Vergünstigungen nur gültig war wenn eine Wertmarke darin klebte welche für ein Jahr gültig war.
Entweder direkt in Prag zu holen oder an der eigenen Uni mit viel Geschick organisieren. Dann konnte ich mir nämlich bereits in der DDR ein Internationales Bahnticket für die Rückfahrt kaufen, mit dem Ausweis kostete der Bahnkilometer einen Pfennig. Preiswerter konnten man nicht reisen, ja wenn man in den Zug kam......
In Rumänien und Bulgarien kam man in Grenzüberschreitende Züge nur mit gültiger Platzkarte, die Fahrkarte war nicht ganz so wichtig. Also wurden als erstes Platzkarten für die Rückfahrt organisiert.
Einmal lernten wir in Bulgarien nette Mädels kennen und wir beschlossen spontan gemeinsam nach Budapest zurück zu fahren als es an der Zeit war. Natürlich hatten die Mädel keine Platzkarten. Bis Bukarest sind wir Problemlos gekommen, dort fuhr der Nachtexpress nach Budapest ab. Keine Chance ohne Platzkarten den Zug zu entern. Wir stiegen also mit unseren Karten ein, in einem unbeobachteten Moment gelang es uns den draussen stehenden Mädels unsere Platzkarten zukommen zu lassen, das Personal auf dem Bahnsteig hatte den gesamten Zug fest im Blick um genau dies zu unterbinden, und die Mädchen konnten den Zug ebenfalls besteigen.
Wir machten uns zu viert im Abteil gemütlich, Vierkant für Abteiltüren gehörte zur Grundausstattung, um bequem schlafend nach Budapest zu reisen.
Bis zum ersten planmäßigen Halt und da brach das Chaos über den Zug herein. Fenster sind zum einsteigen da! Innerhalb von Sekunden saßen ungefähr 10 Rumänen inclusive Gepäck im Abteil. Das wir auf dem Boden lagen zum schlafen, die Mädels auf den Bänken wurde zwar wahrgenommen aber da kann man drauf sitzen. Also verbrachten 14 Menschen in einem 8 Personenabteil die Nacht. Auf den Gang ausweichen war unmöglich denn diese Enge herrschte im gesamten Waggon und bestimmt im gesamten Zug.
Zum sitzen wechselten wir uns ab, wir hatten zwei Platzkarten und diese wurden erstaunlicherweise von den Rumänen akzeptiert. Der Zug raste dann mit gefühlten 30 Stundenkilometern durch die Nacht, schließlich war es ein Express. Zum Glück stiegen fast alle vor der Grenze aus, so dass wir den Rest der Fahrt in einem leeren Abteil genießen konnten.
Demnächst bei Interesse vielleicht mehr.
Gruß
Nostalgiker