Ist schon irgendwie eigenartig. Die Einen fühlten sich beobachtet und gegängelt, die Anderen nicht.
Wie ich schon schrieb, ich war mehrfach im großen Land. Auch über Jugendtourist aber auch einmal mit einem Freundschaftszug, der aus NVA-Angehörigen bestand. Nur bei diesem Freundschaftszug wurden wir vorher vergattert und das gleich über zwei Tage, im Kdo der Luftstreitkräfte in Eggersdorf bei Strausberg. Das war 1980.
In diesen zwei Tagen bekamen alle Teilnehmer und das waren wohl so ca. 250 bis 300, etwas über Land, Leute und Geflogenheiten eingeblasen. Ein Verbot und Verhaltensregeln beim Zusammentreffen mit Bürgern des westlichen Auslandes wurde uns nicht ausgesprochen. Aber wir wurden darüber informiert, was wir nicht sollen. Öffentlich Alk trinken und so. "Dagegen kämpft der Komzomol" war ein geflügeltes Wort, welches ich heute noch verwende, wenn es paßt.
Wir trugen in diesen Tagen alle die Uniform der NVA und waren in Moskau, Wolgograd und Kiew. In Kiew besuchten wir die Offizierschule der "Raswjetschiks". War sehr interessant.
An einem Abend war ich mit zwei Männern unterwegs (ein Stabsfeldwebel der ZV und ein Ltn. der Raketentruppen) und wir gingen in Kiew ins Gostinica "Dresden". Dort war eine große Prasnik und vorne saßen alte Herren mit Orden geschmückter Brust. Als man die drei Nemzi´s sah, wurden wir sofort zu den alten Herren geführt. Wir platzten praktisch in die Abschlussveranstaltung der Ukraine, für die Sportler, die zu den olympischen Spielen delegiert wurden. Einer der alten Herren trug ein Fallschirmsprungabzeichen mit über 1000 Sprüngen. Der griff mich gleich und ich saß den ganzen Abend neben ihm und wurde beköstigt und vor allem abgefüllt. Das war das einzige mal in meinem Leben, wo ich nicht wußte, wie ich ins Hotel gekommen bin. Und genau dagegen kämpft der Komzomol
In Moskau besuchten wir unter anderemn den Staatszirkus. In der Pause sprach mich ein junger Mann an. Er in Zivil - ich in Uniform. Er war Fallschirmjäger in der Schwedischen Armee und wir haben uns prächtig unterhalten. Da kam gar nichts nach und wir haben uns nicht in einer Ecke versteckt.
Bei meinen (meine Frau dabei) privaten Besuchen im großen Land (immer mit Reisegruppen), hatten wir oft Kontakt zu Neckermann-Reisenden oder anderer Bürger aus den westeuropäischen Ländern. Ich mußte nie Berichte schreiben oder wurde anschließend gemaßregelt.
Wieso eigentlich nicht, wenn doch alles gemeldet wurde? Na ja, vielleicht hat man meiner Frau und mir getraut und anderen Bürgern eben nicht.
Gruß
Gruß
Die größten Vorteile im Leben überhaupt wie in der Gesellschaft hat ein gebildeter Soldat. J. W. v. Goethe
Das Gesetz ändert sich, die Gesinnung nicht.