Als Deutscher in der ehemaligen UdSSR

Re: Als Deutscher in der ehemaligen UdSSR

Beitragvon Nostalgiker » 22. Januar 2017, 09:06

Weil sie vielleicht mit einem Freundschaftszug unterwegs waren und das eine Auszeichnungsreise war?
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

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Re: Als Deutscher in der ehemaligen UdSSR

Beitragvon karnak » 22. Januar 2017, 09:09

[flash] Das kann ich Dir nicht sagen, es war so festgelegt, es war ein Freundschaftszug der Grenztruppen der DDR. Ein bisschen lästig war es schon, ABER man kam für 14 Tage aus dem tristen Kasernenalltag UND es war umsonst.
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Re: Als Deutscher in der ehemaligen UdSSR

Beitragvon SkinnyTrucky » 22. Januar 2017, 09:12

karnak hat geschrieben:[flash] Das kann ich Dir nicht sagen, es war so festgelegt, es war ein Freundschaftszug der Grenztruppen der DDR. Ein bisschen lästig war es schon, ABER man kam für 14 Tage aus dem tristen Kasernenalltag UND es war umsonst.


So festgelegt....hmm, um euch besser unter Kontrolle zu halten, was.... [ich auch]


groetjes

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Re: Als Deutscher in der ehemaligen UdSSR

Beitragvon karnak » 22. Januar 2017, 09:16

Wie gesagt, mir war das irgendwie egal und auch nicht bewusst, dass das so sein könnte. Wir sind sowieso immer zu den Terminen, Lenin und was weiß ich noch alles in Gruppe marschiert. [flash]
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Re: Als Deutscher in der ehemaligen UdSSR

Beitragvon SkinnyTrucky » 22. Januar 2017, 09:56

Hahahaha, nur gut, das mein Vater in zivil nach Moskau reisen durfte und nicht im LPG-Blaumann.... [flash]


groetjes

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Re: Als Deutscher in der ehemaligen UdSSR

Beitragvon Beethoven » 22. Januar 2017, 11:24

Tja Mara, es war eben ein Freundschaftszug der NVA und es war alles ein wenig militärisch angehaucht. Insofern war die Uniform schon in Ordnung. Wenn wir über Jugend- oder intourist im großen Land waren, trugen wir natürlich keine Uniform.
Wenn es ein FDJ-Freundschaftszug war, so trugen die Jungs und Mädels ja auch das schicke Blau.

Geschenkten Gaul - schaut man nicht ins Maul. 14 Tage Urlaub auf Kosten der NVA. Na da war doch die Uniform kein Problem. Jedenfalls für die Teilnehmer an diesen Freundschaftszügen nicht.

Hättest Du Dir das entgehen lassen, wenn man es Dir angeboten hätte?

Gruß
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Re: Als Deutscher in der ehemaligen UdSSR

Beitragvon Interessierter » 22. Januar 2017, 11:49

Persönlich war ich noch nie in der SU bzw. Russland; aber ich fand die nachstehende Urlaubsschilderung aus dem Jahre 1950.

An den Seliger See

Im Juli 1950 war ich ( der Autor ) mit meiner Mutter zum Seligersee gefahren, wir wollten dort einen langen Urlaub machen. Der Seliger ist ein großer See, er liegt in Waldaihöhen, zwischen Moskau und St. Petersburg.

Es ist dort erstaunlich schön, der große See, 66 Kilometer lang, hat 160 Inseln, manche sind ganz klein, wie ein Zimmer, bewachsen mit Moos, Preisel- und Moosbeeren, manche sehr groß, bewaldet, mit inneren Seen und kleinen Siedlungen. Auf den Inseln konnte man noch Reste von Einsiedeleien finden — seit Jahrhunderten lebten dort Mönche. 1555 wurde am Seliger das berühmte Nilow-Kloster gegründet, eines der größten und wohlhabendsten Klöster in Russland. Nach der Revolution hat der KGB dort einen Knast und Arbeitslager, ein Gulag, eingerichtet und 1950 hat es noch immer dem KGB gehört, war ruiniert und hinter Stacheldraht.

Der Seliger war 1950 von Urwäldern umgeben und an den Küsten befanden sich kleine Dörfchen. Die Küsten sind mit Schilf bewachsen, aber es gibt auch kleine Strände mit weißem Sand und das Wasser ist absolut klar, man konnte in der Tiefe die Fische beobachten.

Ungestörte Natur und Menschenleere, damals war es nicht leicht, den Seligersee zu erreichen. In Kalinin (heute Twer) musste man auf den langsamen Regionalzug umsteigen, der bis Ostaschkow am südlichen Ufer des Seliger fuhr, und von dort ist Richtung Norden ein Kutter gefahren, mit dem man damals die einzige Touristenherberge am See erreichte. Die Fahrt von Moskau dauerte 24 Stunden.

Die erste Woche hatten wir in der Herberge verbracht. Die Herberge hatte stationäre Zelte, eine Kantine und eine Bootsstation, wo man ein Ruderboot oder Kajak bekommen konnte. Aber für ein Kajak musste man ins Wasser springen und 20 Meter durchschwimmen. Schwimmen konnte ich nicht, also hatten wir ein Ruderboot bekommen. Das Wetter war schlecht, es regnete, die Zelte flatterten im Wind, und man konnte alle Gespräche aus den anderen Zelten mithören. Mutter mit ihrer Schlaflosigkeit konnte nicht schlafen. Also, sind wir umgezogen in das Dorf Neprie, ein paar Kilometer von der Touristenherberge entfernt.

Eine Bleibe haben wir beim Vorsitzenden der Kolchose gefunden, einem sehr sympathischen Mann. Er wohnte mit Frau und fünf Kindern in einem hölzernen Bauernhaus. Wir haben das große "saubere" Zimmer bekommen, die Familie blieb im kleineren, wo sich ein großer russischer Backofen befand. Er wurde einmal am Tag geheizt, unseren Topf hatten wir auch dort abgestellt. Im Ofen konnte man sogar ein Dampfbad nehmen. Unsere Miete war sehr niedrig, teilweise haben wir mit Lebensmitteln bezahlt – Büchsenfleisch, Kondensmilch, Reis, Zucker, – die wir aus Moskau mitgebracht hatten. Die Gastgeber waren damit sehr zufrieden.

In den Dörfern war das Leben sehr dürftig. Die Ernten waren niedrig, weil der Boden dort arm ist, und das Wetter unbeständig. Alles, was die Kolchose erntete, musste sie dem Staat abliefern, für eine Arbeitseinheit bekamen die Kolchosbauern ein ganz klein wenig, man sagte damals "arbeiten für ein Häkchen". Man lebte vom eigenen Gemüsegarten, vom Wald und dem See. Erwachsene und Kinder sammelten im Wald Pilze und Beeren. In den Wäldern gab es eine Menge Pilze. Steinpilze und Rotkappen legte man auf ein Blech auf Stroh zum Trocknen im Ofen – für den Winter. Die Walderdbeeren verkauften die Kinder den Touristen in der Herberge oder tauschten an der Tür der Kantine ein Glas Erdbeeren für eine Scheibe Brot.

In den Dörfern wurde kein Brot verkauft, Neprie hatte überhaupt keinen Lebensmittelladen. Um Brot zu kaufen musste man nach Ostaschkow fahren, dort Schlange stehen, oft hat es für alle nicht gereicht.

Die ganze Geschichte hier:
http://www.ewnor.de/eo/1021_eo.php

Ich denke damals war die Nutzung von Wald- und Gartenfrüchten bei uns ähnlich und in so abgelegenen Orten war das sicher noch ausgeprägter.
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Re: Als Deutscher in der ehemaligen UdSSR

Beitragvon Nostalgiker » 22. Januar 2017, 12:52

Das ist zwar sehr interessant hat aber mit dem Thema nicht das geringste zu tun, denn die Themenüberschrift lautet: "Als Deutscher in der ehemaligen UdSSR" und nicht; ältere Russin erinnert sich an einen Landurlaub den sie als Jugendliche mit ihren Eltern außerhalb von Moskau im Oblast Twer (Kalinin) verbrachte.

Als Deutscher und besonders als Tourist kam man in der Regel nicht mal in die Nähe von ländlichen Gebieten.
Etwas anders sah es da schon bei den Trassenbauern aus aber die waren auch nicht als Touristen in der SU.
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Re: Als Deutscher in der ehemaligen UdSSR

Beitragvon SkinnyTrucky » 22. Januar 2017, 14:12

Beethoven hat geschrieben:Hättest Du Dir das entgehen lassen, wenn man es Dir angeboten hätte?


Schwer zu sagen Beethoven, da ich ja nun nur im Grundwehrdienst aschgrau tragen musste....also, ich habe die Uniform absolut nicht gemocht zu tragen und zum Glück waren es auch nur an wenigen Tagen....ja, ich habe mich heftigst geschämt sie an zu haben....

....das einzige Mal als ich in Uniform von der Einheit aus bis nach Hause dat Ding anhatte, bekam ich zu Hause von einem Grossonkel die Bemerkung, fehlt ja nur noch der Reichsadler und du siehst aus wie ein richtiger Nazi....es dauerte auch nur wenige Augenblicke und ich stand in Zivil vor ihm....die anderen beiden Male fuhr ich auch in Zivil nach Hause....

....nee, ich glaube nicht, das ich damals scharf war auf eine Reise in die SU....noch nicht mal in Zivil....schau mal, ich gehörte zu den Menschen, die es dort nun wirklich nicht hinzogen....für mich waren die Russen doch schuld an der ganzen Misere....


groetjes

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Re: Als Deutscher in der ehemaligen UdSSR

Beitragvon Dr. 213 » 22. Januar 2017, 14:19

Danke Interessierter für den Beitrag, auch wenn der Nosti wieder beißreflektisch da rumquaken muß.
Das wird einfach nur durch das Lesen deines Namens getriggert.
Und außerdem schreibt er ja ständig Blödsinn, ich darf das doch sagen, er unterstellt das ja auch gerne und oft.

Deutsche und ländliche Gebiete sind auch so ein Thema, ich glaub die letzten durften ihren "Urlaub" 1956 beenden.

Ich bin übrigens in der Beziehung völlig bei Karnak und Beethoven, auch ich hätte so eine Reise nicht abgelehnt.
Das Blauhemd hätte ich mir dafür auch übergeworfen, beim Absingen der sozialistischen Folklore hätte ich
auch die erwartete Begeisterung vorgeschützt. Es wäre aber in erster Linie für mich eine Reise gewesen.
Sich verstellen, mit zwei Zungen zu sprechen, das konnten gelernte DDR- Bürger besonders gut.
War ja auch durchaus eine Notwendigkeit, speziell auf solchen Reisen, der vielen heimlichen Protokollführer wegen.
Man wollte sich ja die nächste Reise nicht verscherzen. Vorteile gegen Wohlverhalten funktioniert immer.

Herzlichst
Dr. 213
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Re: Als Deutscher in der ehemaligen UdSSR

Beitragvon Nostalgiker » 22. Januar 2017, 14:38

Dr. 213, dein "Kompliment" an mich gebe ich dir für obenstehenden Beitrag gerne doppelt und dreifach zurück.
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
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Re: Als Deutscher in der ehemaligen UdSSR

Beitragvon Beethoven » 22. Januar 2017, 16:22

Lieber Dr., unser Vorteil war der, dass wir uns eben nicht verstellen mußten. Es wurden auch keine politischen "Hurrarufe" verlangt, sondern einfach nur die Höflichkeit, die man einem Gastgeber angedeihen lässt, wenn man bei ihm zu Besuch ist.

Ich war gerne drüben. Heute würde mich das nicht mehr so reißen und so war ich auch, seit Jelzin (eigentlich seit Gorbaschow) nicht mehr im großen Land.

Gruß
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