Ostseezeltplätze vergab die DDR nur alle zwei Jahre

Strand in Prerow: DDR-Urlaub Anfang der 1980er-Jahre
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Die Schriftstellerin Antje Rávic Strubel erinnert sich an den Urlaub in der DDR – und an Campingpullis aus dem Westen.
Die Sommer meiner frühen Kindheit spielen sich in Kiefernwäldern ab. In einem Zelt. Auf einem Klappbett mit Schlafsack. Kienäpfel drücken sich durch die dünne Haut des Zeltbodens. Die Haut ist blau, als schlafe ich auf dem Meer, und in den gelben Zeltwänden ist es auch nachts sonnig. Es riecht nach aufgeheiztem Sandboden und Sonnencreme. Nur weiß ich nicht mehr, wie ostdeutsche Sonnencreme roch. Oder wie sie aussah. Roch sie überhaupt? Oder war Sonnencremegeruch schon Mangelware?
Es muss Anfang der 80er-Jahre sein, aber die Badehose meines Vaters ist aus den frühen 70ern. Ihr schwarz-grauer Stoff liegt nicht ganz an, sodass sie ein wenig schlabbert. Es ist ein Abend, an dem meine Eltern unruhig sind, wie getrieben. Sie haben wie immer den Klapptisch mit der geblümten Wachstuchdecke vor das Zelt gestellt und eine Waschschüssel darauf. Aber schon zum Abendessen gibt es nur Spaghetti mit Büchsenfleisch. Mein Vater schneidet sich an dem schmalen Metallchip mit Haken, der als Büchsenöffner dient, in den Finger.
Er sieht verwegen aus und abwesend. Achtlos stellt er das in der Geliermasse zusammengepresste Fertigfleisch in der offenen Büchse aufs Fseuer, wo es sich im Wasserbad erhitzt. An den Geruch kann ich mich nicht erinnern, an das Würgen im Hals schon. Meine Eltern benutzen einen Propangasherd, der auf Aluminiumfüßen steht und aussieht wie ein umgestülptes Tablett mit Kratern. Die Propangasflasche ist ein kleines rotes Fass. Sie steht dicht am Zelt und ist voll aufgedreht. Auch in den Nachbarzelten wird das so gemacht. Wohnwagen gibt es kaum.
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