Urlaub in der DDR

Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Spartacus » 16. Juli 2017, 14:07

Frauen im Wald. " Ich weiß jetzt nicht mehr, wo wir sind".

Herrlich. [flash]

Wird natürlich angeguckt Volker. [hallo]

LG

Sparta


Ich bin stolz darauf, kein Smartdingsbums zu besitzen.
Nicht Deutschland schafft sich ab, sondern Deutschland schaltet sich ab.
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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 16. Juli 2017, 16:09

Spartacus hat geschrieben:Frauen im Wald. " Ich weiß jetzt nicht mehr, wo wir sind".

Herrlich. [flash]

Wird natürlich angeguckt Volker. [hallo]

LG

Sparta


Meine arme Frau! Alles zu Unrecht! Sie hatte nämlich den Überblick. Merkt aber keiner, wenn ihr schweigt. "Schmidts" standen tatsächlich weiter hinten, wie sie meinte. Man glaubt gar nicht, wie schnell sich die Natur alles zurückholt. Dazu wurde obendrein noch aufgeforstet. Badestellen von einst sind heute wieder ein geschlossenenr Schilfgürtel.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Interessierter » 17. Juli 2017, 07:48

@Spartacus: Wie man sieht, steht mann mit vorschnellen Urteilen gegenüber Frauen, schnell einmal " selber im Wald "..... [flash]
Interessierter
 

Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Interessierter » 17. Juli 2017, 07:59

Ein überraschender und schöner Urlaub in Polen
Ein Bericht von Udo Kruse, Leipzig

Im Sommer 1984, unsere Töchter waren 8 und 10 Jahre alt, die Sommerferien gerade angebrochen, und wie so oft in den Jahren zuvor, hatten wir für 4 Personen keinen Urlaubsplatz im Land (Ostsee oder Thüringen) ergattern können. Mein Arbeitsplatz befand sich vor den Toren Leipzigs auf dem Territorium des Werkes Böhlen. Zu Abstimmungszwecken war ich in den Stammbetrieb nach Leipzig gefahren und in einer Beratungspause auf den Gang der Büroetage gegangen.

Während ich so auf und ab ging öffnete sich die Tür des Büros unseres Gewerkschaftsvorsitzenden und er kam heraus. Mich sehend bat er mich in sein Zimmer. Ich war völlig überrascht als er mich dann fragte, ob ich in Polen in Pobierowo, einem Bungalowdorf an der polnischen Ostsee, mit meiner Familie Urlaub machen möchte. Im Gegenzug würde eine polnische Familie des Partnerbetriebes aus Krakau in unserem betriebseigenen Bungalow in Ückeritz auf Usedom ihren Urlaub verbringen. Erforderlich wäre, ich müsse mich bis zum Feierabend entscheiden. Die Reiseunterlagen und Formalitäten mit den Behörden würden vom Betrieb erledigt, auch die Freistellung meiner Frau von ihrer Arbeitsstelle.

Wie ich erfuhr, wurde der Urlauberaustausch zwischen DDR–Betrieben und polnischen Betrieben insgesamt gefördert, um die stark abgekühlten Beziehungen zwischen beiden Ländern wieder zu beleben. Die einzige Bedingung für mich war, nach Rückkehr einen Bericht zu geben über Unterkunft, Verpflegung, Ablauf, Erfahrungen und zwischenmenschlichen Beziehungen während des Urlaubes. Das alles war kein Problem, wir nahmen den Urlaubsplatz.
Der Start in den Urlaub

Die einzigen wirklich unangenehmen Momente waren die zeitaufwendigen und supergründlichen Formalitäten der Aus- und Einreisekontrollen der Pass- und Zollbeamten/innen der DDR am Grenzübergang in Pomellen.

Nachdem wir endlich die Staatsgrenze hinter uns gelassen hatten, fiel der nervliche Stress von uns ab und es wurde so richtig „gemütlich“ , denn auf der Straße vor uns weidete eine Herde Kühe in aller Gemütlichkeit und ein Hirte war nicht zu sehen. So mussten wir auf die Nachsicht der Herde vertrauen, um zügig weiterfahren zu können. Unser Ziel war, vor Einbruch der Dunkelheit den Bungalow in Pobierowo zu erreichen.

Wir kamen dann auch noch bei Tageslicht im Urlauberdorf an, in einem riesigen eingezäunten Kiefernwaldgebiet. Nachdem wir uns bei der Anmeldung vorgestellt hatten – wir wurden schon erwartet und man wollte dort Feierabend machen - bekamen wir die Schlüssel für unseren Bungalow.

Wie der Urlaub verlief, berichtet der Zeitzeuge hier:
http://research.uni-leipzig.de/fernstud ... zz122a.htm

Passierte eine derartige Urlaubsvergabe eigentlich öfter in der DDR oder war es eher eine Ausnahme. Konnte man einfach so in die Urlaubsplanungen des Betriebes der Ehefrau eingreifen?
Interessierter
 

Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 17. Juli 2017, 09:07

Sehr genau und authentisch ist der eingestellte Artikel beschrieben.
Ja Wilfried! Die Gewerkschaft und die Parteileitung des Betriebes hatten auch die Macht, mit anderen Betrieben Urlaubspläne abzustimmen. (Zur Not per Parteianweisung). Bei solchen außerplanmäßigen Freistellungen, selbst wenn nur ein Urlaub ermöglicht wurde, vergaß aber keine Betriebsleitung denjenigen Begünstigten nicht noch propagandistisch hervorzuheben.
(Selbst als ich auf meine Beschwerde hin, die in Kackschmus gut verpackt war, einen Farbfernseher per Sonderzuteilung erhielt, musste ein Lobesbrief dabeisein. Ohne ging nichts. Beweihräucherung war immer das Wichtigste.)

Ich fraglicher Zeit waren wir auch regelmäßig über Linken oder Frankfurt nach Polen mit PKW eingereist, um die Masuren privat zu besuchen. Die Gastfreundschaft, selbst von Nachbarn unserer Verwandten, war überwältigend. Im 10-WE-Block in Deutsch-Eylau (Ilawa), haben 3 Familien auch sofort Fressereien und Flüssiges angeschleppt. Eine Frau, wildfremd, buk sofort Quarkhörnchen. Der Kriminalist von nebenan brachte Wodka und reichlich Hunger mit... Er lud uns am Folgetag kostenlos auf ein Patroullienboot der Polizei über die Seen ein. Mit dem Kajütboot des Jugendgefängnisdirektors, waren wir noch länger unterwegs.
Alle interessierten sich für die Lebensverhältnisse in der DDR. Und ein "leerer" Fleischerladen, von einem Deutschstämmigen betrieben, lieferte aus dem leeren Laden abends im Dunkeln eine Schweineschulter. [wink]
Beziehungen vereinfachten wohl im ganzen Ostblock das Dasein.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Interessierter » 22. August 2017, 06:56

@Volker:
Ich denke, dass in jeder Gesellschaftsform Beziehungen von Vorteil sind, auch wenn man ohne sie, die alltäglichen Dinge des Lebens erwerben kann.
Aber in dieser SED - Diktatur nur als großer ....lecker mit überlanger Zunge, in fast allen Bereichen des Lebens etwas werden zu können,
war das nicht irgendwie auch eine permanente Erniedrigung, die man notgedrungen und zwangsläufig hinnehmen mußte?
Interessierter
 

Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 22. August 2017, 08:59

Interessierter hat geschrieben:@Volker:
Ich denke, dass in jeder Gesellschaftsform Beziehungen von Vorteil sind, auch wenn man ohne sie, die alltäglichen Dinge des Lebens erwerben kann.
Aber in dieser SED - Diktatur nur als großer ....lecker mit überlanger Zunge, in fast allen Bereichen des Lebens etwas werden zu können,
war das nicht irgendwie auch eine permanente Erniedrigung, die man notgedrungen und zwangsläufig hinnehmen mußte?


Wer länger drüber grübelte musste auf Erniedrigung kommen.
Nur.... Wer hat darüber schon gegrübelt? Viel eher nahm man als Hineingeborener doch das System als gegeben so hin. Dass die Lebe-Menschen in der SED-Kreisleitung arbeiteten oder im Rat des Kreises stimmt. Nur waren das die wenigsten, die dort mit prachtvollen Privilegien ausgestattet waren. So eine eigene Jagd samt best ausgestatteter und nie bezahlter Jagdhütte...Dann die Empfänge, bald alle Woche. Denn irgend ein Pinsel hatte bestimmt Geburtstag.

Und die Huldigung beschränkte sich ja nicht nur auf eine Gratulation. Das Besäufnis, das kostenlose, oder die Schlämmereien, waren doch der schönere Teil... Ich war schon als Jugendlicher oft genug indirekt Augenzeuge. Sah, wohin die Büroangestellten während der regulären Arbeitszeit verschwanden... Z. B. vom sogenannten "Haus der Freundschaft" ging es 2 Häuser weiter in die SED-Zentrale. Namen lasse ich mal weg.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Interessierter » 3. September 2017, 10:18

Interflug und Klappfix - Urlaub in der DDR

Das Haus des Reisens steht noch. Mit seinen 18 Stockwerken und 67 Metern Höhe ist es nach dem Park Inn das höchste Gebäude am Alexanderplatz. Hier hatte das staatliche Reisebüro der DDR seinen Sitz, wo alle Bahn- und Flugreisen innerhalb und außerhalb der DDR gebucht wurden.

Bild
Das Haus des Reisens, 1971. Bildquelle: Hubert Link / Bundesarchiv

Urlaub im eigenen Land

DDR-Bürger durften erst ab 1968 in die Sowjetunion und ab 1973 auch nach Kuba reisen – allerdings waren die Flüge so teuer, dass sie sich sowieso nur Mitglieder der politischen Führungselite leisten konnten. Reisen in die benachbarten sozialistischen Bruderstaaten Tschechoslowakien, Polen (jeweils bis 1972) und Ungarn unterlagen einem Visumszwang. Da blieben viele lieber gleich im eigenen Land, zumal die DDR-Regierung den inländischen Tourismus stark förderte. Die Inseln Rügen und Usedom sowie die Naturparadiese Thüringer Wald und Sächsische Schweiz zählten zu den beliebtesten Reisezielen.

Egal ob man auf dem Campingplatz oder im Hotel übernachtete, Urlaub in der DDR war in jedem Fall Staatsangelegenheit. Über 50 Prozent aller Übernachtungen waren entweder in Ferienheimen im Besitz des Freien Deutschen Gewerkschaftsbunds (FDGB), dessen Marktanteil mit über 2 Millionen Reisen pro Jahr 19 Prozent des gesamten Übernachtungsvolumens betrug, oder in betrieblichen Erholungseinrichtungen (34 Prozent).

Diese Unterkünfte waren für alle DDR-Bürger erschwinglich. Allerdings musste man Glück haben, da nie ausreichend Kontingente verfügbar waren. Betten in Einrichtungen des FDGB-Feriendienstes mussten monatelang im Voraus beantragt werden, und um eins zugewiesen zu bekommen, musste man entweder Glückspilz oder guter Sozialist sein. In den 1980ern standen insgesamt 680 Einrichtungen mit 130.000 Betten zur Verfügung; rein statistisch gesehen hatte jeder DDR-Bürger alle fünf Jahre einen Anspruch auf ein Bett in einem FDGB-Ferienheim.

Die Standorte waren immer erstklassig, die Einrichtungen selbst zumeist eher spartanisch – Gemeinschaftsbäder eher die Regel als die Ausnahme. Dagegen war das FDGB-Ferienheim in Klink (Mecklenburg-Vorpommern) eine regelrechte Luxusherberge: Direkt am See gelegen, verfügte es über ein Hallenbad, Restaurants, Bar und eigenen Strand und bot seinen Gästen Vollpension.

Zelten für alle

Viele schliefen lieber im eigenen Zelt. Staatliche Campingplätze machten 26 Prozent aller Übernachtungen im eigenen Land aus, die Intercampingplätze, auf denen auch Westtouristen übernachten durften, weitere 4 Prozent. Insgesamt gab es in der DDR über 500 Campingplätze mit teilweise bis zu 5.000 Stellplätzen. Besonders luxuriös waren sie auch nicht gerade, dafür aber fast immer am Meer oder einem See gelegen. Die Faltanhänger der Marken Klappfix und Campifix waren fast genauso berühmt wie der Trabant.

Ein Zeltplatz war etwas leichter zu ergattern als ein Hotelbett – solange man nicht ausgerechnet in den Sommerferien Urlaub machen wollte. Selbst wer den Antrag Monate im Voraus bei der zentralen Vergabestelle einreichte, lief Gefahr, enttäuscht zu werden. Dann blieb nur noch eins: Urlaub in der Datsche.


Bild
Trabant mit Dachzelt. Bildquelle: wikifeet.com

Bild
Klappfix – wie toll ist das denn? Bildquelle: mein-ddr-leben.de

Der vollständige Beitrag hier:
http://www.centralberlin.de/blog/interf ... r/?lang=de

Wenn ich mich nicht irre, wird für das " Klappfix - Bild " als Bildquelle die tolle Homepage unseres Forumsfreundes Volker angegeben.
Volker, Du bist ja bald durch Presse und Fernsehen bekannter als " Brocken - Benno ".... [bravo]
Interessierter
 

Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 3. September 2017, 12:29

Nein Wilfried,
ich habe das Bild auch nur entnommen, ist unser gescanntes Begleitheft. Ich hatte allerdings genau den gleichen Camptourist seit 1986.
Praktisch war der Klapphänger, man war vor allem bei Regen vom nassen Boden. Aber sauber verarbeitet war bei meinem Schweden-Exportrücklauf nicht eine Stelle. Sehr mangelhaft ist geschmeichelt.
In späterer Betrachtung, wäre es sinnvoller gewesen, wir hätten unser tadelloses Zelt " Müggelsee II " behalten. Es war auch etwas größer, es sah auch schicker aus. Aber wer wusste 1986, dass ab 1989 eine Wende geschieht?

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Interessierter » 14. September 2017, 12:52

Die Freie Republik Prerow

In Prerow an der Ostsee tummelten sich tausende FKK-Freunde und andere Camper. Darunter waren auch DDR-Prominente wie Manfred Krug oder Angelika Domröse. Bis heute gibt es Menschen, die von dem Ort fasziniert sind.

Saisonbeginn in Prerow am Block K: Vier Männer auf dem Weg in die Ostsee – sie wollen ein altes Ritual wiederholen: Zähneputzen im Meer, ein großer Spaß – auch wenn es hier längst beste sanitäre Anlagen gibt.

Trotz Wind und einer Wassertemperatur von zehn Grad laufen die Alten wie vor dreißig Jahren ins Meer. Die kalte Erfrischung gehört am FKK-Strand von Prerow einfach dazu.

"Wenn man einmal in Prerow war, wird das zur Sucht."


Auch für Helga Hannemann, die seit 1976 hierher kommt und seit Jahren bereits im April ihre Wohnung im Prenzlauer Berg in Berlin verlässt, um sich bis zum Oktober in ihrer Sommerresidenz – einem komfortablen Wohnwagen mit großem Zeltvordach einzuquartieren. Prerow gilt noch heute als einer der schönsten Zeltplätze Deutschlands – mit Blick von den hohen Dünen bis zum Strand, über das Meer.

Brigitte Bergmann und ihre Tochter Theresa kehren nach 30 Jahren zurück. Ein Wiedersehen mit alten Freunden vom Block K.

"Das gibt es doch nicht. Das ist ja unwahrscheinlich. Nach so vielen Jahren sehen wir uns wieder. Und das ist Theresa – meine Liebe. Das ist ja wunderschön."

Die Anfänge vom Block K reichen bis in die 50er-Jahre zurück. Es gab schon zu DDR-Zeiten heißbegehrte Platz war zu Ferienbeginn am 8. Juli restlos ausgebucht gewesenab unter den Campern prominente Besucher wie die Schauspieler Manfred Krug, Eberhard Esche, Stefan Lisewski und Angelika Domröse. Trotz einfacher Ausrüstungen und schwieriger Versorgungslage war Prerow für alle ein Traumziel. Die Frage war: Wie schaffte man es in einem Staat, der alles streng reglementierte und auch den Ferienplatz zuteilte, das persönliche Traumziel zu erreichen?

Ein bunt gemischtes Völkchen traf sich an der Küste

Einer Betriebsärztin von der Warnow-Werft gelang es in jedem Jahr, viele der heiß begehrten Zeltplatzscheine zu besorgen – wie es hieß, für Delegationen aus den sozialistischen Bruderländern. In Wahrheit kamen diese Delegationen aus allen Teilen der DDR, auch von der nahen Küstenregion.

Gerd Wax und Klaus Schulze gehörten Ende der siebziger, Anfang der achtziger Jahre zu einer verschworenen Gemeinschaft, die sich hier regelmäßig traf.

"Ja, für uns war der Block K wie die freie Republik, haben wir es doch genannt. Alles traf sich hier. Es waren Künstler. Wir waren ein ganz bunt durchgemischtes Völkchen, die sich immer wieder hier trafen, die immer wieder völlig ungezwungen miteinander umgingen, die dann abends getrunken haben, gefeiert haben. Und wir haben ja auch die Nachtruhe nicht eingehalten. Es wurde kräftig getrunken, natürlich auch, das war ganz typisch für die damalige Zeit."

"Das war nicht ganz einfach, drei Wochen Urlaub hier zu überstehen, denn es wurde täglich gefeiert und wer war dabei – also Stefan Lisewski, ach, wir waren hier eigentlich eine ganze große Familie. Meistens kannten wir uns eigentlich nur mit Spitznamen."

"Aber es wurden auch ganz tolle, großartige Gespräche geführt. Und eigentlich der Blick immer auf das offene freie Meer, was ja eigentlich für uns so grenzenlos erschien, das war der wirklich tolle Reiz von diesem Zeltplatz Prerow."

"Man hatte das Gefühl, man kann alles äußern, was man denkt. Das Freiheitsempfinden, das man da hatte, das hätte ich zu Hause in – wo ich gearbeitet habe, nie gemacht."

Beobachtet von den Grenztruppen


Das Ganze unter Beobachtung der Grenztruppen. Alle 20 Sekunden wurde das Treiben in der Freien Republik gespenstisch von Suchscheinwerfern illuminiert. Die Campingtische waren stets reich gedeckt. An Getränken herrschte kein Mangel. Man traf sich in großer Runde zum Essen, Trinken und Erzählen.

"Es wurde einfach dann aufgetischt, was eben die Wirtschaft damals hergab, was wir mit Mühen dann am Wochenende auch erstanden hatten, mitgebracht hatten. Das war halt so."

"Es wurde immer mal durchgesagt. Es sind jetzt Erdbeeren eingetroffen und dann rannte alles zur Kaufhalle. Da war eine Riesenschlange und wenn man mal grillen wollte, dann musste man sich zeitig genug da anstellen, damit man zur Fleischtheke kam.

Man genoss Prerow, das Traumziel an der Ostsee, obwohl nicht alles traumhaft war.

"Die Toilettenanlagen, das war natürlich eine Katastrophe. Es gab ja nur diese Plumsklos und am Anfang der Saison ging das noch, aber wenn man dann am Ende da war, da war das schon eklig. Na gut, das war halt die Nebensache, das hat man halt so akzeptieren müssen."

http://www.deutschlandfunkkultur.de/deu ... _id=322275

Also auch wenn ich nur sehr oft " Gastcamper " an der See oder Binnengewässern war, um an sportlichen Meisterschaften teilzunehmen oder meinem Angelhobby nachzugehen, so kann ich die Begeisterung für Prerow verstehen. Auch ich machte unvergessliche Erfahrungen in Bezug auf Geselligkeit und Freundschaft unter Campern in der Bundesrepublik.
Interessierter
 

Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 14. September 2017, 14:52

Wie schaffte man es nach Prerow?
Auf jeden Fall kannten wir die Gepflogenheiten. Meine Eltern bekamen jedoch trotzdem 2 mal eine Absage. Als Ausweich zelteten wir dann am Bodden in Born auf dem Darß und fuhren täglich zum Parkplatz 3 Eichen. Von da ging es zu Fuß durch den Urwald an den Weststrand. Das waren die Jahre 1964 und 1965.
Ab 1966 war dann nur noch mein Rätzsee aktuell und gelegentlich mal ein Abstecher auf den Darß.
Die Gammeltoilettenhäuschen habe ich in Prerow 1965 noch erlebt. Selbst da stand man Schlange, ehe man dran war. Und ekelig stimmte dort!
Der Strand aber war breit und traumhaft, fast so breit wie Sankt Peter Ording. Mir selbst aber gefällt der Weststrand, so ungestüm besser.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Interessierter » 29. Oktober 2017, 11:58

Urlaub in Ungarn in den 60iger Jahren
Ein Bericht von Kornelia Mücksch, Schkeuditz

In der ersten Hälfte der 60iger Jahre war ein frei gestalteter Urlaub, bei dem man ohne Vorbuchungen einfach aufs Geratewohl ins Ausland fuhr, etwas ganz Ungewöhnliches für DDR - Bürger. Besonders aufwändig war es, nach Ungarn zu fahren, denn es wurden diverse Einreisegenehmigungen, Visa und Geldtauschgenehmigungen gebraucht. Ein ganzes Jahr lang mussten meine Eltern emsig planen, vor allem rechtzeitig bei der Polizei und anderen Behörden die notwendigen Genehmigungen beantragen und auch sonst alle denkbaren Vorbereitungen treffen, damit wir 4 Kinder gemeinsam mit ihnen in einen erholsamen und trotzdem preiswerten Campingurlaub nach Ungarn fahren konnten. Besonders wichtig war es auch, das Maximum an Forint und Kronen zu erhalten, denn wir waren im Ausland auf dieses meist viel zu geringe Geldlimit angewiesen, da wir im Vorhinein nichts in Mark bezahlen konnten.

Eine Fahrt in den Campingurlaub nach Ungarn mit 4 kleinen Kindern war nur mit 2 Autos möglich. So traf es sich gut, dass mein Opa mit einem kaputten Lloyd Alexander vor einigen Jahren aus dem Westen nach Hause in die Lausitz gekehrt war. Allerdings blieb das Auto kurz vor dem Heimattor einfach stehen und Niemand schaffte es, es wieder in Gang zu bringen. Als Wrack musste es deshalb einige Jahre auf dem Hinterhof warten, bis es schließlich das Glück wollte, dass ein Kfz – Mechaniker aus dem Westen viele kostbare Autoersatzteile mit in den Osten brachte. Da auch einige lebenswichtige Teile für unseren Lloyd dabei waren, konnte mein Vater das Auto nach vielen Mühen wieder einigermaßen flott machen.

Hinfahrt mit Hindernissen

In einem Juli Mitte der 60iger Jahre war es dann endlich soweit. Der alte Lloyd und unser neuer Trabi Kombi waren mit Hausrat schwer beladen. Und dann ging es los. Mein älterer Bruder oder ich saßen abwechselnd mit der Karte in der Hand als Beifahrer neben Papa im Lloyd, während die restlichen 3 Kinder bei Mutti im Trabi an Bord waren. Unsere kleine Kolonne brauchte aber regelmäßig 3 Tage, bis wir an unserem Ziel angekommen waren, denn jede Fahrt entwickelte sich zu einem Abenteuer mit ungewissem Ausgang.

Den Reisebericht der Zeitzeugin kann man hier weiterlesen:
http://research.uni-leipzig.de/fernstud ... /zz193.htm
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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon augenzeuge » 29. Oktober 2017, 12:13

In den 60er Jahren war es die Ausnahme, dass sich eine Familie mit 4 Kindern einen Ungarn Urlaub überhaupt leisten konnte.

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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Interessierter » 12. Dezember 2017, 15:31

DDR-Urlauber - Bis ans Ende der kleinen Welt
von Siegfried Wittenburg

Verreisen: unbedingt! Aber wie und wohin? Urlaube in der DDR waren strikt reglementiert und führten maximal in sozialistische Bruderländer. Die Bürger waren trotzdem viel unterwegs - Fernweh macht erfinderisch.

Bild
Sehnsuchtsziel fast jedes DDR-Urlaubers: die Ostsee (Aufnahme vom Strand in Warnemünde 1978). Wer einen der begehrten Plätze in Meeresnähe ergattert hatte, fühlte sich als Glückspilz. Einestages-Autor Siegfried Wittenburg schildert seine Reiseeindrücke - und wie mancher DDR-Bürger dem Glück ein bisschen nachhelfen musste.

Die kostbarste Zeit des Jahres

Im August 1978, also zwei Jahre vor Anbruch des Schlaraffenlandes, ist der Morgen noch frisch, ein böiger Seewind pfeift durch den Rostocker Hauptbahnhof. Schnarrend kündigt ein Lautsprecher die Bereitstellung des D-Zuges nach Berlin-Lichtenberg an. Einige Kurswagen aus Kopenhagen werden angekoppelt. Meine Freundin und ich warten darauf, dass wir einsteigen können.

Auf dem Bahnhof patrouillieren Transportpolizisten. Die Dänen in den Kurswagen winken nach überstandenen Einreisekontrollen freundlich aus den Fenstern, damit wir uns zu ihnen setzen. Gern wollen wir die Einladung annehmen, doch der Zugbegleiter hält uns zurück und zischt: "Hier ist der Einstieg verboten." Wir suchen ein Abteil in einem anderen Waggon, die Dänen lassen ihre Arme sinken.

Über das staatliche Reisebüro der DDR ist es mir gelungen, ein Hotelzimmer für eine Woche Urlaub in Südböhmen zu ergattern. Reisen dieser Art sind knapp und müssen Monate im Voraus gebucht werden, so dass manche zurückgegeben werden. Als jungem Facharbeiter stehen mir 21 Tage Jahresurlaub zu, Samstage eingerechnet. Meine Freundin ist Studentin und hat Semesterferien.

Wie Bettler in den sozialistischen Bruderländern

Es geht sogar so weit, dass fremde Menschen für zwei Urlaubswochen ihre möblierten Wohnungen zur vertrauensvollen Nutzung tauschen: Erfurt, Moskauer Platz, gegen Rostock Lütten Klein, Leningrader Straße. Es ist bekannt, dass die begehrtesten Urlaubsplätze von oben nach unten in den Verwaltungen der "volkseigenen" Betriebe versickern, etwa die auf der Insel Hiddensee und in modernen Hotels wie "Neptun" in Warnemünde, "Bastei" in Dresden oder "Panorama" in Oberhof.

Als der D-Zug Berlin-Lichtenberg erreicht, steigen wir in den Metropol-Express nach Prag um und treffen zufällig die Dänen wieder. Niemand hindert uns mehr daran, mit ihnen zu reisen. Gemeinsam schauen wir in der Sächsischen Schweiz aus dem Fenster, lassen die Elbe und die Bastei vorbeiziehen.

Die Dänen bieten uns westliche Zigaretten an und fragen, warum es in der DDR so viel Polizei gibt und wieso sie so streng ist. Es sollen doch alles gute Menschen sein. Diese Sicht ist für uns neu. An die Allgegenwart von Uniformierten sind wir gewöhnt.

Der Zug hält am Grenzübergang zur CSSR in Bad Schandau. Wir hören Befehle und bellende Hunde. Nacheinander reißen die Grenzbeamten der DDR und der CSSR die Abteiltür auf und verlangen unsere Personalausweise. Stempel knallen. Anschließend doppelte Zollkontrolle: Eine strenge Beamtin fragt uns, ob wir etwas zu verzollen hätten, was mich angesichts unseres leichten Gepäcks sehr wundert. Ich schüttle den Kopf. Dann fragt sie nach dem Geld. Wir müssen die tschechischen Kronen vorzählen. Weiterhin ins Portemonnaie schauend will sie wissen, ob wir Devisen mitführen.

Die Ausfuhr westlichen Geldes ist strikt verboten, wäre aber hilfreich. Denn der Umtauschsatz, im Personaldokument notiert, beträgt nur 30 Mark der DDR pro Tag und Person. Obwohl in der CSSR die Preise ähnlich und wir in der DDR nicht arm sind, werden wir fortan fast zu Bettlern. Das Geld reicht knapp für den täglichen Bedarf, vielleicht auch für ein Souvenir, doch ein Hotelzimmer oder gar eine Autoreparatur wären unerschwinglich.

Festnahme am Eisernen Vorhang

In den touristischen Zentren fragen uns Einheimische an jeder Ecke, ob wir Deutsche seien. Natürlich. Doch die Frage zielt auf den Schwarzhandel mit D-Mark unserer Schwestern und Brüder aus dem Westen, und wir fühlen uns im sozialistischen "Bruderland" als Menschen dritter Klasse. Weil wir das Hotel bereits in der DDR bezahlt haben, ist unsere Reisekasse in Kronen etwas flexibler. So können wir in Restaurants speisen, in Cafés und Bierstuben einkehren; das Warenangebot in der CSSR hingegen ist auch nicht verlockender als in der DDR.

In Prag verabschieden wir uns von den Dänen. Sie wollen nach kurzem Aufenthalt nach Wien weiterreisen - in die für uns verbotene Welt. Wir nehmen den Fernbus nach Budweis und weiter bis in die südböhmische Kleinstadt Trebon. Die Überraschung am Zielort ist ein modernes Hotel mit Restaurant und einem ansprechenden Zimmer. Der freundliche Mann an der Rezeption spricht auch Deutsch, mit Wiener Akzent.

Vom Reisebüro der CSSR erhalten wir eine Wanderkarte und ein Verzeichnis mit Sehenswürdigkeiten. Wir bummeln durch historische Städte und betrachten Fassaden, die große Ähnlichkeit mit denen in der DDR haben, nur etwas mehr verbliebene Farbe. Mit Bussen kommen wir recht weit herum. Beim Wandern durch bergige Landschaften können wir bis nach Österreich blicken.

Plötzlich stehen wir vor einem Zaun. Ich schaue auf die Karte. Sie zeigt einen Weg, aber keinen Zaun. Wir schlagen die Richtung zum nächsten Städtchen ein. Unterwegs kontrolliert uns eine freundliche Militärstreife - und nimmt uns fest. Wir befinden uns, ohne es zu wissen, am Eisernen Vorhang. Nach acht Stunden Verhör in einer Grenzstation dürfen wir unseren Urlaub fortsetzen.

Der versprochene Kommunismus: er ist noch zwei Jahre entfernt.

Den vollständigen Bericht mit 30 Fotos findet man hier:
http://www.spiegel.de/einestages/ddr-un ... 53239.html
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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon augenzeuge » 12. Dezember 2017, 19:15

Beethoven, was denkst du, wenn du solche Geschichten liest?

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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Interessierter » 12. September 2018, 14:29

Interflug und Klappfix: Urlaub in der DDR

Es gibt doch nichts Schöneres, als die Welt zu bereisen, fremde Kulturen kennen zu lernen und in der Sonne zu entspannen…

Für die Einwohner der DDR sah die Urlaubsplanung jedoch ein wenig anders aus; man verbrachte ihn zumeist im eigenen Land oder in einem der sozialistischen Nachbarstaaten. Dabei hatte die DDR sogar eine eigene Fluggesellschaft, die bis nach Kuba, China und Mosambik flog.

Das Haus des Reisens steht noch. Mit seinen 18 Stockwerken und 67 Metern Höhe ist es nach dem Park Inn das höchste Gebäude am Alexanderplatz. Hier hatte das staatliche Reisebüro der DDR seinen Sitz, wo alle Bahn- und Flugreisen innerhalb und außerhalb der DDR gebucht wurden.

Tupolews und Antonows

Die staatliche Fluggesellschaft Interflug (1963-1990) flog von der Geschäftszentrale in Schönefeld aus vor allem RGW-Staaten wie Bulgarien, die Tschechoslowakei, China, die Sowjetunion und Jugoslawien an. Die Maschinen stammten fast ausschließlich aus sowjetischer Produktion: zunächst die Iljuschin Il-18 mit Turbopropantrieb, später dann unzählige Tupolews und Antonows. Erst 1988 hob der Koordinationsausschuss für Ost-West-Handel die Sanktionen gegen den Export von Zivilflugzeugen auf und ermöglichte der Interflug damit den Erwerb von drei Airbus A310. Da die Maschinen erst am 26. Juni 1989, knapp zwei Monate vor dem Mauerfall, geliefert wurden, kamen sie kaum mehr zum Einsatz.

Da die Interflug nicht Mitglied der IATA war und somit keinen internationalen Preisbindungen unterlag, konnte sie ihre Flüge zu Billigpreisen anbieten, die sie auch für Reisende aus der Bundesrepublik und insbesondere aus West-Berlin interessant machten. Deswegen nahm die Interflug Charterflüge zu Reisezielen am Mittelmeer und Schwarzen Meer ins Programm auf, die sich gezielt an ein westdeutsches Publikum richteten. Shuttlebusse beförderten die Fluggäste über einen eigens eingerichteten Grenzübergang vom West-Berliner Busbahnhof zum Flughafen Schönefeld.

Urlaub im eigenen Land

DDR-Bürger durften erst ab 1968 in die Sowjetunion und ab 1973 auch nach Kuba reisen – allerdings waren die Flüge so teuer, dass sie sich sowieso nur Mitglieder der politischen Führungselite leisten konnten. Reisen in die benachbarten sozialistischen Bruderstaaten Tschechoslowakien, Polen (jeweils bis 1972) und Ungarn unterlagen einem Visumszwang. Da blieben viele lieber gleich im eigenen Land, zumal die DDR-Regierung den inländischen Tourismus stark förderte. Die Inseln Rügen und Usedom sowie die Naturparadiese Thüringer Wald und Sächsische Schweiz zählten zu den beliebtesten Reisezielen.

Bild

Der Bericht geht mit weiteren Bildern hier weiter:
https://www.centralberlin.de/blog/inter ... r/?lang=de
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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Nostalgiker » 13. September 2018, 11:16

Aus dem Vortext:
Das Haus des Reisens steht noch. ....... Hier hatte das staatliche Reisebüro der DDR seinen Sitz, wo alle Bahn- und Flugreisen innerhalb und außerhalb der DDR gebucht wurden.
Das unterstrichene ist mir neu. Ich kaufte meine Bahnfahrkarten für gewöhnlich am Fahrkartenschalter im Bahnhof des Abfahrtsortes .........
Auch Flugtickets konnte man in den entsprechenden Niederlassungen der Fluggesellschaften kaufen, wobei sich das auf Osteuropäische Fluggesellschaften beschränkte.

Im Gebäude hatte ebenfalls die zentrale des Jugendreisebüros "Jugendtourist" seinen Sitz.

In jeder Bezirksstadt gab es eine Filiale des DDR Reisbüros wo Reisen gebucht werden konnten. Ebenso in den Kreisstädten .....

ab 1968 in die Sowjetunion und ab 1973 auch nach Kuba reisen – allerdings waren die Flüge so teuer, dass sie sich sowieso nur Mitglieder der politischen Führungselite leisten konnten.
Ach so war das also. Dann gehörte jemand der 1970 in die SU reiste und mit dem Flugzeug flog also zur politischen Führungselite?

Und das Reisebüro der SU hatte in der Friedrichstrasse eine eigene Filiale, da konnten ebenfalls Mitglieder der politischen Führungselite einfach so Reisen in die SU buchen ........
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 13. September 2018, 12:09

Mit teuer waren sicher besonders die Kubareisen gemeint.
6 Tage nach Moskau im März 1970 per TU104, inklusive Vollverpflegung ohne Getränke, mit touristischem Vollprogramm einschließlich der Unterweisungen der Reiseleiterin in Schönefeld, dass wir nun jeder Botschafter der DDR wären, kostete mich damals 399.- Ostmark. Da haben wir noch gelacht, weil dieser krumme Betrag wie ein Westpreis aussah. Für das dortige Angebot und Bemühen war der Preis mehr als gerecht.
Ob man uns auch bespitzelt hat, habe ich nie erfahren. Wie es meinem Bekannten samt Familie dort erging, konnte auch ich seitenlang Jahrzehnte später in dessen Stasiakte lesen.
Die damalige DER-Mitarbeiterin und spätere Chefin war eine Gleichaltrige aus meiner Parallelklasse. Sie war IM, schon zu Schulzeiten gegen einen Mitschüler eingesetzt. Damals war sie lange noch nicht volljährig. Ebenso IM war später ihr Mann, wie ich unlängs auf einer Liste sah, ebenfalls ein Mitschüler und später mein Mitlehrling.
Ob damals die Moskaureise wirklich die einzige März-Reisemöglichkeit war, weiß ich nicht, wurde mir aber so "verkauft".

Gruß Volker
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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon karnak » 13. September 2018, 12:24

Die größte Schwierigkeit bei einer Kuba Reise war neben dem Preis wohl die Sicherheitsfreigabe, da die Flugzeuge damals in Canada zwischenlandeten. Ich weiß von einem damaligen MfS Kollegen der die Reise angetreten ist, dass sich im Transitbereich eine Tür mit der deutlichen Aufschrift "Immigration" befand. Begab man sich durch diese freizugängliche Tür hatte man die DDR verlassen.
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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 13. September 2018, 12:35

karnak hat geschrieben:Die größte Schwierigkeit bei einer Kuba Reise war neben dem Preis wohl die Sicherheitsfreigabe, da die Flugzeuge damals in Canada zwischenlandeten. Ich weiß von einem damaligen MfS Kollegen der die Reise angetreten ist, dass sich im Transitbereich eine Tür mit der deutlichen Aufschrift "Immigration" befand. Begab man sich durch diese freizugängliche Tür hatte man die DDR verlassen.

Diese Türbeschriftung mag es geben, nur kann man in jedem zivilisierten westlichen Land die Transitzone ohne Weiteres verlassen. Bei blanker Transitdurchreise mögen die Canadier ja "maulfauler" sein, doch bei normalem Ankommen wirst Du grundsätzlich gefragt, was Dein Begehr ist.. Also Urlaub, oder geschäftlich.
Wäre Dein Kollege durch die Tür gegangen, wüsste er auch noch zu berichten, dass jeder Canada-Gast begrüßt wurde, immer freundlich und nett.
Ganz im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten von Amerika. Deren Einreise glich immer Eurer Abfertigung. Ruppig, strunzig...

Gruß Volker
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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon karnak » 13. September 2018, 12:41

Zwei aus seiner Reisegruppe sind durch diese Tür und wurden nicht mehr gesehen. [flash] Und wenn ich Dir ein Geheimnis verraten darf, als MfS Angehöriger wurdest Du im Vorfeld zu dieser Tür informiert mit dem Hinweis auf wen Du in Deiner Reisegruppe ein Auge haben sollst.Wie Du allerdings verhindern solltest, dass der dann die Tür durchschreitet wurde offengelassen, man wusste es wohl selbst nicht.
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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon karnak » 13. September 2018, 12:46

Volker Zottmann hat geschrieben: Diese Türbeschriftung mag es geben, nur kann man in jedem zivilisierten westlichen Land die Transitzone ohne Weiteres verlassen.

[grin] Das kann man natürlich nicht, deswegen heißt es ja Transitzone. Das kann man nur in Zeiten von Systemauseinandersetzungen wenn sich dadurch die Gelegenheit bietet die andere Seite blöd dastehen zu lassen und sie vorzuführen .
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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Nostalgiker » 13. September 2018, 12:55

Also mein Onkel war bestimmt alles mögliche aber eines garantiert nicht, nämlich "politische Führungselite" der DDR. Trotzdem fuhr/flog er mit seiner Frau damals nach Kuba.
Soweit ich mich noch erinnere bekam er die Reise über den Betrieb in dem er arbeitete.
Der Preis ist mir nicht mehr im Gedächtnis, ich fand jetzt auf die Schnelle was von 6.800 Mark für drei Wochen.

Ob und wie viel "Spitzel" in den Reisegruppen waren mit denen ich in die SU fuhr, andere Länder im europäischen Osten besuchte ich als Individualreisender, kann ich nicht sagen und es interessiert mich auch Heute herzlich wenig.
Natürlich mußte jetzt bei dieser Gelegenheit die Thematik "Stasi beschäftigte Kinder als IM" ins Thema eingeflochten werden. Was soll das?

In der Regel sind Urlaubsreisen als Pauschalreisen mit Verpflegung aber ohne Getränke.
Dieser All Inclusive Unsinn ist doch nur für Flatrate Trinker interessant und Menschen die meinen jeder Urlaubstag an dem ich nicht hackedicht bin ist ein verschenkter Urlaubstag .......
Land und Leute sieht man in Alkoholrausch eher weniger.
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 13. September 2018, 12:56

karnak hat geschrieben:
Volker Zottmann hat geschrieben: Diese Türbeschriftung mag es geben, nur kann man in jedem zivilisierten westlichen Land die Transitzone ohne Weiteres verlassen.

[grin] Das kann man natürlich nicht, deswegen heißt es ja Transitzone. Das kann man nur in Zeiten von Systemauseinandersetzungen wenn sich dadurch die Gelegenheit bietet die andere Seite blöd dastehen zu lassen und sie vorzuführen .

Da bist Du aber gewaltig im Irrtum. Es kann Dir aber nach Verlassen passieren, dass Du nie mehr rein kommst.
Solche Transitzonen kannst Du bitte nicht mit verschlossenen Reichsbahnwagen zu DDR-Zeiten an einer
GÜST vergleichen!

Gruß Volker
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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon karnak » 13. September 2018, 13:07

Natürlich kann ich das, wenn ich mich im Transit in bzw. durch ein Land befinde zwischen dem und dem Meinen eine Visapflicht besteht darf ich den Transitbereich oder die Transitstrecke nicht verlassen da es sich dann um eine Einreise in das betreffende Land handelt zu der ich keine Berechtigung habe. Das die DDR die Möglichkeit Erlangung eines Einreisevisums für das betreffende Land" arg" beschränkt hat, in die vorherige Notwendigkeit eines Besitzes eines Ausreisevisums aus dem eigenen Land gedreht hat ist eine andere Frage.
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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 13. September 2018, 13:24

Na ja, Kristian, wir meinen schon das Selbe.
Mein Vater musste sein Canadavisum damals 1976 über die polnische Botschaft in Ostberlin beantragen. Fliegen durfte der aber nur, weil seine Flüge hin und zurück nicht über Düsseldorf Amsterdam oder Frankfurt gingen. Zwischenstopp dann in London und Reikjavik, schön umständlich und teuer, statt 10-Stunden-Non-Stop-Flug.
Ursprünglich auf 6 Wochen ausgelegt und dann auf 12 Wochen einseitig verlängert, war er reichlich mit Reisezahlungsmitteln ausgestattet. Ganze 15.-DM. Er musste zuvor das Visum bezahlen und 15 Ostmark hinlegen.
Canada war also auch recht erschwiglich damals... [flash]

Gruß Volker
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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon karnak » 13. September 2018, 13:33

Und wieso über die polnische Botschaft, was hatten die Polen damit zu tun? Ein Land das Visa für Ausländer ausstellt hat erstmal ein Interesse daran überprüfen zu können wem es ein Visum gibt oder lieber nicht, und das hat man in die Hände der Polen gelegt, einem Land aus dem anderen Block?
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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 13. September 2018, 13:36

karnak hat geschrieben:Und wieso über die polnische Botschaft, was hatten die Polen damit zu tun? Ein Land das Visa für Ausländer ausstellt hat erstmal ein Interesse daran überprüfen zu können wem es ein Visum gibt oder lieber nicht, und das hat man in die Hände der Polen gelegt, einem Land aus dem anderen Block?

Na Canada hatte keine Vertretung in Ostberlin, das haben die Polen mit abgewickelt. (Stand 1976)

Gruß Volker
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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon karnak » 13. September 2018, 13:37

Ach so.
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Re: Urlaub in der DDR

Beitragvon augenzeuge » 13. September 2018, 16:42

karnak hat geschrieben:dass sich im Transitbereich eine Tür mit der deutlichen Aufschrift "Immigration" befand. Begab man sich durch diese freizugängliche Tür hatte man die DDR verlassen.


In jedem Transitbereich eines Landes gibt es die Tür zur Immigration. Hab ich erst wieder in Hongkong erleben können. Das war also nichts besonderes. Das kenne ich gar nicht anders.
Die DDR hattest du schon vorher verlassen, auch der Transitbereich gehörte schon zum Ausland .... [laugh] Und wenn dort ein MfSler versucht hätte, eine Person aufzuhalten, wäre er festgenommen worden....

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