Brauereien und Biere in der DDR

Alles zum Thema Essen und Trinken, Gastronomie, Küche u.s.w.

Brauereien und Biere in der DDR

Beitragvon Interessierter » 28. August 2016, 12:03

Die DDR hatte doch mit Hasseröder, Berliner Pilsner und Radeberger Exportbierbrauerei, doch auch namhafte Biere im Angebot, oder gab es die nur selten bzw. mehr oder weniger nur " unterm Tisch "?

Waren andere Biere, die man im Konsum bekam, wirklich so ungenießbar, wie ich hörte und doch trank sie fast jeder, hauptsache es drehte richtig?

Bild

War das abgebildete eins von den Bieren, dass die Bürger als " Plärre " bezeichneten?
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Re: Brauereien und Biere in der DDR

Beitragvon pentium » 28. August 2016, 12:11

Interessierter hat geschrieben:Die DDR hatte doch mit Hasseröder, Berliner Pilsner und Radeberger Exportbierbrauerei, doch auch namhafte Biere im Angebot, oder gab es die nur selten bzw. mehr oder weniger nur " unterm Tisch "?

Waren andere Biere, die man im Konsum bekam, wirklich so ungenießbar, wie ich hörte und doch trank sie fast jeder, hauptsache es drehte richtig?

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War das abgebildete eins von den Bieren, dass die Bürger als " Plärre " bezeichneten?


Irgendwie hatten wir das Thema schon...muss mal suchen.

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Re: Brauereien und Biere in der DDR

Beitragvon Interessierter » 28. August 2016, 12:34

Ich habe auch schon mit 4 oder 5 Begriffen gesucht und nichts gefunden. Bin mir aber sicher, dass ich diese Marke der sogenannten " Plärre " vorher noch nie gesehen habe. Es gab mal einen Thread " Edle Biere ", hatte aber wenig mit Bier aus der DDR zu tun.
Unabhängig davon möchte ich gerne eine Antwort auf meine Fragen haben!

Vielleicht nutzt die Zeit ja besser, um evtl. das Fussballtippspiel zu integrieren? [wink]
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Re: Brauereien und Biere in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 28. August 2016, 12:51

Das Hasseröder Bier gab es bis ich heiratete, also um 1973 regelmäßig in bestimmten Geschäften im Stadtgebiet.
Dann begann ein riesiger Ettikettenschwindel. Die Brauerei in Halberstadt braute nur Plurre. Das Bier war schwer verkäuflich. Und von einem auf den anderen Tag zierten deren Flaschen auch die Hasseröder Etiketten. Möglich durch die Kombinatsbildungen. Masse statt Klasse!

Gruß Volker
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Re: Brauereien und Biere in der DDR

Beitragvon Interessierter » 28. August 2016, 15:16

Stimmt es, dass die Biere sehr schnell trübe wurden und man deswegen bevorzugt braune Flaschen kaufte?
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Re: Brauereien und Biere in der DDR

Beitragvon augenzeuge » 28. August 2016, 15:25

Interessierter hat geschrieben:Stimmt es, dass die Biere sehr schnell trübe wurden und man deswegen bevorzugt braune Flaschen kaufte?


Nein, das denk ich nicht. Die Haltbarkeit war viel geringer als heute, das hing aber nicht von der Glasfarbe ab, eher von den verwendeten Rohstoffen.
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Re: Brauereien und Biere in der DDR

Beitragvon Interessierter » 28. August 2016, 15:29

Braute man in der DDR denn nicht nach dem deutschen Reinheitsgebot und wenn ja , ab wann ?
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Re: Brauereien und Biere in der DDR

Beitragvon pentium » 28. August 2016, 15:46

augenzeuge hat geschrieben:
Interessierter hat geschrieben:Stimmt es, dass die Biere sehr schnell trübe wurden und man deswegen bevorzugt braune Flaschen kaufte?


Nein, das denk ich nicht. Die Haltbarkeit war viel geringer als heute, das hing aber nicht von der Glasfarbe ab, eher von den verwendeten Rohstoffen.
AZ


Mal etwas Wissenschaft zu den Bierflaschen:
Das WDR-Wissenschaftsmagazin Quarks & Co. hat im Jahr 1996 Bier in braunen, grünen und klaren Glasflaschen fünf Tage lang draußen der Sonne ausgesetzt. Die Unterschiede danach waren gewaltig: Am schlechtesten schnitt das Bier aus den klaren Flaschen ab, das aus den grünen Flaschen schmeckte schon besser – mit Abstand die besten Noten aber bekam der Inhalt der braunen Flaschen. Es gefiel den Testern sogar besser als das Kontrollbier aus dem Kühlschrank....

quelle:
http://www.zeit.de/2013/18/stimmts-bier

Nur soll man dabei nicht vergessen, es gibt Biersorten in grünen Flaschen, so Becks und Budweiser als Beispiel. Wie komme ich jetzt zum Bier in der DDR?
Jedenfalls wurden aus irgendeinen Grund, sicher ein böses Gerücht vom Klassenfeind, die braunen Flaschen bevorzugt gekauft, was das Bier in Karl-Marx-Stadt betraf, zurück blieben oft nur die grünen Flaschen....

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Re: Brauereien und Biere in der DDR

Beitragvon pentium » 28. August 2016, 15:50

Interessierter hat geschrieben:Braute man in der DDR denn nicht nach dem deutschen Reinheitsgebot und wenn ja , ab wann ?


Kurz und Knapp:

DDR Reinheitsgebot

Die schwierige Rohstofflage zwang die DDR vom Reinheitsgebot abzurücken, welches in Deutschland über Jahrhunderte nur die Verwendung von Malz, Hopfen, Hefe und Wasser zum Bierbrauen versah.

Dass sich die DDR vom Reinheitsgebot lösen musste, geschah aus der Not heraus. In den Technischen Güte- und Liefervorschriften der DDR, kurz TGL, wurde genau geregelt, welche Zusatzstoffe in der DDR zum Brauen zugelassen waren. Die für die DDR-Brauwirtschaft geltende TGL 7764 galt bis zur Wende am 3. Oktober 1990. Zugelassen waren Zusatzstoffe wie Gerstenrohfrucht, Reisgrieß, Maisgrieß, Zucker, Stärkecouleur, Natriumsacharin, Pepsinkonzentrat, Milchsäure, Salz, Tannin, Kieselgelpräparate und Ascorbinsäure. Dieses Dokument enthielt über die erlaubten Zusatzstoffe hinaus auch noch Vorschriften über die Bezeichnungen, die chemisch-physikalischen Merkmale, die Verpackung und Kennzeichnung, die Größe der Bieretiketten und deren Farbe.

Natürlich gab es auch "Edelbiersorten" in der DDR, allen voran Radeberger. Selten gab es diese Biere im freien Verkauf. Auch die Wernesgrüner Brauerei hatte Erfolg im Export. Diese Brauereien brauten weiterhin, trotz Rohstoffmangels, nach dem Reinheitsgebot. Viele Medaillen erhielt das Radeberger Pilsner zu DDR-Zeiten für seine hohe Qualität.

prost

quelle:
DDR Brauwesen


...
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Re: Brauereien und Biere in der DDR

Beitragvon karnak » 28. August 2016, 15:55

Interessierter hat geschrieben:Stimmt es, dass die Biere sehr schnell trübe wurden und man deswegen bevorzugt braune Flaschen kaufte?

[flash] Eine der vielen Mythen, in dem Fall eine der man in der DDR anhing. Es gab Bier in grünen und braunen Flaschen, man war der Meinung, das Braune lässt weniger Licht durch und desswegen schmeckt das Bier besser, natürlich völliger Mist, auch heute gibt es Bier in braunen und grünen Flaschen und kein Mensch schert sich darum. Jedenfalls wurden die grünen Flaschen als"Huckerflaschen" bezeichnet, die Leute sortierten in den Kaufhallen die braunen Flaschen aus den Kästen, es waren keine einheitlichen Farben in den Kästen, und die grünen blieben erstmal stehen. Wer später kam musste halt die grünen, also das"Huckerbier"nehmen.
Was das Reinheitsgebot angeht, auch dazu gab es immer viel Gerüchte, man behauptete, statt Hopfen wird Rindergalle in das Bier gerührt. Ich habe mich mal mit einem Bierbrauer darüber unterhalten, der hat sich bald totgelacht. Man hat in der DDR genauso Bier hergestellt wie heute, anders funktioniert es gar nicht wenn am Ende sowas wie Bier rauskommen soll. Das Problem in der DDR war schlicht und einfach, besonders zu den Stoßzeiten, die Produktionskapazitäten reichten bei weitem nicht aus um den Bedarf zu decken, also gönnte man dem Bier nicht die nötige Ruhe nach dem Brauvorgang, bzw.es war nicht vollständig ausgegoren und begann in der Flasche zu flocken. [flash]
EIGENTLICH gab es somit in der DDR ein schlechtes Bier gar nicht, genauso wenig wie es das meiner Meinung nach auch heute,zumindest in Deutschland nicht gibt. Selbst dieses so viel gescholtene Gögginger ist meiner Meinung nicht so unerträglich wie behauptet. Nun gehöre ich allerdings auch nicht zu diesen vielen selbsternannten"Bierpäpsten" in diesem Land, deren Fachkenntnisse ich allerdings leicht anzweifle.
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Re: Brauereien und Biere in der DDR

Beitragvon augenzeuge » 28. August 2016, 16:02

Karnak, das stimmt leider nicht. Das Bier in der DDR konnte nicht so gut sein wie heute, es lag 100%ig an den Zutaten. Sie waren minderer Qualität. Unzureichende Filtrationsmittel, Nutzung von Rohgerste anstatt Malz gaben den Rest. Das kann dir jeder Brauer erzählen, der die Wende und die Umstellung erlebt hat.

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Re: Brauereien und Biere in der DDR

Beitragvon pentium » 28. August 2016, 16:05

karnak hat geschrieben:EIGENTLICH gab es somit in der DDR ein schlechtes Bier gar nicht, genauso wenig wie es das meiner Meinung nach auch heute,zumindest in Deutschland nicht gibt. Selbst dieses so viel gescholtene Gögginger ist meiner Meinung nicht so unerträglich wie behauptet. Nun gehöre ich allerdings auch nicht zu diesen vielen selbsternannten"Bierpäpsten" in diesem Land, deren Fachkenntnisse ich allerdings leicht anzweifle.


Bleiben wir mal beim Bier, welches es in der DDR gab, werter Karnak und nicht schon wieder abschweifen in das Hier und Heute. Nein es wurde in der DDR nicht so gebraut wie heute, siehe meinen Beitrag "DDR Reinheitsgebot" und was das schlechte Bier in der DDR angeht, so scheinst du nie in den Genuss von Dessauer Hell gekommen zu sein, ein paar Flaschen dieses Gesöffs getrunken und der ganze Lehrgang traf sich auf dem WC des Internats wieder, wegen Magen-Darm mussten die Lehrveranstaltungen am nächsten Tag abgesagt werden....

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Re: Brauereien und Biere in der DDR

Beitragvon Wosch » 28. August 2016, 16:08

Zu meinen vielen Besuchen in meiner Geburtsstadt PARCHIM war es Usus das ich immer eine Steige Dosenbier mitgebracht hatte und das verschwand regelmäßig durch meinen Schwager im Keller, wohl für besondere "Gelegenheiten". Wenn ich nicht mit dem Auto gekommen bin, holte ich die aus dem Intershop.
Mein Schwager sagte immer das "Lubzer" Bier täte ihm nicht schmecken. Um ehrlich zu sein, mir auch nicht besonders. Auf dem Nachhauseweg hatte ich mir auch mal zwei Flaschen Lübzer mitgenommen und als ich die Bekannten schenkte waren Die nach dem Genuß auch nicht sehr angetan.
Was das mit der Flaschenfarbe auf sich hat kann ich nicht beurteilen, jedoch schon vor meiner Flucht im Januar 62 geisterte das Phänomen in der DDR rum daß das Bier in braunen Flaschen besser haltba wäre als in grünen. Wenn ich mich recht erinnere gab es aber damals fast nur Grüne.
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Re: Brauereien und Biere in der DDR

Beitragvon Spartacus » 28. August 2016, 16:13

Meiner Meinung nach waren Wernesgrüner und Radeberger Exportbier, dass beste was es gab in der ehemaligen. Wurde jedenfalls gehandelt wie Goldstaub und
gab es bei uns offiziell nicht zu kaufen, da alles, aber auch alles unter dem Ladentisch weg ging. Es gab aber beide Sorten vom Fass in guten Gaststätten und für
den Preis, von ich glaube 57 Pfennig, konnte sich das dann auch jeder leisten.

Radeberger gehört noch heute zu meinem Abendbrottisch, wobei ich heute teilweise das Problem schon wieder habe. Also, es hier in Bayern zu bekommen. [flash]

Zum Thema Plärre. Das Zwickauer Bier ( Mauritius ) hatte zwar ein schönes Etikett, war aber so eine Brühe, dass es im Volksmund als " Sterbehilfe" bezeichnet wurde. [flash]

Hier mal was zur Erinnerung.

http://www.brauwesen-historisch.de/Traditionddr.html

LG

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Re: Brauereien und Biere in der DDR

Beitragvon karnak » 28. August 2016, 16:14

augenzeuge hat geschrieben:Karnak, das stimmt leider nicht. Das Bier in der DDR konnte nicht so gut sein wie heute, es lag 100%ig an den Zutaten. Sie waren minderer Qualität. Unzureichende Filtrationsmittel, Nutzung von Rohgerste anstatt Malz gaben den Rest. Das kann dir jeder Brauer erzählen, der die Wende und die Umstellung erlebt hat.

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Gut das mag schon sein, nicht so gut wie heute, was dieses heilige deutsche Reinheitsgebot angeht, sicher. Aber eben auch nicht so schlecht, dass es kein Bier mehr war. Zur Alkoholgärung brauchst Du Hefe und Zucker, beim Bier aus der aufgespaltenen Stärke der Gerste in Form des Malzes, letztlich also Zucker. Mischst Du zu dem Malz noch etwas zu was die Hefepilze auch gerne haben machen die den Alkohol daraus. Ist dann noch der Bitterdtoff des Hopfen bei merkst Du sehr wahrscheinlich keinen Unterschied, es ist Bier, natürlich dann nicht nach diesem Reinheitsgebot gebraut. Allerdings, bei Kenntnis der biochemischen Abbläufe ,man weiß dann auch, dass bei diesem Reinheitsgebot auch ein gehörig Maß an Spinnerei bei ist. Ähnlich wie bei den Weinexperten die den nur trinken wenn die Flasche mit Naturkork verschlossen ist, OBWOHL der die Ursache für ein verkorken sein kann, im Gegensatz zum Kronverschluss oder Plastikkorken, wo das ausgeschlossen ist, Spinnerei eben. [flash]
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Re: Brauereien und Biere in der DDR

Beitragvon karnak » 28. August 2016, 16:19

Wosch hat geschrieben:Zu meinen vielen Besuchen in meiner Geburtsstadt PARCHIM war es Usus das ich immer eine Steige Dosenbier mitgebracht hatte und das verschwand regelmäßig durch meinen Schwager im Keller, wohl für besondere "Gelegenheiten".

[flash] Ich sehe die DDR-Marke, also Deinen Schwager richtig vor mir. Und was das Dosenbier angeht,dass für "besondere Gelegenheiten" im Keller verschwand. Es war nie ein Vorwurf,aber es ist aber nun mal wie es ist, Du warst zu lange weg, hast von dieser späteren DDR so viel Ahnung wie der Papst vom Doppelbett. [flash]
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Re: Brauereien und Biere in der DDR

Beitragvon karnak » 28. August 2016, 16:23

pentium hat geschrieben:
Bleiben wir mal beim Bier, welches es in der DDR gab, werter Karnak und nicht schon wieder abschweifen in das Hier und Heute. Nein es wurde in der DDR nicht so gebraut wie heute, siehe meinen Beitrag "DDR Reinheitsgebot" und was das schlechte Bier in der DDR angeht, so scheinst du nie in den Genuss von Dessauer Hell gekommen zu sein, ein paar Flaschen dieses Gesöffs getrunken und der ganze Lehrgang traf sich auf dem WC des Internats wieder, wegen Magen-Darm mussten die Lehrveranstaltungen am nächsten Tag abgesagt werden....

pentium

[grin] Die Übelkeit KÖNNTE natürlich was mit den noch aktiven Hefepilzen in der Flasche zu tun haben. Ich habe versucht die Zusammenhänge zu erklären.
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Re: Brauereien und Biere in der DDR

Beitragvon pentium » 28. August 2016, 16:27

Was sagt ein Fachmann in einem anderem Forum:

Zitat:
Im Gegensatz zu den heutigen haltbaren Bieren waren die normalen Sorten (Helles u. Pils) in der DDR nicht pasteurisiert/sterilisiert (bis auf Spezial-/Exportbiere).

Daneben kam es - speziell im Sommer - zu einem Leistungsdruck durch die wirtschaftsleitenden Organe, die Auslieferungsmengen zu maximieren. Dadurch kam es oft zu einer zeitlichen "Zusammenquetschung" des Produktionsprozesses, der natürlich dem Produkt nicht bekam.

Fachlich jetzt sicher nicht korrekt, aber zur Illustration: Ein Bier braucht vom Ansatz der Maische bis zum Verzehr im Biergarten etwa sechs Wochen. Rein theoretisch, technisch und auch technologisch läßt sich jetzt jeder einzelne Produktionsschritt aus diesen sechs Wochen unter die Lupe nehmen und bei jedem Schritt Stunden oder gar Tage einsparen...

Das Ergebnis, vor allem im Hochsommer: Eine trübe, säuerliche Brühe, am Flaschenboden Ansammlungen von Ausflockungen...

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Re: Brauereien und Biere in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 28. August 2016, 16:34

Ich denke mal, die Qualität betreffend habt Ihr den wichtigsten Rohstoff vergessen. Auch der ist ausschlaggebend.
Das Wasser machts! Mein zu Anfang eingestellter Beitrag besagte schon, dass Halberstadt fürchterliches Bier braute. Nun waren die Zuschläge die gleichen und die Braumeister nicht dümmer. Dort wurde aber kein Quellwasser verwendet, so wie in Hasserode.

Gruß Volker
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Re: Brauereien und Biere in der DDR

Beitragvon karnak » 28. August 2016, 16:46

pentium hat geschrieben:Was sagt ein Fachmann in einem anderem Forum:

Zitat:
Im Gegensatz zu den heutigen haltbaren Bieren waren die normalen Sorten (Helles u. Pils) in der DDR nicht pasteurisiert/sterilisiert (bis auf Spezial-/Exportbiere).

Daneben kam es - speziell im Sommer - zu einem Leistungsdruck durch die wirtschaftsleitenden Organe, die Auslieferungsmengen zu maximieren. Dadurch kam es oft zu einer zeitlichen "Zusammenquetschung" des Produktionsprozesses, der natürlich dem Produkt nicht bekam.

Fachlich jetzt sicher nicht korrekt, aber zur Illustration: Ein Bier braucht vom Ansatz der Maische bis zum Verzehr im Biergarten etwa sechs Wochen. Rein theoretisch, technisch und auch technologisch läßt sich jetzt jeder einzelne Produktionsschritt aus diesen sechs Wochen unter die Lupe nehmen und bei jedem Schritt Stunden oder gar Tage einsparen...

Das Ergebnis, vor allem im Hochsommer: Eine trübe, säuerliche Brühe, am Flaschenboden Ansammlungen von Ausflockungen...

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[grin] Was ich versucht habe mit meinen einfachen,laienhaften Worten zu beschreiben.
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Re: Brauereien und Biere in der DDR

Beitragvon karnak » 28. August 2016, 16:51

Volker Zottmann hat geschrieben: Dort wurde aber kein Quellwasser verwendet, so wie in Hasserode.

Gruß Volker

Da sage ich einfach mal, die Wasserhärte wird eine nicht unwesentliche Rolle für die Qualität des Bieres spielen, da hast Du sicher recht. Ob ich diese Härte allerding pur aus der Erde hole oder produziere dürfte für das Endergebnis völlig wurst sein.
Zu beiden Varianten dürfte die DDR aber prinzipiel und in jedem Fall nicht in der Lage gewesen sein, auch da gebe ich Dir recht.
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Re: Brauereien und Biere in der DDR

Beitragvon Kumpel » 28. August 2016, 16:52

Jeden Freitag wurde der Kraftfahrer der Firma mit dem W50 nach Krostitz geschickt um das gute Ur-Krostitzer für die erlauchten Genossen und Handwerker des Betriebes und deren engeren Freundeskreis zu holen.
Ein einfacher Arbeiter von der Baustelle kam selbstverständlich nicht in den Genuss dieses Service.Anfragen wurden stets abschlägig beschieden.
Wir haben uns daher in der CSSR die Rübe mit anständigem Bier zu geschüttet. Die konnten trotz sozialistischer Mangelwirtschaft fast flächendeckend noch ordentliches Bier brauen.
Kumpel
 

Re: Brauereien und Biere in der DDR

Beitragvon Spartacus » 28. August 2016, 17:05

Volker Zottmann hat geschrieben:Ich denke mal, die Qualität betreffend habt Ihr den wichtigsten Rohstoff vergessen. Auch der ist ausschlaggebend.
Das Wasser machts! Mein zu Anfang eingestellter Beitrag besagte schon, dass Halberstadt fürchterliches Bier braute. Nun waren die Zuschläge die gleichen und die Braumeister nicht dümmer. Dort wurde aber kein Quellwasser verwendet, so wie in Hasserode.

Gruß Volker


Richtig Volker,

von ganz bösen Menschen wurde in Zwickau behauptet, dass das Mauritius mit Muldenwasser gebraut wurde.

In der Mulde schwamm damals, außer weißem Schaum, nichts lebendiges. [flash]

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Re: Brauereien und Biere in der DDR

Beitragvon pentium » 28. August 2016, 17:06

Mein Freund B. hat zum Bier-Thema in einem anderem Forum geschrieben:

Zitat:
Als stv. Leiter Ausstellerkundendienst eines Messehauses zu rund acht oder zehn Messen in Leipzig konnte ich den "Beliebtheitsgrad" von DDR-Bieren recht hautnah erleben. Wir hatten meist so fünf Sorten:
- Radeberger,
- Wernesgrüner,
- Urkrostitzer,
- Urkrostitzer Delikat-Bier,
- Sternquell Export.

Alles in der Preisstufe "S+100 %", sprich: Die Flasche kam, ohne Pfand, auf M 2.40... sad.gif

Zu jeder Messe etliche Lastzüge, pro Laster und pro Hänger jeweils rund 400 Kästen per Hand abladen...

Zur Sache zurück: Von den Ausstellern wurde das wenigste Bier gekauft, geschätzte 95 % gingen an recht gut situierte DDR-Bürger.
Die Beliebtheits-Reihenfolge:
1. Radeberger.
2. Wernesgrüner.
3. Urkrostitzer Delikat.
4. Urkrostitzer.

Ganz weit abgeschlagen:

5. Sternburg Export.

Wer das an dem recht neuem Verfahren der "Tank-Reaktor-Vergärung" (oder so ähnlich) des Bieres festmachen will: Der liegt vielleicht nicht ganz schief...
Jedenfalls hat sich der etwas negative "Ruch" der "Sternburg"-Brauerei Leipzig-Lützschena bis heute erhalten.
In den Getränkemärkten im Vogtland rangiert "Sternburg" unter den absoluten "Billigmarken", die Kiste so rund EUR 5.00 netto: So richtig haben wills keiner... Trotzdem nich... Erst recht nicht!!!

B.

Quelle: Essen und Trinken in der DDR

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Re: Brauereien und Biere in der DDR

Beitragvon karnak » 28. August 2016, 17:09

Spartacus hat geschrieben:
Volker Zottmann hat geschrieben:Ich denke mal, die Qualität betreffend habt Ihr den wichtigsten Rohstoff vergessen. Auch der ist ausschlaggebend.
Das Wasser machts! Mein zu Anfang eingestellter Beitrag besagte schon, dass Halberstadt fürchterliches Bier braute. Nun waren die Zuschläge die gleichen und die Braumeister nicht dümmer. Dort wurde aber kein Quellwasser verwendet, so wie in Hasserode.

Gruß Volker


Richtig Volker,

von ganz bösen Menschen wurde in Zwickau behauptet, dass das Mauritius mit Muldenwasser gebraut wurde.

In der Mulde schwamm damals, außer weißem Schaum, nichts lebendiges. [flash]

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[flash] Sicher aber noch unter Zusatz von Rindergalle.
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Re: Brauereien und Biere in der DDR

Beitragvon pentium » 28. August 2016, 17:17

Spartacus hat geschrieben:
Richtig Volker,

von ganz bösen Menschen wurde in Zwickau behauptet, dass das Mauritius mit Muldenwasser gebraut wurde.

In der Mulde schwamm damals, außer weißem Schaum, nichts lebendiges. [flash]

LG

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In der Zwickauer Mulde. Bitte!
Klugscheißermodus aus...

Solche Aussagen gab es damals in der DDR auch zum Einsiedler Bier, es wurde auch "Sterbehilfe" genannt und wurde angeblich aus Chemnitz-Wasser gebraut!

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Re: Brauereien und Biere in der DDR

Beitragvon Interessierter » 28. August 2016, 18:15

Es gab dann aber wohl auch noch weniger bekannte Biersorten, wie beispielsweise das "Eibauer Schwarzbier" oder die Biersorte " Goldener Reiter ". Kann vielleicht jemand etwas über deren Qualität und die Herstellungsbrauerei sagen?
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Re: Brauereien und Biere in der DDR

Beitragvon pentium » 28. August 2016, 18:28

Interessierter hat geschrieben:Es gab dann aber wohl auch noch weniger bekannte Biersorten, wie beispielsweise das "Eibauer Schwarzbier" oder die Biersorte " Goldener Reiter ". Kann vielleicht jemand etwas über deren Qualität und die Herstellungsbrauerei sagen?


Erst mal was prinzipielles, es gab meines Wissens kein einziges Bier, was man überall in der DDR kaufen und trinken konnte. Man hätte also, wenn man die verschiedenen Biersorten hätte verkosten wollen, die gesamte DDR bereisen müssen und die jeweiligen ortsüblichen Biere trinken müssen.

Zur Eibauer Brauerei
Wir brauen schwarz

Was lange gärt wird gut. Bereits im Jahre 1810 erhielt die Eibauer Landbrauerei das Braurecht auf die Herstellung von Bieren. Aus der Zeit, als Bier dank seiner wichtigen Nährstoffe auch als Biersuppe verabreicht wurde, stammt ein besonders bekömmliches und vollmundiges Schwarzbier. Das Eibauer Schwarzbier. Der Sage nach war dieses Bier von so hohem Genuss, dass es ein Zittauer Braumönch im Malzkeller der Eibauer Brauerei zu einer hohen Verweildauer brachte. Sein Entzücken über dieses Bier trug er als erster nicht angestellter „Aussendienstmitarbeiter" in aller Munde. Es gehört seitdem zu einem der ältesten und beliebtesten Schwarzbiere in Deutschland. 1937 kam das Braugut in den Besitz eines Herrn Münch, der es bis 1972 zu einer hochmodernen und über Sachsen hinaus bekannten Braustätte machte. Nach einer 18 Jahre dauernden Zwangsverstaatlichung ist die Eibauer Brauerei seit 1990 wieder in Privathand und verwöhnt die Gaumen ihrer Kunden mit feinsten Bieren. Wie gesagt: Was lange gärt ist gut.


http://www.eibauer.de/unternehmen.html

In den 1980er Jahren wurde in den (delikat-Verkaufsstellen, und nur Bezirk Dresden?) ein Bier namens „Goldener Reiter“ angeboten, auf dessen Etikett das Reiterstandbild abgebildet war. Die Marke wird inzwischen von der Bergquell-Brauerei Löbau genutzt.

http://www.lausitzer-porter.de/brauspez ... eiter.html

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Re: Brauereien und Biere in der DDR

Beitragvon pentium » 28. August 2016, 20:17

Ein kleiner Ecklehrbär!

Die DDR- Brauwirtschaft

1945-1952

Nach Kriegsende waren nicht nur viele Brauereien zerstört,sondern auch viele derer Besitzer und Arbeiter in diesen im Krieg gefallen. Eine Öffnung von vielen dieser Brauereien geschah nicht mehr und als Schliessung kann 1945 gelten,auch wenn andere Quellen ein älteres oder späteres Datum offiziell bekanntgegeben wurde. Desweiteren konnte aus Rohstoffmangel und Geldmangel vielerorts kein Bier gebraut werden. Es wurde n teilweise Alternativen hergestellt, die unter der Bezeichnung Bierähnliches Getränk oder auch sogenanntes Schwachbier auf den Markt gelangten. Erst in den kommenden Jahren konnte der Braubetrieb in vielen mittleren und Kleinbrauereien aufgenommen werden, wobei zum anderen viele Großbrauereien aus den Großkonzernen einzeln ausgegliedert wurden. (Riebeck, Mitteldeutsche Engelhardt, Schultheiss u.a.) wurden wieder Einzelbetriebe. Die Umwandlung vieler Brauereien in volkseigene Betriebe erfolgte ab 1946.

1952-1964

Ein ganz wichtiges Jahr nicht nur für die Brauwirtschaft in der DDR . Eine neue geographische bzw. politische Struktur wurde offiziell durchgesetzt. Die Länder Thüringen, Sachsen, Sachsen/Anhalt usw. wurden durchweg in Bezirke unterteilt, wobei auf landeszugehörige Teile hierbei keine Rücksicht genommen wurde. Teile bzw. Kreise wurden von Thüringen zu "sächsischen Kreisen" oder zu Sachsen/Anhalt und auch andere Kreise wurden zusammengeschlossen zu Bezirken,die vorher so nicht zugehörig waren.Grund dafür war eine zentralgeleitete bzw.bezirks oder kreisgeleitete Industrie.Die Brauwirtschaft wurde zwangsverstaatlicht und unter VVB geführt(Vereinigung Volkseigener Betriebe)Viele mittelständige und Großbrauereien wurden enteignet.Kleinere private Braustätten behielten ihren Status.Später wurde aus VVB-VEB (Volkseigener Betrieb)Viele ehemalige Brauereinamen wurden vorerst noch behalten(VEB Riebeck,VEB Rose Brauerei Grabow,VEB Kindl usw.)Gleichfalls auch die Umbenennung von Chemnitz in Karl-Marx Stadt wurde zu dieser Zeit durchgeführt.Hinzu kamen gravierende Veränderungen in der Strukturierung der Brauwirtschaft.

Jeder Bezirk wurde zentral von der Bezirksstadt aus geleitet,wobei neben Berlin-Ost es 14 Bezirke gab,die dann entweder unter VEB( B)= bezirksgeleitete Industrie oder VEB (K) =Kreisgeleitete Industrie unterstellt wurde.Es gab auch VEB (G) was bedeutete das dort die Gemeinde als Leitende Industrie verwaltet wurde.Diese Bezeichnungen (B) und (K) wechselten des öfteren so das hierkeine zeitliche Zuordnung bestimmt werden kann.Vielmals wurde auch darauf verzichtet,da es lediglich Verwaltungstechniche Eigenschaften hatte.Eine zeitliche Zuordnung der Etiketten ist somit nicht unbedingt verlässlich.Die Bieretiketten waren zu dieser Zeit unterschiedlicher Art.Teilweise wurde Standardetiketten verwendet,also Rechteckige oder ovale. Desweiteren zu dieser Zeit meistverwendete Flaschen waren die Bügelverschlußflaschen,wobei hier nur diese "Siegeletiketten"zur Verwendung gelangten(Halsetiketten,die den Verschluß überlappten und als Siegel galten um eine korrekte Abfüllung zu garantieren)Abfüllbetriebe hingegen verzichteten teilweise auf eine Überlappung und hier wurde das Etikett lediglich eingeklemmt.

Zu dieser Zeit waren auf dem Gebiet der "DDR" etwa noch 300 Brauereien tätig,die in den kommenden Jahren immer weniger wurden.Grund dafür waren veraltete Brauanlagen und Finanzen um restaurieren zu können.Der steigende "Bevölkerungsbedarf mußte aber gedeckt werden und der erste 5 Jahrplan und später der 7 Jahre Plan waren Richtlinien um den Betrieben eine Vorgabe zu geben,wieviel und welche Sorten zu produzieren sind.Größtenteils wurde Fassbier produziert,der teilweise einen Anteil von über 80% in verschiedenen Brauereien hatte.Flaschenabfüllung geschah meistens in Verlegerbetrieben,da die eigene Flaschenfüllanlagen teilweise überlastet waren,da auch neben Biere auch zu 90% in den Brauereien auch alkoholfreie Getränke hergestellt und abgefüllt wurden.

Hinzu kamen immer wieder Störungen im Rücklauf der Pfandflaschen und Brauereien konnten nicht abfüllen.Mängel in der Logistik führten dazu,das Sortimente gestrichen wurden.Das beliebte Doppelcaramel oder Malzbier,Einfachbier und andere regionale Sorten verschwanden vom Markt oder wurden konzentriert in einzelnen Brauereien verstärkt hergestellt.Hier sollten die Brauereien in Naumburg oder Greußen genannt werden,die nur noch dunkle Biere herstellten.Wettbewerbe verstärkten den Qualitätsanspruch um auch nach außenhin gute Biere herzustellen.Auszeichnungen hierfür wurden dann später auf den Etiketten aufgeführt:

in den Jahren bis 1972 erfolgte keine große Veränderung im Sinne der Struktur und Leitung.Lediglich eine "TGL" wurde eingeführt,was vorschrieb,wie groß die Etiketten sein mußten,welche Farbe zu welchen Bier gehören mußte und auch was alles dort vermerkt sein mußte(Biersorte,Hersteller,Preis,Abfüller und ganz wichtig Datumsleiste)

1964-1967

Ab 1964 erfolgte Neugestaltung der Wirtschaftsorganisation.

1968-1972

Im Oktober erscheint eine Verordnung zur Bildung von Getränkekombinaten.Jeder Bezirk(15) bildet ein Kombinat,in dem alle Brauereien und Getränkehersteller zusammengefasst werden.Jeder Betrieb ist dem Kombinat unterstellt.Kombinatsleitung bzw.Sitz ist die Bezirkshauptstadt,wobei es 3 Ausnahmen gab.Suhl hatte sein Kombinatssitz in Meiningen,Halle war kurzzeitig Sitz,dann Dessau als Kombinatssitz gewählt,Der Bezirk Gera hatte zunächst Pößneck als Sitz,dann wurde Bad Köstritz gewählt und dann namentlich Umänderung in VEB Getränkekombinat Gera(Sitz unbekannt). Die fortschreitende Kombinatsbildung, die alle Getränkehersteller einschloß,erforderte zusätzliche Maßnahmen betreffs Herstellung und Vertrieb von Bier.

1972

Alle bisherigen halbstaatlichen Betriebe(KG) und alle privaten Betriebe über 10 Beschäftigte wurden zu VEB Betrieben zwangsverstaatlicht. Die Folge,viele Besitzer willigten nicht ein und schlossen ihre Betriebe.Die meisten anderen arbeiteten vorerst selbstständig und wurden früher oder später in die jeweiligen Kombinatsbetriebe eingegliedert. Einige Betriebe sind nur kurzzeitig VEB Betriebe geworden, bevor sie schlossen. Etiketten und Bierdeckel wurden zunächst aufgebraucht und erst viel später neue, teilweise Einheitsdeckel und Etiketten verwendet. In verschiedenen Kombinaten erschienen Einheitsetiketten, wo lediglich der abfüllende Betrieb eingeritzt oder eingebrannt wurde. Konsumenten wußten größtenteils nicht, wo ihr Bier herkam.

1975

Fortschreitende Kombinatsbildung, viele Brauereien wurden zu Betriebsteilen.Spezialisierungen führten zum Teil zum Wegfall von Brauorten. Die Gemeinschaftsetiketten beherrschten den Markt. Konsumenten gaben Beschwerden auf und nach einiger Zeit änderte sich das Bild wieder.

1982-1989

Braubetriebe,die oftmals ungenannt blieben oder als erloschen galten,wurden wieder selbstständiger.Alte und Neue Firmennamen tauchten auf .Es entstehen Spezialisierungen. Braubetriebe die nicht weit auseinanderlagen wurden zusammengefasst und und brauten größtenteils nur 2-3 Sorten,die dann unter Leitung der Hauptbrauerei vertrieben wurden. Die Zuordnung der unterstellten Brauerei wurde vorgeschrieben und mußte auf den Etiketten genannt werden.

Auf Grund mangelnder Belieferung von Gaststätten, Getränkehändlern u.a. wurden neue Verfahren entwickelt um schneller das Bier auf den Markt zu bringen. Sogenanntes "Silobier" aus Potsdam machte auf sich aufmerksam. Desweiteren wurden neue Brauereien gebaut (Dresden-Coschütz,Frankfurt/Oder,) aber auch einige alte Braustätten wurden ausgebaut und deren Kapazität erhöht (Dessau,Gotha). Es reichte trotzdem nicht, den teilweise steigenden Bedarf zu decken. Desöfteren kam es vor, das Bier in Kaufhallen zur Mangelware wurde. Zur Urlaubszeit an der Ostseeküste wurde sogar Bier auf Zuteilung verkauft und viele Brauereien mußten an die Küste zusätzlich Bier liefern. Gleichfalls wurden auch qualitative Ansprüche gestellt, so in der Lausitz,wo das einheimische Bier geschmäht wurde und man immer auf die Tanker aus Bad Köstritz wartete, wo in Spremberg dieses Bier zur Abfüllung gelangte. Einige Biersorten waren bevorzugt, jedoch die Herstellung nicht immer kontinuierlich möglich,da Mangel an Grundstoffen herrschte.

1990

Ab März/April 1990 wird jeder Braubetrieb seiner Eigenständigkeit wieder übergeben, wobei die Folge ist,das viele Brauereien dieses nicht überlebten.Etwa die Hälfte dieser schliesst gleich,weitere folgten kurze Zeit später.Übergangsformen(speziell auf Etiketten sichtbar) zeigten den Werdegang dieser Brauereien.In einigen großen Städten verschwanden für immer die alten Braustätten(Gera,Jena,Halle,Magdeburg,Dessau,Cottbus,Neubrandenburg). Der Grund hierfür sind nicht nur Absatzschwierigkeiten,wobei viele westliche Biersorten in den Kaufmärkten die einheimischen verdrängten,sondern auch Spekulanten,die die Brauereien zum Ruin führten.Die ersten Haus und Erlebnisbrauereien entstehen und ostdeutsche Brauereien finden wieder den Trend zur Erhöhung ihrer Produktion,wobei Wernesgrün,Radeberg,Bad Köstritz,Wernigerode, Lübz sogar bundesweit den Vertrieb ausdehnten.

Erläuterungen zu den Abkürzungen

VVB= Vereinigung volkseigener Betriebe
VEB = Volkseigener Betrieb
VEB (B) Betrieb wurde bezirksgeleitet
VEB (K) Betrieb wurde kreisgeleitet
VEB (G) Betrieb wurde gemeindegeleitet
BT= Betriebsteil
WT= Werkteil

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Re: Brauereien und Biere in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 28. August 2016, 20:59

Beim 3. Wort schon habe ich erstmal gelacht und dann ernst- und sinnhaft überlegt, was das sein soll.
Ob es vielleicht außer dem Erklärbären noch einen Bruder gibt? [flash]

Als ich in wenigen Ausgängen und einmal wöchentlicher, befohlener Chorprobe, 1970/71 das Torgauer Bier trank, gab es nur Fassbier, Sternburger.
Das hat damals ganz bekömmlich geschmeckt. Anderes zum Vergleich war ohnehin nicht zu bekommen. Ich habe das aber als angenehm in Erinnerung.
Gleiches lässt sich vom Lübzer Exportbier berichten. Das trank allerdings nicht ich. Das kaufte stets im Westen unser "Verwandter", der sich hätte auch jedes andere leisten können. Immer wieder Lübzer....
Der gleiche Mann kaufte im Harz immer vor seinen Heimfahrten mehrere 3-Pfund-Brote zu 78 Pfennigen, also das einfache Brot. Da schwor er drauf. Wir konnten uns gar nicht vorstellen, dass der Doktor das bei sich zu Hause einfror.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

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