Gastronomie in der DDR

Alles zum Thema Essen und Trinken, Gastronomie, Küche u.s.w.

Re: Gastronomie in der DDR

Beitragvon pentium » 18. November 2012, 18:59

Ich erinnere mich schwach an eine Art von Lochkartensystem in einigen Gaststätten mit Selbstbedienung. So das Restaurant am Zwinger in Dresden. (wurde wohl inzwischen abgerissen) Da gab es beim Eingang eine Art von Karte, bei der an den Ausgabestellen der Speisen die Ausgabekraft mit einer kleinen Lochzange ähnlich der eines früheren Straßenbahnschaffners die Summe lochte, also z.B. bei 3,50 vielleicht einmal 2,-- M und dann zwei Löcher bei 0,25 M oder anders. Am Ausgang, im Kassenbereich, wies man diesen gelochten Bon vor und die Kassenfrau berechnete die gelochten Beträge und gab sie in die Registrierkasse ein. Dann bezahlte man.

MfG
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Re: Gastronomie in der DDR

Beitragvon Interessierter » 18. November 2012, 20:15

Da konnte die DDR ja auch auf keinen grünen Zweig kommen mein lieber Pentius, wenn die Mitarbeiterin bei 3,50 M nur einmal bei 2,- M gelocht und 2x bei 0.25 M gelocht hatte, dann hattest Du 1,- M zu wenig bezahlt. [laugh]

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Re: Gastronomie in der DDR

Beitragvon pentium » 18. November 2012, 20:19

Es war auch mehr als Metapher gedacht Interesierter.
Natürlich ist das ein Tipfehler. Ich teste so die Aufmerksamkeit der User im Forum.
Danke!

MfG
Pentium
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Re: Gastronomie in der DDR

Beitragvon Dille » 18. November 2012, 21:10

Ich glaube @pentium, das waren sog. "Gastronom"- SB- Gaststätten. Wir als Studenten aus der Güntzstraße waren häufige Besucher der als Spitzname "Freßwürfel" genannten Etablissements am damaligen Fucikplatz, da ein Restaurant aber auch einen Namen haben muß, hieß dieses bei uns nur "Der dreckige Löffel". Keine Ahnung, woher dieser Name kam ???!!
Da war das auch so mit den Lochkarten und zahlen am Ausgang.
Und da an der Kreuzung Thälmannstraße/ xxx gegenüber der Schießgasse gab's auch so eines.

Gruß, Dille
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Re: Gastronomie in der DDR

Beitragvon pentium » 18. November 2012, 21:31

Danke Dille.
Den Freßwürfel meine ich. Da gab es eine ziemlich gute Gulaschsuppe. Der Freßwürfel auf dem Postplatz ist glaube ich der Nachfolger vom alten Gastronom? Gibt es hier einen Dresdner, welcher das mal auflösen könnte? Aber auch der „Fress-Würfel“ wurde irgendwann abgerissen.

MfG
Pentium
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Re: Gastronomie in der DDR

Beitragvon vs1400 » 19. November 2012, 00:11

wer möchte kann sich hier mal nen paar speisekarten der mitropa ansehen.

gruß vs
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Re: Gastronomie in der DDR

Beitragvon Interessierter » 17. August 2015, 07:44

Dazu berichtet ein Zeitzeuge auch dieses:

Gaststättenkultur

Auch die Gastronomie darf beim hier anstehenden Themenkomplex nicht übergangen werden. Auf der einen Seite gab es in der damaligen DDR diese in den Städten weit verbreiteten Arbeiterkneipen mit ihrer ganz besonderen Atmosphäre, die für den Unkundigen mit Worten kaum zu beschreiben ist . Das muss man erlebt haben . Als 17 jährige Jungen waren wir für 5 DDR-Mark voll. Zehn Bier a 40 Pf. und dazu zwei Schnäpse a 50 Pf. genügten uns. Der Umgangston in diesen Kneipen war rauh aber herzlich und es gab keine Standesunterschiede. Ärgerlich war lediglich , dass um Mitternacht geschlossen wurde.
Auf der anderen Seite gab es die Restaurants, Cafe`s und Klubhäuser , die vom
VEB-HO-Gaststätten betrieben wurden. Dort machte man auf Niveau , obwohl real keines vorhanden war. Das Personal gab sich spießig und das Angebot an Speisen und Getränken rechtfertigte keinesfalls das spießige Verhalten des Personales. Aber man musste ja sozialistische Gaststättenkultur repräsentieren , auch wenn es absolut nichts zu repräsentieren gab , auch wenn die Gäste mitunter im Schnelldurchlauf abgefüttert wurden weil mangels Kapazität schon die nächsten Gäste auf einen Platz warteten. Das Bedienungspersonal war in weiten Teilen von einer Raubritter-Mentalität beseelt und fühlte sich oftmals als etwas Besseres. Nach dem 3. Oktober 1990 jedoch gab es für viele dieser Vertreter eine kalte Ernüchterung mit oftmals unangenehmen Folgen . Ganz speziell im damaligen Berlin . In den Westberliner Lokalitäten begann nach dem Mauerfall Ostberliner Gaststättenpersonal zu arbeiten . Die Westberliner Gastronomie – mit der HO-Mentalität nicht vertraut – war in dem Glauben , zu günstigen Bedingungen gutes Fachpersonal bekommen zu haben . Die kalte Dusche ließ nicht lange auf sich warten. Statt , wie im Westen üblich , großzügig den Gästen gegenüberzutreten konnten diese Typen ihre HO-Manieren nicht ablegen . Wie in der DDR wurden die Gläser bis unter den Eichstrich gefüllt während es in Westberlin bisher üblich war , leicht über den Eichstrich zu gehen . Wünsche der Gäste , die dem HO-Kellner ungewohnt waren , wurden abfällig ignoriert. Beim Kassieren wurde versucht zu betrügen. Solche Methoden fielen sehr bald auf und die Stammgäste stellten daraufhin die Wirtsleute vor die Wahl , diese HO-Kraft sofort zu entlassen oder aber auf langjährige Stammgäste verzichten zu müssen . Und schon war der größte Teil dieser Leute mit sozialistischem Gaststätten-Niveau wieder arbeitslos , was ihnen von Herzen zu gönnen war.


und ein anderer dieses:

Ich habe als Student in einem großen Klubhaus gekellnert. Das Ehepaar am Büfett hielt stets die Hand vor das Glas, mit dem der Schnaps abgemessen wurde, weil es zu wenig einschänkte. Dafür wurden die Schnapsflaschen nach Ausguß des letzten Tropfens waagerecht gelegt, um auch noch den allerletzten Tropfen zu nutzen. Wenn die Gäste sich beschwerten, dass sich das Bier unter dem Eichstrich befand, bekamen wir zu hören: "Tragt das Bier schneller aus, damit der Schaum noch hoch ist." Es galt das Motto: "Der Gast ist König, wir sind Kaiser." Und überall die Schilder "Sie werden plaziert" - oft bei jeder Menge freier Tische. Von der Qualität der Speisen ganz zu schweigen.


http://f3.webmart.de/f.cfm?id=2165073&r ... 59876&pg=3
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Re: Gastronomie in der DDR

Beitragvon augenzeuge » 26. November 2016, 19:06

pentium hat geschrieben:Man muss bei diesem Thema auch an die diverser MITROPA-Gaststätten in den Bahnhöfen denken.
Pentium



100 Jahre Mitropa - Am 24.11.1916 wurde die Mitteleuropäische Schlaf- und Speisewagen AG gegründet

http://www.mz-web.de/mitteldeutschland/ ... r-25122420

AZ
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Re: Gastronomie in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 26. November 2016, 22:11

Ich habe erlebt, dass in manchen Mitropagaststätten das Niveau höher war, als in denen, die sich selbst für erlesen hielten.
"Sie werden platziert!" bekam man dort nie zu hören. In meiner Jugendzeit waren in den Mitropas sogar weiße Tischdecken vorhanden. Zwar schmales, aber immer qualitativ gutes Angebot: Würstchen, Schnitzel, Kartoffelsalat, Ochsenschwanzsuppe. Auch mal Rouladen mit Rotkohl.... Preise wie von Wilfried eingestellt. Wobei aber ein Bier nur 0,25 war. Der Liter also durchaus für 1,60 bis 2 Mark.

Gruß Volker
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Re: Gastronomie in der DDR

Beitragvon Nostalgiker » 27. November 2016, 11:45

Angeblich saßen in der Mitropa alte, zahnlose und streng riechende alte Frauen herum welche eine dünne Knochenbrühe schlürften ......

Nicht in allen staatlichen Gaststätten der DDR, egal welche Preisstufe, war das Personal nur auf seinen persönlichen Vorteil bedacht, unfreundlich und hat den Gast "beschissen" wo es nur ging .......
Es war nicht flächendeckend aber wie das mit der menschlichen Erinnerung so ist, und weil es die letzten 26 Jahre vorzugsweise darauf reduziert wurde, bleibt nur das Negative wie kümmerliches Speiseangebot, extrem überhebliches Bedienungspersonal, und flächendeckend die 'Reserviert' Schilder auf den Tischen im Gedächtnis übrig .....
Das besondere daran ist außerdem das sich der 'Gast' aus Angst angeblich nie traute sich über diese negativen Auswüchse zu beschweren .....

Das die Gaststättendichte nicht allzu üppig war und das gerade in Urlaubsgebieten bestreitet niemand.
Ich kann mich noch sehr gut an die Warteschlangen vor den Gaststätten erinnern, besonders auf Rügen im Sommer.
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
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Re: Gastronomie in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 27. November 2016, 12:06

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Re: Gastronomie in der DDR

Beitragvon augenzeuge » 27. November 2016, 14:50

Toll! Ich kann mich nicht erinnern, dass die 20 Jahre später noch so vielfältig war.
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Re: Gastronomie in der DDR

Beitragvon Kumpel » 27. November 2016, 15:42

Die Tischdecken in den Mitropas in denen ich gezwungenermaßen einkehrte waren selten sauber und wenn man den Stoff vor Flecken nicht mehr erkannte wurde die Tischdecke von der Bedienung mit einem kühnen Schwung gewendet.
Blöd war nur wenn die Rückseite schon genauso aussah.
Renitente Gäste die ihren Unmut über den mangelhaften Service Luft machten schmetterte die Bedienung auch gerne einmal ein "... regen sie sich nich auf , der Herzinfarkt geht um...." entgegen
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Re: Gastronomie in der DDR

Beitragvon karnak » 27. November 2016, 15:46

augenzeuge hat geschrieben:Toll! Ich kann mich nicht erinnern, dass die 20 Jahre später noch so vielfältig war.
AZ

Wie wäre es damit?
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
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Re: Gastronomie in der DDR

Beitragvon augenzeuge » 27. November 2016, 15:58

Ich glaube, du hast das missverstanden, Karnak. Deine Karten sind doch nicht aus der Mitropa. Ich erinnere mich an die Mitropa im halleschen Bahnhof. Und was man da so in den 80er Jahren bekam, kommt an die karte von 1957 nicht ran.
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Re: Gastronomie in der DDR

Beitragvon karnak » 27. November 2016, 16:06

Also was die Mitropa Gastätten angeht, ich kann mich erinnern die wurden durchaus großzügiger mit Ware beliefert als Konsum und HO Gaststätten. Die Mitropa in Ahlbeck zur Grenze nach Polen war äußerst beliebt bei den DDR -Ostseeurlaubern auf Grund ihres Angebotes. Ich habe selbst regemäßig in der Schlange gestanden weil es dort zum Schnitzel Gurken oder Tomatensalat gab. [flash]
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Re: Gastronomie in der DDR

Beitragvon augenzeuge » 27. November 2016, 16:17

Ok, ich denke, es gab einen Mitropa-Unterschied zwischen Bahnhof und Ostseeküste.
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Re: Gastronomie in der DDR

Beitragvon pentium » 27. November 2016, 16:19

augenzeuge hat geschrieben:Ok, ich denke, es gab einen Mitropa-Unterschied zwischen Bahnhof und Ostseeküste.
AZ


Mitropa ist/war Bahnhof oder Autobahnraststätte

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Re: Gastronomie in der DDR

Beitragvon Spartacus » 27. November 2016, 17:20

Also ich erinnere mich an die Mitropa im Zwickauer HBF, passender weise gleich neben dem Männer WC.

Eine erbärmlich Hütte, die damals aussah als wäre sie 1930 das letzte mal renoviert worden. [flash]

Der Eingang existiert wohl heute noch. [hallo]

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Re: Gastronomie in der DDR

Beitragvon pentium » 27. November 2016, 17:30

Interessante Seite zur Mitropa mit vielen Fotos und der Geschichte der Mitropa
http://www.mitropa-freunde.de/geschichte/

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Re: Gastronomie in der DDR

Beitragvon Beethoven » 28. November 2016, 15:05

Ich bin früher viel durchs Land gefahren, hatte kein Auto und nutzte daher die DR.

Es gab solche und andere Mitropas. Die am Leipziger Hbf war Spitzenklasse, erinnere ich mich. Die Magdeburg unterstes Niveau z.B. .

Mit der Platzierung, so meine Erfahrung, dass war eigentlich in den besseren Gaststätten in Großstädten durchaus der Fall. In der kleinen Kneipe gegenüber, die sowieso nur eine oder zwei Kellnerinnen hatten, setzte man sich. Auf dem Dorf setzte man sich gar an einen bereits mit Gästen belegten Tisch, wenn noch Platz war. Ich denke, man kann das alles nicht so verallgemeinern.

Während meiner Zeit in Neustadt Glewe (GST-Zeit), gingen wir fast jeden Abend in den "Körner". Für 3,60 Mark aßen wir ein wirklich großes Bauernfrühstück und ein Bier dazu. Man war satt und es hat hervorragend geschmeckt.

Gruß
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Re: Gastronomie in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 28. November 2016, 15:13

In der einzigen Thalenser Pferdekneipe, nahe am Bleicheplatz, war das Angebot sehr übersichtlich, aber stets rappelvoll war die Wirtschaft. Was Pferdewürstchen kosteten weiß ich nicht mehr. Alles andere stets 50 Pfennige. Also so das Bier, der Pferdeklops und der Kartoffelsalat.
Aß ich 3 Klopse und 2 mal Salat, waren das 2,50 Mark und ich konnte sich kaum noch bewegen. Super und unvergessen.

Gruß Volker
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Re: Gastronomie in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 28. November 2016, 15:16

Die lustigst Begrüßung bescherte einem früher das Terrassencafé in Nordhausen. Platzierung war obligatorisch. Dann aber das Schild auf der Tanzfläche in übergroß: "Das Zusammentanzen zweier Damen ist verboten".

Gruß Volker
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Re: Gastronomie in der DDR

Beitragvon Harsberg » 29. November 2016, 06:17

Die am Leipziger Hbf war Spitzenklasse, erinnere ich mich


Aber nicht zu meiner Zeit 60-68, da war es ein übelster Schuppen, Bedienung Schei.., Kaffee war Plörre, Bockwurst kalt... [mad]
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Re: Gastronomie in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 29. November 2016, 09:35

Um 1970/71 sind wir da als Soldaten auf der Durchreise lieber nebenan, neben der Mitropa in die edle Nachtkneipe gegangen. Unten Garderobe und dann die Treppe hoch. Lecker Bier, freundliche Bedienung und ungarische Streichmusik life.

Gruß Volker
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Re: Gastronomie in der DDR

Beitragvon Beethoven » 29. November 2016, 14:29

Harsberg hat geschrieben:
Die am Leipziger Hbf war Spitzenklasse, erinnere ich mich


Aber nicht zu meiner Zeit 60-68, da war es ein übelster Schuppen, Bedienung Schei.., Kaffee war Plörre, Bockwurst kalt... [mad]



Das mag sein. Ich denke an die Zeit zwischen 1976 bis 1980. [hallo]

Gruß
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Re: Gastronomie in der DDR

Beitragvon augenzeuge » 29. November 2016, 17:47

Beethoven hat geschrieben:Für 3,60 Mark aßen wir ein wirklich großes Bauernfrühstück und ein Bier dazu.
Gruß


War das ein Stundenlohn?
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Re: Gastronomie in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 29. November 2016, 19:22

augenzeuge hat geschrieben:
Beethoven hat geschrieben:Für 3,60 Mark aßen wir ein wirklich großes Bauernfrühstück und ein Bier dazu.
Gruß


War das ein Stundenlohn?
AZ



Das kommt zumindest bei Bauarbeitern zur damaligen Zeit hin. Bei etwa 180 Stunden im Monat und bei gutem Lohn 640 Mark...

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Gastronomie in der DDR

Beitragvon Wosch » 29. November 2016, 20:14

Volker Zottmann hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:
Beethoven hat geschrieben:Für 3,60 Mark aßen wir ein wirklich großes Bauernfrühstück und ein Bier dazu.
Gruß


War das ein Stundenlohn?
AZ



Das kommt zumindest bei Bauarbeitern zur damaligen Zeit hin. Bei etwa 180 Stunden im Monat und bei gutem Lohn 640 Mark...

Gruß Volker





1961 betrug der Stundenlohn für einen Ausgelernten Maurergesellen in der DDR 1,54 MDN. Damit konnte man weder Vorne noch Hinten mit zurecht kommen. Man wurde also zwangsläufig gezwungen im Leistungslohn zu malochen, dann bekam man einen Stundenlohn von 1,57 MDN für 100 % ige Normerfüllung. Bei 200 % iger Normerfüllung machte das dann 3,14 MDN brutto die Stunde. Um auf etwa 560,- MDN im Monat zu kommen musste ich etwa 220 % Arbeitsleistung abliefern. In der DDR gab es damals den "sozialistischen" Slogan Akkord ist Mord und benutzte diesen um die Akkordarbeit in der Bundesrepublik zu diskreditieren, wobei man vergass zu erzählen dass der Bauarbeiter in der BRD auch mit seinem normalen Stundenlohn gut über die Runde kam. Akkordkolonnen waren gut aufeinander eingestellte spezialisierte Kolonnen die im Schnitt das 5fache ( und manchmal noch mehr) wie ein "normaler" Bauarbeiter nach Hause brachten. Diese Kolonnen fühlten sich nicht ausgebeutet, sie wollten sich was leisten können (Haus, Auto, Urlaub und Familie) und dafür arbeiteten sie auch schon mal bis es dunkel wurde.
Der Stundenlohn für den Maurer betrug übrigens 1962 in der BRD 3,21 DM, die Chef's bezahlten aber generell alle mindestens 0,20 DM über Tarif.

Hoffentlich habe ich nicht wieder genervt.
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Re: Gastronomie in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 29. November 2016, 22:34

Warum sollte das nerven Wolfgang?
Ich konnte mich ja nur mit der DDR und dem Lohn von 1969 bis 1985 befassen, wo ich auch im WBK und einem anderen VEB im Harz Einblick erhielt.
Meine Angaben sind auch nur grob und betreffen Jahre von etwa 1975 bis 1980, so wie Beethoven schrieb.
Als ich auslernte, warst Du Glücklicher lange im Westen.

Wir rührten unsere Kalkmischungen damals noch immer mit dem Spaten. Sand wurde zuvor gesiebt. Kaum Technik. (Zement und Steine wurden immer per Hand entladen) Unsere Arbeitsproduktivität im reinen Mauerwerksbau waren maximal 30% vom Westen. Obwohl die Arbeiter ebenso fleißig waren.
Was sich änderte waren die Abrechnungen. So von den Technologen festgelegt, dass allenfalls 115, seltenst mal bis 125% abgerechnet werden konnte.
Meine Lohnangaben beziehen sich auf durchschnittliche 115%.
Inzwischen reichte das Geld, auch mit Familie und mitarbeitender Ehefrau zum normalen Lebensunterhalt. Anschaffungen wie Fernseher, Auto, privat finanzierter Urlaub ohne Gewerkschaft, waren aber nur MIT Feierabendarbeit möglich. Kultiviert mit Familie mal in Gaststätten zu gehen, bedurfte bereits bei den Bauhandwerkern erheblicher Zusatzarbeit.

Gruß Volker
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