Die DDR und der alltägliche Rausch

Alles zum Thema Essen und Trinken, Gastronomie, Küche u.s.w.

Alkoholismus in der DDR

Beitragvon manudave » 22. Februar 2011, 08:46

Jetzt kommt ein Riesentext - ist aber sehr lesenswert:

Die DDR-Führung versuchte die sozialen Probleme des Alkoholkonsums totzuschweigen. „Nach der offiziellen Statistik ist der Alkoholkonsum in der DDR zwischen 1960 und 1980 rasant angestiegen, von 4,1 Liter pro Kopf auf 10,1 Liter; in der Folgezeit bis 1989, steigerten die DDR-Bürger nach den Angaben des Statistischen Jahrbuches ihren Verbrauch auf 10,9 Liter. Demnach tranken sie im Durchschnitt einen Liter weniger Alkohol als ihre Landsleute im Westen. Kontinuierlich zugenommen hat der Konsum von Spirituosen. Das Statistische Jahrbuch gibt für 1960 einen Pro-Kopf-Verbrauch von 3,5 Liter an, für 1989 dagegen 15,5 Liter. Demnach war der Spirituosen-Konsum im Osten doppelt so hoch wie im Westen.." Der Pro-Kopf-Verbrauch lag bei Bier 1989 bei 146,5 Liter. (Schmitz, S. 168) In der Mangelgesellschaft der DDR war das Alkoholangebot immer reichhaltig. Nach 1989 wurde im Osten mehr getrunken als im Westen, allerdings nahm der Konsum von Spirituosen ab. (1993 im Osten 12,9 Liter, im Westen 6,2 Liter) Alkohol gehört in den neuen Bundesländern zum normalen Alltag, der Konsum von Alkohol ist im Osten selbstverständlicher.
Keyserling u.a. befragten von 1974-1976 alle Patienten in der Bezirksnervenklinik Schwerin, die wegen Alkoholmißbrauch eingeliefert wurden. Das Verhältnis zwischen Männern und Frauen war 4:1. Der höchste Anteil Alkoholkranker lag in der Gruppe der 31 bis 40-Jährigen. Alkoholmißbrauch wurde auf dem Lande länger toleriert als in der Stadt. 22,6% der Alkoholiker unternahmen Suizidversuche. In Privatbetrieben tranken 85,2% der Alkoholiker, in der Landwirtschaft 76% und in der Industrie 62%. 57% der Alkoholiker hatten einen 8-Klassenabschluss, 23,3% weniger als 8 Klassen. 39,5% tranken hauptsächlich zu Hause, 26,1% am Arbeitsplatz, 34,4% an anderen Orten. Bei einer Untersuchung von Heinroth (1978) waren ca.60% der Alkoholiker un- und angelernt. Das Durchschnittseinkommen der Alkoholiker lag ca.300 Mark unter dem Durchschnittseinkommen der übrigen Bevölkerung. Jeder dritte Trinker lebte in schlechten Wohnverhältnissen. Es wurde geschätzt, dass es 1989 1,71% Alkoholabhängige und 6,82% Alkoholmissbräuchler gab. Von 100 000 Menschen waren 151 Alkoholiker, 41,4 hatten alkoholbedingte Leberschäden, 25,8 betrieben Alkoholmißbrauch und 23,3 hatten eine Alkoholpsychose. Es wurde auch ein Nord-Süd-Gefälle festgestellt, im Süden wurde mehr Bier, im Norden mehr Spirituosen getrunken. Beim Bierverbrauch lag die DDR im Weltmaßstab ab 1980 an zweiter Stelle. Beim Spirituosenverbrauch nahm die DDR 1987/88 den Spitzenplatz ein. In der DDR gab es eine zunehmende Toleranz gegenüber dem starken Trinken. Die Ursachen des Alkoholismus wurden nicht in der Gesellschaft gesucht. Die Gesellschaft sei vollkommen, bei den Alkoholikern handele es sich um Außenseiter und Randerscheinungen. Oder sie wurden auf biologische Aspekte geschoben. „Die Ursachen des sozialen Problems Alkoholismus in der DDR sind immer vom Kern der Gesellschaft weggedrängt worden. Sie wurden externalisiert, indem sie auf die Individualität der Person, auf die Vergangenheit, auf in der Gegenwart weiter wirkende Traditionen und auf negative Einflüsse der kapitalistischen Gesellschaft zentrifugal verschoben wurden." (Buch, S.114) Der Alkoholismus wurde öffentlich verschwiegen und tabuisiert. Der Alkoholiker sei willensschwach. Alkoholiker wurden oftmals als „Asoziale" abgewertet. Erst ab Mitte der 1960er Jahre wurden Alkoholiker von der Sozialversicherung der DDR als Kranke akzeptiert. Ab Mitte der 1970er Jahren wurden spezielle Einrichtungen für Alkoholkranke etabliert, sowohl Kliniken als auch die ambulante Therapie. 1978 wurde die erste Tagesklinik eingerichtet. Die DDR fand zudem Anschluß an die internationale Fachwelt. Es kam zur Gründung von Arbeits- und Forschungsgruppen zum Thema Alkoholismus. In Dresden fanden Clubgespräche statt und es gründete sich eine Gesellschaft gegen Alkohol- und Drogengefahren. Seit 1979 gab es Abstinenzlertreffen, ein Substitut für die fehlende, staatlich untersagte Selbsthilfebewegung. Da der Alkoholkonsum immer mehr zunahm, war es in der DDR notwendig, ein entsprechendes Versorgungssystem einzurichten. Zwei Drittel aller männlichen Patienten, die mit der schnellen medizinischen Hilfe in Allgemeinkrankenhäuser eingeliefert wurden, hätten Alkoholprobleme gehabt. 1988 waren 46,5% der Psychiatriepatienten Suchtkranke. Die Dauer der Suchtkarrieren verlängerte sich. Die stationäre Behandlung wurde vor allem den Problemfällen vorbehalten. In jedem Bezirk gab es nur eine Suchtklinik. Seit Mitte der 1970er Jahre wurde der ambulante Bereich immer wichtiger. Keyserling waren 1990 235 staatliche und 21 konfessionell geführte Beratungs- und Behandlungsstellen bekannt. Fürsorger klärten Probleme, wie Wohnungs- und Rentenansprüche, Eheschwierigkeiten usw. DDR-spezifisch waren die „besonderen Brigaden". Die betriebliche Doppelfunktion bestand aus Kontrolle und Hilfe. Der Alkoholiker wurde als „sozial desintegriert, anpassungsschwach, ungefestigt, zur Asozialität und Kriminalität neigender Bürger" betrachtet. Es gäbe Desintegrierte seit früher Kindheit, seit dem Jugendalter und z.B.aufgrund einer Scheidung im Erwachsenenalter. Höchste Priorität hatte in der DDR die soziale Wiedereingliederung in den Arbeitsprozeß. In Sonderbrigaden wurden „Arbeitskräfte zusammengefaßt, die der Betrieb vom Staat zugewiesen bekam, um sie zu resozialisieren. ..Den DDR-Betrieben wurde somit die Funktion als Versorgungs-, Bildungs- und Gesellungsort sowie als Ressource für viele andere Lebensbereiche als auch als Zentrum des politischen Lebens zugewiesen." (Buch, S.213) Natürlich steckte dahinter auch Zwang, die Alternative für „Asoziale" war der Strafvollzug. Alkoholiker in der DDR waren auch mit der Gefährdetenverordnung in der DDR konfrontiert. „Als kriminell gefährdet wurden in diesem Sinne Bürger angesehen, die a) sich ‘arbeitsscheu’ verhalten, b) sich auf ‘unlautere Art’ ihren Lebensunterhalt sichern wollen, c) durch ständigen Missbrauch von Alkohol die Arbeitsdisziplin resp. die Regeln des gesellschaftlichen Zusammenlebens verletzen, d) nach Ausscheiden aus der Jugendhilfe einer Weiterführung der Erziehung bedürfen, um ihr soziales Fehlverhalten zu korrigieren. „ (Buch, S.220) Die Abteilung Inneres konnte den „kriminell Gefährdeten" Auflagen machen. Auf der Grundlage von zwei nicht veröffentlichten Verordnungen von 1985 und 1986 wurden besondere Brigaden aufgestellt. Es bildeten sich 263 besondere Brigaden. In diese Brigaden wurden nicht nur Alkoholiker eingewiesen, aber Alkoholmissbrauch stand auf der Tagesordnung, deshalb konnte man diese Brigaden auch als Alkoholikerhilfe einstufen. In den besondere Brigaden waren 8-15 Personen, vergütet wurde nach Anwesenheit

Quelle:

http://www.freiheitpur.i-networx.de/untersch.html
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Re: Alkoholismus in der DDR

Beitragvon Zicke » 22. Februar 2011, 13:51

@Zitat
Der Alkoholiker wurde als „sozial desintegriert, anpassungsschwach, ungefestigt, zur Asozialität und Kriminalität neigender Bürger" betrachtet.

war dann die NVA so eine Art Auffangstation? [laugh] [laugh] [laugh]
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Re: Alkoholismus in der DDR

Beitragvon Edelknabe » 22. Februar 2011, 19:47

David, du solltest über das "Saufen" ein Thema aufmachen und nicht über den Alkoholismus in der DDR? Pass auf Jungpionier...muss ich mal so schreiben von einem gestandenen Bauarbeiter, es gibt/ gab einen Unterschied zwischen einem Bauarbeiter und jetzt gehen wir mal in die DDR zurück, der früh zu Arbeitsbeginn schon mit Einkaufsbeutel und zwei/drei Bierflaschen im Bauwagen erschien und dem Kollegen(so wie meine Wenigkeit), der erst ab Vormittag in der Runde aus der Schnapsflasche trank(gibt es das überhaupt heute noch, das die Flasche kreist, ohne Gläser...ich glaube nicht, aber damals, da hatten wir"alle dieselbe Krankheit", also was sollte ernsthaft passieren von der Ansteckung her?)
Mal noch ein bißchen aus dem Nähkästchen des DDR-Bau geplaudert, so meine VEB-Firma, mein Arbeitgeber. Es gab einen Normkatalog für abrechenbare Leistungen und war die Leistung drin(monatlich im Sack), dann konnte es passieren, das der Rest der Tage mit Kartenspielen(alle Spiele bis hin zum Pokern) und Saufen(nicht zu verwechseln mit Alkoholl...)verbracht wurde.
In unserem speziellen Fall in den Kasernen der GSSD, der Gruppe der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland/DDR und wenn der Meister erschien, das konnte schonmal unverhofft passieren, dann wurde an die Arbeit gegangen(logisch, er war nicht dumm und kannte die Problematik).Aber was wollte er....er war nur der Meister.
Aber nochmal David, da war eine Norm, und war die übererfüllt durch Finger ziehen, durch echte Arbeit Tage vorher dann war "Saufen" angesagt, die monatliche Abrechnung war gesichert und was sollte sonst noch schiefgehen?
Nochmal zum Anfang:"Der mit dem Einkaufsbeutel...gab es auf jeder Baustellen mindestend einen Kollegen, das war der Alkoholiker"...vom ca.acht bis fünfzehn ganz normalen Kollegen.
Sinn verstanden aus dem Beispiel "DDR-Bau" und ohne Frage, gesoffen wurde auch zwischendrin aber immer mit Blick auf die Lohntüte, und die David...zumindest meine war Monat für Monat gut gefüllt, denn unser Brigadier(heute genannt Polier)war ein Arbeiter und ein "Säufer" vor dem Herrn, der aber auch sowas auf die Norm achtetete.....
Man war jung, das mal noch abschließend, schlief seinen Rausch meistens im Zug nach Arbeitsende oder in unseren Transportern(betriebseigene Wartburg-Tourist mit Stammfahrer) aus, da die Baustellen/Kasernen im Landkreis Leipzig lagen mit bis zu über zwei Stunden Fahrzeit.(jeweils früh und abends)
Also:" Saufen und Alkohollismus in der DDR sind zwei grundverschiedene Dinge", um nur einmal bei diesem einen Beispiel aus der Arbeitswelt zu bleiben.

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Re: Alkoholismus in der DDR

Beitragvon manudave » 23. Februar 2011, 07:11

Saufen und Alkohollismus in der DDR sind zwei grundverschiedene Dinge

Jetzt musste ich erstmal herzlich lachen... [laugh]
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Re: Alkoholismus in der DDR

Beitragvon Edelknabe » 23. Februar 2011, 07:55

Es kann mich ja gerne einmal jemand unterstützen, auch wenn David lacht über den von mir verfassten Satz "Saufen und Alkoholismus in der DDR sind zwei grundverschiedene Dinge".
Der Kollege mit dem Beutel, aus meinem Text von gestern...das war Sucht, Alkoholsucht, weil, er konnte schon früh zeitig nicht von der Flasche lassen...da fängt es an.
Wenn ich also im Laufe das Tages mal so richtig einen aus der Flasche nehme,(wie damals über den Bau geschrieben) dann ist doch noch lange kein Alkoholismus, so sehe ich das.
Vielleicht haben wir...ja wir haben Huf als richtigen Doktor hier im Forum und mal sehen, ob er beitragen kann?

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Re: Alkoholismus in der DDR

Beitragvon Zicke » 23. Februar 2011, 17:54

Edelknabe hat geschrieben: "Saufen und Alkoholismus in der DDR sind zwei grundverschiedene Dinge".


sehe ich auch so, denn dann wären alle Hobbyfußballer, Schützenvereine, Freiwillige Feuerwehr etc ja alles Alkoholiker. Das Feierabendbier, in der kleinen Kneipe an der Ecke, gehörte einfach dazu.
Alkoholiker sind die die früh die Kaffetasse mit beiden Händen halten müssen wenn sie nicht einen Schluck aus der Pulle bekommen oder wie RMR schon schrieb, ohne Beutel geht nix.
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Re: Alkoholismus in der DDR

Beitragvon Edelknabe » 23. Februar 2011, 18:27

So war das Jörg, in der DDR und auch heute ist das nicht anders, in jeder Gesellschaftsform wird das übrigens nicht anders sein. Wenn ich also mal so richtig einen bechere,einen nehme, ob in der Gartenanlage mit Freunden bis zum Abwinken( das war in etwa so, das man noch wusste, wo seine eigene Datsche stand und man auch noch bis ins Bett fand)oder in geselliger Runde mit Freunden zum Rommee...anderen Spielen, denn da ging es auch immer bis zur ...ich nenn sie mal Promillegrenze (hieß, wenn ich nicht mehr klar etwas formulieren konnte, Kartenspielen konnte, dann war für mich persönlich Bett angesagt und ich bewundere heute noch meine Frau, das jede Feier ein gutes Ende fand, sie unsere Freunde später verabschiedete).
Über die Anderen hattest du ja schon geschrieben und meine Kaffeetasse zittert nicht und deine auch nicht, und trotzdem sind wir" Kinder von Geselligkeit," auch wenn es da mal bis zur Grenze des Verträglichen gehen sollte.Heute logischerweise weniger wie früher, als man noch jünger war.
Aber David, das Thema "Alkoholismus", es ist aktueller denn je, damals, heute und der Mensch, alleingelassen in seinem A-Problem, er ist heute so meine ich noch beschissener dran, denn damals wurde Hilfe zumindest mit einem gewissen Druck angeboten( in unserem Betrieb wurden die Leute geholt, auf Arbeit geholt).

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Re: Alkoholismus in der DDR

Beitragvon manudave » 23. Februar 2011, 19:50

Nun ja,
bei uns - und wahrscheinlich überall - gibt es ja diese Guttempler (oder wie die heißen). Dort ist man ab einem täglichen Bier ein Alkoholiker. Nicht nur die Komasäufer, die den Tag nur mit erlesenem "Ja"-Korn überleben - nein, auch im Kleinen scheint das schon loszugehen.
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Re: Alkoholismus in der DDR

Beitragvon SkinnyTrucky » 24. Februar 2011, 05:00

Wer täglich 60 Gramm Alkohol zu sich nimmt, ist Alki.....das sagen dir die Beratungsstellen.....

....ich hab aber keine Ahnung wieviel Gläser 60 Gramm Alkohol sind..... [denken]

groetjes

Mara
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Re: Alkoholismus in der DDR

Beitragvon Edelknabe » 24. Februar 2011, 07:33

Deswegen wäre es gut Mara, wenn sich Huf einklinkt ins Thema, denn ein Arzt kann das besser beurteilen.Also ich persönlich sage, du bist ein Alki, wenn da eine volle Flasche Wein steht...so zu Hause...so am Tag...und du schleichst immer um sie herum, es zieht dich wirklich magnetisch zu ihr hin und Abends ist sie dann alle?
Dem ist bei mir nicht so, bin ja Nachtarbeiter und am Tag da, kann das also gut beurteilen, nur meine Flasche lerrt sich erst ab 18.00Uhr, wenn das Forum angeht...verdammt, bin ich doch...?
Aber nein, das war früher so, denn heute trinke ich ein/zwei kleine Gläser und meine Frau ebenfalls.

Rainer-Maria der gerade Kaffee trinkt, schön stark, sächsisch stark.
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Re: Alkoholismus in der DDR

Beitragvon SkinnyTrucky » 25. Februar 2011, 13:45

Naja, ich bin auch kein Kostverächter....aber regelmässig trink ich nicht....aber als Alki würd ich mich schon einschätzen allein aus dem Grund überhaupt zu trinken und dieses Trinken zu begründen....und sei es nur der Grund, es wäre geselliger so auf einer Party oder am Wochenende....

....jeder Tropfen wird von der Leber registriert und läßt die Werte eben mal ansteigen....ASAT, ALAT, CDT und Gamma GT.....

groetjes uit Ulm....endlich auf dem Weg nach Taranto.....

Mara
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Re: Alkoholismus in der DDR

Beitragvon Edelknabe » 25. Februar 2011, 19:50

Nun ja Mara, es gibt die "Regelmäßig Trinker", diese werden einhundert Jahre alt und es gibt die Alkoholverweigerer, die werden gerade mal die Hälfte alt, jung. Eigentlich von der Logik her unlogisch?
An was liegt es also, etwa an den Genen oder so wie sich der Mensch gibt, es für sich persönlich betrachtet...also meint: "Einen vertrage ich noch, aber dann gehe ich ins Bett?"
Also lassen wir den lieben Gott einen gerechten Mann sein und trinken wir, nicht im Übermaß, denn meine Frau, eine gelernte Chemikerin meinte immer:"Die Dosis macht es".

Rainer-Maria und den man prost...momentan nur Bier
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Die DDR und der alltägliche Rausch

Beitragvon augenzeuge » 26. April 2011, 18:28

In der öffentlichen Diskussion war Alkoholmissbrauch dagegen so gut wie kein Thema. Die DDR-Offiziellen veröffentlichten dazu erst gar keine Zahlen, die Realität sollte offenbar das Propaganda-Ideal vom redlich schaffenden Bürger nicht beschädigen. "Die Alkoholkranken waren der SED-Parteiführung höchst peinlich", sagt Thomas Kochan. Drogenkranke gab es entsprechend des gepflegten Feindbildes offiziell nur am Bahnhof Zoo in Westberlin, in Hamburg, in Amerika. "Aber doch nicht in der DDR."

381 Mark gab jeder Bürger laut Statistik pro Jahr für Alkohol aus - ein europäischer Spitzenwert.

http://www.dw-world.de/dw/article/0,,15029677,00.html

Die BRD importierte aus der DDR zwölfeinhalb Millionen Flaschen im Jahr. Im Laden: Etwa 4 DM billiger als der Westschnaps.

AZ

P.S. Kennt den jemand? http://www.erichsrache.de/site05.htm
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Re: Die DDR und der alltägliche Rausch

Beitragvon Berliner » 26. April 2011, 18:35

Hallo Joerg, vielen Dank. [rose]

Was der Alkoholkonsum in der Arbeit ein Problem ? Gab es deswegen Unfaelle oder koennte man dadurch seine Stelle verlieren ? [ich auch]

Berliner [hallo]
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Re: Die DDR und der alltägliche Rausch

Beitragvon augenzeuge » 26. April 2011, 18:52

Berliner hat geschrieben:Was der Alkoholkonsum in der Arbeit ein Problem ? Gab es deswegen Unfaelle oder koennte man dadurch seine Stelle verlieren ? [ich auch]


Hi, Duane. [rose] Natürlich war es häufig ein Problem. Auf Baustellen noch mehr als in Betrieben. Ich habe erlebt, wie Azubis Bierholen geschickt wurden. Wenn mal kein Material da war, und das war häufig so, dann ließ man sich das Bier schmecken. Allerdings, man entließ die Leute kaum. Zumindest kenne ich keinen Fall. Man holte sie sogar von zu Hause noch im Rausch ab und setzte sie irgendwo im Betrieb hin. So hatte man sie gut unter Kontrolle.

Die DDR kümmerte sich um jeden, ob man wollte oder nicht...... [flash]

Entlassen werden konnte man da eher, wenn man einen Ausreiseantrag stellte.......dann galt die Regel nichts..... [denken]

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Re: Die DDR und der alltägliche Rausch

Beitragvon manudave » 26. April 2011, 19:03

Dazu habe ich kürzlich was gelesen:

http://www.faz.net/s/RubCD175863466D41B ... ntent.html [hallo]
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Re: Die DDR und der alltägliche Rausch

Beitragvon Edelknabe » 26. April 2011, 19:08

Jörg, der zweiundzwanzigjährige Jungspund zu seiner Ausreisezeit damals in der DDR macht sich wieder lustig über die DDR , das macht er gerne und nur mal zum Nachdenken...wir machen hier Freds mit ähnlicher Thematik zwei...dreimal auf.
Das Thema Alkohol in der DDR hatten wir schon...sucht doch mal und legt es zusammen...wenns geht und ihr wieder nüchtern seit vom vielen Osterschnaps.

Rainer-Maria und in dem anderen Fred steht auch genügend über das "Saufen auf Arbeit" drin, nicht zu verwechseln mit Alkoholismus...denn das war was völlig Anderes!!!!

David...du musst im Forum lesen...und nicht kürzlich woanders.
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Re: Die DDR und der alltägliche Rausch

Beitragvon LO-driver » 26. April 2011, 19:13

Ja der Alkohol, [flash] ist auch in meiner Lehrzeit beim Forst, ein täglicher Begleiter gewesen. Für die alten Stammleute sind
wir Lehrlinge so zwei bis drei mal Täglich zum nächsten Konsum geschickt worden.
Bei schlecht Wetter, ging das auch mit Traktor, der fasste schon mal zwei drei Kästen. Die Geschichten dazu möchte ich lieber
nicht ins I-net stellen. Als Gesprächsstoff bei einen Treffen in Geselliger Runde würde es besser passen.
z.B. die Geburt meiner ersten Tochter begießen mit Kollegen !!! [angst] [shocked] [angst]
Doch auch unsere Vorgesetzten hatten so ihre Probleme mit dem Hochprozentigen.

LO-D
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Re: Die DDR und der alltägliche Rausch

Beitragvon augenzeuge » 26. April 2011, 19:17

Edelknabe hat geschrieben:...sucht doch mal und legt es zusammen...


Schau mal mein Lieber.....schon passiert.... [hallo]

Hicks....tschuldigung..... [shocked]

Nee, ich mach mich nicht über das Thema lustig. Es war doch so, oder?
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Re: Die DDR und der alltägliche Rausch

Beitragvon Edelknabe » 26. April 2011, 19:35

Ja Jörg, es war so in der DDR. Da wurde gesoffen, das sich die Balken biegen und man sollte sich da auch nicht klein machen oder etwas versuchen wegzureden, was Realität war.
Aber, jetzt wieder ein Aber, der DDR-Bürger war nicht rund um die Uhr besoffen, so wenig wie sein Bruder im Westen nicht jeden Abend in den Pornoladen rannte, nur weil seine Schöne in der Damen- Kaffeekränzchennachmittagsrunde was vom Dildo mit Riesenmaß geflüstert bekam.
Der Alkohol, der Schnaps. Likör....Sonstiges gehörte dazu, aber er war nicht das Leben.

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Re: Die DDR und der alltägliche Rausch

Beitragvon Berliner » 26. April 2011, 19:50

Hallo Rainer-Maria, vielen Dank. [rose]

Edelknabe hat geschrieben:Aber, jetzt wieder ein Aber, der DDR-Bürger war nicht rund um die Uhr besoffen ... Der Alkohol, der Schnaps. Likör....Sonstiges gehörte dazu, aber er war nicht das Leben.


gab es welche in der DDR die nicht tranken ? Welche Motiven hatten sie, es nicht zu tun ?

Vielen Dank, [hallo]
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Re: Die DDR und der alltägliche Rausch

Beitragvon Huf » 26. April 2011, 20:12

Leider habe ich Trottel erst heute gelesen, dass der Rainer mich um Rat fragt bzgl. des Alkoholkonsums in der DDR. Tschuldigung!
Aus meiner Sicht ist Alkohol ein Genußmittel, das in Maßen genossen, das Lebensgrfühl steigert, bei dem, der es will.
Das ist aber nicht das Problem, denn Alkohol wird häufig sehr mißbraucht, um Probleme zu verdrängen.
Dabei spielt die Menge eine untergeordnete Rolle!
Muß jemand jedoch morgens Bier o.ä. zu sich nehmen, um sich "fit" zu fühlen, besteht echte Suchtgefahr.

Aber, liebe Freunde, das war kein DDR-typisches Phänomen!

Alkohol. in welcher Form auch immer, ist gesellschaftsfähig, damals und heute.
Zum Thema suchtmäßiger Umgang mit Alkohol könnte ich Bücher aus meiner beruflichen Tätigkeit schreiben!

Es ist völlig unabhängig von der Gesellschaftsordnung!

Mehr dazu ggf. später!

VG Huf [hallo]
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Re: Die DDR und der alltägliche Rausch

Beitragvon augenzeuge » 26. April 2011, 20:40

Sag mir wo du wohnst......Die Unterschiede zwischen den Regionen klaffen auseinander - vor allem wegen unterschiedlich verteilter Armut und Besserstellung. Die meisten Ostländer gehören zu den Schlusslichtern.

Ein Artikel über die Angleichung der Gesundheit in Ost und West. Wie oft, nicht ganz korrekt. Aber das sieht jeder eh.

http://www.n-tv.de/wissen/Deutschland-i ... 01661.html

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Re: Die DDR und der alltägliche Rausch

Beitragvon SkinnyTrucky » 26. April 2011, 21:26

Also Duane....Alk gehörte immer dazu....jeder hatte so seinen Vorrat zu Hause.....

....zB war ich mal mit der Lehrklasse im Winter auf'm Darß, das ist eine Halbinsel anner Ostsee....nun wir mußten, im Wald, in einem Sägewerk und in einem kleinen Bootshafen arbeiten....jede kleine Gruppe bekam eine Flasche Rumverschnitt mit um sie in den Tee zu tun um sich warm zu halten....das war ganz normal und die Firma bezahlte das.....

....ein anderes Beispiel ist, das wir bei unserer Abrechnung jeden Monat Marken bekamen, womit wir uns in der Firmenzentrale den Kumpeltot abholen konnten....als Kumpeltot wurde der Deputatschnaps bezeichnet, den jeder Bergarbeiter in der DDR zu seinem Lohn dazu bekam.....es gab einen Liter pro Monat und die Bezugsmarken hatten Perforierungen bei 700ml und drei mal 100ml....in der Regel wurde aus drei Flaschen eine zusammendestilliert und dann wurd das Zeug in Mineralwasserflaschen gefüllt und in den Ungarnurlaub mitgenommen, damit man dort sich auch die Kante geben konnte....

...ein näxtes Beispiel ist die bekannte Jugendweihe, bei der wohl auch der letzte Jugendliche mal 'nen Vollrausch hatte....

....und noch ein Beispiel aus meinem Leben.....ich sammelte immer fleissig Äpfel von den Bäumen, die bei uns die Fernstrasse säumten....die gehörten wohl niemand und Fallobst durfte man sammeln....naja, wir brachten es dann immer gemeinsam zur Kelterei in Diesdorf und bekamen dann den berühmten Diesdorfer Bretterknaller dafür in nicht unerheblicher Menge....die Flaschen mit diesem heftigen Apfelwein wurde dann für den Winter eingekellert und wenn wir uns dann als Jugendclique trafen, dann brachte immer irgendjemand was von seinem Vorrat mit....

...ich dsach dir...ohne Alk lief garnichts....und wenn sich alle trafen um bei irgendjemand mal Samstag nachmittag 'nen Graben auszuschachten, dann wurd sich mit 'ner guten Flasche Weinbrand motiviert.....oder wenn's zwei Wochen vor'm Osterfeuer dat Holz aus dem Wald gesammelt wurde, so lief dat auch nie nüchtern ab....

....Anfang der 90er war ich mit meiner damaligen Freundin öfters bei meinen Eltern....meine Freundin trank sogut wie nie Alkohol und meine Eltern konnten das garnicht akzeptieren, da gab es beinahe Krach deswegen.....

...echt, in der DDR war Alkohol ein ganz normales und weitverbreitetes Genußmittel....ich komm vom Dorf und da war es gang und gäbe, das die Bauern sich abends in der Kneipe trafen und Skkat am spielen waren und jeder bestellte ein Herrengedeck....ein Bier und ein Kurzen....selbst ich, der Vatter immer aus der Kneipe abholen sollte von Muttern, krichte dann als Knirps von Vatter noch ne Brause mit Schuß ausgegeben, weil Vatter noch nich los wollte.....'ne Brause mit Schuß ist eine Limonade mit Bier....

....zu deiner Frage, ob Alkohol schonm auf Arbeit getrunken wurde, naja, das kam auf'm Dorf in der LPG sehr oft vor....mein Vater war Alki und den hab ich oft angetrunken arbeiten sehen....der war Kranführer erst in der BHG, dann in einem Sandtagebau und später bei der LPG....und er war sicher nich der einzige, der Maschinen und Traktoren unter Einfluß bedient hatte...kaum einen störte das und unser Dorfscheriff kuckte mit allen Augen einfach weg....

....ich glaube schon, das man sich so auch schonmal den Frust in diesem Land zu wohnen einfach wegtrank....genauso wie man es eben dann auch bei der NVA tat....man versuchte sich somit das Leben erträglich zu machen....war es doch 'ne Art Flucht oder so....

........ich trank auch viel und mir wurde als ich im Westen das erste Jahr untersucht wurde bei einer anderen Sache mal eine vergrösserte Leber diagnostiziert....ich hab dann die Notbremse gezogen und trinke heute eher nur noch gelegendlich, vielleicht im Durchschnitt so jedes zweite Wochenende mal was....von meinem 20sten bis zu meinem 30sten Geburtstag in etwa hab ich höchstens mal zu Silvester mal was getrunken....

....Alkohol gehört zu den harten Drogen....Alkohol kann dich sehr beherrschen und dein Körper nachhaltig schädigen....man sieht es den Leuten geradezu an, die regelmässig Alkohol mißbrauchen.....und vorallem sind perspektivlose Menschen oder Menschen mit tiefgründigen Problemen gefährdet....hahahaha, so wie unseren RMR hier, dem man einfach das Land weggenommen hatte, in dem er sich so sauwohl gefühlt hat und dem er mal ein potenter kleiner König war..... [flash]

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Re: Die DDR und der alltägliche Rausch

Beitragvon Berliner » 27. April 2011, 00:20

Hallo Mara, vielen Dank. [rose]

Ich finde Deine Schilderungen immer interessant und aufschlussreich. [knuddel]

Das klingt aber so, als wenn die DDR-Buerger in einem Nebel von Alkohol lebten. Deine Erklaerung koennte daher logisch sein:

SkinnyTrucky hat geschrieben:ich glaube schon, das man sich so auch schonmal den Frust in diesem Land zu wohnen einfach wegtrank


Es waere interessant von z.B. Rainer-Maria oder S51 zu hoeren, ob sie es auch so empfunden haben. [ich auch]

Nochmals Danke ! [hallo]
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Re: Die DDR und der alltägliche Rausch

Beitragvon Edelknabe » 27. April 2011, 05:53

Berliner, einen wunderbaren guten Morgen und nimm Mara nicht so für voll, "denn Die ist langzeitgeschädigt, erst vom eigenen Vater in der Dorfkneipe abgefüllt, dann vom Transportpolizisten ins Koma geprügelt, dann im NVA-Radarturm verstrahlt worden und heute vom eigenen Chef wie ein Jojo ständig übern Brenner und zurückgejagt"...was, so frage ich dich soll da noch vernüftiges herauskommen?
Da kommt eben nur Sülze...stimmts Mara? Komm...lach auch mal so wie ich...über dich selber.

Rainer-Maria der mal lieber nicht weiterschreibt, sonst kommt "Frustmara" dann nicht nach Boizenburg.
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Re: Die DDR und der alltägliche Rausch

Beitragvon SkinnyTrucky » 27. April 2011, 07:33

Ich mach einen Vorschlag.....wir erklären das Treffen als alkoholfreies Treffen, damit man sachlich discutieren kann..... [flash]

@ Duane....gerade diejenigen, die es sich nich eingestehen wollen, haben wirklichen Probleme mit Alkohol.... [wink]

Und ernsthaft....ich glaube daran, das es einen kausalen Zusammenhang gibt zwischen Alkoholkonsum und wie lebbar es in einem Land ist....dort wo Menschen gefrustet sind, wird halt öfters zur Flasche gegriffen.....schau dir Scandinavien als Beispiel an....dort gibt es statistisch gesehen mehr Depressive, was wohl an den Lichtverhältnissen liegt.....dort wird auch nich grade wenig getrunken, auch wenns wahnsinnig teuer ist.....

groetjes

Mara
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Re: Die DDR und der alltägliche Rausch

Beitragvon Luchs » 27. April 2011, 10:06

Hallo Mara,

was du da berichtet hattest, habe ich teilweise auch so erlebt. In der Bundesrepublik wohlgemerkt.

Zum Glück sind meine Verwandten nie Alkoholiker gewesen, aber auf Feierlichkeiten wurde regelmäßig zu viel Alkohol konsumiert. Da kam es dann auch mal zu Ausschreitungen, an die ich mich gar nicht gern erinnere.

Die von dir beschriebene Jugendweihe war bei mir die Konfirmation. Am Abend wurde unter den Konfirmanden ein "Rundgang" gemacht. Auf jeder Feier gab es "einen eingeschenkt". Mit 14 Jahren hatte es mich dann nach wenigen Schnäpsen so richtig fürchterlich umgehauen.

Ein - zwei Jahre später, der Appelkorn war gerade das In-Getränk, hatte ich mit ein paar Freunden 2 Liter von dem Zeug verschnabbuliert. Ich war so besoffen, dass ich bis heute keinen Appelkorn mehr anrührte. Überhaupt trinke ich so gut wie keinen Schnaps.

Auch auf Arbeit war Alkohol auf einigen Dienststellen normal. Bei der Bahn, wohlgemerkt!!! Trotz absolutem Alkoholverbot!!!

Auf einer Dienststelle fuhr ich jeden Morgen (Mittag bei Spätschicht) mit der Lokomotive zum Ende der Ladestraße. Ich musste dann nur noch zu Fuß quer über die Kreuzung, da gab es einen Aldi. 1 Container Bier wurde auf jeder Schicht geleert, manchmal auch ein 2.

Auf einer Dienststelle konnte man sein Bier direkt aus der Kantine holen. Die Flasche wurde im Pausenraum nie auf den Tisch gestellt. Wenn jemand rein kam, konnte er die Flaschen sicherlich sehen, zumindest aber die Bierfahne der Kollegen riechen. Gesagt wurde nichts.

Auf einer Dienststelle hatte der Dienststellenleiter wohl mal gesagt, dass gegen eine Flasche Bier nichts einzuwenden sei. Ich weiß nicht, wie viele Kollegen in der Schicht 2 ... 3 ... 4 ... 5 ... erste Flaschen Bier trunken.

Auf einem Rangierbahnhof soll es bis etwa Mitte der 80er Jahre noch jedes Jahr mindestens einen Toten gegeben haben, aufgrund Alkoholkonsums. Ich hatte mich damals, aufgrund dieser Sache, nach der Ausbildung geweigert, dort zu arbeiten, dafür musste ich dann Züge putzen. Aber - ihr seht - ich lebe noch.

1987 kam ich dann doch auf diese Dienststelle. Während meiner Einarbeitungszeit holte mich der Dienststellenleiter (der dem Alkohol auf der Dienststelle den Kampf angesagt hatte) zum Fenster im 2. Stock. Eine Rangierfahrt fuhr unter dem Fenster vorbei. Auf den Bremswagen (diese Wagen bremsen die Rangierabteilungen im Gefällebetrieb und verlassen den Bahnhof nie) lagen zig leere Bierflaschen. Er fragte mich, ob die Kollegen ihn wohl für blind hielten.

Auch in der Bundesrepublik war für viele der Alkohol täglicher Begleiter. Ob nun in der DDR mehr oder weniger Alkohol getrunken wurde, weiß ich nicht. Auf Grund der von mir beschriebenen Toten im Dienst, ist das wohl auch unerheblich.
Viele Grüße [hallo]
Micha
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Re: Die DDR und der alltägliche Rausch

Beitragvon Berliner » 27. April 2011, 15:46

Hallo Rainer-Maria. [grins]

Edelknabe hat geschrieben:nimm Mara nicht so für voll, "denn Die ist langzeitgeschädigt, erst vom eigenen Vater in der Dorfkneipe abgefüllt, dann vom Transportpolizisten ins Koma geprügelt, dann im NVA-Radarturm verstrahlt worden und heute vom eigenen Chef wie ein Jojo ständig übern Brenner und zurückgejagt"...was, so frage ich dich soll da noch vernüftiges herauskommen?


Ich musste...mal schauen ob Du auch auf dem Treffen mit Mara. [wink]

Hallo Mara, Danke ! [rose]

SkinnyTrucky hat geschrieben:Und ernsthaft....ich glaube daran, das es einen kausalen Zusammenhang gibt zwischen Alkoholkonsum und wie lebbar es in einem Land ist....dort wo Menschen gefrustet sind, wird halt öfters zur Flasche gegriffen.....schau dir Scandinavien als Beispiel an....dort gibt es statistisch gesehen mehr Depressive, was wohl an den Lichtverhältnissen liegt.....dort wird auch nich grade wenig getrunken, auch wenns wahnsinnig teuer ist.....


Das Wort "Auswegslosigkeit" faellt mir ein. Ich meine mit der Mauer hat dieses Wort in der DDR eine grosse Bedeutung gehabt, oder doch nicht ?

[ich auch]

Berliner [hallo]
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Re: Die DDR und der alltägliche Rausch

Beitragvon Edelknabe » 27. April 2011, 20:12

Mara, willst du mich umbringen..."alkoholfrei" auf dem Treffen in Boizenburg? Aber mal im Ernst, ich merke schon langsam meine Grenzen und will auch da offen sein, es beginnt mit zuviel Essen und...mit zuviel Trinken...dann zwickt und zwackt es irgendwo und das ist nicht gesund, da bin ich mir voll bewusst. Es ist also eine Kopfsache und es ist gut, wenn die Sache soweit klar ist, im Kopf.
Die Sauferei allgemein in den unterschiedlichen Gesellschaften, ich sehe das wie mit der Kirche...ist der Mensch unsicher geht er auch mal in die Kirche, sucht dort Hilfe und ich persönlich finde das gar keinen so schlechten Ort dazu in unserer eigentlich völlig überdrehten Gesellschaft. Noch leichter ist der Griff zur Flasche, der kommt noch vor der Kirche...weil...das dreht dann so schön und enthebt bis zu einem gewissen Grad ins Positive...und das, dass hat die Kirche nicht drauf in ihrer Ruhe und Einkehr.

Rainer-Maria der als Kind neben einer Kirche aufgewachsen ist, der Markuskirche im Osten von Leipzig, weggesprengt ca.1979, ein Bild von einem prächtigen Bauwerk.
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