Wenn man heute jemanden auf der Straße anspricht, wird man schnell als Freak abgestempelt. Dating-Plattformen wie Tinder, Parship, ElitePartner und Co haben Hochkonjunktur.
Ende der Sechziger Jahre zeigte sich in der DDR ein ähnlichen Phänomenn, nur lief damals alles noch "analog": über Zeitungsannoncen, Clubs für Unverheiratete und Partnervermittlungsinstitute.
Dem Staat lag das Liebesleben der Bürger am Herzen - aber Wehe, wenn sich private Vermittler darum kümmern wollten!
Private Partnervermittlung - in der DDR illegal
Er abonnierte jede nur mögliche Zeitung, sammelte alle Heiratsannoncen und versandte etwa 10.000 Vordrucke an die "Sucher nach Glück und Partnerschaft" mit dem Hinweis, ihnen gegen Einsendung von anfangs fünf, dann 25 Mark, dabei zu helfen
"Ein junges Ehepaar, beide etwa 27, gutaussehend, elegant, steht vor Gericht", berichtet das DDR-Tagesblatt "Neue Zeit" am Mittwoch, dem 1. Juli 1981. "Dieser Fall ist schwer einzuordnen, vieles ist ungewöhnlich, unbegreiflich, die Straftaten, die Angeklagten, ihre Motive und Persönlichkeiten…"
Denn eigentlich war es nur eine gute Geschäftsidee von Vico und seiner Frau Isy, so werden die beiden in dem Artikel genannt. Vico hatte von Eheanbahnungsinstituten gelesen. Und wollte das auch machen.
Der Ansturm zeigt, dass das Ehepaar goldrichtig lag. Auch die Menschen in der DDR waren von Scheidung und Einsamkeit betroffen. Nur war nach Paragraf 249 der DDR-Gesetzgebung solch ein Gelderwerb und unerlaubtes Datenspeichern verboten. Die private Initiative wurde hart bestraft: Vico wurde zu einer einjährigen Freiheitsstrafe und 8.000 Mark Geldstrafe verurteilt, Isy zu einem Jahr auf Bewährung und 700 Mark Geldstrafe. Denn Partnervermittlung war in der DDR Staatssache.
Weiter zu Staatlichen "Eheanbahnungsinstitute" in der DDR:
https://www.mdr.de/zeitreise/ddr/dating ... g-100.html
AZ