Schwarzwohnen in der DDR: Studenten retteten Haus in Connewitz

Alles über Wohnungsbau, Mieten, das eigene Häuschen u.s.w.

Schwarzwohnen in der DDR: Studenten retteten Haus in Connewitz

Beitragvon augenzeuge » 20. Oktober 2011, 08:26

Morsche Fenster, fehlende Wände, feuchte Decken und Keller – mit solchen Wohnbedingungen arrangierten sich junge Leute in der DDR zum Studium oder um Platz für die Familie zu haben. Historiker Udo Grashoff von der Universität Leipzig hat in seinem neuen Buch das Phänomen Schwarzwohnen in Leipzig untersucht. Hunderte lebten illegal in leer stehenden Altbauten – wie ein Theologiestudent, der ein Haus in Connewitz mit einem neuen Dach vor dem Verfall bewahrte.

Die Schwarzwohner trugen erheblich zum Erhalt des Altbaubestandes bei.
http://nachrichten.lvz-online.de/leipzi ... 10363.html
AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 84717
Bilder: 6
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: Schwarzwohnen in der DDR: Studenten retteten Haus in Connewitz

Beitragvon Affi976 » 20. Oktober 2011, 08:59

@AZ,
nicht nur in Leipzig, wie auch schon mehrfach von mir geschrieben, sondern auch in Dresden, wo in DD-Neustadt, auf Grund der desolaten Dächer, die oberen Wohnungen als "schwer vermietbar" galten, haben sich junge Leute eingenistet. Also nicht nur Studenten, sondern auch junge Leute, die etwas bewegen wollten/mußten, sonst Stagnation!
In dem Buch "und plötzlich waren wir Verbrecher" sehr gut beschrieben.
Schwer vermietbare Wohnungen gab es allerdings überall. Ich denke da nur an Berlin Prenzlauer Berg. Da war das Klo eine halbe Treppe tiefer der pure Luxus, solche Schrotthaufen waren die Häuser.
Oftmals war nicht mal EIN funktionierender Ofen in der Wohnung, Bad oder Dusche - Fehlanzeige. Fenster, die den Namen Fenster nicht verdienten.
Auf Grund des Berufes meines einen Bruders ( Bautechniker ), habe ich viele dieser Buden gesehen, wenn er Gutachten erstellt hat über den Ist - Zustand und über das, was investiert werden mußte entschied.
Ich kann mich auch gut an meine Hochschulzeit erinnern. Da wurden diese Buden für 10 Mark pro Student vergeben. Die waren meist Dach-b.z.w. Erdgeschoß, hatten in der Regel das Klo auf dem Flur, kalt, feucht, Hinterhaus, natürlich Ofenheizung......
Dies sind nur für einige "neue" Erkenntnisse, für die, die erhobenen Hauptes und mit geöffneten Augen durch die Gegend gingen, nix neues!!
VG Affi
Benutzeravatar
Affi976
          
          
 
Beiträge: 1685
Bilder: 492
Registriert: 22. April 2010, 15:39
Wohnort: Weimar - Thüringen

Re: Schwarzwohnen in der DDR: Studenten retteten Haus in Connewitz

Beitragvon Nostalgiker » 20. Oktober 2011, 10:13

Der Ausstattungsstandard der Wohnungen war schon sehr unterschiedlich.
Es kam auch auf das "Alter" des Hauses an. In Siedlungen, bzw. Häusern welche Ende der 20er/Anfang der 30er Jahre gebaut wurden waren Bäder/Innentoilette die Regel. Solche Häuser kenne ich aus Magdeburg.
In Leipzig wohnten wir zuerst sehr "vornehm" im Gartenhaus, sprich freistehendes Hinterhaus. Jede Wohnung hatte ihr separates Außenklo eine halbe Treppe höher oder tiefer. Bad, Fehlanzeige.

Meine "erste" Wohnung: ein Zimmer in einem Wohnheim, Toilette am Ende des Ganges, Duschraum im Keller und dort dreimal die Woche für eine Stunde warmes Wasser.
Dann Zimmer in einer Wohnung in einer ehemaligen Notunterkunft für Ausgebombte (ziemliche Ironie für die Zeit Mitte der Siebziger) Innentoilette, kein Bad, keine Gelegenheit zum Einbau einer Dusche.

In Berlin erst in einer WG gewohnt, Ausbauwohnung mit Bad.
Dann in einem Zimmer in einem Haus aus den 30er Jahren, mit Fernheizung und Bad. Der pure Luxus.
Danach im Hinterhaus im PB, mit Innentoilette. Nicht jeder Wohnung auf der Etage hatte eine Innentoilette. Da die Küche relativ groß war und nach dem Abriss der sogenannten Kochmaschine auch der Platz vorhanden war konnte eine Dusche installiert werden. Einziger Wehmutstropfen; in der Küche durfte kein Gasdurchlauferhitzer benutzt werden. Dadurch wurde die Dusche mit einem elektrischen Warmwasserboiler betrieben.
Heizung war ziemlich marode, also mehr die Schornsteine, was zu ziemlichen Problemen in einem Zimmer führte.
Keller und Erdgeschoß so feucht das die Erdgeschoßwohnungen zu DDR_Zeiten nicht vermietet wurden und da auch keiner illegal rein zog. So verzweifelt waren die Leute nun auch nicht wieder.
- Nach der "Schönheitssanierung" 1993 waren die Wohnungen auf einmal bewohnbar und der neue Besitzer vermietete sie für viel Geld. -

Gerade im Prenzlauer Berg, wo ich die meistens war, kenne ich viele Wohnungen in den Hinterhäusern mit Außenklo. Das "schärfste" war eine Wohnung, vier Mitparteien pro Etage, wo sich die Bewohner einer Etage ein Klo teilen mußten. Also das war Mitte der Achtziger.

Klo über'n Hof und da auch nur Plumps..., kenne ich aus einer Kleinstadt in der Altmark. Ebenfalls so bewohnt bis 1980.

Fenster, nun ja.......
Nur was ich heutzutage in den überisolierten Wohnungen mit den hermetisch schließenden Fenstern vermisse sind im Winter die Eisblumen am Fenster.

Wie die Altbausubstanz so langsam aber sicher verfiel, da konnte man richtig zusehen. Nicht so prickelnd war es wenn ich in solch einem Haus wohnte.
Im Gegensatz zu Berlin wo es noch relativ wenig war was den offenen Verfall betraf dachte ich im Leipziger Osten, in Teilen von Neu-Schönefeld und Volkmarsdorf, mich hätte es in die Bronx von NYC verschlagen.
Wurde doch mit Bildern aus diesem Gebiet "dokumentiert" wie schlimm es im Kapitalismus mit den Wohnungen ist.......

Kleine Schäden, in dem Haus wo ich wohnte war es die Dachrinne und die Fallrohre, wuchsen sich durch Nichtreparatur im Laufe der Zeit zu ziemlich großen Schäden aus. In meinem Fall schlug das Wasser aus der kaputten Regenrinne auf einen Fenstersturz außen und irgendwann war das Wasser dann auch innen.......

Wer es in Berlin nicht "aushielt" und es sich arbeitsmäßig erlauben konnte, zog in den Oderbruch. In den sogenannten Loose-Höfen welche ziemlich zertreut im Land lagen ließ es sich ganz gut leben.
Allerdings waren die teilweise aufgegeben und arg verfallen, dafür aber für 'nen Appel und 'nen Ei zu haben .......

Gruß
Nostalgiker
Nostalgiker
 

Re: Schwarzwohnen in der DDR: Studenten retteten Haus in Connewitz

Beitragvon SkinnyTrucky » 29. Januar 2012, 19:10

Ein Beitrag vom 24sten Januar zum Thema in der Sendereihe Geschichte Mitteldeutschlands, zweiter Beitrag....

Schwarzwohnen In Der DDR

groetjes

Mara
Wenn es heute noch Menschen gibt, die die DDR verklären wollen, kann das nur damit zusammenhängen, dass träumen schöner ist als denken.... (Burkhart Veigel) Bild
Benutzeravatar
SkinnyTrucky
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 9270
Bilder: 73
Registriert: 25. April 2010, 20:07
Wohnort: at the dutch mountains

Re: Schwarzwohnen in der DDR: Studenten retteten Haus in Connewitz

Beitragvon Berliner » 30. Januar 2012, 01:15

SkinnyTrucky hat geschrieben:Schwarzwohnen In Der DDR


Danke, Mara. Haette ich sonst verpasst... [knuddel]

Duane [hallo]
Nichts auf dieser Welt kann die Beharrlichkeit ersetzen.
Talent kann es nicht - nichts ist verbreiteter als erfolglose Maenner mit Talent.
Genie kann es nicht - unbelohntes Genie ist nahezu ein Sprichwort.
Ausbildung kann es nicht - Die Welt ist voll von ausgebildeten Obdachlosen.


Beharrlichkeit und Ausdauer alleine sind allmaechtig.


-Calvin Coolidge
Benutzeravatar
Berliner
 
Beiträge: 2906
Bilder: 85
Registriert: 22. April 2010, 07:09
Wohnort: Detroit, Michigan USA


Zurück zu Wohnungspolitik

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast