DDR-Plattenbauten - Mahnmal für die Wohnmaschinen

Alles über Wohnungsbau, Mieten, das eigene Häuschen u.s.w.

DDR-Plattenbauten - Mahnmal für die Wohnmaschinen

Beitragvon SkinnyTrucky » 13. September 2011, 21:58

Mit der Kamera gegen Bulldozer: Als die DDR ihre Fachwerkhäuser verkommen und durch Plattenbauten ersetzen ließ, fotografierte Robert Conrad heimlich den Verfall. 30 Jahre später will er wieder historische Gebäude vor dem Vergessen bewahren - ausgerechnet jene Plattenbauten, die er einst gehasst hat. Von Christoph Gunkel...weiterlesen und Bilder kucken auf *Eines Tages*....

groetjes

Mara
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Re: DDR-Plattenbauten - Mahnmal für die Wohnmaschinen

Beitragvon Nostalgiker » 14. September 2011, 15:52

Nebenbei gesagt gibt es auch im Westen häßliche Plattenbausiedlungen und die uniformen Fußgängerzonen mit den überall gleichen Geschäften sind auch nicht gerade architektonische und ästhetische Highlights.
Nur mal so gesagt.

Der Spagat welcher in der DDR unternommen wurde um preiswerten Wohnraum mit einem Mindestkomfort zugunsten der Innenstädte zu bauen, schlug eindeutig zugunsten der Platte aus.
Instandsetzung und Neubau waren parallel einfach nicht zu stemmen.

Das Wohnungsbauprogramm, 1972 aufgelegt, sollte mit einer stark industriealisierten Bauweise, welche sich technologisch am besten auf der grünen Wiese umsetzen ließ, das Wohnungsproblem als solches lösen.
Auch wieder so eine propagandistische Meisterleistung; nicht mehr jedem eine Wohnung, sondern jedem seine Wohnung. Ach ja? Wenn nun jeder einzelne Bürger Lust auf eine große 3 Zimmerwohnung mit Balkon, Küche mit Fenster und weiterem schnickschnack für sich allein bekommen hätte?

Die Ende der 60er Jahre entwickelten Plattenbauserien, vorgestellt in der Zeitschrift "Deutsche Architektur" 1968 waren trotz oder gerade wegen ihrer genormten Bauteile unwahrscheinlich vielfältig zu verbauen.
Doch wurde bei der Umsetzung eine Vielfalt der Monotonie, weil ökonomischer, geopfert.
Nicht nur in der DDR war das so. Omsk sah aus wie Marzahn und Marzahn sah aus wie Omsk.

Nicht nur die Neubauviertel ähnelten sich, auch die Wohnungseinrichtung war nicht sehr variabel.

Der Verfall der Altbausubstanz in den Städten war schon dramatisch. Im Leipziger Osten sah es streckenweise aus wie in der Bronx, ebenso in Quedlinburg um nur zwei Städte zu nennen.

10 Jahre länger und die Altstädte wären von alleine in sich zusammengefallen.

Gruß
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Re: DDR-Plattenbauten - Mahnmal für die Wohnmaschinen

Beitragvon EDGE-Henning » 14. September 2011, 16:42

Solche Fotosammlungen kann ich auch heute erstellen. Bin übrigens gerade dabei - und ich weiss gar nicht wo ich anfangen soll!

Warum liess man die Fachwerkhäuser verkommen? Nun, alle liess man nicht verkommen, sonst würden ja heute keine mehr existieren. Viele wurden übriegns nach der Wende ohne Rücksicht auf die Bauweise schnellsaniert - von Nicht-DDR-Bürgen.

Diese gammeln heute wieder, allerdings sieht mans von aussen meist schlecht, Farbe gibts ja genug :-)

Der Gedanke war, relativ schnell Wohnraum zu schaffen. Und die Sanierung eines Alten, stark beschädigten Haus kostet eben mehr, wie neu bauen. Das sollten den meisten Wohnraumbesitzen klar sein.

Der Denkmalschutz schlägt auch seltsame Kreise. Hier gibts zwei alte Gebeäude, die immer schon (auch laut alten Akten) Baufusch waren. Die werden aber ob ihrer Bedeutung....für viel Geld laufen Saniert. Ich hätte abgerissen und Neugebaut. Das wäre um welten billiger.

Man muss die Sache immer von beiden Seiten sehen.
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Re: DDR-Plattenbauten - Mahnmal für die Wohnmaschinen

Beitragvon Edelknabe » 14. September 2011, 18:03

Das mit dem "Gammeln" Edge liegt heute an der bautechnischen Dummheit alles wind-und dampfdicht zu machen. Dichte Fenster, Schaumstoffdämmplatte an die Außenwände, Putze wie Plaste und Elaste und der unwissende Mieter oder Käufer bekommt einfach das Fenster nie auf.
Die Häuser werden wie Kühlschränke oder wie wenn du einen Müllsack nimmst und den über deinen Apfelbaum stülpst und unten am Stamm zubindest.
Dieser Schimmel-Wahnsinn kam auch aus dem Westen ohne den Westen hier gleich wieder madig zu machen, denn es kamen auch ganz vernünftige bauphysikalisch gute Lösungen daneben mit in den Osten.
In dem Gründerzeithaus im Leipziger Osten, wo ich aufgewachsen bin, da war schon Schimmel im Keller, da rannte ich noch mit der Trommel um den Christbaum aber der hatte seine Ursache in dem vielen Brennholz, was dort unten lagerte. Wir bekamen da als Kinder beim spielen unter anderem auch im Keller immer die volle Schimmeldröhnung und haben heute nicht eine Allergie, das erkläre mir mal Einer gut, wie das funktionierte? Ist das ein Gesundheitswunder Ost oder was?
Das Haus steht heute noch wie ein Fels in der Brandung...Baujahr um 1880? Und der Schimmel, ich tippe mal drauf, der ist auch noch da, nur ganz kunstvoll überstrichen mit Plaste und Elastefarbe.

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Re: DDR-Plattenbauten - Mahnmal für die Wohnmaschinen

Beitragvon Rainman2 » 15. September 2011, 13:30

Hallo zusammen,

die "Platte" hat recht unterschiedliche Zeiten durchlebt, womit mal wieder ein differenzierter Blick auf die Sache lohnt. Ich kann nicht beim Urschleim anfangen, da dieser in den Zeiten vor meiner ersten Trommel unterm Weihnachtsbaum waberte. Der erste wirklich imposante Neubau in Plattenarchitektur, den ich mitbekam, das war das "Wintergartenhochhaus" in Leipzig (1972). Das sah schon imposant aus, wie da der Kern dieses Hauses wie von selbst in die Höhe wuchs. Heute wohnt meine Mutter selbst dort und ich kann sagen, die Wohnungen sind die schlechtesten nicht. Auch das für die 80-er Jahre typische Mithören des Niesens in allen Mietparteien ist da noch nicht ausgeprägt. Über die Architektonische Schönheit kann man streiten, über die Stabilität der Kaffeetassen bei Erschütterungen des Hauses auch. Aber zweckmäßig und stabil wirkt das auch heute noch.

Dann kamen die ersten Bauabschnitte in Marzahn (1976-1979). Aus der ganzen Republik wurden die Bauarbeiter abgezogen und in den Berliner Schwerpunkt gesteckt. Auch hier zeichnen die ersten Bauabschnitte noch durch hohe Solidität aus. In der Gesamtanlage konnte man den Entwurf von Marzahn zu den gelungensten Konzeptionen einer Neubaustadt in Europa zählen (kein Scherz). Leider wurde der Entwurf nicht in Gänze umgesetzt und die letzten Bauabschnitte zeigen schon die ersten Anzeichen der Neubauten der 80-er Jahre. Meine Schwester wohnt noch heute in einem der Häuser des ersten Bauabschnittes, und auch da gibt es nichts zu meckern. Das unterscheidet sich kaum von westlichen Neubau und in der heutigen Ausbaustufe sind die Wohnungen sogar von außen ansehnlich.

Die 80-er Jahre brachten die Erkenntnis, dass es nicht so richtig klappt. Anstatt aber die Bedingungen zu überprüfen, der Sanierung eine Chance zu geben (in vielen Städten hätte es schon viel gebracht, die Dächer richtig abzudichten - danke nochmal an die vielen Antennenbauer), blieb man dabei, auf Teufel komm raus Plattenbauten zu errichten. Das Material wurde unter dieser Massenproduktion immer schlechter und die Wohnungssubstanz war zwischenzeitlich regelrecht inakzeptabel. Mein Cousin und ich erhielten Wohnungen in Leipzig-Grünau. Während meine Wohnung noch halbwegs in Ordnung war, bis auf die kollektiven Hör-Erlebnisse, zeigte sich in der Wohnung meines Cousins ein Riss in der Wand. "Das lässt bald nach", sagte man ihm. Leider hatte man das dem Riss nicht gesagt. Das Haus war nach wenigen Jahren wieder unbewohnbar. 1987 kam für mich ein direkter Schock. Im Wohnungsbaukombinat Erfurt erfuhren wir von einem Bauleiter einige "Normative" für die schnell hochgeschusterten Wohnungen: 10 Jahre für das Dach und 40 Jahre für das Haus. Das hat mich fast umgehauen. Dass die Qualität inzwischen so abgesunken war, konnte ich mir nicht vorstellen. Zu dieser Zeit faulte meinen Eltern in Leipzig Connewitz gerade wieder eine Altbauwohnung unter dem Hintern weg, die zweite bereits.

Fazit: Wenn man heute nach Marzahn kommt (nicht Hellersdorf!), dann sollte man eigentlich in einigen Teilen eine recht brauchbare Wohnsubstanz vorfinden. Verglichen mit heutigen Neubauten wirken diese Wohnungen sogar geräumig, da man heute sehen muss, dass sich selbst teuer zu verkaufende Neubau-Eigentumswohnungen in der Höhe der Räume am Standard der alten "Arbeiterschließfächer" zu orientieren scheinen.

ciao Rainman2
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Re: DDR-Plattenbauten - Mahnmal für die Wohnmaschinen

Beitragvon S51 » 15. September 2011, 21:17

Macht mal die Plattenbauten nicht so schlecht.
OK, es sind keine Einfamilienhäuser. Den Vergleich kann ich mir erlauben, bewohne ich ja beides. Da ich seit 1986 in Berlin arbeite habe ich dort beinahe ununterbrochen auch eine Zweitwohnung in einem Plattenbau. Die waren bei entsprechenden gestaltenden Fähigkeiten schon zu DDR-Zeiten nicht schlecht. In den Innenstädten waren geflieste Bäder, ordentlich funktionierende Zentralheizungen und Warmwasser keineswegs so normal wie eben im Plattenbau. Die Umgebung war vom Baufortschritt abhängig. Nach einiger zeit wohnte man gewissermaßen automatisch im Park, die Gummistiefel hatten sich bald erledigt. Öde, graue Fassaden wie in den Innenstädten wuchsen so nach und nach zu. Die Gebäudeinstallation war bedingt durch die Installationsschächte gut handhabbar. Ein Rohrbruch bedeutete nicht automatisch eine fällige Generalsanierung.
Irgendwie habe ich nie in so einem Gebäudeschrott gewohnt, wie hier manchmal zu lesen ist.
Heutzutage fühle ich mich in Hohenschöngrünkohl fast so wohl wie zu Hause. Die Wärmedämmung macht die Kosten überschaubar. Wenn ich das Fenster aufmache habe ich fast so einen grünen Garten vor mir wie zu Hause. Dass man hört, wie zwei Etagen über mir über Hausaufgaben diskutiert wird, nehme ich aus Gewohnheit eigentlich überhaupt nicht zur Kenntnis. Die zänkische Amsel draußen schon eher.
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Re: DDR-Plattenbauten - Mahnmal für die Wohnmaschinen

Beitragvon SkinnyTrucky » 15. September 2011, 22:15

Achja, Platten sind schon manchmal ganz nett und geräumig....

....hab mal kurze Zeit vor meinem Wehrdienst in soeiner typischen DDR-Platte gewohnt....allerdings war die wohl nich ganz grade...eine Stahlkugel kullerte in jedem Zimmer immer zu einer Seite....aber ich hatte ein Dach übern Kopf mit ganz netter Aussicht auf die Baustellen gegenüber im Zuge des verschärften Wohnraumschaffungprogramms...nach hinten raus war dafür alles schön grün...und wenn's dunkel war, konnte man weit in der Ferne eine Lichterkette sehen und sehnsüchtige Fantasien dranhängen....

....und überhaupt, wenn man italienische und da insbesondere neapolitanische architektonische Gruselschauer erlebt hat, dann war die DDR-Platte echt nicht so verkehrt....

....ich wohn ja auch nich grade ebenerdig, in wohn in einem 3 stöckigem Flat...so sagt man das in Holland, der sieht aber richtig gut aus...schön mit rotem Backsteinen verklinkert, Balkone nach vorn und hinten....vorn rundum mit braungetöntem Glas, werden sehr gut von der Wohnungsgesellschaft unterhalten, für jedes Problem gibbet schnelle Lösungen....die Hausmeister findet man immer schnell, anders kann man se anrufen....und das geilste, von meiner Wohnung kann man auf's Dach, soeine riesige Terasse haben kaum Leute im eigenem Heim....im Sommer gibbet dadrauf Sonne von allen Seiten, nie gibt es Schatten, da oben kann man so richtig die Seele baumeln lassen und ungestört braun werden.... [grins]
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Re: DDR-Plattenbauten - Mahnmal für die Wohnmaschinen

Beitragvon Harsberg » 16. September 2011, 08:17

In der der Ausführung der WBS-70, um die es hier geht ,ist auch ein Unterschied zwischen Bauten in Berlin und in der Provinz vorhanden. Ich war 20 Jahre in der Vorbereitung und Ausführung in einem WBK tätig.
Wohne selbst seit 1998 in solch einer, die erst 1989 fertig wurde. Sehr geräumig, gute Qualität, vom Auskühlen im Winter nicht viel zu merken. Die Schallübertragung lässt natürlich zu wünschen übrig, der ganze Block ist ja mit der verschweißten Bewehrung miteinander verbunden. Das merkt man besonders, wenn Bohrarbeiten ausgeführt werden, aber vom Husten in der Nachbarwohnung hört man nichts.
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Re: DDR-Plattenbauten - Mahnmal für die Wohnmaschinen

Beitragvon EDGE-Henning » 29. September 2011, 13:27

Also, die meisten WBS-70 in Eiseanch sind ordentlich.
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Re: DDR-Plattenbauten - Mahnmal für die Wohnmaschinen

Beitragvon Interessierter » 9. Februar 2021, 11:21

Von Plattenbau und Wohnraumvergabe – Wohnen in der DDR

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Re: DDR-Plattenbauten - Mahnmal für die Wohnmaschinen

Beitragvon Volker Zottmann » 9. Februar 2021, 11:43

Ich kenne nun, da meine Eltern dort wohnten, die Oststadt Neubrandenburg recht gut. Dort wurde weitgehendst mit WBS-70 der Plattenbau vorangetrieben. Im Gegensatz zu monotonen Städten wie Halle-Neustadt, oder Marzahn, wurde hier die hügelige Topographie mit eingebunden und es entstand ein recht attraktiver Stadtteil.
Die Wohnungen waren 1974 bezugsreif und damals noch in tadelloser Qualität. Ich habe damals dort keinen gesehen, der mit seiner Wohnsituation unzufrieden war.

Ab den 1980er Jahren wurden aber auch bei der WBS-70 Einsparungen auf Kosten der Wohnqualität vorgenommen.
Ich hätte so nie wohnen wollen.
Und hier auf dem Land wurde der Wohnungsbau stiefmütterlich behandelt. Die Quedlinburger Kollegen des WBK haben vorrangig in der Rüstungsindustrie und in NVA-Standorten arbeiten müssen. So in der Pyrotechnik Silberhütte, in Lengefeld für Post und Stasi, in Dietersdorf und Bad Frankenhausen für die NVA. Die wenigen verbliebenen Wohnungsbauer schufteten in Berlin.

Interessierters eingestellter Film zeigt ja deutlich, dass dieses Konzept des Wohnungsbaus bei allen anfänglichen Erfolgen ein Rohrkrepierer war, der die DDR letztlich in Armut stürzte und ganze historische Innenstädte verrotten ließ.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: DDR-Plattenbauten - Mahnmal für die Wohnmaschinen

Beitragvon Icke46 » 9. Februar 2021, 13:51

Immerhin gab es durchaus sehenswerte Plattenbauten, Rostock ist dafür ein anschauliches Beispiel. Die Häuser sind auch heute noch gut gefragt.

Bild vom 26.03.1989

csm_02NoerdlicheAltstadtRostock_Mischkolino_19b61211d6.jpg


Quelle: https://www.jeder-qm-du.de/ueber-die-pl ... -altstadt/
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Re: DDR-Plattenbauten - Mahnmal für die Wohnmaschinen

Beitragvon Edelknabe » 9. Februar 2021, 18:50

War vor einem Jahr im Sommer mit Frau und Enkelinnen einmal in Rostock. Also ich finde diese letzten Plattenbauten vor der Wende 89 übrigens recht gelungen, so von deren Architektur her.

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Re: DDR-Plattenbauten - Mahnmal für die Wohnmaschinen

Beitragvon Beethoven » 12. Februar 2021, 07:11

"Die Platte" wie sie genannte wurde, war zur damaligen Zeit, wo viele Bürger Wohnraum suchten, eine total gute Geschichte, finde ich.
Bis 6 Jahre nach der Wende lebte ich mit meiner Familie (Frau und Kinder) nur in Plattenbauten.
Hell, warm (Fernheizung), Ab- und Zuwasser, Balkon, Keller, Kochen mit Strom. Mehr als preiswert.

Wer konnte sich in der DDR schon ein eigenes Haus leisten als junge Familie, wenn man es nicht geerbt hat und keine anderen Verbindungen zu Grund und Boden und zu Baumaterial hatte? Also ich nicht.
Wir haben uns wohl gefühlt in der Platte.

Was mir gefallen hat war, dass zu den Gebieten des Plattenbaus auch gleich die Schule, der Kindergarten und die HO oder der Konsum, nebst Anschluss an die öffentlichen Verkehrsmittel entstanden. Also eine komplette Infrastruktur.

Was man heute aus Plattenbauten macht ist natürlich sehenswert. Aber die Mieten steigen auch sofort ins unermessliche für viele Familien.
Damals ging es eben hauptsächlich darum, Wohnraum zu schaffen, was ja gar eine Hauptaufgabe war, die auf den Parteitagen beschlossen wurde.

Heute sind Plattenbauten wieder ein gefragtes Gut auf dem Immobilienmarkt. Ob nun zum selber darin wohnen oder als Anlageobjekt.

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Re: DDR-Plattenbauten - Mahnmal für die Wohnmaschinen

Beitragvon Klaus B. » 12. Februar 2021, 20:26

Eine Wohnung in den neuen Plattenbauhäusern zu bekommen war zum Ende der 80er Jahre ein Privileg, das zuvor sorgfältig durch wen auch immer geprüft worden ist.
Als Neubürger und Ärzte ohne Kind wohnten meine Frau und ich jedenfalls in einem sanierungsbedürftigen Haus unter Treuhand-Verwaltung im 4. Stock mit undichtem Dach, Kohleheizung und völlig stasi- verwanzter Zusatzausstattung.

Jetzt werde ich sehr gemein: In unserer Stadt gibt es noch inzwischen sehr alte Menschen, die in den 60ern als Erstbezug noch in den gleichen Wohnungen wohnen, z. T. sanierungsbedürftig, damals waren sie privilegiert, heute...?

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Re: DDR-Plattenbauten - Mahnmal für die Wohnmaschinen

Beitragvon Kumpel » 13. Februar 2021, 13:05

icke46 hat geschrieben:Immerhin gab es durchaus sehenswerte Plattenbauten, Rostock ist dafür ein anschauliches Beispiel. Die Häuser sind auch heute noch gut gefragt.

Bild vom 26.03.1989

csm_02NoerdlicheAltstadtRostock_Mischkolino_19b61211d6.jpg


Quelle: https://www.jeder-qm-du.de/ueber-die-pl ... -altstadt/


Architektonisch ein Griff ins Klo. Bei der Bevölkerung ob der Tristesse der übrigen Neu Bebauung allerdings äußerst beliebt.
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Re: DDR-Plattenbauten - Mahnmal für die Wohnmaschinen

Beitragvon Icke46 » 13. Februar 2021, 13:20

Das ist Ansichtssache. Ich fand die Häuser an der Hafenstraße bei meinem Besuch 2017 sehr gelungen.

Nach Aussage unseres Reiseleiters (war eine Bustour nach Lübeck mit Fährfahrt Malmöfähre nach Rostock) ist die gesamte Bausubstanz in Rostock nach der Wende entstanden, davor lebten die mit Lendenschurz bekleideten Eingeborenen in Erdlöchern, die linguistischen Fähigkeiten beschränkten sich auf Worte wie „ham ham“ und „uff uff“ [grins] . Die Reisegruppe war entsprechend beeindruckt....
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Re: DDR-Plattenbauten - Mahnmal für die Wohnmaschinen

Beitragvon Edelknabe » 13. Februar 2021, 18:11

Köstlich icke,die "Rostocker Eingeborenen mit dem Lendenschurz", also ich nehme einmal an der Reiseleiter war noch recht jung, eventuell im Saarland aufgewachsen?Und nee so Kumpel, also Architektur wie icke schon richtig textete ist nun wirklich Ansichtssache. Diese Wohnsilos in damals Old BRD, so hässlich bis es dir davon beim betrachten übel wird, wurde .....übrigens auch.Habe etliche davon nach 1990 betrachten dürfen, immer bei der Durchfahrt durch irgendwelche Städte, eben auf dem Weg zur jeweiligen Baustelle.

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Re: DDR-Plattenbauten - Mahnmal für die Wohnmaschinen

Beitragvon Kumpel » 13. Februar 2021, 18:15

okay , hast also auch keine Ahnung , von wegen Ansichtssache.
Über sowas schüttelt jeder passable Architekt nur den Kopf. Das Nikalaiviertel in Berlin fällt übrigens unter die gleiche Kategorie.
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Re: DDR-Plattenbauten - Mahnmal für die Wohnmaschinen

Beitragvon Edelknabe » 13. Februar 2021, 18:23

Aber du Kumpel.....du hast doch nicht etwa Ahnung von Architektur? Ich haue mich gleich weg Mann, Exbergmann.

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Re: DDR-Plattenbauten - Mahnmal für die Wohnmaschinen

Beitragvon pentium » 13. Februar 2021, 18:24

*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
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Re: DDR-Plattenbauten - Mahnmal für die Wohnmaschinen

Beitragvon Volker Zottmann » 13. Februar 2021, 18:55

Das Nikolaiviertel in Berlin, oder wenige Innenstadthäuser in Anklam oder Rostock brechen angenehm aus der Plattenbaueinöde.
Die sind zumindest Augen schonender als die sonstige Monotonie.
Bevorzugen wird der gelernte Maurer aber doch lieber norddeutsche Ziegelbaukunst, wie zum Beispiel auch in Lüneburg.

Ich erkenne auch bei damaliger Wohnungsnot an, dass die industrielle Serienbauweise am schnellsten versorgte.
Die einzelne Wohnung, wie die meiner Eltern in Neubrandenburg, eine gelungene WBS-70 in der 5. Etage und nach Norden absolut freie Sicht, konnte für sich schon gefallen.

Mich hätte man aber trotz allem niemals in so ein Wohnsilo bekommen, dafür bin ich in meiner persönlichen Entfaltung zu gern ganz individuell.

Gruß Volker
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Re: DDR-Plattenbauten - Mahnmal für die Wohnmaschinen

Beitragvon Kumpel » 13. Februar 2021, 19:13

Edelknabe hat geschrieben:Aber du Kumpel.....du hast doch nicht etwa Ahnung von Architektur? Ich haue mich gleich weg Mann, Exbergmann.

Rainer Maria


Mehr als Du offensichtlich. Wenn dir zum Thema nicht mehr einfällt als hässliche West Wohnblöcke.
Meiner Meinung nach sind das architektonische Wirrungen um der Sache einen individuellen Anschein zu geben oder etwas vorzutäuschen was es nicht ist.
Mit Geschmack hat das nichts zu tun , eher mit Stil.
Kumpel
 

Re: DDR-Plattenbauten - Mahnmal für die Wohnmaschinen

Beitragvon Edelknabe » 13. Februar 2021, 19:25

Nicht doch Kumpel. Wenn man irgendwie meint die DDR Platte(mit all ihren über die Jahre versuchten baulichen Verbesserungen) als irgendwie heute noch das Letzte hinzustellen werde ich mich doch über den, über die Jahrzehnte verzapften Westbaukram gut und zu Recht äußern dürfen. Dabei bin ich ein Freund vom Bauen für das Auge weil, ich mir eben etwas baulichen Geschmack zugestehe.

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Re: DDR-Plattenbauten - Mahnmal für die Wohnmaschinen

Beitragvon Kumpel » 13. Februar 2021, 19:30

Du raffst es nicht Edelknabe, es geht nicht um Bauausführung Ost oder West , es geht um Architektur oder den Versuch sie vorzutäuschen.
Ich merke schon , Du hängst fest.
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Re: DDR-Plattenbauten - Mahnmal für die Wohnmaschinen

Beitragvon pentium » 13. Februar 2021, 19:39

Kumpel hat geschrieben:Du raffst es nicht Edelknabe, es geht nicht um Bauausführung Ost oder West , es geht um Architektur oder den Versuch sie vorzutäuschen.
Ich merke schon , Du hängst fest.


Und wo ist da der Unterschied, also zwischen den Plattenbauten in Ost und in West?
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Re: DDR-Plattenbauten - Mahnmal für die Wohnmaschinen

Beitragvon augenzeuge » 13. Februar 2021, 19:46

pentium hat geschrieben:
Kumpel hat geschrieben:Du raffst es nicht Edelknabe, es geht nicht um Bauausführung Ost oder West , es geht um Architektur oder den Versuch sie vorzutäuschen.
Ich merke schon , Du hängst fest.


Und wo ist da der Unterschied, also zwischen den Plattenbauten in Ost und in West?


In der Ausführung und den Bauteilen?

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Re: DDR-Plattenbauten - Mahnmal für die Wohnmaschinen

Beitragvon Icke46 » 13. Februar 2021, 19:47

Kumpel hat geschrieben:Du raffst es nicht Edelknabe, es geht nicht um Bauausführung Ost oder West , es geht um Architektur oder den Versuch sie vorzutäuschen.
Ich merke schon , Du hängst fest.


Naja, bei Architektur fällt einem sofort der Name Sigrid Kressmann-Zschach ein - West-Berliner Stararchitektin, die unter anderem das architektonische Meisterwerk Steglitzer Kreisel verbrochen hat.
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Re: DDR-Plattenbauten - Mahnmal für die Wohnmaschinen

Beitragvon Edelknabe » 13. Februar 2021, 19:48

Sag mal Exbergmann Kumpel, hast du das mit der Architektur auf der Volkshochschule noch dazu geholt, zu deiner Bildung? Weil du mir nen Hänger in der Sache vorwirfst?

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PS: Dabei bin ich ein Freund kreativer Sachen, also echt jetzt, sinngemäß von schönem Geschmack eben.
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Re: DDR-Plattenbauten - Mahnmal für die Wohnmaschinen

Beitragvon augenzeuge » 13. Februar 2021, 19:51

icke46 hat geschrieben:Steglitzer Kreisel


Das war eines der ersten Gebäude, die ich 1985 in WB betreten habe. Waren tolle Büros.

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