Wohnen damals in der DDR

Alles über Wohnungsbau, Mieten, das eigene Häuschen u.s.w.

Wohnen damals in der DDR

Beitragvon oetten » 2. Mai 2010, 21:12

Damals im Osten


Wohnen



Trotz eines aufwändigen Wohnungsbauprogramms blieb die Wohnungsnot eine ständige Begleiterin der DDR. Das Versprechen der Parteitage der SED, bis 1990 "jedem eine Wohnung" zur Verfügung zu stellen, blieb ebenso auf der Strecke wie der Arbeiter- und Bauernstaat selbst.
Auf dieser Seite:
Genormter Komfort: Plattenbau und Möbel
Wohnraummangel: "Kommen Sie wieder, wenn Sie verheiratet sind!“
Reparaturen werden selbst gemacht – sofern Material vorhanden ist
Billiges Wohnen – teurer Selbstbetrug

Immerhin hatte Honecker 1984 in Berlin die zweimillionste Wohnung übergeben, die seit 1971 neu gebaut oder modernisiert wurde. Doch das Blitzlichtgewitter der Fotografen und Kameramänner an diesem Tage konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass das ehrgeizige Wohnungsbauprogramm inzwischen Milliardenlöcher in die Finanzdecke des Staates gefressen hatte. Was soziale Überlegenheit beweisen sollte, belegte nur die Uneffektivität sozialistischer Planwirtschaft: Ein ungedeckter Wechsel mehr war geplatzt.
Genormter Komfort: Plattenbau und Möbel

Die Wohnung neuen Typs – meist nur Platte genannt - gab es in allen Gegenden der DDR. Das war praktisch. Auch in einer fremden Wohnung konnte man sich kaum verirren.: Couchgarnitur (mit ausziehbarem Bett) rechts, Anbauwand links, Essecke vor der Durchreiche zur Küche. Genormtes Wohnen, die Maße der Wohnungen bestimmten die Entwürfe der Möbelhersteller.

Schon Ende 1957 präsentierten die Deutschen Werkstätten Hellerau den Typensatz 602, ein funktionelles Möbelprogramm, von dem noch bis 1968 zwölf Varianten angeboten wurden. Das schuf Platz auf kleinem Raum. Die späteren Nachbildungen des Programms aus anderen Möbelwerken ersetzten Holz durch Spanplatte, deren Oberflächentapete Holz nur noch imitierte. Wer nicht genormt wohnen wollte, nahm im Altbau bewusst weniger Komfort in Kauf. Denn dort gehörte - im Gegensatz zum Plattenbau - Fernheizung oder fließend warmes Wasser eher zu den Ausnahmen, wenngleich längst nicht mehr überall das Plumpsklo dominierte.

Auch im Plattenbau reiften nicht alle Träume. Als dem Wohnungsbauprogramm allmählich das Geld ausging, wurde gespart. So machte eine zusätzliche Wand aus Drei-Raum-Wohnungen Vier-Raum-Wohnungen. Fahrstühle wurden nun erst für Häuser genehmigt, die mindestens sechs Etagen hatten - weshalb fortan in Berlin - anders als in der Provinz - Zehngeschosser die Regel waren. Während auf den Grünen Wiesen der Republik noch immer die Plattenbauten wuchsen, zerfielen in den Innenstädten die vom Krieg verschonten wertvollen Altbauten.
Wohnraummangel: "Kommen Sie wieder, wenn Sie verheiratet sind!“

Dienstags und donnerstags war Sprechtag im Wohnungsamt. Die Wartezimmer platzten aus allen Nähten. Stundenlang standen junge Muttis mit Kleinkindern an der Hand mehr oder weniger geduldig in der Warteschlange. Die Kinder mitzunehmen, hatte gute Gründe. Für Familien mit Nachwuchs waren die Aussichten auf eine Wohnungszuweisung besser. Je mehr Kinder, desto größer die Chance.
Alleinstehende ohne Kinder hatten es dagegen sehr schwer. Sie wurden nicht selten mit dem Satz abgespeist: "Kommen Sie wieder, wenn Sie verheiratet sind." Junge Ehepaare mussten sich deshalb oftmals noch Jahre nach ihrer Eheschließung ein Zimmer in der elterlichen Wohnung teilen.

Großbetriebe verfügten über eigene Wohnungskontingente, die sie an "verdienstvolle Werktätige" verteilten. Wer Zeit zu Arbeitseinsätzen und ein wenig Glück hatte, erhaschte vielleicht eine Wohnung einer Arbeiterwohnungsbaugenossenschaft (AWG) oder eine der begehrten Altbauwohnungen aus dem Bestand der 20er Jahre. Sie gehörten den damals entstandenen Wohnungsgenossenschaften. Die Verwaltung der Häuser, also auch Reparaturen und Ausbau lag beim Hausbesitzer, der allerdings über die Belegung nicht entscheiden konnte. Über den größten Wohnungsbestand verfügten die jeweiligen kommunalen Wohnungsgesellschaften (KWV). Sie besaßen nicht nur die neuen Plattenbauten, sondern auch enteignete oder von den Besitzern aufgegebene Altbauhäuser.
Reparaturen werden selbst gemacht – sofern Material vorhanden ist

Wer eine neue Wohnung zugeteilt bekam, für den erfüllte sich ein lang gehegter Traum. Sie war zwar nur gemietet, wurde aber wie die eigenen vier Wände behandelt. Viel Geld und Arbeit investierten die Bewohner in ihr Zuhause: Sie tapezierten die Wände, fliesten die Bäder und Küchen, besserten die Fußböden aus und pflegten die Vorgärten… Jeder war sein eigener Tischler, Maurer, Maler oder Klempner. Nicht, weil es so großen Spaß machte, sondern der alltäglichen Not gehorchend. Handwerker waren knapp. Wenn es sie gab, fehlte es ihnen oft an Material. Glücklich, wer eine Sammlung alter Nägel, Schrauben und Holzreste besaß.

Das Glücksgefühl kannte keine Grenzen, wenn es dem Mieter dank Beziehungen gelang, seinem Elektriker einen Schutzschalter zu besorgen, ohne den wiederum eine Modernisierung der elektrischen Anlage undenkbar war. Sonst blieb es bei der Wahl, entweder die Waschmaschine oder das Bügeleisen anzumachen. Beides zusammen? Dann flogen die Sicherungen raus.

Elektrische Leitungen anzuschließen, war übrigens die einzige Arbeit, die dem Freizeithandwerker gesetzlich untersagt war. Alles andere musste (und wusste) der gelernte DDR-Bürger dank polytechnischer Schulbildung zu bewältigen. Aber selbst Bienenfleiß, Improvisationstalent und Phantasie hatten ihre Grenzen: Neue Fenster waren ebenso Raritäten wie Dachziegel, Badewannen, Toilettenbecken, Zement ... Eine beliebig zu verlängernde Aufzählung.

Selbsthilfe und Nachbarschaftshilfe waren typisch. Und sie wurden in den Hausgemeinschaften zur Grundlage mancher gemeinsamen Feier.

Die dreimillionste Wohnung wird am 12. Oktober 1988 in Berlin übergeben:

"Als Berufskollegen trinken wir einen Korn!" Erfreut darüber, einem gelernten Dachdecker die Jubiläumswohnung übergeben zu können, fiel dem Generalsekretär und Dachdecker Erich Honecker die Wahl des Umtrunks nicht schwer.

Zuvor hatten ihn seine Gastgeber in der Emil-Correns-Straße im Berliner Stadtbezirk Hohenschönhausen mit Kaffee und Streuselkuchen bewirtet und stolz durch die neue Wohnung geführt.

Besonders beeindruckt zeigte sich der hohe Gast von der gelungenen Kakteenzucht und den Dankesworten, die der junge Familienvater im Wohnzimmer an ihn richtete: "Wir möchten Ihnen ganz herzlich danken dafür, dass Sie sich so stark für den Frieden einsetzen. Wenn das alle auf der Welt so täten, hätten wir bald keine Probleme mehr."
Billiges Wohnen – teurer Selbstbetrug

Wohnen war billig in der DDR. Zwischen 80 Pfennigen und 1,25 Mark kostete der Quadratmeter Wohnfläche. Benachteiligt fühlten sich nicht selten Mieter von Altbauwohnungen. Während sie für Heizung, Kalt- und Warmwasser selbst aufkommen mussten, war dies in nicht wenigen Plattenbausiedlungen in der ohnehin schon geringen Miete enthalten. Was paradiesisch auf Erden sein sollte, stellte sich als komfortabler Selbstbetrug heraus.

Immer aufwendiger mussten die Minipreise subventioniert werden. Staatliche Subventionen sollten die Distanz überbrücken, die zwischen Erzeugungskosten und Endverbraucherpreisen klaffte. Was jedem Sechsklassenschüler zu denken gab, war für die Partei- und Staatsführung immer wieder Anlass, sich zu feiern: das Preisniveau der 30er Jahre eingefroren zu haben. Aber zu welchen Kosten? Längst waren beispielsweise die acht Pfennig, die ein Mieter für eine Kilowattstunde Strom zu zahlen hatte, nur noch ein Bruchteil dessen, was für die Erzeugung ausgegeben werden musste. Was billig schien, wurde sehr teuer.

Gruß Eberhard
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Re: Wohnen damals in der DDR

Beitragvon Danny_1000 » 3. Mai 2010, 06:58

Passt ganz gut zu deinem Artikel:

Reinhard Lakomy - Das Haus wo ich wohne (AMIGA 1974)


Gruß
Daniel
Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben
dafür einsetzen, dass du es sagen darfst !
(Evelyn Beatrice Hall 1868; † nach 1939)
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Re: Wohnen damals in der DDR

Beitragvon karl143 » 3. Mai 2010, 08:37

Danke Oetten,
du hast das Problem des Wohnungsbaus sehr ausführlich beschrieben. Bei Mietpreisen von rund 1 Mark konnten auch keine Moderenisierungen
durchgeführt werden. Das ist vollkommen klar. Ein anderes gutes Beispiel ist von dir der Strompreis. Ich möchte mal wissen, wenn es heute noch
die DDR gäbe, wie es dann damit wäre. Ein Beispiel zum Verfall ganzer Stadtteile und Städte: In Halberstadt konnte eine Straßenbahn
eine Straße nicht mehr durchfahren, weil dort mehrere Häuser über Jahre hinweg einsturzgefährdet waren.

Hier mal ein bildliches Beispiel über das Wohnungsprogramm in einem Arbeiter- und Bauernstaat:

http://www.fotocommunity.de/pc/pc/pcat/ ... y/12282917
http://www.fotocommunity.de/pc/pc/pcat/ ... y/11734834
http://www.fotocommunity.de/pc/pc/pcat/ ... y/11727048

Dafür war eben kein Geld da, wenn man sich dann überlegt, welche Wahnsinnssummen für unnütze Dinge ausgegeben wurden.
karl143
 

Re: Wohnen damals in der DDR

Beitragvon Affi976 » 3. Mai 2010, 09:53

@all,
der Titel von Lacky war schon damals eine echte Provokation. Hat er doch der Partei den Spiegel immer und immer wieder vorgehalten.
Die Kröhnung war ja: Ein ganzer Block nur für Musiker reserviert. Wir hatten ja, wenn noch in Ausbildung, keine Lobby auf dem Wohnungsmarkt.
Die meisten Kollegen haben die sogenannte Zwangsinstandsetzung gemacht. D.h.: als Untermieter anmelden, möglichst bei einer alten Dame, die demnächst ins Altersheim geht und dann drinbleiben. Bei mir hats geklappt, zwar mit Eingaben und Vorsprechen bei Hinz und Kunz, aber es hat geklappt. [wink]
Übrigens war mein Nachbar ( Nachbarhaus ) Bernd R. von der Rockgruppe "Karat".
Ihr könnt euch sicher vorstellen wie hocherfreut [peinlich] die Bewohner der beiden Häuser waren. [wut]
In der DDR galt: Man hatte in den Zeitgrenzen relative Freiheit beim Üben in der Wohnung. [grins]
Aber es kam auch vor, ich war in Berlin in einer bekannten und gut beschäftigten Blechbläsertruppe und wir hatten wegen Umbauarbeiten eine Zeit lang keinen Proberaum, dass wir bei mir zu Hause proben mußten. Also kamen alle Bläser ( 7 Mann ) zu mir in die Wohnung. Wir haben uns zwar zurückgehalten, aber es ist ja trotzdem sehr laut.
Als wir fertig waren und meine Kollegen wieder gingen, klingelte es und die Nachbarn fragten warum wir denn schon aufhörten, die "Weihnachtslieder" wären doch sooo schön gewesen. Diese Wohnung hatte ich noch bis 1993 gehalten, für 37,05 M Ost, dann 250,00 DM West. Als der Westbesitzer ( Rechtsanwaltsbüro, mit Sitz am Kurfürstendamm in West Berlin )dann sanieren wollte und uns "Altmieter" mit Gerichtsverfahren bombardierte habe ich aufgegeben [frown] , dass war mir einfach zu blöd und mein Geld konnte ich auch gut für was anderes einsetzen.
VG Affi
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Re: Wohnen damals in der DDR

Beitragvon Luchs » 3. Mai 2010, 10:51

oetten hat geschrieben:...
Dienstags und donnerstags war Sprechtag im Wohnungsamt. Die Wartezimmer platzten aus allen Nähten. Stundenlang standen junge Muttis mit Kleinkindern an der Hand mehr oder weniger geduldig in der Warteschlange. Die Kinder mitzunehmen, hatte gute Gründe. Für Familien mit Nachwuchs waren die Aussichten auf eine Wohnungszuweisung besser. Je mehr Kinder, desto größer die Chance.
Alleinstehende ohne Kinder hatten es dagegen sehr schwer. Sie wurden nicht selten mit dem Satz abgespeist: "Kommen Sie wieder, wenn Sie verheiratet sind." Junge Ehepaare mussten sich deshalb oftmals noch Jahre nach ihrer Eheschließung ein Zimmer in der elterlichen Wohnung teilen.
...
Gruß Eberhard


Hier in Greiz scheint es noch niemand mitbekommen zu haben, dass der Kundenservice bei erweiterten Öffnungszeiten auch eine gewisse Innovation beinhaltet. Ich stelle mal ein paar Verlinkungen zu den Öffnungszeiten der 3 größten Wohnungsunternehmen hier ein.

Gewog Greiz:
Dienstags 9:00Uhr-11:00 Uhr und 13:00Uhr-15:00 Uhr
Donnerstags 9:00Uhr-11:00 Uhr und 13:00Uhr-17:30 Uhr
http://www.gewog-greiz.de/unternehmen/standort.htm

Wohnungsgenossenschaft Glück-Auf Greiz:
Dienstags 9:00 Uhr – 11:00 Uhr und 13:00 Uhr – 18:00 Uhr
Donnerstags 9:00 Uhr – 11:00 Uhr
http://www.glueck-auf-greiz.de/index.php?id=27

Wohnungsgenossenschaft Textil Greiz:
Dienstags 9:00 Uhr - 12:00 Uhr und 13:00 Uhr - 18:00 Uhr
Freitags 9:00 Uhr - 12: Uhr
http://www.wg-textil-greiz.de/unterseiten/unterne.html

Und ich hatte mich immer gewundert, warum die nur so selten auf haben. Jetzt weiß ichs.
Viele Grüße [hallo]
Micha
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Re: Wohnen damals in der DDR

Beitragvon karl143 » 3. Mai 2010, 11:25

Das mußt du anders sehen: Kurze Öffnungszeiten bedeuten weniger Beschwerden.
Je weniger sich beschweren, desto glücklicher sind die Mieter. Also herrscht bei euch
eine große Zufriedenheit bezüglich des Wohnraumes. Das ist eben Glück würde Dr.
Eckart von Hirschhausen jetzt sagen.
karl143
 

Re: Wohnen damals in der DDR

Beitragvon Feliks D. » 3. Mai 2010, 11:29

oetten hat geschrieben:Damals im Osten
.
.
.
Gruß Eberhard


Wenn man kopiert, dann sollte man schon die Quelle angeben. Ansonsten könnte der MDR schnell behaupten hier verstößt mal wieder einer gegen Gesetze denn der Text sei frech geklaut und hätte sogar recht.
Feliks D.
 

Re: Wohnen damals in der DDR

Beitragvon Berliner » 5. Mai 2010, 23:43

ein Clip ueber Honeckers Wohnungsbauprogramm.

Berliner



Quelle: Das war die DDR, Teil 4: In Fuersorge fuer das Volk
Nichts auf dieser Welt kann die Beharrlichkeit ersetzen.
Talent kann es nicht - nichts ist verbreiteter als erfolglose Maenner mit Talent.
Genie kann es nicht - unbelohntes Genie ist nahezu ein Sprichwort.
Ausbildung kann es nicht - Die Welt ist voll von ausgebildeten Obdachlosen.


Beharrlichkeit und Ausdauer alleine sind allmaechtig.


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Re: Wohnen damals in der DDR

Beitragvon karl143 » 6. Mai 2010, 08:18

@ Berliner,
diese "Durchhalteberichte" erinnern mich an die Wochenschauausschnitte wenn vom Autobahnbau oder Wohnungsbau unter Hitler
berichtet wurde. Wie sehr sich doch Diktaturen verschiedener Richtungen angleichen...
karl143
 

Re: Wohnen damals in der DDR

Beitragvon manudave » 6. Mai 2010, 11:41

Ich erinnere mich müde noch an unsere Erste Wohnung in der DDR - damals Anfang der 80er.

Von der Hauptstraße aus musste man zwischen abbruchreifen Häusern (in denen ich gern gespielt habe) einen kleinen Berg nach oben und dort stand dann unser - ebenfalls abruchreifes - Mietshaus.
Als Kind sind so alte Häuser Paradiese gewesen - es gab wohl kaum was schöneres als sich eine Bude in den alten Dingern einzurichten - ganz zu schweigen davon, wenn man noch in einer Ecke sowas wie Konserven o.ä. fand.

Damals hatten wir noch eine Blechbadewanne und meine Mutter auch noch ein Waschbrett. Die spätere Waschmaschine war - wenn man das mit heute vergleicht - ein abenteuerliches Gerät. Unsere Bude stand bestimmt 10 mal unter Wasser - einmal lief ich ins überflutete Bad - barfuss - und bekam ne Ladung feinsten DDR-Stroms ab - das vergess ich mein Leben nicht.

Da wir da aber schlecht zu überwachen waren, bekamen wir recht flott eine andere - wesentlich größere und zentralere - Wohnung zugewiesen. Ich muss dazu erwähnen, dass wir unter Dauer-Bewachung standen - die Insider hier wissen warum.

Dann mit richtiger Badewanne - allerdings weiterhin mit Kohle-Öfen - wobei das ja in unserer Stadt Standard war.
Im Hinterhof hatten wir unseren Kohlenkeller - allerdings mit dem Nachteil, das man dort zwei Stufen nach oben musste. Das war ein Problem, denn wenn Lieferung kam - da hat man dann jede Kohle nach oben bringen müssen - mit so ner Art Mistgabel und Richtung Schwung.

Der Vorteil unserer Wohnung war, dass wir an der Hauptstraße wohnten - speziell mein Kinderzimmer grenzte daran. Da ich nie auf die 1.Mai Paraden durfte ("kommunistischer Scheiß"), konnte ich von dort meiner sozialistischen Pflicht nachkommen und mit dem Winkelement den Kampfgruppen meine Unterstützung zusichern.

Die Hütte war so groß - wir konnte uns eine Riesen-Platte für eine Modell-Eisenbahn reinstellen. Das war ein tolles Hobby meines Vaters - ich durfte nur schauen - nicht anfassen. Dafür schwärme ich noch heute - allerdings ist es heutzutage kaum bezahlbar.

An die Kanalisation waren wir nicht angeschlossen - wir hatten eine Güllegrube. Vor der hatte ich Riesenrespekt - es gab immer wieder Geschichten, dass Kinder da reingefallen sind... Bei Plumpsklos (Verwandtschaftsbesuche o.ä.) ging es mir ähnlich...

Mal sehen vielleicht fällt mir noch was ein... [grins]
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Re: Wohnen damals in der DDR

Beitragvon Ernest » 10. Mai 2010, 16:21

manudave hat geschrieben:Als Kind sind so alte Häuser Paradiese gewesen - es gab wohl kaum was schöneres als sich eine Bude in den alten Dingern einzurichten -
Mal sehen vielleicht fällt mir noch was ein... [grins]



In deinem Beitrag finde ich sehr viele Parallelen zu meiner Kindheit.

Bis 1966, da war ich 13, haben wir auch in einem Altbau gewohnt ( vier Familien, mein Geburtshaus). Neben uns war mal eine Bäckerei, Als die geschlossen wurde und der Anbau zum Hof abgerissen werden sollte, war das für mich und meinem Freund auch der beste "Abenteuerpielsplatz" den es gab. Aus dem Holz vom alten Schuppen bauten wir uns eine "Butze", in den alten Räumlichkeiten gingen wir auf Exkursion.

In unserem Haus waren die Toiletten oder wie man damals sagte, die Klo`s noch zünftige "Außenborder". Im Winter hatte man sich das schon überlegt, ob man nachts nach unten geht. War zu der Jahreszeit eh nicht angenehm.
Die Plumpsklo`s (Holzbau) hätte ich damals bald mal in Brand gesetzt. Kinder und Streichhölzer *grins`, na und Zeitungen lagen da auch genug. Hab die fleißig angesteckt und ins "dunkle Loch" geworfen. Nur dann fing das Papier im "schwarzen Loch" an zu brennen. Nun gut, bei der Gelegenheit konnte ich mal die dunkle Höhle da unten ausleuchten. Bekam dann aber doch Panik. Zum Glück ist nichts passiert. Nur der Qualm schoß durch sämtliche Ritzen und aus dem Haus kam man gleich angerannt, weil sie dachten, das Klo brennt. [flash]
Dann hatten wir ein Waschhaus mit Kessel, Waschfass aus Holz (mit Wringer). In den ersten Jahren hatte meine Mutter immer Waschtag, den gab es offiziell einmal im Monat, wo sie dann frei bekam. Kam man da ins Waschhaus, verschlug es einem den Atem....die feuchte Luft und der Wrasen. Über den Waschkessel wurde eine Holzabdeckung mit so einer Art "Schugge" gestülpt, damit man die Wäsche hin- und herschaukeln konnte. War schon ne echte Quälerei.
Später kaufte sie dann eine "Perex". Eine Seite konnte man waschen und auf der anderen Seite, etwas erhöht, war die Schleuder. damit war die Zeit im Waschhaus dann Geschichte.

Bezüglich heizen stand in der Küche so ein kleiner "Kanonenofen". Richtig aufgeheizt fing der an zu glühen. Im Wohnzimmer hatten wir einen Allesbrenner. So wie man es reinwarf, brannte es auch weg. Allesbrenner war auch von Nöten, da wir nur halb Brikett und halb rohe Braunkohle bekamen. Der mußte also alles schlucken.
Schlafzimmer............pohhhh, war eisekalt und im Winter ins kalte Bett zu springen war ein Graus.

Mai 1966 bekamen wir dann unsere Neubauwohnung (AWG). Wir sollten eigentlich schon etwa 1960/61 an der Reihe sein, nur da es bei uns einen Baustopp gab und erst 1965 weiter gebaut wurde, hatte sich alles verzögert. Die Bauten vorher waren noch "Stein auf Stein" (Parterre+2 Etagen), unsere Bauten waren dann schon Plattenbauten (Parterre + 3 Etagen).
Na aber immerhin hatte ich jetzt ein Kinderzimmer, wir hatten Balkon und Bad.
Geheizt wurde alles mit Kachelöfen, im Bad eine Gasheizer, na und Warmwasser für Bad und Küche mittels Durchlauferhitzer (Gas).

Hier (bei meinen Eltern) wohnte ich dann bis Jan.1977.
Der Vollständigkeit halber den Rest (bis heute) mal im Schnelldurchlauf..........
Vier Monate vorher wurde meine Tochter geboren und im Jan.77 zogen wir eigenmächtig zu meinem Onkel. Er hatte eine GWG-Wohnung, wollte jedoch wegziehen und wir hofften, diese Wohnung übernehmen zu können. Dies wurde jedoch nicht genehmigt, da laut deren Statuten die Wohnung zwar weitergegeben werden kann, aber nur an die eigenen Kinder. Man erlaubte uns jedoch, bis wir etwas Eigenes haben, dort wohnen zu bleiben.
Anfang 1978 bekamen wir dann unsere erste "eigene Wohnung".....2-Raum-Neubau, Fernheizung ohne Balkon, Zweitbezug, AWG.
August 1980, meine Tochter wurde 4 Jahre alt, dann eine 3-Raum-Neubau ( also mit Kinderzimmer), Erstbezug, Balkon usw., AWG.
Mai 1984 kauften wir uns dann ein Haus, wo sehr viel Arbeit auf mich wartete.

So gesehen ein zeitlicher Abriss von 1953 bis 2010, da sich nach 1984 nichts mehr geändert hat.

Auch wenn die Zeit bis 1966 etwas hart klingt. Man war Kind und sah die Welt mit anderen Augen. Aus damaliger Sicht fanden wir es einfach "fetzig", aus heutiger wohl eher grausig.

Gruß
Herbert
Ernest
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Re: Wohnen damals in der DDR

Beitragvon Berliner » 4. Juni 2010, 20:17

hier ein kurzer Clip ueber die Wohnungsbauprogramm aus meiner Clipsammlung. [wink]

Berliner [hallo]



Quelle: Damals in der DDR, Teil 3: Plan und Pleite
Nichts auf dieser Welt kann die Beharrlichkeit ersetzen.
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Re: Wohnen damals in der DDR

Beitragvon S51 » 7. Juni 2010, 13:50

Ich glaube, gar zu sehr nach Schema F war es doch nicht.
Meine Familie kam aus bäuerlichen Bereichen einmal und dem Beamtentum- und Berufssoldatenstand im ostpreußischen Bereich andererseits. Daher bin ich vermutlich reichlich privelegiert auf dem Bauernhof bzw. im Eigenheim aufgewachsen. ich kann nicht sagen, dass wir irgend etwas nicht gehabt hätten.
Berlin war für mich immer nur eine berufliche Sache auf Zeit. Nach dem Studium wollte ich nach Hause in die sächsische Provinz, als Kriminaltechniker Karnickeldiebe und Kohlenklauer jagen und ansonsten meinen Garten pflegen oder die Wildschweine ärgern. Aber das zog sich hin. So habe ich als frischgebackener Polizist zwei Jahre im Wohnheim gewohnt bis es irgendwem sauer aufstieß, dass dienstlich bedingt auch mal Autos mit anderen Kennzeichen so einen wie mich eingesammelt haben.
Also erhielt ich in Berlin eine kleine Einraumwohnung in einem Neubaublock mit aufmerksamen Nachbarn. Die hatte eigentlich alles, was ich erwartete. Fernheizung, fließend warmes und kaltes Wasser und natürlich kein Telefon. Denn so wichtig war ich nun auch wieder nicht. Das kostete 79 Mark Monatlich. Warum mein Nachbar für eine Dreiraumwohnung nur 50 Mark zahlte, erschloß sich mir nicht. Aber ich war es gewohnt, mir bestimmte Fragen zu verkneifen.
Natürlich war der Grundriss so einer Plattenwohnung vorhersehbar. Als Nachteil habe ich das nie empfunden. Was man gekauft hat, hat, wurde es denn nach einiger Zeit geliefert, auch gepasst. Und natürlich war meine Couch ausziehbar, genau wie die Tische. Schließlich musste es vielseitig sein. Danach kaufe ich auch heutzutage immer noch ein.
Und ich gebe zu, dass ich dort, wo sie noch gut sind, auch nach 35 Jahren noch Möbel aus DDR-Zeiten habe.
Die sehen immer noch fast wie neu aus, sind stabiler, bieten eine Unmege Ablagen und brauchen vergleichsweise wenig Platz.
S51
 

Re: Wohnen damals in der DDR

Beitragvon Interessierter » 23. Juni 2014, 15:41

DDR-Wohnungsnot - Glücklich in der Platte

Wer eine Wohnung bekam, entschied das SED-Regime: Zehn Jahre lang wurde Siegfried Wittenburg vertröstet, dann bekam er 1983 endlich eine eigene Bleibe - mit Telefonanschluss! Auf einestages zeigt er Fotos seines Wohn-Panoramas der DDR.

Schon vor zehn Jahren hatte ich meinen Wohnungsantrag bei der Wohnungskommission gestellt, von Jahr zu Jahr war ich vertröstet worden. Nun hatte ich mich in meiner Verzweiflung an den 1. Sekretär der SED-Bezirksleitung gewandt. Ich hatte mir jedes einzelne Wort gut überlegt. Der Brief sollte nicht devot wirken, aber auch keine gefährlichen Worte oder Gedanken beinhalten. Ich hatte geschrieben, dass meine Ehefrau, 25, und ich, 31 Jahre alt, zusammen über eine Wohnfläche mit zwei Zimmern von insgesamt 16 Quadratmetern mit Bad- und Küchennutzung verfügen - allerdings bei unseren jeweiligen Eltern.

Wie könne es sein, schrieb ich zum Schluss, dass trotz jährlicher Übererfüllung des Volkswirtschaftsplanes und des Gegenplanes, wozu ich selbst täglich beitrage, keine Wohnung für meine Frau und mich zur Verfügung stehe? Immerhin schrieben wir das Jahr 34 nach Gründung des real existierenden Arbeiter- und Bauernstaats.

Weiter hier:
http://www.spiegel.de/einestages/platte ... 71320.html

Sehr interessant auch die 26 Fotos der Plattenbauten. Denjenigen die mir in einem anderen Beitrag weismachen wollten, so matschig sähe es nur wegen der Bauzeit in Plattensiedlungen aus, dem empfehle ich sich ganz genau das Bild 22 und den dazugehörigen Text anzusehen. So sah es in diesem Beispiel dort nämlich noch nach 4 Jahren aus.

" Der Interessierte "
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Re: Wohnen damals in der DDR

Beitragvon karnak » 23. Juni 2014, 15:56

Interessierter hat geschrieben: DDR-Wohnungsnot - Glücklich in der Platte

Wer eine Wohnung bekam, entschied das SED-Regime: Zehn Jahre lang wurde Siegfried Wittenburg vertröstet, dann bekam er 1983 endlich eine eigene Bleibe - mit Telefonanschluss! Auf einestages zeigt er Fotos seines Wohn-Panoramas der DDR.

Schon vor zehn Jahren hatte ich meinen Wohnungsantrag bei der Wohnungskommission gestellt, von Jahr zu Jahr war ich vertröstet worden. Nun hatte ich mich in meiner Verzweiflung an den 1. Sekretär der SED-Bezirksleitung gewandt. Ich hatte mir jedes einzelne Wort gut überlegt. Der Brief sollte nicht devot wirken, aber auch keine gefährlichen Worte oder Gedanken beinhalten. Ich hatte geschrieben, dass meine Ehefrau, 25, und ich, 31 Jahre alt, zusammen über eine Wohnfläche mit zwei Zimmern von insgesamt 16 Quadratmetern mit Bad- und Küchennutzung verfügen - allerdings bei unseren jeweiligen Eltern.

Wie könne es sein, schrieb ich zum Schluss, dass trotz jährlicher Übererfüllung des Volkswirtschaftsplanes und des Gegenplanes, wozu ich selbst täglich beitrage, keine Wohnung für meine Frau und mich zur Verfügung stehe? Immerhin schrieben wir das Jahr 34 nach Gründung des real existierenden Arbeiter- und Bauernstaats.

Weiter hier:
http://www.spiegel.de/einestages/platte ... 71320.html

Sehr interessant auch die 26 Fotos der Plattenbauten. Denjenigen die mir in einem anderen Beitrag weismachen wollten, so matschig sähe es nur wegen der Bauzeit in Plattensiedlungen aus, dem empfehle ich sich ganz genau das Bild 22 und den dazugehörigen Text anzusehen. So sah es in diesem Beispiel dort nämlich noch nach 4 Jahren aus.

" Der Interessierte "

[flash] Ist doch wieder mal ein gutes Beispiel für Wosch, dass sich ein Funktionär auch mal bemüht hat. Und dann noch eine Wohnung mit Telefon, da hat der gute Mann natürlich Glück gehabt, dass er schimpft auf die DDR, hätte er es nicht gemacht, das Telefon hätte ihm das Genick gebrochen. [flash]
Und natürlich entschied das "SED-Regime" nicht über die Wohnungsvergabe sondern die entsprechenden Behörden. In dem Fall, nach einer Eingabe an den 1.Sekretär der SED-Bezirksleitung, hat er den Eingabesteller nicht in den Knast werfen lassen sondern hat sich wohl darum bemüht dem eine Wohnung zu beschaffen, er muss dann doch wohl die Berechtigung der Eingabe anerkannt haben.
Und der Vollständigkeit halber musst Du natürlich auch auf Bild 19, 16, 13, 12 und 8 hinweisen und natürlich auf Bild 15 den Kirchenneubau.Gut, den hat der Westen bezahlt , aber in jedem Fall hat ihn das "SED-Regime" genehmigt. [grin]
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Re: Wohnen damals in der DDR

Beitragvon Interessierter » 23. Juni 2014, 16:11

Wenn Du die damals in einem Foto eingestellten matschigen Flächen ( sollten ja eigentlich Grünflächen sein ) versucht hast damit schönzureden, dass es wohl in oder kurz nach der Bauzeit war, dann übersiehst Du geflissentlich das Foto 22 und den Text, der Deine Behauptung widerlegt.

Ich habe ja ein grosses Herz und Verständnis für den eingeengten Blickwinkel aus Deiner " PKE - Bude " heraus und dem immer daraus resultierenden " JA ABER " [flash]

Übrigens hatte ich gestern ein Paket des besagten Brotes, in diesem waren die Scheiben viel heller als in anderen. Sind Euch die Färbemittel ausgegangen, herrscht hier nun auch schon Mangel ? Ist sicher die Stasi schuld ! [zunge]

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Re: Wohnen damals in der DDR

Beitragvon karnak » 23. Juni 2014, 16:19

Interessierter hat geschrieben:Wenn Du die damals in einem Foto eingestellten matschigen Flächen ( sollten ja eigentlich Grünflächen sein ) versucht hast damit schönzureden, dass es wohl in oder kurz nach der Bauzeit war, dann übersiehst Du geflissentlich das Foto 22 und den Text, der Deine Behauptung widerlegt.

Ich habe ja ein grosses Herz und Verständnis für den eingeengten Blickwinkel aus Deiner " PKE - Bude " heraus und dem immer daraus resultierenden " JA ABER " [flash]

Übrigens hatte ich gestern ein Paket des besagten Brotes, in diesem waren die Scheiben viel heller als in anderen. Sind Euch die Färbemittel ausgegangen, herrscht hier nun auch schon Mangel ? Ist sicher die Stasi schuld ! [zunge]

" Der Interessierte "

[flash] Gut, aber der Text zum Bild 22 bleibt auch erst mal eine Behauptung.Glück hat er, dass die"guten alten Zeiten" vorbei sind, hätten wir ihm das Telefon wieder weggenommen, oder wenigstens verwanzt. [flash]
Frechheit, Färbemittel, Brot ist ein Naturprodukt, da ist nichts gleich. Ansonsten,kleiner Tipp, im Zeitalter" Geiz ist Geil", auf der Rückseite der Tüte ist eine Servicenummer, da ruft Du an,machst richtiges Theater, mit etwas Glück bekommst Du ein Sortiment umsonst. [grin]
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Re: Wohnen damals in der DDR

Beitragvon Interessierter » 23. Juni 2014, 16:52

Ist zwar völlig OT, aber da ich morgens auch noch immer 3 Scheiben " Balance aktiv " Sandwich und nachmittags 1 Scheibe Rosinenbrot zum Kaffee vertilge, bin ich ja richtig Großkunde. Daher Herr karnak ab sofort bitte keine Widersprüche mehr: Der Kunde ist König !! [laugh]

Bild

" Der Interessierte "
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Re: Wohnen damals in der DDR

Beitragvon karnak » 23. Juni 2014, 16:54

Zumindest in der Richtung weißt Du wirklich was gut ist. [grin]
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Re: Wohnen damals in der DDR

Beitragvon Interessierter » 26. September 2020, 08:43

WBS 70 - die wandelbare Einheitsplatte der DDR

Vor 45 Jahren, im Frühjahr 1973, zogen in Neubrandenburg die ersten Mieter in den neuen Plattenbautyp der Wohnbauserie WBS 70 ein. Am Ende entstanden 644.900 Wohneinheiten dieses Typs verteilt über die gesamte Republik. Und was anfangs als Einheitsplatte konzipiert war, ließ dann doch Raum für Kreativität.


Bild
Die letzten Neubauten vom Typ WBS 70 wurden noch nach der Wende eingeweiht wie hier in Berlin-Hellersdorf. Bildrechte: dpa

In der DDR lebte am Ende jeder dritte Einwohner in einer Plattenbauwohnung - viele von ihnen in einer Wohnung der Wohnbauserie 70, kurz WBS 70 genannt. Dieser Plattenbautyp ist eine typische DDR-Entwicklung, bei der aus wenig viel gemacht wurde. Für das ambitionierte Wohnungsbauprogramm, dessen Start die Staats- und Parteiführung für 1972 plante, waren die bisherigen Plattenkonstruktionen und ihre Fertigung noch immer zu teuer. Also lautete der Auftrag, die Platte weiter zu standardisieren. Die Architekten und Stadtplaner Wilfried Stallknecht und Achim Felz entwickelten daraufhin die sogenannte "Einheitsplatte". Bis zur Baureife wurde der neue Typ zuerst im Wohnungsbaukombinat Neubrandenburg gebracht. Dort zogen vor 45 Jahren, im Frühjahr 1973, die ersten Mieter ein.

Mit dem Grundriss des Plattenbaus WBS70 geht es hier weiter:
https://www.mdr.de/zeitreise/wbs-siebzi ... r-100.html
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Re: Wohnen damals in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 26. September 2020, 10:12

WBS 70 war tatsächlich sehr weit verbreitet, mit erheblichen Qualitätsunterschieden.
fantastisch gelöst (für damals) war, dass bei meinen Eltern in Neubrandenburg der Fußbodenbelag gleich in einem Stück auch als Scheuerleiste verlaufend hoch gelegt wurde. Sah gut aus und ließ sich bestens reinigen.
Im Bezirk Halle wurde mein Vorschlag, das den Neubrandenburgern gleich zutun, sofort abgelehnt. Begründung, man hätte den zusätzlich gebrauchten Bodenbelag nicht gehabt und zukünftig auch nicht bilanziert bekommen.
So wurde also hier weiter jede Scheuerleiste in Leunit (gipsartiges Pulver) per Hand und Formkelle an die Wand gebracht. Zeitaufwendig, zumal ja auch noch der Maler dann Hand anlegen musste.
In den Treppenhäusern wurden alsbald keine Fugen zwischen den Treppenläufen und der Wand mehr geschlossen und die Kellerräume bekamen keinen Estrich mehr. Plattenfugen im Außenbereich wurden nie mehr verfugt, statt dessen wurden PVC-Schürzen bei der Montage zwischen die Wände gehängt. Primitiv eben und energetischer Irrsinn.
Das machte aber nichts! Masse war gefragt und von Weitem betrachtet sahen die Blöcke recht passabel aus.

In Halberstadts Altstadt stehen überall auf einst ausgebombten Flächen angepasste WBS-70 Häuser. Allesamt von Beginn an in der Fassade mängelbehaftet. Nicht ein Block ohne gerissene Platten oder abgesprengten Ecken. Das ist mal eine Kehrseite zu Honeckers Prachtboullevards in Berlin.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Wohnen damals in der DDR

Beitragvon Nostalgiker » 26. September 2020, 10:53

Welche Prachtboulevards von Honecker meinst du genau VZ?

Boulevard wird übrigens mit einem 'l' geschrieben, aber dieser Fehler ist bestimmt deiner eklatanten Rechtschreib- und Grammatikschwäche geschuldet.
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
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Re: Wohnen damals in der DDR

Beitragvon augenzeuge » 26. September 2020, 10:57

Auf die Leipziger Straße in Halle trifft es 100%ig zu.

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