Städte im Osten: Warum die Altstädte in der DDR so stark verfielen

Alles über Wohnungsbau, Mieten, das eigene Häuschen u.s.w.

Städte im Osten: Warum die Altstädte in der DDR so stark verfielen

Beitragvon Nostalgiker » 4. Dezember 2022, 09:13

Ein durchaus interessanter Artikel welcher den Spagat der DDR zwischen Erhalt der Altstädte mit deren Bausubstanz durch Sanierung und dem Bau neuer Stadtquartiere auf der grünen Wiese untersucht.

Da der Artikel im Abo-Teil der Zeitung erschien kopiere ich ihn nachfolgend.

Städte im Osten: Warum die Altstädte in der DDR so stark verfielen
Die Stadterneuerung begann zehn Jahre früher als im Westen: Die Ausstellung „Stadtwende“ stellt Forschungsergebnisse vor und korrigiert alte Klischees.

Bestand die Partei- und Staatsführung der DDR aus Altstadt-Hassern, die historische Bausubstanz absichtsvoll verfallen ließen? So jedenfalls lautet ein Klischee. Die Erinnerung an die verwahrlosten Straßenzüge in Prenzlauer Berg, in Stralsund oder Halle/Saale scheinen diese Annahme zu bestätigen.

Die Menschen litten unter dem Verfall, nicht nur, weil die Dächer undicht waren, das Klo auf halber Treppe lag und das Heizen mit Kohleöfen mühsam und schmutzig war. Wer Tag für Tag bröckelnde Fassaden und Niedergang wahrnimmt, die Ohnmacht angesichts der Wucht des Problems spürt, den befällt Pessimismus oder Wut. Der Altstadtverfall verstärkte die allgegenwärtige Wechselstimmung in der DDR der 1980er-Jahre. Logisch, dass Zentren der Opposition in den Altbauvierteln lagen.

Druck aus der Bevölkerung wirkte fast immer. Nicht zufällig veröffentlichte die SED-Bezirksleitung von Groß-Berlin am 10. Oktober 1953, fast vier Monate nachdem ausgerechnet an der herrlichsten Großbaustelle des Sozialismus an der Stalinallee ein Arbeiteraufstand ausgebrochen war, eine Liste identitätsstiftender Vorschläge unter dem Titel „Unser Berlin voran im neuen Kurs“.

In dem volkstümlich formulierten Papier schlug die herrschende Partei unter anderem vor, der Berliner Magistrat solle „dem Wunsche der Berliner entsprechen, historische Straßenzüge und Bauten wiederherzustellen (evtl. Sperlingsgasse, Kupfergraben, Nußbaum usw.), die zur Berliner Tradition gehören“. Keinesfalls dürfe „die 700 Jahre alte Hauptstadt unseres deutschen Vaterlandes zu einem Abklatsch Chicagos“ erniedrigt werden. Das klingt nach einem Vorteil für die Altstadt. Zugleich wird festgestellt: „Es genügt uns nicht mehr, nur ein Dach über dem Kopf zu haben, wir wollen schöne, sonnige Wohnungen.“ Das wiederum war in den Altstadtquartieren kaum schnell und massenhaft zu leisten.

Ewiger Streit über Städtebau

Die in den Zwanzigerjahren begonnene Debatte über Architektur, Städte- und Wohnungsbau setzte wieder ein, als viele Städte noch weitgehend in Trümmern lagen. Die Wohnungsnot, das soziale Problem schlechthin, war nicht mit der DDR entstanden, verschwand nicht mit ihr und existierte keineswegs nur im Osten. Oft zeitverschoben und unter verschiedenen Voraussetzungen stritt man auch im Westen über den richtigen Weg.

Bislang wusste man wenig über die spezifischen Bedingungen in der DDR. Wie war es zu dem Niedergang bis hin zum vollständigen Verfall so vieler Stadtkerne gekommen? Welche Akteure spielten welche Rolle?

Seit mehr als zwei Jahren geht das Projekt „Stadtwende“ des Bundesforschungsministeriums solchen Fragen auf den Grund. Jetzt stellt das Wissenschaftlerkollektiv in einer Wanderausstellung Zwischenergebnisse vor. Die erste Station ist Brandenburg an der Havel – eine Stadt, die exemplarisch verschiedene Phasen des Stadtumbaus erlebt hat. Beteiligt sind das Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung (IRS) in Erkner, die Bauhaus-Universität Weimar, die Universität Kassel und die TU Kaiserslautern. Ende 2022 wird ein großer Band alle Forschungsresultate zusammenfassen.

Schon jetzt gibt es Korrekturen am bestehenden Bild. So hatte die DDR anfangs in Sachen Stadterneuerung die Nase vorn, die DDR-Staatsführung brachte dem Erbe durchaus Wertschätzung entgegen. Harald Kegler von der Uni Kassel kam zu dem Ergebnis, die Wiederentdeckung der Innenstadt habe in der DDR früher eingesetzt als im Westen angenommen. Doch die realen Auswirkungen beschränkten sich auf einzelne, vorbildlich umgesetzte Leuchtturmprojekte wie etwa die sensible Erneuerung des Gründerzeitbestands rund um den Arnimplatz in Berlin-Prenzlauer Berg. 1973 begannen dort die Arbeiten, fast ein Jahrzehnt bevor sich in West-Berlin die „behutsame Stadterneuerung“ durchsetzte.

Greifwald beerdigte 1972 den Plan, das Zentrum mit Auto-Schneisen und frei gruppierten Wohnhauszeilen zu „überformen“. 1977 entstanden am Rand der Innenstadt Plattenbauten, die dem alten Stadtgrundriss folgten und an die alten giebelständigen Bürgerhäuser anknüpften. Siehe da: Wegen der frühen Besinnung auf die alte europäische Stadt stehe die DDR, so Kegler, nun „als wichtiger Ausgangspunkt des postmodernen Städtebaus in Europa“ da.

Anders als in den gängigen Erzählungen kamen die Bürgerproteste gegen die Vernachlässigung der Altstädte in der DDR nicht nur aus dem kirchlichen Raum. Holger Schmidt, Professor für Stadtumbau und Orterneuerung an der TU Kaiserslautern, der den Forschungsverbund Stadtwende leitet, verweist auf die große Rolle, die Gruppen wie die Gesellschaft für Natur und Umwelt im Kulturbund der DDR leisteten.

Ende Teil I
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
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Re: Städte im Osten: Warum die Altstädte in der DDR so stark verfielen

Beitragvon Nostalgiker » 4. Dezember 2022, 09:21

Weiter mit Teil II

Widerstand nicht nur aus der Kirche

Dort, gewissermaßen im „staatlichen Gefäß“, schlossen sich die Interessierten zusammen. „Dem Staat fiel es schwer, mit diesen Allianzen umzugehen, denn da machten neben Bürgerinnen und Bürgern auch Fachleute aus der eigenen Verwaltung mit.“ Da standen keine klaren Blöcke – hier Staat, da Initiativen – einander gegenüber, „das war viel durchlässiger“. Vor allem mit sogenannten Eingaben „machten die Leute den Bürgermeistern die Hölle heiß“, sagt Holger Schmidt.

Der Blick zurück auf den Verlauf der Stadtumbau-Debatten gibt, so Schmidt, auch Antworten auf die Frage, wie es zum Verfall kommen konnte. Schon in den 1920er-Jahren folgte dem Ruf nach mehr Licht, Luft und Sonne in den Mietskasernen die Idee, sich von den traditionellen Stadtgrundrissen zu verabschieden, die alten Quartiere abzureißen. Tabula-rasa-Ideen lebten angesichts der in Trümmer liegenden Städte wieder auf. In Kassel und Hannover setzten sie sich durch, auch das Berliner Hansaviertel geht darauf zurück.

Grüne Höfe für die Mietskasernen

Holger Schmidt verweist darauf, dass im Osten in den 1960er-Jahren der Gedanke aufkam, die schönen Vorderhäuser der Gründerzeitbauten zu sanieren, die Hinterhöfe zu entkernen und dort Raum für Grün zu schaffen. Auch hier habe es neben den Befürwortern der behutsamen Stadterneuerung jene gegeben, die den totalen Abriss wollten. Letztere hatten im Osten wegen der Eigentumsverhältnisse leichteres Spiel.

Beide Varianten kamen vor: In Dessau legte man alles nieder und ersetzte mit Plattenbauten das alte durch ein neues Stadtzentrum. In Weimar hielt man sich weitgehend an den alten Stadtgrundriss. Die genauere Betrachtung ergab jetzt, dass sich eine dritte, den jeweiligen lokalen Verhältnissen angepasste Form republikweit durchsetzte: Quartiergrundrisse und Straßenverläufe blieben bestehen. Wo Sanierung bezahlbar war, rettete man die Häuser und setzte in Abrisslücken die „angepasste Platte“.

1972 hatte die SED angekündigt, bis 1990 die Wohnungsfrage zu lösen. Die Folge war industrielles Bauen von fast zwei Millionen Wohnungen in rasantem Tempo auf grünen Wiesen. Die Mehrheit der Bevölkerung wollte diese Vollkomfortwohnungen mit Warmwasser und Fernheizung sowie Schulen, Kindergärten, Kaufhallen nebenan. Doch schon 1980 war klar: Auch das war zu teuer. Zudem flossen Geld und Baukapazitäten über Jahre fast ausschließlich in den Neubau, die Altbauquartiere verfielen jedoch.

1979 errechnete das Institut für Ökonomie der Bauakademie, dass für jede seit 1972 errichtete Neubauwohnung eine Altbauwohnung in die „Bauzustandsgruppe III (schlecht) oder IV (unbenutzbar) abgerutscht“ war. Als Wohnungskiller erwiesen sich auch die staatlich festgelegten sehr niedrigen Mieten, für die dringende Sanierung konnten keinerlei Mittel erwirtschaftet werden. So resultiert der Verfall aus zwei guten Absichten: viele Wohnungen bauen und billige Mieten sichern.

Instandbesetzen und Schwarzwohnen

Die Kurskorrektur kam nach 1980, begleitet von hitzigen Debatten in Fachkreisen: Die einen wollten die technische Lösung durch innerstädtischen Plattenbau, die anderen, eher im Institut für Städtebau und Architektur angesiedelt, wollten gemeinsam mit Bürgern und Handwerkern den Bestand sichern.

Der Wandel spiegelte sich auch im staatlichen Umgang mit den Bürgerbiotopen, die in den Altstadtquartieren entstanden waren. Junge Leute hatten viele der Wohnungen „instandbesetzt“, bewohnbar gemacht oder gehalten. „Schwarzwohnen“ wurden geduldet. Der Staat initiierte Parallelaktionen wie die FDJ-Initiative zum XI. Parteitag „Dächer dicht in der zweiten Schicht“. Auf die Aktionen engagierter Anwohner und Denkmalpfleger richtet das Forschungsprojekt sein spezielles Interesse.

Die Ausstellung bringt mit einem Animationsfilm, Texttafeln, Fotos und Kunstwerken dem Publikum diese Prozesse nahe und konfrontiert mit der Dauerbrenner-Frage: Wie wollen wir leben? Die bewegt auch Berlin. Die Fahrt nach Brandenburg an der Havel dauert in der Regiobahn etwa eine Stunde. Sie lohnt sich mehrfach.

Ende des Artikels

Der letzte Satz verweist auf folgende Ausstellung zum Thema:

DIE AUSSTELLUNG
"Stadtwende“ im Stadtmuseum Brandenburg an der Havel, Ritterstraße 96, bis 30. Januar, Dienstags bis Sonntags sowie Feiertags von 13 bis 17 Uhr.
Künftige Stationen: weitere ostdeutsche Städte, darunter Halle/Saale, Erfurt, Potsdam, Stralsund.
Für Berlin gibt es noch keinen Termin, ebenso für die südlichen Gebiete wie Sachsen und Thüringen.

Zumindest ich werde mal im Januar nach Brandenburg fahren um mir die Ausstellung anzusehen.
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Re: Städte im Osten: Warum die Altstädte in der DDR so stark verfielen

Beitragvon Edelknabe » 4. Dezember 2022, 11:53

Aus dem Link, Vortext mit dem hier:

"Die Menschen litten unter dem Verfall, nicht nur, weil die Dächer undicht waren, das Klo auf halber Treppe lag und das Heizen mit Kohleöfen mühsam und schmutzig war. Wer Tag für Tag bröckelnde Fassaden und Niedergang wahrnimmt, die Ohnmacht angesichts der Wucht des Problems spürt, den befällt Pessimismus oder Wut. Der Altstadtverfall verstärkte die allgegenwärtige Wechselstimmung in der DDR der 1980er-Jahre. Logisch, dass Zentren der Opposition in den Altbauvierteln lage" Textauszug ende

Das stimmt so nicht, weil selber in Leipzig erlebt. Wenn du mit solchen Problem aufwächst, dann entsteht da keine Wut noch Pessimismus. Da wurde auch nicht gelitten. Es entsteht eher Optimismus zu Veränderung(Packen wir, packte man es in der Hausgemeinschaft an) Und dann wurde das Beste draus gemacht, mit der gehörigen Portion Optimismus, auch mit Eingaben an die GWL(Gebäudewirtschaft Leipzig).

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Re: Städte im Osten: Warum die Altstädte in der DDR so stark verfielen

Beitragvon Nostalgiker » 4. Dezember 2022, 12:09

Dein rückwärts gesehener unverwüstlicher Optimismus und die daraus resultierende Verklärung möchte ich nicht unbedingt haben.

Die Hausverwaltung hat, wenn überhaupt, nur mit "Bedauern" reagiert und konnte oder wollte nicht helfen und die vielbeschworene Hausgemeinschaft existierte wohl überwiegend in den Tagträumen der beruflichen Optimisten, sprich Funktionären die das sozialistische Paradies bereits keck kurz hinter dem Horizont ausmachten.

Ich habe bis 1991 in einem Altbau gelebt da waren noch die Original Einschußlöcher vom Kampf um Berlin im Putz und Mauerwerk, Das Dach und Dachrinnen waren marode, aber sonst war es schick.
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Re: Städte im Osten: Warum die Altstädte in der DDR so stark verfielen

Beitragvon augenzeuge » 4. Dezember 2022, 12:14

Nostalgiker hat geschrieben:Dein rückwärts gesehener unverwüstlicher Optimismus und die daraus resultierende Verklärung möchte ich nicht unbedingt haben.



[flash] Immer wenn der Edelknabe vom "Pfusch" nach Hause kam, war er erfreut, wenn die Hausgemeinschaft gefegt hatte.
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Re: Städte im Osten: Warum die Altstädte in der DDR so stark verfielen

Beitragvon Edelknabe » 4. Dezember 2022, 12:35

Dann habt ihr irgend wie in der falschen Wohnecke gelebt. Wahrscheinlich alles nur Egoisten...."wie ihr selber". Denn bei uns gab es eine intakte Hausgemeinschaft vom feinsten. Ihr Armen Schweine (entschuldigt) nee...mit Null Optimismus nee, was das denn zu Sozialismuszeiten?

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Re: Städte im Osten: Warum die Altstädte in der DDR so stark verfielen

Beitragvon Nostalgiker » 4. Dezember 2022, 13:41

Edelknabe hat geschrieben:Dann habt ihr irgend wie in der falschen Wohnecke gelebt. Wahrscheinlich alles nur Egoisten...."wie ihr selber". Denn bei uns gab es eine intakte Hausgemeinschaft vom feinsten. Ihr Armen Schweine (entschuldigt) nee...mit Null Optimismus nee, was das denn zu Sozialismuszeiten?

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Über diese so perfekte Hausgemeinschaft muß doch die Aktuelle Kamera und andere Medien permanent berichtet haben, leider ist mir da nichts bekannt.
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Re: Städte im Osten: Warum die Altstädte in der DDR so stark verfielen

Beitragvon pentium » 4. Dezember 2022, 15:59

Was heute in Anbetracht allseits begehrter Altbauwohnungen paradox klingt, stellte in den Altstädten der DDR Mitte der 70er-Jahre eine allgegenwärtige Problematik dar: Das Wohnen im Altbau war negativ besetzt und bedurfte offenbar der Rechtfertigung :

»Bedeutet unsere Wohnung im Altbau Enttäuschung, schlechtes Lebensgefühl und Resignation? Wir setzen dem ein entschiedenes Nein entgegen.« (Wohnideen für den Altbau, S. 3)

https://www.ddr-museum.de/de/blog/2020/wohnen-im-altbau

Die Altbauten galten als überkommene Zeugnisse der kapitalistischen, bourgeoisen Epoche, die langfristig durch moderne Neubauten zu ersetzen seien. Angesichts der resultierenden staatlichen Wohnungsbaupolitik blieben jahrzehntelang Investitionen in die Altbausubstanz aus. Der Großteil befand sich in marodem Zustand und war nicht auf der Höhe des Lebensstandards der Zeit.

Zusätzlich waren aufwendige Sanierungen aufgrund der niedrigen Mieteinnahmen auch für private Vermietungen unattraktiv. Die nötigen Modernisierungen blieben so weitestgehend aus. Neben abgenutzten oder beschädigten Decken und Dielen wurden viele Altbauwohnungen immer noch mit Kohleöfen beheizt, hatten häufig nur eine Toilette auf dem Treppenabsatz oder teilweise kein Badezimmer.
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Re: Städte im Osten: Warum die Altstädte in der DDR so stark verfielen

Beitragvon pentium » 4. Dezember 2022, 16:03

Edelknabe hat geschrieben:Dann habt ihr irgend wie in der falschen Wohnecke gelebt. Wahrscheinlich alles nur Egoisten...."wie ihr selber". Denn bei uns gab es eine intakte Hausgemeinschaft vom feinsten. Ihr Armen Schweine (entschuldigt) nee...mit Null Optimismus nee, was das denn zu Sozialismuszeiten?

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Ach und deine intakte Hausgemeinschaft hat dann ein Gerüst aufgebaut, die Fenster gewechselt, das Dach geflickt, die Dachrinnen repariert...die Fassade neu verputzt....?

Hier mal noch ein paar Bilder....sicher haben da die Hausgemeinschaften auch nicht richtig funktioniert?
https://www.ddrbildarchiv.de/suche/ddr/ ... ltbau.html
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Re: Städte im Osten: Warum die Altstädte in der DDR so stark verfielen

Beitragvon Edelknabe » 4. Dezember 2022, 17:09

Macht doch nicht immer das Damals im Heute so schlecht. Erstens war das ne ganz andere Zeit, eben was die Bequemlichkeit des Menschen betraf (da wurde schonmal der Finger gezogen, aus dem A.....) und zweitens verließ man sich auf sich selber. Ich habe doch nicht 4 Kohleöfen tagtäglich in einer Erdgeschoßwohnung irgendwie mit Unwillen geheizt, sondern deswegen mir die aufwendige Arbeit gemacht, um ne richtig warme und dazu gemütliche Hütte zu haben. Und zwar für meine Familie und meine Wenigkeit. Und das vom Montag bis Sonntag in der Woche. Habt ihr irgend wie damals Null Solidarität unter den Mitmenschen kennengelernt, im Sozialismus eben oder war das damals schon diese Kälte im Miteinander wie im Heute? Das möchte ich aber stark anzweifeln. Und zwar ernsthaft.

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Re: Städte im Osten: Warum die Altstädte in der DDR so stark verfielen

Beitragvon pentium » 4. Dezember 2022, 17:26

Edelknabe hat geschrieben:Macht doch nicht immer das Damals im Heute so schlecht. Erstens war das ne ganz andere Zeit, eben was die Bequemlichkeit des Menschen betraf (da wurde schonmal der Finger gezogen, aus dem A.....) und zweitens verließ man sich auf sich selber. Ich habe doch nicht 4 Kohleöfen tagtäglich in einer Erdgeschoßwohnung irgendwie mit Unwillen geheizt, sondern deswegen mir die aufwendige Arbeit gemacht, um ne richtig warme und dazu gemütliche Hütte zu haben. Und zwar für meine Familie und meine Wenigkeit. Und das vom Montag bis Sonntag in der Woche. Habt ihr irgend wie damals Null Solidarität unter den Mitmenschen kennengelernt, im Sozialismus eben oder war das damals schon diese Kälte im Miteinander wie im Heute? Das möchte ich aber stark anzweifeln. Und zwar ernsthaft.

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Es geht um das Damals in der DDR und die Frage Warum die Altstädte in der DDR so stark verfielen. Mit deiner HG mag ja alles stimmen, trotzdem hätte dir diese HG nicht die defekte Dachrinne repariert und im EG stört dich auch das undichte Dach erst mal so nicht unbedingt.
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Re: Städte im Osten: Warum die Altstädte in der DDR so stark verfielen

Beitragvon Edelknabe » 4. Dezember 2022, 17:54

Es ging mir Pentium im Anfangstext hier um dieses "litten unter dem Verfall" und um nix anderes. Genau dem habe ich widersprochen.

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Re: Städte im Osten: Warum die Altstädte in der DDR so stark verfielen

Beitragvon pentium » 4. Dezember 2022, 18:05

Edelknabe hat geschrieben:Es ging mir Pentium im Anfangstext hier um dieses "litten unter dem Verfall" und um nix anderes. Genau dem habe ich widersprochen.

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Warum nicht. Warum soll man nicht gelitten haben, wenn dir die Häuser zerbröseln...frage mal in der Neustadt in Dresden oder das Waldstraßenviertel in Leipzig von den kleineren Städten will ich gar nicht anfangen...siehe Halberstadt.
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Re: Städte im Osten: Warum die Altstädte in der DDR so stark verfielen

Beitragvon Edelknabe » 4. Dezember 2022, 18:31

Und Pentium, hast du ebenfalls gelitten, damals in die 80er, in deiner Langestraße in leipzig? Wie jung warst du damals gleich? Oder hast du das Umfeld gar nicht mitbekommen, vor lauter junger Liebe? Kommt doch hin, oder?

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Re: Städte im Osten: Warum die Altstädte in der DDR so stark verfielen

Beitragvon pentium » 4. Dezember 2022, 18:38

Edelknabe hat geschrieben:Und Pentium, hast du ebenfalls gelitten, damals in die 80er, in deiner Langestraße in leipzig? Wie jung warst du damals gleich? Oder hast du das Umfeld gar nicht mitbekommen, vor lauter junger Liebe? Kommt doch hin, oder?

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Du verstehst das "gelitten" nicht. Es geht nicht um persönliches, weißt du wenn ein Haus die Bomben des WK überstanden hat, dann aber im Frieden verfällt....dann kann einem das leid tun...noch dazu wenn es historische Bausubstanz ist. Mit einem hast du allerdings recht, wir haben irgendwann den Verfall nicht mehr gesehen...
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Re: Städte im Osten: Warum die Altstädte in der DDR so stark verfielen

Beitragvon Spartacus » 4. Dezember 2022, 19:46

Als wir anno 74 in die Platte umgezogen sind, hat Muttern vor lauter Glück geheult. Warm Wasser aus der Wand, ein Bad, eine Einbau Küche, ein Balkon. Nichts mehr mit Kohlen schleppen,
Waschkessel im Waschhaus einfeuern, Wasser auf dem Herd warm machen. Besonders die Frauen erfuhren mit dem Einzug in eine Neubauwohnung eine spürbare Entlastung und Steigerung
der Lebensqualität. Baden Im Altbau war eine logistische Herausforderung und nun drehte man einfach den Hahn auf.

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Re: Städte im Osten: Warum die Altstädte in der DDR so stark verfielen

Beitragvon Nostalgiker » 5. Dezember 2022, 10:00

pentium hat geschrieben: ...... wir haben irgendwann den Verfall nicht mehr gesehen...


Dem Gedanken stimme ich vorbehaltlos zu.
Das marode Äußere der Altbauten in den Städten drang irgendwann wirklich nicht mehr ins Bewußtsein.

Wie abgewirtschaftet ganze Wohnviertel mit Altbauten waren sah man doch ab Anfang der Neunziger Jahre als in den Straßenzügen die ersten Häuser saniert und modernisiert wurden um anschließend wie herausgeputzt und strahlend zwischen den tristen, grauen, mit bröckelnder Fassade versehenden, Häusern standen.

Es gibt sie noch vereinzelt in Berlin, egal ob Ost oder West, die Häuser mit dem schicken und farblosen Grauputz, teilweise auch äußerlich arg ramponiert. Kein schöner Anblick und immer noch Mahnung in was für Bruchbuden wir teilweise unser Leben fristen mußten.

Da war es für viele ein wahrer Segen in eine Neubauwohnung im Neubaugebiet zu ziehen welche einen gewissen Standard hatte,
Und die in den Siebziger Jahren gebauten Wohnungen waren nicht die schlechtesten in Stadt und Land. In den Achtzigern wurde, wie auch im Artikel benannt, an der Qualität der Bauausführung herumrationalisiert und die Wohnungen wurden auch kleiner.
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Re: Städte im Osten: Warum die Altstädte in der DDR so stark verfielen

Beitragvon Edelknabe » 5. Dezember 2022, 10:58

Na bitte, geht doch eure drei letzten Texte so Pentium, Sparta und Nostalgiker. Da gehe ich schon eher mit. Nur nicht mit dem "unter dem Verfall gelitten" denn gelitten kommt von leiden Pentium. Und na klar hat das was mit der Persönlichkeit, dem damaligen DDR-Bürger zu tun. Leiden tue ich als Bürger zum Bsp. an einer schweren Krankheit aber bestimmt nicht am Verfall eines Gründerzeithauses. Außer ich habe irgendwelche Anwandlungen zum Architekten, gar zum Bauplaner und meine Vorstellungen werden, wurden von der damals zuständigen Stelle ignoriert. Und logisch, auch was die Finanzen betraf.

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Re: Städte im Osten: Warum die Altstädte in der DDR so stark verfielen

Beitragvon Spartacus » 5. Dezember 2022, 11:19

Nostalgiker hat geschrieben:Es gibt sie noch vereinzelt in Berlin, egal ob Ost oder West, die Häuser mit dem schicken und farblosen Grauputz, teilweise auch äußerlich arg ramponiert. Kein schöner Anblick und immer noch Mahnung in was für Bruchbuden wir teilweise unser Leben fristen mußten.



In Zwickau gibt es davon noch jede Menge. Die Gründerhäuser stehen alle entlang der Straßenbahnlinie und verfallen still und leise. Sind nicht vermietbar, da es keine Garagen oder Stellplätze gibt. Eine Schande
für das Stadtbild und zeigt mal wieder schön, dass jeder sein Auto haben will auch wenn die Straßenbahn direkt vor der Türe ist.

Wundert mich das die Grünen da nicht einziehen. [flash]

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Re: Städte im Osten: Warum die Altstädte in der DDR so stark verfielen

Beitragvon Edelknabe » 5. Dezember 2022, 11:28

Das hat heute aber wieder ganz andere Gründe, warum Gründerzeithäuser weiter verfallen.

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Re: Städte im Osten: Warum die Altstädte in der DDR so stark verfielen

Beitragvon pentium » 5. Dezember 2022, 11:53

Spartacus hat geschrieben:
Nostalgiker hat geschrieben:Es gibt sie noch vereinzelt in Berlin, egal ob Ost oder West, die Häuser mit dem schicken und farblosen Grauputz, teilweise auch äußerlich arg ramponiert. Kein schöner Anblick und immer noch Mahnung in was für Bruchbuden wir teilweise unser Leben fristen mußten.



In Zwickau gibt es davon noch jede Menge. Die Gründerhäuser stehen alle entlang der Straßenbahnlinie und verfallen still und leise. Sind nicht vermietbar, da es keine Garagen oder Stellplätze gibt. Eine Schande
für das Stadtbild und zeigt mal wieder schön, dass jeder sein Auto haben will auch wenn die Straßenbahn direkt vor der Türe ist.

Wundert mich das die Grünen da nicht einziehen. [flash]

Sparta


Thema sind die Altstädte, damals in der DDR.
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
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Re: Städte im Osten: Warum die Altstädte in der DDR so stark verfielen

Beitragvon pentium » 5. Dezember 2022, 11:56

Edelknabe hat geschrieben:Das hat heute aber wieder ganz andere Gründe, warum Gründerzeithäuser weiter verfallen.

Rainer Maria


Richtig und es liegt bestimmt nicht an den fehlenden Autogaragen....wie anderer Städte mit Gründerzeithäusern zeigen.
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Re: Städte im Osten: Warum die Altstädte in der DDR so stark verfielen

Beitragvon zoll » 5. Dezember 2022, 12:31

pentium hat geschrieben:
Edelknabe hat geschrieben:Dann habt ihr irgend wie in der falschen Wohnecke gelebt. Wahrscheinlich alles nur Egoisten...."wie ihr selber". Denn bei uns gab es eine intakte Hausgemeinschaft vom feinsten. Ihr Armen Schweine (entschuldigt) nee...mit Null Optimismus nee, was das denn zu Sozialismuszeiten?

Rainer Maria


Ach und deine intakte Hausgemeinschaft hat dann ein Gerüst aufgebaut, die Fenster gewechselt, das Dach geflickt, die Dachrinnen repariert...die Fassade neu verputzt....?

Hier mal noch ein paar Bilder....sicher haben da die Hausgemeinschaften auch nicht richtig funktioniert?
https://www.ddrbildarchiv.de/suche/ddr/ ... ltbau.html

So wie es deine eingestellten Fotos belegen habe ich einige Orte, Halberstadt, Osterwiek und Wernigerode, nach der Wende auch erlebt. "Es lebe der Fortschritt im Sozialismus" prangte damals noch symbolisch von den Spruchbändern an den Hausfassaden.
Das war kein Erlebnis, es war ein Erschrecken, darüber, was den Menschen im Arbeiter- und Bauerparadies zugemutet wurde.
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Re: Städte im Osten: Warum die Altstädte in der DDR so stark verfielen

Beitragvon augenzeuge » 5. Dezember 2022, 16:25

zoll hat geschrieben:"Es lebe der Fortschritt im Sozialismus" prangte damals noch symbolisch von den Spruchbändern an den Hausfassaden.


Die DDR Bürger sahen ihre baufälligen Häuser kaum, und die Losungen darauf, gar nicht. Das änderte sich jedoch schlagartig, wenn Honecker o.ä. kam, da liefen die Gläubigen die Wege vorher ab, veranlassten Fassadenstreichungen, stellten Blumenkübel auf etc.. All das beweist nur die verlogene Doppelmoral. [flash]

Es begann eigentlich erst 1988, wo sich bestimmte Gruppen der Publikation dieser heruntergekommenen Häuser annahmen.

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Re: Städte im Osten: Warum die Altstädte in der DDR so stark verfielen

Beitragvon pentium » 11. Dezember 2022, 18:52

So 11.12. 2022 22:00Uhr 29:30 min
MDR Zeitreise

Stadtwende - wie Bürger für ihre Altstädte kämpften

Die Altstädte von Erfurt und Leipzig, Pirna oder Quedlinburg sind heute Besuchermagneten. Ohne das Ende der DDR wäre das sicher anders. Heute liegt es meist an den zu teuren Mieten, wenn Menschen ihre Wohnung verlassen müssen. Damals fehlten der DDR Geld und Wille, um die alten Häuser zu sanieren und zu modernisieren. Der lieb gewonnene Kiez musste verschwinden, das gewohnte Umfeld veränderte sich. In Dessau musste noch in den 1980er Jahren die historische Muldvorstadt dran glauben: Fachwerkhäuser und Wohnhäuser der Gründerzeit verschwanden, mit ihnen ganze Straßenzüge und Gassen. An selber Stelle entstanden moderne Plattenbauten mit WC und Warmwasseranschluss.

Anders in Erfurt. Ende der 1980er Jahre stand zwar das mittelalterliche Andreasviertel vor dem Abriss. Eine vierspurige Straße mit moderner Hochhaus-Bebauung sollte die kleinteilige Gassenstruktur ersetzen. Doch hier formierte sich Widerstand: Die Menschen gingen in leere Häuser und schoben Dachziegel gerade, damit Regen und Schnee keinen weiteren Schaden anrichten. Eingaben als Protestform und Bürger, die sich stark machten, verzögerten zunächst und verhinderten schließlich den Abriss.

Offene Kritik? Kollektiver Protest? Verboten! Doch die Sorge um das historische Erbe der Städte führte Menschen zusammen und bildete schließlich einen weiteren Pfeiler des Protestes gegen die DDR-Führung 1989.

"MDR-Zeitreise" spricht mit Menschen über ihr Engagement im Herbst 1989. Christine Machate aus Erfurt und Holger Schmidt aus Dessau erzählen, was sie damals und auch wieder nach 1990 angetrieben hat und was von damals bis heute nachwirkt.

https://www.mdr.de/tv/programm/sendung-809578.html
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