Wie Rentner in der DDR wirklich lebten
Altersarmut in der DDRDrohende Altersarmut - derzeit ein großes Thema. Aber so schlimm, wie es dem DDR-Durchschnittsrentner damals erging, kann es kaum werden, meint Steffen Otte in der ostdeutschen Aufarbeitungs-Zeitschrift "Horch und Guck".
Drohende Altersarmut - derzeit ein großes Thema. Weil die Rentner immer mehr und die Rentenbeitragszahler in den nächsten zwei Jahrzehnten viel weniger werden, droht ein niedrigeres Rentenniveau. Egal wie es kommt, so schlimm, wie die Altersarmut in der DDR wird es sicher nicht werden. Wie es dem Durchschnittsrentner im Arbeiter- und Bauernstaat damals erging, daran erinnert jetzt die ostdeutsche Aufarbeitungs-Zeitschrift "Horch und Guck" mit zahlreichen Beiträgen. "Armut in der DDR. Abgeschrieben im sozialen Märchenland", lautet der provokante Titel.Der aus Güstrow stammende Wissenschaftler Steffen Otte belegt darin zum Beispiel, dass insbesondere in der Regierungszeit von SED-Chef Erich Honecker, den letzten beiden Jahrzehnten der DDR, die Schere zwischen dem stark steigenden Lohnniveau und dem nur hin und wieder leicht angehobenen Rentenniveau immer weiter auseinanderging (siehe Grafik unten). Otte spricht in diesem Zusammenhang von einer "Abkopplung der Renten von den Löhnen". Wer nicht, wie zahlreiche staatsnahe Funktionäre, aber auch Angehörige von Berufsgruppen, die für die SED von besonderem Interesse waren, von einer Zusatz-Rentenversorgung profitierte, bekam oft nur die Grundrente, zum Ende der DDR etwa 400 Ost-Mark im Monat, während der Durchschnittslohn von Arbeitnehmern zuletzt bei immerhin 1000 Mark im Monat lag.
Immer mehr Rentner seien zum Ende der DDR hin in die Kategorie der Bezieher der "Mindest-Rente" gerutscht, zuletzt rund 85 Prozent aller Altersrentner, während die anderen 15 Prozent dank der Zusatzversorgungssysteme für Privilegierte deutlich höhere Renten kassierte.Die Armut der Masse der Mindestrentner, so "Horch-und-Guch-Chefredakteur Benn Roolf, habe System gehabt. "Selbst wer für seine Rente selbst mehr tun wollte, durfte es nicht. Andere Modelle als die staatliche Rente gab es nicht. Private Eigenvorsorge wie kapitalgedeckte Versicherungen, Ansparpläne mit späteren Zinserträgen oder Immobilienbesitz für die Vermietung waren im SED-Staat nicht vorgesehen, so Roolf. Immerhin, so konstatiert Forscher Otte, deuteten die Zahlen auch darauf hin, dass dank niedriger Mieten und Lebensmittelpreise den meisten Rentnern dieses Geld zum Leben genügte, denn anders als noch in den 60er Jahren, als mehr als 20 Prozent aller Rentner sich nebenbei noch etwas dazuverdienen mussten, sei diese Quote bis 1989 rapide zurückgegangen. Trotzdem habe es eine massive "Altersarmut" gegeben, bei einer Rentenquote von nur 40 Prozent des Durchschnittseinkommens sei die Pensionierung in der Regel mit einem massiven sozialen Abstieg verbunden gewesen. Rentner seien regelrecht "abgeschrieben" gewesen. Kein Wunder also, wieso sie, anders als alle unter 65jährigen, frei in den Westen reisen durften. Der SED-Staat war über jeden Rentner froh, der seinen Ruhestand drüben, auf Kosten des Klassenfeindes genoss, statt dort, wo er einst seine Brötchen verdient hat.
"Unheilbar krank" sei auch das staatliche Pflegesystem gewesen, so der aus Ost-Berlin stammende Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk. Nicht nur, dass gerade Rentner (und Behinderte) unter prekären Bedingungen in den staatlichen Altersheimen mit Mehrbettzimmern und Minimalversorgung zu leiden gehabt hätten. Anders als von der SED dargestellt, habe es darüberhinaus auch ein Zwei-Klassen-System im Bereich der medizinischen Versorgung gegeben. "In der DDR mussten jene früher sterben, die nicht der gehobenen Funktionärsklasse angehörten", zitiert Kowalczuk einen Rostocker Chefarzt. Mit dem Bild eines älteren Ehepaars warb die SED noch 1989 auf Wahlplakaten, sie biete der älteren Generation "Fürsorge und Geborgenheit in unserer Gesellschaft."
Mit der Realität hatte das wenig zu tun.http://www.superillu.de/der-grosse-ratg ... ich-lebtenDas lesend frage ich mich, in welcher DDR denn die User gelebt haben, die das immer bestreiten oder gehörten sie evtl. zu den Privilegierten?