Mecklenburg-Vorpommern 1945 Kommunistische Umgestaltungspolitik

Mecklenburg-Vorpommern 1945 Kommunistische Umgestaltungspolitik

Beitragvon Interessierter » 23. Juni 2016, 12:17

Mecklenburg-Vorpommern 1945: Kommunistische Umgestaltungspolitik

Nach dem Zusammenbruch der NS-Regimes und dem Ende des Zweiten Weltkriegs veränderten die sowjetische Besatzungsmacht und deutsche Kommunisten die gesellschaftspolitische Ordnung in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) grundlegend. Innerhalb der machtpolitisch relevanten Bereiche des Staatsapparates führten sie einen durchgreifenden Personalaustausch durch, so daß nicht nur die belasteten Nazis entlassen, sondern auch neue, der Besatzungsmacht und der KPD loyale Dienstkräfte eingesetzt wurden.

Gleichzeitig diente das Stichwort des 'Antifaschismus' dazu, die Besitzverhältnisse in den ersten Nachkriegsmonaten zu verändern. Für beide Prozesse, den Personalaustausch und die Enteignungen, gab es einen aus kommunistischer Perspektive sehr vorteilhaften Rahmen: zum einen das bis weit ins bürgerliche Lager verbreitete Bewußtsein für die enge kausale Verbindung zwischen der NS-Diktatur und dem Kapitalismus,1 und zum anderen die Flucht vieler der alten Verwaltungsfachkräfte und großer Teile der städtischen und agrarischen Besitzeliten vor der Roten Armee in den Westen.

Im vorliegenden Aufsatz geht es um diese gesellschaftspolitischen Strukturmaßnahmen, die unter den Stichwörtern Entnazifizierung, Sequestrierungen und Bodenreform bekannt geworden sind. Sie begannen unmittelbar mit dem Einmarsch der Roten Armee und konnten im Norden der SBZ in ihren wichtigsten Grundzügen innerhalb von wenigen Monaten abgeschlossen werden. Die bis 1950 wiederholt offiziell verkündeten Endpunkte dieser Prozesse beschreiben die historischen Auseinandersetzungen nur ungenau: Alle drei Prozesse wurden zwar in erster Linie als Abrechnung mit der NS-Diktatur und ihren Funktionsträgern und Nutznießern legitimiert, tatsächlich verbanden sie sich jedoch seit 1945 bis viele Jahre nach der Gründung der DDR mit sehr unterschiedlichen, aber jeweils aktuellen politischen Auseinandersetzungen. Jeder tatsächliche oder vermeintliche Gegner der KPD/SED konnte dann von ihr als Faschist oder Nazi bezeichnet und somit vom fast universalen Enteignungs‑ und Entlassungsrecht der Kommunisten betroffen werden. Die Konturen dieser Fortsetzung von Entnazifizierung und Sequestrierungen begannen sich in der SBZ Mitte 1948 zunehmend stärker abzuzeichnen.


Den vollständigen langen ; aber nicht minder interessanten Beitrag, der zu dem nachstehenden Schluss kommt, findet man hier:
http://www.horch-und-guck.info/hug/arch ... von-melis/

Schluß


Bereits 1945 vollzog sich in der SBZ ein tiefgreifender Bruch mit den politischen, personalpolitischen und sozioökonomischen Traditionen: Das Personal in den staatlichen Dienststellen wurde weitgehend ausgewechselt, die großen landwirtschaftlichen Güter aufgeteilt, vielen Landarmen und Flüchtlingen Boden zugeteilt, ein bedeutender Teil der lokalen Produktions- und Handelsbetriebe bereits de facto enteignet. Diese Umgestaltungen waren in Mecklenburg-Vorpommern bis Ende 1945 weitgehend abgeschlossen; alle folgenden Prozesse, inclusive der Entnazifizierungspolitik von 1946 bis 1948, bildeten nur noch Auseinandersetzungen, die die schon erreichten Veränderungen absicherten und ausbauten.

Ganz offensichtlich konnten die gesellschaftspolitischen Veränderungen im Norden der SBZ schneller und reibungsloser durchgeführt werden als in den Ländern Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Dem entschlossenen Eifer der deutschen und sowjetischen Kommunisten stellte sich nur wenig Opposition und Widerstand entgegen, der die Landespolitik beeinflußte. Kommunisten und Besatzungsmacht setzten somit eine wichtige Tradition des Landes fort, das ‑ mit Ausnahme der Zeit der Weimarer Republik ‑ stets autoritär regiert worden war.


Mir persönlich stellt sich dabei die Frage, ob der fehlende Widerstand nicht auch zu einem gewissen Teil, der harten und rücksichtslosen Vorgehensweise, mit den Besatzern im Hintergrund, geschuldet war ?
Interessierter
 

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