von pentium » 9. Mai 2023, 17:10
Die internationale Presseschau
Neben der Wiederaufnahme Syriens in die Arabische Liga beschäftigen sich die Kommentare mit dem Europatag und der Gedenkfeier anläßlich des Siegs der Sowjetunion über Hitler-Deutschland vor 78 Jahren:
Die norwegische Zeitung DAGBLADET aus Oslo führt aus: „Der 9. Mai wird in Putins Ideologie gleichermaßen gefeiert wie mythologisiert, aber genau das fällt ihm nun auf die Füße. Der Vorfall mit den Drohnen über dem Kreml ist eher ein Zeichen von Schwäche. Hinzu kommt das Video, in dem Wagner-Chef Prigoschin die Militärführung beschimpft. Von nationaler Einigkeit ist da nichts zu erkennen, nur ein aufsehenerregender Kampf auf offener Bühne zwischen Prigoschins Privatmiliz und der Armee. In vielen Städten sind die Feierlichkeiten in diesem Jahr erstmals abgesagt, denn für Paraden gibt es nicht genug Soldaten oder Panzer – die sind in der Ukraine. Auch dürfen Porträts von Kriegshelden und Veteranen nicht hochgehalten werden: Putin befürchtet wohl, dass dann auch Bilder der tausenden Kriegstoten aus der Ukraine gezeigt werden“, vermutet DAGBLADET.
Die italienische Zeitung LA STAMPA stellt fest: „Ein Jahr nach der Aggression gegen die Ukraine riecht es nach Schimmel, nach Spinnweben, nach Resignation, nach Ohnmacht. Der Geruch von Regimen, die der Dekadenz ausgeliefert sind, ohne dass sie in der Lage sind, sie zu beseitigen. Auf dem Roten Platz scheint die einzige Erinnerung, die von schicksalsschwerer Aura umgeben ist, die Mumie von Lenin zu sein. Die Parade ist ein Schaufenster, in dem neue Dinge verkauft werden, die alt aussehen, die man aber trotzdem nicht kaufen kann, weil die Preise zu hoch sind“, betont LA STAMPA aus Turin.
Die lettische Zeitung DIENA aus Riga äußert sich zu möglichen Ausschreitungen im eigenen Land: „In der Gesellschaft ist zuletzt die Sorge und die Unzufriedenheit mit der Arbeit der Polizei gewachsen. Schließlich ist der 9. Mai ein Datum, an dem mit Provokationen von Personen gerechnet werden muss, die unserem Staat ablehnend gegenüberstehen. Diese Leute wollen eine breitere Öffentlichkeit in Lettland und in der demokratischen westlichen Welt auf sich aufmerksam machen. Vermutlich werden die Sicherheitskräfte verstärkt darauf achten, solche Provokationen bereits im Keim zu ersticken, aber nicht alle Risiken lassen sich rechtzeitig ausräumen. Auch kommen dieses Jahr wegen der aktuellen Krise noch mehr Faktoren zusammen, die eine Herausforderung für die Sicherheitskräfte und die Polizei darstellen. Es geht um die Bewahrung der Ordnung und womöglich auch um die Gesundheit oder gar das Leben von Menschen. Es ist zu hoffen, dass wir in diesem Jahr das letzte Mal mit so etwas rechnen müssen“, schreibt DIENA.
Der Europatag ist Thema in der estnischen Zeitung POSTIMEES: „Am 9. Mai 1950 präsentierte der damalige französischen Außenminister Robert Schuman seinen Plan für einen Zusammenschluss der deutschen und französischen Montanindustrie, um einen Krieg zwischen den langjährigen Rivalen in Zukunft unmöglich zu machen. Deshalb ist dieser 9. Mai ein symbolisches Datum für Europa. Aber Tatsache ist auch, dass in diesem Jahr am 9. Mai in Europa kein Frieden herrscht und sich die Europäische Union als Friedensprojekt der Produktion von Munition für die Ukraine widmen muss. Das erinnert eher an die römische Weisheit, wonach man sich für den Krieg rüsten muss, wenn man Frieden will. Auch wenn man lieber nach vorne statt zurückblicken sollte: Für uns symbolisiert der 9. Mai außerdem den Beginn der sowjetischen Besatzung nach dem Zweiten Weltkrieg, und 1950 konnte Estland nicht an der beginnenden europäischen Integration teilhaben“, erläutert POSTIMEES aus Tallinn.
Die polnische Zeitung RZECZPOSPOLITA erinnert: „Alle ‚Gründungsväter‘ der Europäischen Union teilten die Überzeugung, dass das Ziel darin besteht, einen föderalen Staat zu schaffen, der die nationalen Unterschiede respektiert, aber die Demokratie und das effiziente Funktionieren des Ganzen gewährleistet. Im heutigen Polen kommt die Idee eines europäischen Bundesstaates nicht gut an. Die Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit glaubt, Brüssel halte viel zu viel für selbstverständlich. Nach ihrer Meinung besteht die Funktion der EU lediglich darin, ein Geldautomat zu sein, der deutsches Geld ausgibt, ohne Rücksicht auf Rechtsstaatlichkeit und Demokratie in den Mitgliedsstaaten“, notiert die RZECZPOSPOLITA aus Warschau.
Die mexikanische Zeitung LA RAZON bilanziert: „Die heutige Welt unterscheidet sich sehr von der, die 1945 entstanden ist. Und die Ordnung der Zukunft, wird in der Ukraine entschieden, zwischen dem Westen mit den USA und Russland mit China.“ So weit LA RAZON aus Mexiko-Stadt und so viel zu diesem Thema.
DLF
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther
Freundeskreis Schloss Hubertusburg e. V.
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