Verhaftet, gefoltert: Malchows Opfer der "Werwolf"-Tragödie

Verhaftet, gefoltert: Malchows Opfer der "Werwolf"-Tragödie

Beitragvon Werner Thal » 15. November 2020, 10:44

Verhaftet, gefoltert: Malchows Opfer der "Werwolf"-Tragödie

Dieser Teil der Nachkriegsgeschichte wurde in der DDR verschwiegen: Tausende Kinder und Jugendliche
wurden in der sowjetischen Besatzungszone fälschlich beschuldigt, der Nazi-Organisation "Werwolf"
angehört zu haben.

Unter "Werwolf"-Verdacht von russischen Soldaten verhaftet.

Der Neubrandenburger Horst Vau hatte einen älteren Bruder: Karl-Heinz. Vor 75 Jahren hat er ihn zuletzt
gesehen. Karl-Heinz Vau ist Ende 1945 erst 16 Jahre alt, als er im Penzliner Tanzsaal von russischen Soldaten
verhaftet wird. Angeblich soll er für die nationalsozialistische "Werwolf"-Organisation im Untergrund gegen
die Sowjetarmee gekämpft haben.

https://www.ndr.de/geschichte/chronolog ... fe100.html

Grundsätzlich reichte in der damaligen Nachkriegszeit schon der Umstand aus, dass nur sein "Lieblings-Nachbar-Feind" denunziert wurde,
und der Beschuldigte war "weg vom Fenster"; für einige Zeit, für einige Jahre oder - für immer!!
Ob es der Wahrheit entsprach - oder eben nicht!!
Die unmittelbare Nachkriegszeit war eine mitunter grausame Zeit!

W. T.
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Re: Verhaftet, gefoltert: Malchows Opfer der "Werwolf"-Tragödie

Beitragvon ratata » 15. November 2020, 11:57

Als Kind bekam man so Anfang der 50 iger Jahre das Geschehen gar nicht mit . Als zum ersten mal ,Soweit die Füße tragen , Sonntags im spät Nachmittagsprogramm gezeigt wurde , saßen die ganze Verwandtschaft beim Onkel vor dem Fernseher , am Ende des Filmes kam dann die Vergatterung . Meine Mutter , hat im Kreis der Bekannten über ihre Erlebnisse erzählt , Vater wenig . 1965 als ich dann in der Lehre war , da wurde schon von den damals 40 jährigen Kollegen ,über ihre Kriegserlebnisse erzählt . Einige Kollegen waren sogar nach Kriegsende in Russland zum Aufbau demontierter Flugzeugbetreibe verschwunden . Über dessen Schicksale wurde bisher wenig berichtet . Nach der Wende berichtete das ostdeutsche Fernsehen mal darüber.
In dem Betrieb wo ich dann bis nach der Wende tätig war , Da gab es viele Kollegen , die auch mit 15 ,16 Jahren in Oranienburg , in Mühlenberg/ Prettin . Einer war dabei der erlebte das Kriegsende in einer Napolischule in Prag , später dann in den russischen Kohlebergwerken . Meine verstb. Schwager , wurde nachts am Lagerfeuer von Mongolen in Russland gefangen genommen , 1972 als er erstmals in Ostdeutschland war , da erzählte er seine Erlebnisse aus der Gefangenschaft . Seine ersten Monate war er als Gefangener in der nähe eines Feldlazarettes der roten Armee gefangen gehalten , Er war damit beschäftigt. Verwundete zu transportieren , tote Soldaten zu entkleiden . Bevor ein verwundeter Soldat behandelt wurde , selektierte ein Arzt die Soldaten . Wenn sie auch noch ein Lebenszeichen von sich gaben , wurden die brauchbaren Sachen ihnen entnommen , dann wurden sie auf die Leichenwagen geschmissen . Seine weiteren Gefangenenjahre bis Ende 1949 , erlebte er im bekannten Saporoshje. Als er den ersten Russen hier im Osten begegnete , da hatte er solche eine Angst .
Das sind mal meine Erinnerungen zu heutigen Volkstrauertag . Einige Briefe von im ersten Weltkrieg und zweiten Weltkrieg gefallene Angehörige meines verstb, Schwiegervaters habe ich noch . ratata
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Re: Verhaftet, gefoltert: Malchows Opfer der "Werwolf"-Tragödie

Beitragvon Volker Zottmann » 15. November 2020, 13:52

Hallo Werner, nach Malchow haben wir auch Verbindung gehabt. Dort wohnte der Cousin meiner Sprich-Tante aus Düsseldorf. Den haben wir auch ab 1961 mehrmals besucht. Da waren wir in Waren/Müritz auf dem Zeltplatz "Ecktannen".
Auch später trafen wir uns einige Male.
Von dieser Tragödie in Malchow höre ich aber eben das erste mal. Ich werde mal zu seinen Kindern neu Kontakt aufnehmen.
Selbst ist mir nur die traurige Lebensgeschichte vom Bäcker Hecht aus Gernrode geläufig, der auch 1945 als vermeintlicher Wehrwolf mit knapp 17 Jahren weggefangen wurde. Aus seinen aufgebrummten 25 Jahren Arbeitslager wurden zum Schluss 7 volle Jahre in Workuta. Die Mitteldeutsche Zeitung hat seine komplette Lebensgeschichte über Wochen als Mehrteiler veröffentlicht.

Gruß Volker
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Re: Verhaftet, gefoltert: Malchows Opfer der "Werwolf"-Tragödie

Beitragvon Werner Thal » 15. November 2020, 14:05

Hallo Volker,
im Landesinnere von Mecklenburg und Vorpommern war ich weniger, denn wir hatten
erst seit 1981 einen Viertakter als Fortbewegungsmittel. Aber In der Neubrandenburger Ecke waren
wir doch einige Male. Übrigens der ehemalige Konzert- und Hafenlieder-Sänger Horst Köbbert war
gleich nach dem Kriege so ein „gebranntes Kind“. Diese Tatsache wurde auch erst ab 1990 bekannt!

Gruß Werner
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Re: Verhaftet, gefoltert: Malchows Opfer der "Werwolf"-Tragödie

Beitragvon Volker Zottmann » 15. November 2020, 14:17

Ja Werner, darüber hat Horst Köbbert im Fernsehen nach 1990 berichtet.
Dem hatte man auch böse mitgespielt. Ein Wunder aber, dass er doch irgendwann wieder Fuss fassen konnte.
Er wurde im Speziallager Nr. 9 Fünfeichen bei Neubrandenburg gefangen gehalten. Dort starben in der Zeit auch tausende Häftlinge. Das Lager wurde erst von Einheimischen nach 1990 benannt und somit "wiederentdeckt".

Gruß Volker
Volker Zottmann
 


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