Das traurige Schicksal der Kriegswaisen

Das traurige Schicksal der Kriegswaisen

Beitragvon Interessierter » 21. Juni 2020, 09:00

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Millionen von Menschen, meist Frauen und Kinder, müssen nach dem Zweiten Weltkrieg flüchten. Viele sind zu Fuß unterwegs.

Zum Ende des Zweiten Weltkriegs müssen etwa zwölf Millionen Menschen aus den früheren deutschen Ostgebieten flüchten oder werden vertrieben. Die meisten von ihnen sind Frauen und Kinder. Hunderttausende sterben bereits auf der Flucht: Sie erfrieren, verhungern oder werden bei Rache-Aktionen der Roten Armee getötet. Auch Zehntausende Kinder sind unterwegs - allein. Sie haben alles verloren: Ihre Eltern, ihre Heimat, ihre Wohnung. Die Kinder sind traumatisiert, ausgehungert, häufig schwer krank.

Zehntausende Flüchtlinge in Mecklenburg-Vorpommern

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Flüchtlingstreck nach dem Zweiten Weltkrieg.

Viele dieser Kriegswaisen kommen in Mecklenburg-Vorpommern an, das ein wichtiges Durchgangsland für die Flüchtlinge aus den Ostgebieten ist. 1945 sind allein dort 30.000 elternlose Flüchtlings- und Vertriebenenkinder registriert. Der Strom der Kriegswaisen endet auch in den ersten Jahren nach dem Krieg nicht: An einem einzigen Tag im Mai 1947 kommen in Pasewalk in Vorpommern 3.000 Kinder aus Ostpreußen an.

"Wirklich trauern konnte ich damals nicht"

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Viele Flüchtlingskinder sind krank, die meisten durch die Kriegserlebnisse traumatisiert.

Rotraud Becker ist eines dieser Kinder. Gemeinsam mit ihrer Mutter und ihren sechs Geschwistern flieht sie im Februar 1945 aus Danzig nach Mecklenburg. Sie kommen auf einem Dachboden in der Nähe von Güstrow unter. Dort muss die damals Sechsjährige erleben, wie die Russen ihre Mutter vergewaltigen. Die wird schwanger, lässt das Kind abtreiben und stirbt in der Klinik. Die Ärzte teilen lediglich mit, dass die Mutter an Typhus litt und eine Treppe hinuntergestürzt sei. Woran sie letztendlich starb, erfahren die Geschwister nie.

Rotraut Becker erinnert sich an den Tag, als sie die Todesnachricht erhielt: "Man hat damals so viel Schreckliches erlebt. Wirkliche Trauer konnte ich damals gar nicht mehr empfinden. Das ist alles erst im Nachhinein aufgekommen." Nach dem Verlust der Mutter kommen die sieben Kinder, die zwischen einem und elf Jahre alt sind, zunächst in das Kinderheim im Gutshaus Klein-Roge westlich von Güstrow, später in ein Heim, das im Schloss Bellin südlich von Güstrow eingerichtet wird.

https://www.ndr.de/geschichte/chronolog ... en103.html
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