Typische Klischees in der gegenseitigen medialen Darstellung von DDR und BRD

Was dachte der DDR Bürger über den deutschen in der Bundesrepublik. Was hielt der Bundesdeutsche vom DDR Einwohner? Unterschiedliche Ansichten bestehen heute noch. Was drücken sie aus, was wird erwartet?

Re: Typische Klischees in der gegenseitigen medialen Darstellung von DDR und BRD

Beitragvon Turmwache » 13. Juni 2010, 18:54

...es gab da einen Spielfilm zu den Ballonflüchtlingen, jedenfalls eine folgende Szene:...DDR-PKW mit PKW-Hänger, Kastenaufbau, mit außen liegenden Rädern und es fehlten die Schutzbleche , undenkbar
...im selben Film eine abendliche Busszene, Fahrgäste, Frauen und Männer im DDR-Bus, Frauen alle mit Kopftücher wie in den 50igern; stark übertrieben.
vielleicht gabe es da staatlicherseits extra Fördergelder für szenaristische Überziehung.
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Re: Typische Klischees in der gegenseitigen medialen Darstellung von DDR und BRD

Beitragvon Icke46 » 13. Juni 2010, 19:07

Turmwache hat geschrieben:...es gab da einen Spielfilm zu den Ballonflüchtlingen, jedenfalls eine folgende Szene:...DDR-PKW mit PKW-Hänger, Kastenaufbau, mit außen liegenden Rädern und es fehlten die Schutzbleche , undenkbar
...im selben Film eine abendliche Busszene, Fahrgäste, Frauen und Männer im DDR-Bus, Frauen alle mit Kopftücher wie in den 50igern; stark übertrieben.
vielleicht gabe es da staatlicherseits extra Fördergelder für szenaristische Überziehung.


Wobei man sagen muss, dass das ein amerikanischer Film war - und halt so, wie sich die Amerikaner seinerzeit die DDR vorstellten [sick] .

Gruss

icke
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Re: Typische Klischees in der gegenseitigen medialen Darstellung von DDR und BRD

Beitragvon student » 13. Juni 2010, 19:32

@ ABV: Wenn es denn wirklich sächsischer Dialekt ist, mag es ja noch angehen. Aber was da als fürchterliches „Möchte-Gern-Sächsisch“ über dich hereinbricht, ist einfach haarsträubend. Der letzte Film, den ich deswegen abstellen mußte, weil es nicht zu ertragen war, war „Der Wixxer“ , wo Anke Engelke etwas von sich gab, das man sich beim besten Willen nicht antun konnte. Und das ist nur ein Beispiel von vielen. Filme wie „NVA“ habe ich nach einiger Zeit auch abgestellt, und zwar aus den Gründen, die Du auch schon genannt hast: Der NVA-Soldat oder Grenzer trägt grundsätzlich eine schlechtsitzende Uniform, meistens noch mit Phantasieeffekten, besonders beliebt ist das drei Nummern zu große Käppi, das bis über die Ohren reicht und den Träger einfach zur Witzfigur macht. Und das ist das, worauf es meiner Meinung nach ankommt: Den Soldaten der NVA zu etwas zu degradieren, über das man amüsiert grinsen kann. Meistens spielen diese Filme dann auch noch aus der typischen Gefreitenperspektive, wobei ich gegen unsere Gefreiten nichts sagen will, die Postenführer waren immer diejenigen, die wirklich professionell gearbeitet haben. Mit dieser Perspektive meine ich das Soldat-Schwejk-Klischee, das einige Herren Regisseure sich gerne andichten und das, davon bin ich überzeugt, doch nur darstellt, wie sie gerne gewesen wären, aber nie den Mut hatten zu sein. Vielleicht glauben einige auch, sich für ausgestandene Ängste an den Grenzübergangsstellen revanchieren zu müssen. Fakt ist, man kann nicht erwarten, daß ein solches Problem einfach sachlich behandelt wird. Ein wenig tragen wir dazu auch selbst bei, weil wir mit dem, was wir über uns mitteilen, einfach zu zurückhaltend sind. Ich erinnere mich noch an einen Film über die Grenze, in dem sich ein Politstellvertreter erschießt, weil seine Frau fremdgeht. Er schießt sich also in den Kopf, und in der nächsten Einstellung ist zu sehen, wie zwei Soldaten die Schweinerei, die er angerichtet hat, mit einem Eimer Wasser wegputzen, als wäre das sozusagen Alltag in einer Grenzkompanie. Man merkt, daß dort Leute am Werke sind, die eine vorgefaßte Meinung haben und daraus schlußfolgernd die Dinge so darstellen, wie sie glauben daß sie gewesen sein müßten. Und natürlich immer als Unterton: „Und von solchen Witzfiguren habt ihr Ossis euch vierzig Jahre drangsalieren lassen ...“
Es gibt einige gute Dokumentationen, z.B. „Die verschwundene Armee“, aber mit „NVA“ und „Sonnenallee“ ist eben mehr Quote zu machen, und es werden ja auch gar nicht diejenigen angesprochen, die das wirklich aus eigenem Erleben kennen, sondern es wird das Klischee bedient, daß die „Alten“ eben uncoole Typen waren und ihr Regiment über die clevere Jugend von heute endgültig passé ist. Im Osten wie auch jetzt im Westen erzeugte und erzeugt man Typen, die alle Eigenschaften in Summe hatten, die das jeweils andere System ablehnte, bzw. der jeweilige Systemgegner war die ungetrübte Lichtgestalt. Das konnte eigentlich auch gar nicht anders sein. Der kalte Krieg war die äußerste denkbare Zuspitzung eines Konflikts unterhalb des Einsatzes von Waffengewalt, und das mußte sich auch in solchen Schwarz-Weiß-Figuren ohne Zwischentöne darstellen.
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Re: Typische Klischees in der gegenseitigen medialen Darstellung von DDR und BRD

Beitragvon CaptnDelta » 14. Juni 2010, 00:24

@student: mit der Einschaetzung zu 'An die Grenze' geb ich Dir recht: Durch die Reinigungsaktion nach dem Selbstmord, sowie der Quatsch mit dem Schlafmittel hatte der Film auch fuer mich Glaubwuerdigkeit verloren.

@turmwache, @icke: "Night Crossing" musste innerhalb ziemlich kurzer Zeit gedreht werden, deswegen einige der faux-pas. Man war anscheinend kurz an ostdeutschen Requisiten (zumindest hat man nicht irgendwelche Westdeutschen verwendet, wir z.B. umgekehrt in einer ostdeutschen Agentenserie), deswegen musste ein weisser Skoda S100 mehr als diese im Durchschnitt in der DDR vorhanden waren durch's Bild huschen. Was natuerlich nicht identisch ist sind die Bierglaesser in der Kneipe in Poessneck - so schoene Glaesser haetten sich in der DDR innerhalb von ein paar Stunden von selber verabschiedet.
Ein weiterer Fehler auch das man zwar das ostdeutsche Autokennzeichensystem benutzte, diese jedoch auf westdeutsche DIN-Platten presste. Die Stasi-Ermittlungsarbeit ist (fuer damalige Verhaeltnisse, und was man darueber wusste) relativ authentisch dargestellt, jedoch war der von Klaus Loewitsch verkoerperte Unhold - bestehend aus SED-Bonze, IM, und hauptamtlichen Stasimitarbeiter- im wirklichen Leben natuerlich nicht moeglich - da hat man mehr als eine Rolle zusammengelegt. Worunter die deutsche Version des Filmes am meisten zu leiden hatte waren die deutschen Dialoge.
@turmwache: solche Selbstbau-Autoanhaenger gab es bei uns im Dorf noch einige zu dieser Zeit (1979), ohne Schutzbleche etc, von daher waren diese schon authentisch. Warscheinlich haetten die Besitzer die Dinger nur nicht soweit rumgekarrt.

Ich hab' mir vor einiger Zeit die Serie "Das unsichtbare Visier" zugelegt, bin gerade dabei die noch mal anzusehen. Muss sagen, da gibts irgendwie keine 5 Minuten ohne das was offensichtlich daneben ist. Das geht in der ersten Szene los (eine BR03 faehrt rueckwaerts von Russland nach Deutschland? Ja, richtig....). Das "Bayrisch" das da gesprochen wird fuehrt zum festwachsenden Grinsen, genauso Stereotypen das es ganz normal fuer einen bayrischen BW-Wachmann ist, denn Tag mit 5 kleinen DDR-Bier zu beginnen. [grins]
Auto's passen eigentlich fast alle nicht in die Epoche, oder sind Fahrzeuge aus dem OStblock, die nie in den entsprechenden Laendern liefen. Der Clou ist jedoch die Mi-2 des BND!!, welche von der CIA mittels russischer RPG's!! aus einer Hoehe geholt wird, welche der arme Hubschrauber nie haette erreichen duerfen. Natuerlich stellt Agent Detjens aufgrund der Spurbreite eines von der CIA benutzten russischen Jeeps!! (mit "amerikanischem" Kuehlergrill) fest, das der Angriff in den schweizer Alpen von der CIA ausgefuehrt wurde....
Die Filme sind gute Unterhaltung, natuerlich ideologisch verbraemt (manchmal soweit das der Bock zum Gaertner gemacht wird), allerdings auch deswegen unterhaltsam weil man bei jedem Anschauen ein paar neue Unstimmigkeiten entdecken kann.

Im grossen und ganzen muss ich sagen das ich manchmal von neueren deutschen Filmen und deren Authentizitaet nicht so begeistert bin. Das hat man anscheinend in Hollywood bei guten Produktionen inzwischen besser drauf, entsprechend auf Authentizitaet zu achten.

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Re: Typische Klischees in der gegenseitigen medialen Darstellung von DDR und BRD

Beitragvon Berliner » 14. Juni 2010, 22:07

hier ein Film zum 35. Jahrestag der DDR-Grenztruppen, "Grenzer". Die Klischees zum BGS sind im Ueberfluss.

Quelle: DDR Grenztruppen


Noch dazu ein amerikanischer Propagandafilm aus 1962, der Sprecher ist Ronald Reagan. Interessanterweise werden die chinesischen Ambitionen in Indochina als "imperialistisch" bezeichnet.

Quelle: Hidden Agenda - The Truth About Communism


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Re: Typische Klischees in der gegenseitigen medialen Darstellung von DDR und BRD

Beitragvon Alpha4550 » 15. Juni 2010, 20:34

Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass zu Zeiten des kalten Krieges die militärische Stärke des Warschauer Paktes bei uns im Westen stark übertrieben dargestellt wurde. Damals als junger Wehrpflichtiger habe ich diese Darstellung auch geglaubt.Allerdings kam ich mächtig ins Grübeln, als ich eine Stabsrahmenübung mitgemacht habe und hörte, wie sich Offiziere über die sowjetische Armee unterhielten. Es war von Problemen in der materiellen Versorgung die Rede und man sprach über Probleme der Russen in Afghanistan. Ein Oberst hat damals 1987 sogar den Zerfall der Sowjetunion vorausgesagt. [denken]

Das widersprach alles vollkommen der offiziellen Berichterstattung. Daran läßt sich doch klar erkennen, in welchem Umfang man durch die Medien manipuliert wird. I
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Re: Typische Klischees in der gegenseitigen medialen Darstellung von DDR und BRD

Beitragvon karl143 » 15. Juni 2010, 23:28

Mein Gott, wenn ich früher gewußt hätte, in welch blutrünstiger Speerspitze ich meinen Dienst gemacht habe. Aber im Ernst, diesen Satz "Werktätige in Uniform" finde ich toll. Auf sowas muß man erst mal kommen. Da war die PR-Abteilung des Arbeiter- und Bauernstaates voll auf der Höhe der Zeit. [laugh]
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Re: Typische Klischees in der gegenseitigen medialen Darstellung von DDR und BRD

Beitragvon manudave » 16. Juni 2010, 05:16

Alpha4550 hat geschrieben:Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass zu Zeiten des kalten Krieges die militärische Stärke des Warschauer Paktes bei uns im Westen stark übertrieben dargestellt wurde. Damals als junger Wehrpflichtiger habe ich diese Darstellung auch geglaubt.Allerdings kam ich mächtig ins Grübeln, als ich eine Stabsrahmenübung mitgemacht habe und hörte, wie sich Offiziere über die sowjetische Armee unterhielten. Es war von Problemen in der materiellen Versorgung die Rede und man sprach über Probleme der Russen in Afghanistan. Ein Oberst hat damals 1987 sogar den Zerfall der Sowjetunion vorausgesagt. [denken]

Das widersprach alles vollkommen der offiziellen Berichterstattung. Daran läßt sich doch klar erkennen, in welchem Umfang man durch die Medien manipuliert wird. I


Hallo Alpha,

was meinst du denn mit "stark übertrieben" bzw. welche Jahre meinst du?

Denn der Warschauer Pakt musste eigentlich nicht übertrieben dargestellt werden...
Wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein!
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Re: Typische Klischees in der gegenseitigen medialen Darstellung von DDR und BRD

Beitragvon Turmwache » 16. Juni 2010, 05:31

[

Das widersprach alles vollkommen der offiziellen Berichterstattung. Daran läßt sich doch klar erkennen, in welchem Umfang man durch die Medien manipuliert wird. I[/quote]

...der Meinung bin ich auch, Hüben wie Drüben das gleiche Dilemma für uns das Volk damals, nur bin ich der Meinung, da es ja wie gesagt nun die DDR nicht mehr gibt, ist die ganze Sache jetzt recht einseitig gelastet.
Wer sich zB wie P.Scholl-Latour , also ein Mann von jahrzehntelangen Erfahrungen gegen den damals durch die USA inszenierten Irak-Krieg öffentlich wendet wurde dann in deutschen medien von einem deutschen als "senil" bezeichnet.
Oder jetzt die Kritik an Herrn Köhler ist doch sehr schwammig,obwohl
Zitat von heute SDZ:

"In der Bevölkerung hatte Köhler in den vergangenen zwei Wochen viel Verständnis gefunden" Zitat Ende

Also : Politiker # Presse # Bevölkerung

"Dem Volk aufs Maul geschaut"?
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Re: Typische Klischees in der gegenseitigen medialen Darstellung von DDR und BRD

Beitragvon Turmwache » 16. Juni 2010, 05:34

karl143 hat geschrieben:Mein Gott, wenn ich früher gewußt hätte, in welch blutrünstiger Speerspitze ich meinen Dienst gemacht habe. Aber im Ernst, diesen Satz "Werktätige in Uniform" finde ich toll. Auf sowas muß man erst mal kommen. Da war die PR-Abteilung des Arbeiter- und Bauernstaates voll auf der Höhe der Zeit. [laugh]


Ja das fand ich auch lustig,

Heute heißt es wohl nur noch "Staatsbürger in Uniform"
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