SBZ - Ostzone - Zonengrenze - Demarkationslinie

Was dachte der DDR Bürger über den deutschen in der Bundesrepublik. Was hielt der Bundesdeutsche vom DDR Einwohner? Unterschiedliche Ansichten bestehen heute noch. Was drücken sie aus, was wird erwartet?

SBZ - Ostzone - Zonengrenze - Demarkationslinie

Beitragvon karl143 » 30. August 2011, 00:07

Im Westen wurde die DDR nicht als solche benannt. Jahrzehntelang wurde von der Sowjetisch besetzten Zone, oder der Ostzone gesprochen. Und das nicht nur Privat, sondern auch ganz offiziell. Worte wie Grenze oder DDR galten bis Mitte der 70er Jahre als Tabu. Aber auch danach wurde noch ganz offen auch in den Medien nie die von der DDR gewünschte Anrede verwendet.

In dem von Mara eingestellten Film über Helmstedt, der 1980 im ZDF gesendet wurde, fällt das Wort Zonengrenze
( viewtopic.php?f=37&t=2519 ). Das war 9 Jahre vor der Grenzöffnung. Probleme hatte mit dieser "Sprachregelung" aber mehr die DDR als die Bewohner der Bundesrepublik. Für die ostdeutschen Machthaber war das mehr eine Frage des Prestige. Sie litten ja besonders unter der jahrzehntelangen Nichtanerkennung durch die meißten westlichen Staaten.
Ich kann mich daran erinnern, das bei Gesprächen in der Familie, in Sportvereinen oder auch in der Schule nie das Wort DDR gebraucht wurde. Wie war das bei Euch ?
karl143
 

Re: SBZ - Ostzone - Zonengrenze - Demarkationslinie

Beitragvon Nostalgiker » 30. August 2011, 00:33

Wir sprachen in der Regel vom Westen, Westdeutschland oder Drüben. Wohlgemerkt im Privatbereich.
Offiziell wurde sich an die Bezeichnung BRD oder Bundesrepublik Deutschland gehalten.

Die Grenze hieß Grenze oder Westgrenze.
Die Mauer stand in Berlin und Antifaschistischer Schutzwall, den Begriff gab es ebenfalls nur in offiziellen Reden.

Wobei mir gerade auffällt das in den 50er Jahren noch der Streit tobte (in der BRD) wie denn nun die SBZ oder DDR politisch korrekt zu benennen sei.
Da die BRD sich als als Vertretung des Deutschen Reiches in den Grenzen von 1937 sah kursierte lange Zeit der Versuch die offizielle Sprachregelung in Richtung Mitteldeutschland zu bringen. Ostdeutschland waren doch die verlorenen Gebiete.

Frage wie bezeichneten denn sich die Bundesbürger selber?
Mir ist in Erinnerung das sie sich selbst als Westdeutsche titulierten, jedenfalls diejenigen welche ich kannte.

Wie haben wir uns benannt?
Jedenfalls nicht als Bürger der DDR, aber wie wir uns genau bezeichneten weiß ich ehrlich gesagt nicht mehr.

In der DDR gab es bekanntlich vier große Volksstämme: Fischköppe(alle nördlich von Berlin), Berliner, Sachsen(alle südlich von Berlin) und die Bewohner der kleinen zänkischen Gebirgsrepublik (Bezirk Suhl).
Allen drei war eins gemeinsam, sie hassten die Berliner mit Inbrust und die Berliner hassten die Sachsen, haben diese doch Walter nach Berlin geschickt.

Gruß
Nostalgiker
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Re: SBZ - Ostzone - Zonengrenze - Demarkationslinie

Beitragvon Hartmut-Mobil » 30. August 2011, 07:34

Frage wie bezeichneten denn sich die Bundesbürger selber?
Als deutsche bei mir ist noch heute so denn im Ausweis steht als Staatsangehörigkeit Deutsch.
In den alten Westberliner Personalausweisen stand dar Inhaber dieses Personalausweissees ist Deutscher Staatsangehöriger.
http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_S ... %B6rigkeit
Mit freundlichen Grüßen
Hartmut
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Re: SBZ - Ostzone - Zonengrenze - Demarkationslinie

Beitragvon Luchs » 30. August 2011, 10:27

Meine Staatsangehörigkeit war deutsch. Also war ich Deutscher.

Aus dem Wissen heraus, dass in der DDR auch Deutsche lebten, fühlte ich mich schon als sehr junger Mensch mit den Deutschen in der DDR verbunden. Auch wenn ich damals noch Ostzone sagte. [flash]

Im Schulunterricht wurde über die Zonengrenze gesprochen. Das war in der 8. oder 9. Klasse auch einmal Thema unserer Projektwoche. Unserem Lehrer war immer daran gelegen, uns die Tatsache, dass in der DDR auch Deutsche leben zu vermitteln. Somit die Teilung Deutschlands als unnatürlich, Deutschland als zusammengehörig darzustellen.

Er musste damals einen ganz schönen Spagat hinlegen, als er uns erklärte, dass wir von den Deutschen aus der Ostzone als Feinde gesehen wurden, obwohl wir sie als - ich glaube dieser Begriff passt am Besten - Nachbarn sahen. Auch von Staatsseite so sehen sollten.
Viele Grüße [hallo]
Micha
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Re: SBZ - Ostzone - Zonengrenze - Demarkationslinie

Beitragvon karl143 » 30. August 2011, 14:30

In der Schule wurde generell von Ostzone und Zonengrenze gesprochen. Wenn ich selber von mir sprach, nannte ich mich Westdeutscher. Ich hatte damals auch Briefkontakte zu Mädchen in Holland und England, auch für die gab es nur West- und Ostdeutsche. Als ich 1973 beim BGS anfing war SBZ oder Ostzone durchaus gebräuchlich. Die Grenze war die DL gleich Demarkationslinie. Das blieb auch in den Streifenberichten und im Sprachgebrauch (Funk, Gespräch mit Kollengen) nach dem Helsinki Abkommen so. Ich weiß noch, das aber darauf geachtet werden sollte, nicht das Kürzel BRD zu verwenden. Dieses wurde nämlich von der DDR für die Bundesrepublik verwendet. Also immer schön Bundesrepublik ausschreiben....
karl143
 

Re: SBZ - Ostzone - Zonengrenze - Demarkationslinie

Beitragvon dein1945 » 30. August 2011, 15:00

In Berlin war es die Sektorengrenze, mal Ost- mal Westberliner, obwohl in Richtung Ostberlin auf der Tafel stand, "Sie betreten den Demokratischen Sektor" oder "SIE BETRETEN DEN AMERIKANISCHEN SEKTOR"
auf Westberliner Seite oder "VOUS QUITTEZ SECTEUR FRANCAIS" (Verlassen den französischen Sektor) die Schilder auf der Westseite waren vier sprachig, kleiner Nachtrag, meine Frau kam aus dem Ruhrpott und war eine "Westdeutsche",

Gruß aus Berlin
Man(n) muß wissen wenn Schluß ist !
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Re: SBZ - Ostzone - Zonengrenze - Demarkationslinie

Beitragvon karl143 » 30. August 2011, 16:27

dein1945 hat geschrieben:In Berlin war es die Sektorengrenze, mal Ost- mal Westberliner, obwohl in Richtung Ostberlin auf der Tafel stand, "Sie betreten den Demokratischen Sektor" oder "SIE BETRETEN DEN AMERIKANISCHEN SEKTOR"
auf Westberliner Seite oder "VOUS QUITTEZ SECTEUR FRANCAIS" (Verlassen den französischen Sektor) die Schilder auf der Westseite waren vier sprachig, kleiner Nachtrag, meine Frau kam aus dem Ruhrpott und war eine "Westdeutsche",

Gruß aus Berlin


Hallo Achim,
ja, Humor hatten sie auf der anderen Seite. [flash]
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Re: SBZ - Ostzone - Zonengrenze - Demarkationslinie

Beitragvon augenzeuge » 30. August 2011, 17:14

Nach einem kurzen Blick zurück und dem Lesen des Schildes "Sie betreten den Demokratischen Sektor" sollen manche Flüchtlinge ganz verunsichert weitergegangen sein.... [flash]
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Re: SBZ - Ostzone - Zonengrenze - Demarkationslinie

Beitragvon Edelknabe » 30. August 2011, 19:21

Ich war Leipziger, ich war also von hüben und die Anderen (aus dem Westen), die waren von drüben. Dazu habe ich einmal im deutschen Wörterbuch nachgeschlagen.

hüben Uw: (mundartlich) auf dieser Seite
drüben...ist nun logisch...auf der anderen Seite

Deswegen auch das mit der Grenze Karl, also Ihr wart die von drüben, nicht aus dem Westen nein, ihr wart von drüben,eben von der anderen Seite, so einfach war das. Kam die Verwandtschaft aus dem Ruhrpott kam Tante Hulda" von drüben."
Meine Frau kann es aber auch nicht mehr mit Bestimmtheit sagen, aber dies müsste für meine Erinnerung hinkommen.
Das mit der Zone....SBZ hatten wir hier schoneinmal in der Diskussion, nur finde ich den Fred nicht auf die Schnelle.

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Re: SBZ - Ostzone - Zonengrenze - Demarkationslinie

Beitragvon manudave » 30. August 2011, 19:52

Wir sagten "Westen" oder "Drüben" - als Flüchtlinge im Westen wurden wir "Zonies" genannt. [shocked]
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Re: SBZ - Ostzone - Zonengrenze - Demarkationslinie

Beitragvon augenzeuge » 30. August 2011, 19:55

Edelknabe hat geschrieben: Ihr wart die von drüben, nicht aus dem Westen nein, ihr wart von drüben,eben von der anderen Seite, so einfach war das.
Rainer-Maria


Nee, du warst von drüben..... [laugh]
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Re: SBZ - Ostzone - Zonengrenze - Demarkationslinie

Beitragvon Dille » 30. August 2011, 20:13

Um auch dazu was zu sagen : sowohl als ich noch in der DDR gelebt habe, als auch nach meiner Flucht habe ich auf Postkarten/ Briefe aus dem Ausland in die DDR immer "East- Germany" geschrieben, die Post ist damit auch weitgehend angekommen, aber lustig fand ich, daß die "Deutsche Post" (also deren Postkontrolleure) mit diesem Problem wohl vertraut waren :

Es gab einen Stempel "Staatsbezeichnung unzulässig, richtige Bezeichnung Deutsche Demokratische Republik", der dann auf die Postsendung gedrückt wurde, zumindest für Briefe habe ich dies mehrmals gesehen (meine Eltern haben es mir gezeigt).

Im innerdeutschen Postverkehr war ja eine Staatsbezeichunung nicht erforderlich, als Prefix zur Postleitzahl war lange das "X" geläufig, also z.B. "X- 102 Berlin" (z.B. um die Jannowitzbrücke), ich hab' das immer auch so beibehalten.

Gruß, Dille
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Re: SBZ - Ostzone - Zonengrenze - Demarkationslinie

Beitragvon Ari@D187 » 14. März 2012, 22:26

karl143 hat geschrieben:Im Westen wurde die DDR nicht als solche benannt. Jahrzehntelang wurde von der Sowjetisch besetzten Zone, oder der Ostzone gesprochen. Und das nicht nur Privat, sondern auch ganz offiziell. Worte wie Grenze oder DDR galten bis Mitte der 70er Jahre als Tabu. Aber auch danach wurde noch ganz offen auch in den Medien nie die von der DDR gewünschte Anrede verwendet.

In dem von Mara eingestellten Film über Helmstedt, der 1980 im ZDF gesendet wurde, fällt das Wort Zonengrenze
( viewtopic.php?f=37&t=2519 ). Das war 9 Jahre vor der Grenzöffnung. Probleme hatte mit dieser "Sprachregelung" aber mehr die DDR als die Bewohner der Bundesrepublik. Für die ostdeutschen Machthaber war das mehr eine Frage des Prestige. Sie litten ja besonders unter der jahrzehntelangen Nichtanerkennung durch die meißten westlichen Staaten.
Ich kann mich daran erinnern, das bei Gesprächen in der Familie, in Sportvereinen oder auch in der Schule nie das Wort DDR gebraucht wurde. Wie war das bei Euch ?

Man denke in dem Zusammenhang auch an das Zonenrandgebiet und das Zonenrandförderungsgesetz. Das Zonenrandgebiet war noch einiges tiefer als das Grenzgebiet auf der anderen Seite und es existierte wimre bis 1990. Hatte 1990 arge Schwierigkeiten in dem ZRG eine Tanke zu finden, da ich ob der Tankstellenknappheit in der äh DDR [wink] vor dem Passieren der Grenze auf dem Weg nach Berlin noch volltanken wollte. Bin mir nicht mehr sicher was wir häufiger gebrauchten damals, aber sowohl Zone als auch DDR waren gängig. Die Grenze an sich war mir wimre damals lediglich als Zonengrenze geläufig, keineswegs als Staatsgrenze. Andererseits hatte die DDR damals größeren "Auslandscharakter" als jedes andere Nachbarland.

Ari
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