Berlin – S-Bahn im geteilten Berlin (Stadtbahn)
Zitat aus einem Beitrag im Drehscheibe Online Forum
Zum Verständnis ein Blick in die jüngere Geschichte:
Aufgrund der Vier-Mächte-Vereinbarungen war festgelegt, dass Berlin nach dem Krieg in vier Sektoren aufgeteilt werden soll. Dabei war zunächst jedoch nicht an Teilung, sondern nur an Verwaltungszuständigkeiten der Alliierten gedacht.
Das Eisenbahnnetz in ganz Berlin sollte wegen dem betrieblich sinnvollen Austausch von Fahrzeugen durch die Reichsbahn betrieben werden.
Die Auswirkungen des kalten Krieges und die zunehmende Abschottung des Ost-Sektor gestaltete diesen durchaus vernünftigen Plan jedoch schwierig.
Mit dem Bau der Mauer waren die Netze getrennt oder an der Stadtgrenze unterbrochen. Die Stadtbahn war im Grenzbahnhof Friedrichstraße gebrochen. Weiterfahrt nur nach Grenzabfertigung.
Mit dem Bau der Mauer wurde die S-Bahn in West-Berlin weitgehend boykottiert. Omnibus-Linien und U-Bahn-Neubauten wurden bewusst parallel zur S-Bahn angelegt. "Wer S-Bahn fährt, zahlt Ulbrichts Stacheldraht" lautete ein Slogan. Das war zwar insofern Unsinn, als ein städtisches Verkehrssystem nie Gewinne einfährt, traf aber die Gefühlslage der Berliner im Westen.
Hinzu kam ein separates Preis-System. Wer mit einer BVG-Fahrkarte beliebig zwischen Bus + Bahn umsteigen konnte, zahlte nicht noch mal extra für die Nutzung der S-Bahn.
Vermutlich aus Angst vor Übergriffen bestanden im Bereich der Westberliner S-Bahn noch bis in die 80er Jahre Bahnsteigs-Sperren, sogenannte "Wannen". Diese und andere seltsamen Relikte von überkommener Kontrolle machte die S-Bahn auch nicht attraktiver.
1980 streikten die West-Berliner Eisenbahner. Die DDR nutzte die Gelegenheit, sich vom teuren Verlustbringer zu trennen und stellte im Westen auf allen Strecken, die nicht den Bahnhof Friedrichstraße berührten, den Betrieb ein. Die vorhandene Betriebspflicht wurde nie ernsthaft eingefordert. Die Züge waren ohnehin fast leer.
Die Existenz der S-Bahn als "Geisterbahn" war eine Verschwendung von Ressourcen in der geteilten Stadt. Erst mit Wirkung vom 9. Jan. 1984 wurde eine Vereinbarung getroffen, nach der die Betriebsführung für das westliche Netz an die BVG überging.
Immerhin war damit erstmals ein Tarif-Verbund gegeben.
Betriebliche Kuriositäten, die nur durch die Teilung erklärlich waren, gab es jedoch weiterhin. So musste am Lehrter Stadtbahnhof der Triebfahrzeugführer der BVG den Zug verlassen und ein Lokführer der Reichsbahn übernahm die Fahrt für den kurzen Abschnitt über den Humboldt-Hafen durch die DDR-Grenzsperren bis in den Bhf. Friedrichstraße.
Nach der Wende (ab 2. Juli 1990) wurde wieder ein durchgehender Stadtbahn-Verkehr eingerichtet.
Die S-Bahn-Betriebsführung, die bei der BVG stets ein Fremdkörper blieb, ging per 1. Jan. 1994 an die Deutsche Bahn.
Leider habe ich erst nach 1980 begonnen, Fotos von der S-Bahn zu machen.
Faszinierend war die Architektur der Bahnhöfe, die Fahrzeuge mit dem markanten Fahrgeräusch, die meist hölzerne Innenausstattung mit blanken Messing- oder zumindest Alu-Beschlägen, einfach wunderbar...
Die geschichtsträchtige, leicht schmuddelig-marode Atmosphäre, die für eine Großstadt seltsame Ruhe (zumindest im westlichen Netz) im S-Bahnbereich, alles das konnte inspirieren...
Hier der Beitrag nur kann man die Fotos nicht anschauen
https://www.drehscheibe-online.de/foren ... 17,4509479Die Links zum Thema:
https://de.wikipedia.org/wiki/Geschicht ... %80%931989)
https://www.stadtschnellbahn-berlin.de/ ... /index.phphttp://www.stillgelegte-s-bahn.de/....
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther
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