80 Jahre Münchner Abkommen

Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg (1933–1945)

80 Jahre Münchner Abkommen

Beitragvon pentium » 29. September 2018, 16:43

Wie der Westen die Tschechoslowakei verraten hat...

Es dürften sich nur die wenigsten Tschechen noch gut an die Nacht zum 30. September 1938 erinnern können, als ohne Beteiligung von Vertretern aus der Tschechoslowakei im Münchner „Führerbau“ über die politische und territoriale Zukunft des Landes entschieden wurde. Im Sinne der Beschwichtigungspolitik sind die Regierungschefs von Großbritannien und Frankreich den Forderungen Hitlers, dass der junge Staat seine Grenzregion – das sogenannte Sudetenland – an Nazi-Deutschland abtrete, damit die dort ansässige deutschsprachige Bevölkerung „heim ins Reich“ geholt werden könne, nachgekommen. In Folge dessen dankte der tschechoslowakische President Edvard Beneš ab und die Republik, die von seinem Vorgänger Tomáš Garrigue Masaryk 1918 im Lande ausgerufen worden war, wurde aufgelöst. Erst mit dem Kriegsende wurden die annektierten Gebiete erneut Teil der wiederhergestellten Tschechoslowakei.




Die Glocke gellt gellt die Glocke Verrat
wessen Hand hat sie geläutet
du süsses Frankreich stolzes Albion
und wir sind es die sie geliebt
(übers. von Peter Demetz)

So schrieb der Avantgarde-Dichter František Halas im Herbst 1938 und fing in den Augen der Mehrheit der damaligen Kritiker wie Leser den gerechten Zorn und die tiefe Traurigkeit, gar Enttäuschung des überrumpelten Landes äußerst treffend ein.

https://erinnerung.hypotheses.org/3335

...
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
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Re: 80 Jahre Münchner Abkommen

Beitragvon Grenzwolf62 » 29. September 2018, 16:56

War heute ein Interessanter Artikel in der Freien Presse über die Bunkerbollwerke der Tschechen an der deutschen Grenze, bei Komotau kann man da wohl einen restaurierten Teil besichtigen, werde ich mir mal anschauen.
Interessant war auch das die Tschechei 1938 bei Mobilmachung 2 Millionen Soldaten unter Waffen bekommen hätte.
Aber Panzer hatten sie wohl keine.
Alles wird, vielleicht, gut.
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Re: 80 Jahre Münchner Abkommen

Beitragvon pentium » 29. September 2018, 17:05

Die tschechoslowakische Armee verfügte 1938 über mehr als 400 gepanzerte Kettenfahrzeuge moderner Bauart. Es gab darüber hinaus zahlreiche Straßenpanzerwagen (Zwei- und Dreichachser), die mit schweren Maschinengewehren bewaffnet waren.

An gepanzerten Kettenfahrzeugen waren folgende Typen bekannt, die bei den Skodawerken entwickelt worden waren:

Ein leichter Panzerwagen mit 2 Mann Besatzung, bewaffnet mit 2 MG; ein Panzerkampfwagen (Gewicht 6 Tonnen) mit 4 Mann Besatzung, Bewaffnung 1 Kanone 3,7 cm, 1 MG (Dieses Fahrzeug war nur in geringer Stückzahl vorhanden); ein Panzerkampfwagen (Gewicht 10,5 Tonnen) mit 3 Mann Besatzung, Bewaffnung 1 Kanone 3,7 cm, 2 MG. Dieses Fahrzeug wurde 1934/35 bei Skoda entwickelt und 1936 mit der Bezeichnung LT vz 35 in die tschechoslowakische Armee eingeführt. 1938 war die Panzertruppe zu etwa 75 % mit diesen modernen Kampfpanzern ausgestattet. Die Deutsche Wehrmacht übernahm diesen Panzer mit der Bezeichnung Pz 35 (t) und setzte ihn bis 1941/42 ein.

Inzwischen hatten die Skodawerke einen noch moderneren Panzer mit der Bezeichnung LT vz 38 entwickelt, der 1939 in die Armee eingeführt werden sollte. Hierzu kam es nicht mehr. Das serienreife Fahrzeug wurde weiter produziert und von der Deutschen Wehrmacht als Pz 38 (t) übernommen.

http://www.giesshuebel.de/951armee.htm

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Re: 80 Jahre Münchner Abkommen

Beitragvon pentium » 29. September 2018, 17:12

Zu sehen sind tschechische Bunker in Böhmen. Diese Bunker sind Teil des Tschechoslowakischen Walls (československé opevnění) und gehören zur Verteidigungslinie um Plzeň (Pilsen). Der Tschechoslowakische Wall (auch als Benes-Linie bekannt) wurde in den 1930er Jahren errichtet und ähnelt der Maginotlinie. Die Verteidigungslinie um Plzeň gehört zum weniger stark ausgebauten Abschnitt des Tschechoslowakischen Walls, weshalb man nur kleinere Bunker vorfindet.


Die tschechische Benes Linie



Dokumentation über die Bunker der Benes Linie die vor dem 2ten Weltkrieg gebaut wurde um die Tschechoslowakei vor einem Angriff aus dem benachbarten Deutschen Reich zu schützen.

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Re: 80 Jahre Münchner Abkommen

Beitragvon pentium » 30. September 2018, 17:08

Eine abgestimmte Eskalation

Neben dem Deutschen Reich waren die Deutschen in der Tschechoslowakei einer der Triebfedern für das Münchner Abkommen. Wie war aber die Stimmung unter bei Tschechen und Sudetendeutschen vor dem Jahr 1938? Wie konnte es zur Radikalisierung kommen? Mit diesen Fragen hat sich der Historiker Volker Zimmermann vom Collegium Carolinum beschäftigt. Ein Gespräch.

https://www.radio.cz/de/rubrik/spezial/ ... eskalation

Wenn wir schon beim Deutschen Reich sind. Welche Rolle spielten denn Deutschland und insbesondere Adolf Hitler im Hintergrund der Sudetendeutschen Partei?

„Die Sudetendeutsche Partei hatte 1935 einen bedeutenden Wahlsieg errungen und wurde von da an vom Deutschen Reich unterstützt. Das waren jetzt keine großen Summen, die Hilfe des Reiches blieb aber durchgehend und wurde mit der Zeit immer stärker. 1937 schreibt Konrad Henlein einen Brief an Hitler, dass die Krise im Sudetenland nicht mehr ohne eine Abtretung des Gebietes an das Deutsche Reich zu lösen sei. Im März 1938 empfängt Hitler Henlein schließlich persönlich und vereinbart mit ihm, zunehmend unerfüllbare Forderungen an die tschechoslowakische Regierung zu stellen. Man kann also sagen, dass ab spätestens März 1938 eine Eskalation in der Sudetenkrise betriebe wurde. Und das in enger Abstimmung des Deutschen Reiches mit der Sudetendeutschen Partei.“

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Re: 80 Jahre Münchner Abkommen

Beitragvon Grenzwolf62 » 30. September 2018, 17:19

Wenn ich den Böhmischen Teil des Erzgebirges besuche, wundere ich mich immer wie man es schafft eine Region innerhalb von 70 Jahren so runterlumpern zu lassen.
Ich sag nur Joachimsthal oder halt Jachimov.
Die Anstrengungen bezüglich Zusammenlebens wie in Bärenstein/Weipert sind ja aller Ehren wert, aber wenn du nach den ersten 100 Metern in Weipert mal dahinter schaust friert es ja den Hund mitsamst der Hütte, genau wie in Komotau was wohl so eine Art Oberzentrum darstellen soll.
Prag hat doch die Ecke scheinbar aufgegeben und den Zigany als gemütliche Heimat zugedacht, Tschechen flüchten doch von dort wenn sie gescheit sind.
Zuletzt geändert von Grenzwolf62 am 30. September 2018, 17:32, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: 80 Jahre Münchner Abkommen

Beitragvon pentium » 30. September 2018, 17:31

Grenzwolf62 hat geschrieben:Wenn ich den Böhmischen Teil des Erzgebirges besuche, wundere ich mich immer wie man es schafft eine Region innerhalb von 70 Jahren so runterlumpern zu lassen.
Ich sag nur Joachimsthal oder halt Jachimov.


Vermintes Gelände oder anders gesagt, die Frage solltest du besser nicht in Böhmen stellen. Nach der Vertreibung der Deutschen kamen Umsiedler, die eine Beziehung zu ihrer neuen Heimat erst finden mussten. Dies sowie die rücksichtslose Planung in der kommunistischen Herrschaft zerstörte eine große Anzahl von Orten mit einer jahrhundertelangen Tradition.

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Re: 80 Jahre Münchner Abkommen

Beitragvon Grenzwolf62 » 30. September 2018, 17:41

Ich kenne die geschichtlichen Zusammenhänge, aber sogar Bozi Dar/Gottesgab ist doch trotz Skigebiet um den Keilberg eher eine Ruinenansammlung im Ort.
Alles wird, vielleicht, gut.
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