Rettung aus KZ Sachsenhausen Wie Gerta Stern die Gestapo foppte

Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg (1933–1945)

Rettung aus KZ Sachsenhausen Wie Gerta Stern die Gestapo foppte

Beitragvon Interessierter » 19. Januar 2018, 13:36

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Gerta Stern ist 101 Jahre alt, rettete sich und ihren Mann aus den Fängen der Nazis und arbeitet nach wie vor in ihrem Kosmetikstudio in Panama City. Das klingt nach ausreichend Stoff für ein Buch.

Gerta Stern steht an einem Novembertag des Jahres 1938 in Hamburg vor der schicken Eingangstür des Hauses an der Bergstraße 9. Die 23-jährige Jüdin aus Wien braucht dringend Hilfe für ihren Ehemann und Fürsprecher in einer für sie fast aussichtslosen Lage. Sie hält das elegante Sandsteingebäude nahe der Binnenalster für eine Botschaft. Auf ihr Klopfen öffnet aber ein Herr mit Hakenkreuz-Abzeichen am Revers. In diesem Moment steht für die Jüdin auf der Suche nach Rettung vor den Nationalsozialisten die Welt still. Doch der Mann heißt sie herzlich beim Norddeutschen Lloyd willkommen, einer der größten Reedereien der Welt. Herr Otto, so lässt sich der Mann damals nennen, ist Teil einer Gruppe deutscher Geschäftsleute, die Juden retten wollten.
Ehemann wird am 9. November deportiert

Gerta Stern stammt aus einer bekannten jüdischen Familie in Österreich und ist Schauspielerin. Sie und ihr Ehemann Moses - ein Fußballprofi - sind von Österreich zuvor gemeinsam an die Alster gereist, um ein rettendes Schiff nach Südafrika zu besteigen. Doch das Visum will einfach nicht kommen. Stattdessen kommt am 9. November die Gestapo und deportiert Moses während der Hamburger Novemberpogrome in das KZ Sachsenhausen. Alle Hoffnungen des jungen Paares scheinen dahin zu sein. Bis Gerta Stein an jenem Tag zufällig auf "Herrn Otto" trifft. Er verhilft dem Ehepaar Stern in den folgenden Wochen zu einer sicheren Passage nach Panama.

Buch erzählt ihre Geschichte

Das alles ist 78 Jahre her - doch die inzwischen 101-jährige Hauptdarstellerin dieses historischen Thrillers kann davon berichten, als sei es gestern gewesen. Die deutsche TV-Journalistin und Autorin Anne Siegel stößt im vergangenen Jahr bei einem Besuch in der mittelamerikanischen Metropole Panama City auf Gerta Stern. Sie freundet sich mit der betagten Exil-Wienerin an, findet deren ominösen Helfer und schreibt schließlich in ihrem jüngst im Europa Verlag erschienenen Buch "Señora Gerta" die dramatische Biografie auf. Entstanden ist ein ungewöhnliches und höchst lebendiges Zeugnis deutscher Geschichte. Ein Buch voller Wärme und Detailtreue. Und eine spannende Lektüre.

Dramatische Rettungsaktion


Von Gertas Jugend in Wien ist dort die Rede, von ihrer Heirat mit dem Fußballprofi Moses Stern. Und von einem schweren Gang: Bevor sie gemeinsam von Hamburg ins rettende Panama reisen können, muss Moses aus dem KZ zurückgeholt werden. Anne Siegel beschreibt fasziniert, ja amüsiert und doch zugleich ehrfürchtig, wie die junge Frau eines Abends in einer Art privatem Himmelfahrtskommando in die berüchtigte Hamburger Gestapo-Zentrale marschiert und ihre Schauspielfähigkeiten einsetzt. Ihr rotzfrecher Auftritt als Wiener Straßenmädchen beeindruckt den Wachhabenden und veranlasst ihn, tatsächlich den Passierschein für Moses unterzeichnen. Dass ihr Mann bis zu seinem Tod 1991 als Juwelier und Fußballmanager ein zweites Leben führen darf, verdankt er Gertas Husarenritt.

https://www.ndr.de/kultur/geschichte/Wi ... rn100.html

Zum besseren Verständnis wie Frau Stern die Freilassung ihres Mannes erreichte dieses:
Gerta hatte nun ein doppeltes Ziel: ihren Mann zu befreien und Visa zu besorgen. Nachdem sie bei vielen Konsulaten abgewiesen worden war, konnte sie schließlich Visa für Panama beantragen. Die Befreiung ihres Mannes erreichte sie kurz darauf durch ein Husarenstück: sie betrat entschlossen das Hamburger Gestapo-Hauptquartier, spielte die resolute, leicht wirre Österreicherin mit nahezu unverständlichem Dialekt und behauptete, die Verhaftung ihres Mannes sei ein Versehen, da sie nur auf der Durchreise seien und Visa für Südafrika hätten. Tatsächlich wurde die Freilassung des inzwischen nach Sachsenhausen verbrachten Moses veranlasst.
Interessierter
 

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