Bunkerstadt Wünsdorf

Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg (1933–1945)

Bunkerstadt Wünsdorf

Beitragvon Interessierter » 9. April 2021, 09:24

Die Bunkerstadt Wünsdorf ist einer der bedeutendsten Schauplätze der Geschichte des nationalsozialistischen Deutschlands. Von hier aus steuerte die deutsche Wehrmacht große Teile des Heeres. Mitten im Wald lassen sich hier heute riesige Anlagen wie die Verbotene Stadt und die Bunker Zeppelin und Maybach besichtigen. Eindrucksvoll bekommt man so einen Einblick in die Arbeit der nationalsozialistischen Militärmaschine.

Bild

Die Bunkeranlage Maybach


Mein Führer stellt sich als Reserveoffizier und Geschichtslehrer vor. Er möchte sich in diesem Kontext lieber nicht als Führer bezeichnen, sondern als Erzähler. In militärischem Ton und mit weitreichendem Wissen führt er mich über das Gelände und durch die Bunker. Eine großartige Führung, ich kann nur jedem wünschen, dass er den gleichen Führer bekommt.

Gleich zu Anfang werde ich darauf hingewiesen, dass es im Bunker Zeppelin kalt wird. 18 Meter unter der Erde herrschen konstant zehn feuchte Grad Celsius. Dann geht es los. Durchs alte rostige Tor der Anlage mitten hindurch durch die riesigen Häuser des Bunkers Maybach.

Aus zwölf Gebäuden besteht der Maybach-Bunker in Wünsdorf. Von hier aus wurden unter anderem auch die Panzer des deutschen Heeres kontrolliert. Da die Panzer Motoren der Firma Maybach hatten, entstand der Name des Bunkers. In den zwölf Gebäuden war ein großer Teil der Führung des deutschen Heeres untergebracht. Nach dem befreienden Sieg der Alliierten sprengten Soldaten der Sowjetunion die Maybach-Bunker. Doch die Tonnen von nationalsozialistischem Stahlbeton halten einiges aus. Und so sind die Gebäude der Bunkerstadt Wünsdorf auch heute noch gut zu sehen.

Doch warum sehen die Maybach-Bunker in Wünsdorf eigentlich aus wie Bauernhäuser aus Stahlbeton? Die Antwort ist Tarnung. Von oben aus der Luft sollten die Flugzeugbesatzungen der Alliierten denken, dass es sich bei den Bunkern um Wohngebäude handelt. Keine Bombe wert. Außerdem sollten von den spitzen Dächern die Bomben abprallen und herunterkullern. Alles in allem eine äußerst durchdachte Konstruktion. Sogar ein Druckluftsystem gegen Gasangriffe war in den unteren Etagen eingerichtet.

Ich staune über die düsteren, an U-Boote erinnernden Bunkergebäude. Dann geht es weiter zum unterirdischen Bunker Zeppelin.

Der Zeppelin-Bunker


Der Zeppelin-Bunker in der Bunkerstadt Wünsdorf erhielt seinen Namen vom Standort Zossen. Zeppelin war der militärische Code für den Buchstaben Z. Z wie Zossen, also Zeppelin. Der Bunker liegt über drei Stockwerke verteilt in einer Tiefe von bis zu 18 Metern unter der Erde.

Ganze Lastwagen konnten in den Bunker hineinfahren, um dort entladen zu werden. Im Bunker Zeppelin war die Deutsche Reichspost untergebracht. Hunderte von Personen arbeiteten in der Anlage in Wünsdorf. Über mehrere hundert Meter lange unterirdische Gänge war der Bunker Zeppelin mit den Bunkern Maybach und verschiedenen Zugängen verbunden. Bis 1994 wurde die Anlage weiter genutzt. Heute steht sie leer.

Nachdem wir die von den Soldaten der Sowjetunion nachträglich angebaute Schleuse gegen atomare Angriffe passiert haben, wandern wir durch die langen dunklen Gänge. Ich möchte hier nicht arbeiten, denke ich mir. Eine unangenehme Vorstellung. Auch unangenehm ist die Vorstellung, was von hier aus organisiert wurde.

Beeindruckend auch, wie sich die Nutzung dieser Anlagen immer fortsetzt. Erst die Nationalsozialisten, dann die Sowjetunion und die DDR. Schließlich noch eine Zeit lang die Bundeswehr. Erschreckend der Gedanke mal wieder, dass es stets die gleichen Leute sind. Der Staatsapparat kommt nicht ohne sie aus.

Und so wird über die Mörder nicht gerichtet, sondern sie werden wieder in ihre Ämter befördert. Dazu das schöne Beispiel unseres Führers von einem General, der – angefangen mit dem Deutschen Reich unter Hindenburg – in vier verschiedenen Systemen vereidigt wurde. Weiß jemand, wer das war? Ich erinnere mich nicht mehr.

Zum Schluss unserer Führung durchqueren wir einen langen Stollen und eine Treppe. Dann stehen wir wieder am Wünsdorfer Tageslicht. Nach der Kälte in der Tiefe fühlt sich der Sommer Brandenburgs wie eine tropische Hölle an. Die Luft stickig und feucht. Ich bin ziemlich beeindruckt. Und ich frage mich, welche mysteriösen Orte ich außer der Bunkerstadt Wünsdorf bisher noch verpasst habe. In den vielen Jahren, die ich in Berlin lebte und durch das Umland der Stadt und Brandenburg wanderte.

Bild

Weitere Bilder gibt es hier:
https://awieatlas.de/wuensdorf/https:// ... wuensdorf/
Interessierter
 

Zurück zu Nationalsozialismus (1933–1945)

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast