Das Ende der Weimarer Republik

Das Ende der Weimarer Republik

Beitragvon pentium » 30. August 2020, 15:45

Aaaaalso, da ja immer mal wieder gewisse Analogien zwischen Weimar und Heute aufgestellt werden, hier mal ein kleiner Thread zum Ende der Weimarer Republik.

Worum es geht? Um die letzten Jahre und Gründe für das Ende der Weimarer Republik, über das man auch heute noch trefflich streiten kann.
Entwicklung mal grob skizziert:

- Die goldenen 20er Enden mit dem Black Friday ziemlich abrupt in einer großen Weltwirtschaftskrise
- U.a. Massenarbeitslosigkeit ist eine der Folgen
- Gleichzeitig wird die Republik immer instabiler, da keine dauerhafte Regierung mehr zustande kommt
- Hindenburg regiert durch Notverordnungen nach Art. 48 der Weimarer Reichsverfassung
- Bei der letzten freien Wahl im November 1932 verlieren die Nazis 4% und holen 33%, dennoch reicht es für SPD und Zentrum deutlich nicht eine Regierung zu bilden.
- Heftige Flügelkämpfe bei der NSDAP zwischen Hitler und Strasser folgen
- Aufgrund diverser Geheimtreffen u.a. mit Oskar Hindenburg kann der RP überzeugt werden, Hitler dennoch zum Kanzler zu ernennen, da man glaubt ihn leicht zu kontrollieren können.
- Es kommt zur "Machtergreifung" Ende Januar 1933

Also die Diskussion ist hiermit eröffnet
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Re: Das Ende der Weimarer Republik

Beitragvon Dr. 213 » 30. August 2020, 17:03

Der Vergleich ist interessant.
Das Kasperltheater der Regierung, die Zersplitterung in immer mehr Interessensgruppen und Parteien.
Das alles interessiert solange keinen Normalo, wie er Arbeit hat und man sich für die Zukunft wenig Sorgen machen muß.

Das letzte, was so in etwa den Goldenen Zwanzigern nahekommt, würde ich auf die Jahre 1990 bis 1997 verorten.
Ab dann ging es wieder bergab, mit den Höhepunkten Dotcom- Blase, die Terroranschläge 2001, die Einführung der
H4 Gesetze und des damit verbundenen Ausweitung des Billiglohnsektors und der ungesunden Förderung der Zeitarbeit.

Und in solchen Zeiten braucht es scheinbar ab und zu mal so einen Hitler oder Trump.
Nicht weil das eine besonders wünschenswerte Angelegenheit wäre sondern damit sich die Führung wieder auf das
Wohlergehen ihrer Bürger konzentrieren und z.B. nicht Weltsozialamt spielen oder sich mit Genderkram die Zeit vertreiben.

Deutschland wäre ein reiches Land und die Bürger könnten super hier leben, wenn man aus diesem Land wieder einen
elitären abgeschotteten Club machen würde, in den nur bei Bedarf und dann auch nur nützliche Menschen reindürfen.
Das klingt vielleicht egoistisch, aber in Ländern wie Norwegen oder Australien funktioniert das außerordentlich gut.

Herzlichst
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Re: Das Ende der Weimarer Republik

Beitragvon Nostalgiker » 30. August 2020, 17:05

Deutschland, Deutschland über alles .....
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

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Re: Das Ende der Weimarer Republik

Beitragvon Dr. 213 » 30. August 2020, 17:17

Nostalgiker hat geschrieben:Deutschland, Deutschland über alles .....


Es freut mich, daß Du dich im Deutschen Liedgut auskennst, ja da hat mal ein Sozialdemokrat was gutes produziert.
Das es von dem österreichischen Malergesellen und seinen Handlern so mißbraucht worden ist, dafür kann auch ich nichts.

Herzlichst
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Re: Das Ende der Weimarer Republik

Beitragvon Nostalgiker » 30. August 2020, 17:49

Was für ein sachlicher Beitrag Dottore ....
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

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Re: Das Ende der Weimarer Republik

Beitragvon Volker Zottmann » 30. August 2020, 21:29

Dass August Heinrich Hoffmann von Fallersleben Sozialdemokrat war, ist ja zumindest mir was ganz Neues. [flash]
Dort könnte er ja nur noch 11 Lebensjahre mitgewirkt haben, dann war er tot.
Das Textwerk zur späteren Hymne entstand 1841 auf Heloland, ganz ohne SPD-Mitwirkung.
Und Komponist Haydn hatte sich bereits 1809 verabschiedet.

Gruß Volker
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Re: Das Ende der Weimarer Republik

Beitragvon Dr. 213 » 30. August 2020, 23:38

Nicht die Schöpfer.
Friedrich Ebert hat es zur Hymne ernannt, mit allen Strophen.
Ab dann war es ein Politikum, wo sich alle ihre Lieblingsstrophen ausschneiden- oder auch schwärzen konnten, so wie es beliebt.

An was er bei der berühmten Stelle mit dem "über alles" gedacht hat, ich weiß es nicht.
Damals hatte man noch nicht solche Befindlichkeiten, diesen Text würde man sich heute so nicht mehr erlauben.

Herzlichst
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Re: Das Ende der Weimarer Republik

Beitragvon OaZ » 31. August 2020, 07:01

Dr. 213 hat geschrieben:...
Das es von dem österreichischen Malergesellen ...

Herzlichst
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Nach meinem Kenntnisstand hatte er sich für ein Kunststudium beworben, fiel aber durch. Eine (handwerkliche) Malerlehre hat er nie begonnen, geschweige denn ist er jemals Geselle gewesen. Er konnte finanziell gesehen relativ gut vom frühen Tod beider Elternteile leben (Halb- und Vollwaisenrente)
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Re: Das Ende der Weimarer Republik

Beitragvon OaZ » 31. August 2020, 07:08

Dr. 213 hat geschrieben:Nicht die Schöpfer.
Friedrich Ebert hat es zur Hymne ernannt, mit allen Strophen.
Ab dann war es ein Politikum, wo sich alle ihre Lieblingsstrophen ausschneiden- oder auch schwärzen konnten, so wie es beliebt.

An was er bei der berühmten Stelle mit dem "über alles" gedacht hat, ich weiß es nicht.
Damals hatte man noch nicht solche Befindlichkeiten, diesen Text würde man sich heute so nicht mehr erlauben.

Herzlichst
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Das lässt sich schnell aufllösen:

Deutschland als ganzheitlichen Staat gab es zu Zeiten Hoffmann von Fallerslebens nicht. Die deutsche Kleinstaaterei mit ihren Königreichen, Grafschaften, Fürstentümern, Herzogtümern usw. verhinderte das vehement. Der Wunsch vieler Deutschen in einem einheitlichen und mächtigen Staat wie Frankreich zu leben, war sehr groß.
Die Formulierung "Deutschland, Deutschland über alles" sollte seinerzeit zum Ausdruck bringen, dass es aktuell kein wichtigeres Thema gibt, als endlich die Kleinstaaterei zu überwinden und einen einheitlichen Nationalstaat zu schaffen. Die Herstellung der deutschen Einheit, einhergehend mit der Gründung eines an Frankreich orientierten Nationalstaates, ging sozusagen "über alles" (über alle anderen Probleme, Sorgen und Nöte)
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Re: Das Ende der Weimarer Republik

Beitragvon Olaf Sch. » 31. August 2020, 07:36

wem geht es denn wirklich schlecht in Deutschland? Gibt es noch Trockenwohner?
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Re: Das Ende der Weimarer Republik

Beitragvon OaZ » 31. August 2020, 07:44

Trockenwohner? [grins] ... höre ich heute erstmals. Ich glaube jedoch zu wissen, was du meinst.
Kaum vorstellbar. Aber das sollte wohl 2020 in einem Land wie Deutschland auch kein Thema mehr sein.
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Re: Das Ende der Weimarer Republik

Beitragvon Nostalgiker » 31. August 2020, 08:14

AkkuGK1 hat geschrieben:wem geht es denn wirklich schlecht in Deutschland? Gibt es noch Trockenwohner?


In welcher Blase lebst du denn?

Rund 18% der Gesamtbevölkerung Deutschlands gelten als Arm, das heißt das es ihnen nicht möglich ist aus eigenem einkommen ihren notwendigsten Lebensunterhalt zu bestreiten.

Trockenwohnen gibt es nicht mehr da die Grundlage dafür; Kalkmörtel als Putz für die Innenwände; fehlt.
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Re: Das Ende der Weimarer Republik

Beitragvon OaZ » 31. August 2020, 08:17

Nostalgiker hat geschrieben:
AkkuGK1 hat geschrieben:wem geht es denn wirklich schlecht in Deutschland? Gibt es noch Trockenwohner?


In welcher Blase lebst du denn?

Rund 18% der Gesamtbevölkerung Deutschlands gelten als Arm ...


Und viele gelten als Bein? Und Rumpf? [laugh] ... sorry ... aber das war ne Steilvorlage, der konnte ich nicht ausweichen. Nichts für ungut!
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Re: Das Ende der Weimarer Republik

Beitragvon Nostalgiker » 31. August 2020, 08:22

Deutsche Sprache schwere Sprache [grins]
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

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Re: Das Ende der Weimarer Republik

Beitragvon Volker Zottmann » 31. August 2020, 09:41

Dr. 213 hat geschrieben:Nicht die Schöpfer.
Friedrich Ebert hat es zur Hymne ernannt, mit allen Strophen.
Ab dann war es ein Politikum, wo sich alle ihre Lieblingsstrophen ausschneiden- oder auch schwärzen konnten, so wie es beliebt.

An was er bei der berühmten Stelle mit dem "über alles" gedacht hat, ich weiß es nicht.
Damals hatte man noch nicht solche Befindlichkeiten, diesen Text würde man sich heute so nicht mehr erlauben.

Herzlichst
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So betrachtet gehen wir weiter konform.
Ich war direkt zum Ursprung gegangen.

Gruß Volker
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Re: Das Ende der Weimarer Republik

Beitragvon Volker Zottmann » 31. August 2020, 09:46

OaZ hat geschrieben:
Das lässt sich schnell aufllösen:

Deutschland als ganzheitlichen Staat gab es zu Zeiten Hoffmann von Fallerslebens nicht. Die deutsche Kleinstaaterei mit ihren Königreichen, Grafschaften, Fürstentümern, Herzogtümern usw. verhinderte das vehement. Der Wunsch vieler Deutschen in einem einheitlichen und mächtigen Staat wie Frankreich zu leben, war sehr groß.
Die Formulierung "Deutschland, Deutschland über alles" sollte seinerzeit zum Ausdruck bringen, dass es aktuell kein wichtigeres Thema gibt, als endlich die Kleinstaaterei zu überwinden und einen einheitlichen Nationalstaat zu schaffen. Die Herstellung der deutschen Einheit, einhergehend mit der Gründung eines an Frankreich orientierten Nationalstaates, ging sozusagen "über alles" (über alle anderen Probleme, Sorgen und Nöte)


So hast Du das ganz genau beschrieben, OaZ. Größenwahn eines späteren Hitlers war an keiner Stelle im Gedankengerüst der Urheber.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Das Ende der Weimarer Republik

Beitragvon pentium » 31. August 2020, 09:54

In romantischer Schwärmerei von einem einigen Land deutscher Sprache, ohne lästige Grenzen zwischen Kleinstfürstentümern, schrieb von Fallersleben die notorischen Zeilen

„Deutschland, Deutschland über alles,

Über alles in der Welt,

Wenn es stets zu Schutz und Trutze

Brüderlich zusammenhält,

Von der Maas bis an die Memel,

Von der Etsch bis an den Belt –

Deutschland, Deutschland über alles,

Über alles in der Welt!“

Diese erste Strophe war geprägt von der Stimmung des Vormärz (die zwei Jahrzehnte vor der Märzrevolution 1848). Deutschland, besser gesagt, der Deutsche Bund, wie das Konglomerat hieß, das aus Königreichen, (Groß)Herzogtümern Fürstentümern, (Land)Grafschaften und Hansestädten bestand, war ein Flickenteppich mit Dutzenden von Grenzen und Zollschranken. Die Sehnsucht nach einem einheitlichen Staat von der Etsch (Südtirol) bis an den Belt (Holstein/Dänemark) schlug sich in Fallerslebens Worten nieder. Es war die Sehnsucht nach einer eigenen Identität – das glatte Gegenteil dessen, was später die Nazis aus den schwärmerischen Zeilen machen sollten.

Denn „über allem in der Welt“, da stand für Fallersleben und all jene, die später die Revolution von 1848 anstießen, ein einiges, ein einheitliches Staatsgebiet – verbunden in „Einigkeit und Recht und Freiheit“. Der liberale Freigeist Fallersleben musste bitter büßen für seinen Wunsch nach Einigkeit und Freiheit. Ihm wurden erst seine Professur für Germanistik in Breslau samt Pensionsanspruch entzogen, dann die preußische Staatsbürgerschaft. 39-mal wurde er während seines Exils ausgewiesen, allein dreimal aus seiner Heimatstadt Fallersleben, bevor er 1848 amnestiert wurde.

Das „Lied der Deutschen“ hat neben der im heutigen Deutschland einzig gesungenen dritten noch eine zweite Strophe. Sie schwärmt, ganz nationalromantisch, von den deutschen Frauen, dem deutschen Wein und dem deutschen Sang – und von deren guten Renommee im Rest der Welt, ganz friedlich und weltoffen. Die drei Strophen waren in der Weimarer Republik offizielle Nationalhymne. Zuvor, im Kaiserreich, gab es keine offizielle Hymne, jedoch wurde Haydn dennoch gespielt, in Gestalt der Kaiserhymne ...

Die Nationalsozialisten behielten die Hymne, sangen aber nur die erste Strophe, fast immer gemeinsam mit dem nazistischen „Horst-Wessel-Lied“, was Fallerslebens Dichtung nachhaltig verunglimpfte und ihr den mörderischen Makel anhängte, der Strophe eins und damit die ganze Hymne, bis heute begleitet.

https://www.paz-online.de/Nachrichten/W ... ionalhymne
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Re: Das Ende der Weimarer Republik

Beitragvon Volker Zottmann » 31. August 2020, 09:56

Armut...?
Es ist immer eine Betrachtungsweise, in Deutschland ist es eine schräge, statistische.
Mancher Balkanbewohner wäre gerne so "arm" wie ein armer Deutscher. Die Messlatte ist in der Wohlstandsgesellschaft so hoch geschraubt, dass es oft peinlich ist. Wohnraum haben alle, die es auch wollen und satt ist noch immer jeder heutige Deutsche geworden. Wenn nicht, liegt es zumindest nicht am System.
Die heutige staatliche Wohlfahrt ist jedoch falsch angelegt. Dadurch reizt es viele (nicht alle) Arme gar nicht, auch nur einen Finger zum Broterwerb zu krümmen.
Wenn ich hier sehe, wie viele faule Menschen lieber zur Tafel gehen, als selbst zum eigenen Lebenserhalt beizutragen, wird es einem schlecht.

Gruß Volker
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Re: Das Ende der Weimarer Republik

Beitragvon Volker Zottmann » 31. August 2020, 10:02

pentium hat geschrieben:Die Nationalsozialisten behielten die Hymne, sangen aber nur die erste Strophe, fast immer gemeinsam mit dem nazistischen „Horst-Wessel-Lied“, was Fallerslebens Dichtung nachhaltig verunglimpfte und ihr den mörderischen Makel anhängte, der Strophe eins und damit die ganze Hymne, bis heute begleitet.

https://www.paz-online.de/Nachrichten/W ... ionalhymne


Gerade deshalb sollte heute wieder das ganze Lied gesungen werden. Der Verunglimpfung kann man nur offen begegnen. Strophen auszusparen "beweist" der Welt ein falsches Schuldeingeständnis. (Bezogen nur auf die Hymne)
Wer sich damait auseinandersetzt, wird es begreifen.

Gruß Volker
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Re: Das Ende der Weimarer Republik

Beitragvon OaZ » 31. August 2020, 10:16

Das Problem besteht allerdings leider (auch) darin, dass dieses "über alles" eben falsch ausgelegt wurde und teilweise heute noch wird.
Und spätestens wenn man es in eine andere Sprache übersetzt, wird es noch problematischer.

Die Kleinstaaterei ist ja manchmal leider noch immer nicht überwunden, nennt sich heute nur Pluralismus bzw. Ländersache. Was allein in der Bildungspolitik damit für Schaden angerichtet wird, sehen Betroffene u.a. dann, wenn sie in ein anderes Bundesland umziehen.

Corona hat auch gezeigt, zu welch kruden Auswüchsen Pluralismus führt.
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Re: Das Ende der Weimarer Republik

Beitragvon pentium » 31. August 2020, 11:51

Naja, Weimar war bis jetzt nicht so das Thema, aber puuh, Weimar ist aber auch nicht so einfach abzuhandeln. Da musste dann ja die gesamteuropäische Situation, das Trauma des ersten Wk undundund ansprechen. Das wäre dann ja wie das Öffnen der Büchse von Pandora...Also weiter mit dem Lied der Deutschen....
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Re: Das Ende der Weimarer Republik

Beitragvon Volker Zottmann » 31. August 2020, 12:05

OaZ hat geschrieben:Das Problem besteht allerdings leider (auch) darin, dass dieses "über alles" eben falsch ausgelegt wurde und teilweise heute noch wird.
Und spätestens wenn man es in eine andere Sprache übersetzt, wird es noch problematischer.

Die Kleinstaaterei ist ja manchmal leider noch immer nicht überwunden, nennt sich heute nur Pluralismus bzw. Ländersache. Was allein in der Bildungspolitik damit für Schaden angerichtet wird, sehen Betroffene u.a. dann, wenn sie in ein anderes Bundesland umziehen.

Corona hat auch gezeigt, zu welch kruden Auswüchsen Pluralismus führt.


In Harzgerode, meinem Wohnort, wurden die Kinder eines Jahrgangs an einer Schule sogar nach zweierlei Lehrplänen unterrichtet.
Die einen lernten ordentliches Deutsch und die andere Klasse, dort wo blöderweise meine Enkelinnen dabei waren, lernten "Schreiben nach Hören". Das ist der größte Bockmist, der je verbrochen wurde. Mutti, Vati und die Großeltern mussten dann gegensteuern, damit die Kinder halbwegs die Grammatik und die Rechtschreibung beherrschen.

Insofern muss ich die zentralistische DDR-Bildungspolitik loben, zumindest was die Einheitlichkeit anging. Da haben heute ältere Ossis den Wissensvorsprung, die haben nämlich beides erlebt um sich ein umfassendes Bild zu machen.
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Re: Das Ende der Weimarer Republik

Beitragvon Dr. 213 » 31. August 2020, 12:13

Die Erklärung zum Ursprung des Liedes gefällt mir. gefällt mir. Danke !

Ich meine mich zu erinern, daß dieses Lied nicht im DDR- Geschichtsunterricht behandelt wurde.
Ich meine aber, es wurde das Hambacher Fest besprochen.

Die zweite Strophe finde ich pers. aktuell besonders wichtig.
Wo doch zur Zeit unser Brauchtum und unsere Werte an Merkels Gäste angepasst und dabei immer mehr zurück gedrängt werden.

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Re: Das Ende der Weimarer Republik

Beitragvon Volker Zottmann » 31. August 2020, 13:08

Die deutsche Nationalhymne im Schulunterricht gründlichst erklären, Herkunft und damalige Gedanken vermitteln, schüfe ein besseres Nationalbewusstsein.
Kein Land plagt sich so mit seiner Vergangenheit, wie Deutschland. Die damaligen Übeltäter sind inzwischen genauso verrottet, wie der Napoleon in Frankreich. Wir sollten uns als Land auf unsere Stärken besinnen und nicht immer nur schamvoll als Deutsche dem Weltgeschehen hinterherhinken. Vergangenes gehört abgestreift zu werden, ohne es ganz zu vergessen.
Dazu gehört auch, heutige Werte und Stolz zu vermitteln. Genauso, wie ich es zigmal in Canada erlebte, wo fast jeder Einwohner zu seiner canadischen Nation steht, ohne jedesmal Führungsansprüche rausstreichen zuwollen.

Unsere Nationalhymne gehörte mit Verweis auf ihren tatsächlichen Ursprung in Gänze ins Bildungsprogramm.

Gruß Volker
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Re: Das Ende der Weimarer Republik

Beitragvon OaZ » 31. August 2020, 15:25

Volker Zottmann hat geschrieben:Die deutsche Nationalhymne im Schulunterricht gründlichst erklären, Herkunft und damalige Gedanken vermitteln, schüfe ein besseres Nationalbewusstsein.
...
Gruß Volker


Dazu fehlt es
1. an Zeit (max. 2 Wochenstunden, oft weniger)
2. an Interesse (das ist auch kaum zu wecken; schon die DDR liegt für die allermeisten 15jährigen genau so weit zurück wie das Mittelalter)
3. an verwertbaren Vorkenntnissen, auf die man aufbauen könnte

Als vor wenigen Jahren im Zusammenhang mit dem Massaker/Völkermord an den Armenen ein Politiker forderte, Geschichtslehrbücher neu zu schreiben und dies mit in den Unterricht aufzunehmen, konnten viele Lehrkräfte nur mitleidig schmunzeln mit ihren 2 Wochenstunden Unterricht. Es reicht ja noch nicht mal, deutsche Geschichte im Zusammenhang mit internationaler halbwegs vernünftig zu behandeln.
Für viele ist das alles vorbei und uninteressant ("Wozu muss ich den Mist wissen? Ich lebe im Hier und Heute!")
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Re: Das Ende der Weimarer Republik

Beitragvon Volker Zottmann » 31. August 2020, 18:45

Genau deshalb, OaZ, schrieb ich ja im Konjunktiv.
Na klar hast Du damit recht. Ich höre täglich von den fehlenden Lehrern, den dadurch zusammengestrichenen Schulstunden. Meine beiden Enkelinnen berichten seit Donnerstag wieder.
Das fehlende Lehren wird der Nation auch noch gewaltig auf die Füße fallen. (Ganz ohne Konjunktiv)

Und was dumme und in weiten Teilen ungebildete Menschen heute wählen, sieht man in den USA. Geschichte wiederholt sich.
Ich finde das schlimm.

Gruß Volker
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Re: Das Ende der Weimarer Republik

Beitragvon Dr. 213 » 31. August 2020, 19:29

Volker Zottmann hat geschrieben:
Und was dumme und in weiten Teilen ungebildete Menschen heute wählen, sieht man in den USA. Geschichte wiederholt sich.
Ich finde das schlimm.

Gruß Volker


Es fehlen nur noch weinige Zutaten, dann ist es wieder so weit.
Eine richtig heftige Wirtschaftskriese mit Millionen von Armen.
Und eine charismatische Führerpersönlichkeit die dann diese Menschen billigst einsammeln kann.
Sie werden ihm folgen, trotz aller Geschichte. Auch ein Hitler wurde an die Macht gewählt.

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Re: Das Ende der Weimarer Republik

Beitragvon pentium » 31. August 2020, 19:35

Dr. 213 hat geschrieben:
Volker Zottmann hat geschrieben:
Und was dumme und in weiten Teilen ungebildete Menschen heute wählen, sieht man in den USA. Geschichte wiederholt sich.
Ich finde das schlimm.

Gruß Volker


Es fehlen nur noch weinige Zutaten, dann ist es wieder so weit.
Eine richtig heftige Wirtschaftskriese mit Millionen von Armen.
Und eine charismatische Führerpersönlichkeit die dann diese Menschen billigst einsammeln kann.
Sie werden ihm folgen, trotz aller Geschichte. Auch ein Hitler wurde an die Macht gewählt.

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Wenn man aber Deutschland 2020 mit Deutschland 1932 vergleichen will...nein, da sehe ich fast keine Gemeinsamkeiten.

In den frühen 30er jahren war Deutschland in einer schweren Wirtschaftskrise mit Geldentwertung, Millionen von Arbeitslosen und einem sehr schwachen sozialen Netz.
Das Land hatte nach einem verlorenen Weltkrieg und einem demütigendem Friedensvertrag große Teile seines Territoriums verloren, war teilweise besetzt und es gab überall Separationsbestrebungen sowie gewaltsame Umsturzversuche von rechts und inks. Die demokratischen Parteien waren untereinander zerstritten und hatten keine Mehrheit mehr im Reichstag. Täglich gab es Straßenschlachten mit Toten und Verletzten.
Wenn ich mir dagegen unser Land heute anschaue...verglichen mit damals leben wir fast wie im Paradies.

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Re: Das Ende der Weimarer Republik

Beitragvon steffen52 » 31. August 2020, 19:48

pentium hat geschrieben:Wenn ich mir dagegen unser Land heute anschaue...verglichen mit damals leben wir fast wie im Paradies.

....

Noch leben wir fast wie im Paradies, Steffen(Pentium)! Das wird sich aber bald ändern! Denke mal nach was demnächst alles auf die Bevölkerung zukommt oder glaubst Du der Staat kann noch lange so mit dem
Geld um sich werfen! Okay er könnte es drucken, was haben wir dann? [shocked] Oder er holt es sich wieder zurück von den Steuerzahlern! Was dann passiert kannst Du Dir ja auch denken!!!! [denken]
Gruß steffen52
"Die Großen hören auf zu herrschen, wenn die Kleinen aufhören zu kriechen!"
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Re: Das Ende der Weimarer Republik

Beitragvon Ari@D187 » 31. August 2020, 19:51

pentium hat geschrieben:[...]
Das Land hatte nach einem verlorenen Weltkrieg und einem demütigendem Friedensvertrag große Teile seines Territoriums verloren, war teilweise besetzt und es gab überall Separationsbestrebungen sowie gewaltsame Umsturzversuche von rechts und inks. Die demokratischen Parteien waren untereinander zerstritten und hatten keine Mehrheit mehr im Reichstag. Täglich gab es Straßenschlachten mit Toten und Verletzten.
[...]

Hmm, viel fehlt da aber auch nicht mehr. [hallo]

Ari
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